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Nr. 271. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 20. November 1908.

Kommunales.

Stadtverordneten- Bersammlung.

27. Sigung vom Donnerstag, 19. November 1903, nachmittags.5 Uhr.

12 Uhr erfolgte und man nur einige Schulzimmer und für die Vor­bereitung zum Wahlakt nur kurze Zeit benötigt habe.

Der Borsteher lehnt es ab, diese Frage in Anknüpfung an den vorliegenden Gegenstand, mit dem sie nichts zu thun habe, zuzu­lassen.

Dr. Rosinski: Er könne nur aus eignem Augenschein ers flären, daß Prof. Dr. Dührssen in der gewissenhaftesten Weise bei seinen Operationen vorgeht und ihm von beruflicher Seite feines­wegs cine Uebertretung der ihm als Arzt zustehenden Rechte vor­geworfen werden kann. Herr Prof. Dührssen sei eine der größten Für die architektonische Ausschmückung der Achen- Autoritäten auf seinem Specialgebiete. bachbrücke, wofür 80 000 M. zur Verfügung stehen, ist unter Staatsanwalt Dr. Müller: Da dieser Fall hier aufgebauscht Vorsteher Dr. Langerhans eröffnet die Sigung gegen 26 Uhr. den Mitgliedern des Architektenvereins ein Wettbewerb veranlaßt worden, wolle er erklären: es handelte sich bei dem damaligen Ver­Das Andenken des verstorbenen Stadtv. Hinz( A. L.) chrt die worden. Bon zwölf eingelaufenen Entwürfen hat der Vereins- fahren nicht etiva um einen Kunstfehler des Prof. Dr. Dührssen, der Bersammlung in der üblichen Weise. ausschuß denjenigen mit dem Kennwort Widerlager" mit eine erste Autorität ist, sondern um den Umfang einer Operation, Der Ausschuß zur Vorberatung der Anträge Nathan und dem ersten Preise ausgezeichnet. Baudeputation und Magistrat die derselbe an einer Frau vorgenommen hat, um dieser das Leben Landau  , die Eriveiterung des Kaiser und Kaiserin Friedrich  - find dieſem Urteil beigetreten, und der letztere ersucht die Ver- zu retten. Kinderkrankenhauses und die Errichtung einer Station ſammlung um ihr Einverständnis mit der Ausführung der Gerichtsarzt Dr. Störmer: Wie leicht man dazu kommen Geschlechtsfrante im Strantenhause Moabit   betreffend, ist Ausgestaltung nach dem preisgekrönten Entwurf, als dessen Verfasser kann, gewählt und hat sich konstituiert. Demselben gehören u. a. auch an der hiesige Architekt H. Krause sich ergeben hat. in ein Verfahren" verwickelt die Stadtvv. Dr. Freudenberg und Koblenzer( Soc.). Ohne Debatte giebt die Versammlung ihre Zustimmung, ge zu werden, zeigt die Thatsache, daß ich einmal gezwungen worden Die Petition des Eisenbahnbeamten Kettner, Eberty- nehmigt auch gleichzeitig ohne Diskussion die Erhöhung des war, mich wegen versuchten Giftmordes" zu rechtfertigen.( Seiter­straße 48, der irrtümlich für 1903 zur Gemeinde- Einkommensteuer jährlichen städtischen Beitrages an den Fiskus zur Verfeit.) Es handelte sich um eine Verrückte, die behauptete, ich hätte voll beranlagt worden ist, um 3uri derstattung der schon schönerung des Tiergartens von 30 000 auf 50 000 Mart. fie durch vergiftetes Papier töten wollen.( Seiterfeit.) bezahlten Steuer beantragt der Petitionsausschuß, trotzdem Schluß 7 Uhr. der Petent die Reklamationsfrist nicht innegehalten hat, dem Magistrat zur Berüdsichtigung zu überweisen. Es handelt fich um einen Betrag von 8 Mark.

für

Stadtv. Preuß( N. 2.) beantragt Verhandlung des Gegenstandes in öffentlicher Sigung. Stadtv. Wallach( A. 2.) bekämpft diesen Antrag, Stadtv. Esmann( Fr. Fr.) unterstützt ihn dagegen. Die Mehrheit entscheidet für öffentliche Verhandlung.

