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Nr. 244. 20. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Sonntag, 18. Oktober 1903.

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Vom ,, treuen deutfchen Diener".

Neue Bücher über Wilhelm I.   und Bismard.

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Litterarische Rundfchau.

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begnadigung ganz geläufig sei, und da war es wieder bezeichnend, I mur mit ein paar Worten auf die Behandlung hingewiesen, daß er den als Helden einstimmig und überall verehrten historischen die das Kleinsche Werk dem Kampfe Bismarcks mit der Social­Größen auch den Kaiser Wilhelm   hinzufügte." So der nämliche demokratie angedeihen läßt. Nicht, weil Klein hierüber ganz Neues Dank gebührt allemal denen, die im öffentlichen Leben dazu Spaßmacher, der vorher hat glaubhaft machen wollen, er wisse nicht, brächte, sondern weil es erfreulich ist, einmal einem bürgerlichen beitragen, daß außer dem bitteren Ernst auch der Humor zu Worte woher der Wind blase. tommt: felbst wenn die Komik unbeabsichtigt ist. Auf dem Gebiete Historiker zu begegnen, der trop grundsätzlicher Gegnerschaft dem Dieser gedächtnisschwache Alte kann füglich nicht anders als in der fämpfenden Proletariat Gerechtigkeit widerfahren läßt. Ein Geschichts­der Geschichtswissenschaft, deren professorale Erzeugnisse sonst nicht Rolle einer fomischen Person gewürdigt werden. Das darf aber nicht schreiber, der die Attentate von 1878 nicht der Socialdemokratie in eben furzweilig zu lesen sind, ist neuerdings der Jenaer   Geschichts  - über die ernste Seite der Sache hinwegtäuschen. Die Byzantiner die Schuhe schiebt, ist in solchem Maße ein weißer Rabe, daß wohl­Tehrer Ottokar Lorenz   mit Erfolg dabei, durch Clownspäße sind zahl- und einflußreich, sie sind unentwegt dabei, den Volks- gesinnte Leser ihn ohne weiteres für einen verlappten Umstürzler aus von unübertrefflicher Komit zur allgemeinen Erheiterung beizu- törper mit der byzantinischen Krankheit zu durchfeuchen, und ein geben werden. Aber er ist nichts weniger als das. Dem Socialismus tragen. Schon sein vor Jahresfrist an dieser Stelle besprochenes Wert Hauptmittel dazu ist der hartnäckig betriebene Versuch, durch Wort steht er durchaus fritisch gegenüber und zwar mit einer sehr " Kaiser Wilhelm   und die Begründung des Reiches" leistete Erkled- und Schrift, durch Kathedervorträge und Geschichtsbücher, durch naiven Kritik, wenn er z. B. vom Zukunftsstaat" als einer liches in haarsträubenden Burzelbäumen und berechtigte daher den Schulunterricht und eine servile Presse historischen Legenden mechanischen Konstruktion", als dem Gebilde einer spekulativen feinen Verfasser zu einem bedeutenden Heiterkeitserfolg. Jetzt aber beim Volfe Glauben zu verschaffen. Das Bestreben der Lorenz e tutti Humanität", als einem Erzeugnis sociologischer Metaphyfit" spricht, schlägt Herr Lorenz seinen vorjährigen Rekord durch eine kleine quanti, Wilhelm I.   mit aller Gewalt zum großen Mann herauszu- wenn er die Statistik als die furchtbarste Feindin der Social­Schrift, worin er für die ihm damals in Gestalt einer Flut von staffieren, ist nur das neueste Kapitel der Hohenzollernlegende, demokratie" in Anspruch nimmt, und was dergleichen Gemeinpläge Besprechungen gewordene Aufmerksamkeit quittiert. Diesmal die wieder aus einem wahren Rattenkönig