Anordnung so gestaltet ist, weil ich verhindern wollte, daß der Herr Graf und die Gräfin miteinander sprechen.
Als erste Zeugin wird Frau Moszkiewicz aus Posen vernommen, die Schwester der Zeugin Falkowska, die gestern noch schnell geladen worden ist und bekunden soll, daß Fräulein b. Wardeska aus Oporoivo, die jetzt bei dem Grafen Miecislam Awiledi im Dienst ist und sehr ungünstige Aussagen über das gräfliche Paar gemacht hat, rachsüchtig ist. Die Zeugin behauptet, daß Fräulein v. Wardeska, nachdem sie aus Wroblewo weggegangen war, wiederholt zur Schwester gekommen sei; sie sei außer sich gewesen, daß die Frau Gräfni ihr unrecht gethan habe; sie werde nun über die Gräfin alles Schlechte sagen, sie werde sofort zur Hedwig Andruszewska gehen und ihr alles erzählen, um die Gräfin schlecht zu machen. Fräulein v. Wardeska bestreitet letteres; sie habe sich nur über ihre schlechte Behandlung durch die Frau Gräfin beklagt. Die Zeugin bleibt aber bei der Behauptung des Gegenteils. Großes Interesse erweckt der nächste Zeuge
Hauptmann Felix Ritter von Ziegler,
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der angebliche Vater des Knaben, der unbewußt die Hauptperson in diesem Prozesse ist. Er bekennt sich zur Vaterschaft zweier Kinder, denen die Cäcilie Barcza jezige Frau Meher das Leben gegeben. Er habe in Krakau intimen Verkehr mit der Parcza gehabt, und sei Vater des im Jahre 1895 geborenen Knaben. Bra f.: Sind Sie auch der Vater des im Dezember 1896 geborenen Mindes? 8euge: Da ich mit ihr Bekanntschaft hatte, kann ich es nicht bestreiten. Präs.: Haben Sie den Knaben überhaupt gesehen? Beuge: Nein. Die Mutter hat mir einmal gesagt, daß sie das Kind einer linderlosen Familie übergeben wolle; darauf habe er gesagt, fie könne das ja thun, wenn sie meine, daß das Kind eine bessere Verpflegung erhalte. Sie habe wegen des Kindes an ihn nie petuniäre Ansprüche erhoben. Bräf.: Hat sie später einmal gesagt, es thäte ihr leid, daß sie das Kind weggegeben? 3euge: Nein; ich habe teinen Verkehr mehr mit ihr gehabt, da sie sich verheiratete. Erster Staatsanwalt Steinbrecht teilt hier mit, daß die Cäcilie Meyer gestern von einem Knaben entbunden worden sei und bittet die Sachverständigen um Auskunft, wann sie vernehmungsfähig sein werde.
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Prof. Dr. Dührßen: Frau Mcher ist von einem lebenden Knaben entbunden worden. Als wir sie besuchten, war ihr Zustand nicht ganz befriedigend, sie hatte Fieber und das Fieber besteht noch. Es ist zu hoffen, daß das Fieber nicht mit dem Geburtsafte zusammenhängt, sondern auf einen Erkältungszustand zurückzuführen ist. Sie wird frühestens am Freitag, 6. November, vernehmungsfähig sein, der Transport an Gerichtsstelle wird aber mittels Krankenwagens erfolgen müssen. Wirtschaftsinspektor Strüger weiß, daß in der Umgegend von Wroblewo allerlei gesprochen wurde über den angeblichen Zustand der Gräfin. Er selbst habe mit dem Grafen Stefan wiledi geschäftlich zu thun gehabt und auch mit diesem über die zu erwartende Ankunft eines Majoratsherrn auf Wrobleivo gesprochen. Er habe den Grafen gefragt, ob es denn wirklich wahr sei, daß die Gräfin guter Hoffnung fei, Graf Stefan habe aber gesagt: Sie wird wohl das Kind in den Ohren haben. Gleichzeitig wurde dabei von einem Kissen gesprochen. Er habe dann seine wirtin einmal aufgefordert, recht genau auf zupassen, wenn sie zur Gräfin komme, da es ein Kissen sein solle" Die Frau hat dann auch, als sie der Gräfin beim Anziehen behilflich war, genau aufgepaßt und mit aller Bestimmtheit berichtet, daß die Frau Gräfin ganz zweifellos in andren Umständen sei. Frau b. Horvath geb. Gräfin Podworowska: Ich habe die Gräfin Kwiledi im Jahre 1896 wiederholt gesehen, unter anderm auch mehrere Tage vor der Geburt. Sie hat unbestreitbar aus gesehen wie eine Frau, die ihrer schweren Stunde entgegenjieht: die Hände waren geschwollen, das Geficht verändert usw. Ich bin Mutter und Großmutter und habe doch
ein Urteil über solche Dinge.
