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Br. 226. 20. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Abonnements- Einladung.

Sonntag, 27. September 1903.

erteilt zu haben, und zwar das erste Mal zu Gunsten der An- in ihren Pompadour gesteckt habe. Sie will diesen Besuch nur geklagten gemacht haben, um zu hören, ob Dr. Riedel nichts für ihre zur Sanden und Buchmüller. Chansonnettensängerin ausgebildete Tochter thun tönne. Dieser Fall wird zuerst verhandelt. Baganz lernte im Etwas verwickelt und umfangreich ist der letzte Anklagepunkt, bet Mit dem 1. Oktober 1903 eröffnen wir ein neues Abonnement Jahre 1897, als er in einem Cigarrengeschäft Rennwetten abschloß, dem die Angeklagten auf den Vorwärts" mit seinem wöchentlich fünfmal erfcheinenden dort den Angeklagten Hörmann kennen und trat mit ihm Räkell und Bolzin Unterhaltungsblatt und der Sonntagsbeilage Die neue Welt".. in Familienverkehr. Hörmann war früher gerichtlicher Häuser- wegen Bestechung angeklagt find. Beide waren früher viele Jahre Polzin war Herrn Räzzells erster Für Berlin nehmen sämtliche Zeitungsspediteure sowie unsre Administrator gewesen, hat aber seit 1898 infolge ergangener An hindurch eng befreundet. Expedition, Lindenstrasse 69, Bestellungen entgegen zum monatlichen zeigen, die sich auf seine frühere Thätigkeit bezogen, keine Ver- Klient, als dieser sich seiner Zeit als junger Rechtsanwalt hier waltung mehr erhalten. Er betreibt seitdem eine Pfandleihe. Er niederlies. Die Freundschaft dauerte bis zum Jahre 1898 und Preise von hatte lebhaftes Interesse am Kriminalgericht, denn es schwebten gegen nahm dann ein jähes Ende, da der Angeklagte Polzin Grund zu ihn mehrere Strafverfahren, die sämtlich zu einer Verurteilung der Annahme haben glaubte, daß seine Frau

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Für das übrige Deutschland nehmen sämtliche Postanstalten Bestellungen zum Preise von 1 Mark 10 Pfennig pro Monat ( ausschliesslich 14 Pfennig pro Monat Bestellgeld) entgegen.( Ein­getragen ist der, Vorwärts" in der Post- Zeitungsliste unter Ir. 8203.) Die Einziehung des Zeitungsgeldes von den bisherigen Post­abonnenten erfolgt gegen Quittung durch die Briefträger, die zur vollgültigen Quittungsleistung berechtigt sind. Neu hinzutretende Postabonnenten können die Zustellung der Zeitung und die Einzahlung des Zeitungsgeldes auch schriftlich bei der zuständigen Postanstalt beantragen. Für derartige Bestell­Im Auslande kann der Vorwärts" gleichfalls bei der Post bestellt werden; der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 5 Fr. 1 Cts. in Belgien , 3 Fl. in Holland , 3 Kr. 59 Oere in Dänemark , 5 Lire 71 Cts. in Italien , 5 Fr. 15 Cts. in Luxemburg , 4 Kr. 66 бHeller in Oestreich- Ungarn , 6 Fr. 10 Cts. in Rumänien , 4 Kr. 17 Oere in Schweden , 5 Fr. in der Schweiz ; 9 Mark in Frankreich , England, Spanien und Portugal , den Vereinigten Staaten von Nordamerika und andren zum Weltpostverein gehörenden aussereuropäischen Unter Kreuzband direkt von der Expedition bezogen kostet der Vorwärts" pro Monat 2 Mark innerhalb Deutſchlands und seiner Kolonien, in Oestreich- Ungarn und Luxemburg , im Ausland 3 Mark pränumerando. Redaktion und Expedition des Vorwärts".

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Ländern.

