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Sie Versammlung hört die Ansprache stehend an. Die Vorlage des Magistrats, wonach aus städtischen Mitteln zum Bau einer dritten Kirche im Gebiete der Markus- krrche ein Kostenbeitrag von öOfXKZ M. gewährt werden soll. hat der zur Vorberathung niedergesetzte Ausschuß mit 7 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Bekanntlich hat das Kammergericht in einem in den letzten Wochen ergangenen Erkenntniß die p o- l i t i s ch e Gemeinde Ser-fin nach der VisitationZ- und Konsistorial- Ordnung von 157% als subsidiär zur Leistung von Beiträgen zu den Kirchenbau -Kosten verpflichtet erklärt. Der Magistrat hat gegen das Erkenntniß an das Reichsgericht appellirt; im Aus­schüsse wurde denigemäß beantragt, die Beschlußfassung über die Vorlage bis nach der Entscheidung des Reichsgerichts in dem Prozesse der Sladtgemeinde gegen die Johannes- Evangelisd Kirche:, jjeineinde zu vertagen. Auch dieser Antrag ist indeß, und zwar mit Stimmengleichheit, abgelehnt worden. Stadtschulrath Fürstenau bittet dringend um Gewährung dieser als freiwillige erbetene» Spende von 50 000 M. und warnt vor der Zuspitzung des Streitpunktes; der Ausgang könne für die Stadtgeineinde nicht günstig sein. Mit der Konsistorial- prdnung von 1573 habe die Gewährung dieses Beitrags zu einer Kirche städtischen Patronats gar nichts zu schaffen. Der Magistrat sei damit einverstanden, daß die neue Gemeinde patronatsfrei werden soll. Stadtsyndikus Weise sucht aus juristischen Gründen die Verpflichtung der Stadt aus dem Patronatsverhällniß zur an« theiligen Uevernahme der Baukosten darzuthun. Ein Abwarten bis zur Entscheidung des Reichsgerichts habe in diesem Falle gar keinen Sinn. Stadtv. S a l g e hält es nach diesen Ausführungen für aussichtslos, bei dem Widerspruche zu beharren.(Widerspruch.) Bürgermeister Zelle: Die Versammlung hat doch bisher, wo sie konnte, die Patronatslast abzuwälzen gesucht. Was das Gesetz von 1573 anbetrifft, so muß, wenn uns das Reichsgericht nicht Recht giebt, von uns mit allen Kräften die Abänderung dieses Gesetzes betrieben werden.(Beifall.) Stadtv. Spinola bittet, das Verlangte aus reinen Billigkeitsgründen als Gnadengeschenk zu gewähren. Das reiche Berlin gebe ja jährlich so viel Geld für Bildungszwecke aus (Widerspruch bei den Sozialdemokralen), warum solle es nicht einmal einer armen Kirchengemeinde(lebhafter Widerspruch) etwas zukammen lassen? Rücksichten kirchen- oder gar Partei« politischer Natur hätten in diesem Falle keinen Anspruch aus Be- rechtigung. Im Schlußwort bemerkt der Referent Stadtv. D i n s e noch, daß es sich hier gar nicht um ein Geschenk handeln könne, denn die Verpflichtung der politischen Gemeinde werde mit dem Ver- zicht auf das Patronat keineswegs ohne Weiteres beseitigt. Der Syndikus habe den Standpunkt der Gegenpartei einseitig kritisirt. Syndikus Weise protestirt gegen diese Unterstellung; einen Syndikus, dem der Vorwurf der Parteilichkeit gemacht werde, könne die Stadt nicht brauchen. Er nehme als Syndikus eine durchaus objektive Stellung zu den Magistratsvorlagen ein. Der Ausschußantrag wird abgelehnt, die Bewilligung der 50 000 M. beschlossen. Bezüglich der Vorlage wegen Errichtung eines D i e n st- gebäudes für das Märkische Provinzial- m u s e u m und für städtische Bibliotheken empffehlt der nieder- gesetzte Ausschuß der Versammlung, ihr Einverständniß mit der Errichtung einer solchen zu erklären, in welchem das Museum, die Göritz-Lübeck-Stistung und event.