1. Beilage zum„ ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 130.
Parteinachrichten.
Reichstags. Abgeordneter Kunert ist wegen angeblicher öffentlicher Beleidigung des Bergraths Leuschner Eisleben vom Breslauer Amtsgericht vernommen worden. Das Vergehen soll in einer zu Eisleben im November v. J. stattgehabten Bolts. bersammlung begangen worden sein, welche gegen die KnüppelAffäre vom 31. Mai desselben Jahres Protest erhob und in der Genosse Runert referirte. Das Reichsgericht hat noch über die Berjährungsfrage zu entscheiden. Die erwähnte Straffache bildet die dreizehnte derer, welche gegen Kunert schweben.
Der Gemeindevertretertag der Landgemeinden des König reichs Sachsen findet am 26. Juni in Hohenstein- Ernst thal im Restaurant zur Zeche statt. Die Tagesordnung lautet: 1. Welche Mittel und Wege sind noch nothwendig, um die immer mehr steigenden Lasten der Landgemeinden zu mildern? 2. Ist eine Revision der revidirten Landgemeinde- Ordnung nothwendig bezw. in welchen Punkten?
3. Anträge und Resolutionen.
Zu diesem Gemeindevertretertag find alle diejenigen Gemeindevertreter einschließlich der Gemeindevorstände sächsischer Landgemeinden ohne Ansehen ihrer Klaffen- oder Parteistellung eingeladen, welchen das Wohl ihrer Gemeinden am Herzen liegt und welche gesonnen sind, wahrgenommene Uebelſtände in Gemeindeverwaltungs- Angelegenheiten, im Steuerwesen, Straßenbauwesen, Armen- und Schulwesen u. s. w. durch geeignete Borfchläge beseitigen zu helfen.
Eine Parteikonferenz, welche am vorigen Sonntag in Bagsfeld stattfand, war von ca. 200 Parteigen offen aus dem 36. badischen Landtags Wahlkreise( Karlsruhe - Land) besucht. Auf derfelben wurde konstatirt, daß die Sozialdemokratie auch unter der Landbevölkerung festen Boden gefaßt hat.
In Grimmen ( Bommern ) fand neulich Sonntags eine Bolts versammlung statt, die von ca. 250 Personen befucht war und in Ermangelung eines Botals auf einem Bauplage abgehalten werden mußte. Unter den Besuchern derselben befanden sich gegen 25 Frauen und etwa 100 Landarbeiter. Der Verlauf der Verfammlung war unserer Sache durchaus günstig; eine bementsprechende Resolution fand einstimmige Annahme. Als die Bersammlungsbesucher beim Auseinandergehen die Arbeitermarseillaise anstimmen wollten, verbot dies die Polizei. Die bürgerliche Gesellschaft war also gerettet.
Sonntag, den 5. Juni 1892.
9. Jahrg.
tirchliches Begräbniß nachzusuchen. In der Fortschritts- die meisten Hausdiener 10 bis 13 Stunden, für viele aber auch bourgeoisie ist es überhaupt nichts Seltenes, daß die gesammte darüber betrug, ferner, daß die Mehrzahl ohne Kündigungsfrist Familie in den" demokratischen" Allüren des Vaters nur eine angestellt ist. Ein besonderes Interesse tann ferner gerade gegen Marotte erblickt, die man, so lange er lebt, freilich zu refpettiren wärtig die Ausdehnung und Dauer der Sonntagsbeschäftigung hat, aber bei dem Tode des Vaters bei Seite legt, indem man in Anspruch nehmen. Etwas abrundend kann man sagen: ein Die Familie von jedem demokratischen Anbauch desinfizirt. Der Biertel arbeitet Sonntags nicht, ein Viertel bis 12 Uhr, ein Freifinn" sollte nicht die„ Unduldsamkeit" der Kirche anklagen, Biertel bis 1 Uhr, und das letzte Biertel hat entweder das volle sondern seiner Auffaffung nach müßte er eigentlich an die Jahr hindurch den ganzen Sonntag zu arbeiten oder arbeitet am Sonntag unbestimmte Zeit", die der Arbeiter weder vereinbart Pietät der Familie des Verstorbenen größere Ansprüche stellen. noch auch nur bei der Schließung des Kontrakts erfährt, ganz nach dem Ermessen des Arbeitgebers. An der Arbeitslosigkeit der letzten drei Jahre war die größere Hälfte der( 410) Beant worter mit betheiligt.