Bestechungsprozeß Baganz.

zu

mit

nicht geführt haben; außerdem war er auch als Anzeigender dem Justizrat Näßell verbotenen Umgang habe. Letzterer ging im in mehreren Strafsachen interessiert. Er ist in diesen Dingen mehr- Jahre 1898 nach Aegypten , bald nach seiner Rückkehr im Mai 1899 fach mit Baganz in Verbindung getreten, letzterer hat ihm auch verließ Frau Polzin ihren Ehemann, und zwar nach einer häuslichen einmal ein Gnadengeſuch zum Zwecke der Wiedereinfegung als Scene, in welcher Frau Polzin von ihrem Ehemanne mißhandelt Häuser- Administrator aufgesetzt. In der Voruntersuchung hatte fein wollte, während lepterer das Gegenteil behauptete. Herr Polzin Baganz den Hörmann schwer belastet, indem er behauptete, daß nahm an, daß die Frau diese ganze Geschichte nur insceniert habe, leitet habe. Heute sagt er wunderbarerweise ganz anders aus und währender Chefcheidungsprozeß entwickelt; die Frau ſtrengte die Ehe­Es hat sich dann ein drei Jahre dieser ihn zuerst zu seinem pflicht- und gesetzwidrigen Handeln ver- um von ihm loszukommen. behauptet, daß er eines Tages dem Angeklagten Hörmann im scheidungsklage an, Herr Polzin beantragte Trennung der Ehe wegen Boologischen Garten sein Herz über seine bedrängte Lage Chebruchs seiner Frau mit Justizrat Näßell. Letzterer wurde ver­ausgeschüttet und ihn gebeten habe, eine Verbindung mit nommen und verweigerte im ersten Termin sein Zeugnis. Das Sanden und Buchmüller, gegen die damals das Verfahren ein- Gericht beschloß umfangreiche Beweiserhebung und in dem ganzen geleitet war, herzustellen. Bemerkt sei hierbei, daß das Straf- Prozeß hat der Justizrat Räßel dem Vertreter der Ehefrau die berfahren gegen Baganz die Folge eines Disciplinarverfahrens ist. Instruktionen erteilt. Schließlich hat er sich auch über den angeblichen Bei einer Revision in seinem Sekretariat wurden vielfache Ber- und von ihm bestrittenen Ehebruch vernehmen lassen, das Gericht seite schleppungen und auch das Fehlen von Aften festgestellt; man hielt seine Bereidigung vorläufig aus und erließ schließlich am 8. Januar 1902 bei ihm aussuchung ab, und dabei wurde auch eine Quittung des ein bedingtes Endurteil, in welchem auf einen Reinigungseid für Angeklagten Buchmüller vorgefunden. Dies hat den Stein ins Frau Polzin erkannt wurde. Dieser Eid wurde nicht geleistet, Nollen gebracht.- Die belastende Aussage gegen Hörmann in der infolgedessen die Ehe getrennt und Frau P. für den allein Boruntersuchung erklärt er dahin, daß er nach seiner Verhaftung sich schuldigen Teil erklärt. Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, im Zustande starter seelischer Depression befunden, so daß er sich mit aber in beiderseitigem Einverständnis zurückgezogen, indem in der Selbstmordgedanken trug. Er bleibt heute dabei, daß der Gedante, mit Berufungsinstanz ein gewisser Vergleich mit der gefchiedenen Frau Buchmüller in Verbindung zu treten, nicht dem Kopfe des Hörmann, zu Stande kam. In diesem Prozesse ist für beide Teile, zunächst sondern seinem eignen Kopfe entsprungen sei. Hörmann bestätigt für Polzin, dann für dessen Ehefrau bezw. dem Justizrat Nägell dies und behauptet, daß sein Wille ursprünglich nur dahin ge- ein Agent Eugen Courths thätig gewesen. Dieser war auch gangen fei, dem Baganz durch Vermittelung Buchmüllers eine in der jetzigen Straffache wegen