Einzelbild herunterladen
 

Nr. 266. 20. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Freitag, 13. November 1905.

Gesamt- Parteitag der socialdemokratischen Arbeiterpartei tonferenz durch den Parteitag genügt vollſtändig.

Oestreichs.

Wien , 11. November 1903. In der heutigen Sigung wird zunächst Punkt 4 Tagesordnung: Die Wahlrechtsbewegung" behandelt.

der

Staret- Wien : Die Kenntnisnahme der Beschlüsse der Frauen­Aber eine Disfulsion hierüber die dort verhandelten Fragen ist überflüssig. Redner erklärt es für unmöglich, das überall hervortretende Verlangen nach hervorragenden Referenten zu befriedigen.

teiligt sind und zu der sie sich im Stande der Selbständigkeit, in Erkenntnis der Interessen aller ihrer Völker, frei zusammen­finden werden.

Der Parteitag erklärt also, getreu dem im Jahre 1902 auf dem Parteitag der deutschen Genossen in Aussig gefaßten Beschlusse, nur in der vollen und freien Selbstbestimmung Destreichs den Weg zu sehen, auf welchem der Aufbau einer das autonome Recht aller seiner Nationen berbürgenden staatlichen Gemeinschaft möglich ist, erklärt die Beseitigung des Dualismus als die unerläßliche Voraussetzung zur Erkämpfung eines Destreichs, in dem die Klasse der Arbeiter den ihr zukommenden, aber bisher schnöde vorent­haltenen Einfluß erlangt und die Bahn frei macht für die Erfüllung ihrer geschichtlichen Aufgaben.