Referent Dr. Preuß stellt fest, daß es sich hier nur um die Ent­scheidung der Frage handle, ob unter allen Umständen die Fristverfäumnis das Eingehen auf den sachlichen Inhalt des Betitums verbiete oder ob unter Umständen solches dennoch statthaft sei. Die Ausschußmehrheit habe entschieden, daß in diesem Fall, wo der Irrtum die städtische Verwaltung treffe, aus Billigkeitsgründen eine Ausnahme gemacht werden sollte.

Stadtrat Tourbié bestreitet, daß ein Irrtum oder auch nur eine Unregelmäßigkeit vorliege. Gehe man soweit wie die Ausschuß­mehrheit, dann verliere die Fristfestsetzung jede Bedeutung.

Der Kampf ums Majorat.

Siebzehnter Tag.

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Rechtsanwalt Chodziesner: Es hat mir ganz fern ge legen, aus der erwähnten Thatsache gegen Herrn Professor Dührssen etwas folgern zu wollen. Ich wollte nur zeigen und das ist mir gelungen daß, wenn ein Mann wie Professor Dührssen fälschlich angeklagt werden kann, auch ein Mann wie der Graf Kwiledi vor Nach Eröffnung der heutigen Sigung durch Landgerichts- 40 Jahren ohne Grund in ein Verfahren verwickelt werden konnte. Direktor Leuschner wiederholt die Zeugin Cäcilie Meyer auf Ich weise es zurück, daß uns Motive untergeschoben werden, die wir Aufforderung des Vorsitzenden nochmals die Personalbeschreibung thatsächlich nicht haben. derjenigen Frau, an die sie s. 3. ihr Kind verkauft hat. Sie schildert diese als eine ältere Dame von 60 Jahren, deren Gesicht nicht von Koczorowska nochmals genaue Auskunft über die Erster Staatsanwalt Steinbrecht   will von der Zeugin Frau länglich, sondern rund gewesen sei. Der Vorsitzende legt ihr eine alte Photographie der verstorbenen Frau Andruszewska vor und die Vorgänge vor der Geburt Zeugin erklärt, daß die bewußte Dame wohl so ausgesehen habe, haben. Die Zeugin bekundet, daß sie am Nachmittage vor der Ge­aber etiva 30 Jahre älter gewesen sei, als die Frau auf der burt des Knaben mehrere Stunden Einkäufe besorgt habe. Als sie Photographie. Auf Befragen des Ersten Staatsanwalts vegging, babe die Gräfin noch nicht über Schmerzen geklagt. Steinbrecht   erklärt die Zeugin, daß fie dem Kinde Erster Staatsanwalt Steinbrecht   findet es auffällig, daß die Papiere, wie Taufzeugnis 2c. nicht mitgegeben habe. Beugin fünf Stunden zur Stadt ging, obgleich die Entbindung Rechtsanwalt Chodziesner: Trotzdem haben die betr. Damen, tündlich zu erwarten war. Beugin: Die Hebamme war ja da die das Kind abholten, gewußt, daß es sich um ein nicht neugeborenes und die beiden Frauen. Erster Staatsanwalt Steinbrecht  : Kind handelte, denn die Zengin hat früher schon ausgesagt, daß die Wer hat Ihnen bei Ihrer Zurückunft mitgeteilt, daß der Zeitpunkt Damen zuerst geäußert hätten, das Kind sei eigentlich schon etwas der Entbindung gekommen zu sein scheine? 