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Nr. 228. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwod, 30. September 1903.

In manchen der schwächstbesuchten Bibliotheken ist die Ausleihe

Der letzte Fall der Anklage, der hierauf verhandelt wird, be- In den 28 Volksbibliotheken ist die Zahl der ausgeliehenen Der Streik der Omnibus- Angestellten. trifft den dem Angeklagten Bolzin gemachte Vorwurf der Be- Bände von 1901/02 au 1902/03 von 973 384 auf 1197 922 gestiegen. stechung. Bolzin war von Courths wegen Wuchers angezeigt worden, An der Spize stehen, wie seit Jahren, wieder die 20. und die Wie aus dem gestrigen Situationsbericht Werners hervor- und der Angeklagte Baganz, der über die ganzen Polzinschen Ehe- 1. Bibliothek( Navené- und Mohrenstraße), diesmal mit 160 405 und ging, ist der Stand des Streits auch jetzt noch unverändert. Von den scheidungssachen genau unterrichtet war und mit Courths in so naher 118 706 ausgeliehenen Bänden. Streifenden sind indessen seit gestern 12 Mann abgefallen. Der Verbindung stand, hatte Kenntnis davon, daß bei der Staatsanwalt­Der Bericht weist darauf hin, daß Direktion ist noch immer nicht möglich gewesen, den gesamten Verkehr schaft eine anonyme Karte eingegangen war, die den Zweck hatte, die 20. Bibliothek, obwohl ihr Bücherbestand nur 8131 Bände um­auf allen Linien aufzunehmen. Sie hat nun versucht, gestern sieben Polzin als fluchtverdächtig hinzustellen und seine Verhaftung herbei- faßt, im Laufe eines Jahres mun bereits halb so viel Bände aus­Linien nach 6 Uhr abends verkehren zu lassen, doch sind die Wagen zuführen. Eines Abends erschien Frau Baganz in der Wohnung leiht, wie die mit 1 000 000 Bänden ausgestattete königliche Bibliothek. auf mehreren Linien schon um 8 Uhr wieder ins Depot beordert des Angeklagten Polzin, stellte sich als die Frau eines Gerichts- Die am wenigsten benutzten Volksbibliotheken sind wieder die 14. worden, we fic teilweise in beschädigtem Zustande anlangten. Trotz sekretärs bor und teilte ihm mit, daß seine Verhaftung und die 25.( Schmid- und Fruchtstraße). Sie haben diesmal nur massenhaften Polizeiaufgeboten find nämlich an mehreren Wagen die ihm drohe. Sie will zu diesem Gang aus reinem 13 734 und 11 875 Bände ausleihen können. Fenster eingeworfen und sonstige Beschädigungen vorgenommen Mitgefühl bewogen worden sein, da es sowohl sie selbst als auch worden. Der Referent sprach sein Bedauern über derartige Vor- ihrem Mann empörte, daß man Herrn Polzin nicht nur sein Weib Sie pflegt aber rasch wieder kommnisse aus, konnte jedoch mitteilen, daß nach seinen Infor- genommen habe, sondern nun auch noch durch die Courthesschen ziffer schon seit langem im Rückgang. mationen Streifende an jenen Ercessen nich i beteiligt waren. Im Machinationen ihm seine Freiheit nehmen wolle. Polzin wollte die in die Höhe zu gehen, wenn für solche Bibliotheken täglicher Betrieb Laufe des Tages find nun einer weiteren Anzahl Ausständiger jene Nachricht von der ihm drohenden Verhaftung nicht glauben und eingeführt wird und die Abendstunden dazu bestimmt werden. Jm Karten übermittelt worden, in denen sie unter Androhung, strafrecht- Frau