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ist
für
nur Intereffe der nothleidend" erklärt,
,, Ein großes Muster weckt Nacheiferung." In BoltsSchul- Angelegenheiten gilt Berlin den Freifinnigen" als Musterstadt. Die Berliner Gemeindeschulen stehen zwar hinsichtlich der hygienischen Einrichtungen, der Beschränkung der Kinderzahl in den einzelnen Klassen und der Klassenzahl in den einzelnen Der Prozek Polte ist beendet. Gleich zu Anfang des Schulen, der Vermehrung des Lehrpersonals, der Gewährung von Prozesses war das Resultat vorauszusehen, nicht etwa, weil der unentgeltlichen Lehrmitteln und freier Beköstigung für den Vor- Angeflagte das weiße unschuldsvolle Lämmchen war, als welches mittag hinter denen mancher viel Kleineren Stadt Deutschlands ihn die liberalen Bourgeoisblätter herausbissen, sondern weil um vom Auslande gar nicht zu reden! bedeutend zurück. Zeugen und Sachverständige faum um ein Haarbreit reiner Aber dafür versteht man bei uns das Sparen am Schuletat, fei dastanden, als Polte selbst, ja zum Theil sogar noch einen es auch auf Kosten des Unterrichtserfolges und der Gesundheit schlimmeren Anblick boten. Polfe wäre also bei einer Ver der Schulfinder. Diese„ musterhafte" Schulverwaltung beginnt man urtheilung nur ein Sündenbock gewesen für die ganze Gesellschaft jetzt auch in den großen Vororten Berlins nachzuahmen. Friedrichs- der Börsenfpekulanten, von der er doch nur ein Typus war. hagen hat den Bau eines Schulhauses mit 24 Klassen beschlossen. Der Prozeß zeigt uns den ganzen Schwindel der kapitalistischen 3wanzig Klaffen in einer Schule hat felbst der Berliner Stadtschul- Wirthschaft. Was man uns so viel rühmt als Interrath Bertram vor Jahren als die höchste Bahl erklärte, die sich esse der Industrie", ist schließlich wird Die Industrie mit den Interessen des Unterrichts noch vereinigen lasse. Er Börse. hat jedoch später nichts dagegen gehabt, daß in Berlin eine ganze wenn die Aktien im Kurs fallen und die Dividende etwas Menge Gemeindeschulen von 24 und mehr Klaffen das bramar fleiner ausfällt; die Klage, die Industrie könne nicht die Verbasirende Wort von der„ musterhaften" Schulverwaltung zum türzung der Arbeitszeit, nicht das Verbot der Kinderarbeit, Gespött machten. Es wird ihm, der als ein tüchtiger Rechner nicht höhere Löhne verlangen, heißt weiter Nichts, als die Börsenbekannt ist, wahrscheinlich genau so gut wie den" freifinnigen" schacherer, die Aktionäre würden ein Prozentchen weniger an Stadtverordneten eingeleuchtet haben, daß eine Schule mit Dividende gewinnen. Der innere" Werth der Aktien, der im 24 Klassen, weil sie nur einen Rektor, einen Schulbiener, Prozeß Bolte eine so große Rolle spielte, ist Nichts weiter als einen Hof, eine Aula erfordert u. f. w. u. f. w., sich weit die größere oder geringere Aussicht auf Profit. Der innere" billiger stellt als zwei Schulen mit je 12 Klaffen. Daß der Werth eines Industrie- Unternehmens hat hiernach mit dem UnterBoltsschul Etat nicht zu sehr belastet werden darf, wenn die nehmen selbst verteufelt wenig zu thun, oder vielmehr nur soweit, Der Arbeiter Bourgeoisie nicht ganz und gar aus dem Häuschen gerathen foll, als es Dividende und Kursgewinne abwirft. für die bas begreift man überall, nicht blos in Berlin , sondern auch in nur Ausbeutungsobjekt; fein " Industrie" Friedrichshagen . Wohl hat mit dem Blühen der Industrie nicht nur Nichts au thun, sondern ist ihm sogar hinderlich. Ein gewaltiger NothDie Rigdorfer Webermeister haben kein Glück mit ihren stand, hunderttausend hungernde Arbeiter und sofort steigt der Versuchen, die streitenden Weber durch Streitbrecher zu ersehen. innere" Werth der Aktie; denn da man nun den Lohn der ArDas zeigt folgender an das Rixdorfer