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Aber wenn

manche seiner Charakteristiken wie einen brennenden Schlag ins| thatsächlich seit langen Jahren nicht erhobene Ansprüche plöglich in Revolution heraufbeschwören können und wollen. Gesicht empfinden ließ, was uns auch heute noch das Recht giebt, ihrem ganzen Umfange geltend zu machen beginnt, konnte mit das Spiel mit dent Glücke der Völker ein lustiges jene Stellen in gewissem Sinne dem Junkertum zur Charakterisierung gleichem und besserem Rechte auch gegen die gracchische Rogation ein- sein mag und wohl lange Zeit hindurch gespielt werden kann, so ist entgegenzuhalten. gewendet werden. Unleugbar hatten diese occupierten Domänen es doch auch ein tückisches, das zu seiner Zeit die Spieler verschlingt; ,, Wo möglich noch mehr", schreibt er bei der Schilderung zum Teil seit dreihundert Jahren sich in erblichem Privatbesiz be- und niemand schilt dann die Art, wenn sie dem Baum, der solche des einreißenden Verfalls zur Zeit der Reformbeweging des funden; das Bodeneigentum des Staates, das seiner Natur nach Früchte trägt, sich an die Wurzel legt." ersten Gracchus, ließ man in den inneren Angelegenheiten überhaupt leichter als das des Bürgers den privatrechtlichen Charakter Diese Worte des Historikers schreien wir den besternten das Schiff bor dem Winde treiben; went unter verliert, war an diesen Grundstücken so gut wie verschollen. Der Eycellenzen ins Gedächtnis, die sich berufen fühlen werden, innerem Regiment mehr versteht als die Erledigung der Jurist mochte sagen, was er wollte; den Geschäftsleuten erschien die an den Sarg des Toten sich heranzudrängen, der als Taufenden Geschäfte, so ward in dieser Zeit überhaupt in Rom   nicht Maßregel als eine Expropriation der großen Grundbesizer zum Besten lebendige Persönlichkeit turmhoch über ihnen stand. Handelt regiert. Der einzige leitende Gedanke der regierenden Korporation des agricolen Proletariats; und in der That konnte auch kein es sich doch um einen der Anlässe, bei denen die offizielle Welt der war die Erhaltung und womöglich Steigerung ihrer ufurpierten Staatsmann sie anders bezeichnen." Dem entspricht seine Auffassung und die gute Gesellschaft ihre allgemeine Bildung", Privilegien. Nicht der Staat hatte für sein höchstes Amt ein Anrecht vom Proletariat und dem Verhältnis der Staatsgewalt zu dem Mommsen nicht die liebenswürdigsten Worte geschrieben, zu be­Die Kultur auf den rechten und besten Mann, sondern jedes Glied der selben. Wohl weist er dem Staat die Pflicht zu, durch Hebung der thätigen, sich in Ehrungen" zu überbieten pflegen. Camaraderie ein angeborenes weder durch unbillige Konkurrenz der freien Arbeit" feine sociale Fürsorge zu bethätigen. Daneben aber trägerin der Gegenwart, das deutsche Proletariat ſteht abseits von Standesgenossen noch durch Uebergriffe der Ausgeschlossenen zu ver- tritt die unabweisliche Pflicht der Bändigung der Massen", und es alle dem. In Verehrung legt es dem bedeutenden Geschichtsschreiber türzendes Anrecht auf das höchste Staatsamt. Darum stellte die ist wohl der Hinblick auf den Erfolg der Junischlacht, der ihm im trotz allem, was es von ihm schied, den bescheidensten und doch Clique zu ihrem wichtigsten politischen Ziel sich die Beschränkung Gegensatz zu der Angstmeierei des deutschen Philistertums die Worte unverwelklichsten Kranz aufs Grab: mit dem Gedächtnis für alle der Wiederwahl zum Konsulat und die Ausschließung der in den Mund legt: Wenn die Aufgabe, das Proletariat zu be- Beiten die Liebe zum freien Wissen. ,, neuen Menschen"; es gelang denn auch in der That jene seitigen, die ganze Macht und Weisheit der Regierung erfordert und

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gefeßlich unterſagi zu erhalten und auszureichen mit einem nur zu oft überſteigt, ſo iſt dagegen die polizeifiche Niederhaltung 11 Ein Gedicht Mommfens.