-einige andere Theile städtischer Büchersammlungen Aufnahme zu finden hätten. Das Gebäude soll indeß im Köllnischen Park nicht mit der Front nach der Wallstraße, wie der Magistrat vorschlägt, sondern an der Stelle, wo die Wallstraße mit der Userstraße und der neu an- gelegten Verbindungsstraße zusammentrifft, irrichtet werden. Zu 3 Preisen für die infolge öffentlichen Ausschreibens eingehenden 3 besten Bauskizzen sollen im Ganzen 8000(4000, 2500 und 1300) Marl bewilligt werden, während die Vorlage nur 5000 in Vorschlag gebracht hatte. Die Theilnahme an dem Wettbewerb soll jedem deutschen Architekten gestattet sein. Tie Ernennung des Preisrichter-Kollegiums bleibt dem Magistrat vorbehalten. Stadtv. Meyer II bringt Klagen über die unbefriedigenden Zustände des städtischen Bibliothelwesens vor. Das Bibliothek- zuumer des Rathhauses gehöre mit zu den Festräumen des Hauses und ein Arbeiten in demselben sei fast unmöglich. Bei Festlichkeiten kämen die Bibliotheksbeamten mit ihrem losen Material, das sie wegräumen müßte», infolge der Mangelhaftig- keit und Enge der verschließbaren Räume sehr ins Gedränge. Der Saal sei überhaupt längst zu klein; kostoare Bücherschätze hätten in Bodenräumen magazinirl werden müssen. Sowohl für die Magistralsbibliolhek. wie für die Göritz-Lübeck-Bibliothek, ferner für das Archiv seien neue Räume resp. ein neues Gebäude nöthig. Auch die Räume für die Bibliothek des Schulmuseums seien unzureichend.(Zustimmung.) Bürgermeister Zelle: Der Magistrat hat für das Archiv bereits die Räume der Feuersozietät bestimmt; in den opulenten lltäumen des projektirten neuen Museumsgebäudes werden für unsere Bibliotheken genügend Säle vorhanden sein. Stadtbaurath Blankenstein tritt für die Wahl des vom Magistrat vorgeschlagenen Platzes ein, während Stadtv. L ö w e l für den Ausschußvorschlag plädirt. Stadtv. Bailleu bestätigt, daß die Rothstände im städti» scheu Bibliothek- und Archivwesen unbestreitbar sind, und ver- langt die Errichtung einer würdigen Stadtbibliothek. Die Ausschußanträae werden genehmigt. Die Magistratsvorlage, durch welche die Entbindung der Aktiengesellschast Berliner Elektrizitätswerke von der Verpflichtung zur Legung von Kabelleitungen in einer Anzahl von verkehrslosen Nebenstraßen des vertragsmäßig bestimmten Stadt- gebiets nachgesucht wird, war infolge des Eingangs verschiedener Eingaben von Interessenten und Abnehmern elektrischen Stromes wiederholt von der Tagesordnung abgesetzt und dem Ausschuß zurückgegeben worden. Wir haben in dem Bericht über die Sitzung vom 10. Mai über den Inhalt der Vorlage und der Ausschuß- berathungen ausführlichere Mittheilung gemacht. Die Eingabe von Schwartzkopff und Genossen bittet, in eine Aenderung der Bestimmungen des Vertrages nur dann zu willigen, wenn die Gesellschast sich verpflichtet, elektrischen Strom auch zu solchen Anlagen zu liefern, bei welchen nicht von ihr oder auf ihre Empfehlung bezogene Glüh- und Bogenlampen, Elektromotoren. Akkumulatoren und Porzellanflcherungen An­wendung finden. Die Petenten ersuchen ferner um Aufhebung des von der Gesellschaft beanspruchten Prüfungsrechts elektrischer Anlagen und um Einsetzung einer städtischen Behörde als Prüfungskommission, endlich