Dr. Adler: Das Wahlrecht ist die brennende, grundlegende Frage für die ganze östreichische Politit. Unser ganzer politischer Kampf ist im wesentlichen ein Kampf ums allgemeine Wahlrecht. Aber es ist nicht möglich, irgend eine Bewegung auf längere Zeit Der Berichterstatter Karl Baud- Prag schlägt folgende Reso- in einer Hitze zu erhalten, daß sie die Leidenschaften der Massen Tution vor: entflammt. Das ist masienpiychologisch ausgeschlossen. Wir müssen Der Gesamt- Parteitag der socialdemokratischen Arbeiterpartei uns genügen lassen, das Bewußtsein in den Massen lebendig zu in Desterreich, abgehalten in Wien , 9. November 1903, erklärt: ertalten, daß das Wahlunrecht die Grundlage unsres politischen Die vornehmste Aufgabe des gesamten Proletariats Dest- Elends ist und es auch den bürgerlichen Parteien und der Regierung Der Berichterstatter, Genoffe Austerlitz giebt eine eingehende Be reichs ist die Erringung des gleichen Wahlrechtes in alle Ver- bis zu einem gewissen Grade als die Wurzel alles Uebels zum gründung. Er sagt: Die östreichische Socialdemokratie ist wie tretungsförperschaften, als eines der Mittel zur Erreichung des Bewußtsein zu bringen. Es ist aber unmöglich, fortwährend den keine andre von der Geschichte dazu verurteilt, die Grundlagen des Endzieles der flassenbewußten Arbeiterschaft: die Befreiung der Kampf in jener Siedehige wie bei günstigen Gelegenheiten aufrecht staatlichen Lebens zu prüfen und wenn sie sie als mangelhaft erkannt, Arbeit und des Proletariats aus dem Joche der kapitalistischen zu erhalten. Ich bin der Ansicht, daß wir für den Wahlrechtskampf Vorschläge zu ihrer Verbesserung zu machen. Die Frage des Dualis Ausbeutung durch Beseitigung der bisherigen Produktionsweise thun, was wir thun können. Ich beanstande auch jenen Hinweis mus ist in zwei Worten folgende: Die Ungarn wollen weg und und Ersehung derselben durch socialistische Einrichtungen, welche in der Resolution, daß dem Proletariat im Wahlrechtstampf schließ- die Destreicher find verpflichtet, sie für das Dableiben mit allen allein eine freie und gesunde Entwicklung sowohl einzelner als lich noch andre Mittel zur Verfügung stehen, und daß es in die Mittein des staatlichen Lebens zu entschädigen. Nach einem interessanten auch ganzer Nationen gewährleisten." Lage kommen fann, fie fanzuwenden. Andre Redner haben diefen geschichtlichen Rückónia, in dem die Bemerlung fällt, daß die parlamen­Die Vertreter der organisierten socialdemokratischen Ar- sehr entfernten Hinweis auf den Generalstreit als nicht opportun tarischen Einrichtungen Europas zu einem Schußwall des Monarchis beiterschaft konstatieren mit Genugthuung, daß die von der Partei bezeichnet. Ich meine nun: Wir wissen allerdings nicht, ob das mus geworden sind, betont der Redner, daß seit 1867 alle staatlichen infcenierte Bewegung für das gleiche Wahlrecht in den breiten Proletariat zum Generalstreik kommen wird, aber wir wissen ebenso Elemente Destreichs in Anspruch genommen worden sind, um die Maffen des arbeitenden Volkes ein stürmisches Echo fand, welches wenig, ob er ihm erspart bleiben wird.( Lebhafte Zustimmung.) Ungarn in der Treue zum Kaiser zu erhalten. Die Völker Destreichs von neuem kategorisch die Regierung und die ihr verantwortlichen So gewissenlos es wäre, den Generalstreit als ein politisches Ziel werden schwach und kraftlos erhalten, um in ihnen gefügige In­Streise an ihre Pflicht mahnt, den berechtigten Forderungen der für die nächste Zeit anzufündigen, so unverantwortlich wäre es, den strumente für die Prestigepolitik der Krone zu erhalten. Das Ansehen Arbeiterschaft sich nicht zu widersetzen und in den Wahlordnungen Generalstreit abzuschwören.