Bestechung mit angeflagt gewesen, Courths war Hausverwalterstelle zu verschaffen. Gegen Buchmüller und Sanden hat sich aber im Untersuchungsgefängnis entleibt. schwebten damals gerade bei der Staatsanwaltschaft mehrere Straf- ein heftiger Denunziant, der mit Denunziationen gegen die ver­fachen wegen Betruges und wissentlich falscher Anzeige. Das Verschiedensten Personen vorgegangen ist und einen schnöden Feldzug fahren war durch Anzeige des Schmiedemeisters Barschow ein- gegen seinen früheren Prinzipal, den geleitet worden. Ferner schwebte gegen Puchmüller ein Er­Handelsrichter Fromberg mittelungsverfahren wegen Meineides, welches durch ablehnenden erfolglos insceniert hatte. Courths, der mit Bolzin bekannt war, Bescheid an den Anzeigenden beendet worden ist. Diese Straf- leistete dem lepteren zunächst Dienste in dem Ehescheidungsprozeß, anzeigen find der Ausgangspunkt der späteren verhängnis erhielt von diesem auch größere Geldsummen, bis Herr Polzin fich vollen Anklage gegen die damaligen Direktoren der Preußi- von ihm lossagte. Nun suchte er Anschluß bei der Gegenpartei und schen Hypothekenbank geworden; die ersten staatsanwaltlichen diese glaubte auch, daß er in einem bestimmten Punkte Dienste Maßnahmen, die schließlich das große Ungewitter herbeigeführt leisten könne. Justizrat Räßell gab ihm zunächst 6000 M., um ihn von Die Verhandlung der Strafsache gegen Baganz und haben, wurden damals außerordentlich geheim betrieben. Während Polzin loszueisen, und erhöhte diese Summe nach und nach bis auf Genossen wegen Amtsverbrechen bezw. Beste chung dieses Verfahren bei der Abteilung 4c schwebte, hat Baganz jene 20 000 M., die gegen Blanco- Accepte hingegeben wurden. Dieser begann gestern vor der zweiten Straffammer hiesigen Landgerichts I. Verbindung gesucht und durch Vermittelung Hörmanns im Sommer Courths ist nun auch mit Baganz in Verbindung getreten und zwar Angeklagt sind: 1. der Sekretär bei der Staatsanwaltschaft am 1899 diesem einen Besuch abgestattet, wobei er einen Auszug aus an der Hand einer von ihm selbst erstatteten Strafanzeige gegen Landgericht I Hermann Baganz, zu Prenzlau 1858 geboren; den Aften gleich mitnahm. Er offerierte dem Buchmüller, ihm fort- Polzin wegen Wuchers( die übrigens mit voller Freisprechung des 2. dessen Ehefrau Jda geb. Lüder; 3. der Juwelier Aufrecht zu laufend über den Stand der Angelegenheit Nachrichten zukommen zu B. endete), und einer gegen Frau Polzin von unbekannter Seite er Charlottenburg ; 4. der Kaufmann Paul Buchmüller zu Char - lassen und dieser ging darauf ein. Auf sein Ansuchen bewilligte ihm gangenen Denunziation wegen Verbrechens gegen teimendes Leben, Tottenburg; 5. der Kaufmann Eduard Sanden; 6. der Ritterguts- Buchmüller ein unverzinsliches Darlehn von 3000 Mart. Später ist die schließlich auch erfolglos geblieben ist. Courths hatte nun als befizer Justizrat Hermann RaeBell; 7. der Kaufmann Emil er öfter mit Aften oder Auszügen ins Bankgebäude der Preußen- Agent seine Dienste einem Polzin; 8. der Administrator Wilhelm Hörmann zu Schöne- bant gegangen und dort auch mit Sanden in Verbindung getreten. hiesigen Landgerichtsrat berg. Den Borfizz führt Landgerichts- Direktor Opig, die An- Er hat dann nach und nach flage vertritt Staatsanwalt Braut. Das Ehepaar Baganz angeboten, der in Ehescheidung mit seiner