Nr. 244. 20. Jahrgang.
Mordprozeß Gleditsch.
eröffnet, werden noch zur Ergänzung ihrer gestrigen Aussagen einige Nachdem Landgerichtsrat Oppermann die Sizung um 9% Uhr Zeugen vernommen und dann wird die Beweisaufnahme geschlossen. Die Schuldfragen lauten auf Mord, oder auf vorsätzliche Körperberletzung mit tödlichem Ausgange, außerdem auf Körperverlegung mittels einer Waffe. Auf Antrag des Verteidigers wurden noch mehrere Unterfragen gestellt.
Die Neuwahlen wurden auf den 18., 19. und 20. Oktober 1883
Am Mittwoch, den 21. Oftober, find es 25 Jahre, daß das feinen Geschmack, sondern erlangte die Zustimmung des Staats „ Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Social- ministeriums zu einem an den König zu richtenden Antrag auf demokratie" in Kraft trat. Jenes Schandgesetz, bestimmt, die auf Auflösung der Stadtverordneten- Versammlung. Der Plan Buttkamers Gegenteil von dem bewirkt, was es bewirken sollte. Die Socialstrebende proletarische Bewegung zu erdrosseln, hat allerdings das glückte, und so wurde denn zum 1. Januar 1884 die Auflösung der Stadtverordneten- Versammlung vollzogen. demokratie hat seine Urheber überdauert und steht heute trotz allen festgesetzt. Um die 126 Stadtverordneten- Mandate, von denen 42 Verfolgungen stärker denn je auf dem Plan. Diesem Tage sind auf jede der drei Wählerabteilungen fielen, entbrannte ein lebhafter am Mittwoch 14 Volksversammlungen gewidmet, in denen die Er- Wahlkampf, so hizig wurde gekämpft, wie nie zuvor bei einer innerungen an die socialistengesetzliche Zeit aufgefrischt werden Berliner Kommunalwahl. Hie Liberale! Hie Bürgerpartei! so Erster Staatsanwalt Dr. Cretschmar nahm dann das Wort. sollen. Es wird gebeten für zahlreichen Besuch Sorge zu tragen. lautete der Schlachtruf in dem Kampfe, der zwischen dem liberalen Er wies darauf hin, daß es ein erschütterndes Drama aus dem Leben sei, welches die Grundlage der Verhandlung geboten habe. Es Stadtbezirke 1 bis 5 bei Dräsel, Neue Friedrichstraße 35. Genosse auf dem Kampfplaze. Die klassenbewußte Arbeiterschaft Berlins , Erster Wahlkreis. Montagabend 8% Uhr Versammlung für die Bürgertum und seinen konservativ- antisemitischen Gegnern geführt wurde. Plötzlich und unerwartet erschien jedoch ein dritter Kämpfer sei wohl anzunehmen, daß der verstorbene Major Reisch der An- Seiler spricht über die Bedeutung des Wahlvereins und die bevor- die, von einigen schüchternen Versuchen zu Ende der siebziger Jahre geklagten die Ehe versprochen habe, dagegen halte er es für unwahr, ſtehenden Wahlen. NB. Das Protokoll gelangt am Montag in fämt vor Erlaß des Socialistengefeges abgesehen, sich nie selbständig an daß der Major ihr im Falle der Trennung eine Abfindungssumme lichen Zahlabenden gegen Zahlung von 10 Pf. an die Mitglieder den Stadtverordneten- Wahlen beteiligt hatte, stellte in 24 von den bon 6000 Mt. versprochen habe. Er werde ihr nur versprochen haben, Der Vorstand. ihrer in seinem Testamente zu gedenken. Die Angeklagte sei eine zur Ausgabe. 