Vom Schlesischen Bahnhof dampft ein Fernzug über die Stadtbahn. Nahezu die Hälfte des Zuges besteht aus Wagen vierter Klasse. Auf jeder Station schiebt sich eine Menge neuer Fahrgäste in die Salonwagen des Proletariats. Auf dem Bahnhof Charlottenburg erfolgt der letzte Ansturm, und nun sind sämtliche Wagen vierter Klasse vollgepfropft von fonntäglich gekleideten Männern und Frauen, von denen einzelne auch Kinder mitführen. Durch den im Herbstnebel verödet daliegenden Grunewald, dann über weite reifbedeckte Felder geht die Fahrt. Die nächsten Stationen bringen fast gar feinen Zugang und Abgang an Fahrgästen. Sie alle, die die vierte Wagenklasse füllen, streben einem Ziele zu: Station Beelitz .
Juchenden Blicke der Harrenden
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Durch die enge Bahnhofspforte ergießt sich der Strom der Angekommenen auf die Landstraße, wo eine Schar von Männern teils in dunkelblauer, teils in graugrüner Kleidung von gleicher Form und gleichem Schnitt die Ankunft des Zuges erwartet. Die es find Patienten des Sanatoriums und der Lungenheilstätte Beelitz durcheilen die Menge der Ankommenden. Ein Grüßen und Händeschütteln, wenn die Besucher ihre Angehörigen gefunden haben, teilnehmende Fragen nach dem Befinden, und dann geht es gemeinsam in die Räume der Anstalt, ivo einige Stunden des Beisammenseins mit Familiengliedern, Freunden oder Verwandten eine willkommene Abwechselung in das nüchterne Einerlei einer monatelangen Anstaltskur bringen.
Nicht alle Patienten, die erwartungsvoll am Bahnhofe stehen, find so glücklich, einen Besucher begrüßen zu können. Die Reise nach Beelitz ist mit Kosten verknüpft, die für den größten Teil der Patienten unerfchivinglich sind. Namentlich wird das immer dann der Fall sein, wenn es der Ernährer der Familie ist, der krant und elend in der Heilanstalt weilt. Der Eisenbahnfiskus hat sich noch nicht dazu verstanden, für die Fahrt nach Beelitz den billigen Vorortstarif einzuführen; die einzige Rücksicht, die die Bahn verwaltung dem Verkehr nach der Heilanstalt schuldig zu sein glaubt, ist die, daß sie an den Besuchstagen eine größere Anzahl von Wagen vierter Klasse in die betreffenden Züge einstellt. Für diese Fahrt in drangvoll fürchterlicher Enge hat man für Hin und Rüdreije 2. M. zu erlegen. Grund genug, daß mancher der Anstaltsinsassen vergebens auf den Besuch eines lieben Angehörigen wartet.
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frassestem Eigemuß gegründete Wirtschaftsweise, den Arbeitern geschlagen hat. Es ist notwendig, immer und immer wieder daran zu erinnern, daß die vielgerühmte sociale Fürsorge, welche in der Errichtung von Heilstätten zum Ausdruck kommt eine Fürsorge übrigens, deren Kosten die Arbeiter größtenteils selbst aufbringen doch nur einen winzig kleinen Teil der Schuld gut zu machen sucht, womit der Kapitalismus sich täglich und stündlich an den Arbeitern versündigt. Durch jahrelange überhaftete Thätigkeit im Dienste des Unternehmertums werden die Nerven der Arbeiter und Arbeiterinnen zerrüttet, wird der den Körper vernichtende Keim der Schwindsucht unter Tausenden von Proletariern verbreitet, und erst wenn die Glieder ihren Dienst versagen, sucht der kranke Arbeiter, die sieche Arbeiterin Linderung, die selbst die mustergültigste Heilanstalt oft nur in geringem Maße gewähren kann.
So vortrefflich auch die Heilanstalt Beelitz eingerichtet ist, so sehr man sich auch bemüht hat, den Patienten den Aufenthalt möglichst erträglich zu machen: Sehr viele, die der Heilung dringend bedürfen, scheuen sich doch, eine Heilanstalt für längere Zeit aufzusuchen, selbst wenn sie alle Vorzüge bietet, die man erwarten kann. Und warum das? Bei der Heimfahrt erzählte eine Frau, die vom Besuch ihrer im Sanatorium weilenden Tochter zurückkehrte: Die Tochter arbeitete seit 14 Jahren ununterbrochen in einem Wäschegeschäft. Jest sucht sie Heilung für ein Nervenleiden, welches sie sich durch anstrengende Arbeit im Dienste des Fabrikanten zugezogen hat. Vierzehn Tage befindet sich die Kranke in Beeliz. Jetzt hat ihr die Mutter die Nachricht überbracht, daß der Fabrikant ihr schrieb, wenn die Arbeiterin nicht spätestens am Montag ihre Beschäftigung wieder aufnehme, werde ihre Stelle anderweit besetzt. Das ist die brutale Rücksichtslosigkeit des kapitalistischen Systems. Der Unternehmer kann nicht warten, bis die in seinem Dienst erkrankte Arbeiterin zurückkehrt. Mag nach beendeter Kur aufs neue die kaum hergestellte Gesundheit vernichtet werden, was fümmert das den Unternehmer!
