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Nr. 253. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Jonerstag, 29. Oktober 1903.

Der Kampf ums Majorat.

Dritter Lag.

Zur heutigen Sigung, die der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Leuschner um 92 Uhr eröffnet, ist der größte Teil der Zeugen zur Stelle, unter ihnen auch der kleine Graf". Die meisten werden für heute wieder entlassen, doch giebt ihnen der Vorsitzende den dringenden Rat mit auf den Weg, zu der ihnen angegebenen Beit wieder zur Stelle zu sein und in der Zwischenzeit nicht etwa jich über den Prozeß und das, was der Einzelne aussagen werde, zu unterhalten oder zu bereden, damit sie ganz unbeeinflußt ihr Zeugnis ablegen können. Der Dolmetsch Regierungsrat Brandt überträgt diesen Rat und diese Warnung ins Polnische.

Der erste heute vernommene Zeuge ist

Graf Hector Kwilecki- Kwiltsch,

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angestellt und bin in Begleitung eines Freundes, der der französischen   Kittel, im Kleidchen 2c. abgebildet ist. Die Zeugin sieht die Bilder Sprache mächtig ist, dorthin gefahren. Die Gräfin war nämlich zu lange an und sagt dann lächelnd: Ja, in den schwarzen Augen einer bestimmten Zeit plöglich verschwunden gewesen und die liegt etwas Aehnlichkeit. Aber Präs.: Na, in Posen giebt es Spuren leiteten nach Paris   hin. Durch die Andeutungen der doch wohl mehr schwarze Augen.( Heiterkeit.) Zeugin: Hedwig wurde der Verdacht erregt, daß die Frau Gräfin   auch dort Ja, gewiß! Nächster Zeuge, Apotheker Stryczinski­schon versucht hatte, einen neugeborenen Knaben sich zu verschaffen Wronke giebt Auskunft über die wirtschaftlichen Verhältnisse und es lag weiter der Verdacht vor, daß die Gräfin auch kurz vor auf Wroblewo. Troz mehrfacher Mahnungen hat er von dem ihrer Entbindung noch einmal in Paris   gewesen ist. Es ist dann eine Grafen für seine Lieferungen tein Geld erhalten können. Baumeister Hebamme ermittelt worden, die gesagt hatte, daß einmal eine Wilzewski- Wronke befundet nichts Wesentliches. Er hat mehrfach bei polnische oder russische Gräfin, deren Gestalt dem photographischen dem Grafenpaar gespeist, es tam ihm aber nicht seltsam vor, daß Bilde der angeklagten Frau Gräfin überaus ähnlich sehe, bei ihr ge- die Andruszewska an den Mahlzeiten teilnahm. wesen und eine Frage an sie gerichtet habe, ob sie einen neugeborenen Fräulein Falkowska- Friedenau war früher in Stellung auf Knaben erhalten könne. Dann ist auch in der Rue vieille du Wroblewo, zuletzt im vergangenen Jahre. Die Zeugin soll über die Temple 125 ein Bandagist ermittelt worden, bei dem eine etwas Angeklagte Chwiatkowska aussagen. Sie hält die Angeklagte nicht forpulente Dame, die französisch mit deutschem Accent gesprochen für verrückt, sondern für überspannt und verschlagen. Eine erheb habe, im Jahre 1896 einen Gummileib bestellt habe. liche Gedächtnisschwäche will sie damals an ihr nicht bemerkt haben. Präs.: Welches persönliche oder Gräfin Miecislaw wile da erweckt Heiterkeit durch ihre Erklärung, daß fie ursprünglich in dem Wahne gewesen sei, der fleine Knabe sei ein Kind ihres eignen Sohnes, weil zwischen beiden große Aehnlichkeit bestanden habe. Als sie jedoch später das Kind wieder erblickt habe, sei sie von ihrem Argwohn geheilt worden, da die Aehnlichkeit nicht mehr vorhanden gewesen sei.