um Prüfung der gegen die Gesellschaft wegen Ueberschreitung ihrer Befugnisse erhobenen Beschwerden. Eine von einer Versammlung von Abnehmern der Gesellschaft am 14. Mai beschlossene Resolution verlangt, daß die Herstellung der elektrischen Hausanlagen von den Hauplblei- sicherungen des Hauses ab, ebenso die Lieferung der Lampen, Akkumulatoren u. s. w. dem freien Wettbewerb überlassen und eine städtische Prüfungsbehörde eingesetzt werden soll. Räch den Erklärungen der Magistratsvertreter im Ausschuß sind die sämmtlichen Beschwerden unbegründet und beruhen ledig- lich auf Unk-nntniß oder mißverständlicher Auffassung der Ver- tragsbestimmungen. Um für alle Fälle ein Mittel der Ein- Wirkung auf die Gesellschaft in der Hand zu behalten, soll die Versammlung nach dem Vorschlage des Ausschusses nur eine Verlängerung der Frist für die Herstellung der qu. Leitungen bis zum 1. Oktober 1804 gestatten. Gleichzeitig beantragt der Aus- jchuß, den Magistrat zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß ein Elektrotechnik« als Fachmann für die städtische Verwal- tung gewonnen wird. Referent Direktor Schwalbe weist in feinem Bericht daraus hin. daß die Gesellschast ganz unabhängig von dies« Be- wegung der Frage einer erheblichen Ermäßigung ihrer Tarife be- reits näher getreten sei. Ueber die Explosion an der Roßstraßen- brücke sei eine Vorlage des Magistrats nach dem inzwischen er- folgten Abschluß der Ermittelungen in Aussicht gestellt. Stadtv. Stadthagen : Die Gesellschast verlangt hier die Entbindung von einer Verpflichtung ohne Kompensation. Ich komme zu demselben Ergebniß wie der Ausschuß, aber aus anderen Gründen. Aus der Unzahl von Petitionen können Sie leicht ersehen, wie wenig angebracht es war, sich einer Privat gesellschast gegenüber die Hände zu binden. Mehr und mehr muß sich der Gedanke ausdrängen, noch nachträglich zu erwägen, ob es nicht zweckmäßiger wäre, die baldige Auflösung des Vertrages ins Auge zu fassen. Zu allen bisherigen Beschwerden ist noch das srappirenbe Moment getreten, daß die Stadt unterminirt ist nicht scherzhaft läßt sich mehr davon sprechen, sondern die Unter minirung ist derart, daß es jeden Augenblick passtren kann, daß größere Theile der Stadtoberflüche als die Roßstraßenbrücke und der Spittelmarkt emporgeriffen werden und die Paffanten in®e. fahr für Leib und Leben gerathen. Bei solcher äußerst betrüben den Sachlage muß man doch sagen: Gott sei Dank, wenn die Gesellschaft irgendwo nicht bauen will, wir wollen es den Straßen gönnen, daß es verhindert wird, daß auch sie durch die schlechte Art des Baues der Leitungen in die Gefahr kommen, empor- gerissen zu werden. Den Ausschußantrag wegen Anstellung eines Technikers empfehle ich ganz besonders. Seiner Zeit hat der Magistrat erklärt, er habe zwar die Aufsicht über diese Anlagen, technische Fachleute habe er aber dafür in seiner Mitte nicht. Kurz daraus hat derselbe Magistrat in einer mit einem außerordentlich fachmännischen Gutachten aus- gestatteten Eingabe an den Reichstag sich für die Möglichkeit des Selbstschutzes anläßlich der Berathung des Telegraphengesetzes ausgesprochen! Mit berechtigtem Spott durste man damals an- gesichts der erwähnten Explosion aus diese Eingabe hinweisen. Es geht nicht, daß ein vielbeschäftigter Beamter im Nebenamt diese außerordentlich wichtige Ausgabe der Ueberwachung