von Legenden zusammen- des vulgären Liberalismus mehr sind. enthält schon der Titel einen famosen Witz: die Verkleinerer Bis gesetzt ist. Dies neueste Kapitel hat deshalb besonders lauten und mards, gegen die er die Spitze des Büchleins kehrt, sind nämlich allgemeinen Widerspruch gefunden, weil es auch den Unwillen der Liberalismus, wie das Verständnis für dessen politischen Sünden, Aber Herr Klein hat doch vor den landläufigen Wortführern des nicht etwa rote oder andersfarbige Gegner des Blut- und Eisenmannes, Bismarckverehrer erregte. Auf deren Zeugnis ist nun nicht eben viel so auch die Einsicht voraus, daß der Emancipationskampf des sondern dessen wärmste Bewunderer, die über das Lorenzsche Wert Gewicht zu legen, weil sie selber in systematischer Mythen- Proletariats mit einigen Oberflächlichkeiten abzuthun ist. Allein in Born   geraten waren, weil es den Versuch unternahm, die geschicht- bildung machen: die Bismarck- Legende ist das würdige Gegen- schon die Charakteristiken, die er von Lassalle, Liebknecht, Bebel giebt, lichen Thatsachen der Reichsgründungszeit nach jenem Maßstabe zu stück zur Hohenzollern  - Legende. Geschichtsschreiber aber, die beiden lassen das ehrliche Bemühen erkennen, in das Verständnis der zuschneiden, dem Bismard nicht der Hausmeier, sondern der Hand- Spielarten der Geschichtsfälschung unabhängig und kritischen Auges socialistischen Bewegung einzubringen, und haben in der ein­langer ist. Damit nicht einverstanden sein, das nennt Lorenz gegenüberstehen, fann man schier mit der Laterne suchen; dem deutschen   schlägigen Litteratur   bürgerlicher Herkunft nicht ihres Gleichen. Bismard verkleinern, weil die Gegner der gedachten Auffassung Bürgertum und seinen litterarischen Wortführern ist eben das Rückgrat Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Porträts nicht ihrem Heros Stellungen und Willensentscheidungen im weltgeschicht gründlich gebrochen worden. Um so wärmer verdient es anerkannt zu erheblich verzeichnet jeien. Aber man darf ihm ruhig zu­lichen Lauf der Begebenheiten zuschreiben, die nur aus der Initiative werden, wenn sich doch einmal ein Schriftsteller findet, der, obwohl dem erkennen, daß die Summe seiner Wertung Lassalles den großen des Souveräns hervorgehen können", während Bismard selber nach Bürgertum angehörend und bürgerlichen Anschauungen huldigend, ge- Begründer der socialdemokratischen Agitation in Deutschland   nicht seiner selbstverfaßten Grabinschrift nichts als Ein treuer deutscher nügend Freimut und Wahrheitsliebe befißt, um die Thatsachen unbefangen mit der kleinlichen Gehässigkeit beurteilt, die wir gewohnt sind: Diener Kaiser Wilhelms I." habe sein wollen. ohne Gehässigkeit, aber auch ohne Liebedienerei ins Auge zu Sein Ziel, das Elend der Massen zu beseitigen, ist so sittlich, wie Mit diesem loyalen Burzelbaum stürzt Herr Lorenz sich in seine fassen. In diesem Sinne ist bereits früher an dieser Stelle der erste ein Ziel mur sein kann. Ist er auf einem Jrrweg, wer will polemische Aufgabe hinein. Sie besteht natürlich darin, gegenüber Band der Bismarc- Biographie von Oskar selein lobend erwähnt ihm einen Makel anheften? Nach seinem Ziel ist das legte Urteil allen Anfechtungen seine Handlangertheorie als die einzig richtige worden. Das Urteil, das damals gefällt wurde, gilt auch für den über ihn zu fällen. Seine historische Stellung schließlich die zu