petuniäre Interesse

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auf den das Majorat übergehen würde, falls der angeklagte Graf ohne männliche Erben sterben würde. Er sagt im allgemeinen folgendes aus: Die Verhältnisse anf Wroblewo find haben Sie selbst an dem Ausgang des Prozesses? 8euge meiner Kenntnis nach sehr berangiert gewesen, die Ich habe vor allen Dingen das Interesse, daß die Wahrheit Waldung foll über den Etat abgeholzt worden, die an den Tag komme. Ich betrachtete es gewissermaßen als meine Schonung aber in guter Ordnung sein. Die Agnaten haben sich, Pflicht, dahin zu wirken, daß mein Vater von dem Vorwurf befreit Distriktskommissar Leitloff- Wronte, der nächste Zeuge, spricht um sich nicht mit der gräflichen Familie zu überwerfen, dieser im würde, daß sein bezüglich des Knaben erhobener Verdacht un­großen und ganzen freie hand gelassen. Die Agnaten haben die berechtigt gewesen sei. Ale Familienmitglied habe ich schließlich auf die scheinbar die Verteidigung Wert legt, in sehr ungünstigem sich über zwei Agenten, die dem Grafen häufig Geld liehen und Geschichte von der Geburt a priori nicht recht geglaubt aus den doch auch ein Interesse daran, daß die Familie rein bleibt und nicht Sinne aus. Er hält sie des Meineids wohl für fähig. Als letzte verschiedensten Gründen, aber wir wollten kein Aufsehen erregen. eine Person in die Familie kommt, der der uneheliche Sohn einer Beugin wird eine Frau aus Krakau  , arboriak, vernommen. Unser Verdacht wurde verstärkt, als die Nachricht verbreitet wurde, sonst vielleicht ganz braven Person ist und den man dann als seinen Sie spricht polnisch. Die Zeugin hat die Krakauer Hebamme ge­daß die Gräfin zur Entbindung nach Italien   gehen wolle. Diefer Better und später vielleicht als Haupt der Familie anerkennen muß. Umstand veranlaßte meinen Vater, als den ältesten Agnaten, einen keineswegs leitet mich Habsucht. Ich habe genug und brauche nicht kannt, die bei der angeblichen Berliner   Entbindung der Gräfin zu Brief an den Grafen zu schreiben des Inhalts, daß die Agnaten die nach der Uebernahme des verlotterten Majorats zu streben, das gegen war, und erzählt, daß kurz nach der Rückkehr der Hebamme Pflicht hätten, für die Ehre und Unbescholtenheit der Familie Sorge mindestens für eine Generation gar kein Geschäft ist. Ich halte aus Berlin   diese ihr erzählt habe, die Entbindung habe wirklich zu tragen, und eine Entbindung im Auslande nur die Folge haben es für die Pflicht eines jeden, der einmal in das Majorat ein- stattgefunden und sie sei zugegen gewesen. Die Hebamme ist vor

werden würde. Dieser Brief wurde uns sehr übel genommen, aus dem Majorat heraus mußten, Sorge zu tragen. Ich

Da war

er

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b

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Lokales.

Polnische Wirtschaft.

