Einzelbild herunterladen
 
yti sclmchm uTell am Eonnabend der zweitegroße Sl�atsmann« der schwäbischenVolkspartei  ". Advokat Hauß- inann, eine Rede überNeuen und richtigen Kurs". Von unserm Parteigenossen Urban wegen der schwächlichen Haltung der volksparteilichen Abgeordneten in Bezug auf die Militär- forderungen der Regierung interpellirt, glaubte Herr Haußmann, welcher nebenbei bemerkt«in glühender Verehrer und Liachtreter Eugen Richter's   ist, einen kolossalen Trumpf damit auszuspielen, daß er sagte, die Sozialdemokraten hätten gar keine Ursache, dm Volksparteilern in diesem Punkte Vorwürfe zu machen, denn sie selbst hätten im Reichstag   Mann für Mann für die zweijährige Dienstzeit gestimmt. Das soll so viel heißen und die volksparteilichen und nationalliberalen Blätter suchm es auch in ihren Berichten so auszubeuten, als hätten die Sozialdemokraten ihre oppositionelle Stellung gegen den Militarismus aufgegeben, und diedemokratischen" Besucher der Münchener   Versammlung scheinen bomirt genug gewesen zu sein, auf den ebenso faulen wie perfidm Advokaten- kniff hineinzufallen. Gewiß haben die Sozialdemokraten im Reichstag für die zweijährige Dienstzeit gestimmt, nachdem ihr eigener Antrag auf ein Jahr niedergestimmt war. Die Sozialdemokraten haben stets die Taktik verfolgt und werden sie immer verfolgm, für das dem Volke zunächst Nützlichste zu stimmen, den Etat aber in seiner Gesammtheit abzulehnen, wahrendFreisinnige" undDemokraten  " durch ihre Zu- stimmung zum ganzen Reichshaushalts-Etat auch den fämmt- Iichen Militärausgaben zustimmen. Mit demselbenRechte", wie Herr Haußmann gethan, könnte man den sozialdemokra- tischen Abgeordneten einen Vorwurf daraus machen, daß sie für die Handelsverträge gestimmt haben, obwohl durch dieselben die Lebensmittelzölle nur reduzirt, nicht gänzlich abgeschafft worden sind. Bei Eventualabstimmungen wird jede Partei, die es ehrlich mit dem Volke meint, immer für das relativ Günstigste ihre Stimme abgeben. Hütten die Sozialdemokraten gegen die zweijährige Dienstzeit, weil nicht weitgehend genug, oder gegen die Handelsverträge gestimmt, so würde derselbe Herr Haußmann jedenfalls mit demselbenHumor", von dem dieFranksurterin" betreffs seiner Münchener   Leistung spricht, d. h. mit derselben Perfid«, behauptet haben, die Sozialdemo- kraten seien mit der Reaktion Hand in Hand gegangen. Solche seichte Klopfsechterkunststückchen sollten die, an der württem- bergischen Königstafel mitschmausenden Herren Hosdemokraten doch endlich unterlassen. Sie blamiren sich bei denkenden Po- ltiikern blos damit." ® ernte. Die Anklage wegen Urkundenfälschung und Betruges ist gegen Baare und die Ingenieure Daring und Gramme wirklich erhoben worden und die Hauptverhandlung auf den 12. Juli anberaumt. DaS hat lange gedauert, und wir werden wohl noch nicht so bald das Nähere über die Kämpfe erfahren, die hinter den Kouliffen stattgefunden haben. Baare war der Vertrauensmann des Fürsten Bismarck, ein klassischer Ver- treter des alten Kurses Bismarck  'scher Observanz, und der Schlag, der den König der Schienenflicker trifft, wird in Friedrichsruhe gefühlt werden. Und soll's vielleicht auch. Als charakteristisches Kuriosum sei hier erwähnt, daß die Hauptkloake(oWea rnaxirna) vom Rhein  , dieKölnische Zeitung  ", gestern, d. h. gerade am Tag, wo der Anklage- beschluß gegen Baare bekannt wurde, über die Verleumdung dieses Biedermannes, welcheeine