Nr. 277. 20. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Stadtverordnetenwahlen
finden in der dritten Wählerklaffe
heute, am 27. November
von morgens 9 bis abends 8 Uhr in den folgenden KommunalWahlbezirken statt, in denen die dabei benannten Kandidaten seitens der Socialdemokratie aufgestellt sind:
2. Kommunal- Wahlbezirk: Waldeck Manaffe.
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8.
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Bernhard Bruns. Franz Kokke.
Hermann Schubert.
Hermann Borgmann.
Wilhelm Gründel.
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42.
Karl Anders.
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Ferdinand Ewald.
43. 47.
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Richard Augustin.
Die Parteigenoffen, welche heute helfen wollen, werden ersucht, sich an folgenden Stellen einzufinden: 1. Wahlkreis: Morgens 8 Uhr im Central- Wahlbureau bei Glaue, Krausenstr. 18. 2. Wahlkreis. Morgens 8 Uhr: 5. Kommunalbezirk bei Kumte, Bülowstr. 59( Central Bureau); 8. Kommunalbezirk, die Stadt bezirke 67, 70 bei Seidel, Mittenwalderstr. 16; Stadtbezirke 68, 69, 71 bei Scholz, Zoffenerstr. 1( Central- Bureau); Stadtbezirke 72, 73, 74 bei Wolf, Plan- Ufer 27.
3. Wahlkreis. Morgens 8 Uhr für den 17. Bezirk: Restaurant Wolf, Prinzenstr. 23; Restaurant Aßmuß, Prinzenstr. 59; für den 18. Bezirk: Restaurant Wendt, Alexandrinenstr. 39; Restaurant Bessel, Sebastianstr. 38. Die Parteigenossen aus andern Wahlkreisen, welche sich uns noch zur Verfügung stellen wollen, werden ersucht, fich nach der Centrale, Alexandrinenstr. 39, zu begeben.
Freitag, 27. November 1903.
mir das Eßbesteck fortgenommen. Wollte ich nachher noch etwas ge- führungsobjekte in den erwähnten Prozessen kaum in Betracht nießen, so mußte ich mit den Fingern essen. Abscheulich, nicht wahr? werden diese Menschenkategorien aber von dem konservativen Blatt Sehen Sie mich nicht an! Ich bin arm wie Hiob , habe nichts in moralischer Hinsicht für so haltlos gehalten, daß aus dem zum Anziehen. In der Haft schrieb ich viele Briefe, las alle bösen Beispiel heraus noch mehr solcher Sensationsprozesse zu Beitungen, freilich nur deutsche, die polnischen waren mir ver- erwarten wären?
Aus Induftrie und Handel.
boten, und sogar eine Handarbeit habe ich gemacht. In einem fleinen Koffer hatte ich meine nötigen Toilettesachen, nur der Gebrauch von Schere und Nadeln war mir untersagt. Von Januar bis Juli habe ich mit niemandem im Untersuchungsgefängnis sprechen dürfen. Erst dann erhielt ich die Erlaubnis, Saatenstand in Deutschland . Um die Mitte des Monats November mit den Oberauffeherinnen während der vorgeschriebenen Promenade war der Stand der Saaten in Deutschland nach der amtlichen zu sprechen." Statistik( Nr. 1 sehr gut, Nr. 2 gut, Nr. 3 mittel( durchschnittlich),
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die
Weizen Winterspelz November 1903 2,3 Oktober 1903 November 1902
Roggen
Junger Klee
2,1
2,3
2,3
2,4
2,1
2,4
2,2
2,6
2,4
2,8
2,4
1901
2,2
2,3
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2,1
2,5
1900
2,3
2,0
2,3
2,3