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im Saale

würde, daß das Kind von der Welt nicht als rechtmäßiges anerkannt treten würde, für diejenigen, die, schuldig oder unschuldig, fünf Jahren gestorben. Hierauf tritt um 3 Uhr Schluß der Verhandlung und Vertagung aber es wurde doch erreicht, daß die Entbindung in Berlin   vors halte es für meine Pflicht, die Lebensversicherungs- Police auf Donnerstagvormittag 912 Uhr ein. Als das Kind genommen wurde. geboren wurde, wollte des Herrn Grafen weiter zu zahlen, für die armen Komtessen, die niemand an die Geschichte glauben, weil verschiedene auf- für die ganze Geschichte doch nichts fönnen, zu sorgen, aber auch für fallende Umstände, Umstände, namentlich namentlich die Schnelligkeit der Ent- den Jungen zu sorgen, der unglücklich ist, weil er aus seinen Ver­bindung, die Thatsache, daß Dr. Rosinski bei dem ganzen hältnissen herausgerissen und verzogen worden ist. Ich würde ihn Aft nicht hinzugezogen worden war usw. dabei mitspielten. Mein nicht, wie hier angedeutet worden ist, zu irgend einem Schuster oder Vater hat, als die Gerüchte über die Geburt nicht aufhörten, einmal Schneider, sondern ganz wo anders hinbringen, um dafür zu sorgen, Der Kampf um das Majorat, der vor den Schranken des Schwur­an den Grafen geschrieben, er hat aber keine Antwort darauf er- daß er nicht fünftig zu einem Verbrecher würde. Von einem Plus gerichts in Moabit   jetzt tobt und voraussichtlich noch tagelang toben wird, halten. Der Vater hat dann den Grafen um eine Unterredung unter aus der Bewirtschaftung des Majorats wird auf Jahre hinaus nicht hat nicht nur die bekannten Kriminalstudenten", sondern auch das vier Augen ersucht, diese wurde durch die Gräfin aber nicht gestattet. die Rede sein können. Ich kenne keine Familie in ganz Europa  , die bessere( gekleidete) Publikum in Scharen angezogen. Der Gerichts­Dann kam die Klage des Grafen gegen meinen Vater auf An- es sich gefallen lassen würde, daß ein hergelaufenes uneheliches Kind diener und die beiden Schutzleute, die vor dem Eingang zum Schwur­erkennung des Kindes, bei welcher mein Vater ein Versäumnisurteil plöglich der Befizer eines Majorats werde. Ich bin an die ganze gerichtssaale postiert sind, haben des Morgens alle Hände voll zu hat ergehen lassen. Warum, weiß ich nicht, da haben die Rechts- Geschichte nur höchst ungern herangetreten, mir liegt an der thun, um die drängende Masse der Einlaßheischenden abzuweisen; anwalte zu beigetragen. Trotz der Verurteilung meines Vaters Verurteilung nichts, denn es ist nicht angenehm, An­im Civilprozeß wollten die Gerüchte über die Geburt des Knaben gehörige feines feiner Familie hinter Schloß ſtolzerhobenen Hauptes und von neidischen Blicken verfolgt, bahnen nicht aufhören. In Posen gab es sehr wenig Leute, die an die und Riegel zu wissen. Dieses Strafverfahren ist ja nur das sich die Besitzer der Zutrittskarten ihren Weg, im Bewußtsein, einem Richtigkeit der Geburt glaubten. Da fand plöglich ein Umschwung Vorspiel, das Nachspiel wird in Bosen kommen, denn nach Schluß absonderlichen Schauspiele beiwohnen zu dürfen. Draußen aber, statt, als die jetzt Angeklagten in Untersuchungshaft genommen wurden. dieses Prozesses werde ich den Civilprozeß in Posen aufnehmen. auf dem Korridore, unterhalten sich, während Richtig ist, daß einmal der Gräfin der Gedanke nahe gelegt worden der Vorsitzende die Verhandlung weiter führt, besonders die öffentliche Meinung ist, zur Vermeidung des Ellats doch ins Ausland zu gehen. Es thut eifrig die weiblichen Neugierigen über diese Dragi- Komödie": mit einemmal gegen uns Agnaten eingenommen und machte sich mit mir ja leid, daß es so weit gekommen ist, aber vor allen Dingen Denn kein Name wird im Zusammenhange mit dem der großem Eifer gegen uns geltend. Da erhielt ich eines Tages den muß doch die Wahrheit an den Tag kommen. Präs.: Sie, Herr Gräfin Kewilecka häufiger genannt, wie der Dragas   von Serbien  . Brief eines Mannes aus Russisch- Polen, worin er mir mitteilte, daß