42 Wahlbezirken der III. Abteilung ihre Kandidaten auf und, Wunder jähzornige, unverträgliche Natur und das sei in erster Linie der Grund Die Maßnahmen, die der Magiftrat von Rigdorf in der An- über Wunder, weder verbot die heilige Hermandad die von dem gewesen, daß der Major von einer Heirat mit ihr Abstand nahm. gelegenheit der Landtagswahlen gegen die dortige Arbeiterschaft ge- Arbeiter- Wahlkomitee einberufenen Wählerversammlungen, noch löste Nach der Trennung und nach der Rückkehr der Angeklagten nach Berlin troffen hat, werden selbstverständlich am Drte eifrig besprochen und sie diese auf. Kräftig traten die Arbeiterkandidaten in den Wahlsei diese von einem glühenden Haß gegen ihren früheren Liebhaber haben unsre Parteigenossen zu einer energischen Protestbewegung fampf ein; zahlreich besucht wurden die Versammlungen, in denen beseelt gewesen und dieser Gesinnung habe sie anderen Personen veranlaßt. Es versteht sich, daß der Schlag, den der Magistrat der sie ihr kommunales Wahlprogramm entwickelten und manchen Strauß gegenüber Ausdruck gegeben, wo sich Gelegenheit dazu fand. Dann Arbeiterschaft versetzt hat, nicht ohne Entgegnung bleibt, und so sind mit den Gegnern aus beiden feindlichen Lagern ausfochten. sei die Bekanntschaft des Majors mit dem Fräulein Herhuth dazu- denn zu Montagabend 8%, Uhr drei Voltsversammlungen anberaumt Der Erfolg war für die Socialdemokratie übers gekommen, wodurch die Eifersucht der Angeklagten, allerdings un- worden. Die Tagesordnung dieser Versammlungen lautet: 1. Die raschend. Singer erhielt im 12. Wahlbezirk 822, der Liberale berechtigter Weise, erregt wurde. Eifersucht und Rachsucht seien die Landtagswahl und der Rigdorfer Magistrat. 2. Protest gegen die 398 und der konservativ- antisemitische Kandidat 345 Stimmen, er Triebfedern zu der grausen That gewesen, die sie begangen. Keiner Festlegung der Wahlzeit auf 9 Uhr vormittags. 3. Freie Distusfion. hatte also mit 39 Stimmen über die absolute Mehrheit gesiegt. Auf der Geschworenen würde wohl daran zweifeln, daß der Revolver Die Versammlungen werden in folgenden Lokalen abgehalten: Tu Bauer fielen im 13. Wahlbezirk 792, auf den Liberalen, der von der Angeklagten gerauft wurde, um gegen den Major Verwendung 1. Heitaus, Rarlsgartenstraße 6-10. den Bezirk vorher vertreten hatte, 406 und auf den konservativzu finden. Verschiedene thätliche Angriffe gegen den Major, dessen 2. Münzer, Knesebeckstraße 113. antisemitischen Kandidaten 279 Stimmen. Auch Tubauer hatte somit Mutter und Frl. Herhuth zeigten zur Genüge, was von der An3. Thiel, Bergstraße 151-152. im ersten Wahlgange mit einer absoluten Mehrheit von 53 Stimmen geklagten zu erwarten war. Der eine dieser Angriffe, wobei die An- Die Parteigenossen werden für zahlreichen Besuch dieser Ver- die Gegner aus dem Felde geschlagen. Zwei socialdemokratische Stadt getlagte dem Major eine Verwundung mittels einer Schere am Hand- sammlungen agitieren, damit die Antwort auf die Verkümmerung verordnete waren also am 18. Oktober definitiv gewählt, der Wahlgelent beigebracht habe, sei in der Frage, ob die Angeklagte der des so schon auf das schlimmste beschnittenen Wahlrechts so deutlich kampf war für unsre Genossen nicht ergebnislos gewefen. Aber noch schweren Körperverlegung mittels einer Waffe schuldig sei, zum Aus- wie möglich ausfalle. weitere Siege standen in Aussicht. Tuzauer tam noch im 14. Wahlbezirk druck gekommen. Sodann