( Sehr richtig!) Die Erfahrungen der der regierenden Dynastie ist zum Mittelpunkt der österreichischen das gleiche Wahlrecht, welches der einzige Ausweg aus dem letzten Jahre im Auslande geben keinen Anlaß dazu. Der letzte Politik geworden. Diese ganze Ausgleichspoletit arbeitet bewußt da politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruche des Generalstreit in Belgien ist für mich nicht ein Beweis, daß der rauf hin, die Parteien Destreichs durch irgend welche Konzessionen Staates ist, durchzuführen. Generalstreit nichts taugt, nein, dieser angeblich mißglückte General- in der Verwaltungen und durch dürftige Konzeffionen in der Gesetz­Die Vertreter der organisierten socialdemokratischen Arbeiter- streik hat gezeigt, daß es bei tüchtiger Organisation möglich ist, den gebung zu dienstwilligen Werkzeugen der Großmachtpolitik der Krone schaft tonstatieren gleichzeitig aber, daß der Verlauf und die Er- Generalstreit eintreten zu lassen, und was ich bis dahin immer für zu machen. Dieser Zusammenhang der inneren Wirren Destreichs gebnisse des Kampfes für das gleiche Wahlrecht Zeugnis ablegen, ganz unmöglich gehalten hatte, ihn auch abbrechen zu können. mit dem Dualismus ist für unser Urteil entscheidend. Wer den daß die Bourgeoisie aller Nationalitäten samt ihren fleinbürger-( Lebhafte Zustimmung.) Ich habe den Abschluß des Generalstreiks und Hader der Völker Destreiche zu einem Wettbewerb der Kulturen lichen Trabanten sowie auch der Klerus und die Bureaukratie den glorreichen Rückzug der belgischen Genossen für den größten Erfolg machen will, muß den vergiftenden Fremdkörper des Dualismus ihrer historischen Aufgabe, die Lakaien und Schildträger der ihrer Organisation gehalten. Nur diejenigen politischen Mittel sind entfernen, der es bedingt, daß wir die Kriterien des Hasses und Reaktion zu sein, treu geblieben sind. In allen Orten und anwendbar, die man in der Hand behält, was man beginnen, was der Verachtung gegen den öftreichischen Staat gleichsam mit der Ländern Destreichs, auch in den vorgeschrittensten, blieben diese man aber auch beenden kann. Gerade beim Generalstreit habe ich Muttermilch einsaugen. Redner weist nach, wie der Dualismus nach Faktoren gegenüber der Bewegung Hunderttausender ärmerer bis zum belgischen Beispiel immer gemeint, man verliere die Massen der östreichischen Seite hin ein schwaches zerklüftetes Staatswesen, ihrer Mitbürger für die Gleichberechtigung taub und blind; ja dabei aus der Hand. Die Belgier aber haben uns gezeigt, daß auch ohne Einfluß auf die äußere Politik, in der Destreich übrigens in einer ganzen Reihe von Fällen versuchten sie den einmal schon ein Generalstreit in bewußter und klarer Weise zu Ende gebracht seine europäische Rolle ausgespielt hat, ohne eigentliches Budget­durchgeführten und deshalb bewährten Raub an den Volksrechten werden kann. Deshalb bin ich nicht dafür, unsre Gegner dahin zu bewilligungsrecht zur Bedingung hat und es fortdauernd erzeugt. mit der Einführung einer allgemeinen Kurie in die Gemeinde beruhigen, daß sie bei uns der Nichtanwendung dieses Mittels sicher Man kann den Ungarn nachweisen, daß sie bei dem Dualismus und den Landtag zu wiederholen, wobei sie von der reaktionären sein können.( Bravo !) Wenn die politische Lage danach ist, wenn außerordenlich profitable Geschäfte gemacht haben. Troßdem steht Regierung Koerber unterstützt werden. Die listige und verschlagene die Arbeitermassen geistig disponiert und die notwendige Organisation es feft, daß jezt der Bug zur Loslösung von Destreich in Ungarn Handlungsweise dieser Schichten in dieser Frage der echten Demo- vorhanden ist dann find wir bereit, zu thun, was wir können. übermächtig geworden ist. Redner bekämpft die Ansicht, daß der fratie legte dem Proletariat die Pflicht auf, mit aller Energie 28 ann wie und ob, das steht dahin. Aber dagegen Dualismus ein Vertrag zwischen der der deutschen und der ungari­die Wiederholung dieses Naubes zu vereiteln und die Schärfe bin ich entschieden, daß der Parteitag den General- schen Bougeoisie war, er ist nur ein Vertrag zwischen der Krone feines gerechten Zornes gleich rücksichtslos gegen die bürgerlichen streit abschwört!