Beuge, befinden sich in glänzender Vermögenslage? Sie sind zu wie Draga, die zur Unfruchtbarkeit Verdammte, einst das Serben­er mir wichtige Dinge mitzuteilen hätte. Ich legte erst gar kein einem Einkommen von 150 000 m. veranlagt, Ihr Vater hat ein Gewicht darauf, als aber nochmals ein Brief des Mannes tam, trug Vermögen von 1 300 000 m., fein Befiz beträgt 30 000 Morgen? volt durch einen Wechselbalg glücklich zu machen gedachte, so hat ja ich kein Bedenken, ihn zu empfangen. Er fragte mich, ob es wahr 8euge: Ja wohl. Präs.: Wie groß ist Ihre eigne Familie? Gräfin Kwilecka, wenn man der Anklage trauen darf, das Majorat fei, daß die Dffowsta in Posen beschworen habe, daß die Gräfin 8euge: Ich habe einen Sohn und drei Töchter. Ich würde durch Kindesunterschiebung den rechtmäßigen Erben zu entziehen thatsächlich in andern Umständen gewesen sei. Als ich dies bejahte, natürlich stets dafür sorgen, daß die Gräfin, wenn sie aus der gesucht. An ihrer Schuld zweifeln die allerwenigsten der Neu­erklärte er: dies sei nicht wahr, denn die Ossowska habe selbst die Herrschaft hinaus müßte, nicht auf die Straße gefeßt gierigen; aber es fehlt ihr doch auch nicht an ritterlichen Ver Unwahrheit eingestanden. Später schrieb mir ein Kaufmann würde, aber die Frau Gräfin geht wohl aus Hochmut oder weil teidigerinnen. Da werden allerhand" Fälle" ausgeframt, zum Nach­Ich sie nicht auf die Gnade von Verwandten angewieſen ſein will, ihre weis, daß auch fünfzigjährige Frauen, wie einst Abrahams Weib, Hechelski, daß er wisse, woher der Knabe stamme. und eignen Wege. Auf weiteres Befragen erklärt der Beuge: Die depeschierte ihm, daß ich ihn empfangen wolle, erschien eines Tages in Kwiltsch. Ich ließ mir die Sache Frau Gräfin   hat einmal die Aeußerung gethan: Wenn ich den des unverhofften Glückes teilhaftig geworden sind, ihrem Schoß bortragen, wollte mich aber darauf nicht einlassen, fagte Brozeß verliere, so schieße ich den Jungen und mich tot." So junges Leben entsprießen zu sehen. Eine würdige Matrone stellt sich aber, daß, falls er die Sache selbst in die Hand nehmen spricht doch keine Frau, die die wirkliche Mutter eines Kindes ist. selbst als solchen Fall" vor und erzählt der aufhorchenden Um­wolle, ich dabei gern behilflich sein wolle, um die Wahrheit zu er- Ebenso hat der Vater einmal geäußert: Er sei der letzte Majorats- gebung, daß sie noch im Alter von 52 Jahren am selben Tage mit mitteln und auch für die Kosten aufkommen wolle. Selbst die Sache herr aus seiner Familie" und als man ihn auf seinen Knaben hin- einem Nesthäkchen niedergekommen sei, indem ihre bis dahin jüngste in die Hand zu nehmen falle mir nicht ein, denn ich hätte schon wies, hat er gesagt:" Ach, ich wäre froh, wenn der Sohn nicht da Tochter ihrem Erstlinge das Leben gab. Es sei ihr damals sehr Das ist doch auch bezeichnend genug. gemuig Aerger davon gehabt, die ganze Provinz sei schon gegen uns wäre oder nicht lebte. Der Zeuge läßt sich dann auf Befragen des Vorfügenden noch Gräfin ihre schwere Stunde fern von dem Hause habe erleben " genierlich" gewesen, und sie begreife deshalb sehr wohl, daß die eingenommen. Hechelsti ist dann nach Krakau   gegangen, dort ging er in die Johannisstraße, erkundigte sich nach den dort wohnenden über die Fideikommißverhältnisse von Wroblewo aus. Hebammen und kam in ein Haus, wo zwei Hebammen wohnten. Die Der eine Verteidiger richtet an den Zeugen die Frage, ob es wollen, in dem erwachsene Töchter weilten. Die merkwürdigen Um die landfremde Hebamme die verdächtigen Tele­Hedwig Andruszewska hatte dem Hechelski, der von ihrem schrift- ihm bekannt sei, daß das Gut jetzt verpachtet sei und einen Rein- stände freilich ,, Garnicht verdächtig", mischt sich ein Mann mit östlichem lichen Bekenntnis Einsicht genommen hatte, mitgeteilt, daß die in Ueberschuß von 70 000 m. bringe?