erfüllt. Ich empfehle aber auch den übrigen Theil der Ausschußanträge, weil es wünschenswerth ist, von der Gesellschaft möglichst los­zukommen oder doch soweit auf dieselbe zu drücken, daß sie die Elektrizität ein klein wenig weniger theuer abgiebt. Die Versammlung stimmt den Ausschuhanirägen zu. Dem Verein für die Geschichte Berlins soll nach einem An- trage des Magistrats die bisherige Subvention von 500 M. entzogen werden. Die Versammlung beschließt die Fortbewilligung. Für die internationale Kunstausstellung von 1801 war dem erein Berliner Künstler eine städtische Beihilfe von 100 000 M. gewährt worden; die Rückzahlung derselben sollte erfolgen, soweit die Erträge der Ausstellung die Mittel bieten würden. Der Verein ist in der Lage, die Summe zurückzustellen, bittet jedoch, sie ihm in geeigneter Form als Zuschuß zu den Kosten eines hier zu erbauenden Kün st ler Hauses resp. permanenten Kunstausstellungs-Gebäudes zu bewilligen. Der Magistrat ist der Meinung, daß städtischerseits zur Förderung der Kunstinteressen bisher im Vergleich zu Düffeldorf, Kassel . Dresden , München , Wien nur wenig geschehen ist, glaubt. daß ein Eintreten für diese Interessen seitens der Kommune einen materiellen wie moralischen Impuls zur Hebung der bildenden Künste in Aussicht stellt, und beantragt, die 100 000 M. dem Verein als zinsfreies hypothekarisches Darlehn zur ersten Stelle zu übergeben, wenn derselbe unter Vorlage eines Projekts und Kostenanschlags für den Neubau eines Künstlerhauses nach gewiesen hat, daß ihm das Grundstück und die erforderlichen Mittel zum Bau zur Verfügung stehen. Zu dem Gegenstand werden vier Anträge eingebracht, die alle die Bewilligung befürworten, aber die Uebergabe der Summe an weniger erschwerende Formalitäten zu binden streben. Tie Form der Hypothek erklärt Stadtv. Wohlgemuth für die ungeeignetste, besser sei unzweifelhaft die Eintragung einer Beschränkung, wonach die Summe rückzahlbar wird, wenn das Grundstück seinem Kunstzwecke nicht mehr dient, auf der zweiten Seite des Grundbuchblattes. Stadtv. H o r w i tz beantragt, einen Ausschuß für die Vor- läge niederzusetzen. Stadtv. L an g erh ans ist erfreut, daß die Stadt endlich Gelegenheit habe, ihren Sinn für Kunst in hervorragender Weise zu bethätigen, und versteht nicht recht, warum noch nach beson- deren Kautelen gesucht wird. Die Vorlage geht an einen Ausschuß. Das neue Regulativ für die Erhebung d« Hundesteuer, wonach vom 1. April d. I. ab die erhöhte Steuer mit 10 M. pro Halbjahr zur Hebung gelangen sollte, ist vom Oberpräsidenten und Minister beanstandet worden, weil die achtwöchentliche An kündigungsfrist für die Einführung der Erhöhung nicht inne- gehalten worden ist. Der Magistrat ersucht nunmehr um Aenderung des lliegulativS dahin, daß der Steuersatz von 20 M. jährlich erst am 1. Oktober in Kraft tritt. Der Magistrat lehnt jede Verantwortung für die eingetretene Verzögerung ab. Ohne Debatte wird der Magistratsantrag genehmigt. Nach Erledigung einiger kleineren Vorlagen schließt Sitzung um Ve0 Uhr. die Uoltsles. Die katholische Kirche hat einen tödtlichen Schlag er­fahre». Der Stadlverordneten-Vorstehcr Dr. Stryck hat. wie die Freisinnige Zeitung" schreibt, infolge des Verhaltens der katholischen Kirche bei der Beerdigung Forckenbeck's seinen Aus- tritt aus der katholischen Kirche erklärt. Ob Herr Dr. Stryck so