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Bourgeoisie Englands gelöst, während die deutsche , speciell die preu­Bische Bourgeoisie den Stampf, wenn überhaupt, nur sehr schwächlich geführt hat. Heut liegen bei uns die Dinge so, daß die Frage nicht mehr lauten kann: Soll die Socialdemokratie im Kampf gegen die Ueberreste des Feudalismus und den Polizeistaat dem Liberalismus Heeresfolge leisten,

sondern:

Der Aufstand in Deutsch- Südwestafrika . Dem Tag" wird aus London gemeldet:

mit dem Wahlakt ſtatiſtiſche Chahungen gefunden, oeren ergeb- habe bieten zu der Haussuchung, bei der man hoffte, die Adressen nisse für eine nachfolgende statistische Bearbeitung der Beteiligung ruffischer Genossen zu finden, die dann den russischen Schergen über­an den Wahlen im allgemeinen und in den einzelnen Abteilungen liefert werden sollten? im besondern, sowie für den Ausfall der Wahlen die Unterlage ab Jedenfalls ist hier Aufklärung dringend geboten. gegeben haben. Solche Erhebungen sind auch für die im November dieses Jahres bevorstehenden Landtagswahlen angeordnet worden. Von den Wahlkommissaren wird dementsprechend über die Wahl eines jeden Abgeordneten eine Zählkarte auszufüllen sein. Außerdem ist für jeden Urwahlbezirk ein Zählbogen aufzustellen. Diese Materialien Aus Kapstadt wird telegraphiert, nach dort eingetroffenen Nachs Kann sich der Liberalismus noch so weit aufraffen, daß er sind alsdann dem Königlichen Statistischen Bureau einzusenden. richten befinde sich der ganze Stamm der Bondelzwarts von etwa der Socialdemokratie, die diesen Kampf notgedrungen aufgenommen Um etwa auftauchenden irrtümlichen Auffassungen" vorzu­hat, seine eigentliche historische Aufgabe nicht ganz allein überläßt. beugen, wird amtlich ausdrücklich festgestellt, daß die betreffenden Erzehntausend Mann im Aufstand. Am 28. Oktober wurden Lieutenant obst, ein Sergeant und ein Farmer getötet und Andrerseits wissen wir sehr genau, und die Erfahrungen in Eng- hebungen einzig und allein den Zweck haben, einen statistischen Ueberblick über die Wahlbeteiligung, die Gruppierung der Wähler- mehrere verwundet. Der deutsche Posten wird belagert, und land predigen es laut genug, daß es mit der Erkämpfung der poli- abteilungen, den Wahlausgang und die praktischen Wirkungen des die Lage gilt für kritisch. 110 Mann mit vier Berggeschützen, tischen Freiheit für uns sein Bewenden nicht haben kann, daß sie bestehenden Wahlsystems zu gewinnen. 50 Bastard- Hottentotten und 25 Witbois gingen von Windhoek nach nur die Vorbedingung für die ökonomischen Kämpfe, für die Warmbad ab. ökonomische Organisation ist, deren Ziel der Uebergang der brachten wir eine Notiz über freisinnig- landrätliche Wahlstunden", Die Wahlstunde im Königsberger Kreise. Am vorigen Sonntag Sollte die Zahl der Aufständischen wirklich 10 000 Mann be­Produktionsmittel in den Besitz der Gesamtheit die dem Königsberger Landrat vorwirft, daß er auch dort die Wahl- tragen, so könnte es sich nicht um die Bondelzwarts allein handeln, ift. Vergebens zetert Eugen Richter , daß die Socialdemokratie die stunde angesezt hat, wo er teine Befugnis hat. Wir werden jezt da diese nur circa 2000 Mann stark sind. Vielmehr müßten die Erringung der liberalen Forderungen erschwert, weil sie immer weitere barauf aufmerksam gemacht, daß der Vorwurf ungerechtfertigt ist. gesamten Hottentottenstämme im Aufruhr sein. Forderungen in Aussicht stellt. Das wird uns nicht abhalten, flar Vielmehr hat der Landrat nur in den Orten unter 1750 Ein- Diese Hottentottenstämme stehen auf einer relativ hohen Kultur­und rein unsre Ziele darzustellen- gerade in dem Fernblick auf hohe wohnern wie es sein Recht ist eingegriffen und zwar in stufe, sie sind gut beritten und mit Büchsen vielfach moderner Kon­Ideale besteht die Kraft der Socialdemokratie und wir haben nicht dankenswerter Weise, indem er, wie schon mitgeteilt, die Wahlstunde, struktion gut bewaffnet. gesehen, daß die liberalen Forderungen ungeftügt, aber doch Jahrzehnte die anfangs für den ganzen Kreis auf 11 Uhr festgesetzt war, auf lang auch ungefährdet durch socialdemokratische Begehrlichkeit, Ent- Uhr verlegte.