-3euge: Ja, aber der Ueber- gramme. wenn Sie die Frage tommende Hebamme einen dem Trunke ergebenen Bruder nehmer des Majorats hat nicht nur eine große Menge Zinsen, Dialekt ins Gespräch, gar nicht verdächtig, habe. Er erfuhr dann, daß sowohl die Hebamme Graszynska als fondern auch alle rückständigen und laufenden Schulden zu bezahlen. polnische Wirtschaft tennen würden. Was richtige polnische Auf weiteres Befragen seitens der Verteidiger erklärt der Zeuge, Aristokraten sind, die lieben eben die Absonderlichkeiten. Warum soll auch deren Sohn verstorben sei, daß sie aber noch einen Sohn hätte, Ein solcher wurde daß er die Hilfe des Detektivinstituts Caspari Roth Roffi die hochgeborene Frau Gräfin sich das nicht so einrichten, wie sie der Magistratsbeamter in Aratau wäre. aber nicht aufgefunden, dagegen wurde die Auskunft erteilt, in Anspruch genommen habe, als der Civilprozeß gegen seinen Water will? Und dann die andren Atwilectis, die Ankläger! Na, ich Rechtsanwalt Chodzißner: Haben daß ein Beamter Namens Gracza ein Sohn der Hebamme Graszynska angestrengt worden war. Doch auch dem Grafen sei. Dies war auch richtig. Hechelsti erhielt von diesem eine Sie die Gräfin während der Zeit ihrer Entbindung beobachten will nichts gesagt haben, aber Zeuge verneint dies und wiederholt, daß er es so viel Hektor Kvilecki ersteht ein Gönner, der sofort bereit ist, für bestätigende Antwort und that nun so, als ob er von einer im lassen? ihn die Hand in ein eigens dazu mitgebrachtes Feuer zu legen; das Sterben liegenden Frau beauftragt sei, alle bei der Beschaffung des wie möglich vermieden habe, mit den Zeugen zu sprechen. Kindes beteiligt gewesenen Personen zu ermitteln. Durch eine Reihe Der Verteidiger der Angeklagten se nosta stellt wiederum den sei ein wahrer Edelmann, ein Aristokrat vom Scheitel bis zur Zehe; von Kombinationen ist es dann gelungen, alle Thatsachen festzustellen, Antrag, die alte Frau aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Auf bei dem gehe es anders her, wie auf der elenden Klitsche der An­die mit den Angaben der Hedwig Andruszewska völlig überein- die Frage des Dolmetschers, ob sie sich diesem Antrage anschließe, geklagten; er habe überhaupt nicht geklagt, um das Majorat zu stimmten. Er ermittelte namentlich, daß der Knabe das uneheliche erklärt die Angeklagte, daß sie haben, sondern bloß, um das edle Kwilecki- Blut, das ruhmrreiche, Kind der ebenso gern im Gefängnis bliebe, blaue, nicht durch einen Wechselbalg verfälschen zu lassen! Weichenstellerin Cäcilie Meyer fie brauche dann nicht jeden Tag den Weg nach dem Gerichts­Hin und her wogt der Kampf der Meinungen, während eine war. Nachdem Hechelsti dieses Material zusammengebracht hatte, gebäude zu machen. Der Gerichtsarzt Dr. Stormer erklärt, daß der Zeugin nach der andern vor die Schranken des Gerichts geführt wird teilte er es mir mit, und ich fragte mich nun: Was weiter betagten Frau der Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis nichts oder den Saal wieder verläßt. Wie steht's?" so fragen Neu­thun? Ich fuhr nach Krakau   und ließ mir über das Ge- schade, zumal ihr alle zulässigen Erleichterungen gewährt würden. schehene genau Bericht erstatten. Mit Anwalten einzulassen, Der Verteidiger zieht darauf seinen Antrag zurück. Einer der Ge- angekommene eilfertig den Gerichtsdiener, der mit einem gleich­hatte ich aus verschiedenen Gründen feine Lust; ich schworenen richtet an den Angeklagten Grafen Kwiledi die Frage, gültigen Achselzucken seine Meinung verbirgt. Ihm ist dieser Prozeß ging zur Polizei und machte dem Bolizeichef Mitteilung von der seit wann er zu der Ueberzeugung gelangt sei, daß seine Ehefrau einer unter vielen. Wie oft macht er seine Handreichungen bei stattgehabten Stindesunterschiebung, ohne zu sagen, daß meine eigne fich in andren Umständen befand. Der Angeflagte giebt den Zeit- Fällen, wo es sich um den Kopf eines Menschen handelt; hier aber Familie dabei interessiert sei. Der Polizeipräsident sah mich an mit puntt an sowie die Gründe, die ihm diese Ueberzeugung ver- stehen doch höchstens ein paar Jahre Zuchthaus auf dem Spiele. einem Blick, als wollte er sagen: Was erzählt mir der Junge hier? schafft