Baganz holte darauf ihren auf der Straße wartenden lezten Jahre haben wieder sechs Bibliotheken den täglichen Betrieb lichen Vorgehens zur Abgabe ihrer Garderobestücke aufgefordert Ehemann herauf. Dieser zeigte ihm die auf die drohende erhalten, und diese sechs haben dann sofort eine Steigerung der werden. Allgemeine Entrüstung erregte auch heute die Behauptung Berhaftung bezüglichen Schriftstücke, die er aus den Staats- Ausleiheziffe von zusammen 116 515 Bänden auf 262 197 gehabt. der Direktion von dem angeblich begangenen Kontraktbruch der anwaltschafts- Atten mitgebracht hatte und beide berieten, welche Hiernach kommen von der Steigerung der Gesamtausleiheziffer aller Streifenden. Von einem Kontraft im eigentlichen Sinne des Wortes Schritte zu thun seien, um der Courthsschen Machenschaft entgegen- Bibliotheken, die sich auf 224 538 Bände stellt, auf die erwähnten könne gar keine Rede sein, denn nur ein Teil der Angestellten hatte zuwirken. Es wurde verabredet, daß Baganz in einem anonymen sechs Bibliotheken allein 145 682 Bände. Täglich geöffnet sind jetzt eine dreitägige Kündigung, die übrigen konnten gehen, wann es Schreiben an Polzin diesem die Nachricht von der ihnen beliebte, auch konnten sie Knall und Fall entlassen werden. brohenden Verhaftung 13 Bibliotheken; nur eine davon, die in noch wenig bebauter Stadt­Eine Art Kontraftverhältnis, wie es die Ausständigen in ihrer aus. Nur dreimal in der Woche geöffnet sind noch 15 Bibliotheken; gegend nahe der Stralauer Allee liegt, lieh unter 40 000 Bände Forderung der 14tägigen Kündigungsfrist festgelegt zu wissen teine von ihnen konnte über 40 000 Bände ausleihen. wünschen, hat die Direktion ja bekanntlich abgelehnt, weil sie keinen ontraft" wünschte. Uebrigens war das Arbeitsverhältnis der jenigen Arbeiter mit der dreitägigen Kündigungsfrist bereits vor Beginn des Streits gerade durch die Direktion gelöst worden, indem sie durch ihren Ukas jedem die sofortige Entlassung an brohte, der an der beschlußfassenden Versammlung teilnehmen würde. Den Streifenden wurde infolgedessen nochmals geraten, die betreffen den Sachen nur dann abzuliefern, wenn ihnen die Direktion die gleich zeitige Aushändigung ihres rückständigen Lohnes, ihrer 50 bis 75 W. betragenden Kaution sowie ihrer Papiere zusichert. Sodann kamen mehrere kraffe Fälle des vor dem Streit geübten rigorosen Straf: ſyſtems bei der Geſellſchaft zur Sprache, die in argem Mißverhältnis zu der jebigen liebenswürdigen Behandlung der Streifbrecher stehen. Ein Schaffner wurde mit einer Strafe von 3 M.( bei einem Tages­berdienst von 2,50 M.) belegt, weil er anstatt der schwarz gedruckten Fahrscheine solche mit Rotdruck verausgabt hatte. Ein Erkrankter. der sich den ärztlichen Anordnungen nicht in allen Teilen gefügt hatte, wurde mit 20 m. bestraft, bei einem Monatsverdienst von 80 M. Wieder ein andrer Erkrankter mußte 7 M. Strafe zahlen, weil er sich an dem Morgen, wo er krant wurde, nicht rechtzeitig entschuldigt hatte. Bei einem so willkürlichen Strafverfahren mußte den Ange­stellten schließlich die Galle überlaufen, ganz abgesehen von der miserablen Entlohnung und der überlangen Arbeitszeit.