Frau Tag und diese im im ganzen 10 000 Mark wird von den Rechtsanwalten Rosenstock und Dr. Löwen Verdacht des sträflichen Umganges mit Bolzin hatte. Courths stein, Aufrecht vom Justizrat Rosenbaum und Rechts- von Buchmüller beziv. Sonden erhalten und in der Zeit zwischen redete nun dem Landgerichtsrat zu, sich mit ihm einmal nach dem antvalt Leonh. Friedmann, Stommerzienrat Sanden und An- der Gewährung der einzelnen Darlehen seine verbrecherischen Mit- Kriminalgericht zu begeben, dort die Aften gegen Frau Polzin eins geklagter Buchmüller vom Rechtsanwalt Bollert, Justizrat teilungen fortgesetzt. Er will die Gelder ernsthaft nur als Darlehen zusehen und sich zu überzeugen, ob nicht die Strafanzeige von der Räzell vom Justizrat Dr. Sello und R.-A. Dr. Straßmann, aufgefaßt und zweimal je 150 M. abgezahlt haben, da er durch die Frau Landgerichtsrat herrühre; sei dies der Fall, dann würde dadurch Hörmann vom Justizrat Rosenbaum und Dr. Werthauer Höhe der Darlehen sehr gerührt" gewesen sei.- Angeklagter Puch die Verbindung der Frau Rat mit Polzin bewiesen sein. Der Landgerichts­verteidigt. Direktor Polzin verteidigt sich selbst. Von den An- müller behauptet, daß er die Gelder an Baganz nicht zur Fort- rat ging dann auch mit Courths auf das Sekretariat 4c der Staats geklagten find Eduard Sanden und Buchmüller seiner Zeit fehung der verbrecherischen Thätigkeit des letzteren hingegeben habe. anwaltschaft, nannte dem Sekretär Baganz seinen Titel, und dieser im Sandenprozeß mit 6 Jahren bezw. 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis Er habe die Sache so aufgefaßt gehabt, daß es sich bei den Mit- legte pflichtwidrig bereitwilligst die Aften ohne Erlaubnis des vorbestraft. Sandens Strafe, die gegenwärtig in Blößensee verbüßt teilungen des Baganz mehr um eine Art Gefälligkeit dieses gegen Decernenten vor. Bald darauf erschien dort Courths nochmals in wird, läuft im September 1907 ab, Herrn Buchmüllers Strafe war Hörmann gehandelt habe. Bei den Besprechungen mit Baganz sei Begleitung des Landgerichtsrats und des Angeklagten Räzell im feiner Zeit als verbüßt erachtet worden. Baganz sitzt in Haft. von Vergütungen nie die Rede gewesen, die Gelder seien ihm auf Grund Sekretariat, man sah nochmals die Akten an und erörterte die Auch einzelne der übrigen Angeklagten waren vorübergehend in Haft, schriftlicher Gesuche als Darlehen unter Rückzahlungspflicht gegeben Frage des mutmaßlichen Verfaffers der anonymen Anzeige. um Sie hängen mit seinen Mitteilungen nicht zusammen, Gleich darauf ging Baganz den Courths ein Dare unter ihnen Aufrecht, der gegen 30 000 M. Kaution entlassen worden feien ihm aus gutem Willen gegeben, weil er lehen von 300 Mark an, und dieser versprach ihm auch, das ist und Räzzell, der nach fünftäger Haft gegen 150 000 m. Raution sondern sich als arg von den Gläubigern bedrängt hinstellte. entlassen wurde. Hörmann fißt seit dem 3. Juli d. J. in Haft. Wie fest- Geld von andrer Seite zu beforgen. Dies geschah auch aus Es werden angeklagt: 1. Baganz zu Berlin in den Jahren gestellt worden, hat Baganz den Direktoren der Preußenbank In- den Mitteln des Angell. Räpell in der Form eines Darlehns. Baganz 1899 bis 1908 burch fünf selbständige Handlungen als Beamter für formationen über den augenblicklichen Stand der Verfahren, über hat dann dem Courths