behaupten. Weit gefehlt! wenigstens wenn man den Blick auf kürzlich erschienenen ersten Teil des zweiten Bandes*), der die Er- Emancipation des vierten Standes, ist ein historischer Prozeß. Seite 79 ff. der neuen Schrift haften läßt. Da gerät Herr Lorenz zählung von 1871-1888 weiterführt. Hehrer Beruf, in ihm Führer zu sein, in Millionen das in gewaltigen Zorn darüber, daß man sein Werk in Beziehungen Der Tod Wilhelms I. bildet den Schluß des vorliegenden Halb- sociale und politische Selbstgefühl auszulösen! That, so zu der Handlangertheorie gebracht, ja, als Kommentar dazu be- bandes: da ist also der von selbst gegebene Plaz, um an der Hand heilig wie notwendig, den proletarischen Stachel zu stoßen zeichnet habe. Der alte Herr muß bei andren Leuten ein eines gedrängten Rückblicks auf die Ereignisse der Jahre 1862-1888 in das blühende Fleisch der Bourgeoisie! Lassalle   hat diese ebenso geschwächtes Gedächtnis voraussetzen, wie er offenbar die historische Bedeutung Wilhelms I. und sein Verhältnis zu Bis- That vollbracht; das ist seine historische Bedeutung, seine Größe, die felber eins hat. Es foll ihm gar nicht zugemutet mard zusammenfassend zu würdigen. Klein hat sich dieser Aufgabe alle seine Schwächen und Fehler deckt, ihn der moralischen Wertung werden, sich daran zu erinnern, daß er im Borwort unterzogen mit dem Hlaren Bewußtsein, daß seine Lösung entrückt und zu den Führern in dem gewaltigen Entwicklungskampf feiner Schrift den Bismarckschen Diener" ernst genommen und in Byzanz beträchtlichen Ingrimm erregen werde:" Bei einer be- der Menschheit stellt." fich zu eigen gemacht hat; aber wenn einer auf Seite 79 trächtlichen Minderheit der Zeitgenossen des Königs und Wer sich so weit zum Verständnis der geschichtlichen Notwendig von der Handlangerei nichts wissen will, so könnte ihm doch Staisers wird diese Charakteristik und Wertung freilich keinen Anklang feiten heraufgearbeitet hat, der kann natürlich für die Methoden der wohl noch vor Augen stehen, daß er nicht ganz eine Seite finden." Desto verdienstlicher erscheint dies ungeschmeichelte Kaiserporträt, staatsrettenden Gewaltpolitiker oder um noch einen excentrischen vorher( 78 unten) das direkte Gegenteil geschrieben hat, das andrerseits vor dem Verdacht systematischen Uebelwollens schon Wis von Ottokar Lorenz   zum besten zu geben für die päda­indem folgende Sätze aus dem vorjährigen Wälzer herüber- dadurch behütet wird, daß Klein den verstorbenen Monarchen rein gogischen Einwirkungen", alias Socialistengesetze, nichts übrig haben. genommen werden: Es kann ja mur erfreulich sein, daß den großen menschlich, seinen Gemütseigenschaften nach, recht hochschätzt. Um so Es wäre den herrschenden Klassen in ihrem eignen Intereffe zu Gehilfen des Königs in militärischer und politischer Beziehung tiefer stellt er ihn als public character, als geschichtliche Bersönlichkeit. wünschen, daß sie die wahrheitsgetreue Schilderung, die Klein von die denkbar größte Anerkennung der Nation zu teil wird. Man soll Neben seinem geistreichen Bruder steht Wilhelm da als ein Mann den Zeiten des Ausnahmegesezes, von den Ergebnissen der Unter­aber nicht sagen und geschichtlich lehren, daß irgend jemand anders, von schlichtem Verstand, von untiefer Empfänglichkeit, geringen brückungspolitik giebt, lesen und daraus lernen möchten. Das heißt und wäre es auch der größte und genialste Mann des deutschen   