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In dem

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Regiment adliger Nullitäten. Auch die Thatenlosigkeit der desselben für jedes größere Gemeinwesen verhältnismäßig leicht. Es Regierung nach außen hin hängt ohne Zweifel mit dieser gegen die stände wohl um die Staaten, wenn die besiglosen Massen ihnen Liederbuch dreier Freunde", das in Bürgerlichen   ausschließenden und gegen die einzelnen Standes- teine andre Gefahr bereiteten als wie sie fie auch droht von Bären und mitglieder mißtrauischen Adelspolitik zusammen. Man konnte gemeine Wölfen; nur der Aengsterling und wer mit der albernen Angst Kiel   1843 herauskam, finden sich auch Verse Th. Mommſens, welche feine Auffassung von dem politischen Beruf der Kunst Leute, deren Adelsbrief ihre Thaten waren, von den lauteren Streifen der Menge Geschäfte macht, prophezeit den Untergang der bürger­charakterisieren: der Aristokratie nicht sicherer fernhalten, als indem man überhaupt lichen Ordnung in Sklavenaufständen und Proletariatinsurrektionen." es keinem gestattete, Thaten zu verrichten; auch würde dem be- Es ist die Konsequenz dieses Standpunktes, der sich mit dem stehenden Regiment der Mittelmäßigkeit selbst ein adliger Eroberer fulturellen Charakter proletarischer Bewegungen nicht zu befreunden Syriens   oder Aegyptens   unbequem getvesen sein."" Die Verwaltung weiß, ein Standpunkt, den Mommsen freilich in späteren Jahren war nach innen und außen, was sie fein konnte unter einem solchen ganz wesentlich abgeschwächt, wenn auch niemals völlig überwunden Regiment. Der sociale Ruin Italiens   griff mit erschreckender Ge- hat, daß er in seiner römischen Geschichte noch Demokratie und schwindigkeit um sich; seit die Aristokratie das Auskaufen der Klein- Monarchie in enger Wahlverwandtschaft" erblickt, daß er an die besitzer sich gesetzlich hatte erlauben lassen und in ihrem neuen Ueber- Schwelle der Tyrannis das verhängnisvolle, sittlich politische mut das Austreiben derselben immer häufiger sich selbst erlaubte, Dilemma" stellt, daß derselbe Mann zugleich, man möchte sagen, verschwanden die Bauerstellen wie die Regentropfen im Meer." als Räuberhauptmann sich behaupten und als der erste Bürger den Staat leiten soll; ein Dilemma, dem auch Perifles, Cäsar, Napoleon bedenkliche Opfer haben bringen müssen.

Nicht minder scharf charakterisiert Mommsen die geldbesitzende Spekulantenpartei, die, zumal nachdem ihr während der gracchischen Bewegung die Geschworenengerichte zugefallen, als geschlossene und privilegierte Klasse der regierenden Aristokratie sich fast ebenbürtig zur Seite stellte. Die specifisch freisinnige Richtung des Verfassers kommt jedoch weniger in der Beurteilung dieses Bürgertums" als in seiner formal- individualistischen Auffassung des ganzen Eigentums­rechts, insbesondere aber in seiner Stellung zu den gesamten prole­tarischen Bewegungen zum Ausdruck. Was man wohl in unsren Tagen erinnert hat", schreibt er in Bezug auf den ersteren Gesichts­pintt, wenn ein großer Grundherr rechtlich ihm zustehende, aber

Die Pariser   Arbeitermetelei

vor der Kammer.

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Bedeutende Individualitäten achten das Gesetz als die sittliche Notwendigkeit, gemeine als die hergebrachte alltägliche Regel." Dieser Grundsatz gilt nicht zum mindesten für die Regierungen der Völker. Zwar ist es leider wahr, daß eine unfähige und ver­brecherische Regierung lange Zeit das Wohl und die Ehre des Landes mit Füßen zu treten vermag, bevor die Männer sich finden, welche die furchtbaren Waffen, welche sie selber gegen sich geschmiedet, regieren und aus der sittlichen Empörung der Tüchtigen und dem Notstande der Vielen die in solchem Falle legitime

sich nennende Abgeordnete bei allem Ministerialismus eine allzu starte Zumutung, über vergossenes Arbeiterblut einfach zur Tages­ordnung überzugehen"- eine parlamentarische Formel, mit der sonst nur die allergeringfügigsten Interpellationen ohgeschlossen werden! Zudem waren die Ausführungen des Ministerpräsidenten feineswegs geeignet, in die versprochene weitere Untersuchung Ver­trauen einzuflößen. Selbst eine Anzahl bürgerliche Links­radikale schreckten vor der einfachen Tagesordnung" zurück.