fortgesetzt pflichtwidrige Dienste geleistet, für Handlungen, die eine Verlegung einer Amis- oder Dienstpflicht alle neuen Eingänge, sowie über die Anordnungen des Staats- die ihm durch Courths späterer Lohn versprochen wurde. Courths konnte enthalten, Geschenke oder andre Vorteile angenommen, gefordert anwalts gegeben und aus den Aften Auszüge und Abschriften von sich auf diese Weise Kenntnis über alle Eingänge, Zeugenaussagen und und sich versprechen lassen zu haben; 2. Frau Bagan 3 zur selben Beugenaussagen angefertigt. Er hat nicht nur aus seinem Sekretariat Verfügungen in den verschiedenen Strafsachen verschaffen. Beit durch drei selbständige Handlungen ihrem Ehemanne Beihilfe solche Mitteilungen gemacht, sondern auch in andren Sekretariats- ist auch mit Justizrat Nägell in Verbindung geblieben und hat diesen geleistet zu haben; 3. Aufrecht, Puchmüller, Sanden, Abteilungen nach Atten herinngeschnüffelt. eines Tages in Gemeinschaft mit Courths in seiner Wohnung Nägell und Polzin: einem Beamten Geschenke oder andre Angeklagter Eduard Sanden behauptet, daß er und Buch- empfangen und dort beiden die Einsicht in die Polzinschen Vorteile gewährt zu haben, um ihn zu Handlungen, die eine Ver- müller über den Stand der Denunziationen und der gehäffigen Maß- Ehescheidungsakten gestattet. Auf späteres Ersuchen des Baganz legung einer Amts- oder Dienstpflicht enthalten, zu bestimmen: nahmen des Barschow aus andren Prozessen so genaue Kenntnis ge- gewährte Nägell dieſem in sechs verschiedenen Fällen insgesamt 4. Hörmann, den Angeklagter Baganz zur Begehung eines Amts- habt, daß ihnen niemand etwas Neues mitteilen konnte. Die Dar- 9000 Mart gegen Schuldscheine. Die größte Summe hat er auf verbrechens durch Raterteilung vorsätzlich bestimmt und den An- lehen an Baganz habe er auf Fürsprache eines Geschäftsfreundes einen Bettelbrief der Frau Baganz gegeben. Herr Nägell ist ein sehr reicher Mann. Er hat sich im Jahre 1899 in der Liste der geklagten Baganz durch Rat und That wissentlich Hilfe geleistet zu gegeben. Rechtsanwalt Dr. Werthauer und Justizrat Rosenbaum Rechtsanwaltschaft streichen lassen, nachdem ihm nach dem Ableben haben. Der Angeklagte Baganz lassen sich durch Befragen bestätigen, daß Hörmann feinerseits nie einer entfernten Verwandten, der Frau Fabritbesitzer Tesca, durch Erbschaft ein Vermögen von zwei Millionen Mark und die Villa macht über seine persönlichen Verhältnisse folgende Angaben: Er habe durchblicken lassen, daß auch er eine Belohnung erwarte. habe das Gymnasium mit dem Zeugnisse als Einjähriger ver- Die Forderung an Baganz ist später von Sanden und Buchmüller Tesca in Babelsberg zugefallen war. lassen und sei dann als Anwärter für den preußischen gestrichen worden, weil sie nach ihrer Darstellung- gesehen Justizdienst eingetreten. Im Februar 1894 sei er zum Sekretär haben wollen, daß von diesem doch nichts zu haben sei. Bei dem zweiten Anklagepunkt handelt es sich um folgenden bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht I ernannt worden. Noch als er auf einen geringen Diätensatz angewiesen war, habe er seine Sachverhalt: Ende Dezember 1901 wurde bei der Staatsanwalt­jezige Ehefrau geheiratet. Sein Vater, ein Sutmacher, habe ihm schaft I ein Strafverfahren gegen den bald nach seiner( des Angeklagten) Heirat das Muttererbteil in Höhe