zur Beurteilung des Hauptverbrechens übergehend, sucht der Erste Staatsanwalt nachzuweisen, daß die An- 5 Uhr in Kähnes Lotal eine öffentliche Versammlung statt, in der 254 für den konservativen Kandidaten abgegebene Stimmen in Stich mit 672 gegen 565 liberale und 341 konservative Stimmen, außer Französisch- Buchholz . Am heutigen Sonntag findet nachmittags bem im 15. Wahlbezirke mit 542 gegen 538 für den liberalen und geklagte die That mit Ueberlegung begangen habe, mithin ein Mord Herr Max Kiesel- Berlin einen Vortrag über die preußischen wahl. In beiden Stichwahlen siegte Tugauer am 11. November 1883, borliege. Er habe mancher Verhandlung wegen Mordes beigewohnt, Landtagswahlen halten wird. Außerdem sollen die Wahlmänner- so daß er nun in drei Wahlbezirken zum Stadtverordneten gewählt aber nie sei ihm ein Fall vorgekommen, in welchem ein Mord mit kandidaten aufgestellt werden. folcher Kaltblütigkeit begangen wurde, wie im vorliegenden. Als die beiden gegen ihn gerichteten Schüsse versagten, habe der Major zweifellos geglaubt, daß es mit dem verunglückten Attentat sein Ende haben würde, er dachte nicht daran, daß die Angeklagte ihm im nächsten Augenblick das Messer in den Leib jagen würde. Unwahr sei die Behauptung der Angeklagten, daß der Major den Stock zum Schlagen gegen sie erhoben habe, denn die Zeugin Herhuth, welche socialdemokratischen Wahlvereins zur Kenntnis, daß am Dienstag, für Ewald 322, für den Liberalen 288 und für den Konser Friedrichsfelde , Karlshorst , Mahlsdorf . Den Mitgliedern des den Vorfall von oben herab beobachtet habe, habe bekundet, daß der den 20. Oktober, abends 81%, Uhr, im Lokale von Haberland, Wilhelm- vativen 308 Stimmen abgegeben wurden. Der Magistrat erklärte Major nur wie zur Abwehr beide Hände vor sich ausstreckte, als er straße 38, eine Vereinsversammlung stattfindet. Tagesordnung: die in diesen beiden Bezirken für den tödlichen Stich erhielt. Es sei selbstverständlich, daß jeder, der 1. Vortrag über das verflossene Socialistengeset. Referent: Franz Kandidaten abgegebenen Stimmen, weil sie keine Hausbesizer die socialdemokratischen eine solche That begehe, sich im Augenblick der Ausführung in einer Rozte. 2. Diskussion. 3. Wahl von Delegierten zur Kreiskonferenz. waren, jedoch einfach für ungültig und proklamierte als gewählt großen Erregung befinde, dies schließe aber die vorhergegangene 4. Berschiedenes. Gäste, auch Frauen, find herzlich willkommen. Ueberlegung nicht aus. Das ganze Verhalten der Angeklagten auch im 16. Bezirk den liberalen und im 37. Bezirk den konservativen Der Vorstand. nach der That spreche allzu deutlich dafür, daß sie das Geschehene Kandidaten. borausgesehen und sorgfältig geplant habe. Wohl selten habe man Köpenick . Mittwochabend 8 Uhr findet in Seidels Gesellschaftsdie Ueberlegung mit solcher Wahrheit vor sich gesehen, wie hier. Der Haus eine Voltsversammlung für Frauen und Männer statt, Erste Staatsanwalt schließt seine Ausführungen mit dem Antrage in welcher Genosse Augustin- Berlin einen Vortrag über das an die Geschworenen, die Schuldfrage wegen Mordes sowie wegen Attentatsjahr und das Socialistengesetz halten wird. Körperverletzung mittels einer Waffe zu bejahen.