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Der Prozeß verursachte auch gestern noch mancherlei Auf- Nr. 4 gering, Nr. 5 sehr gering): regung im Kriminalgerichts- Gebäude, insbesondere im Raum der Gerichtskasse, die noch von zahlreichen Personen behufs Auszahlung der Zeugengebühren in Anspruch genommen wurde. Daß es dabei zu vielfachen Auseinandersetzungen und Beschwerden über die Berechnung der Zeugengebühren kommt, ist selbstverständlich. Zu den Personen, die mit der für sie herausgerechneten Geldsumme nicht zufrieden waren, gehörte Haupt- Dazu heißt es in den Bemerkungen des Reichs- Anzeigers": belastungszeugin Hedwig Andruszewska, bei welcher als Während in nordwestlichen Deutschland das schon seit Anfang entgangener Arbeitsverdienst die Summe von 1,50 Mark pro Oktober herrschende, überwiegend nasse Wetter noch bis Ende desselben Tag angenommen war. Sie beanspruchte einen höheren Sazz, Monats anhielt und infolgedessen die Fortsegung und Beendigung da sie in ihrer Heimat einen höheren Tagesverdienst habe, mußte der unterbrochenen Bestellungsarbeiten sehr verzögert wurden, trat sich aber mit dem Hinweise begnügen, daß sie bei Gericht schrift- in dem übrigen Deutschland schon Mitte Ottober ein Umschwung zum Lich einkommen solle. Auch der kleine Graf erschien in Begleitung Besseren ein; mildes, schönes Herbstwetter, das die ganze Berichtsder beiden Komtessen an der Gerichtskasse, da auch für seinen und periode hindurch anhielt, förderte hier die Bestellung und begünstigte feiner Begleiterin Aufenthalt in Berlin nicht unbedeutende Kosten die Entwicklung der frühen, sowie das Keimen der späteren Winterentstanden waren, die nun durch die Gerichtskasse ersetzt wurden. saaten. Nachtfröste tamen nur vereinzelt vor. Aus allen Gegenden Als die Komtessen mit der unschuldigen Hauptperson des tamen Klagen über das zahlreiche Auftreten von Feldmäusen, die eine Droschte bestiegen, wurde die Gruppe vom Straßen- Fast ebenso verbreitet zeigt sich die Ackerschnecke. langwierigen Prozesses das Gerichtsgebäude verließen und stellenweise schon Anlaß zu Umpflügungen oder Nachsäungen gaben. publikum erkannt. Im Nu var die Droschke von einer großen Menschenmenge umlagert, die dem zukünftigen Majoratsherrn von sich schön entwickelt und kräftig bestockt und gehen, abgesehen von Die schon im September in die Erde gebrachten Saaten haben Wroblewo und seinen Begleiterinnen deutlich ihre Sympathie bestellenweisen Schädigungen durch Mäuse oder Schnecken, gut in den fundete. Unter der Verzögerung des Kwileci- Prozesses durch die Winter über. Die erst nach der langen Regenperiode gefäten HalmHercitierung des Zeugen Ewell und andrer Zeugen aus Warschau früchte, und zwar der größere Teil des Weizens, aber auch ein hat auch die gestern begonnene neue Schwurgerichtstagung zu leiden erheblicher Teil des Roggens, lagen am Schlusse der Berichtsgehabt. Sie sollte schon am Montag ihren Anfang nehmen; Hals periode teils noch im Keime, teils waren sie erst in den letzten über Kopf mußten aber die Geschworenen abbestellt und die ersten Tagen aufgelaufen. In einigen Gegenden, in denen der Boden frei wurde. Termine aufgehoben werden, da der Schwurgerichtssaal erst gestern besonders stark durchnäßt war, ist die Herbstaussaat noch nicht beendet.