3engin: Die zu groß. Beugin Meyer giebt zu, daß die Damen über das Gräfin selbst sagte, sie spüre die ersten Wehen, und da habe ich gleich Alter des Kindes wohl durch die Hebamme Moll unterrichtet ge- an die Tochter und Dr. Rosinski depeschiert. Erster Staatsanwalt wesen sein mögen. Steinbrecht  : Wie fam es, daß Sie gerade beim Geburtsaft nicht Damit ist der Uebergang zur Tagesordnung über die Petition die in per legten Gigung verlesene Auskunft der Oberpostdirektion 8eugin: Ich war dann selbst erschöpft. Erster Staatsanwalt Steinbrecht   fommt noch einmal auf dabei waren, sondern um fünf Uhr morgens das Bett verließen? ausgesprochen. Die Gräfin hat Auf dem städtischen Gelände zwischen Stephan, zurück. Wie er aus den Zeitungen ersehen, scheine irrtümlich an- die Nacht über sehr geschrien. Erster Staatsantvalt tein= Berleberger und Quizo w straße foll, um dem Bedürfnisse genommen zu werden, daß diese Auskunft auf das von der Gräfin   brecht: Welche Vorkehrungen hatten Sie denn für die Geburt der katholischen Einwohner des östlichen Moabit   entgegen- an den Dr. Rosinski gerichtete Telegramm sich bezogen habe. Dies getroffen? Bengin: Ich war doch überhaupt nicht dazu da, zukommen, eine Gemeindeschule von 16-20 Klaffen erbaut treffe nicht zu. Die Auskunft bezog sich nur auf zwei von der Ver- mich damit zu befassen, ich war nur aus Freundschaft anwesend. werden. Dabei ist gleichzeitig die Vergrößerung des angrenzenden teidigung eingereichte Telegramme, die beweisen sollten, daß Ver- Staatsanwalt Dr. Müller: Haben Sie sich einmal dahin geäußert, Turnhofes der V. Stealschule um ca. 210 Quadratmeter an der zögerungen in der Bestellung von Telegrammen vorkommen. die Gräfin habe so tomisch geschrien, daß Sie und Frau Moczewska Quizowstraße in Aussicht genommen. Der selbstlose Graf Hektor  . sich vor Lachen gewälzt haben? Zeugin bezweifelt, daß sie Graf Heftor v. wile di tritt vor und bittet mit Rücksicht entspinnt sich darüber, wer den Eimer mit der Nachgeburt aus dem etwas Derartiges gesagt haben könnte. Eine längere Erörterung zutreffende Darstellungen enthalten sind, folgende Erklärung ab- Justizrat Wronter: Hatten Sie größeres Interesse für die Gräfin, darauf, daß in der Presse, namentlich in der Warschauer, un- Zimmer getragen hat. Die Zeugin weiß das jetzt nicht mehr. geben zu dürfen: oder dafür, wer mit dem Eimer in der Hand Ihnen in der Thür

Stadtv. Wallach pflichtet den Ausführungen des Stadtrats bei, besgleichen Stadtv. Bamberg  ( A. L.), dieser unter dem gleichzeitigen Ausdruck des Bedauerns, daß auf diese Weise dem Petenten vielleicht Unrecht gefchehe.

Nachdem auch Stadtv. Esmann sich kurz in gleichem Sinne ge­äußert, wird der Ausschußantrag abgelehnt.

Stadtv. Wallach beantragt Ausschußberatung und bezieht sich zur Begründung u. a. auf die zeitige Finanzlage.

Stadtrat Schäfer macht dagegen geltend, daß in Moabit   noch drei Mietsschulen mit 68 Klassen vorhanden sind.

Stadtv. Geride( Fr. Fr.) befürwortet den Magistratsantrag. Die Vorlage geht an einen Ausschuß. Mit

dem freihändigen Erwerb des Grundstück Rüdersdorferstr. 70, Ede Brombergerstraße, zu Straßen Iandzweden für den Preis vou 70 m. pro Quadratmeter 95 830 M. hat sich der eingesetzte Ausschuß einverstanden erklärt. Die Versammlung giebt ebenfalls ihre Zustimmung.