worden.

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Juwelier Aufrecht und Genoffen

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Baganz

Der Angeklagte Baganz.verfichert, daß er aus freien Stücken zu dem Angeklagten Rägel gegangen sei, letterer erklärt, daß ihm Baganz nichts gesagt habe, was nicht durch Courths auch zu seiner Stenntnis gekommen ſein würde. Lezterer ſei mit allen Dingen sehr vertraut gewesen und habe ihm so viel mitgeteilt, daß er absolut nicht mehr wisse, was er von Courths oder von Baganz erfahren habe. Der erwähnte, in den bewegtesten Worten abgefaßte von 4000 W. ausbezahlt; hierdurch und durch fleine regelmäßige wegen Teppich- und Juwelen- Wuchers, begangen an Hans Moser , Bettelbrief der Frau Baganz ist von dieser im Verein mit Unterstützungen von seiten der Schwiegermutter sei es dem jungen einem Stiefsohn des Bankiers Louis Rothschild , eingeleitet. Aufrecht ihren Töchtern ohne Wissen ihres Ehemanns Paare möglich gewesen, durchzukommen. Seit dem Jahre 1892 habe wurde f. 3. verhaftet, aber gegen eine Raution von 12000 Mart abgefaßt er ein Gehalt von monatlich 125 M. und jährlich 300 M. Zulage wieder entlassen. Als der Staatsanwalt die Haftentlassung gebilligt Dr. öwenstein erklärt Frau Baganz, daß ihr nicht bea worden. Auf Vorhalt der Rechtsanwalte Rosenstock und bezogen, am 1. April d. I. sollte eine Gehaltserhöhung eintreten, hatte, entsandte Baganz sofort seine Frau zu Frau Aufrecht und fannt gewesen, in welcher Berbindung ihr Mann mit Näßell doch habe er hiervon keinen Nugen mehr gehabt, da er gerade zu dieſe teilte dort mit, daß ihr Mann bei der Staatsanwaltschaft stand. Der Angeklagte Baganz betont wiederholt, daß Justizrat diesem Zeitpunkt aus dem Dienst entlassen worden sei. Seiner beschäftigt sei, fich für die Sache intereſſiere und mit ihr zu thun Rägell nie mit Ersuchen um Mitteilungen an ihn herangetreten sei, Ehe seien drei Kinder, zwei Mädchen und ein Knabe, entsproffen, habe. Ginige Tage nach seiner Haftentlassung erschien Aufrecht in Räbell nie mit Ersuchen um Mitteilungen an ihn herangetreten sei, daß er vielmehr selbst aus eignem Antriebe jenem die Mit­deren Unterhalt und Erziehung ihm schwere Ausgaben verursacht Begleitung seiner Ehefrau in der Wohnung des Baganz. Die Ver- daß er vielmehr selbst aus eignem Antriebe jenem habe. Da sei er dann bald in Schulden geraten. Während bindung mit Baganz gipfelte darin, daß Aufrecht dem Baganz teilungen gemacht habe, um ihn zur Hergabe von Tarlehen zu be seine älteste Tochter den Hausstand besorgte, sollte die jüngere zur 200 m., 100 m., dann wieder 200 M. und für die Nachricht von wegen. Dieses Ueberbringen von Mitteilungen sei dem Justizrat Sängerin ausgebildet werden, da sie hierzu hervorragendes Talent der Außerverfolgfeßung 1000 m. gab. Frau Baganz will den sogar mitunter unangenehm gewesen und er habe ich mehr­mals berleugnen laffen. verriet. Der jetzt 15jährige Stnabe befuche das Gymnasium. Gang zu Aufrecht lediglich auf Ersuchen ihres Ehemannes gethan entschieden, Angeklagter Räbell bestreitet Vorf.: Sie sollen fich dann der Wettleidenschaft ergeben haben? und absolut nicht gewußt haben, daß sie damit etwas er ihm für solche Geld ver- entschieden, Baganz zu Pflichtwidrigkeiten veranlaßt oder gegeben Zu haben. Er Angeklagter bejaht dies?