ganz ohne Kirche auskommen wird? Schade, daß Bismarck mit seiner Kirchenstistung solches Fiasko erlebte. Es war eine so hübsche, respektadle Kirche, diealtkatholische", die sich von allen anderen Kirchen so vorlheilhast unterschied. Das waren andere Männer, als die armseligen Leute, welche die Apostel Jesu bildeten. Lauter behäbige, gebildete Existenzen. Geheimräthe. Staats- anwalte, Polizeiräthe, Professoren und vor Allem Hoflieferanten bil- deten den Kern dieser Kirche; reiche Staatssubvention floß ihnen zu, und selbst ein besondrer Bischof erhielt ein beinahe sürstliches Staatsgehalt. Noch keine Kirche ist unter so glänzenden Auspizien gegründet worden. Und heute? Ob ein Staatsanwalt oder Geheimrath ihr treu geblieben ist? Eine besondere Kirche für Herrn Stryck und den'Fortschrittsring zu gründen, geht nicht gut an; der Staatssegen würde ihr fehlen, und ohne ihn wäre sie durchaus nicht sashionable. Im Schatten einer fashionablen Kirche muß aber der neuesteFreisinn" leben; ohne Wadel- strumpfe thut es nicht einmal Herr Eugen Richter , geschweige denn Herr Stryck. Tie Neneinstellnng einer größeren Anzahl von Schutzleuten soll, wie wir erfahren, am I. April 1803 vorgenommen werden und zwar handelt es sich dabei nicht nur um eine Ergänzung des etatmäßigen Bestandes der Schutzmannschaft, sondern um eine Vergrößerung der Zahl dieser Polizeibeamten. Seitens der Behörde ist auch der Plan ernstlich ventilirt worden, die Ver- vollständigung der Schutzmannschaft aus den Reihen der Nacht- wachtbeamten vorzunehmen und werden gegenwärtig Erhebungen über die Qualifikation dieser Letzteren angestellt. Wie verlautet, beziehen sich diese Maßnahmen auf die von der Regierung vor­gelegten Entwürfe bezüglich der Reorganisation der Polizei, nach welcher ja der Nachtwächt«dienst gänzlich aufgehoben werden soll. Falls der dem Abgeordnetenhaus vorgelegte Entwurf an- genommen werden sollte, soll das Korps der hiesigen Nachtwächter, so weit es thunlich, in die Reihen der Schutzleute übergehen. Die Heilsarmee als Heirathsvureau. Die Heilsarmee hielt in diesen Tagen in Berlin große Revue.General" Booth undOberst" Nicot waren persönlich erschienen. Ein neues Propagandamittel hat sie durch Bildung eines Heirathsvermitt- lungs-Bureau gefunden. Das Londoner Generalkommando" hat einenArmeebefehl" erlassen, der die neue Gründung zur all- gemeinen Kenntniß bringt und mit folgenden Worten schließt: Was wir also wollen? Einfach, daß Sie, falls Sie noch unver- heirathet sind und nicht wissen, wo einen Lebensgefährten oder -Gefährtin wählen, sich an Oberst Baker's Heirathsbureau wen­den, welcher Ihnen aller Wahrscheinlichkeil nach gerade das liefern wird, was Sie begehren, ein liebenswürdiges und t'.T� liches Gemahl." DaS Gewitter, welches am Mittwoch Berlin nur schwach gestreist, hat in der Umgebung der Stadt desto ärger gewüihet und in einzelnen Ortschaften ganz erheblichen Schaden angerichtet. Der dem Gewitter vorhergehende Sturm hat namentlich im Grüne- wald und in den Potsdamer Forsten ganz unheimlich gehaust und viele stämmige alte Bäume entwurzelt. Auf der Spree und Havel mußten die Schiffer ihre Fahrt während des Gewitters unterbrechen die Wellen gingen nämlich infolge des Orkans mehrere Fuß hoch und die Kähne mit zwei Ankern festlegen. Hinter Schildhorn wurde ein leerer Arbcitskahn mit solcher Heftigkeit gegen einen