geben, Bolzin sich damit zum Oberstaatsanwalt begeben und diesen davon überzeugen sollte, daß von einem Fluchtverdacht gar keine Rede sei und gegen ihn nur Schurkenstreiche verübt würden. Es gelang ihm denn auch, den gegen ihn beabsichtigten Schlag auf diese Weise Der gewaltige Aufschwung, den das städtische Voltsbibliotheks. unwirksam zu machen. Courths hat dann noch einmal versucht, die wefen genommen hat, seit mit der Einführung täglichen Betriebes Verhaftung des Angefl. Polzin durch die Behauptung der Kollusions begonnen wurde, fällt besonders auf, wenn man um zehn Jahre gefahr zu veranlassen. Auch hiervon wurde dem Angeklagten rückwärts blidt. Im Etatsjahr 1892/93 wurden 363 155 Bände aus­Bolzin telephonisch Kenntnis gegeben. behauptet, daß auch er lediglich aus Mitgefühl mit Bolzin mal fo groß. Und diese Zunahme ist nicht etwa dem bloßen Unter­- Der Angeklagte Baganz geliehen im Etatsjahr 1902/03 war die Ausleiheziffer über drei­diesen vor den Verfolgungen des Courths habe schützen wollen. Erhaltungsbedürfnis zu gute gekommen. Wenn die schöne Litteratur hat aber weiterhin 300 M. von Polzin erhalten, über deren Be Deutschlands und des Auslandes samt den Jugendschriften sowie die deutung Polzin und Baganz verschiedener Meinung sind. Ersterer Deutschlands und des Auslandes samt den Jugendschriften sowie die behauptet: die Schwester Polzins sei eines Tages bei ihm erschienen Zeitschriften und Sammelwerke zur Unterhaltungslektüre" gerechnet und habe ihn gefragt, wie sich ihr Bruder erkenntlich zeigen könne. werden, so stieg bei dieser die Ausleiheziffer in 10 Jahren von Darauf habe er gesagt, daß ihm mit 1000 m. sehr gedient sein 812 718 auf 1001 735, also auf das Dreifache. Dagegen ist bei der würde. Polzin habe ihm alsdann 300 M. zugesandt mit dem Be- wissenschaftlichen Lektüre, d. h. Naturwissenschaften und Technik, merken, daß er die restierenden 700 M. zu Neujahr erhalten würde. Staats- und Rechtswissenschaft, Geschichte und Geographie, Philosophie, Der Angeklagte Polzin behauptet dagegen, daß sich Baganz mit Kunst usw. usw., die Ausleiheziffer von 50 462 auf 196 187, also auf der Bitte um ein Darlehn an ihn gewandt habe. bei Polzin vorgenommenen Haussuchung sind die Abschriften von Bei einer später fast das Vierfache gestiegen. Beugenaussagen aus der Wucheraffaire vorgefunden worden. Baganz Aehnliche Fortschritte wie die Bibliotheken haben die Lesehallen hat früher erklärt und erklärt auch jetzt, daß er diese Abschriften au gemacht. Sie sind im letzten Jahre von 6 auf 11 vermehrt worden Polzin gegeben. Letzterer bestreitet dies entschieden; er will die und die Besucherzahl hat sich von 79 589 auf 120 976 erhöht. An betreffenden Notizen teils selbst angefertigt, teils von einer ganz dem Plus von 41 387 Besuchern sind noch 4 der älteren Resehallen andren Seite erhalten haben, die er aber nicht nennen will resp. mit 6174 beteiligt, während 2 davon eine Abnahme der Besucherzahl Weiter wurde mitgeteilt, daß es die Direttion abfann. Er behauptet auch, daß Baganz nicht öfter als höchstens zweimal um 1371 aufweisen. Die 6 älteren Lesehallen im ganzen hatten gelehnt hat, zu Verhandlungen vor dem Eini bei ihm gewesen sei. Die Behauptung des letzteren, daß dies gungsamte des Gewerbegerichts zu erscheinen. mindestens zehnmal gewesen, sei unrichtig. Er habe gewußt, daß hiernach eine Vermehrung der Besucher um 4803, bon 79 589 auf Sie beruft sich auf die Abmachungen mit dem sogenannten Zwölfer- Detektivs der Gegenpartei seine Wohnung beobachteten und er will 84392. Die fünf neueren wurden vorläufig von 36 584 Personen ausschuß, auch giebt sie an, Arbeitswillige in genügender Zahl zur deshalb seiner Schwester gesagt haben, sie solle ihn nur vor Baganz Verfügung zu haben. Eine andauernde Schädigung ihrer Einnahmen verleugnen, denn er wolle von dessen Mitteilungen gar nichts wissen. hält die Direktion für ausgeschlossen, weil ihrer Meinung nach der Die Schwester des Angeklagten bestätigt bei ihrer Bernehmung alle Omnibus das Verkehrsmittel der minder gut gestellten Bevölkerungs- diese Angaben ihres Bruders, doch bleibt das Baganzsche Ehepaar schichten sein und bleiben werde, die Arbeiter mithin direkt auf den bei ihren gegenteiligen Behauptungen über die Art und den Zweck Omnibusverkehr angewiesen seien. Nunmehr will die Streifleitung der Hingabe der 300 Mart. die Intervention des Oberbürgermeisters nach- Wie der Vorsitzende erwähnt, hatte sich herausgestellt, daß bei fuchen, eine Deputation der Streifenden soll baldmöglichst bei Herrn der Staatsanwaltschaft mehrere Aften gerade in Kirschner vorstellig werden. Da man sich aber auch von diesem Schritt teinen großen Erfolg mehr verspricht, so wurde den Streiten­Wucherprozessen

