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Nr. 240. 20. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Mittwoch, 14. Oktober 1903.

Agitations- Kalender.

Gendarmen und Poliziften. Juni.

Die Erfahrungen der letzten Reichstagswahl haben uns den 21. In der Berliner Korrespondenz" läßt der von einer Gedanken nahegelegt, die Unsummen des Agitationsmaterials, das Inspektionsreise aus dem schlesischen Hochwassergebiet zurückgekehrte uns unsre Gegner mit so freundlicher Bereitwilligkeit liefern, durch Minister des Innern, Herr v. Hammerstein, schreiben, daß die Privat­vierteljährliche Zusammenstellungen einigermaßen zu bewältigen. aufkommen werde.( Später stellt sich heraus, daß der Schaden Posen wird wegen grundloser Beschimpfung, Bedrohung und Miß­wohlthätigkeit für alles, auch die Desinfektionskosten(!) 20. Ein mehrmals disciplinarisch vorbestrafter Schuhmann in Nicht um einen Geschichtskalender handelt es sich, sondern um die 331 Millionen beträgt, während durch Privatsammlungen nur handlung ruhiger Passanten zu drei Monaten Gefängnis und 40 M. Nicht um einen Geschichtskalender handelt es sich, sondern um die Busammenstellung eines Bilderbuches aus der kapitalistischen Gesell 300 000 m. aufgebracht werden.) Geldstrafe verurteilt. schaft. Es handelt sich um große und kleine, auffällige und unauf­fällige Ereignisse der Deffentlichkeit, die alle das Eine mit einander gemeinsam haben, daß sie für den bestehenden Zustand der Dinge bon symptomatischer Bedeutung sind.

Besonders charakterisiert wird das erste Quartal des neuen Kampfes durch den Feldzug gegen das Reichstags- Wahlrecht, das Ueberhandnehmen der Soldatenschinderei und durch die Merkwürdig feiten militärischer und civiler Strafpraris.

Die Ersetzung des preußischen Kriegsministers v. Goßler durch v. Einem, des Reichsschatzsekretärs v. Thielmann durch b. Stengel sind nur Schatten, großen Ereignissen voraus­geworfen: neuen Militärforderungen, neuen Steuern!

Wir lassen die Thatsachen reden!

Gegen das Reichstags- Wahlrecht.

Juli.

"

25. Unter dem Eindruck der heftigen Kritik, die die Haltung In Berlin führt die Polizei bei verschiedenen Anlässen hart­der Regierung zur schlesischen Hochwasser- Katastrophe seit der näckigen Krieg gegen das Recht des Streifpoftenstehens. Ein vom Stellungnahme des Vorwärts" in weiten Kreisen gefunden hat, Platz gewiesener Streifposten kehrt in Salonrock und Cylinder zurück beschließt ein eilig zusammenberufener preußischer Ministerrat, für und bleibt unbehelligt. Schlesien einen Kredit von 10 Millionen Mark flüssig zu machen. Auguft. Mark verausgabt!) Inzwischen ist in mehreren schlesischen Kreisen Bolizeikommissar änsch wieder in sein Amt eingesetzt. Es war ( Davon sind bis Ende September aber nur etwa 1 Millionen 8. In Oschersleben wird der im April v. J. suspendierte der Typhus ausgebrochen.

