Nr. 300.
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Telegramm- Noresse: Socialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
20. Dezeinber 1908.
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Donnerstag, den 24. Dezember 1903.
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7000 Stück
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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
Rosinen guden allerwärts aus dem appetitlichen Kuchen hervor. ersten Maßnahmen sein würde, die im Fall von Feindseligkeiten zu Einen ganzen Saal haben Crimmitschauer Bäder, Chemniger, erwarten wären. Meeraner und vor allem die Leipziger gespendet. Der Londoner japanische Generalfonful erklärte ferner einem Die werden schmeden!" sagt uns lachend eine junge Arbeiterin, Vertreter des„ Reuterschen Bureaus": Viele oder mindestens manche die die Stollen stundenlang auf rasch gefügte Gestelle im ganzen der Gerüchte über das Bevorstehen eines Krieges zwischen Japan Saale aufgestapelt hat. und Rußland sind das Werk von Spekulanten. Ich teile die Ansicht des Londoner japanischen Gesandten, daß Krieg nicht ausbrechen wird. Ich habe nichts über die Meldung gehört, daß die Japaner in England aufgefordert worden seien, sich zur Rückkehr in die Heimat
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Der Fremde, der vom Bahnhof aus in Crimmitschau eintritt, tbird empfangen wie ein Potentat. Gendarmen und Detektivs behüten seine Schritte. Trittst Du aus dem Coupé, so geben einige Nicht nur füße und vergnügliche Dinge sind im„ Gesellschaftshaus" amtliche Personen bereits ein stummes Gutachten über Deine ver- aufgestapelt. Hier in der Ecke recht ausgedehnt mußte die Ecke mutliche Arbeitswilligkeit oder Deine Gefährlichkeit ab. Das Malheur werden scheint ein großer Schuhwarenladen ausgeräumt worden ist nur: Es kommt fast überhaupt niemand mehr in Crimmitschau zu sein. Kinderschuhe, Schuhe für Große, Pantoffel. Filz- bereit zu halten. an und die gewehrbeladenen Amtspersonen gehen ziemlich gelangweilt schuhe, Lederstiefeletten, alle nach Altersklassen sortiert, liegen Den„ Times" wird aus Tokio vom 22. d. M. gemeldet: auf dem kleinen Bahnhof spazieren. hier in Kiften. Daneben ist die Kleiderabteilung: Anzüge, Es ist nichts Wahres an dem Gerücht, daß Japan versuche, in Dieser Eindruck der Stille und der scheinbaren Ereignislosigkeit Joppen, Kinderkleider, Winterröde. Seitwärts werden Unter New York eine Anleihe aufzunehmen. Die finanzielle Lage wird verstärkt, wenn man in die Stadt selbst kommt. Leere Straßen, fleider expediert: Schafwollwesten, warme Unterhosen, dicke Japans gehört zu den besten; die Reservemittel der Centralbank leere Gassenläden, leere Wirtshäuser. Bald merkt man, daß gerade Unterleibchen. Drüben ist das Depot für Mädchen: Kapuzen, Hüte, in bar betrugen 113 Millionen Yen. Außerdem besitzt die Bank diese außergewöhnliche Stille das Merkmal dieses Stampfes ist. Die Muffen, Mügen, Stoffe für Kleider, nach verschiedenen Größen schon 40 Millionen in London . Das Privileg der Bank zur Ausgabe von Streifenden halten sich meist in ihren Wohnungen auf. Wie es dort zurechtgeschnitten. Hier sind Weißwaren aufgetürmt: weiße Wäsche und Banknoten wird am 1. Januar um 35 Millionen erweitert werden. aussieht, das habe ich auf einem Rundgang durch Crimmitschauer farbige Wäsche. Mit dem Ordnen allein ist ein Dugend Genoffen Im Staatsschate befinden sich 50 Millionen, außerdem einige Arbeiterwohnungen