haben. Wozu also die Aufregung? Weil's eine Gräfin ist, deren Geschick Der Polizeipräsident hat aber doch die ganze Sache energisch in die Damit ist die Vernehmung des Zeugen Grafen   Hector Kwilecki sich dort entscheidet? Bah! Wat ick mir dafor koofe!" Hand genommen und alle Frauen, die in der Sache eine Rolle beendet und es tritt eine furze Mittagspause ein. Nur eine der beteiligten Personen erfreut sich allgemeiner spielen, vernommen. Charakteristisch war folgendes: Der Cäcilie Nach Wiederaufnahme der Verhandlung wird der Vater des Meyer wurden sechs bis acht Photographien von Kindern vorgelegt vorigen Beugen, Graf Miecislaw wile di vernommen, der im Sympathie: der kleine bildhübsche und blizsauber gekleidete Junge, und ihr gesagt:" Darunter befindet sich Ihr Sohn, suchen Sie allgemeinen dasselbe aussagt wie sein Sohn. Er habe von Anfang der heute noch Graf Kwiledi ist, voraussichtlicher Erbe des Majorats, diesen doch einmal heraus!" Sie hat auf die Photographie des an- an nicht an die Entbindungsgeschichte geglaubt. Auch an diesen morgen aber vielleicht schon hinabgeschleudert wird in die Tiefen geblichen fleinen Grafen" gedeutet und gesagt: Das ist er! Das Beugen richten die Verteidiger mehrere Fragen, die auf seine Er der Gesellschaft, zu den andren halbgezeichneten Unehelichen", aus ist mein Sohn, darauf will ich schwören!" Nach fieben Jahren mittelungs- Bemühungen und sein etwaiges Intereffe zur Sache deren Reihen ihn das Verbrechen seiner Pseudo- Mutter herauf­fonnte sie ihn natürlich nicht ohne weiteres erkennen, fie Bezug haben. Der Zeuge erklärt, daß er wohlhabend sei und kein gehoben haben soll. Wenn er der Sohn des alten Lebegreises ist, erkannte ihn aber älteren petuniäres Intereffe habe, sondern nur die Pflicht fühle, als Haupt der dort vor den Schranken steht, dann hat der Mann recht, stolz auf an der Aehnlichkeit mit seinem Bruder, der der von demselben Vater stammt. Einige Zeit der Familie der Sache auf den Grund zu gehen. barauf meldete sich bei mir die Hedwig Andruszewska Hierauf wird die Gattin des Grafen Miecisław Kwieledi- ihn zu sein! Geſetzt den Fall, die Schuld der Gräfin würde erwiesen, und teilte mir alles auf die Kindesunterschiebung Bezügliche mit. Opporoto vernommen. Die alte Dame ist schwerhörig und bedient wird sich dann dieses junge Menschenleben doch behaupten Ich dachte mir, daß ja schließlich alles Quatsch sei, was so unter sich eines eleganten mit schwarzer Spize befesten Hörrohrs. Da sie und durchsetzen können in der polnischen Wirtschaft? Das ist eine bier Augen gesagt werde, ich habe deshalb einen Fragebogen mit der deutschen Sprache nicht mächtig ist, spricht fie polnisch unter Frage, die ernsten Beobachtern wohl aufsteigt; aber die Zuhörer in 25 Fragen aufgestellt, bin damit zum Distriktskommissar gegangen Assistenz des Dolmetschers. Sie leistet auch auf polnisch den Eid. Moabit   beschäftigen sich jetzt mehr mit Physiognomik und suchen die und habe dort die Antworten der Andruszewski von dieser unter- Die Beugin foll einmal behauptet haben, die angeklagte Gräfin Aehnlichkeit zwischen dem alten Kwilecki, der Gräfin und diesem schreiben lassen, wobei der Ortsgeistliche als Dolmetsch   fungierte. Swaleda sei in Paris   gewesen, kann diese Behauptung aber nicht Stinde zu ergründen. Die Meinungen gehen weit auseinander, wie Da die Leute bei uns den größten Respekt vor dem Distrikts- aufrecht erhalten. Breiteren Raum nimmt eine andre Aeußerung immer, wenn über Schönheit oder Aehnlichkeit von Kindern gestritten kommissar und dem Ortsgeistlichen haben, ist bei dieser Gelegenheit der Zeugin ein. Sie soll einmal, als der angebliche Kleine Graf wird. Aber so ficher, wie die meisten 3eugen aussagen, er­alles durchaus ordnungsmäßig zugegangen. Für die Reise habe ich anderthalb Jahre alt war, den Knaben auf Wroblewo gesehen und, scheinen diese Urteile auch noch! der Hedwig 20 m. gegeben. Natürlich habe ich auch gesagt, ihm ins Gesicht schauend, damals gefagt haben: die Familienähnlichkeit