28. Die Poſener Nachrichten" machen Aufsehen erregende Ent- beeidet worden, daß er einen Untergebenen beauftragt hatte, einen hüllungen über die Verwendung des antipolnischen Ansiedelungsfonds, Gefangenen zu prügeln, daß er einen Untergebenen zum Aften­der bekanntlich aus Staatsmitteln gespeist wird. Deutschen Grund- diebstahl verleitet habe, daß er einen andern zur Einreichung eines befizern in Posen sind ihre Güter zu abenteuerlich hohen Preisen falschen Zeugnisses veranlaßt und dieses Zeugnis beglaubigt habe. abgekauft worden. Die hakatistische Landbank( unter Leitung des Er hatte ferner nach den Zeugenaussagen seine Untergebenen beauf­freikonservativen Abg. Tiedemann) hat dabei glänzende Geschäfte tragt, sie sollten gewisse oppositionelle Stadtverordnete feste kneifen", gemacht. Ferner zählen zu den Glücklichen der Prinz Biren daß sie am Leben verzagen. von Kurland, der Herzog von Sachsen- Altenburg, ein Amtsrat September. und der frühere Oberpräsident von Bosen, Freiherr v. Wilamowitz­Möllendorf.

Auguft.

11. Zur Erwerbung eines englischen Deckhengstes für Trakehnen, dem Ort der Schulpaläste und Marmorställe, werden 420 000 m. September.

1. Centrum und Reichstags- Wahlrecht. Die Landshuter Zeitung", ein waschechtes Centrumsblatt, erklärt, daß das bestehende Reichstags- Wahlrecht keineswegs ideal sei. Mit aufgewendet. dieser Ansicht", schreibt sie, stehen wir durchaus nicht allein, sondern tir teilen fie mit vielen ruhig denkenden Leuten, die auch heute noch 1. Mit mehr als 30 Millionen Deficit schließt die Endrechnung in einem Wähler von 25 Jahren in nur zu vielen Fällen keinen des Reiches für das Rechnungsjahr 1902. Im ganzen find an reifen Politiker sehen und die ebenfalls glauben, daß ein Mann, ordentlichen Einnahmen, so weit sie dem Reiche verbleiben, der das schwerwiegende Wahlrecht ausübt, doch auch dem Staate 21 988 127,74 M. weniger aufgekommen. Da die Mehrausgaben gegenüber Verpflichtungen haben sollte, die sich nicht bloß auf das 8734 393,90 2. betragen, so ergiebt sich ein Fehlbetrag von Soldatwerden Tausende werden es bekanntlich gar nicht. be- 30 722 521,64 M. schränken sollen."

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3. Enthüllungen des, Vaterland". Das konservative Dresdener Vaterland" meldet:

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liberalen artei."

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Unternehmer.

Gerichtliches. Juni.

1. Eine Anzeige gegen den Gendarm Krüger, der in Seehof bei Berlin eine Versammlung widerrechtlich aufgelöst, den Ein­berufer beschimpft und von der Tribüne gerissen und mit dem Re­volber bedroht und in die dagegen protestierende Versammlung gezielt hat, wird abschläglich beschieden.

3. Der Vorwärts" veröffentlicht einen Fall, in dem der Polizist Resag in Berlin eine Frau angestiftet hat, in Konsumbereinen, denen sie nicht angehörte, Waren zu verlangen, um eine strafbare Handlung der Vereinsbeamten zu provozieren. Eine Strafanzeige gegen den Schuhmann wegen Verleitung zu strafbaren Hand­lungen bleibt erfolglos. Aehnliche Fälle sind wiederholt vor­gekommen. 24. Bei dem Begräbnis des in Dresden jäh verstorbenen Ge noffen Meiling in Berlin stürzt sich ein Polizeilieutenant mit seinen Leuten auf die Kranzträger, um ihnen die staatsgefährlichen roten Schleifen zu entreißen. Hus Deer und flotte. Juni.

26. Das Kriegsgericht der 16. Division zu Trier verurteilt einen Musketier, der im Rausche einen Unteroffizier an­gegriffen und an der Hand verletzt hat zu 5 Jahren 2 Monaten Gefängnis.

27. Dasselbe Kriegsgericht berurteilt einen Unter­offizier, der einen Soldaten mit der Faust und mit dem Seiten­gewehr mißhandelt hat, zu 10 Tagen Mittelarreſt.

Juli.