Streitfomitee aus Nowawes beiter auf die Hälfte herabdrücken kann, ist die Aussicht auf gerichteter Brief: Im Interesse der Solidarität zwischen Euch" Paßenhofer- Dividende" gestiegen und der Börsenfpetulant ist und uns sieht sich unterzeichneter verpflichtet, Folgendes mitzu vollauf berechtigt im Börsen- Journal die Attien anzupreisen. In theilen: Am Mittwoch, den 1. Juni, beehrten uns mit ihrem Be- der tapitalistischen Welt, der industriellen wie der agrarischen, gilt fuch der Obermeister Luckas nebst dem Buchhalter Kaugti. Selbst nur der Maßstab des Profits und der Ausbeutung, und verständlich suchten genannte Herren hier Gefellen, wobei sie aber dieser Maßstab findet seinen reinsten und unverfälschtesten fein Glück hatten, trotzdem sie alles mögliche von Versprechungen Maßstab an der Börse. Was sollte also auch eine Verurtheilung leisteten; unter anderem wurde uns nur gute Arbeit auf breiten Bolte's? Polfe bewegte sich nur ganz in dem Rahmen unserer Stühlen zugesichert, wo wir mindestens in der ersten Woche einen tapitalistischen Gesellschaft, ohne über ihn hinauszugehen. Und Lohn von 23-24 m. verdienen würden. Auch sollte uns die diese fapitalistische Gesellschaft wird doch der heutige Staat nicht Reife vergütigt werden, ferner will uns der Meister Schlafftelle verurtheilen wollen! Das freilich hätte die Staatsanwaltschaft womöglich gleich im selben Hause besorgen, oder wenn wir Abends voraussehen müssen, ehe sie den Versuch machte, in die Nesseln nach Hause fahren wollen, so können wir die Ehre haben, unter zu fassen; fie mußte wissen, daß sie bei diesem Verfuche fich Bedeckung, in Form von Gendarmen, zum Bahnhof geleitet zu höchftens die Finger verbrennen würde. Ein wirklicher ernst werden. Nun, werthe Kollegen, seid getrost und guter Hoffnung, hafter Prozeß gegen den Börsenfchwindel wäre gleichbedeutend Das Reichsgericht hat das gegen Dr. Gradnauer, wir fommen nicht!! Es geht unserer Ehre zu nahe, als Streit mit dem Umsturz unserer tapitalistischen Gesellschaftsordnung, Redakteur der Sachs. Arb.- 3tg.", vom Dresdener Lands brecher unter Euch zu erscheinen. Der Streit tann, nach den und solche Umsturzgedanken wird man doch keinem Staatsanwalt gericht gefällte Urtheil aufgehoben, welches gegen denselben wegen Reden der beiden Herren, nur bis furs nach den Feiertagen zutrauen! Fahrlässigkeit auf 1 Monat Gefängniß erkannte, weil er bauern, weil sie sich der Hoffnung hingaben, daß Euch dann der eine in Sachen einer Streifstatistit von preußischen Ministerien Drath" ausgegangen sein werde; nun, wir wollen wünschen, an die Landräthe ergangene geheime Verfügung, die in den baß diese Hoffnung zu Wasser wird. Daß den Meistern das Dresdener Nachrichten" erwähnt war, einer Besprechung unter- Feuer auf den Nägeln brennt, das werdet Ihr wohl schon aus zogen hatte, welche den Thatsachen nicht entsprach.( Die Dres- den schönen Bedingungen sehen, welche sie uns hier versprachen. bener Nachrichten" hatten nicht den Wortlaut der Verfügung Nehmt dieses als Trost und Hoffnung, daß der Sieg der Eurige gebracht, was ihn zu unrichtigen" Schlüssen führte.) Das werde, und solltet Ihr gewinnen, dann vergeßt aber nicht, den Reichsgericht hob das Urtheil auf und erkannte außerdem auf Obermeister an seine versprochene Zonne Bier zu erinnern." fostenlose Freisprechung, weil jene Ministerialverfügung nur den inneren Geschäftsgang der Behörden untereinander betreffe, daher nicht als eine Anordnung der Obrigkeit im Sinne des§ 181 angesehen werden könne. Endlich könne auch der§ 21 des Preßgesetzes zur Bestrafung des Redatteurs wegen Fahrlässigkeit nicht herangezogen werden, so lange nicht feststehe, daß irgend eine Person, möge sie nun bekannt sein oder nicht, fich strafbar gemacht habe.