Nie ist mir in meiner Seele auch nur der Gedanke gekommen, daß dieser Zustand simuliert sein könnte, das sage ich, ich bin Mutter und Großmutter, ich habe Stranke gepflegt und ich verstehe mich darauf. Rechtsanwalt Chodziesner: Wie lange fennen Sie die Gräfin Isabella? 3eugin: O, sehr lange. Vert. Halten Sie die Frau Gräfin einer solchen That, wie hier ihr zur Raft gelegt wird, für fähig? 3eugin: Niemals! Das kann ich schwören vor Gott . Die Gräfin hat mir auch zugeschworen, daß der Knabe ihr eigner sei.
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Eine starte Bewegung geht dann durch den Saal, als der Vorfißende anordnet, daß
die beiden Knaben,
der älteste Sohn der Cäcilie Meyer und der kleine Graf, hereingeführt werden sollen, damit sich der Hauptmann v. Ziegler über die Aehnlichkeit äußere. Es war ein eigenartiger Augenblick, als die beiden Jungen, die beide ganz in Weiß gekleidet sind, mit ihren unschuldsvollen Gesichtern in den Saal hineinspazieren, vor dem Zeugentisch sich aufstellen und die Augen neugierig im Saale umherirren lassen. Im Zuhörerraum hat sich alles erhoben und blickt auf die beiden Kleinen, die natürlich gar nicht wissen, was mit ihnen geschieht. Die Geschworenen verlassen ihre Size und gruppieren sich um die Kinder, diese aufmerksam betrachtend. Die Gelehrten im Publikum sind sich in ihrem Urteil nicht einig: die einen finden, daß die beiden Knaben einander so ähnlich sehen, wie ein Ei dem andren, die andren finden eine kolossale Aehnlichkeit zwischen dem jüngsten Knaben und der angeklagten Frau Gräfin heraus. Hauptmann v. 3iegler, zu seinem Urteil aufgefordert, erklärt, daß er sich gar nicht äußern könne, da er beide Kinder bis jetzt noch nicht gesehen habe. Die Knaben werden hierauf wieder entlaffen.
faren.
Gine Frau, die in Diensten der verstorbenen Wutter der Gräfin Kwileda gestanden hat, bekundet, sie habe in der kritischen Zeit von der Gräfin Isabella den Eindruck einer Dame gehabt, die in andren Umständen sei. Sie habe auch gesehen, daß ihre Beine geschwollen Gräfin Isabella habe ihr auch eine gewisse Angst vor der Entbindung befundet, sie habe ihr aber gesagt:" Frau Gräfin brauchen sich nicht zu ängstigen, wir werden alle für Sie beten!" Rechtsanwalt v. Rychlowsti: hat nicht die verstorbene Mutter der Gräfin kurz vor ihrem Tode dieser Zeugin erzählt: fie habe ursprünglich selbst Zweifel über den Zustand der Frau Gräfin gehabt, ihre Zweifel feien aber vollständig behoben, denn sie habe ihre Tochter selbst untersucht und bestätigt gefunden, daß sie guter Hoffnung sei? 3eugin: Jawohl, das ist richtig.
Gräfin Potboromsta bestätigt gleichfalls, daß für sie gar fein Zweifel gewefen sei: die Gräfin habe den ganz unverdächtigen Eindruck einer in gefegneten Umständen befindlichen Frau gemacht. Darüber sei gar tein Zweifel möglich. Sie sei außerdem auch Portraitmalerin und Habe sofort eine große Aehnlichkeit des Knaben mit feiner Mutter. der Gräfin, konstatieren können. Auch sie kenne die Gräfin sehr viele Jahre und halte sie einer solchen That nicht für fähig; die Gräfin sei zwar mit dem Munde sehr leicht, aber so etwas thue sie feineswegs.