Kenntnissen, ohne erhebliche Allgemeinbildung, als ein einseitig Ge- aber wohl zu viel verlangen. Die Geschichte lehrt ja nach Hegel Volkes, für den Begründer des Reiches" anzusehen sei, als bildeter. Er kann keinen Anspruch auf geistige Bedeutung erheben; mur, daß sie die Menschen noch nie etwas gelehrt hat: und König Wilhelm." Ob man mum mit der offiziellen Lesart der Kaiserrede er ist ein Alltagsmensch.. Nachdem dann Wilhelm als ein im wenn man anstatt Menschen herrschende Klassen setzt, so ist bom 27. Februar 1897 von Werkzeugen" oder mit der niemals Grunde seines Wesens beschränkter Mensch" mit handfestem nicht viel dagegen einzuwenden. So werden Bildung und Besitz dementierten Version der Berliner Zeitung  " von" Handlangern", Köhlerglauben" charakterisiert worden ist, der aber doch nicht eben vermutlich unentwegt dem Vorbild ihres Heros Bismard folgen, ob mit Bismard von" Dienern" oder mit Lorenz von Gehilfen" leicht zu beherrschen war, weil er troß seiner Beschränktheit und trotz der ja auch bis ans Ende seines politischen Lebens nichts gelernt spricht in der Sache kommt das alles auf ein und die eines ausgesprochenen Mangels an Thatkraft doch nicht ohne eigenwilliges und nichts vergessen hat. Wie sehr dies von Bismarck   gilt, zeigt selbe Auffassung heraus, wonach Wilhelm I.   ein gott Selbstbewußtsein war, erhebt sich die Frage: Was bedeutet Wilhelm in wieder einmal ein Buch, das einen angelsächsischen Freund und Ver­begnadeter Herrscher war, der aus eigner wohlüberlegter Initiative das feinem Beruf als Herrscher? Daß er auf die äußere Politik zu sehen ehrer des gestürzten Hausmeiers zum Verfasser hat: Sidney Whit­Reich gegründet hat: ein Genius erster Drdnung, neben dessen fein Diplomat ist, liegt zu Tage. Nicht, daß er bei diplomatischen man's Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismard".") überragender Größe die sogenannten" Baladine", Bismarck   voran, Unterhandlungen eine Null wäre, aber zur Erledigung diplomatischer Auch die wütigsten Bismarckomannen müssen Whitmans Zeugnis als bloße Ausführer königlicher Jdeen mit dem bescheidenen Rang Geschäfte fehlen ihm alle Eigenschaften, hinreichende Sachkenntnis, für unverdächtig gelten laffen; denn er ist erstens, bon dekorativen Nebenfiguren vorlieb nehmen müssen. Gewandtheit, Klugheit, von andrem nicht zu sprechen." Dies wird wie schon sein früheres Buch Imperial Germany  "( Das Daß Herr Lorenz die Reichsgründungszeit in diesem Lichte ge- nun durch Hinweise auf den geschichtlichen Verlauf belegt, von faiserliche Deutschland  ") bewiesen hat, ein genauer Kenner der sehen hat und andre sehen lassen will, kann er nicht leugnen. Dagegen denen hier bloß einer herausgehoben werden soll, weil dabei allgemein deutschen   Verhältnisse und der deutschen Sprache und weiter ein so bestreitet er nicht nur, daß er sein Buch zu Dante gewisser gegen eine etivas genauere Bekanntschaft mit den Thatsachen vorausgesetzt unbedingter Bewunderer Bismarcks, daß ihm nichts uninteressant die welthistorische Bedeutung Bismards gerichteter halb oder ganz werden kann. Es ist die Vorgeschichte des siebziger Krieges: Auch erscheint, was von solchen Lippen gekommen ist. Interessant ist nun offizieller Anschauungen veröffentlicht" habe, sondern er leugnet da ist von Wilhelm kein Rühmens zu machen. Bei der Bis- in der That ein großer Teil dessen, was Whitman über seine Ge­fogar jede