( Bravo !) und Ungarn . Während die Ungarn 1867 im Dualismus das letzte politischen Parteien fowie auch gegen alle ausgesprochenen Feinde Die Genossinnen haben uns die Produkte ihrer Thätigkeit auf Wort ihrer staatlichen und nationalen Entwicklung fahen, denken sie des Fortschritts und der bürgerlichen Gleichberechtigung gegen der Frauenkonferenz hierher gebracht, um zu zeigen, daß sie tüchtig jezt nicht mehr an seine Erhaltung, sondern an seine Liquidation, den Adel, die Kapitalisten und Regierungsfreise zu wenden. sind. Das sind sie gewiß, aber sie sollten uns, die wir eine aktuelle erscheint er ihnen nicht mehr als eine Errungenschaft, sondern als Indem die Vertreter der organisierten Arbeiterschaft den Tagesordnung zu erledigen haben, nicht zumuten, uns von ihnen ein Abbruch ihres Rechtes. Redner untersucht nunmehr die Macht­Opfern des unvernünftigen und gehässigen Eingreifens der Dr- eine Diskussion über das Frauenwahlrecht aufdrängen zu lassen. mittel der Politik der Hofburg gegen Ungarn . Der wichtigste Posten dieser gane der Machthaber in den mannhaften Wahlrechtskampf der( Heiterkeit.). Politik sind die Nationalitäten in Ungarn . Wenn dem Destreicher das Arbeiter ihre brüderlichen Sympathien aussprechen, warnen sie Nachdem noch zwei czechische Genossen, Johanis Prag und Wasser bis an den Mund reicht, so greift er nach der Statifiit und - vor der Anwendung von Gewaltmitteln gegen die Arbeiter in Brokesch- Mährisch- Ostrau, ihr Einverständnis mit der Resolution beweist, daß die Hälfte der in Ungarn lebenden Völker nicht der Ueberzeugung, daß Gewalt wieder nur Gewalt erzeugt. ausgesprochen, wird die Debatte geschlossen und nach dem Schluß- magyarisch sei. So lange die Ungarn treue Stüßen der Monarchie Die Vertreter der organisierten socialdemokratischen Arbeiter- wort des Referenten die Resolution angenommen. waren, ist es feinem eingefallen, von ihrem Unrecht gegen die andren schaft sprechen wiederholt ihre Ueberzeugung aus, daß, solange Es folgt Punkt 3 der Tagesordnung: Völker zu sprechen. Erst in der Not erinnert man sich an das Recht. nicht das gleiche Wahlrecht und die Beseitigung der Privilegien Aber man soll immer fürchten, wenn Destreich Gerechtigkeit bringt, der Geburt und des Befizzes errungen wird, nicht erwartet werden da steckt immer eine Absicht dahinter.( Große Heiterfeit.) Ich glaube kann, daß die unfähigen gesetzgebenden Vertretungskörper an die eben nicht, daß die nicht magyarischen Nationalitäten Ungarns eine Lösung der dringendsten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Der Parteitag der Socialdemokratie Destreichs erklärt: besondere Sehnsucht nach Destreich empfinden. Es ist sehr un­Fragen der Zeit herantreten werden. Privilegien führen immer Die staatsrechtliche Gemeinschaft mit Ungarn ist für Dest- wahrscheinlich, daß sie ihre besondere Rechnung mit den Ungarn zur Selbstbereicherung, zur Korrumpierung und Entartung des reich unerträglich. Sie ist wertlos: weil die durch sie angeblich via Wien begleichen werden.( Heiterkeit.) Es ist auch nicht wahr, ganzen öffentlichen Lebens. erzielte Großmachtstellung der Monarchie ausschließlich Ungarn zu daß die Ungarn nicht eine vernünftige Nationalitätenpolitit machen gute kommt, das die Vorteile einheimist, während Destreich die fönnen, ohne befürchten zu müssen, in die Gefangenschaft der Lasten trägt. Sie ist unnig: weil ihr ursprünglicher Sinn, die andern Nationen zu geraten. Die nicht magharischen Nationalitäten Verteidigung des europäischen Destreichs gegen die Babarenflut find für Destreich außerordentlich dürftige Hoffnungen. Weiter mag des Ostens, erschöpft ist und die künstlich aufrechterhaltene Großmacht die Hofburg auf den Haß der ungarischen Arbeiter gegen das Privi­nur allein dem Zweck dient, der regierenden Dynastie Ansehen und legienparlement in Budapest rechnen. Aber der Haß der ungarischen Glanz zu schaffen. Sie ist schädlich: denn unter den Ursachen der Arbeiter ist von dem Haß der Hofburg grundverschieden und die inneren Wirren Destreichs steht der Dualismus us in erster Reihe. Serren irren, wenn sie die ungarischen Arbeiter als Poſten in ihre Indem er die Parteien für ein volksfremdes, nur dynastisches Rechnung stellen. Die Privilegien des Feudeladels und der reichen Interesse in Anspruch nimmt, ist er für Destreich ein Element der Budapester Juden werden sicher einmal von den Arbeitern gebrochen Zerseyung geworden der Korruption und des Verfalles aller werden, aber das find innere Sorgen, und es wäre falsch, aus der parlamentarischen Institutionen. Tatsache, daß in Ungarn so viel Rückständigkeit vorhanden ist, die