ſtügen.

Politische Uebersicht.

Berlin , den 4. November.

Ihre Niederwerfung dürfte also gar nicht so leicht sein.-

Deutsches Reich .

Ein internationaler Schuhmanns- Kongreß

gegenkommen gefunden hätten. Auf der andern Seite werden wir Centrumszwist in Oberschlesien . In Oppeln ist dem bisherigen fest und energisch die alten demokratischen Forderungen vertreten Abgeordneten und auch jetzigen offiziellen Centrumskandidaten und bei diesem Kampf die Unterstützung des Liberalismus nicht zurück- 3 mula ein klerikaler Gegenkandidat in der Person eines Justiz­weisen, soweit er solche noch zu bieten vermag und soweit er sie ehrlich klerikaler deutsch - nationaler Männer" beschlossen, Vogt zu unter- findet gegenwärtig in Wiesbaden statt. Preußische, ruſſiſche und rats Vogt gegenübergestellt. Jezt hat eine Versammlung nicht und ohne ihm besonders schlecht anstehende Ueberhebung bietet. wohl auch andre Schuyleute sind zusammengekommen, um unter Eines aber werden wir, unbekümmert um den Einspruch der Liberolen, Assistenz großer Militärmassen und internationaler Spizelschwärme vor allen Dingen thun müssen: die breiten Volksmassen aufklären eine Zusammenkunft des Zaren mit Wilhelm II. zu ermöglichen. über das was ist, und sie aufrufen zum unerbittlichen Kampf gegen Die Nordd. Allg. 3tg." feiert diesen schwierigen Besuch, an dem Reaktion und Polizeistaat. Die günstigste Gelegenheit dazu bieten auch die Grafen Lamsdorff und Bülow teilnehmen, als erfreuliche die bevorstehenden Landtagswahlen. Also auch hier lautet unser Schlußwort: Die preußische Polizei im Dienste Väterchens. Bekräftigung des engen freundschaftlichen Verhältnisses der beiden Am vorigen Sonnabend stand Popoff, richtig Schekoldin, der Monarchen". Dieſe Freundschaft zweier Fürsten , so intim sie immer zweite der am 14. v. M. in Charlottenburg berhafteten Russen sein mag, bleibt reine Privatangelegenheit beider. Dagegen erscheint ( vergl. Vorwärts" vom 28. v. M.), gleichfalls wegen Führung eines uns eine etwaige Freundschaft der beiden Regierungen gar nicht er­falschen Namens und Benutzung eines falschen Passes vor der freulich, vielmehr als ein Zeichen des mangelnden Kulturbewußtseins Abteilung 154 des hiesigen Schöffengerichts I. Nach kurzer Ver- unsrer Regierung. Das System des Zarismus müßte von allen handlung, die unter Zuziehung eines polnischen Dolmetschers statt Kulturstaaten geächtet sein, die ein Gefühl dafür haben, daß es ein fand, wurde er be er obwohl gänzlich unbestraft-- auf Grund seines Syſtem der Verbrechen und Gewalt ist, von dem das Blut des Geständnisses zu drei Wochen Haft, d. H. ebenso viel wie Straffikoff, russischen Volkes und seiner besten Männer und Frauen trieft. verurteilt. Auch Schefoldin beruhigte sich nicht. bei dem Urteil.

Auf zum Kampf um die Landtagswahlen!

Landtagswahl.

Berlegung der Kontrollversammlungen. Wir haben neulich darauf hingewiesen, daß es den preußischen Staatsbürgern nicht verwehrt werden kann, ihr aktives und passives Wahlrecht auszuüben, auch wenn fie am Wahltage zur Teilnahme an einer Kontrollversammlung genötigt seien.