besucht.

Bei der Betrachtung dieser Fortschritte, die die städtische Verwaltung mit Stolz erfüllen, fällt uns immer wieder ein, wie spät das alles erreicht worden ist, weil man sich lange Zeit nicht entschließen mochte, im Bibliothekswesen der Stadt dem alten Schlendrian und der alten Knauferigkeit ein Ende zu machen. Auch daran werden wir durch den neuerlichen Aufschwung der städtischen Volksbibliotheken immer wieder erinnert, daß es Socialdemokraten waren, deren unablässigem Mahnen und Drängen wir das zu danken haben, socialdemokratische den geraten, sich unter der Hand nach andrer Arbeit umzusehen. So- fehlten, namentlich war aus den Akten Pariser ein wichtiger Stadtverordnete, die nicht müde wurden, auf den kläglichen Zustand lange die Streifenden jedoch keine anderweitige Beschäftigung er- Bericht der Polizei verschwunden. Auch in dieser Beziehung wurde der Volksbibliotheken Berlins hinzuweisen und Abhilfe zu fordern. langen sollten, werden nach wie vor die täglichen Versammlungen ab- Baganz verdächtigt, es hat ihm aber nichts nachgewiesen werden gehalten. Bis dahin wird der Streit auch nicht für beendet erklärt. können. Dagegen fehlte auch ein Aftenstüd Neugebauer aus schaft gehabt hat, rühmt sich gern seiner Leistungen im Unterrichts. Der Freifinn, der so lange in der Berliner Kommune die Herr Eine diesbezügliche Resolution fand einstimmige Annahme. einem dem Angeklagten nicht unterstehenden Decernat. Es stellte sich heraus, daß das J- Register gefälscht war und zwar nicht von der und Bildungswesen ; auch in den nächsten Wochen und Monaten Hand des zuständigen Sekretärs und daß Aften fehlten. Der wird es bei der Agitation zu den Stadtverordnetenwahlen auf frei­Angeklagte hat f. 8. dem Untersuchungsrichter auf dessen Vorhalt finniger Seite an solchem Rühmen wieder nicht fehlen. Aber gerade zugestanden, daß er die Aften habe verschwinden lassen und das im Unterrichts- und Bildungswesen hat der Berliner Freifinn fich Register gefälscht habe. Später hat er dies schriftlich widerrufen und besonders arge Unterlassungsfünden zu Schulden kommen lassen. behauptet, daß er von Neugebauer überhaupt nichts wisse. Er erklärt Berlin stände in dieser Hinsicht noch heute so da, wie vor zehn und diesen Widerruf dahin: er sei bei seiner Bernehmung bei dem Unter- vor zwanzig Jahren, wenn nicht die socialdemokratische Arbeiter­fuchungsrichter in großer feelischer Depression gewesen und sich mit Selbstmordgedanken getragen, so daß ihm schließlich alles gleich- schaft diejenige Bevölkerungsschicht, die vor den diesjährigen gültig gewesen sei. Er schildert in beweglichen Worten und unter Reichstagswahlen von einem freisinnigen Berliner Schulinspektor Schluchzen seinen damaligen Seelenzustand und versichert, daß er und Reichstags- Kandidaten verächtlich als rohe Masse" bezeichnet in seiner Belle schon einen Abschiedsbrief an die Seinen geschrieben wurde sich ihren Anteil an der Kommunalverwaltung erkämpft habe. Er sei schließlich vom Selbstmord zurückgetreten im Interesse hätte. feiner Frau, die ihm verziehen hatte.