Ober- Schöneweide . Die Parteigenossen wollen sich pünktlich 28 Uhr abends am Montag, den 19. ds., zur Handzettel verbreitung bei Kaufholt, Wilhelminenhofstr. 18, einfinden. Der Vertrauensmann.
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worden war.
In zwei andren Wahlbezirken, dem 16. und dem 37., in denen Hausbefizer gewählt werden mußten, hatten die Arbeiterkandidaten ebenfalls soviel Stimmen auf sich vereinigt, daß sie in die Stich wahl hätten kommen müssen, wenn sie am Wahltage Hausbesizer 566 und der Konservative 194 Stimmen, während im 37. Bezirk gewesen wären. Jm 16. Bezirk erhielt er eutz 480, der Liberale
Tuzauer, der dreimal gewählt worden war, nahm die Wahl für den 15. Wahlbezirk an. Es mußten darauf im 13. und 14. Bezirk Nachwahlen vorgenommen werden, und zwar am 11. Dezember 1883. In beiden Bezirken wurden die Arbeiterkandidaten Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Ehrenfried, suchte an Rosininenstr. 3, eine Volksversammlung statt, in welcher Genosse Sieg nicht voll errungen. Im 24. Wahlbezirk hatte, ebenfalls am Charlottenburg . Mittwochabend 81 Uhr findet im Volkshause, im ersten Wahlgange gewählt, im 13. Bezirk Goerdi mit 773, im 14. Bezirk Ewald mit 721 Stimmen. Noch aber war der ber Hand der Beweisaufnahme den Nachweis zu erbringen, daß die Frizz Zubeil über das Thema:„ Vor 25 Jahren“( 21. Oftober 1878 11. Dezember, eine Nachwahl vollzogen werden müssen, weil der That der Angeklagten von einem milderen Gesichtspunkte aus Erlaß des Socialistengefeßes) referieren wird. Nach dem Referat in diesem Bezirk am 18. Oktober gewählte konservative Stadtbetrachtet werden müsse. Er handle fich um einen krankhaften Aus- erfolgt freie Aussprache. Bei der interessanten Tagesordnung wird verordnete auch im 11. Bezirk, also doppelt gewählt worden war. bruch eines schwer getränkten Rechtsgefühls. Es seien bei dem Vor- zahlreiches Erscheinen der Genossen und Genoffinnen erwünscht. gange auf der Treppe zwei verschiedene, zeitlich getrennte Abschnitte Singer hatte es im 24. Bezirk am 18. Oktober nur auf 311 Stimmen zu beobachten. Der Verteidiger führt aus, daß nach den mißlungenen Schöneberg . Mittwoch, den 21. 58. Mts., findet bei Obst, gebracht. Am 11. Dezember aber wurden für unsren Kandidaten Schießversuchen der erste Abschnitt beendet war. Die Angeklagte Meiningerstr. 8, eine öffentliche Versammlung statt. Tagesordnung: Herold 510, für den Liberalen 110 und für den Konservativen hatte damit nur einen Mordversuch, keinen Mord begangen. Sie habe Nach 25 Jahren." Referent: August Bebel . 