Aus der Frauenbewegung.
Berein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Montag, den 30. November, abends 8½ Uhr, in den Arminhallen, Kommandantenstraße 20: Vortrag des Herrn Dr. Heinrich Lug über: " Technik und Kultur". Gäste willkommen. Der Vorstand.
Brik. Dienstag, den 1. Dezember, findet bei Weniger, Werder straße 27, eine öffentliche Frauenversammlung statt. Tagesordnung: person und Neuwahl derselben. 4. Verschiedenes. 1. Vortrag des Frl. Baar. 2. Diskussion. 3. Bericht der Vertrauens Männer als Gäste willkommen. Um regen Besuch bittet Frauen und
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Die Vertrauensperson. Ober- Schöneweide. Am 26. d. M. sprach Genosjin Paula Thiede im Lokale von Kaufhold über Frauenarbeit und Frauenorganisationen. Sie schilderte in eingehender Weise den Fortschritt der Arbeiterinnen in der Organisation und daß gerade die Heimarbeiterinnen am schwersten der Organisation sich anschließen, wenn sie auch diejenigen Abrechnung vom Jahre 1902-1903. sind, die am meisten ausgebeutet werden. Genoffin Jung gab die Frau Reimann gewählt. Als Vertrauensperson wurde
stunde in der Filiale Brunnenstr. 154. Bortrag über Verbrennungen, ErArbeiter: Samariterkolonne. Morgen, Montagabend 9 Uhr: Uebungsfrierungen, Hißschlag, Beschädigungen durch Elektricität. Nachher: Praktische Uebungen. Neue Teilnehmer tömmen in jeder Lehrstunde eintreten. Gäste
willkommen.
Marktpreise von Berlin am 27. November 1903 nach Ermittelungen des tgl. Polizeipräsidiums. Weizen, gut D.- Ctr. 16,05 16,01 Kartoffeln, neue D.- Ctr. Rindfleisch, Keule 1 kg
* Roggen, gut
"
Gerite, gut
"
Schweinefleisch Kalbfleisch
Hammelfleisch Butter
Eier
6,50| 5,00 1,80 1,20
do. Bauch
1,50 1,10
1,60 1,10
"
2,00 1,20
"
1,80 1,10
2,80 2,00
60 Stüd
5,00 3,00
1 kg
2,20 1,20
2,80 1,40
"
"
2,60 1,20
"
2,00 1,00
1,80 0,80
"
3,00 1,40
1,40 0,80
mittel gering
"
15,97 15,93 15,89 15,85 13,00 12,98
"
mittel
"
12,96 12,94
gering
"
12,92 12,90
"
mittel
"
gering
14,50 13,30 13,20 12,00 11,90 10,80 15,60 14,70 14,60 13,70 13,60 12,70
Hechte
4,00 3,50
Barsche
"
7,00 4,60
Schleie
"
40,00 25,00 Bleie
50,00 25,00 Strebje 60,00 20,00
Hafer, gut
mittel gering
Richtstroh Seu Erbsen Speisebohnen Linsen
* ab Bahn.
"
Karpfen Aale Zander
† frei Wagen und ab Bahn.
per Schod 15,00 3,00
Witterungsübersicht vom 28. November 1903, morgens 8 Uhr.
Wer nach erfolgreicher Kur wieder in den vollen Besitz seiner Arbeitskraft kommt, mag den Verlust seiner Stellung verschmerzen, er findet wohl wieder ein andres Unterkommen. Der Familien bater aber, für den eine längere Stur den Mangel der Existenzmittel für die Angehörigen bedeutet, entschließt sich nur schwer, eine Heilanstalt aufzusuchen, und wenn er es dennoch muß, so erschwert die Wenn der letzte der angekommenen Fahrgäste den Bahnhof Sorge um die gedrückte Lage der Angehörigen den Erfolg der Kur. verlassen hat, dann ziehen auch die harrenden Patienten, die keinen Was nußen unter solchen Umständen die besten Heilanstalten! Was ihrer Lieben unter den Besuchern fanden, still von dannen, die Blau- hilft die sociale Fürsorge in der von kapitalistischem Eigennutz begekleideten in das Sanatorium an der einen, die Graugrünen in herrschten Welt! Das alles ist kaum mehr als der Tropfen auf dem die Lungenheilstätte an der andren Seite der Eisenbahn. Die heißen Stein. Schutz gegen die gesundheitsschädlichen Wirkungen Trennung der Geschlechter, fußend auf einem aus verkehrten, under Industrie- Arbeit, ausreichende Löhne, kurze Arbeitszeit, das Stationen natürlichen Sittlichkeitsbegriffen entstandenen Herkommen, ist in find wirksame Vorbeugungsmittel gegen Krankheit und Siechtum. Beelitz so streng durchgeführt, daß es nur den Männern möglich ist, Die Arbeiter gesund und leistungsfähig erhalten, das ist der ihre Angehörigen am Bahnhofe zu erwarten. Die Insassen der Kern einer socialen Fürsorge, von der allerdings die meisten Unter- Swinemde. 743 SD Frauenabteilung harren am Anstaltsthor ihres Besuches, nicht nehmer nichts wissen wollen. Giebt es doch nicht wenige unter ihnen, Hamburg 737 D minder erwartungsvoll wie ihre männlichen Leidensgefährten am welche meinen, daß die Heilanstalt Beclis zu luguriös eingerichtet rantj.a.M. 740 23 Berlin Bahnhof. sei und daß die kranken Arbeiter durch den Aufenthalt in der Anstalt München 747 28 verwöhnt und zur Begehrlichkeit angestachelt werden. So lange Wien 750 DSD solche Weisheit herrscht, kann das Los der Arbeiterklasse, mag Wetter Prognose für Sonntag, den 29. November 1903. auch im einzelnen manche Besserung eintreten, doch kein beschlägen und zunächst starten, später nachlassenden nordwestlichen Winden. Etwas tälter, vielfach heiter, aber noch veränderlich mit geringen NiederBerliner Wetterbureau.