Der Parteitag fordert daher die gesamte Arbeiterschaft aller Nationalitäten Desterreichs auf, in dem energisch eingeleiteten Stampfe für das gleiche Wahlrecht in die Gemeinde, das Land und Reich womöglich noch energischer durch Veranstaltungen von Manifestationen, Meetings und Volksversammlungen, durch münd­liche Agitation und die Presse auf der ganzen Linie fortzufahren, ihn zu steigern und vor feinem Opfer im Kampfe für diese ihre wichtigste Forderung zurückzuschrecken. Sollte fein anderes Mittel übrig bleiben, ist beizeiten zu erwägen, ob es nicht notwendig wäre, wie häufig im wirtschaftlichen, so auch in diesem politischen Kampfe, zur Erringung der Volksrechte das äußerste Mittel an­zuwenden.

Der Parteitag fordert endlich das gesamte Proletariat Dest­reichs auf, unter allen Umständen sich für die kommenden schweren und siegreichen Kämpfe durch Ausbau einer festen politischen und gewerkschaftlichen Organisation und Vervollkommnung Bresse sich vorzubereiten und kampfbereit zu halten.

seiner

Ueber die Generalstreit- Frage fagte der Referent folgendes: Auch für Desterreich kommt die Zeit heran, wo wir in der Frage des Generalstreits ein ernstes Wort reden müssen. Die letzte Niederlage der Belgier darf uns nicht abschrecken. Die Benugung einer jeden Waffe bedarf. jahrelanger Schulung. Wir müssen uns darauf vorbereiten, daß auch unsere ersten Versuche nicht glücken. Aber erspart wird uns trotzdem der Kampf nicht bleiben. Deshalb ist es gut, daß in der Partei bei Zeiten die Diskussion über die Frage eingeleitet und erörtert werde. ob es nicht notwendig wäre, die Organisationen zu stärken und vorzubereiten, daß sie für den Kampf beizeiten gerüstet sind. Die Frage ist aktuell, denn die Zeit, einen Wahlrechtskampf zu beginnen, ist gerade jezt sehr günftig.

In der Debatte fordert

Frau Schlesinger, den Beschluß des Grazer Parteitages, bei allen größeren Aktionen der Partei in Versammlungen, Zeitungs­artikeln die politische Gleichberechtigung der Frauen, insbesondere das Wahlrecht der Frauen für alle Vertretungskörper, zu fordern, nicht länger auf dem Papier stehen zu lassen, sondern in lebendige That umzusetzen.

Die Kundgebung der Frauenkonferenz in dieser Frage wird zur Kenntnis des Parteitages gebracht.

Dr. Morgenstern- Mährisch- Schönau wünscht, daß die Wahlrechts­frage im Parlament angeschnitten werde. Der Wiederhall der par­lamentarischen Debatte wird sich dann in den Massen einstellen. Redner empfiehlt den Generalstreit.

Behr- Krumau verlangt Agitation und Verwendung größerer Mittel für die zurückgebliebenen Bezirke. Bekannte Referenten müßten sich dort zur Verfügung stellen. Redner bezeichnet sich als Freund des Generalstreiks.

Brähauser- Salzburg erklärt den Generalstreik für ein ganz un­geeignetes Mittel zur Erlangung des allgemeinen Wahlrechts. Statt daß man dem Feinde damit das Messer ins Herz stoße, zapfe man sich nur selber damit das Blut ab.( Sehr richtig!) Der Arbeiter­schaft stehen wirksamere Mittel zur Verfügung, so in Verbindung mit den Konsumbereinen der wirtschaftliche Boykott der Gegner. Schrammel- Auffig hält es für verfehlt, die Frage des General­treits auf dem Parteitage zur Erörterung zu bringen. Auch sei die Zeit sehr schlecht gewählt, jetzt im Parlament eine Aktion für das Bahlrecht zu beginnen. Gefordert wird das allgemeine Wahlrecht a fast in jeder Rede unsrer Abgeordneten.