gesehen. Tag und Nacht beschäftigt und jeden Tag heißt es:„ Ja, da müssen Millionen in London . Endlich sind in allen Banken des Landes Da ist z. B. am Rande der Stadt ein Platz, der heißt, Am Sie morgen wieder kommen. Die meisten Städte haben ihre Sen- beträchtliche, noch unverwendete Summen vorhanden. Sand". Da ist eine Hütte, deren verwahrloftes Aeußeres zer- dungen erst ausgestellt. Bremen , Berlin , Hamburg , Leipzig Aus amtlicher Quelle will der Washingtoner brochene Scheiben, die nackten, angeschwärzten Giebel und Wände und viele andre Orte sind noch nicht da oder die Waggons stehen sorrespondent des„ Bureau Laffan erfahren haben, daß schon erschreckend ist. In der Küche, die zugleich Speiseraum, Wohn- noch auf dem Bahnhof".-Ein andrer sagt:" Alte Sachen? Ne, raum und Waschküche ist, treffen wir den Mieter, einen alten Weber, die schenken wir erst nach den Feiertagen. Für Weihnachten geben seine Frau, einen Bettgeher und zwei Kinder. Hier ist's warm, wir nur neue Sachen". hier sind wir tagsüber," sagt er. Da wird gefocht, genäht, Wäsche ,, Wie lange wird denn diese Bescherung dauern?" gewaschen, Kinder spielen hier, Nachbarn kommen in das dumpfwarme Zimmer zu Besuch, um sich zu wärmen. Neben dem Herd steht eine Nähmaschine, und der Ball, mit dem das Stind spielt, kann fehr leicht einmal in den Topf warmen Wassers, in dem Erdäpfel gefocht werden, fallen.
im Staatsdepartement wachsende Besorgnis über die Entwidlung der russisch - japanischen Krisis herrscht. Die Forderungen Rußlands find seit Auguft immer dringender geworden und lassen den unwiderstehlichen Entschluß „ Mittwoch früh fangen wir an. Den Tag durch wird geschenkt, erkennen, Japan ohne 3ögerung zum Kriege zu dann wird Donnerstag weiter gearbeitet." Ein stolzes Lächeln geht treiben. Rußland lehne es jetzt rundweg ab, die Frage der über den Mund der Crimmitschauer , wenn sie von der Weihnachts- Integrität Chinas oder der Gleichheit der Handelsrechte überhaupt befcherung reden. Sie sind stolz auf dieses große, vielmaffige, un zu erörtern. Es verlange ferner die Einteilung Koreas in Einflußbekannte und doch bekannte schenkfreudige Christkindl: die deutsche sphären. " Wir kochen besser ale andre", versichert die Frau des Arbeiterschaft.. Wie der Wostotfchni Westnit" nach Informationen Alten, mein Mann hat als Scherer 3 wölf Mart wöchent Nur vier unbeteiligte Herren find in Crimmitschau , denen aus Petersburg meldet, hat der Statthalter Admiral lich; andre haben noch weniger. Wir haben doch jeden liegen die heurigen Weihnachtstage im Magen. Das sind die Alegejew das Recht erhalten, in den die Nachbarstaaten zweiten Tag Fleisch. Für sechs Personen laufe ich drei vier Pastoren. Die Crimmitschauer haben nämlich, wie schon betreffenden Fragen die Entscheidung aus eigner MachtViertel Pfund. Wenn man zu wenig Fleisch ist, ist man berichtet, auf das Verbot der Weihnachtsfeier bie Be vollkommenheit an Ort und Stelle zu treffen und alle Maßwieder zu viel Brot! Dann zeigte sie mir ihre Schlafkammern. fcherung fann man nicht berbieten- eine sehr eindringliche nahmen zu treffen, welche erforderlich erscheinen. Nach demselben lleber eine lebensgefährlich enge, finstere Holztreppe stiegen wir auf Antwort gegeben: Sonntag haben 600 Arbeiter und Arbeite- Blatte hat der Statthalter endgültig Wladiwostok zur Residenz den Dachboden. Da, umpfiffen vom Wind, der durch die Dachluken rinnen ihren Austritt aus der Landeskirche angemeldet, gewählt. fährt, stehen