Polizeiliches, Gerichtliches zc.
Eduard Rieger, Redakteur des Brünner Bolts freunds", hat am 30. Mai eine zweimonatliche Gefängnißstrafe angetreten, die ihm als ehemaligem Redakteur des Freigeist" in Reichenberg wegen einer Ehrenbeleidigung zubiftirt ist.
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In Bruch i. 2. wurden die Genossen Scholz, Rosian, Rummler und Knote mit Strafmandaten bedacht, und zwar Rosian mit einem in der Höhe von 20 M., die Uebrigen je mit einem von 10 M., weil sie sich an einem Aufauge betheiligt hatten, welchem eine rothe Fahne vorangetragen wurde, wozu polizeiliche Genehmigung gehört".
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Lokales.
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Zur Berliner Weltausstellung. Der Verein Berliner Raufleute und Industrieller" hat auf seine Eingabe an den Reichsfanzler vom 9. Mai folgende Antwort erhalten: Berlin , 3. Juni 1892.
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Der Bettelsack für die Kriegsinvaliden. Hilferuf finden wir in unserer patriotischen" Presse:
Folgenden
Proletariers Ende. Der Polizeibericht meldete dieser
Tage:
,, Offenbar infolge von Nahrungsforgen hat der 36 Jahre alte Galvaniseur F. aus Berlin seinem Leben durch Ertränten ein Ende gemacht. Seine Leiche wurde in der Unterspree gefunden und nach Spandau gebracht. Bei dem Todten fand man einen Pfandschein auf eine am 9. Mai versetzte Uhr und 10 Pf. Geld. Aus Briefschaften geht hervor, daß der Unglückliche verheirathet war und sich vielfach vergebens um Arbeit bemüht hatte."
Das traurige Geschick des in der Schlacht bei König - Der bekannte tragische Abschluß des Lebens eines in ben gräß blindgeschoffenen früheren Landwirths Robert Trend Tod gehegten Proletariers. Welche furchtbaren Seelenqualen ist gewiß Bielen unserer Leser bekannt. Infolge der er muß der Beklagenswerthe durchgemacht haben, ehe er den ent haltenen Verlegungen leidet T. an starker Nervosität, die scheidenden Sprung in die Fluthen wagte! Aber was blieb ihm fich durch große Schlaflosigkeit und Unruhe äußert. Die übrig? Er hat sich gewiß Wochen und Monate lang um Arbeit felbe ist eine Folge der anhaltenden Eiterung und Schmerz- bemüht, er hat, wie schon aus dem bei ihm gefundenen haftigkeit der durch die Verlegung der Augen, des Stirn- Pfandschein hervorgeht, auf das Pfandhaus geschleppt, was immer und Nasenbeines gebildeten Eiterhöhlen, die stete Ron- nur einige Groschen werth war, um wenigstens seine Familie gestionen nach dem Kopf bewirken. Nach einem uns vor nicht Hungers sterben zu lassen. Daß gehungert werden mußte, liegenden, ausführlichen ärztlichen Atteste ist eine Berrüttung darüber herrschte bei dem Arbeitslosen fein Zweifel, aber Alles des ganzen Nervensystems bei dem Unglücklichen zu be- hat seine Grenzen und Hunger thut weh. Der Entschluß, fich fürchten, wenn derselbe nicht schleunigst einen Luftkurort mit von Frau und Kind zu trennen für immer, wird Niemand leicht, Soolbad, wie Kösen, Sulza oder Elmen , aufsucht und sich einem jungen Mann von 36 Jahren aber wird der Abschied von dort einer zehnwöchentlichen Kur unterzieht. Dies kann T. seiner Familie, der Abschied vom Leben, schwer, sehr schwer. aber nur, wenn die Barmherzigkeit seiner Mitmenschen ihm Da müssen schon alle Hilfsquellen erschöpft sein, da muß schon Der Verein Berliner Raufleute und Industrieller hat in der dazu hilft, und an