541 Stimmen abgegeben, so daß Herold in Stichwahl kam, in der sich zum Gehen gewandt, als sie auf einen Zuruf von oben sich veranlaßt fand, sich wieder umzuwenden. Da habe sie den Major in Wittes Voltsgarten eine Versammlung des socialdemokratischen erfolgreiche Wahlagitation, die unsre Genossen in der ReichsWilmersdorf, Mittwoch, den 21. d. Mts., abends 81%, Uhr, findet er am 29. Dezember 1883 einen glänzenden Sieg über seinen tonservativen Gegner errang. Mit diesem Siege schloß die erste mit erhobenem Stocke vor sich stehen sehen. Sie sei ihm zuvor Wahlvereins statt, in welcher die Wahlmänner für sämtliche Bezirke Hauptstadt gekommen. Das sei keine Tötung mit Ueberlegung. Die Angeklagte zur Landtagswahl aufgestellt werden. Ehrenpflicht der Wahlmänner Stadtverordnete konnten am 6. Januar 1884 ihren Einzug unternommen. Fünf socialdemokratische habe überhaupt nicht die Absicht gehabt, den Major zu töten, sie wollte sowie sämtlicher Mitglieder ist es, zu dieser Versammlung zahlreich in das Berliner Rathaus halten, genau soviel wie nötig waren, um nur eine Abfindungssumme haben und die konnte nur ein Lebender zu erscheinen. Außerdem finden andre wichtige Vereinsangelegen nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung der Berliner Stadts zahlen, ein Toter nicht. Er meine, daß das ganze Verhalten der heiten ihre Erledigung. Angeklagten gerade für diese Ansicht spreche. Die drohenden verordneten- Versammlung selbständige Anträge stellen zu können. Aeußerungen der Angeklagten dürfe man nicht auf die Goldwage Lichtenberg . Der socialdemokratische Wahlverein hält am Das war ein Erfolg, der die kühnsten Erwartungen übertraf, die Legen, sondern man müsse berücksichtigen, daß sie von einer Person Dienstag, den 20. Oktober, in Höflichs Schwarzen Adler", Franks man damals in unfren Reihen hegen konnte. kommen, deren Seelenleben zerrüttet war. Im weiteren Verlauf furter Chauffee 120, seine Generalversammlung ab. Außer den seiner Ausführungen weist der Verteidiger auf die schweren Berichten der verschiedenen Kommissionen und Neuwahl derselben Stränkungen hin, welche die Angeklagte erlitten und die wohl im stande steht ein Referat:" Vor 25 Jahren" auf der Tagesordnung. Es ist waren, das Gleichgewicht in ihr zu stören. Der Verteidiger kommt daher Pflicht jedes Mitgliedes, zu erscheinen. Der Vorstand. zu dem Schlusse, daß die Angeklagte bei dem Vorfalle auf der Treppe sich im Zustande der Notwehr befunden habe und wenn sie dabei die Teltowerstr. 23: Versammlung des Wahlvereins. Tagesordnung: Zehlendorf . Am Dienstag, 20. Oktober, abends 8 Uhr, bei Giese, Grenzen überschritten habe, so sei dies aus Furcht, Schreck oder Fortsetzung der Diskussion über den Parteitag. Lokalfrage. Bestürzung geschehen. Mit besonderer Wärme trat der Verteidiger Der Vorstand. für die Zubilligung von mildernden Umständen ein.
Die Geschworenen sprachen die Angeklagte nichtschuldig bes Mordes, dagegen schuldig des Totschlags und der Körperverlegung mittels einer Waffe. Mildernde Umstände wurden ihr zugebilligt.
Der Staatsantvalt beantragte eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Der Gerichtshof erkannte dem Antrage gemäß auf 5 Jahre 6 Monate Gefängnis.
Lokales.