Vergiftung des deutschen Volksbewußtseins" sein soll, einen larmoyanten Leitartikel vom Stapel ließ. D i e zwei sind einander werth. Der rührselige Alte das ist die neueste Rolle, in welcher der würde- und ruhelose Radaumacher des Sachsenwalds sich jetzt dem deutschen Publikum zu prüfen- tiren beschlossen hat. Er benutzt den Tod Forckenbeck's, um der Welt zu erzählen, wie sehr er ihn geschätzt, wie er ihn und dem guten, guten Kaiser Friedrich(bei der Erinnerung laufen ihm die Thränen herunter) zu Lieb weiland Mittel und Wege gefunden, dem von ihm so hoch geschätzten Fortschrittler einen Orden ins Knopfloch zu schaffen. Die Wahrheit ist: er hat Forckenbeck und andere Fortschrittler mit dem kleinlichsten Haß verfolgt, und was seine Zärtlichkeit für Kaiser Friedrich betrifft, nun, so hat sie sich zur Genüge in der unsagbar rohen und bos- haftenReichsanzeiger"-Notiz offenbart, welche seinerzeit die Krankheit des Kronprinzen amtlich' als Krebs bezeichnete. Diese Notiz, deren aus den Händen liegender Zweck es war, die Thronbesteigung des Kronprinzen Friedrich zu ver- hindern, ging von demselben Mann aus, der jetzt von Liebe für den Kaiser Friedrich zu reden die Stirn hat. Pfui! Der Saatenstand in Rnstland. Das russische Ackerbau- Departement, also ein Regierungsamt, erklart in seinem neuesten Bericht den Saatenstand im allgemeinen für befriedigend". Im April habe es schlimm ausgesehen, der Mai aber habe Alles wieder gebessert. Der Bericht trägt die allen russischen Staats- Aktenstücken eigene Verlogenheit faustdick an der Stirn. Es ist durch frühere authentische, jedoch natürlich nicht von der Staatsregierung ausgehende Berichte aus den Nothstands-Distritten festgestellt, daß dort der Boden zum Theil gar nicht besät werden konnte, weil es an Saatkorn fehlte, und daß außerdem was die natür- liche Folge jeder Mißernte der Viehstand furchtbar gelichtet worden ist, so daß unter den günstigsten Verhältnissen Jahre vergehen müssen, ehe der alte Stand wieder erreicht ist. Andere, unabhängige Berichte aus neuester Zeit schildern auch die russischen Ernte- Aussichten für dieses Jahr als trostlos. Der Papst und die Republik  . Die Liebesbezeugungen, mit denen die französische Republik   seit einiger Zeit vom Papst überhäuft wird, haben in deutsch  - patriotischen Gemüthern den schwarzen Argwohn erweckt, der Vatikan   rechne aus die Dienste Frankreichs   zur Wieder- Herstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes. Wenn der Papst solche Hoffnungen hegte, dann würde er sich allerdings e»ner mehr als kindlichen Raivetät erfreuen. Das Räthsel löst sich aber sehr einfach: der Papst macht gute Miene zum bösen Spiel; er will seine Anhänger in Frank- reich daran hindern, die demokratischen und sozialdemo- kratischen Elemente zu reizen, die vielleicht sehr bald in der Lage sein könnten, einen vernichtenden Schlag gegen die katholische Kirche   als Staatssache in Frankreich   zu führen. Wahlschwindel. Von allen politischen Wettersahnen ist G l a d st o n e wohl eine der bestgeschmierten und be- wegtesten. Wenn wir sagen: bestgeschmierten, so denken wir dabei blos an seine ölige, salbungsvolle Beredtsamkeit, die halb aus pfäffischer Kasuistik, halb aus advokatischer Rabulistik besteht denn Korruption im gemeinen Sinne des Worts hat dem alten Gladstone noch Niemand vor- geworfen. Aber er hat nur ein Ziel: seinen Ehrgeiz zu erfüllen; und er steht so vollständig