festgelegten Steinkahn geschleudert, daß der Vordersteven des ersteren zertrümmerte. Sehr erheblich haben auch die Obstbäume gelitten, die jungen Früchte sind zum großen Theil von dem Sturm Herabgeriffen worden. Blitzschäden scheinen in der Umgebung Berlins beim Gewitter nicht vorgekommen zu sein, wenigstens sind uns derartige elementare Unfälle bis jetzt noch nicht gemeldet worden. Der Telephonverkehr in Berlin war den ganzen Mittwoch Nachmittag hindurch gestört; von 37 Uhr war eine telephonische Verständigung unmöglich. Studentische RowdyS. Ein jung« Arbeiter ging Dienstag Nachmittags um 6 Uhr mit einem Freunde auf der Reitbahn zwischen Friedrich Wilhelms-Allee und Rouffeau-Jnsel spazieren. Aus einer vorübergehenden Gesellschaft pflückten mehr«e Personen Flieder, worauf, als die Gesellschaft bereits vorübergegangen, der jnnge Arbeiter E. zu seinem Freunde bemerkte: Es ist doch eine Gemeinheit, den Flieder so abzureißen. Bald daraus kamen zwei Studenten des Weges, von denen der Eine auf den lungen Mann mit den Worten zutrat: Was reden Sie hier von Fliedermopsen. Lausejunge u. s. w.(es folgten noch mehrere Schimpfwörter)? Und als er die Antwort erhielt:Ich meinte ja Sie nicht damit", erfaßte er den Arbeit« am Halse und wollte ihn hinwerfen. Hierauf folgte ein gegenseitiges Herum- balgen, bis der Student abließ und sich entfernte und sich zu seinem Kollegen begab, der ihm zurief: Das läßt Du Dir ge- fallen! Der so an seinerEhre" Gefaßte kehrte darauf um und versetzte dem E. hinterrücks mit einem Olivenstock einen Hieb üb« den Kops. Der Getroffene taumelte und«hielt dann noch einen Hieb über die Hände. Bewußtlos blieb E. eine Viertel- stunde am Boden liegen. Sein Freund hatte mittl«weile den anderen Studenten, der auch auf den E. dringen wollte, zurück- gehalten. Der brave Kumpan des heimtückischen Strolches trug ein gelb-roth-blaues Band. Er gab den Namen und die Woh- nung des Strolches an, aber falschen Namen und falsche Wohnung. Brutalität und Feigheit, dieses Gemisch faßt man heute unter dem Begriff d«Schneidigkeit" zusammen. Zum Gemeindevorsteher von Schöneberg ist am Mon- tag auf Grund der Landgemeinde-Ordnung vom 3. Juli 1851 der jetzt daselbst amtirende Gemeindevorsteher Schmock auf 12 Jahre gewählt worden. Das Gehalt beträgt 7000 M., von 3 zu 3 Jahren um je 400 M. bis 9000 M. steigend und Dienstwohnung. Wenn eine Gemeinde will, daß kein Nothstand in ihr herrscht, o muß sie vor Allem ihren Vorsteher, Bürgermeister oder Ober- Äürgermeist« so stellen, daß er keinen Nochstand zu sehen braucht. Ein achtjähriger Knabe alS Lebensretter. Durch die muthige Thal eines achtjährigen Knaben ist am Dienstag Nach- mittag ein junges Menschenleben von dem Tode des Ertrinkens gerettet worden. Man berichtet uns darüber: Gegen 4 Uhr pielten an der Wafferseite des Elisabeth-llfers in der Nähe der llebergangsbrücke eine größere Anzahl Kinder; hierbei wurde der dreijährige Sohn der Wasserthorstr. 