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Der Oberbürgermeister Kirschner wurde gestern im Rathause bon einer Deputation Ausständiger im Auftrage der ausständigen Angestellten der Allgemeinen Berliner Omnibus- Aktiengesellschaft ge­beten, in Sachen dieses Ausstandes das Vermittelungsamt zwischen beiden Parteien zu übernehmen. Der Oberbürgermeister erklärte fich bereit zu vermitteln, unter der Voraussetzung, daß die Direktion der Gesellschaft ihre Bereitwilligkeit zu Berhandlungen zu erkennen giebt.

Bestechungsprozeß Baganz.

In der Straffache wider den Staatsanwalts- Sekretär Baganz und Genossen wurde heute die Verhandlung unter Vorsitz des Land­gerichts- Direktors Opig fortgesetzt. Zunächst gelangte das Erkenntnis Staatsanwalt Bromt beantragt gegen Baganz zehn Jahre Zeitung und Inserent. Es ist ein altes Wort, daß der Inserent zur Verlesung, welches von der Civilkammer in der Chefcheidungs- 3 u chthaus und zehn Jahre Ehrverlust. Gegen Frau Baganz der eigentliche Dirigent einer Zeitung ist; wenigstens trifft auf einen flage der Frau Polzin gegen ihren angeklagten Ehemann und vice beantragt er z to ei Jahre Gefängnis, gegen Hörmann sechs beträchtlichen Teil der bürgerlichen Presse diese Ansicht zu. Gin versa ergangen ist. Die Einzelheiten, die in dem Erkenntnis zur Monate, gegen Buchmüller drei Monate, gegen Sanden Geschäftsmann, der häufig in einem solchen Blatte inseriert, weiß Sprache gebracht werden, bieten das abschreckendste Bild einer zusätzlich einen Monat, gegen Aufrecht drei Monate, bestimmt, daß diese Zeitung nichts bringt, was ihn schädigen könnte; modernen Ehe, wie sie nicht sein soll. Es handelte sich bei der Ehe- gegen Nägell bier Monate, gegen Polzin einen Monat ja, vielfach gilt es als ausgemachte Sache, daß ein Reklame- Artikel, fcheidungsklage vorzugsweise um ein von dem Angeklagten Polzin Gefängnis. Außerdem beantragt er, das zu Bestechungszwecken zu bestimmten Zeiten dem Blatte überwiesen, freundwillig im rea behauptetes, von der andren Seite bestrittenes ehebrecherisches Ver- Gegebene der Staatskaffe für verfallen zu erklären. daktionellen Teil aufgenommen wird. Daß dieser Zustand den hältnis zwischen der Ehefrau Polzin und dem Justizrat Räzell. Hieran schließen sich eingehende Plaidoyers der Rechtsanwalte Inserenten aufbläht, ihn unter Umständen in eine Verfassung bers Im Anschluß an diese Vorlesung verwahrt sich Rechtsanwalt Dr. Löwenstein und Rosenstock zu Gunsten des Ehepaares feßt, die von Größenwahn nicht weit entfernt ist, leuchtet ein, und Dr. Straßmann gegen den Inhalt einer Betrachtung, die die Baganz, sowie des Justizrats Rosenbaum, Rechtsanwalts beinahe komisch berührt es, daß gerade die Bossische Zeitung" Staatsbürger Zeitung" im Anschluß an den jezigen 2eonh. Friedmann, Rechtsanwalts Bollert , Justizrats es ist, die eine Probe dieses Herrentums zu kosten bekommen hat. Brozeß veröffentlicht hat. In der Betrachtung heißt es u. a.: Wie Dr. Sello, Rechtsanwalts Dr. Straßmann und Dr. Diese sonst im Punkte redaktioneller Reklame so ziemlich zu allem ist es möglich, daß bei solchen Ehescheidungs- Prozessen, die im Werthauer für die volle Freisprechung der übrigen Angeklagten. fähige Zeitung rebelliert in einem bestimmten Fall gegen die freche Grunde nur von Anwalten geführt werden, so schwierige Sachen ( Schluß fiehe Hauptblatt.) vorkommen können? Das Rechtsgefühl des Voltes bäumt sich da= gegen auf und fragt: wo ist in solchen Fällen die Anwaltskammer? 28ie kommt es, daß Anwalte, die aktenkundig vor Jahren so