unter dem Zauber- feiner eigenen Beredsamkeit, daß er Alles glaubt, was er zur Befriedigung seines Ehrgeizes sagt, und wenn es dem, was er eine Stunde vorher gesagt, klatschend ins Gesicht schlägt. Er glaubt seine eigenen Lügen wären zu un- höflich und auch unrichtig, denn eine Lüge setzt das Be- wußtsein der Unwahrheit voraus, und Herr Gladstone hat stets das Bewußtsein, die Wahrheit zu sagen. Nur, daß die Wahrheit für ihn jede Stunde eine andere ist. So ist er im Laufe der Zeit vom Stock- Tory und Stock-Schutzzöllner zumPecliten"") und Frei- Händler, und schließlich zum Liberalen und Radikalen ge- worden, der aber gelegentlich heftige Rückfälle in die Vergangenheit hat, und stets in allen Farben des Regen- bogens schillert. Jetzt, an der Schwelle deS Wahlkampfs, zeigt Gladstone diese seine Fähigkeiten wieder in überraschendem Glanz. S i e sind mit den Jahren nicht schwach geworden, wie alles Andere an ihm. Vor wenigen Tagen noch war er so erbost aus den Achtstundentag, daß er die ihn befürwortende Deputation der Trades-Unionisten nicht empfangen wollte, und gestern sprach er sich in einer Wahlrede für den Acht- stundentag aus. Freilich mit allerhand Wenn und Aber, die in einer Gladstone'schen Rede nie fehlen. Nun wir sind begierig, wie viel Arbeiterstimmen der unsichere Kantonist fangen wird. Ende der Durhamer Arbeitseinstellung. Wie ein, nach Schluß der Redaktion gestern Abend eingelaufenes Telegramm meldete, hat die Konferenz, welche der Bischof von Durham für gestern Nachmittag veranlaßt hatte, zu einer Einigung geführt. Die Grubenbesitzer haben das An- gebot der Arbeiter, in eine Lohnreduktion von 10 pCt. zu willigen, angenommen. Hätten sie dies vor 8 Tagen gethan, so hätte man noch einen Akt ehrenhafter Nach- giebigkeit darin erblicken können, denn vor 8 Tagen er- klärten die Arbeiter, angesichts der Geschäftslage, sich zu dieser Konzession bereit. Damals aber antworteten die Herren Grubenbesitzer, das genüge nicht, und nimmermehr würden sie weniger als 13 pCt. statt der ursprünglich ge- forderten 13Va Prozent annehmen eine nicht große Differenz, in der aber ein ganzes Prinzip stak: Will- kürherrschaft der Grubenbesitzer, Unterwerfung der Ar- beiter auf Gnade und Ungnade. Die Arveiter nahmen diesen frechen Bescheid so auf, wie er es verdiente, sie schleuderten die Schuld des verlängerten Kampfes auf das Protzenthum, und die öffentliche Meinung trat auf ihre Seite. Und so haben denn schließlich die Herren Gruben- besitzer sich gefügt. Die Arbeit wird heute wieder aufgenommen. Für die Arbeiter aber bedeutet dieses Ende der llwöchent- liehen Arbeitseinstellung, wenn auch keinen Sieg, doch einen großen Triumph, denn die Macht ihrer Organisation hat sich gezeigt, und mit ungelockerter Disziplin kann diese be- währte Kerntruppe jeden Augenblick in einen neuen Kampf eintreten. Die Arbeiter sind zu fleißig, lesen wir in der New-Iorker Volks-Zeitung", und darum haben sie nicht die Mittel, auskömmlich zu leben. Die Vereinigung der Gerbereibesitzer von New- England   hat die Produktion in ihrer Branche verringert, weil zu viel Leder aus dem Markte ist. Der Kohlentrust hat die Kohlenproduktion ein- geschränkt, weil zu viel Kohle vorhanden. Der Trust der Eisenindustriellen und beinahe jede Vereinigung industrieller Unternehmer singt dasselbe Lied. Der Präsident, meint hierzu derNew Jork Herald", sollte einen Büß- und Bettag einsetzen, an dem man zu Gott