Nach einem vom Stadtv. Kyllmann am 3. d. M. mit Unter­ftügung jämtlicher bürgerlichen Fraktionen eingebrachten Antrag soll der Magistrat aufgefordert werden, mit der Fertig stellung des IX. Nadialsystems schleunigst vorzu­gehen.

Stadtv. Kyllmann( Fr. Fr.): Mit der Ausführung des IX. Radial­systems sei schon 1887 begonnen worden. Vor zehn Jahren seien die ersten Häuseranschlüsse erfolgt. Bisher seien erst 500 Häuser an­gefchloffen, 2000 tönnten noch angeschlossen werden. Die Fertig ftellung werde durch technische Schwierigkeiten schwerlich gehindert, aber der Magistrat scheine Kanalisierung nicht für notwendig zu halten, so­lange das Terrain nicht bebaut sei. Praktischer wäre doch, nach dem Muster der Vororte vorweg zu kanalisieren, um die Bebauung zu fördern, fast treibe man ja mit Gewalt die Leute in die Vororte. Stadtbaurat Krause: Die Ausführung wird dadurch gehindert, daß das Straßenland nicht frei liegt. Der Bebauungsplan wird geändert werden müſſen, da die Bauquartiere desselben zu groß find. Verhandlungen in dieser Richtung schweben mit verschiedenen Adjacenten, ihr Ausgang ist aber ungewiß. Auch der Fiskus kommt hier in Betracht.

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1. Nicht wir, sondern die angeklagten gräflichen Eheleute haben entgegentritt?-3eugin: Natürlich für die Gräfin. Professor Kindes den Gerichten zu übertragen, indem sie den Vorschlag meines einander, daß er in dem von der Verteidigung erwähnten Fall es für angezeigt erachtet, die Entscheidung über die Legitimität des Dihrijen fetzt dann auf Verlangen der Staatsanwaltschaft aus­Vaters, die Angelegenheit in dem diskreten Rahmen einer Erörterung völlig einwandsfrei gehandelt habe und giebt weiter sein Gutachten im engsten Familientreise zu prüfen, abgelehnt hatten. Nachdem dahin ab, daß auch Dr. Nofinski keinerlei Tadel treffen könne. aber die Sache auf Anregung des gräflichen Ehepaares zur öffent­lichen Besprechung bei Gerichten gelangte, mußte man mit Es folgt eine Pause. logischer Konsequenz verlangen, daß auch auf dieselbe Weise das gesamte uns durch dritte Personen enthüllte Material zur Ab­urteilung gelange.

2. Trotz meiner hier wiederholt abgegebenen Versicherung, daß meine Thätigkeit nicht durch Rücksichten auf petuniäre Vorteile ver­anlaßt war, sind Zweifel an der Aufrichtigkeit meiner Worte erhoben worden. Um einen flaren Beweis für meine Absichten zu liefern, erkläre ich hiermit feierlich, daß ich auf das Majorat Wroblewo, falls die Frage an mich herantreten sollte, für meine Person ver­zichten werde.

Der Eid im frommen Polen  .

Rechtsanwalt Chodziesner: Die Verteidigung hätte ge­wünscht, daß die Staatsanwaltschaft von der Entsendung des Herrn von Tresckow   nach Warschau   der Verteidigung Mitteilung von dieser überraschenden Thatsache gemacht hätte. Samit sie dem Herrn auch einige Wünsche im Interesse der Angeklagten mit auf den Weg hätte dem Antrag des Staatsanwalts Stellung zu nehmen. geben können. Die Verteidiger bitten umt eine furze Pause, um zu