Unter dieser Gruppe von Zeugen ist auch der Kaufmann, Die Deffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltliches Santorowicz aus Posen von Interesse. In Posen sei allgemein Benutzung für jedermann, SW., Alexandrinenstr. 26, hat am das Gerücht und die Meinung verbreitet gewesen, daß die Gräfin mit 24. Oftober d. J. ihr vierjähriges Betriebsjahr vollendet. Das ihrer zu erwartenden Niederkunft eine Komödie spiele. Er gestehe Institut hat in diesem Jahr an innerem Wert dadurch erheblich ge= offen, daß auch er in den Fehler verfallen fei, diesen Klatsch nachzu- wonnen, daß Ende Mai das gedruckte Bücher- Verzeichnis fertiggestellt erzählen. Da sei er einmal vom angeklagten Grafen zur Jagd und ausgegeben werden konnte. Dasselbe umfaßt 696 Druckseiten geladen worden und Gelegenheit gehabt, die Frau Gräfin beim und verzeichnet in 19 Abteilungen, die in sich wieder systematisch ge= Frühstück zu beobachten. Als die Frau Gräfin ins Zimmer trat, gliedert sind, die bis Ende März vorhanden gewesenen gesamten habe ihn sofort ein starkes Schamgefühl darüber beschlichen, daß er Bücherbestände des Instituts. Die Hoffnung, daß die Benutzung der so kritiflos den ganzen Klatsch nachgeschwatzt hatte. Er sei sich sofort zum Teil sehr umfangreichen wissenschaftlichen Abteilungen sich durch flar gewesen, daß das, was die bösen Zungen über die Gräfin den Statalog erheblich steigern würde, hat sich erfreulicherweise gesprochen, absolut unzutreffend war, denn alle Anzeichen sprachen bestätigt. zwingend dafür, daß die Frau Gräfin sich wirklich in andren Umständen befand. Pause.
Auch nach Wiederaufnahme der Sigung wird die Erörterung dieses Themas fortgefeßt.
Rittergutsbesizer v. Slaski ist mit der Gräfin Isabella noch kurz vor ihrer Entbindung zusammen gewesen und hat den vollen Eindruck gehabt, daß sie schwanger sei. Die Begegnung mit der Gräfin habe bei Gelegenheit eines bei Borchardt hier in Berlin abgehaltenen Frühstücks stattgefunden. Er habe auch nicht den geringsten Zweifel über den Zustand der Gräfin gehabt. Auf Befragen seitens der Verteidigung erklärt der 3euge: Er fenne die Gräfin sehr lange und halte diese einer schlechten That nicht für fähig. Der Vorsitzende schiebt hier die Vernehmung des ehemaligen Polizeikommissars
ein, dessen Aussagen durch den Dolmetsch der französischen Sprache. Prof. Dr. Lamprecht, ins Deutsche übertragen wird. Der Zeuge bekundet: Im Jahre 1902 sei zu ihm ein Herr gekommen und habe ihn beauftragt, bei den Gummiwarenhändlern in Paris Rachforschungen anzustellen, ob bei einem derselben int Jahre 1896 eine Frau die Anfertigung eines Instruments bestellt habe, das dazu dienen konnte, eine physische Veränderung des Körpers vorzutäuschen. Er habe in der Rue vieille du Temple 125 ein BandigistenGeschäft von Roguier et Burnet gefunden und dort die gewünschte Auskunft erhalten. Die anwesende Frau Burnet habe ihm erzählt, im Jahre 1896 sei eine etwas forpulente Dame, die französisch mit etwas deutschem Accent gesprochen habe, nach mitgebrachtem Maße einen Gummileib bestellt. Dies sei im Juli oder August 1896 gewesen. Die Bestellerin sei etwa drei bis viermal gekommen und habe dann das Juftrument bezahlt und mitgenommen. Zeuge hat dann der Frau Burnet die Photographie der Gräfin Stwvileda vorgelegt und sie gefragt, ob sie darin die Bestellerin des Gummileibes wiedererkenne. Dies sei aber verneint worden. Frau Burnet habe im Gegenteil gesagt, daß dies nicht jene Tame sei. Auf die weitere Frage, ob Frau Burnet das Maß aufgehoben. habe dieselbe verneinend geantwortet. Er habe dann die Frau noch aufgefordert, doch noch weitere Nachforschungen anzustellen, inzwischen starb aber ihr Mann und sie hatte so viel Sorgen, daß sie an solche Nachforschungen nicht denken konnte. Er habe nur noch erfahren, daß die Bestellerin einen deutschen Accent gesprochen habe. Der Zeuge hat auch Ermittelungen