Jetzt ist nun die für den 12. November d. J., 9 Uhr vormittags, anberaumte Stontrollversammlung der Jahresklasse 1898 der Pro­vinzial- Infanterie des Bezirkskommandos II Berlin mit den Namens­Anfangsbuchstaben L bis Z wegen der Wahlen zum Abgeordneten hause auf Freitag, den 13. d. M., 12 hr mittags, verlegt

worden.

wahlen durch Kontrollversammlungen beeinträchtigt. Hoffentlich hat Auch in andren Gegenden ist Urwahltag und Tag der Abgeordneten man auch da für Verlegung gesorgt.

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Es ist ein blödes und widerwärtiges Gerede, wenn unser Bemerkenswert ist die immer zunehmende Unverschämtheit, mit Regierungsblatt der Zusammenkunft nachrühmt, daß sie geeignet sei, der die deutschen oder russischen Gentlemen " just wieder ihr Wesen den Frieden unsres Weltteils vor Erschütterungen zu bewahren und treiben. Als Genoffe Dr. Karl Liebknecht , der Schefoldin vertreten etwaigen auf die Störung des Friedens gerichteten Entwicklungen hatte, nach Beendigung der Verhandlung mit einem Bekannten durch entgegenzuwirken", und segensreiche Folgen für die Wohlfahrt der Völker" voraussieht. Gerade in Wiesbaden sollte man nicht von die Königstraße ging, merkte er plötzlich, wie ihm jemand über wollte. Genosse Liebknecht erkannte sofort die vom Socialistengeses der nicht anders aufgefaßt werden konnte als eine fühle Absage an die Schulter in ein Schriftstück, das er vor sich hielt, hineinsehen Weltfrieden und ähnlichen schönen Dingen ſprechen; denn gerade dort hielt Wilhelm II. im Mai 1899 jenen Trinkspruch auf den garen, her so wohlbekannte Spigeluniform und Spigelfrisur. Einige kleine Kafernen Wahlbezirke. Die Freisinnige Zeitung" macht auf Manöver bestätigten den dringenden Verdacht. Leider entzog sich der die Schwärmereien des zaristischen Friedensmanifestes, zu dessen Aus­eine große Schwierigkeit aufmerksam. Brave allen Unannehmlichkeiten durch schleuniges Verduften. Wieder- führung im Haager Kongreß die deutschen Delegierten im ab­Besondere Wahlbezirke, die sich auf Kasernen beschränken, find holt find inzwischen Spitzel bei dem Bureau und selbst im Hauslichen Beziehungen sind im Zeichen des Antrags Kardorff nicht der lehnenden Sinne instruiert waren. Und auch die wirtschaft­gesetzwidrig. Die betreffende Bestimmung im§ 49 des Reichs- eingang des Genossen Liebknecht beobachtet worden. Alle hiesigen Militärgesetzes von 1879 scheint manchen Gemeindebehörden gänz- Russen mögen auf der Hut sein. Sie haben gerade jetzt jeden art, daß durch einen Fürstenbesuch daran etwas gebessert werden lich unbekannt zu sein. So bildet in Groß Lichterfelde die " Haupt- Kadettenanstalt mit Ausschluß der Lehrerwohnungen" Augenblick mit Haussuchungen, mit Siſtierungen und Visitierungen Hat der Besuch überhaupt irgend welche Bedeutung, so läßt sich einen besonderen Urwahlbezirk. Ebenso soll es besondere zu rechnen. mifitärische Urwahlbezirke in Moabit im dritten Berliner mehrere in den letzten Tagen vorgekommene Fälle, in denen auf weit eher von ihm befürchten, daß die deutsch - russische Polizei Landtags Wahlkreis geben. In Königsberg giebt es einen der Straße und in öffentlichen Restaurants von Geheimpolizisten Intimität in der Verfolgung der russischen Freiheitstämpfer eine Urivahlbezirt, der lediglich den Bereich der Kaserne Stronprinz um- ohne jeden Anlaß zu glücklicherweise ergebnislos verlaufenen Fest- weitere Verschärfung erfährt. faßt. Der§ 49 des Reichs- Militärgeseges, welcher seiner Zeit auf stellungen" geschritten worden ist.- Antrag des Abgeordneten Richter gerade mit Rücksicht auf das Landtagswahlrecht in das Gefeß aufgenommen wurde, lautet wie folgt:

=

Das beweisen außer dem Fall Krassiloff- Schekoldin

Fast unglaublich flingen die Einzelheiten eines Falles, der uns aus Königsberg berichtet wird. Er bestärkt den Verdacht, daß thatsächlich eine Heilige Allianz " zwischen Rußland und Deutschland besteht, derart, daß Deutschland den willigen Büttel Rußlands spielt. Alle Organe Preußen- Deutschlands scheinen sich nachgerade in den Dienst der russischen Blutherrschaft zu stellen:

Für die zum aktiven Heere gehörigen Militärpersonen, mit Ausnahme der Militärbeamten, ruht die Berechtigung zum Wählen sowohl in betreff der Reichsvertretung als in betreff der einzelnen Landesvertretungen. Eine Vereinigung der hiernach wahlberechtigt bleibenden Militärpersonen zu besonderen Militärwahlbezirken für die Wahl der auf indirektem Wahlrecht beruhenden Landes- Ver- Universitäten tretungen darf nicht stattfinden.

Die Breslauer Genossen haben die Vorarbeiten für die bevor ftehenden Landtagswahlen nahezu beendet. Von 504 Wahlbezirken sind in der dritten Wählerabteilung 400 mit Wahlmanns- Kandidaten bejezt. 100 Bezirke in den vornehmen" Vierteln werden nicht be­setzt. Außerdem sind etwa 40 Bezirke II. Abteilung mit Kandidaten besetzt, und es ist fast sicher, daß die Liberalen von dem Entschluß der socialistischen Wahlmänner abhängen.

fönnte.

Uebrigens wird auch die deutsche Schuljugend für den Zarismus zu begeistern gesucht. Auf kaiserlichen Befehl" sind am Tage der Barenankunft die Wiesbadener Schulen geschlossen. Nach den Parade­Ferien Zaren- Ferien!

Zu der Maßregelung des Assessors Simon behauptet die National Zeitung" uns gegenüber, daß die Abberufung des Assessors vor Er­ledigung feines Stommissoriums nicht ungesetzlich sei:

"

Das Gerichtsverfassungs- Gesez sagt in seinem§ 69 aller­dings: Die Beiordnung eines nicht ständigen Richters darf, wenn sie auf eine bestimmte Zeit erfolgte, vor Ablauf dieser Zeit nicht widerrufen werden." Durch Nachschlagen des Gesetzes wird sich indessen der Vorwärts" überzeugen, daß sich diese Bestimmung nur auf nicht ständige Richter bei den Landgerichten bezieht. Einen kommissarisch bei einem Amtsgericht thätigen Assessor kann der Justizminister jederzeit versetzen oder vorzeitig von seinem Kom­missiorium entbinden."

hängigkeit.

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In derselben Angelegenheit erhalten wir folgende Berichtigung: " In einem vor einiger Zeit in Ihrer Zeitung gebrachten Artikel, betreffend die Versetzung des Gerichtsassessors Simon in Militsch , findet sich folgender Passus vor:

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Der Gendarm habe über die ihm zu teil gewordene Be­handlung einen Bericht an den Landrat v. Stosch geschickt und dieser habe seinerseits für die Weitergabe des Berichts an die höheren Instanzen Sorge getragen."