Kriminalkommissar v. Tresckow   in Warschau  . Nach Wiedereröffnung der Sigung teilt Erster Staatsanwalt antragt, einen Kaufmann Gordon aus Warschau  , in Firma Steinbrecht   folgendes mit: Er habe vor einigen Tagen be­Gordon u. Co., über die Hebamme Ewell zu vernehmen. Der Gerichtshof habe beschlossen, den Kaufmann Gordon zu laden. Um ganz sicher zu gehen, habe die Staatsanwaltschaft an dem Tage des Gerichtsbeschlusses Herrn Striminalkommissar v. Tresckow   nach Warschau   entsandt. Dieser hat daselbst den Sohn der verstorbenen Hebamme Cwell, den Mechanifer Cwell, vernommen und, wie sich aus dem darüber aufgenommenen Protokoll ergiebt, hat dieser Stoffka, der vier Jahre in Wronte amtiert hat, darüber ver- frankhaftem Zustande nach Warschau   zurückgekehrt und habe Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird der Amtsrichter folgendes befundet: Seine Mutter sei seiner Zeit aus Berlin   in nommen, welcher Art die dort in Prozessen der Gräfin auftretenden sich sofort ins Bett gelegt. Sie habe ihm gefagt, daß sie ihres Zeugen gewesen seien. Er befundet, daß die gegen die Gräfin ein- angegriffenen Zustandes wegen die Entbindung nicht habe vor­einem Prozeß, in welchem immer gleich zehn Zeugen auf der einen vorgenommen worden, könne fie nicht sagen. Später, als die Mutter gereichten Raufflagen nicht abrissen. Er macht Mitteilungen von nehmen können; durch welche Hebamme die Entbindung Seite mit Bekundungen auftraten und diese beeideten, während ihnen auf dem Sterbebette lag, habe sie ihm noch etwas Wichtiges mit­gleich zehn Zeugen gegenüber traten, die genau das Gegenteil beeideten. teilen müssen. Diese Mitteilung habe aber nicht mehr stattfinden Der Antrag wird hierauf einem Ausschuß überwiesen. Er habe damals die volle richterliche Ueberzeugung gehabt und diese können, dem als er anfam, sei die Mutter schon tot gewesen. Der Dem wiederholten Andrängen der Versammlung nachkommend auch im Urteil ausgesprochen, daß mit Rücksicht auf die Beschaffen Erste Staatsanwalt beantragt, über diese hochwichtige Thatsache den hat der Magistrat zum Zwecke der Heranziehung eines geheit der dortigen Zengen beiden Teilen keinerlei Glauben bei- Kriminalkommissar v. Treschow zu vernehmen. eigneten ärterpersonals in den städtischen Kranken- umeffen sei. Der Nachweis des Meineides sei aber nicht gelungen. häusern die Errichtung einer städtischen Pflegerinnen Staatsanwalt Dr. Müller: Weiß der Zeuge etwas davon, schule im Krankenhause Moabit zum 1. Januar 1904 vorgeschlagen. daß gegen den angeklagten Grafen v. Wefiersfi- wilecki einmal ein Er legt die Entwürfe von Sagungen für 1. die Ausbildung das ist mir nicht bekannt. Verfahren wegen Brandstiftung geschiebt hat? 8euge: Nein, und Anstellung von Schwestern für den Krankenpflegedienst der Stadt Berlin  , 2. die Oberin der städtischen Schwestern- Dr. Störmer, sich darüber zu äußern, welche Stellung Herr Erster Staatsantvalt Steinbrecht: Ich bitte Herrn schaft, sowie den mit rund 11 700 W. abschließenden Nachtrags Etat für den Betrieb der Schule und für die Dr. Rosinski bei der angeblichen Geburt am 27. Januar in der Nach kurzer Beratung der Verteidiger erklärt Justizrat Wronter: Ingebrauchnahme der beiden neuen Wohngebäude für männliches Privatwohnung der Gräfin eingenommen hat. Es scheine dem Gegen die Vernehmung des Herrn v. Treskow hat die Verteidigung und weibliches Pflege- und Dienstpersonal für die Zeit vom Dr. Rosinski vorgeworfen zu werden, daß er nicht energisch genug nichts einzuwenden. Der Umstand, daß Frau Ewell krank war, 1. Januar bis 31. März 1904 vor. die Untersuchung der Gräfin bezw. des Kindes gefordert, sondern hinderte nicht, daß sie die Entbindung vorgenommen haben kann. Stadtv. Nathan( N. L.): Wir können den Antrag des Magistrats sich bei der ablehnenden Bemerkung der Gräfin beruhigt habe. Uebrigens ist schon durch andre Zeugen, wie Frau v. Koszorowska, nur mit besonderer Freude begrüßen. Wir sind stets von der Ansicht Gerichtsarzt Dr. Störmer: Er würde genau so gehandelt bezeugt worden, daß Frau Cwell die Entbindung vorgenommen; ausgegangen, daß es das