diefe appellirt er durch uns. Nicht genug, dumpfe Verzweiflung den Wermsten ergriffen haben, ehe er gefälligen Eingabe vom 9. v. M. die Schritte besprochen, welche daß der Bedauernswerthe nun bald 26 Jahre in völliger einen Strich macht durch sein Erdenwallen. Freilich blieb giebt aur Förderung des Vorhabens einer Weltausstellung in Berlin Nacht einhergeht, plagen ihn Beschwerden aller Art. ihm noch immer eins, das Lette: Betteln! beabsichtigt werden. Meine Anschauung über diesen Plan ist durch Möchten sich doch Solche seiner erbarmen, denen Gott das aber Charaktere, die zu stolz sind, um Almosen zu nehmen, Beantwortung einer von anderer Seite an mich gerichteten Ein- höchste Gut, die Gesundheit, geschenkt. Auch seiner treuen wenn fie der Ansicht sind, nicht bitten, sondern fordern gabe inzwischen zur allgemeinen Kenntniß gelangt und darf ich Pflegerin und den beiden schwächlichen Rindern wäre eine zu müssen. Die Bourgeoisie erkennt eine solche Forderung, ein beshalb davon absehen, die für mich maßgebenden Gesichtspunkte Erholung zu gönnen; selbstverständlich muß ihn seine Fa- Recht auf Arbeit, ein Recht zum Leben nicht an. Mitleidslos nochmals zu entwickeln. Indeß benutze ich gern den Anlaß, um milie begleiten. Robert Trend wohnt Berlin W., Grune- läßt sie diejenigen Mitmenschen untergehen, denen das„ Glück" auf folgenden inzwischen mehr in den Vordergrund getretenen waldstraße 124. nicht hold gewesen ist. Sie haben keine Existenzberechtigung Umstand hinzuweisen. Die private Mildthätigkeit wird angerufen, um nur ja nicht mehr oder, wie der Pfaffe" Malthus sagt, der Zisch des Lebens Innerhalb der mit den Vorarbeiten zur Chikagoer Welt- den Staat an feine verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu er- ist für sie nicht gedeckt, und so mögen sie sich als überzählige ausstellung befaßten gewerblichen Kreise haben die Erörterungen innern. Es würde dieses auch anderen Aufgaben des Staates Gäfte davon machen, wenn sie es nicht vorziehen, um die Abfälle, über das Berliner Borhaben unverkennbar die Annahme wach- Abbruch thun, wie z. B. der Fürsorge für abgewirthschaftete die unter den Tisch fallen, mit ihren Leidensgenossen sich gerufen, es werde die deutsche Industrie in rascher Aufeinander Domänenpächter, die man doch nicht ohne ein kleines Kapitälchen hermzuschlagen. Das ist die unverfälschte Bourgeoisanschauung, folge zur Beschichung zweier Weltausstellungen sich veranlaßt von 40-50 000 m. lassen darf, oder für untaugliche Diplomaten, ohne jedes christliche" Feigenblatt. fehen. die man auf Wartegelder setzt, oder für Generale, die nur in der Der Selbstmordversuch eines 12jährigen Mäda Dieser Annahme vorzubeugen halte ich für nothwendig, da Rang- und Quartierliste fungiren und doch ihre Gehälter be mit die würdige und erfolgreiche Bertretung Deutschlands auf ziehen. Diese Aufgaben erfordern Geld, viel Gelb, wie sollte der hen 3 verursachte Freitag Abend in der Koblantstraße amerikanischem Boden durch das inzwischen aufgenommene Staat da noch ein Uebriges thun tönnen für die Opfer feiner ungeheures Aufsehen. In dem Hause Nr. 5 obiger Straße, im Projekt Berlin nicht beeinträchtigt werde, und damit deutsche Striege. Die erhalten ihre Pension, so fümmerlich sie auch sein Biese mit ihren beiden Kindern, dem 18jährigen Tischlergesellen 3. Stockwerk des Quergebäudes wohnt die Handelsfrau Wittwe Industrielle nicht geneigt