sie verraten die Papiere der russischen Gäste- der Polizei, die Polizei selbst, jetzt sogar die Zollbehörder; da liegt der Verdacht nahe, daß auch in der Post wieder schwarze Kabinette" hier und da eingerichtet sein fönnten. Es wird eine der ersten Aufgaben unsrer Ge­nossen im Reichstag, und wenn es gelingen sollte, auch im preußi­schen Landtag sein, energisch die Regierung zu fragen, welchen skandalösen Inhalt die Anarchisten Konvention" habe, wenn der= Es ist charakteristisch für unsre Liberalen, daß sie selbst nicht Am Dienstagabend sprach Genofie Bebel vor einer riesigen gleichen wahrhaft russische Willtürakte in dem Rechtsstaat Preußen mehr für das liberale Grunddogma der Unabhängigkeit der Richter eintreten. Selbstverständlich darf auch bei Amtsgerichten Versammlung, in welcher er die Liberalen noch einmal warnte, fich möglich find! tein Assessor bor Ablauf feines Kommissoriums seines über uns zu täuschen; wir würden sie unbarmherzig durchfallen Ueber den Königsberger Fall selbst schreibt uns unser Amites enthoben werden. Die Assessoren sind auch im laffen, wenn sie uns unser Recht weigerten. Diese Ausführungen Korrespondent: Kommissorium Richter und auf Grund der preußischen fanden stürmischen Beifall. Staatsanwalt und Polizei in Königsberg i. Pr. scheinen nicht Verfassung ohne ihren Willen und ohne Disciplinarverfahren Die Königsberger Liberalen und die Redefreiheit. Ans Königs nur um das Wohl des preußischen Staates besorgt zu sein, sondern nicht zu entsetzen. Wäre es in der That möglich, kommissarisch mit berg wird uns geschrieben: Die hiesigen Genossen erhalten keinen auch die Erhaltung des benachbarten Zarenreiches scheint ihnen sehr Richterstellen betraute Aſſeſſoren nach Belieben zu maßregeln, fo größeren Saal zu Bersammlungen. Das haben sich die Gegner, insbesondere die Liberalen, die das vorwiegend verschulden, schon am Herzen zu liegen. Vor kurzem erhielt ein Königsberger Genosse würde damit eine Kategorie von Personen geschaffen werden, die jahrelang zu nuge gemacht. Sie hielten Versammlungen ab, be- einige Postpakete mit russischen Druckschriften aus der Schweiz ge- aivar alle richterlichen Funktionen ausüben, denen aber die erste schimpften und verdächtigten die socialdemokratische Partei und ihre sandt. Auf der Zollabfertigung wurden die Pakete geöffnet, Vorbedingung fehlt: die verfassungsmäßig garantierte Unab­Führer in der niederträchtigsten Weise, darauf bauend, daß diese um festzustellen, ob ihr Inhalt zollpflichtig wäre. Doch da ihnen ja nicht in größeren Bersammlungen antworten konnten. Be mit nicht genug. Anstatt nun dem Adressaten die Pakete ein­sonders schamlos trieben sie es auch bei der letzten Reichstagswahl. zuhändigen, behielt der Beamte sie zurück und entnahm je Als sie daher auf Montag, den 2. d. M., eine öffentliche Ver- cin Exemplar der Schriften, um sie, wie er angab, der Polizei fammlung einberiefen, zu der sie alle Landtagswähler, die den liberalen Wahlmännern ihre Stimme geben wollten, freundlichst ein zur Prüfung einzureichen. Auf die verwunderte Frage des Adressaten, luden, hatten sich auch mehrere Hundert socialdemokratische Arbeiter was denn der Inhalt der Schriften mit der Frage der Zollpflichtigkeit zu dieser Versammlung eingefunden. Die drei liberalen zu thun habe und vor allen Dingen, was die Polizei damit zu erhielt er zur Antwort, sei Anweisung Standidaten: Justizrat Krause, Berlin , Rechtsanwalt Gyẞling schaffen hätte, Kaufmann Boffeldt, sollten Ansprachen halten. Noch gegeben worden, russische vor der Ablieferung Schriften vor Beginn der Versammlung fragien zivei Genossen bei einem immer erst der Polizei einzureichen. Nach einigen Tagen Herrn vom liberalen Wahlkomitee an, ob nach den Reden der drei erfolgte sodann die Ablieferung. Mittlerweile hatte sich auch ein Kandidaten freie Diskussion gewährt werde. Nach kurzer Beratung Bolizeispiel bei dem Adressaten eingefunden, bes Komitees wurde den Genossen der Bescheid: Diskussion werde der ungeschicktesten Weise zu erkunden, für wen die russischen Schriften nicht gewährt, man werde die Socialdemokraten hinausweisen!!! Der Genosse hatte nun bereits die Episode fast vergessen, als Als diese echt liberale