Bekanntschaft mit solchen Anschauungen feierlichst ab: mardischen Diplomatie in der spanischen   Sache war spräche mit Bismard berichtet; aber die Wirkung auf den Leser ist " Wir fehlt jede Kenntnis und jegliche Beobachtung deffen, was man der König im wesentlichen ahnungsloser Figurant. So doch wohl eine andre, als Herr Whitman sie gewünscht haben wird. sich in irgendwelchen hohen oder amtlichen Streisen über Reich und wenig wie er Destreich hatte herausfordern und demütigen wollen, Man kann in dieser Beziehung Wort für Wort unterschreiben, was Reichsbegründung denkt." So versichert Herr Lorenz auf Seite 34; so wenig dachte er an eine Herausforderung und Demütigung Poultney Bigelow   in einer Besprechung des Whitmanschen auf Seite 74 ff. hat er dies offenbar bereits wieder vergessen. Kein des Preußen ständig drangfalierenden Frankreichs  . Was er in Ems Buchs in der amerikanischen Historischen Zeitschrift"**) u. a. Wunder: wenn man schon nach vierzig Zeilen das genaue Gegenteil mit Benedetti trieb, war alles andre, nur teine Diplomatie." sagt:" Das Buch ist ein wichtiger geschichtlicher Beitrag. ES des früher Gesagten behauptet, so ist vernünftigerweise nicht zu ver- Dieser Hinweis bedarf keiner zusätzlichen Bemerkung und ist schlagend. offenbart uns den wahren Bismard; es erklärt einigermaßen, Tangen, daß das Erinnerungsvermögen vierzig Seiten umspannen Wer Augen hat zu sehen, wird dem Bismarck- Biographen zugeben, warum fast alle mit seinem Namen verknüpften Maßnahmen soll. Jedenfalls, was Herr Lorenz an der späteren Stelle zum besten daß über Wilhelm die Wahrheit ist: Er hat an der Diplomatie, die der inneren und äußeren Politik nach dem Augenblicke der giebt, macht feine Unabhängigkeitserklärung höchst verdächtig, weil für Preußen und Deutschland   die großen Erfolge brachte, nicht Reichsbegründung Fehlschläge gewesen sind. Die Wahrheit wird es die Ignoranzerklärung Lügen straft. Er verbreitet sich da in mur feinen wesentlichen Anteil gehabt, sondern er stand ihr derart hier nahegelegt, wenn nicht offen dargethan, daß Bismard kein Höchst   amüsanter Weise über die Frage, ob Wilhelm I.   der entgegen, daß fort und fort bei den entscheidenden Wendungen der großer Charakter war Beinamen der Große" von Rechtswegen zukomme. Natürlich ist allerschärfste Druck auf ihn ausgeübt werden mußte, damit nicht die Whitmans Buch bringt übrigens auch in andrer Nichtung viel er dieser Meinung, sintemal sintemal nach seiner seiner Meinung der bewunderungswürdigste diplomatische Kunst zu schanden wurde." Interessantes. Wenigstens eine Probe sei hier gegeben, die Bismard alte Kaiser unbedingt der größte Mann der ganzen Weltgeschichte ist. So wenig wie ein genialer Diplomat, so wenig war Wilhelm I.   nicht direkt betrifft, dafür aber einen momentan viel genannten Hier nur eine Blüte aus seinem Strauß von unüberbietbaren Byzan- ein großer Stratege:" Bum geldherrn", sagt klein, hatte er so wenig Potentaten des Herentessels auf dem Balkan  , den bulgarischen Nasen­tinismen; er vergleicht Wilhelm I.   mit Alexander, Cäsar, Friedrich II., das Zeug wie zu einer hervorragenden Leistung überhaupt". In der fönig Ferdinand. Bismard erzählt davon, daß ihm bei Gelegenheit Napoleon I.   und tommt zu dem erhebenden Ergebnis: Allen diesen inneren Politit läuft Wilhelms Regierungsantritt auf drei Artikel der Wienfahrt von 1892 der Koburger nach München   