angestellt, ob Frau Gräfin Stwileda zu jener Zeit in einem ber Bariser Hotels angemeldet gewesen ist, die Nachforschungen hatten aber ein negatives Ergebnis. Ferner bekundet der Zeuge, daß er bei den Pariser Hebammen Nachfrage gehalten habe, ob bei einer von ihnen im Jahre 1896 etwa eine Frau erschienen sei, die sich darum bemüht habe, einen neugeborenen Sohn zu erhalten. Da habe er die Hebamme Isabelle Ramos ermittelt, nach deren Aussage im Jahre 1896 eine französisch mit deutschem Accent sprechende Dame bei ihr erschienen sei und sie aufgefordert habe, ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt ein neugeborenes Kind männlichen Geschlechts zu besorgen, das in das Ausland gebracht werden sollte. Als Frau Ramos ihr darauf sagte, daß zu diesem Zwecke verschiedene Formali täten zu erfüllen seien, daß insbesondere cine förmliche Erklärung vor dem Pariser Polizeikommissar abgegeben werden müsse, habe die betreffende Dame auf die Straße hinausgesehen und sich mit den Worten verabschiedet, daß sie wiederkommen werde. Sie sei aber nicht wiedergekommen. Frau Ramos habe in der ihr vorgelegten Photographie die Gräfin Kwilecki vollständig die
Züge der Frau wiedererkannt,
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die damals bei ihr gewesen. Justizrat Wronter: Hat der Zeuge die Hebamme Ramos gesprochen, nachdem sie in Berlin bei dem Untersuchungsrichter vernommen worden war?-3euge: Nein. Justizrat ronker: Dann weiß der Zeuge also auch nichts davon, daß die Hebamme Ramos, als ihr die Gräfin hier gegenüberPräs. Herr gestellt wurde, diese nicht wiedererkannt hat? Verteidiger, Sie greifen hier vor! Darüber werden wir den Herrn Untersuchungsrichter hören müssen. Auf eine ganze Reihe von Fragen der Verteidiger erklärt der Zeuge, daß er für seine vierzehn dem Maler Tage hindurch fortgesetzten Bemühungen von b. Krajewsti 200--250 Fr. erhalten habe. Herr v. Krajewski habe ein Cirkular verfaßt, auf welches hin sich etwa 20 Hebammen meldeten, von denen die Angaben der Hebamme Ramos am meisten sich mit dem deckten, was man erforschen wollte. Die Hebamme Ramos habe verabredetermaßen für ihre Mitteilungen und Bemühungen 300 Fr. erhalten. Gin Geschworner wünscht zu wissen, wie lange Zeit sich die Bestellerin des Gummileibes in Paris hätte aufhalten müssen, um dieses Instrument zu bestellen und abzunehmen. Der Zeuge meint, daß bei günstiger Arbeitsgelegenheit und wenn ein geschickter Arbeiter den Auftrag erledigt, die Arbeit in 48 Stunden erledigt sein konnte, andernfalls ciwa vier Tage dazu erforderlich wären.
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Um 2 Uhr soll der Zeuge v. Krajewski vernommen werden, der sich jedoch entfernt hat. Die Sigung wird deshalb auf einige Zeit unterbrochen, während gleichzeitig nach dem Hotel, in dem der Zeuge wohnt, wiederholt telephoniert wird. v. Krajewski ist ein polnischer Maler, der seit Jahren in Paris lebt. Er läßt lange auf sich warten, denn um 3 Uhr fann die unterbrochene Verhandlung erst wieder aufgenommen werden. v. Strajewski ist feiner Zeit von dem Grafen Heftor Miecislaw mit der Aufgabe betraut worden, Recherchen anzustellen über den Aufenthalt der angeklagten Gräfin in Paris und über deren angebliche Verfuche, dort ein neugeborenes Kind zu kaufen. Er hat zu diesem Zweck Photo: graphien der Angeklagten von seinem Auftraggeber erhalten. Bei seiner Bernehmung spielt ein Schriftstück einer französischen Hebamme eine Rolle, in dem diese erklärt, daß 1896 eine Dame, die mit der borgelegten Photographie viel Aehnlichkeit habe, bei ihr erschienen und zu einem bestimmten Termin ein neugeborenes Kind männlichen Geschlechts auf Stauf verlangt habe. Die Dame habe das Französisch mit fremdem Dialekt gesprochen. Hierdurch veranlaßt, muß die Gräfin in französischer Sprache sich mit dem Zeugen auseinandersehen, was sie mit großer Lebhaftigkeit thut.