beste wäre, allmählich das männliche haben, wie Dr. Rosinski, der als Hausarzt seine Pflicht völlig ge- dem gegenüber erscheint die Bekundung des Sohnes ganz um= Wärterpersonal durch das weibliche zu ersetzen, und diesem Bestreben than habe und keine Veranlassung hatte, gegen den Willen erheblich. tommt die Vorlage entgegen. Wir beantragen aber zur Prüfung der Dame, bei der er eine gute Hausarztstelle inne hatte, ärztliche Rechtsanwalt Chodziesner: Es steht doch auch fest, daß damit vielleicht diese seine Dr. Rosinski die Ewell gesehen hat, ebenso der Propst Dr. von der Einzelheiten Ausschußberatung. Wesentlich sind dafür zunächst Verrichtungen vorzunehmen und die Zweifel darüber, was den Schwestern an Naturalien bei der Hausarztstelle zu riskieren. Jazdzewski. Ruhegehaltsberechnung angerechnet werden soll; es bestehen darüber Borsigender: Die beiden Herren haben doch nur eine magistratliche Bestimmungen, die uns aber nicht mitgeteilt worden Rechtsanwalt Chodziesner: Nachdem der Herr Staats- Hebamme gesehen. sind. Ein andrer Punkt ist die Ferienfrage. Es muß gefordert anwalt hier einen Zeugen gefragt hat, ob ihm bekannt sei, daß Kriminalkommissar v. Treskow befindet, er sei am Montag­werden, daß allen Pflegerinnen ein Urlaub in jedem Jahre zusteht. gegen den Grafen   Besiersti- twiledi einmal nämlich im Jahre abend auf Veranlassung des Ersten Staatsanwalts nach Warschau  Es verlautet ja, daß der Magistrat solche Ferien gewähren will; 1865 ein Verfahren wegen Brandstiftung geschwebt, muß ich eine gefahren mit dem Auftrage, sich nach dem aber darüber steht nichts in den Satzungen. Frage stellen, die die Verteidigung gern unterdrückt hätte. Ich frage Kaufmann Gordon also Herrn Dr. Störmer: 3st ihm bekannt, daß gegen einen in zu erkundigen und ihn zu fragen, ob er bereit wäre, nach Berlin   zu diesem Prozeß aufgetretenen medizinischen Sachverständigen, nämlich kommen. Seine Frau erklärte aber, daß ihr Mann seit vier Wochen den Prof. Dr. Dihrssen, einmal ein Verfahren wegen fahr- nach dem Innern von Rußland   verreist sei. Dann habe er den lässiger Körperverlegung unter Bernachlässigung seiner Berufspflicht Sohn der Hebamme Ewell aufgesucht und sich ihm vorgestellt. gefchwebt hat? Civell, den er für einen ehrenhaften, achtbaren Mann halte, wollte zuerst gar nichts sagen, die ganze Sache schien ihm lästig zu sein und erst nachdem sich Zenge durch ein Schreiben des Polizei­präsidiums legitimiert, sei Ewell mit ihm nach dem deutschen Generalkonsulat gegangen, um dem Zeugen dort Rede zu stehen. Rechtsanwalt Chodziesner: Es genügt uns, festzustellen, Er habe dort die Befundungen gemacht, die der Erste Staats­daß die fönigl. Staatsanwaltschaft einmal gegen den Sachverständigen, anivalt Steinbrecht   schon im wesentlichen mitgeteilt hat. den sie in diesem Prozeß vorführt, eine Auflage erhoben hat. Civell sei bereit, feine jezige Aussage jeder Zeit vor Staatsanwalt Dr. Müller: Das Verfahren war damals doch einem Warschauer oder deutschen Gericht zu beschwören. Seine auch wesentlich im Interesse des Professors Dr. Dührjfen eingeleitet Mutter sei mit Frau v. Roszorowska nach Berlin   gereist, um bei worden, um eine Sache, bei der Haß und Verfolgungssucht die einer hochstehenden Dame eine Entbindung zu vollziehen. Die Triebfeder waren, zum Austrag zu bringen. Mutter sei etwa 8 bis 14 Tage abwesend gewesen und frank zurück­Erster Staatsanwalt Steinbrecht  : Da die Bemerkung des gefehrt. Sie habe ihm gesagt, sie habe die Hebamme, die die Herrn Verteidigers vielleicht dahin wirken könnte, die Autorität des Gräfin entbunden, überhaupt nicht zu Geficht bekommen, auch ihren Professors Dr. Dührssen zu erschüttern, so ersuche ich Herrn Namen nicht erfahren. Viel Geld will seine Mutter von der Gräfin Dr. Rosinski, der seinen hiesigen Aufenthalt dazu benutzt, um nicht erhalten haben, sie meinte, wenn sie die Entbindung geleitet gynäkologische Studien zu machen, sich über Professor Dr. Dühessen hätte, hätte die Gräfin mehr bezahlen müssen. Ewell habe weiter zu äußern. bekundet, daß ein Herr ihn habe aushorchen wollen und ihm für