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Die Entlastungszeugin Frau Wieckowska aus Wroblewo, die, wie wir seiner Zeit berichteten, auf den Antrag des Ersten Staats- Kohlensyndikat. In der gestrigen Zechenbesizer- Versammlung anwalts Dr. Steinbrecht unter dem dringenden Verdacht des des Kohlensyndikats wurden der Rheinisch- Westfälischen Zeitung Meineides und der Begünstigung im Laufe des neunten Ver- zufolge die Richtpreise für Kohlen, Coats und Briketts unverändert handlungstages verhaftet worden war, ist gestern mittag aus dem wie bisher festgesetzt. Die Abgabe und die Entschädigung für den Untersuchungsgefängnis entlassen worden. Sie Mehr- und Minderabfaz für das letzte Vierteljahr wurde auf 1 M. Bierter und fünfter Wahlkreis. 24. Bezirk bei Paul Litfin, hatte im Gegensaß zu ihrer früheren vor dem Untersuchungsrichter reip. 1,50 M. angeſetzt; ebenso wird die Höhe des Strafgeldes für Warschauerstr. 61; H. Baumgarten, Königsbergerstr. 7; Oskar beschworenen Aussage in der Hauptverhandlung eidlich bekundet, jede Tonne der an die Beteiligten nicht gelieferten Menge auf 2 M. Blume, Stralauer Allee 31b. 25. Bezirk bei Otto Frante, 3orn- daß die alte Aniela Andruszewska am Tage der Geburt des kleinen pro Tonne beſtimmt. dorferstraße 8. 28. Bezirk bei Schulze, Weberstr. 40a; Post, Jofeph Stanislaus in Wroblewo anwesend war. Die Verhaftung Fliederstr. 5, und im Centralbureau, Rosenthalerstr. 57( fünfter dieser Zeugin hatte, wie wir seiner Zeit berichteten, dem bekannten Kreis). Juristen Justizrat Staub Anlaß zu Betrachtungen über Mängel in Bierter Wahlkreis früh 72 Uhr auch bei Pitsch, Lübbenerstr. 1 Boruntersuchungs- Verfahren gegeben. ( Fernsprecher Amt IV Nr. 1709). Assessor Müller, der als Vertreter des Zweiten Staatsanwalts Fünfter Wahlkreis. Freiwillige Hilfskräfte für die Stadt- stieß, sollte nach Elberfeld strafversezt werden, doch hat er es, wie Fünfter Wahlkreis. Freiwillige Hilfskräfte für die Stadt- den Geschwornen in seiner Anklagerede so ungeschickt vor den Kopf verordnetenwahl wollen fich früh von 8 Uhr an bei Belter, Neue bas, Berl. Tageblatt" ebenfalls meldet, vorgezogen, seinen Ab Königstr. 60, melden. schied aus dem Staatsdienst zu nehmen.
Sechster Wahlkreis. Früh 8 Uhr: 31. Bezirk: Behrend, Chorinerstr. 7; Wernau , Schwedterstr. 23( Amt III, 586); Fiedler, Saarbrückerstr. 6. 37. Bezirk: Korff, Elisabethkirchstr. 18; Weigmann, Bernauerstr . 94; Dieke, Ackerstr. 123( Amt III, 5114). 39. Bezirk: Aeissen, Gartenstr. 101; Michaelis, Eichendorffstr. 21; J. Kaiser, Pflugstr. 6( Amt III, 5422). 42. Bezirk: St. Streit, Kirchstr. 22. 43. Bezirk: K. Fischer, Waldstr. 8( Amt II, 660). 47. Bezirk: August Doyé, Müllerstr. 32a; Herm. Schwandt, Seestraße 25; Adolf Abendroth, Badstr . 42/43; Joh. Fricke, Marstr. 13b ( Amt II, 3157).
Die Genossen, welche nicht den ganzen Tag helfen können, werden gebeten, sich wenigstens nachmittags besonders zwischen 5 und 6 Uhr in obigen Lokalen zur Verfügung zu stellen.
Parteigenossen, beteiligt Euch zahlreich an der Agitationsarbeit! Wer es irgendwie einrichten kann, übe sein Wahlrecht schon vormittags aus!
Die socialdemokratischen Wähler der ersten und zweiten Abteilung werden ersucht, morgen und übermorgen in allen zur Wahl stehenden Bezirken ihre Stimmen auf den Genossen Paul Singer zu bereinigen.
Heute abend 8 Uhr finden zur Berkündung des Resultats der Stadtverordnetenwahl in Berlin Volksversammlungen statt, und zwar in folgenden Lokalen: Industrie- Festsäle, Beuthstr. 20/21; Habels Brauerei, Bergmannstraße 5-7; Königshof, Bülowstraße 37; Dresdener Kasino, Dresdenerstr. 96; Urania- Säle, Wrangelſtr. 9/10; Königsbank, Große Frankfurterstr. 117; Schüßenhaus, Linienstr. 5; Fröbels Allerlei- Theater, Schönhauser Allee 148; Wilke, Brunnenstraße 188; Schmidt, Gartenstr. 9; Lehmann, Schulstr. 29; KronenBrauerei, Alt- Moabit 47-49. 3Zahlreichen Besuch erwarten Die Vertrauensleute.