In dieser Zeit ist's nicht genug, wenn uns ein Lied geraten, Politisch soll der Dichter sein, das heißt man Liederthaten. Es ist die Welt doch weit genug, und viel kann drinnen wohnen, Und sind doch nicht bloß Pressen drin und Konstitutionen. Man liebt und phantasiert so fort, und das ist keine Schande, Im Herzen hat gar vieles Raum noch bei dem Vaterlande. Ihr sollt nicht alle Pauken sein, was wenigen nur ziemte, Und Stimmen gebe nicht der Zeit, als wer die Zeiten stimmte! Es reißen auch am Ende noch der Leier zarte Saiten, Die Gondellieder flingelten und nicht wie Glocken läuten. Nehmt ihr Reales in das Lied, so sei Vernunft im Liede, Wünscht nicht den Mond zum Turmknopf, nicht Zehntausend hall d Winkelriede!" it is

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Es ist nicht leicht, die Poesie zu paaren der Gesinnung: Nur einen fand ich, der's verstand, und groß ist doch die Innung. Dihn, aus dem die Jugend spricht, nicht den Lebend'gen" tadr' ich: Ein Dichter ist er, das ist wahr, und darum ist er aðlig. Doch däucht es mir, wenn ihr mit Macht so an den Völkern rüttelt, Wie wenn den Kaiser Friedrich ihr in seinem Traume schüttelt. Es kommt die Zeit, sie kommt gewiß, da klingt das Lied vom Turme, Wer läutet Probe denn, bevor die Glocken geh'n zum Sturme?... Bis dahin lasset immerhin euch unjer Lied gefallen: Man horcht ja andern Vögeln auch, nicht bloß den Nachtigallen...

mit dem Wahlorte oder durch andre unabwendbare Zufälle un­ausführbar wird."

Der Miniſter beruft sich also zu Unrecht auf den§ 3 und feine Abänderung des Wahlortes ist ein durch das Gesetz nicht gestützter

Willkürakt.

Warum hat man aber den gesezwidrigen Weg der Verordnung gewählt, statt rechtzeitig gesetzlich zu ändern. Offenbar wollte man vermeiden, im Landtag das heille Gebiet der Tollheiten des preußischen Wahlsystems auch nur zu betreten; man fürchtete die Weiterungen und so blieb man der rechtsbrecherischen preußischen Tradition tren: Man oktrohierte den neuen Wahlort!