" Sie( die Redaktion des Vaterland") habe im Redaktionsbureau des Radebeuler Tageblattes" das Beweismaterial dafür eingesehen, 21. Dienstmädchen und Baronesse. In Nürnberg daß Geldsammlungen zur Agitation für eine Aenderung des wird ein für geistes schwa ch erklärtes Dienstmädchen wegen Reichstags Wahlrechts eingeleitet seien eingeleitet seien, und stehe munmehr Totschlag an ihrem Kinde zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Kurz nicht an zuzugeben, daß eine Agitationskorrespondenz zu zuvor ist eine wegen Kindesmordes angeklagte Baronesse, die ihre diesem Zwecke in der That eriſtiere. Es seien seien ihr auch That mit faltblütiger Ueberlegung begangen hatte, wegen Geistes­die Namen einiger Herren genannt worden, die Beiträge zur frankheit freigesprochen worden. Unterstützung der Korrespondenz gezeichnet haben sollten; auch 23. Wegen Stöcker Beleidigung wird Genosse Noste diese Herren seien der Redaktion mit einer Ausnahme unbekannt. in Königsberg zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Gerichts­Mitglied des konservativen Landesvereins sei keiner. Der ihr hof nimmt an, daß Stöcker als Zeuge im Ewald- Prozeß( 1884) bekannte Herr fei ein hervorragendes Mitglied einer zwar etwas objektiv unwahres gefagt habe, daß aber ein wissentlicher oder fahrlässiger Meineid nicht erwiesen sei. 4. Der Reichsbote", das Organ der konservativen 26. Jm Gefängnis zu Beuthen , in dem er seit 15 Monaten 6. Der Fähnrich zur See Hüssener, der in Effen Muder, zetert gegen das Reichstags- Wahlrecht, das er als das schmachtet, erkrankt Genosse Morawski lebensgefährlich. einen angetrunkenen Soldaten von rückwärts mit dem Dolche erstach, Unglück Deutschlands " bezeichnet. Es gehe nicht an, dem ,, stu 29. Wegen Meineids resp. Verleitung dazu, haben sich wird vom Ober- Kriegsgericht zu Kiel zu zwei Jahren und pidesten Tagelöhner" das gleiche Recht zu gewähren wie vor dem Schwurgericht in Freiberg die Arbeiter Graupner und sieben Tagen Festungshaft verurteilt. In der Begründung dem Höchstgebildeten, dem legten Arbeiter" dasselbe Recht wie dem Gläser zu verantworten. Gläser follte beim Verlassen des socials wird gesagt, Hüffener wäre zum Gebrauch der Waffe gegenüber demokratischen Parteilofales um 1 Uhr nachts auf der Straße gepißt dem fliehenden Betrunkenen berechtigt gewesen. und gesungen haben und war deshalb über Aussagen von Polizisten, 6. Wegen nächtlichen Ueberfalls auf einen Unteroffizier, den er 1. Der Vorwärts" enthüllt ein Komplott gegen das Reichstags- die das Lotal aus einem Versted heraus bewachten, zu 5 M. Geld- mißhandelte, wird vom Nürnberger Kriegsgericht der Soldat Wahlrecht. An der Spitze ſteht ein Herr Dr. A. Gieſebrecht, ihm raft Berujung auf den Beugen Graupner. Das Verfahren eine Wieland zu fünf Jahren drei Monaten Buchthaus ver­zur Seite stehen zahlreiche Fabrikanten und Kommerzienräte aus unter endigt urteilt. allen Teilen Deutschlands . Ein Teil der Teilnehmer zählt mit Freisprechung, nachdem beide Angeklagte drei Monate 12. Excedierende Offiziere vom 16. Ulanen- Regiment in Salz sich zur freitonservativen( Weherbusch) oder zur nationalliberalen in untersuchungshaft zugebracht haben. webel, die einen Reisenden, der sich über die nächtliche Nuheſtörung Partei. Nach Giesebrechts Behauptungen( die bis zum heutigen Tage beschwert, mit dem Kaltmachen" bedrohten, legen die Sache durch unwidersprochen geblieben sind) steht auch die Reichsregierung seinen Plänen sympathisch gegenüber. Bahlung von 500 M. an die Armentasse bei. 18. Wegen Verleitung zu Mißhandlungen wird der Hauptmann Henning vom 85. Feldartillerie- Regiment in Rendsburg zu fieben Monaten Festungshaft verurteilt. Von feinen chronischer Blinddarmentzündung. Zwei Kanoniere, die als Zeugen zahlreichen Opfern ist eines irrfinnig geworden, das andre leidet an aus Furcht aussagten, sie hätten von den Mißhandlungen nichts fängnis, zu Ehrverlust und Versegung in die zweite Klasse gemerkt, werden wegen Meineids zu je einem Jahr Ge­des Soldatenstandes verurteilt.