Heldentaktik im Saale bekannt wurde, bemächtigte sich der Versammelten eine große Erregung. Man wollte am Dienstag, den 3. d. Mis., ein Kriminalkommissar in Begleitung fie wie Schulbuben hinausweisen, wenn sie nicht ruhig wie in der eines zweiten Polizisten bei ihm erschien und ihm eröffnete, daß Stirche ohne Widerspruch die Reden der drei liberalen Leuchten au- ein Strafverfahren wegen Geheimbündelei gegen ihn und den hören wollten. Der Vorsigende eröffnete nunmehr die Versammlung früher in Zürich , jetzt in Stettin wohnhaften Genossen Quessel und forderte die Socialdemokraten, die nicht eingeladen feien, auf, eingeleitet sei. Er ersuche ihn, die russischen Schriften den Saal zu verlassen. Da erbittet sich Genosse Gottschalt das Wort und die darauf bezügliche Korrespondenz herauszugeben. Da die zur Geschäftsordnung, um dem Vorsitzenden klar zu machen, daß nach der Form der Einladung die Socialdemokraten wohl das Recht Schriften wohl längst ihren Bestimmungsort erreicht haben dürften, hätten, zu der Versammlung zu erscheinen. Das Wort wird ihm fonnte der Genosse die Wünsche des Polizisten nicht erfüllen, worauf Im ungarischen Abgeordnetenhause beantragte bei Beginn der nicht erteilt. Als er sich dabei nicht beruhigt, wird er aufgefordert dieser zur Haussuchung schritt. Das Ergebnis: eine Postkarte, in Sigung Abgeordneter Szedertenhi im Namen seiner Fraktion, das den Saal zu verlassen. Nunmehr bricht die Empörung der Ver- der Frau Duessel mitteilt, daß ihr Mann in Zürich glücklich an- Haus möge die Demiffion Apponyis nicht zur Kenntnis fammelten los, stürmisch verlangen sie, daß man Gottschalt reden gekommen sei, und Zettel mit mehreren lateinischen Pflanzennamen. nehmen und ihn ersuchen, dieselbe zurückzuziehen. Franz Laise. Nun versuchten die liberalen Helden mit Hilfe der Polizei( Höchst verdächtig!) Kossuth drückt Apponyi seinen Dank aus für die un­Ruhe zu schaffen, doch vergeblich, die Entrüstung war zu groß. Das ganze Vorgehen der Post- und Zollbehörde, sowie ins- parteiische Handhabung der Hausordnung und erklärt, feine Schließlich mußte der Vorsitzende die Versammlung schließen. aus staatsrechtlichen Gründen nicht für einen In ihrer verlogenen Weise berichten die liberalen Blätter wieder besondere der Polizeibehörde in dieser Angelegenheit erfordert noch Partei werde stimmen, der sich von dualistischen Gründen bis in alle Einzelheiten über diesen angeblicher Gewaltaft" der dringende Aufklärung. Wie kam die Zollbehörde dazu, den Paketen Präsidenten leiten lasse. Daranyi( Volkspartei) beantragt, die Demission Socialdemokraten, verschweigen aber ihren Lesern die Ursache des Schriften zu entnehmen und sie der Polizei zur Prüfung des Inhalts Apponyis auf die Tagesordnung zu setzen, da die Gründe Standals: die feige Verweigerung der Redefreiheit durch das liberale einzureichen? Wer hat den Zollbeamten diese ungeschliche Anweisung er- für dieselbe nicht aufgeklärt seien und ein äußerer Drud ausgeübt Wahlkomitee. teilt? Noch mehr muß man aber fragen, auf Grund welcher Thatsachen worden zu sein scheine. Baron Daniel spricht im Namen der liberalen Statistit der Landtagswahlen. Bei den Landtagswahlen in den hat man das Strafverfahren wegen Geheimbündelei gegen die Partei Apponyi als Präsidenten seinen Dant aus, erklärt jedoch, er Jahren 1803 und 1898 haben in unmittelbarem Zusammenhang Genossen eingeleitet? Oder sollte dieses Verfahren nur die Hand- seze voraus, daß objektive wohlüberlegte Gründe ihn zur Demission

wind

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zum Saal

bestimmt seien.

um in

Diese Darstellung entspricht nicht den Thatsachen. Meinerseits ist der fragliche Bericht weder an die mir vorgesetzten höheren Instanzen noch an eine Behörde eines andern Refforts zur Kenntniss nahme weitergegeben worden. Ich stehe der Bersetzung des Königlichen Gerichtsassessors Herrn Simon vielmehr vollkommen fern. Graf v. Stosch, Landrat." Ist der Originalbericht des Gendarmen nur nicht weiter­gegeben worden, oder hat vielleicht der Herr Landrat über den Fall selbst weiter berichtet?-

Husland. Oestreich- Ungarn .

Der Rücktritt Apponyis Tiszas Debut.

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