Leibfried Dornbirn: Die Abgeordneten sollen mehr zum Fenster hinausreden, um die Massen für eine Wahlrechtsaktion zu begeistern. Wir sind für das Wahlrecht der Frauen, aber bei uns find die Frauen ganz in den Händen der Pfaffen. Das ist das leble daran. ( Frau Schlesinger: Giebt es nicht auch Heritale Männer?)

Der Dualismus und die Socialdemokratie in Destreich. Hierzu liegt folgende Resolution bor :

Die Socialdemokratie Destreichs, als die Wortführerin aller Möglichkeit abzuleiten, diese Rückständigkeiten zu einem Element werkthätigen Klassen, lehnt diese staatsrechtliche Ge- der Wiener Politik zu machen. Und selbst wenn es möglich wäre, meinschaft ab: rundweg, vollständig und für immer. Der die öftreichischen Wirren nach Ungarn zu verpflanzen, wäre das Dualismus ist die Form, in der sich die dynastische Hausmachts- ein Grund für uns, zum Compagnon dieses Geschäfts zu werden? politik in die Zeiten der Volkssouveränität hinübergerettet hat und( Heiterkeit.) Wenn die Industrialisierung Ungarns fortschreitet, werden durch den sie die Entwicklung aller in Destreich lebenden Völker die andern Nationen aufwachen. Die Industrialisirung eines Landes bedrängt und ihr Recht auf Selbstbestimmung und Entfaltung nationalisiert die Arbeiter. Und der Zustand der absoluten Ober­vergewaltigt. Die Socialdemokratie, die Partei der Zukunft, fühlt herrschaft der Magyaren ist zweifellos nicht dauernd zu erhalten. sich aber frei von jenem verlogenen Patriotismus, der den Völkern Ist man doch unvermögend, die Nationen zu magyarisieren. Ungarn nimmt, um der Hansmacht zu geben, ihr ist die Entwicklung der wird dadurch in den Zustand der Unbeweglichkeit wie Destreich ge= breiten Massen der Völker der gewichtigste Zweck der Staaten raten, wo das Parlament durch die gegen einander streitenden dem sich jeder andre unterzuordnen hat, dem sich keiner hindernd nationalen Kräfte totgemacht ist. Jedenfalls sehe ich nicht das Ve­entgegenstellen darf. Der Dualismus ist ein solches Hindernis dürfnis und schwärme nicht dafür, die Schwierigkeiten der nationalen und deshalb verwerfen wir ihn. Ganz abgesehen von unsrer Verhältnisse Destreichs durch die Schwierigkeiten der nationalen principiellen Ablehnung des Militarismus als Produkt und Werk- Verhältnisse Ungarns zu vermehren. Es ist keine Kleinigkeit, daß zeug der kapitalistischen Ordnung, sind wir gegen die sogenannte sich verschiedene Nationalitäten Oestreichs vertragen und es ist nicht gemeinsame Armee aus der sich nun ein selbständiges un- einzusehen, weshalb auch noch die Erziehung der Rumänen und Slovaken garisches Heer bilden will, für dessen Aufzucht Destreich roboten von Wien aus besorgt werden muß. Wir müssen loszukommen soll. Wir verwerfen jede staatsrechtliche Gemeinschaft aus- trachten, wenn wir nicht vom Völkerchaos begraben werden wollen nahmslos und vorbehaltlos. Die Socialdemokratie will jedem Destreich lebt nicht vom Patriotismus, sondern vom Irredentismus dieser zusammengekoppelten Teile Freiheit und Selbständigkeit seiner Völker.( Heiterkeit). Keine Nation gönnt der andern, daß sie schaffen damit sie sich, des harten Druces und der beeinträchti- etwas von Destreich bekommt. Wir denken immer: warum sollens genden Fessel frei, nach Maßgabe ihrer Straft und Einsicht ent- die andern besser haben?( Große Heiterfeit.) wickeln können.