In Köpenick   machen weder ansteckende Krankheiten noch eine Unterbrechung der Verbindung die Wahl unmöglich. Auch ist nicht plötzlich irgend ein, un abwendbarer Zufall" eingetreten. Paris  , 31. Oktober.  ( Eig. Ber.) unter unabwendbaren Zufällen" versteht man das, was man auch Eine traurige Debatte, ein noch traurigeres Votum. Die ,, force majeure" nennt, also plöblich sich geltend machende Hinder­Ilerital- nationalistische Rechte war einzig darauf bedacht, das Das Abstimmungsergebnis war: 357 Stimmen für die ver- niffe, etwa eine Feuersbrunst, eine Ueberschwemmung oder dergleichen. Ministerium über dem vergossenen Arbeiterblut zum Stolpern zu tuschende Formel, 186 dagegen. Die ständige Regierungsmehrheit Es ist klar, daß der Lokalmangel, den man doch schon seit 1898 bringen. Die leitenden Elemente der ministeriellen Socialisten suchten wurde durch eine gelegentliche Mehrheit Nr. 2" ersetzt, in dem an tennt, keinen solchen unabwendbaren Zufall" darstellt, durch den die umgekehrt, wie stets und überall. vor allem das Ministerium zu Stelle des abgefallenen Teiles der äußersten Linken die Hauptmasse Wahlhandlung unvorhergesehenerweise verhindert wird. retten. Das Gros der bürgerlich- ministeriellen Gruppen schwieg des Mélinistischen Centrums sich um die Regierung und ließ sich gern vom rechten Flügel des Blocs" ins Schlepptau schorte. Von der Jaurèsistischen Fraktion stimmten für die Re­nehmen. Das melinistische Centrum schwieg und votierte diesmal gierung nur 14 Mann, darunter Jaurès  , Gabriel Deville, mit der Mehrheit, um sich wieder einmal ein republikanisches" Millerand und Rouanet; 15 Mitglieder der Fraktion, Alibi zu schaffen zur höchlichen Entrüstung seiner Klerifal- darunter Briand und Pressensé, stimmten gegen die Re nationalistischen Bundesgenossen. Die revolutionär- socialistische gierung, und 4 enthielten sich der Abstimmung. Ferner stimmten Fraktion blieb mit ihrem energischen Protest allein. mit der revolutionär- socialistischen Fraktion gegen die Regierung Die Darstellung und Beleuchtung der Ereignisse in den Reden 3. jener nahestehende Abgeordnete, ein vierter enthielt sich der Ab­der revolutionär- socialistischen Abgeordneten Vaillant und stimmung. Coutant wurden von keiner Seite entfräftet. Noch mehr. Die Durch die einfache Tagesordnung", die kraft der Geschäfts­Schuld des Polizei- Präfekten Lépine geht deutlich hervor aus seinem ordnung stets die Priorität hat, wurde unter anderm glücklich die eignen Bericht an Combes. Der Präfekt will zwar das Ein- Resolution von Vaillant und Genossen beiseite geschoben, dringen der Polizisten mit entblößtem Säbel in die Arbeitsbörse welche die totschlägerischen Gewaltthätigkeiten der Polizei und das nicht angeordnet haben. Er war aber persönlich dabei und drang Gindringer in die Arbeitsbörse verurteilt sowie die Regierung ein­mit feinen Beftien ins Gebäude ein. Im mildesten Falle also hatte ladet, den Polizeipräfekten, die Beamten und Polizisten, die sich der Polizeichef nach seinen eignen Erklärungen die Untergebenen dessen schuldig gemacht haben, des Amtes zu entheben". nicht mehr in seiner Gewalt er taugt somit schon deswegen nicht für seinen Posten. Weiter berichtet Lépine, das polizeiliche Nieder­fäbeln im Innern des Gebäudes, was er chnisch Repressalien" nennt, erst nach ein paar Minuten eingestellt zu haben. Dußende von Augenzeugen. und Opfern bestreiten diese Angabe, die schon so für den Präfekten belastend genug ist. Aber auch sein eigner Bericht spricht zugleich von seinem weiteren Befehl, sämtliche Räume der Arbeitsbörse zu säubern. Das ist eben jene entseßliche Menschen­jagd, von der sämtliche Zeitungen berichtet haben.

beschlossen, die Mehrzahl der am Donnerstag verhafteten Kundgeber Die Nichter des Gerichtshofes des Seine- Departements haben in Freiheit zu sehen. Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß die Polizei- Agenten zu aufgeregt gewesen sind, um ohne Beeinflussung über die Verhafteten auszusagen. Nur sechs von den Verhafteten, die der angeschuldigten Vergehen bestimmt überführt wurden, sind in Haft behalten worden. Kabinettschef Combes hat den Direktor der Sicherheitspolizei Hamard beauftragt, eine Untersuchung ein­zuleiten über das Eindringen der Polizei in die Arbeitsbörse. Das erste Resultat dieser Untersuchung ist für die Polizei ungünstig. Mehrere Zeugen haben schwer belastende Aussagen über die Brutalität der Polizei abgegeben. Am Sonnabendabend fanden wiederum einige Ruhestörungen statt, da eine Anzahl Arbeiter ver­einzudringen. Die Polizei mußte einschreiten und die Kundgeber

Und nach Verlesung dieses Berichts, dieser Selbstanklage des Präfeften, meinte Combes, er brauche noch eine weitere Unter­suchung, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen! Im Gegensatz zur üblichen Regierungspraris hat er zwar den Präfekten   nicht ..gedeckt". Er sprach sogar diese Worte:" Ich tadle das Eindringen suchte, in verschiedene Stellenvermittelungs- Bureaus mit Gewalt in die Arbeitsbörse, ich tadle die Gewaltthätigkeiten und die Brutalitäten der Polizei." Aber den Hauptschuldigen, zerstreuen. Lépine, hat er mit feinem Worte desavouiert. Andrerseits entgleiste ihm die Zunge zur Bezeichnung der polizeilichen Mordarbeit auf der Straße mit den Worten: übliche Prügel, die in den Zusammenstößen gewechselt werden!. Ein chnisch jovialer Ausdruck, den der hartgefottenste Polizeimann nicht ver schmähen würde. Kurzum, der Ministerpräsident suchte es mit niemand zu verderben. Bon seiner antiklerikalen Draufgängerei merkte man diesmal keine Spur.