fleht, mit seinem Segen einige Zeit einzuhalten. Weiß denn das kapitalistische Blatt auch, welches Ver- dammungsurtheil es damit über die von ihm vertretene heutige Gesellschaft fällt!? Während die Kapitalisten zu ihrem Gott flehen, mit seinem Segen inne zu halten, wäre der weitaus größte Theil des Volkes froh, wenn er sich nur ein geringes von jenemSegen", jenem Ueberfluß an Waaren verschaffen könnte, unter dem die kapitalistische Welt seufzt. Und während das Unternehmerthum seine Produktion selbst verringert, wehrt es sich mit Hand und Fuß gegen das Be- streben der Arbeiter, ihre lange Arbeitszeil auf acht Stunden herabzusetzen. Diese bürgerliche Gesellschaft ist ein Muster vonOrd- nung". So das amerikanische   Partei- Organ. Man sieht, in der neuen Welt ist es genau wie in der alten. VsrketttKistrtihke»». Zu den häßlichen Szenen, die sich beim Strafantritt unseres Genoffen Pens abgespielt haben, bemerkt die Magdeburger Volksstimme":Selbst wenn die Parteigenossen wirklich im ge- schloffenen Zuge marschirt sind, so würde darin doch nur nach dem Begriffe des deutschen Polizeistaates eine Störung der öffent- Ilchen Ordnung vorliegen. Wenn die Polizei für Stunden die belebtesten Straße» und Plätze absperrt, die doch sozusagen für das Publikum da sind, weil irgend ein russischer Großsürst oder der Kaiser aller Reußen durch diese Straßen zu fahren beliebt, wenn in schier endlosen Zügen Militär durch die Straßen marschirt, Artillerie und Trainabtheilungen durch die Straßen fährt und da- durch Stauungen im Wagen- und Pferdebahnverkehr hervorgebracht rütf?'!DCI,ri eiligePaffanten, diezwischen zweiKompagnien hindurch- zuschlupfcn versuchen, von übereifrigen Sergeanten oder Unter- °lstö«ren bei Seite gestoßen werden, weil ja die Straßen zuerst dem Militär, in zweiter Linie aber erst dem Publikum gehören so ist das keine Störung deS Verkehrs, der öffentlichen Ordnung. Wenn aber ein paar hundert Arbeiter einem Genoffen im Zuge das Geleit geben und gewißlich weder einen Wagen noch eine Pferdebahn aufgehalten, noch irgend einen Passanten gestoßen haben werden, so muß sofort die Polizei mit blanker Waffe einschreiten, das gehört nun so einmal in den Polizeistaat Ylnem. 3ni badische» Landtage trat der sozialdemokratische Ab- geordnete Dr. R ü d t für den Zentrumsantrag betreffs Wieder- m ng, der religiösen Orden mit der Begründung ein, seinem Geschmacke entspreche die Klosterfrage nicht; habe er aber das Recht, den Atheismus zu predigen, so müffe es den kirchlichen Geineinen freistehen, für sich Propaganda zu machen. Die Sozialdemokratie verwerfe alle Ausnahmegesetze, also auch das gegen die katholischen Orden. *« In Mannheim   wurde in' einer von etwa 400 Frauen be- suchten Versammlung, in welcher Frau Ihrer sprach, ein Verein für die Interessen der Arbeiterinnen gegründet, dem sofort 200 Damen als Mitglieder beitraten. Offenbach  . Wie dasO f'f e n b a ch e r Abendblatt" mit- theilt, ist Herr Max I a h ii aus der Druckerei desselben aus- getreten. Alle Geldsendungen und Zuschriften geschäftlichen Charakters sind für die Folge an K. Ulrich u. Ko. zu richten. #) Die mit Sir Robert Peel   zum Freihandel bekehrten Tones. Im Landkreise Hannover   siegten bei der Wahl der Arbeiter« beisitzer zum Gewerbegericht in fünf Bezirken die sozial- demokratischen Kandidaten. Nur in einem Bezirk(Kirchrode, Behmerode, Wülferode, Wassel, Müllingen, Rethen und Grasdorf) ist der Kandidat