-

Der staatsrechtliche Dualismus ist also ohne Nußen für Dest­Anders ist die wirtschaftliche Gemeinschaft zu beurteilen, die reich. Man spricht von der Notwendigkeit einer Großmachtpolitik für feinen überlebten Großmachtsvorstellungen entsprungen ist, sondern Desterreich. Worauf reduciert sich unsere Großmochtpolitit? Auf auch realen Bedürfnissen dient und sie auch weiterhin zu erfüllen die Thatsache einer militärischen und wirtschaftlichen Verteidigung. geeignet ist. Die Socialdemokratie Destreichs ist sich nicht im Wozu braucht man also in Destreich Soldaten? Um die Grenzen Unklaren darüber, daß zwischen der wirtschaftlichen, auf der freien zu bewachen? Deutschland , demgegenüber manche Destreicher die Entschließung der beiden Staaten beruhenden Einheit und den Nichtbewachung unsrer Grenzen vorziehen würden( Heiterkeit), ist als dauernd und unabänderlich proklamierten pragmatischen An- faturiert. Bleibt mur Rußland . Aber dieses Reich ist in einem so ge­gelegenheiten ein derartiger Zusammenhang besteht, daß die Bewaltigen socialen Umformungsprozeß begriffen, daß friegerische Mög­seitigung der staatsrechtlichen Gemeinschaft die wirtschaftliche Ver- lichkeiten für es aus der Reihe der Thatsachen geschwunden sind. bindung zu beeinträchtigen, ja aufzuheben vermag. Aber die Und die Bewachung der Balkangrenzen, die Polizei dort zu spielen, Störungen des wirtschaftlichen Bandes, die in dem periodisch ab- ist eine Aufgabe, die die Geographie den Ungarn auferlegt hat. Wenn zuschließenden Ausgleich so empfindlich auftreten, ist eben die Folge Ungarn und Destreich selbständige Staaten wären, brauchten fie der aufgezwungenen staatlichen Verbindung, in der Ungarn eine ja teine Eroberungen an einander zu machen, sondern könnten ein Minderung seiner staatlichen Souveränität empfindet und für welche militärisches Bündnis schließen. Wir schwärmen nicht für den Mili­es sich durch wirtschaftliche Konzessionen aus dem wirtschaftlichen tarismus und sehen die Notwendigkeit von Soldaten überhaupt nicht Gut Destreichs bezahlt macht. Selbständig und unabhängig ein, am allerwenigsten aber, daß man die Söhne unsres Volkes geworden, werden sich beide Staaten ungleich leichter verständigen affentieren soll zur Bewachung der ungarischen Grenzen.( Bu auseinandersetzen; von dem vergiftenden Einfluß der ſtimmung.) Nun sagt man, der Dualismus ist eine europäische Not­dualistischen Staatsform befreit, werden die Völker beider Staaten wendigkeit. Wenn die Ungarn Revolution machten, würden Ruß­ihre Interessen frei und unverfälscht zu erkennen vermögen und land und Deutschland Soldaten ausrücken lassen, um diese Störung sich zum wirtschaftlichen Bündnis zusammenfinden, in dem ihre des europäischen Gleichgewichtes zu verhindern? Aber Ungarn hat Bedürfnisse gerecht und zweckmäßig erfüllt sein werden, der Vorteil nicht nötig, heute Revolutionen im 48 er Sinne zu machen; das geht des einen nicht zum Nachteil des andern ausschlagen wird. Auch mit parlamentarischen Abstimmungen. Habsburg fann seine Politik dieses Bündnis muß die Freiheit jedes Teiles unversehrt lassen, vou 1848-51 nicht wiederholen; die heutige Revolution Ungarns voll­jedem Teile die Möglichkeit geben, die feiner wirtschaftlichen und zieht sich ungeheuer nüchtern. Wenn die Magyaren Zollschranken fulturellen Entwicklung entsprechenden Tatsachen zu schaffen; was gegen Destreich errichten, wird fein europäischer Staat deshalb es bezwecken und erhalten soll, ist nicht mehr als die Einheit mobil machen. Das heutige politische Leben ist in den Massen ver­des Zollgebietes an der beide Staaten gleichmäßig be- antert, und die Aenßerungen des politischen Lebens sind ein Be­

und