Der
Der entschiedene" Freifinn in der Stadtverordneten- Versammlung. Für die Urwahlen zum Landtag hat in Berlin , wie berichtet, nicht nur der Magistrat, sondern auch eine aus Freisinnigen aller Bersammlung es als ratsam erachtet, daß der Beginn der Wahlen Schattierungen zusammengesetzte Mehrheit der Stadtverordnetender dritten Klasse auf 2 1hr mittags festgesetzt werde. Antrag der socialdemokratischen Stadtverordneten, der den Beginn auf 5 Uhr nachmittags zu berlegen empfahl, damit möglichst viele Wähler der dritten Klasse an der Wahl teilnehmen könnten, ohne in ihrer Berufsarbeit erheblich behindert zu werden und einen beträchtlichen Lohnausfall zu erleiden, ist in hat Berlin das Schauspiel einer Wahlbewegung ganz besondrer Art der Stadtverordneten- Sigung vom 8. Oktober mit 66 Stimmen erlebt. Am 13. April 1883 war die Stadtverordneten- Versammlung gegen 29 abgelehnt worden. auf Antrag des Staatsministeriums vom König aufgelöst worden, Die Abstimmungsliste wird jetzt mit dem stenographischen Beum, wie es in dem Erlaß hieß, die Festsetzung neuer zweck- richt der betreffenden Sigung veröffentlicht. Nach Ausweis dieser entsprechender Stommunal- Wahlbezirke für die Haupt- und Residenz Liste kamen die 66 Stimmen für den 2 Uhr- Beginn aus der„ Fraktion stadt Berlin zu ermöglichen. Dieser Gerechtigkeitsfinn muß höchste Mommsen", der Alten Linken" und der Neuen Linken ", die in der Einteilung der Reichstags- und Landtags- Wahlkreise noch
Vor zwanzig Jahren
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Berliner Partei- Angelegenheiten. Bewunderung erregen, wenn man bedenkt, daß die kraſſen Weißstände 29 Stimmen für den 5 Uhr- Beginn aus der„ Neuen Linten" und
Die Lokallifte für Berlin und Umgegend heute fortbestehen. In Wahrheit galt es, dem Bismard und der socialdemokratischen Fraktion. Die Neue Linke " war also die ist neu herausgegeben und der heutigen Nummer unfres Blattes in Butttamer unbequemen Freisinnsring eins zu bersetzen und einzige Fraktion, die hier geteilt stimmte. Ganze 6 Mann aus größerem Format beigefügt worden. Bei der Wichtigkeit der Lokalfrage die Gelegenheit schien günstig, da Stöcker und seine Antisemiten dieser Gruppe gewannen es über sich, dem Antrage unfrer Parteigrößerem Format beigefügt worden. Bei der Wichtigkeit der Lokalfrage hete damals in der Berliner Bürgerschaft obenauf waren. Allerdings genossen beizutreten; 10 andere stimmiten stramm mit Caſſel, Kämpf erwächst den Parteigenossen die dringende Pflicht, die Lokalliste streng war die Neueinteilung der Berliner Kommunal- Wahlbezirke eine und Konforten, mit jenen Männern, die es ganz in der Ordnung zu beachten. Den Saalabtreibereien und Verweigerungen gegenüber. bringende Notwendigkeit, vor allem in der III. Wählerabteilung, in finden, daß der Magistrat über den Zeitpunkt des Beginnes der die in Berlin teilweise noch versteckt, in den Vororten dagegen offen der das Kleinbürgertum, die unteren Beamten und ein Teil der Wahlen eine Festsetzung getroffen hat, durch die den Landtagswählern betrieben werden, bleibt uns kein andres Mittel übrig als die Arbeiter die Wahlen zur Stadtverordneten- Versammlung zu voll- der dritten Klasse ihr ohnehin sehr dürftiges Wahlrecht thatsächlich Lokalsperre; und diese dort, wo nötig, durchzuführen, muß das ziehen hatten. Ueber die damaligen Zustände schreibt Genosse Bestreben aller Parteigenossen sein. Arbeiter, Partei- Tugauer in der lesenswerten„ Kommunalen Praris": Schon bei noch mehr verkümmert wird. Unter diesen 10 Wahlrechtsverkümmerungs- Freunden