Der Prozeß Kwilecki
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bewegt die Gemüter der Reichshauptstadt natürlich noch lebhaft. Wenn man den in dieser Angelegenheit einlaufenden Berichten trauen darf, so ist die Gräfin als die eigentliche Hauptperson des Dramas ungefähr in der Lage des Grafen Waldersee, als dieser nach China zog, wobei natürlich der Unterschied zu vermerken ist, daß der Weltmarschall damals seine Lorbeeren aus offiziellen und offiziöfen Streifen auf Vorschuß Borschuß erntete, wogegen die Gräfin für ein hinter ihr liegendes Martyrium der Bevölkerung als Heldin des Tages gefeiert wird. Dame war für die Reportage natürlich ein fetter Bissen und mußte fich von einer Mitarbeiterin des Berliner Tageblatt" gestern früh interviewen laffen. Das wäre an sich belanglos, beachtenswert ist aber, daß die Gräfin dem erwähnten Besuch außer 200 Glückwunschtelegrammen den folgenden, vom 24. November, also dem Tage vor der Freisprechung datierten Brief ihres lieben Feindes Hektor Kwilecki zeigte: Herrn Justizrat Wronker. Hochwohlgeboren.
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Bevor der Richterspruch gefällt worden ist, fühle ich mich verpflichtet, folgende Erklärung abzugeben: Ich bin durch den Gang der Verhandlungen zur Einsicht gelangt, meine Verwandte auf Grund von mir nicht zu beweisender Thatsachen beschuldigt zu haben. Nachdem ich dieses ausspreche, ersuche ich Euer Hochwohlgeboren ergebenst, den beteiligten Personen dieses mitteilen zu wollen; auch hoffe ich, daß dieselben meinen Irrtum werden entschuldigen wollen. Hochachtungsvoll
Heftor Kwiledi.
Die Verteidigung hat bekanntlich in der Verhandlung von diesem fenfationellen Brief feinen Gebrauch gemacht. Ueber ihre Behandlung
im Untersuchungsgefängnis fagte die Gräfin u. a.: Das schlimmste für mich während der Untersuchungshaft
In der Presse giebt sich nur eine Stimme der Befriedigung über den Ausgang des Prozesses zu erkennen. Bemerkt sei u. a. eine Mitteilung der" Voss. 3tg.":**
Der Absatz blieb im Monat Oktober gegen die Beteiligung um rund 22 Proz. zurück. Die Förderung weist gegen September eine Steigerung von 1,81 Proz. und gegen Oftober des Vorjahres eine folche von 7,93 Proz. auf. Die Förderung betrug im Oktober 4942 540 Tonnen in 27 Arbeitstagen, das ist 183 057 Tonnen pro um 13 442 Tonnen gestiegen. Der arbeitstägliche Versand an Rohlen, Tag und ist gegen September um 3252 Tonnen, gegen Oktober 1902 Coats und Briquetts betrug 16 739 Doppelwaggons und stieg gegen September 1903 um 138 Doppelwaggons und gegen Oftober 1902 um 1023 Doppelwaggons.
Stahlwerksverband. Auch die„ Kölnische Zeitung " weiß von ernsten Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen zu berichten, Die Geschworenen haben mit Dpferfreude ihres Amtes ge- die sich zu einem Stahlwerksverband zusammenschließen wollten. waltet; sie haben auch Verständnis für die Vorgänge und für die Wie sie bestätigt, ist bei den letzten Verhandlungen über den StahlPersonen bewiesen und sich in ihrem eigenenllrteil durch nichts beirren werksverband eine Spaltung der beteiligten Werte eingetreten. Dabei Lassen. Es flingt freilich wie eine Satire auf das Verfahren, wenn stehen sich die rheinisch- westfälischen Werke und die sogenannte Frankeiner der Geschworenen im Gespräch auf die Bemerkung, er dürfe furter Gruppe schroff gegenüber. Bu letterer gehören die Burbacher doch nur den Zeugen glauben, die vereidigt wurden: lächelnd Hütte, die Düdelinger Eisenhütte, die Jlseder Hütte und das Peiner antivortete: Im Gegenteil, in diesem Prozeß glauben wir Walzwerk, die Maximilianshütte in Rosenberg, die Röchlingschen nur den Zeugen, die unbeeidigt gelassen Eisen- und Stahlwerke, die Rombacher Hütte, Gebr. Stumm in wurden". Die Geschworenen hatten ebenso wenig wie die Neunkirchen und de Wandel u. Co. in Hayingen . Diese Werke Zuhörer oder die öffentliche Meinung ein andres als sachliches, fordern eine um 155 000 Tonnen höhere Beteiligung und sind entideales Interesse am Ausgang des Prozesses.