werden, wofür bestimmte Anzeichen mag- und im Uebrigen mag der Bettelsack für sie herumgehen. Karl und der 12jährigen Margarethe; während sich Frau G. und bereits vorliegen, von ihrer Zusage für Chicago wieder zurücZu der Verhaftung des Rektors Ahlwardt erfahren wir, ihr Sohn eines sehr guten Leumundes erfreuen, gilt das Mädchen Es ist meine Pflicht, zunächst die von den gesetzgebenden daß im Laufe des Freitag allerdings Versuche gemacht bei den Hausbewohnern als ein angeblich nichtsnuhiges Geschöpf, Faktoren gebilligte und mit Reichsmitteln unterstügte Betheiligung worden find, 15 000 Mart als Bürgschaft für die Entlassung des das den Seinigen schon viel Merger bereitet hat und bei welcher alle bes deutschen Gewerbes an der Ausstellung in Chicago mit allen Verhafteten aufzubringen; es sind aber bis gestern, Freitag angewandte Strenge fruchtlos blieb. Gestern Morgen gab Karl wie wir G. feiner Schwester einen Thaler behufs Abholung eines zu Sträften zu fördern und zu schüßen. Wie immer aber die Be- Abend, nur so geringe Summen gezeichnet worden strebungen für Berlin fich gestalten, feinesfalls tönnte schon der hören noch nicht volle 4000 Mart- daß das Aufbringen der Spindler zur Reinigung geschaffenen Anzuges; als der junge in der Eingabe des Vereins bezeichnete Beitpunkt Raution recht problematisch erscheint. Aylwardt soll übrigens, Mann gestern Abend um 8 Uhr nach Hause kam, übergab ihm für die Veranstaltung einer neuen Ausstellung in Frage kommen. wie die" Boff. 3tg." mittheilt, in erster Reihe wegen Beleidigung auf der Straße eine Hausnachbarin 25 Pfennige, welche hochstehender Personen" verhaftet worden sein. Die Unter- Margarethe G. der gleichaltrigen Tochter der Frau am Vorsuchung der anderen gegen ihn schwebenden Beschuldigungen mittag geschenkt. G. welcher ahnte, daß die Schwester den Thaler unterschlagen, eilte sofort nach der Wohnung hinauf, um werden auf das Nachdrücklichste betrieben. das Mädchen, welches am Fenster stand und den Bruder er
autreten.
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1896/97
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Daß 1896/97 etwas verfrüht sein möchte, tönnte einleuchten. Aber die Regierung scheint ebensowenig für 1897/98 oder später eine Weltausstellung in Berlin riskiren zu wollen. Eine Weltausstellung ist eben etwas Anderes als eine Parade oder Militär
revue.
An den Freifiun des Herrn v. Forckenbeck müssen seine eigenen Angehörigen nicht recht geglaubt haben, denn sonst wäre es doch ein hoher Aft von Impietät, für den Verstorbenen ein
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Das Verdienst, die Arbeits- und Egiftenzbedingungen wartete, zur Rede zu stellen. Auf wiederholtes Klingeln wurde der Berliner Hausdiener durch eine Statistit ziemlich genau ihm jedoch nicht geöffnet, der junge Mann machte daher gewalt. ermittelt zu haben, hat sich der Unterstügungsbund der Haus- sam die Korridorthür auf und trat in demselben Augenblick in diener Berlins erworben. Ausführliche Zahlen aus dieser Statistit die Stüche, als fich das Kind aus dem Fenster auf den gemitzutheilen ist hier nicht der Ort, doch kann berichtet werden, pflasterten Hof hinabstürzte. Mit schweren, aber nicht unbedingt daß die Löhne zwischen 6 M. und 22½ M.( Maximum unter lebensgefährlichen Verlegungen wurde das Kind nach der 410 Beantwortern) schwankten, daß die tägliche Arbeitszeit für Charitee gebracht.