der vereinigten Gegner gewählt worden. * Geistiger" Kampf der Ültramontanen. Der klerikale Reichstags-Abgeordnete Superior G u e r b e r-Gebweiler hat bei der Fahnenweihe eines katholischen Vereins in Neudorf bei Straßburg   eine Rede gehalten, in welcher er die blödsinnige Be- hauptung aufstellte: Würden die sozialistischen   Weltverbesserer eine Fahne haben, so hieße die Inschrift: Fluche und gehe spazieren... Eine Delegirtenversammlnng der Sozialdemokratie des 7. württembergischen Wahlkreises findet am 26. Juni, Nach­mittags in Calw  , Gasthof zur alten Post, statt. Dieselbe wird sich mit Fragen der Organisation und Agitation befassen. Anträge:c. sind an Ludw. M a ch o l d, Calw  , Lederstenstr. 92, zu richten. *» Polizeiliches, Gerichtliches. Der gegen den Redakteur derElsaß-Loth- ringtfchen V o lk s- Zeitun g" wegen Abdrucks eines Artikels derFranks. Zeitung" eingeleitet gewesene Majestäts- beleidigungs-Prozeß ist eingestellt und die Beschlagnahme der betreffenden Nummer(Nr. 28) aufgehoben wurden. In Dessau   wurde der frühere Redakteur des dortigen Volksblatts", Edgar Steiger  , von der Anklage der Religionsschmähung freigesprochen. Die Anklageschrift behauptete, Steiger habe am IS. Februar d. I. in einem öffentlichen Vor- trageDer Egoismus in der Geschichte", den er imC>rf6 Helgo- land" in Dessau   gehalten, die Bibel alsaltes Judenbuch" be- zeichnet und durch diese herabwürdigende Aeußerung die christ- liche» Kirchen und die jüdische Religionsgesellschaft beschimpft. Der Angeklagte bestritt, den AusdruckJuden b u ch" gebraucht zu haben, und versicherte, er habe an der inkriminirten Stelle lediglich vomalten Juden t h u m" gesprochen, was sich aus dem ganzen Zusammenhange des Vortrags sehr leicht nachweisen laffe. Der Belastungszeuge, Polizeikommiffar Schräder, sagte unter Eid aus, daß der Auedruckaltes Juvenbuch" gefallen fei. Steiger gegenüber gestellt, mußte er indeß zugeben, daß er weder steno- fraphirt, noch in der Versammlung selbst Notizen gemacht, andern seinen Bericht erst am nächsten Morgen aus dem Gedächtniß niedergeschrieben habe. Von dem Staatsanwalt befragt, ob denn der Vortrag im Allgemeinen eine beschimpfende Tendenz gehabt habe, antwortete der Zeuge mit Nein, meinte aber, man wisse ja, wie die Sozialdemokratie überhaupt über Religion und Moral denke. Die Entlastungszeugen, die Steiger geladen hatte, bezeugten einstimmig, daß sie den Ausdruck Judenbuch" nicht gehört hätten. Im Plaidoyer erklärte der Staatsanwalt, daß er zwar die beeidigte Aussage des Kommissars keineswegs bezweifle, daß ihm aber nach dem Gehörten selbst der Ausdruckalles Judenbuch" in ganz anderem Licht erscheine; derselbe enthalte, innerhalb eines kulturhistorischen Vortrags ge- braucht, keine Beschimpfung, weshalb er die Freisprechung des Angeklagten beantrage. Aus demgemüthlichen" Sachse» hat man den seit v Jahren daselbst aufhältlich gewesenen, aus Oesterreich   gebürtigen Malergehilsen Adolf Schäfer ausgewiesen, weil derselbedurch Entfaltung agitatorischer Thätigkeit Unfrieden unter der Bevölke- rung" gestiftet haben soll und als Reichsausländer ein Recht zum Aufenthalt in sächsischenLanden"überhaupt nicht habe". Schäfer's ganzesVergehen" bestand nach derSächs. Arb.