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Das Berliner Tageblatt" erörtert die bedenkliche Taktik des Staatsanwalts und des Untersuchungsrichters:
schlossen, im Falle der Ablehnung ihrer Forderung die Verhandlungen abzubrechen. Sie verfügen über eine Rohstahlerzeugung von etiva 22 Millionen Tonnen.
Zeugen, die belastend aussagen, werden in der Vorunter- Andrerseits besteht bei verschiedenen der größten rheinisch- westfuchung bereidigt und sie werden damit auf ihrer Aussage fest- fälischen Werke keine Neigung, die alten Verbände zu erneuern, so genagelt, wenn sie sich nicht einer Anklage wegen Meineids aus- daß im Fall des Scheiterns des Stahlwerksverbandes eine Auflösung jegen wollen. Gegen Entlastungszeugen wird dagegen, noch bebor verschiedener Synditate der Eisenindustrie erfolgen dürfte. Das der Prozeß beendet ist, ein Strafverfahren wegen Begünstigung Blatt verweist weiter darauf, daß sich auch aus der für den geplanten eingeleitet und daraufhin ihre Bereidigung abgelehnt. Diese Tattit Verband vorgesehenen Verrechnungsweise Meinungsverschiedenheiten hat wohl nicht zum mindesten dazu beigetragen, unter den Werken ergeben. daß in diesem Prozeß die Geschwornen die Schuldfragen ver neinten. Aber sie zeigt doch deutlich, daß hier etwas faul im Staate Dänemart ist, und so rufen wir den Männern, welche über die Reform unsres Strafprozesses zu beraten haben, ein dringendes caveant consules" zu. Hoffentlich sind die Lehren dieses Prozesses nicht verloren.
Die Staatsbürger 8tg." schreibt:
Vom Kaffeehandel. Brafilien wird in immer stärkerem Maße zum Kaffeelieferanten der Welt. Nach dem diesjährigen Bericht des brasilianischen Finanzministers erreichte die Staffeeproduktion der Welt im Erntejahre 1901/02, d. h. in der Zeit vom 1. Juli 1901 bis 30. Juni 1902, mit 19,5 Millionen Sack( a 60 Kilogramm) ihren Höhepunkt. Davon entfielen auf Brasilien allein 15,5 mill. Sad, Der Prozeß kostet dem Staat die Kleinigkeit von etwa was gegen 1889/90 mit 4,2 Mill. Sack eine Vermehrung der Pro150 000 M. Der Ausgangspunkt des Prozesses ist der Wunsch duktion um etwa 270 Broz. bedeutet, während die Produktion der des Grafen Hektor, Majoratsherr von Wroblewo zu werden. andren Länder mit 3,5 Mill. gegen 4,4 Mill. Sad um etwa 25 Proz Sein Wunsch ist unerfüllt geblieben, der Spruch des geringer war als im Jahre 1889/90. Civilgerichts hat sich auf strafrechtlichem Wege trotz er- Die Kaffee- Ausfuhr aus den brasilianischen Kaffeehäfen Rio de heblicher Aufwendungen, die er gemacht hat, nicht be- Janeiro, Santos, Viktoria und Bahia gestaltete sich in den drei seitigen lassen; er bleibt zu Recht bestehen, und der im letzten Erntejahren( für 1902/3 ist nur die Zeit vom 1. Juli 1902 bis " Gothaer" bereits eingetragene junge Graf Joseph Adolf 31. März 1903 berücksichtigt, es fehlt also das letzte Viertel dieses Stanislaus wird nach menschlicher Berechnung demnächst Majorats- Jahres), wie folgt: Wert( loko Hafen inkl. Exportzol) Sack Milreis 461 377 865 506 859 770 1902/03. 10 666 297 326 509 226 Aus diesen Häfen wurden außerdem noch jährlich ca. 250 000
herr von Wroblewo werden. Wäre es nicht angezeigt, wenn Graf Hektor nun die Kosten dieses Prozesses auf sich nähme und damit die preußischen Steuerzahler um ein Erhebliches entTastete?