schmutzige Sachen

mit ihrem Namen gedeckt haben, heute noch vor der Barre stehen dürfen?"

Rechtsanwalt Dr. Straßmann bemerkt hierzu: Diese Be­mertung fann sich nur auf mich beziehen, da ich Frau Bolzin ver­treten habe und auf den Kollegen der Gegenpartei. Ich habe die Bertretung der Frau Polzin erst übernommen, nach dem Justizrat Räzell sein Zeugnis verweigert hatte. Der abgeschlossene Vergleich ist erst zu meiner Kenntnis gekommen, nachdem er abgeschlossen war. Ich habe mit dieser Sache gar nichts zu thun.

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Berliner Partei- Angelegenheiten.

Die Parteigenossen des Wahlkreises Teltow- Beeskow- Storkow­Charlottenburg werden auf die außerordentliche Generalversammlung am 4. Oktober, mittags 12 Uhr, bei Thiel, Rigdorf, Bergstr. 151/52, aufmerksam gemacht. Auf der Tagesordnung steht u. a.: Die bevor­stehenden Landtagswahlen sowie der Bericht vom Dresdener Barteitag. Jeder Wahlverein darf drei Delegierte entsenden. Gäste haben Zutritt.

Steglit. Freitagabend 81/2 Uhr findet bei Schelhase eine Ver= Als Entlastungszeuge für den Angeklagten Räte II befundet sammlung des Wahlvereins statt. Wir ersuchen die Bezirks­der Lieutenant a. D. Kießlich, ein intimer Freund des An- führer, in dieser Versammlung die Listen vom Sonntag abzuliefern. geflagten: Der verstorbene Eugen Courths habe sich fortgesetzt an Potsdam . Die fällige Wahlvereins Versammlung Nägell herangedrängt, der von diesem gar nichts wissen wollte. Auf ist bereits morgen, Donnerstag. Genosse Paris- Velten berichtet Wunsch Räbells hat der Zeuge stets in dessen unmittelbaren Nähe vom Parteitag. Am 8. Oftober referiert Genosse Dr. Borchardt­bleiben müssen, wenn Courths zu ihm tam. Von Mitteilungen aus Charlottenburg über die Landtagswahlen. Aften und dergl. sei dabei nie die Rede gewesen. Justizrat Se Ilo: War denn Justizrat Nägell irgendwie erschreckt, als er hörte, daß der Sekretär Baganz verhaftet sei? Zeuge: Keineswegs. Im Gegenteil: Der verstorbene Courths hatte einmal erzählt, daß Baganz bei seiner Vernehmung gesagt habe: er würde nun die großen Herren hineinlegen". Darauf hat ihm Herr Räzell ge= antwortet: ihm sei dies ganz gleich, denn er habe mit Baganz gar nichts zu thun. Auf Befragen erklärt der Angeklagte Baganz: Er habe nie eine solche Redensart gemacht, wie Courths behauptet habe. Courths sei schuld daran, daß seine( des An­geflagten) Frau mit angeklagt worden. Courths habe auch in der Disciplinarfache mindestens