Seine Zwischen- zwei- Stühlen- Taktik wurde freilich wesentlich erleichtert durch die voraufgegangene Rede von Jaurès  . Der Schwerpunkt dieser Rede lag in der bei dieser Gelegenheit unan­gebrachten Betonung des Gegensatzes zwischen den parlamentarischen Socialisten" und den antipolitischen revolutionären Gewerkschaftlern. Damit verknüpfte Jaurès   die bei dieser Gelegenheit, wo das Recht, wo Gesundheit und Leben von Proletariern mit dem Polizeisäbel niedergehauen wurden, doppelt unangebrachte Kritik der Agitations­formen der Pariser   Gewerkschaften.

Paris  , 2. November. Heute werden in verschiedenen Teilen der Stadt Versammlungen zur Frage der Stellenvermittelungs- Bureaus abgehalten werden. Die Polizei hat große Vorkehrungen getroffen, um etwaige Ruhestörungen zu verhindern.

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Landtagswahl.

Die bürgerlichen Frauen, so weit sie zu Anita Augspurg   halten, vertreten bei den Landtagswahlen die Auffassung Dr. Barths. In der Beilage zur Frauenbewegung" schließt ein Artikel über die Landtagswahl:

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" Geschlossener Kampf auf der ganzen linken Seite ist das einzige erfolgverheißende Mittel; wo die Männer sich zu dieser Taktik nicht verstehen können oder wollen, sei es Aufgabe der Frauen, ihr zu dienen und zu ihr zu überreden. Wo der bürgerliche Liberalismus zwischen Reaktion und Socialdemo und passiv dem Kampfe der beiden extremen Mächte zuzuschauen kratie die Aussichtslosigkeit eignen Erfolges zu erkennen glaub­gedenkt, da mögen die Frauen ihm vor Augen halten, daß solche Hoffnung Verrat an der eignen Sache ist, daß er der Reaktion Vorspann leistet, wenn er nicht alles thut, um ihren Sieg zu verhindern. Wo bei den Wahlführern das Wort von Frauen gehört wird, sei es ihr Streben, das grund­fäßliche Zusammenhalten aller freiheitlichen Elemente gegen die Reaktion zu fördern; wo sie ohne solchen Einfluß sind, hat wenigstens die einzelne Frau das Recht, auf den einzelnen Wähler in jenem Sinne einzuwirken und ihn zu bedeuten, daß unsre einzige und schlagendste Wahlparole lauten muß: fein Mandat verlieren nach rechts, möglichst viele erobern nach links." Wir fürchten, daß die freisinnigen Philister diesmal den Damen nicht folgen werden.

Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 2. November.

all pest modGesetzwidrige Richtermaßregelung.

Die Verlegung des Wahlorts für den Kreis Teltow. Der Fall des Gerichtsassessors Simon in Militsch  , der vom Justizminister plößlich seines Amtes enthoben worden ist, liegt, wie Der, Reichs- Anzeiger" meldet amtlich: Auf Grund des§ 3 des Gesetzes, die Feststellung der Wahl- konnten. Herr Simon ist vor Ablauf seines Kommifforiums gegen wir nunmehr feststellen können, viel schlimmer, als vir vermuten bezirke für das Haus der Abgeordneten betreffend, vom seinen Willen aus seinem Amt entfernt worden, ohne daß man 27. Juni 1860( Gefeßsammlung Seite 357) beſtimme ich hierdurch, gegen ihn das Disciplinarverfahren eingeleitet hätte. Das ist ein daß die bevorstehende Wahl zweier Abgeordneter im 9. Wahl­daß die bevorstehende Wahl zweier Abgeordneter im 9. Wahl bezirk des Regierungsbezirks Potsdam( Teltow- Beeskow- Storkow) schwerer Verstoß gegen den im Gerichtsverfassungs- Gesetz und in der am 20. November cr. in Rigdorf preußischen Verfassungsurkunde gewährleisteten Grundsatz der anstatt in Köpenick-vor- nabfegbarkeit der Richter, zu denen auch die kommissarisch mit zunehmen ist." diese Gesegesverletzung verantwortlich? einem Richteramt betranten Assessoren gehören. Wer ist für