In der Ausleih- Bibliothek wurden im 4. Betriebsjahr im ganzen 61 675 Bände nach Hause verliehen, von denen 16 Bände in Verlust gerieten. Von dieser Gesamtziffer entfielen 45 849 Bände auf die schöne und 15 826 Bände auf die belehrende Litteratur. An letterer Stelle sind die einzelnen Wissenszweige in folgender Weise beteiligt: Geschichte und Lebensbeschreibungen 3321, Geographie 2023, Naturs wissenschaften 3788, Rechts- und Staatswissenschaften, Bolfswirts schaft 2105, Gewerbekunde, Technik 1418, Philosophie, Religion, Pädagogik, Sport 1140, Kunst, Musit, Litteraturgeschichte usw. 2031 Bände. Die Steigerung der Nachfrage nach wissenschaftlichem Lesestoff wird voraussichtlich im nächsten Jahre noch deutlicher in Erscheinung treten, da mehrere der wissenschaftlichen Abteilungen erst vor wenigen Monaten der Benutzung übergeben werden konnten. Im ganzen sind im vierten Jahre 75 161 Bände in und außer dem Hause entlehnt worden; in den vier Betriebsjahren zusammen 247 609 Bände. Der Leserkreis der Ausleih- Bibliothek, welcher täglich wächst und jetzt 7475 Personen umfaßt, dehnt sich durch alle Stadtteile bis in die Vororte hinein aus. Die verschiedenen Berufe sind mit folgenden Ziffern vertreten: 3812 gewerbliche Arbeiter, 1907 Staufleute und weibliche Handelsangestellte, 135 Aerzte und Juristen, 367 Staats- und Privatbeamte, 249 Lehrer und Lehrerinnen, 122 Studenten, 317 Seminaristen und Schüler und 566 Personen ohne Beruf.
Die Lefesäle wurden im 4. Betriebsjahre von 64 668 Personen, und zwar 62 256 Männern und 2412 Frauen, in den vier Jahren zusammen von 215 668 Personen besucht. Die Zahl der hier ausliegenden periodischen Schriften hat wiederum eine Vermehrung erfahren und beträgt jetzt 510 Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung. Die im Arbeitszimmer der Lesehalle aufgestellte, 1149 Bände zählende Nachschlage- Bibliothek wurde von den Besuchern in umfassender Weise zu Rate gezogen.
Die Gesamtzahl der Besucher. die im vierten Betriebsjahr Bibliothek und Lesehalle benutten. belief sich auf 126 343 Personen. Seit der Eröffnung vor vier Jahren haben insgesamt 420 874 Personen das Institut aufgesucht. Die Haltung des Publikums war während der ganzen Zeit eine musterhafte.
Das Institut ist werktäglich von 5-10 Uhr abends, an Sonnund Feiertagen von 9-1 und 3-6 Uhr geöffnet.
Auf Antrag des Stadtschulrats Dr. Gerstenberg hat sich eine neungliedrige Kommission des Magistrats unter dem Vorfiz des Oberbürgermeisters Kirschner mit der Frage der Einführung des obligatorischen Fortbildungsunterrichts in Berlin und ber Errichtung einer Pflicht- Fortbildungsschule beschäftigt. Es handelt sich um den Erlaß eines Ortsstatuts, die Bildung einer besonderen Deputation für das Fach- und Fortbildungsschulwesen und um die eftießung eines allgemeinen Organisationsplanes. Zunächst soll das statistische Material über die in Betracht kommenden jungen Leute aus Berlin und der Provinz beschafft werden, was keine Schwierig feiten bietet, da es schon zum größten Teil vorhanden ist. Von großer Bedeutung dürften die Beratungen über die zu entwerfenden Lehr- und Fachpläne für die Schule werden. Nach Erledigung der Fülle von finanziellen, pädagogischen, technischen und andren Fragen, wird sich der Magistrat mit der Materie beschäftigen und den Stadtverordneten eine Vorlage machen.