Lokales.

Tyrannei des Inserenten, indem sie folgende Mitteilung bringt:

Heute findet vor einer Straffammer des föniglichen Land­gerichts I eine Verhandlung gegen den Gerichtsvollzieher Degering statt. Aus diesem Anlaß erhielten wir gestern folgende Zuschrift: Berlin , NW. 5, den 27. September 1903. An die Redaktion der Vossischen Zeitung", hier. Am Dienstag, den 29. d. M., steht gegen den Gerichts­vollzieher Degering in einer Straffache Verhandlungstermin vor der Straffammer des tgl. Landgerichts I hier an.

Im Interesse der gesamten Gerichtsvollzieher Preußens er suchen wir dringend, über diese Verhandlung nichts in Ihrem geschätzten Blatte aufzunehmen.

Die evtl. Folgen, glauben wir, sind Ihnen hinreichend bekannt.

Der Vorstand des Preußischen Gerichtsvollzieher- Verbandes.

J. A.

Schumacher, Gerichtsvollzieher,

zweiter Vorsitzender.

Selbstverständlich wird für uns lediglich die Frage, ob die Verhandlung gegen den Gerichtsvollzieher Degering ein öffent­liches Interesse bietet, dafür maßgebend sein, ob und in welchem Umfange wir darüber berichten. An den Vorstand des Preußischen Gerichtsvollzieher- Verbandes aber richten wir hiermit öffentlich die eindringliche Frage, ob sein zweiter Vorsitzender Schumacher das oben angeführte Schreiben, dessen Qualifitation wir vorerst unfren Lesern überlassen, mit seinem Wissen und seiner Zustimmung an uns gerichtet hat?

Bon den Volksbildungs- Bestrebungen der Berliner Kommune. Die Volksbibliotheken und Lesehallen nehmen unter den Ver­anstaltungen der Stadt Berlin , die der Fortbildung der weniger bemittelten Bevölkerungsflaffe dienen, heute eine wichtige Stelle ein. Sie haben sich im Etatsjahr 1902/03 in erfreulicher Weise Drohung des Gerichtsvollzieher- Verbandes zum Ausdruck kommt. Es läßt sich ja nicht leugnen, daß ein Stück Brutalität in der weiter entwickelt. Der Jahresbericht, der vom Kuratorium erstattet Einfach anzukündigen, daß man einem den Brotkorb höher hängen drei Meineide worden ist und vom Magistrat jetzt veröffentlicht wird, darf aufs wolle, das kann auch ein Gemüt zur Raserei bringen, welches sonst geleistet. Der Vorsitzende bestätigt, daß zweifellos unwahre Aus- neue feststellen, daß auf diesem Arbeitsgebiet der städtischen Ver- mehr auf gute Bezahlung als auf dito Behandlung zu halten ge jagen des Courths in jener Sache gemacht seien. waltung Fortschritte gemacht worden sind. wohnt ist. Vielleicht auch, daß die Erfolge, welche die leidige Kona

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