nachgereist Größen des Drients und Occidents zeigt sich Kaiser Wilhelm   über hinaus: Thron und Altar oder das Gottesgnadentum, Soldaten und tam, um sich ein Drakel zu holen, wie er sich behaupten könne. Legen. Woher kommt es nun, daß die öffentliche Meinung roz Polizei. Unter der Regie Bismarcks verkörpert dieser edle, aber beschränkte Bismarck riet ihm, sich tot zu stellen und alles zu vermeiden, dem dem Hohenzollern   das fragliche Epitheton vorenthält? Nach Monarch die gottesgnadentümliche Korporal- und Polizeiwirtschaft eines was seine Feinde reizen könnte. Die Fürstin Bismard wohnt dem Ottokar Lorenz   von jener fatalen Eigentümlichkeit des beschränkten Vierteljahrhunderts im Dasein Preußens und eines halben Menschenalters Gespräch bei, und um sich bei ihr dafür zu entschuldigen, daß er die Unterthanenverstandes, an allem herum zu nörgeln, was von oben im Dasein des neuen Reichs. Wilhelms geistige Armut war die Voraus- Beit ihres Gatten mit seinen Angelegenheiten so lange in Anspruch tommt. Seine Majestät Kaisee Wilhelm II.   hat in dem un- setzung für das Bismarcksche System von 1862-88, vom An- nehme, wendet sich Ferdinand an sie und sagt in kläglichem Tone: günstigsten Augenblicke der aufgekommenen Meinungsstreitigkeiten fang der Konfliftszeit bis in die letzten Jahre des Socialisten- Durchlaucht, ich regiere so gerne." Es kommt aber noch besser; über die Verdienste des( Fürsten Bismard um die Entstehung gesetzes." Er hat in dieser Zeit oftmals Bismarc opponiert aus nach dem Interview äußerte sich der bulgarische Gernegroß u. a.: des Deutschen Reichs und Kaisertums sich zu einer Er- Gefichtspunkten, die in feinem eignen eng begrenzten Horizont lagen, Gang gewiß, es giebt heutzutage keine wirklichen Monarchen mehr. flärung bestimmt gefunden, nach welcher der Titel Kaiser oder aus Einflüsterungen dritter, z. B. seiner Gemahlin, die Bismard So wie sie sind, find es Männer ohne Initiative, ohne Hilfsmittel Wilhelm der Große" gleichsam zu einem offiziellen gemacht werden bekanntlich viel zu schaffen gemacht hat; durchweg aber und bei oder ohne Rückgrat. Ich bin einer der wenigen, die noch übrig follte. Indem Seine Majestät nur solchen Denkmälern die höchste allen Entscheidungen tanzte er schließlich doch nach Bismards Pfeife find vom wahren Typus des Herrschers; denn ich bin in der That Aufmerksamkeit zuzuwenden gewillt war, die den Beinamen Wilhelm oder, mit Klein zu reden: Wenn Wilhelm in seinem frommen Sinn ein geborener Schauspieler." Demgemäß teilt uns Whitman der Große inschriftlich verewigen, schien eine Gewissensbevormundung wähnte, er sei ein Instrument in des Herrn Hand", so war auf mit, daß Ferdinand, wenn er jemandem Audienz gegeben hat, eingetreten zu sein..." Das schien natürlich bloß für den beschränkten dem Boden der Thatsachen zweifellos: Er war im großen und nachher zu sagen pflegt: Encore un que j'ai roulé"( Wieder Unterthanenverstand so; denn selbstverständlich ist Herr Lorenz nicht ganzen ein Werkzeug in der Hand des Herrn v. Bismard." einer, den ich geleimt habe"). Fr fann heute wohl geneigt, gegen faiserliche Meinungen zu opponieren. Im Gegenteil Die Bismarcsche Hausmeierei wird im vorliegenden Bande, wie von Glück fagen, wenn er nicht selber geleimt wird dient ihm das gedachte Nörglertum bloß als Folie, von der sich seine es seine Begrenzung innerhalb der siebenzehn Jahre vom Frankfurter   und sein