Auguft.

20. Der Vorwärts" bringt neue Enthüllungen über das

Komplott gegen das Reichstags- Wahlrecht. Zu den finanziellen Unter­stützern des Projekts gehört trotz aller dreisten Ableugnungsversuche Die Kölnische Zeitung ", ferner der nationalliberale Reichstags- Gefängnis verhängt. Abgeordnete Bahn- Sorau.

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Juli.

2. Im Bromberger Landfriedensbruch- Prozeß werden acht An­geklagte zu insgesamt zwei Jahren Zuchthaus und viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. werden über weitere 18 Personen 14 Jahre Zuchthaus und 17 Jahre 9. In Fortführung des Bromberger Landfriedensbruch- Prozesses 28. Dem Berliner Tageblatt" wird aus Sachsen- Weimar ge- und Emmer, sind zu einem Monat Gefängnis bezw. zu 300 Mart 16. Die socialdemokratischen Stadtverordneten in Halle, Krüger schrieben: Ein Mitglied der weimarischen Staatsregierung verurteilt worden, weil sie die Polizeibeamten der Stadt Halle da­erklärte so wenigstens wird versichert- etwa das Nachstehende: Die Bewilligung von Diäten an die Reichstags- Abgeordneten fei bei Beratung des Polizei- Etats und bei der von ihnen an diesem Sergeant Strö plin, die einen Soldaten durch Mißhandlungen in durch beleidigt haben sollen, daß sie in der Stadtverordneten- Sizung 20. In Aachen werden der Unteroffizier Wiese und der vorgesehen, aber nur beim Zustandekommen einer Wahlgesetz- Novelle, geübten Besprechung behauptet hatten, Bolizeibeamte hätten ihnen den Tod getrieben haben, zu zwei Monaten Gefängnis resp. sechs welche die notorischen Ungerechtigkeiten des jetzigen Systems wenigstens Mitteilungen und Beschwerden über widersprechende Dienstinstruktionen Tagen Mittelarrest verurteilt. in der Hauptsache beseitige und der Intelligenz, dem Besize und der ihrer Vorgesezten überbracht. persönlichen Integrität die gebührende Präponderanz gegenüber den Urteilsbegründung erklärt, daß die Stadtverordneten durch die Be- Nr. 27 in Halberstadt wird wegen Mißhandlung Untergebener in Die jetzt vorliegende schriftliche 30. Der Lieutenant v. Schrader vom Infanterie- Regiment entgegengesetzten Eigenschaften verschaffe. Mit dieser Revision" tönne nicht länger gezögert werden, da jedes weitere Hinausschieben hauptung, Polizeibeamten hätten sich an sie gewendet, diese ber- mehreren Fällen, wodurch das Leben derselben gefährdet war, unter achtlich gemacht hätten. die Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens vermindere. Man dürfe Ausschluß der Deffentlichkeit zu zwei Monaten drei Tagen Festung 21. Nach zweieinhalbmonatlicher Verhandlung die Hof­erwarten, daß die Mehrheit des neuen Reichstages den geplanten, Bantiers der Staiſerin", die verkrachten Bommernbant- Direttoren wegen Richtbeachtung der Vorschriften" verurteilt. auch vom Kaiser gebilligten Abänderungsvorschlägen mäßigen Schulz und Romeid, wird der Prozeß vom Berliner Land­Der Unteroffizier Karl Weiß von demselben Regiment wird Census , sociale Vorbedingungen 2c. ohne Annahme des Plural- gericht vertagt, weil sich der Gerichtshof über die Sachlage noch urteilt. mäßigen Schulz und Romeid, wird der Prozeß vom Berliner Land- wegen Mißhandlung in 13 Fällen zu drei Monaten Gefängnis ver­systems zustimmen werde, da ja die liberalen wie die konser bativen Parteien gleich gefährdet seien, von der Socialdemokratie nicht flar geworden ist. Die Angeklagten werden aus der Haft ent Taffen. erdrückt zu werden." 29. Jm Beuthener Gefängnis stirbt der bei den Wahlkrawallen verwundete und verhaftete Arbeiter Liwonski. Auguft.