der„ Neuen genossen, Gewerkschaften, Gesangvereine 2c., besucht der Wahl im Jahre 1878 hatte sich das krasse Mißverhältnis der daher bei Ausflügen, Vergnügungen 2c. nur solche Lokalitäten, fleinste Wahlbezirk der III. Abteilung nur 413 Wähler, während der Kommunalwählern der dritten Abteilung erhalten haben: Die Herren Verschiedenartigkeit der Wahlbezirke herausgestellt: hatte doch der Linken" befinden sich 3 Stadtverordnete, die ihr Mandat von welche auf der Liste verzeichnet stehen. Vor allen Dingen erwächst 23. Bezirk( Quisenstadt) 14 720, eine ganze Reihe andrer, in den Drenske( 8. Bezirk), Frid( 18. Bezirk), omann( 28. Bezirk). aber den Vorständen von Arbeitervereinen die Pflicht, beim Ab- Arbeitervierteln belegener Bezirke weit über 10 000 Wähler auf Für alle drei läuft das Mandat in diesem Jahre ab. Die Herrent schluß von Festlichkeiten und Bartien auf das strengste die neue gewiesen. Diese Mißstände mußten allerdings beseitigt werden, das werden also in den nächsten Wochen, sofern sie sich erneut um ihr Lokalliste zu beachten. Die Vorstände wollen in solchen Fällen auch erkannte auch der Magistrat an; er hatte schon 1880 eine Ver darauf sehen, daß in den Verträgen mit dem Wirt eine Klausel mehrung der Stadtverordneten um 18 durchgesetzt, die auf die start Mandat bewerben wollen, Gelegenheit haben, sich vor den Kommunalwählern der dritten Abteilung über ihre Mitwirkung an dieser VerPlaz findet, wonach für den Fall, daß das Lokal für Arbeiter bevölkerten Wahlbezirke verteilt wurden. bersammlungen später verweigert werden sollte, der Vertrag seine Im Jahre 1881 hatte dann das konservative Wahlfomitee eine fümmerung des Landtags- Wahlrechtes zu äußern. Die Antwort Gültigkeit verliert. Verschiedene Vorkommnisse der letzten Zeit Petition an das Staatsministerium gerichtet mit dem Antrage, auf werden ihnen die Wähler der dritten Abteilung hoffentlich nicht Laffen eine Bestimmung dieser Art dringend ratsam erscheinen. Grund des§ 79 der Städte- Ordnung die Stadtverordneten- Ver- schuldig bleiben. Ebenso ist es Pflicht der Vorstände und Komitees, dafür nach Mög- Neueinteilung der Wahlbezirke zu ermöglichen. Diesem Antrage ziehen, sich in die zweite oder die erste Abteilung hineinzuretten, wie sammlung durch königliche Verordnung aufzulösen und dadurch eine Doch der eine und der andre dieser drei wird es vielleicht vorlichkeit zu sorgen, daß bei Mehrbedarf an Bedienungspersonal der widersprachen der Magistrat und die Stadtverordneten- Versammlung. es vor zwei Jahren die wackeren Herren Perls und Goldschmidt Stellennachweis des Verbandes deutscher Gastwirts- Unter dem 5. April 1882 ersuchte der Magiftrat den Oberpräsidenten, gehilfen"( Ortsverwaltung Berlin ), Dirksenstr. 39 I, Telephon bei dem Minister des Innern die Vorlage eines Gefeßentwurfs gethan haben, als- o glücklicher Zufall! das Los bestimmte, Amt 3 1813, Berücksichtigung findet. Thut ein jeder seine Pflicht, an den Landtag über die Neueinteilung der Stadtverordneten - daß ihre für sie unhaltbar gewordenen Bezirke einen Hausbesitzer so kann der Erfolg nicht ausbleiben. Lokale, die keine Säle Wahlbezirke Berlins zu befürworten. Herr von Putttamer, au wählen hatten. Herr Peris übrigens, der seitdem einen Bezirk haben, sind frei. Die Lokalkommission. der damalige Minister des Innern, fand jedoch an einer der zweiten Abteilung vertritt, stimmte jetzt bei dem Landtagswahl= Regelung der Angelegenheit durch gesetzliche Bestimmungen Antrag mit eiserner Stirn gegen 5 Uhr. Herr Goldschmidt,