Das Kuratorium des städtischen Obdachs und Arbeitshauses Rummelsburg beschäftigte sich in der letzten Sizung mit der Festsetzung des Etats für 1904. Von unsren Genossen wurde der im vorigen Jahre von der Versammlung abgelehnte Antrag, den Posten für das Photographieren der Korrigenden zu streichen, wiederholt, aber ohne Erfolg. Beschlossen wurde beim Titel„ Gesundheits- und Krankenpflege" die Anschaffung eines Brutapparates. Ein Antrag des Genossen Hoffmann, den Ausgabeposten für Seelsorge sowohl für Rummelsburg als auch für die zu errichtende Filiale in Reinicken derf zu streichen, da es Aufgabe der Kirche sei, den Armen und Korrigenden, die geistlichen Zuspruch verlangen, das Wort Gottes " unentgeltlich zu bringen, wurde unter Hinweis auf die Bestimmungen der Aufsichtsbehörden abgelehnt. Dasselbe Schicksal erlitt ein Antrag, für das Filialhospital in Reinickendorf einen Krankenwärter oder Heilgehilfen ständig anzustellen. Beschlossen wurde dagegen, wie schon im gestrigen Stadtverordneten- Bericht erwähnt, mit einem in Reinickendorf wohnenden Heilgehilfen ein Abkommen dahin zu treffen, daß er in vorkommenden dringenden Fällen die erste Hilfe leistet; die erforderlichen Mittel dafür sind in den Etat einzustellen. Die Verpflegungskosten von 28% Pf. pro Kopf auf 33 Pf. 34 erhöhen, wurde gegen die socialdemokratischen Stimmen abgelehnt. Die Erhöhung der Ausgabe für Bekleidung um 15 800 m. gab Anlaß, eine gerechtere Verteilung der Kosten auf die einzelnen Etats zu fordern. Diese Mehrausgabe resultiert aus dem größeren Vers brauch der Garderobe der auf den Rieselfeldern beschäftigten Korrigenden. Die Kanalisations- Deputation zahlt 40 Pf. für den Häusling, während der Mann der Anstalt 70 Pf. tostet; es wurde angeführt, daß es nur gerecht sei, diese Aufwendungen von der Sanalisations- Deputation zu verlangen. In diesem Sinne wurde denn auch beschlossen. Beim Etat des städtischen Obdachs erfuhren unsre Anträge, den Monatslohn der Hausdiener, der jetzt 35-45 M. beträgt, auf 40-50 M., und den der Aufseher von S6 M. auf 90 M. zu erhöhen, das Schicksal der Ablehnung. Beim Titel„ Dienst- und Wartepersonal der Geschlechtskranten- Station" fand ein Antrag des Genossen Hoffmann, die Anfangsgehälter von 30 auf 35 M. und die Marimalsumme von 45 auf 50 M. zu erhöhen, in seinem ersten Teil die Zustimmung des Kuratoriums. Weiter kam eine bereits von uns im Juni behandelte Beschwerde eines Schlossers zur Sprache. Dieser Mann wurde seiner Zeit der Polizei vorgeführt, gerade als er eine Stellung antreten sollte. Es wurde dies bedauert, aber betont, daß der Inspektor keine Schuld trage, da die Vorführung von der Armendirektion verfügt sei, und zwar, weil der Betreffende seit Jahren das Obdach für sich und seine Familie wiederholt in Anspruch genommen habe und das letzte Mal fieben Wochen und nicht, wie wir berichtet hatten, vierzehn Tage das Ashl zur Unterkunft in Anspruch nahm. Für 1904 sollen 50 000 m. für den Neubau der 1903 abgelehnten Kochküche als erste Baurate eingescht werden. Der in voriger Sizung besprochene Fall des bes trunkenen Aufsehers, der nachts die Insassen des Obdachs von den Lagern auftrieb, hat dadurch seine Erledigung gefunden, daß der Mann entlassen wurde.