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daß ich mich eventuell erkenntlich zeigen würde, falls durch die gerichtliche Untersuchung die Kindesunter- ist doch unverkennbar. Das muß doch ein echter Kwiledi fein! Die fchiebungs- Geschichte als wahr erweisen würde. Der Graf fommt Beugin erinnert sich der Aeußerung dunkel, legt ihr aber kein Ge­| dann auf eine dazwischen geworfene Frage auch auf die Anschuldigung wicht bei, da der kleine Graf damals so jung war. Die Verteidigung ' bon der Bestechung zu sprechen: Zu dem Thema Bestechung" ist regt an, den fleinen Stanislaus der Beugin gegenüberzustellen. Der so viel gelogen worden, daß es um aus der Haut zu fahren ist. Gerichtshof begnügt sich aber, der Gräfin Miecislaw vier Photo­Ich habe dann, so fährt der Graf fort, auch in Paris   Ermittlungen graphien vorzulegen, auf denen der junge Stanislaus im polnischen

2. Mose   21, v. 28.

Die Duellfrage spielte in der gestrigen Sitzung der Generalsynode eine ergögliche Rolle. Es war von einer Kommission folgende Resolution beantragt worden:

" Unter Bezugnahme auf die Verhandlungen der vierten ordent lichen Generalsynode und unter Anerkennung der Bestrebungen für