- Bors.: Wie hoch belief sich Ihre botenes thue oder daß Geld dabei in Frage stehe. Aufrecht fei mit Schuldenlast im Jahre 1896?- Angell: Damals mögen es behauptet, er habe von vornherein gewußt, daß gegen ihn das Straf den er mit Courths und den mehrfach genannten Landgerichtsrat Baganz bekannt geworden bei Gelegenheit des Besuches, 6000 M. gewesen sein. Vorf.: Und wieviel betragen sie noch verfahren ohne jeden Erfolg sein mußte; die Mitteilungen des wilde bei Baganz auf dem Sekretariat gemacht hat, um die jest? Angefl.: Etwa 5000 M. Borf.: Nun haben Sie Baganz seien durchaus nicht sekreter Natur gewesen. Was dieser Schreiberin der Demumziation gegen Frau Polzin zu erforschen. Er aber selbst eingestanden, daß Sie etwa 21 000 m. auf unreelle Art ihm gesagt, hätte er ohne jede Mühe alles von seinem Berteidiger sei dann einmal auf Baganz' Bitte in dessen Wohnung gegangen, erhalten haben. Wo ist das Geld geblieben? Der Angeklagte erfahren tönnen. Justizrat Rosenbaum läßt aus den Aften erklärt, daß Krankheiten in seiner Familie, die wiederholt teuere feststellen, daß in dem damaligen Berfahren der angeblich bewucherte effiere und vielleicht die Interessen des Frl. Baganz, die sich zur Sängerin da diesem bekannt geworden war, daß er sich sehr für Musik inter­Operationen zur Folge hatten, seine finanzielle Situation er- Moser gleich bei Beginn für geistestrank erklärt worden sei, und schwert hätten. Er habe aber keineswegs ausschweifend gelebt, meint, daß Aufrecht, der nur bei Moser intereffiert war, an dem ausgebildet hatte, gewissermaßen als Mäcen fördern fönnte. Bei einer fondern unter Zuhilfenahme der Nächte zahlreiche Privatarbeiten weiteren Fortgang des Verfahrens gar kein Interesse gehabt habe.andren Zusammenkunft aus demselben Anlaß in einem Lokal habe gemacht und daraus etwa 1500 W. jährlich bezogen. Seine Verluste Frau Baganz versichert nochmals, daß sie die Angelegenheit ihm Baganz zum Schluß seine bedrängte Lage offenbart und ihn auf der Rennbahn beziffert er auf 12 000 m. Seine amtliche Thätig- für ganz harmlos gehalten habe. Staatsanwalt Braut be- dadurch bewogen, dem B. ein Darlehen von 3000 m. zu geben. feit bei der Staatsanwaltschaft hat, wie der Vorsitzende dem An- leuchtet diese Harmlosigkeit durch folgende Thatsache. Ein Dr. Riedel aften in der gegen Frau Polzin schwebenden Demumziationssache mitge­Dann sei B. einmal in seine Wohnung gekommen und habe die geflagten vorhält, feine Borgesetzten wiederholt zu Rügen veranlaßt, war bekanntlich seiner Zeit durch eine Strafanzeige unzüchtiger ten in der gegen Frau Polzin schwebenden Denunziationsfache mitge­die insbesondere durch Verschleppung von Attenerledigungen ver- Handlungen gegen fleine Mädchen beschuldigt worden. Das Er bracht. Er habe dies durchaus gemißbilligt und dem Baganz gejagt: anlaßt worden find. Er ist auf Befragen des Vorsitzenden im all- mittlungsverfahren hat aber zu einem belastenden Ergebnis nicht Was machen Sie da für Sachen? gemeinen geständig, seit 1899 wiederholt gegen Entgelt aus den geführt. Frau Baganz giebt nun zu, daß sie eines Tages den Aften der Staatsanwaltschaft unerlaubte Auskünfte und Ratschläge Dr. Riedel besucht und daß dieser ihr ohne ihr wissen fünf Mart

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Sie verlegen schwer Ihre Amtspflicht und mir thun Sie nicht den geringsten Gefallen damit, denn über alles, was mich wirklich angeht und