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Was in diesem Falle das proletarische Empfinden zu sagen gebot, hat Genosse Vaillant in die Worte gekleidet:" Bei den Forderungen und den Agitationen des Proletariats, selbst bei denen, Auf die unmöglichen Zustände im Wahlort für den Kreis Teltow­die zu blutigen Konflikten führen, haben wir nicht auf die Details einzugehen, insbesondere wo eine Thatsache alles andre beherrscht Beeskow  - Storkom ist seit langem und wiederholt hingewiesen worden; die Provokationen und die Raserei der es existiert dort kein Lokal, das nur annähernd groß genug wäre, Polizei. Ist der Kampf eingeleitet, so sind wir stets auf Seiten um die Menge der Wahlmänner zu fassen. Petitionen an den Land­der sich empörenden Elemente der Arbeiterklasse, weil, welches auch tag haben dringend um eine Verlegung des Wahlorts ersucht. Dennoch die Bedingungen, unter denen die Empörung geschieht, sein mögen, unterblieb jede gesetzliche Aenderung; denn die Verlegung von diese zum Ursprung hat das Uebermaß von Elend und die Gewalt der Wahlorten kann nur auf gesetzlichem Wege erfolgen. Thatsachen oder das socialistische Bewußtsein von der Ungerechtigkeit dieses Glends und den Willen zur proletarischen Befreiung. Nun kommt der Minister des Innern und ändert das allerdings Ueber den eigentlichen Gegenstand der Debatte setzte sich Jaurès   Weg ist ungesetzlich. Unerträgliche durch Verordnung. Der Zwed ist löblich, aber der Hintveg mit einigen lendenlahmen Worten über die bedauerliche Gewohnheit( Lépines), stets ohne Maß( 1), ohne Rücksicht auf die Der Minister beruft sich auf den§ 3 des Gesetzes betreffend

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Umstände und die Ereignisse, das zu üben, was er für die starke Manier hält, was aber recht häufig eine Ursache der Schwäche für die Regierung wird" und ferner mit dem Hinweis auf die schädlichen Wirkungen einer unverständigen und rohen Repression" für das Gedeihen der legalen Thätigkeit der Arbeiterklasse".

Jaurès   war es auch, der vor der Abstimmung in seiner rebellisch gewordenen Fraktion für die von der Regierung gewünschte cin­fache Tagesordnung Propaganda machte. Es war ja für socialistisch

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Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat behauptet, die Maß­regelung des Assessors Simon sei darauf zurückzuführen, daß sein Verhältnis mit dem ordentlichen Richter in Militsch   unerquicklich gewesen sei. Wir haben schon darauf hingewiesen, daß dies kein Grund sei, den Mann von jeder weiteren tommissarischen Thätigkeit auszuschließen. Nun stellt sich noch gar heraus, daß der ordent liche Amtsrichter sich eine kollegiale Ungehörigkeit hatte zu Schulden kommen laffen. Herr Simon wäre also wegen des Verstoßes eines Feststellung der Wahlbezirke vom 27. Juni 1860. Dieser Para- der Grund für die Maßregelung gewesen sein. Wer den Gang in Aber diefe Reiberei zwischen den beiden Richtern fann gar nicht graph besagt: Die Bestimmung eines andren als des in dem anliegenden anlagt wird. Die auf das persönliche Verhältnis bezüglichen Aften der preußischen Bureaukratie kennt, weiß, daß nichts ohne Akten ver­Verzeichnisse genannten Wahlortes steht dem Minister des Innern, jedoch stets nur für die einzelne, zunächst bevorstehende Wahl- waren aber schon seit Wochen zurückgekommen, ohne daß etwas handlung, auch nur in dem Falle zu, wenn die Abhaltung der Wahl erfolgt wäre.

die

andren bestraft worden.

an dem im Verzeichnis bestimmten Orte des betreffenden Wahl- Für die nunmehrige Maßregelung kommt vielmehr ausschließlich bezirks durch ansteckende Krankheiten, Unterbrechung der Verbindung die Angelegenheit in Betracht, die wir erwähnt haben: daß der