Aus dem bürgerlichen Lager.

Junt.

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Jm Bant, die" Hofbantiers" der Kaiserin, werden zahlreiche Bestechungen 80. Im Prozeß gegen die Direktoren der verkrachten Bommern­der Presse aufgedeckt. Es erhielten: der Presseflub 25 000 M., Redakteur S.( B. B.-C.) 1000 M., Dr. W( ittenberg) 3000 M.( Quartals fumme), Dr. D. 5000 M., Prof. M.... 2000 M., Dr. Destreich ( Pseudonym) 4000 m.

Juli.

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3. Genoffe Däumig in Halle war, weil er ohne tendenziöse im Boltsblatt" eine falsche Nachricht über eine angeblich erfolgte Absicht, durch einen sonst zuverlässigen Berichterstatter irregeführt, Defraudation gebracht hatte, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Nach durchgefeßter Wiederaufnahme des Verfahrens wird er nur zu 300 M. Geldstrafe verurteilt.

18. Weil er in seinem Gefängnis zu Hannover kneipte und " Damen "-Besuch empfing, soll der Mörderprinz Arenberg in ein andres Gefängnis übergeführt werden.

4. Ultramontane Grabschänder: 3u Gefängnis­strafen von drei Tagen bis zu dreieinhalb Monaten werden in 20. Wegen Erpressung werden fünf Arbeiter der Firma Mainz 15 Personen verurteilt, die den freireligiösen Prediger Frhrn. Schrader u. Cie. bei Krefeld zu je 14 Tagen Gefängnis verurteilt. von Zucco in Gaubickelheim während einer Grabrede mit Erd- Sie hatten namens der Arbeiterschaft der Firma die Sperre der schollen beworfen, geschlagen und beschimpft hatten. Bei der Ver- Arbeitskräfte angesagt, wenn diese den Arbeitern die ihnen ge= handlung stellte sich heraus, daß die Menge vom katholischen Pfarrer hörigen Ersparnisse nicht herauszahle. gegen den freireligiösen Konkurrenten aufgehegt worden war.

Auguft.

September.

1. Der Bankschwindler Kommerzienrat Hahn in Dresden wird gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen.

4. Der Bortvärts" stellt durch statistische Nachweisung fest bei den Stichwahlen, daß von den Freisinnigen beider Richtungen 25 Reichstags Wahlkreise an die Reaktion ausgeliefert worden sind. Angeklagte 48 Jahre Gefängnis verhängt. = 18 an die Reakt

Wozu man Geld hat und wozu man keines hat. Juni.

30. Von der deutsch- amerikanischen Flottenrevue in Kiel erzählt ein amerikanischer Stimmungsbericht, es sei dabei an Salutschiffen mehr Pulver verschossen worden, als im ganzen Kriege gegen Spanien .