Ueber die Fehler der Staatsanwaltschaft äußert sich auch die National- Zeitung:
den
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1900/01 1901/02
10 898 005
. 15 243 178
Pfd. Sterl.
20 532 342
24 533 791
16 102 303
Nach dem Ausgange des Prozesses fragt man sich erstaunt, ob Sack für inländischen Konsum nach andren brasilianischen Häfen verein solches Aufgebot von Nichtbetveismaterial vor den Ge- schifft, vorzugsweise Pernambuco , Pará, Manáos und Porto Alegre , schwornen wirklich nötig war, ob der Fall Wroblewo einen andern wobei zu bemerken ist, daß die Tariffäße des Lloyd Brasileiro " von Erfolg haben wird, als den, die neuerdings immer häufiger Rio nach Pará und Manáos viel höhere find, als die nach Europa werdenden Klagen über staatsanwaltlichen Uebereifer noch erheblich gezahlten. zu vermehren! Hauptbezugsländer von brasilianischem Kaffee waren im Jahre Nur ein Blatt, nämlich der fromme Reichsbote", benutzt 1901( unter Angabe der Mengen für den eignen Konsum in Prozeß, um für Dunkelmänner- Pläne Propaganda zu machen: Klammern): die Vereinigten Staaten mit 6874 421( 6 813 897), Man hat die öffentlichen Gerichtsfäle schon öfter als Deutschland mit 2 808 519( 1 705 476), Frankreich mit 2 183 870 eine Hochschule des Verbrechertums, dessen Vertreter es vorzugs-( 629 468), Destreich- Ungarn mit 689 946( 601 395), Italien mit weise sind, welche die Zuhörerräume belagern, bezeichnet; hier 205 107( 185 665) Sad. lernen sie, wie es gemacht wird". Aber wenn das auch vielleicht zu viel gesagt ist, so kann das dort verkehrende, meist sehr minderwertige Publikum doch nicht als kompetent für die Kontrolle der Rechtspflege, wozu doch die Oeffentlichkeit bestimmt sein soll, gelten; in dem übrigen Publikum aber wirkt diese Deffentlichkeit abschwächend auf das Gewissen und die sittlichen Der Kampf in Crimmitschau wird zur Zeit mit rasender ErAnschauungen, zumal wenn ein solcher Sensationsprozeß den andern bitterung geführt. Die Thatsache, daß die Konjunktur vor Weihjagt, wie jetzt, wo auf den Bilse- Prozeß der Oldenburger Be- nachten abgeflaut hat und die Erkenntnis, daß der Kampf für sie amtenprozeß und der Kivilecki- Prozeß folgte. Deshalb muß man verloren ist, wenn sie nicht jetzt Arbeitswillige für die im Januar immer wieder sagen: Schafft Wandel.
Das Blatt bleibt eine Erklärung dafür schuldig, inwieweit das neu beginnende Saison auftreiben, hat die Unternehmer zu den unals minderwertig bezeichnete Publikum durch die ihm neuerdings erhörtesten Anstrengungen veranlaßt.
in öffentlicher Gerichtsverhandlung vorgeführten Bilder zum Kindes- In Crimmitschau finden sie keine Arbeitswilligen. So haben ste unterschieben, zum Hazardspiel oder zu den militärischen Ungehörig ihre Sendlinge nach Osten und Westen, nach Norden und Süden war, daß ich bis August leinen Spiegel hatte. Denten Sie, eine feiten, die im Bilſe- Prozeß aufgedeckt sind, angeregt werden soll. in die Welt gesandt. Die Herbergen werden nach Streikbrechern abDame ohne Spiegel! Und dann noch eins. Um 6 Uhr wurde Andre Leute als Grafen, Minister und Offiziere kommen als Ver- gesucht.