Die Heilanstalt Beelis ist in ihrer Art ein Musterinstitut. Anlage und Einrichtung sind durchaus gut und ziveckmäßig. Was die wissenschaftliche Heilkunde vermag, das wird hier gethan, um Wunden zu heilen oder zu mildern, die der Kapitalismus, diese auf friedigendes sein.
Winter- Paletots
Barometer
stand mm
Wind.
richtung
Windstärle
741 S
Better
Zemp. n. C.
5° C.4° R.
Stationen
Barometer
ftand mm
Wind
richtung
6Schnee- 0 Haparanda 744 Still Schnee 1 Petersburg 2 Schnee 1 Corf 3 bedeckt 8 Aberdeen 5 bedeckt 3 Paris 2bedeckt 1
Windstärke
Better
Temp. 1. C.
# 5° E. 4° N.
bedeat-11
747 NA 742
5 heiter 4 heiter
7
Herren- Anzüge
Vornehme, wohlfeile
Mass- Anfertigung
Winter
Joppen
J
Reichhaltigste Auswahl
Winter- Paletots 65, 50, 36, 24, 15, Winter- Raglans Karierte u. gestreifte Stoffe
Geh- Pelz- Imitat.
Neueste Moden
30,
FeinerEskimo m.Astrachan
8 M. 50
Winter- Joppen Lodenstoffe, warm ge
füttert 18,
24 M.
Pelz- Joppen
u. echt. Sealbisam- Kragen 55 M.
Unvergleichliches Sortiment
Herren- Stoff- Hosen 18, 15, 14, 13, 12, 11, 10, 9,
8, 7, 6, 5,
alle Arten Piquéestoffe
4 M.
Gesellschafts- Westen 6, 5, 4, 3,50, 3, 2,25 M. 75
2,25
Knaben- Anzüge 2
Neueste Façons und
Stoffe 14, 10, 8, 6, 4, M.
Knaben- Mäntel
Neueste Modelle und Muster 15, 12, 9, 6, M.
4 M. 50 Starke Bezugstoffe, durchweg 18 M.
mit Pelzfutter 45, 36, 27,
Jünglings- Kleidung
27, 18, 15, 12, 30, 25, 18, 30, 24, 18, 12,
13 M. Jünglings- Anzüge alle Arten Stoffe und Façons 9 M.
Jackett- Anzüge
Unübertroffenes Sortiment
45, 36, 30, 25, 18, 15, 10 M
Verschiedenste Muster
Rock- Anzüge 45, 33, 30, 25, 21 M.
Satins und Kammgarne
Gehrock- Anzüge 70, 50, 40, 36, 27 M.
Gummi- Regen- Mäntel.. 36, 30, 24, 18, 15 M. Regen- Pelerinen.. 13,50, 12, 7,50, 6,50, 5 M.
Schlafröcke
Vielseitigste Stoffe und Besatz- Arten.
30, 21, 18, 15, 12,
BAER SOHN
Chausseestrasse 24a/ 25
Zwischen Invalidenstr. u. Schiller- Theater N.
SPECIAL- HAUS GRÖSSTEN MASSSTABES.
11 Brückenstrasse 11
Zwischen Jannowitzbrücke u. Köpenickerstr. ( Ecke Rungestr.)
7M
M. 65
Gr. Frankfurterstr. 20 Ecke Koppenstr.- Am Bürger- Hospital
Die 22 Preisliste 1903-04 ist mit circa 170 Abbildungen, in einer Auflage von circa 1 Million, in wird kostenlos versandt..
klarer Veranschaulichung verständlich für jedermann erschienen und