Juli.

19. Der Vorwärts" stellt fest, daß die preußische Staats: verwaltung angesichts der neuesten Hochwasserkatastrophe wie bei ähnlichen Vorfällen auch diesmal wieder vollkommen versagt hat.

17. Wegen des Laurahütter Wahlfrawalls werden über vierzig 1. a. erhält ein 12jähriger Knabe zwei Monate. Die meisten sind beschuldigt, mit Sfeinen geworfen zu haben. 22. Ein Disciplinarverfahren gegen Gefängnisauffeher in Hannover bestätigt, daß der Prinz- Mörder Arenberg im dortigen Ge­fängnis als" Durchlaucht" angeredet worden ist und daß ihm alle möglichen Vergünstigungen gewährt worden sind. 22. Vom Schöffengericht zu Friedberg in Hessen werden Krieger­vereins- Patrioten, die einen ähnlichen Wahlegceß wie den von Laura­hütte begangen hatten, abgeurteilt. 9 Angeklagte werden zu 810 M. Geldstrafe verurteilt.

24. Wegen farifierender Nachahmung der Abendmahlsceremonie werden 13 junge Leute, darunter zwei sechzehnjährige, in Halberstadt zu Strafen bis zu neun Monaten verurteilt.

30. Jn Met wird der Unteroffizier Dunkel wegen Miß­nach gerichtlicher Feststellung von 366 Fällen, durch die unter anderm handlungen zum Teile furchtbarer Art in 576 Fällen angeklagt und ein Soldat zum Selbstmord getrieben worden ist, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und Degradation verurteilt. Der Lieutenant Stahl, von dem das Gericht annimmt, daß ihm das Verhalten Stubenarrest davon. Stubenarrest davon. Dunkels nicht unbekannt geblieben sein könne, tommt mit einer Woche Auguft.

4. Wegen wiederholter brutaler Soldatenschinderei erhält ein Unteroffizier des Infanterie- Regiments Nr. 69 in Trier 6 Monate Gefängnis.

18. Wegen vorschriftswidriger Behandlung und grober Be­schimpfung Untergebener in 86 Fällen und Mißhandlung unter Miß­brauch der Dienstwaffe in 2 Fällen wird der Lieutenant Freiherr b. Godin vom Infanterie- Leibregiment in München zu 28 Tagen Stubenarrest verurteilt. 14. Bei einem Marsch in glühender Hitze ertranften nächst Stuttgart 80-40 Mann der 51. Infanterie- Brigade. Bei 7 Mann wird ein stärkerer Grad von Hizschlag festgestellt.

14. Wegen Mißhandlung in 1800 Fällen, die u. a. einen Soldaten zum Selbstmord getrieben, wird der Unteroffizier Breidenbach vom 4. Garde- Regiment zu Fuß zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. 16. Wegen Mißhandlung von Untergebenen in 8 Fällen wird Lieutenant v. Trotha vom Feld- Artillerie- Regiment Nr. 59 in Posen zu 14 Tagen Stubenarrest verurteilt. Er ist wegen des gleichen Delifts bereits viermal vorbestraft.

Das Kriegsgericht der 27. Division in Ulm vernrteilt den Lieutenant Karl Naumann von der 5. Compagnie des Infanterie­Regiments Nr. 180 wegen Anstiftung eines untergebenen zur Miß­handlung, Mißhandlung von Untergebenen mit vorschriftswidriger Behandlung in zwei Fällen, eines weiteren fortgesetzten Vergehens der vorschriftswidrigen Behandlung von Untergebenen und sieben Vergehen der Beleidigung zu sechs Wochen Stubenarrest.

Eine lange Reihe von Soldatenmißhandlungen wird einem Unteroffizier von der 9. Compagnie des 99. Infanterie- Regiments vor dem Kriegsgericht der 16. Division in Trier nachgewiesen. Einen