Komödiespielen feinen tragischen Ausgang nimmt; den unwandelbare Uebereinstimmung mit allerhöchsten Anschauungen um Frieden bis zum Tode Wilhelm I.   von selbst mit sich bringt, vor- Rat Bismards hat er offenbar nicht befolgt. so leuchtender abhebt. nehmlich unter dem Gesichtspunkte der inneren Politik betrachtet. Manche Ratschläge Bismards wären freilich sehr gefährlich zu Er geht also schleunigst daran, zum Ausdruck zu bringen, daß Das Facit, zu dem der Biograph am Schluß seiner sechsundeinhalb- befolgen: vor allem was seine Socialiſtentöterei angeht. Er hat in er nicht allein der Geschichtsschreiber der Handlangertheorie ist, sondern hundert Seiten starken Behandlung dieser Dinge gelangt, stellt eine dieser Richtung Whitman gegenüber ganz hirnverbrannte Anschauungen fich auch die neuere Offenbarungslehre voll und ganz zu eigen unbedingte und unbarmherzige, aber wohlbegründete und gerechte ausgepact. Daß er nach wie vor der Meinung war, daß sein gemacht hat. Im weiteren Verlauf der Grörterung über die Beinamen- Verurteilung der Reichslenkung Bismarcks dar. Sieht man auf Socialistengeset das einzig Richtige war und mit doppeltem Nach­frage schreibt Herr Lorenz:" Indessen liegen die begründetsten An- seine Behandlung der großen innerpolitischen Probleme, so bleibt drud wieder aufgenommen werden sollte, kann nicht überraschen. zeichen vor, daß Kaiser Wilhelm II.   bei der Aufstellung seiner selbst- fein Zweifel: Die Erzählung vom Staatsmann Bismard ist ein Wundern tann man sich auch nicht, daß er sich für Abschaffung des verständlich wohlüberdachten Theſe eine ungewöhnliche Kenntnis gerade Märchen." Er ist nichts als ein politischer Gewaltmensch", ein allgemeinen Wahlrechts aussprach. Aber eins übersteigt doch alles, der das Problem erörternden Schriften besaß, die, wie der Aufsatz von naiver Büterich", dessen brutales, gemeinschädliches Regiment" was man für möglich halten sollte. Er hat sich Whitman Gervinus oder das herrliche Buch von Thomas Carlyle   den schließlichen im letzten Grunde nichts andern als seiner grenzenlosen Herrsch gegenüber ganz faltblütig für eine Applizierung des Standrechts einstigen Sieg feiner Ueberzeugung im höchsten Grade wahrscheinlich uicht diente und mit einem totalen Fiasto schloß. Um auf bestimmte Umstürzler" erklärt, und zwar bei Leibe nicht unter machen. So hat noch jüngst der geiſtvolle Monarch bei Erörterung vom Allgemeinen zum Besonderen überzugehen, so sei hier Annahme einer revolutionären Situation. der Fragen über den Offenbarungsbegriff deutlich erkennen lassen, daß ihm die von Carlyle   für das Heldenmütige geforderte Gott­  

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*) Bismarck   und seine Welt. Grundlegung einer psychologischen Biographie von Dstar Klein- Hattingen. Zweiter Band: Von 1871 *) Gegen Bismards Verkleinerer. Nachträge zu Kaiser Wilhelm   bis 1898. Erster Teil: Von 1871-1888. Berlin   1903. Ferd. Dümmlers und die Begründung des Reiches". Von Ottokar Lorenz  . Jena  . Berlags- Buchhandlung. Preis geheftet 8 M., in Zeinen gebunden Berlag von Gustav Fischer. 1903. 9 Mart.

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So war Herr von Vollmar, der bayrische Socialist, in Bismards *) Sidney Whitman, Personal Reminiscencets of Prince Bismarck  . New York  , D. Appleton and Co. 1903. X. 346. **) American Historical Review  , vol. VIII. New York   1903. Pg. 789 ff.