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Der letzte Zeuge ist der Arbeiter Theodor Bud. Er wird über den Unfall vernommen, der der Gräfin mit ihrer Tochter bei einer Ausfahrt zusticß. Die Anklage behauptet, der Unfall wäre Es folgt eine ganze Reihe von Zeugen, die übereinstimmend damals derart gewesen, daß die Gräfin ernstlich hätte erfranken Zu dem Mordanschlag gegen Schußleute", von dem vor einigen bekunden, daß nach ihrer festen Ueberzeugung die Gräfin im Jahre müssen, wenn sie schwanger gewesen wäre. Puck hat auch bei seiner Wochen die Blätter zu erzählen wußten, war von uns angeführt 1896 wirklich in andren Umständen sich befunden habe. Sie haben ersten Bernehmung eine schroffe Schilderung gegeben. Die Gräfin worden, daß es sich hier offenbar um weiter nichts als einen dummen dies nicht nur aus ihrem Leibesumfang geschlossen, sondern auch sei aus dem Wagen geschleudert worden und die Komtesse hinterher. Streich angeheiterter junger Leute handelte, und den Versuch, die aus ihrer Gesichtsfarbe, ihren tiefliegenden Augen, ihren geschwollenen Heute schränkt er seine Aussage wesentlich ein, die Gräfin wäre alberne Pistolentnallerei mit dem Omnibusstreit in VerHänden usw. usw. Manche haben ihre Wissenschaft nicht bloß bon gar nicht aus der Stutsche herausgeschleudert worden. Hierauf wird bindung zu bringen, hatten wir als Sensationsmache gekennzeichnet. dem äußeren Eindrud, eine Zeugin hat sogar von einer andren gehört. die Sigung um 3 Uhr geschlossen.
daß sie die Gräfin betastet und deren Zustand bestätigt gefunden habe. Unter diesen Zeugen befinden sich nicht nur Angestellte auf Wroblewo, sondern auch ein Rittergutsbesitzer, ein Förster, ein Kaufmann uit. Einige Heiterkeit erregt die Aussage eines früheren Dieners aus Wroblewvo, der auch entschieden der Ansicht ist, daß die Frau Gräfin in andren Umständen war.-Präf. Sie sind doch
Lokales.
Auch die Untersuchungsbehörde scheint zu dieser Ansicht gelangt zu sein; denn der Geschäftsdiener Brabandt, der in der Biera laune ein paar mal mit einem Revolver in die Luft geschossen hatte, ohne zu bedenken, daß er fich gerade in der Nähe eines von Schutzleuten bewachten Dmnibusdepots befand, ist
Aus der Magistratsfizung vom Freitag. Das Kollegium hat be inzwischen, wie wir hören, aus der über ihn verhängten unverheiratet, woher kommt Ihnen diese Sachkenntnis?( Seiter schlossen, den von der Stadtgemeinde Berlin zur Unterhaltung des Untersuchungshaft entlassen worden. Sein Arbeitgeber, der ihm das feit.) Zeuge: Trozdem kann man doch so etwas erkennen. Tiergartens zu zahlenden jährlichen Beitrag von 30 000 m. auf beste Zeugnis ausstellte, hatte sich bereit erklärt, Kaution für ihn zu ( Heiterkeit.) Präs. Wie alt sind Sie denn jezt? 3euge: 50 000 M. vom 1. April 1904 zu erhöhen. Die Zustimmung der 24 Jahre. Vert. Ist der Zeuge nicht Soldat gewefen und Stadtverordneten- Versammlung soll nachgesucht werden. Ferner leisten, doch ist es dazu nicht gekommen, weil vom Gericht eine hat den Chinakrieg mitgemacht?-3euge: Jawoh!! Bert.: wurde beschlossen, am Tage der Landtagswahl, den 12. Ro- Kaution schließlich gar nicht verlangt wurde. B. hat seinen Dienst Na, dann weiß man wohl schon etwas von solchen Dingen! vomber d. J., den Schulunterricht ausfallen zu lassen, sofort wieder aufgenommen. Er wird selbstverständlich nicht strafe ( Heiterkeit.) weil die Schulräume zu Wahlzweden benutzt werden müssen frei ausgehen, aber auf" Mordverfuch" wird die Anflage schwerlich