Stadtv. Sachs(. 2.) spricht fich ebenfalls für Ausschuß Beratung aus. Stadtrat Weigert: Die städtischen Schwestern von Berlin  wollen wir so stellen, daß sie eine Pofition erhalten, die es ermög­licht, gebildete Damen in diese Schwesternschaft zu bekommen. Wir haben daher auch die Gehälter so normiert, daß sie gegenüber den­jenigen, welche z. B. Charlottenburg zahlt, aufgebeffert erscheinen. Auch bezüglich des Ruhegehalts und des Urlaubs werden wir die hervorgetretenen Bedenken zerstreuen können.

Die Vorlage geht an einen Ausschuß. Dieser Beschluß kommt aber erst zu stande, nachdem vorher der Antrag auf Ausschuß­beratung und darauf auch die Vorlage selbst abgelehnt worden ist, worauf auf Antrag Cassel die Abstimmung, weil die Fragestellung nicht überall verstanden sei, wiederholt wird.

Im Anschluß an die Mitteilung des Magistrats, daß dieser dem Beschluß der Versammlung, wegen der Vermeidung der durch den plöglichen Ausfall des Schulunterrichts entstehenden Schädigungen bei den Aufsichtsbehörden vorstellig zu werden, bei getreten ist, wirft

Stadtv. Raft( A. L.) die Frage auf, aus welchen Gründen am Wahltage der Schulunterricht ausgefallen ist, da doch die Wahl erst um 2 Uhr begonnen habe, der Schulschluß dagegen doch um

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Alte Geschichten.

Dr. Störmer: Ja, ein solches Verfahren hat geschiebt, es hat mit Freisprechung geendet, nachdem eine Reihe sehr berühmter Gynäkologen das Vorgehen des Prof. Dr. Dührssen als berechtigt anerkannt hatten.