-Ztg." darin, daß er die in Laubegast   auskeimende Arbeiterbewegung durch Agitation bezw. Austragen von Flugblättern für die Gemeinderaths-Wahl förderte. Sozierl« Uebevstphl. De« Berliner   Getverkschaften zur Nachricht! Laut Be- schluß der Versammlung der Berliner   Streik-Kontrollkommisston vom 31. Mai hat in Sachen der Brauerei Moabit   nnd Vereins- Brauerei Rixdorf der Ausschuß Vermittlungsversuche gemacht, welche bei der Brauerei Moabit   von bestem Erfolge waren. Der Direktor derselben erklärte, daß der entlassene Arbeiter sogleich wieder eingestellt werden könne, und versicherte außerdem, daß mit seinem Wissen und Willen kein Arbeiter der Brauerei seiner politischen oder gewerkschaftlichen Thätigkeit wegen entlassen wir- den würde. Diese Angelegenheit ist also zur beiderseitigen Zu- sriedenheit geregelt. Die Sache mit der Vereinsbrauerei Rixdorf befindet sich noch in der Schwebe, da der Braumeister derselben erklärte, der betreffende Arbeiter sei nicht wegen seiner gewerk- schaftlichen Thätigkeit entlassen. Der Ausschuß wird in dieser Sache noch einmal in Gegen- wart des entlassenen Arbeiters mit der Brauereidirektion ver- handeln. I. A. de? gefchäftSführenden Ausschusses Hermann Faber, N.. Antonstr. 34. Sämmtliche Arbeiter der städtische» Brauerei zu Hannover  , ca. 120 Personen, haben nach einer Mittheilung des dortigenVolkswillens" die Arbeit niedergelegt. Die Arbeltseinstellung ist durch die Arbeitsordnung hervorgerufen worden. Dieselbe soll mit dem Ausschuß der Arbeiterver- einbart" sein, thatsächlich aber sind die Wünsche der Arbeiter mit einer einzigen Ausnahme nicht berücksichtigt worden. Die Auflösung des UnterstützungSvereins deutscher Bildhauer, eine Folge behördlicher Äedrängungen, ist von den Mitgliedern dieser Organisation mit 2379 gegen 70 Stimmen be­schlossen worden. Zur Auflösung ist statutarisch«/<- Majorität erforderlich, was bei der seinerzeit vorhanden gewesenen Mit- gliederzahl 2203 ausmachte. Die»/«-Majorität ist also bedeutend überschritten worden. Die in Mainz   stattsindende General- Versammlung hat nun die letzten laufenden Geschäfte zu erledigen und dann tritt die von den Gauvereinen Berlin  , Breslau  . Dresden  , Hamburg   und Stuttgart   zu wählende fünfgliedrige Liquidationskommission zusammen. Der Verein hört mit Ende des 2. Quartals dieses Jahres zu ex i stiren auf. An seine Stelle tritt eine andere Organisation, worüber in Mainz   noch Beschluß gefaßt wird. Der Unterstützungsverein deutscher Bildhauer hatte am Schluß des 1. Quartals 2943 Mitglieder, wovon sich I0K auf der Reise befanden. Seine Organisation ähnelte der der Buch- drucker. Die Abstimmung, welche der Verein über die Einführung einer Unterstützung bei Arbeitsunfähigkeit und Zahlung eines Beitrages von öv Pf. vorgenommen hat, ergab 1270 Stimmen' für und 362 gegen das Projekt. Die Maler, Lackirer und Anstreicher im Köniqreich Sachsen halten am 3. Juli in Dresden   einen Provinzialtag ab. Bericht über den Stand der Organisation und Regelung der Agitation im Königreich Sachsen sind die Hauptpunkte der Tagesordnung. Briefe und Anfragen bezüglich dieser Zusammen- kuuft sind an W. Pohle, Dresden  , Schuhmachergasse 1(Stadt Aussig  ) zu richten. Mttflertage finden zu Pfingsten statt: Für S ü d d e u t s ch. land am S. und 6. Juni im Gasthaus zum Weißen Roß in p e r; sur Sachsen   am v. Juni im Restaurant Mulden- terraffe m Döbeln. Die Angestellten der Nrn-England-Granittverke haben nach New-Zorker Nachrichten die Arbeit niedergelegt weil die Werlbesitzer die mit den Angestellten abgeschlossenen Kontraktenichtvordem 1. Januar erneuern wollten.