76 wohnenden Hübnerffchen Eheleute, als sich der Kleine gerade über das Geländ« des Kanals beugte, durch einen Svielkameraden, der in blinder Eile vorüber rannte, gestoßen, das Kind v«lor das Gleichgewicht und kürzte in's Wasser. Das Geschrei des mit den Fluthen kämpfen- zen Knaben lockte zwar alsbald Hunderte von Personen herbei, die kopslos, gleichfalls schreiend und rufend, dabei standen, aber nicht im Stande waren, der achtjährige Sohn des_______.... menge und sprang in's Wasser; der muthige kleine Bursche muß ein guter Schwimmer gewesen sein, denn es gelang ihm, sich dem zu nähern und das Kind vor sich herstoßend zur nächst- gelegenen Landungstteppe zu schaffen, wo Beide von Hilfsbereiten an's Land gebracht wurden. Der v«unglückte Knabe wurde zu einen Eltern geschafft, der kleine Lebensretter aber spielte eine Stunde später wieder lustig mit seinen Kameraden. Eine Giftmischeriu au» Bösheit ist die unverehelicht« Emma Beer, welche in der Hasenhaid« bei dem Kaufmann B. diente und sich darüber gekränr reisen wollte, ohne ihr das".._.,. Beer nahm sich daher vor, die Abreise der und goß zu diesem Zwecke aus einer Flasche Kokain,' welches sie auf dem Toilettentisch ihrer Herrin gefunden hatte, einen Theil in die Milchflasche des Kindes. Dieses sollte daran erkranken. Das Kind genoß aber nur sehr wenig von der vergifteten Milch. Frau V., welche Verdacht ge« chöpst hatte, veranlaßte die Untersuchung der Milch, wobei sich die Mischung mit Kokaln herausstellte. Das Kind ist zwar nicht erkrankt, aber es liegt ein Verbrechen gegen tz 220 des Straf- gesetzbuches(vorsätzliche Beibringung von Gist) vor, und das Dienstmädchen ist deswegen verhaftet worden. Beim Kalmus-Sammeln verunglückte Mittwoch Nachmittag bei Johannisthal der 16jährige Arbeilsbursche Gottlieb Randtke, Schwedterstraße in Schlafstelle wohnhaft, der schon seit einiger Zeit beschäftigungslos sich zu Pfingsten etwas Geld durch Sammeln von Kalmus zu verdienen suchte. Der junge Mensch war dabei Mittwoch gegen 4 Uhr in einen mit der Spree zwischen Johannisthal und Treptow in Verbindung stehenden schils- bewachsenen Sumpf gerathen und in der Mitte desselben bis zur Brust im Morast untergesunken. Bei jeder Bewegung, die R. machte, gerieth« noch tiefer in den Schlamm und schon ging ihm derselbe bis an den Mund, so daß es ihm unmöglich war, auch nur noch«ine Bewegung zu machen. So stand der Be- dauernswerthe volle zwei Stunden hindurch in der entsetzlichen Lage, die sich noch dadurch verschlimmerte, daß das Gewitter, welches g«ade zu dieser Zeit herrschte, aus ihn herniedertobte. Räch 6 Uhr Abends endlich passirte ein Kremser mit Ausflüglern die etwa 100 Meter davon entfernte Chaussee. Als mehrere Personen schwache Hilferufe hörten und dem Stöhnen nachgingen. and man den fast bewußtlosen, total«schöpften Verunglückte» in kaum zu beschreibendem Zustand. Mittelst einer über den Kopf des R. geworfenen Strickschlinge gelang es, den Aermsten ans Land zu ziehen. wo derselbe ohnmächtig zusammenbrach. R. wurde dann in ein Berliner Krankenhaus geschafft, wo de* Unglückliche schwer erkrankt darniederliegt. Arbeiter- Bildungsschule. Noch fortwährend gelangen christliche Zusendungen, die Arbeiter-Bildungsschule betreffend, irrthümlich an den bisherigen 1. Vorsitzenden, Herrn Stadt­verordneten E. Vogtherr. Um alle Verzögerungen zu venneiden wird gebeten, alle an den jetzigen 1. Borsitzenden 124, H. I., Geldsendungen an den Kassirer H. Gninvel.'NO., Barnimstr. 42,»u richten. Hilf« zu leiste». Plötzlich drängte sich l Tapezirers Klitzke durch die Menschen- zurückzulassen. Die Bee Eheleute zu verhindern, ränkt fühlte, daß ihre Herrschaft ver- fünfviertel Jahre alte Kind zur Pflege «-»u» nwt-vtiguyciuiiycu Briefe und Zusendungen a H. Mattutat, SO., Wraugelstr.