vier Bettgestelle. Nichts mehr! Nicht einmal ein und die Thüre im Pfarramt will nicht mehr stillstehen. Die Der Petersburger Korrespondent des„ Daily Seifel daneben.... Abends und morgens giebt's Kaffee und Brot. Pastoren mußten viele Melder abweisen, weil sie so viel Arbeit, Telegraph" endlich erfährt aus sehr guter Quelle, daß die AnWird mittags kein Fleisch gekocht, so giebt's meistens bloß Kartoffeln. sagen sie, auf einmal nicht bewältigen können. Und sicht der englischen und amerikanischen Presse über die Antwort Kartoffel mit Säring, Kartoffel mit Quart, Startoffel in Sauer- zwar sind die Weibsen" noch aufgebrachter wie die Mannsen". Rußlands auf die japanischen Forderungen eine irrige ist. Wenn fraut.. Andre ham's noch schlechter," sagte die Alte. Wenn ma nich mehr Weihnachten feiern derf," hörte ich heute eine auch die Regierung des Mikado mit dieser Antwort nicht In der nächsten Wohnung schon in der Zwidauerstraße-Arbeiterin im Eisenbahnwaggon sagen, was hab' ich denn dann ganz zufrieden sei, so könne doch nicht geleugnet werden, follt' ich's sehen. Mann und Frau und sieben Kinder wohnen in noch in der Kirche zu suchen?" Sogar die Sträflinge im Bucht- Saß Rußland, falls Japan sich mit der russischen Anteiner Stube und schlafen in einer Dachkammer. Dreimal in der Haus derfen Weihnachten feiern", bekräftigte eine andre. wort zufrieden gebe, in Korea eine unter Woche Fleisch. Für neun Personen ein halbes Pfund!„ Da Die„ Weibsen" stehen den Männern in diesem Kampfe nicht geordnetere Rolle spielen würde, als man Engfriegt wohl nicht jeder einen Bissen." Auch hier die Hauptnahrung: nach. Mehr als die Hälfte aller Ausgesperrten find Frauen, meistens land beispielsweise jemals in Persien zumuten könne. Kartoffeln; manchmal auch Reis oder Graupen. Die Kartoffeln Ledige. Aber kein unmutiges Wort, fein Kleinlicher Gedanke, keine„ Die Regierung des Zaren ging von der allgemein anerkannten Anwerden, wenn's gut geht, mit Rindstalg zubereitet. Ein Viertel- ängstliche Regung. Daß die Stimmung unter den Streifenden eine nahme aus, daß der Besitz der mandschurischen Eisenbahn gewisse pfund Talg wird in Bürfel geschnitten, zerlassen, gesalzen und in so fröhliche ist, dafür ist vermutlich die Stimmung der Frauen eine militärische und kommerzielle Rechte mit sich bringe. Zu diesen rechnet das Wasser geschüttet, worin die Kartoffeln gekocht werden. So be- Miturfache! Bei jeder Auszahlung, in jeder Versammlung ist ihr sie ein oder zwei militärische Fußpunkte in Storea, ohne die der Seetommt die Suppe Augen. Das ist die gleiche Speisekarte bei allen heiteres Richern und Flüstern, aber auch ihr leidenschaftlicher Ernst, weg zwischen Port Arthur und Wladivostok stets bedroht sein Webern, mit denen ich sprach. ihre unerschütterliche Siegeszuversicht ein Faktor der Gesamt- würde. Wenn Japan bereit sei, Rußland zwei solcher Punkte am Wiederholt traf ich auch ganz schändliche Schlaffammern, nament ſtimmung. Richt wenig stola sind sie darauf, daß sich unter den Gelben Meer einzuräumen, so werde einer friedlichen Lösung der lich in Dachstuben; da kann der Schlafende nicht den Kopf heben, wenigen Arbeitswilligen ein fleinerer Prozentias Frage nichts mehr im Wege stehen. Rußland verlange außerdem ohne schon an das schiefe Dach zu stoßen. Da regnets in manches Frauen als Männer gefunden hat. Aber da auch die in kommerzieller Beziehung nichts weiter, als daß die Rußland beBett hinein und der Wind pfeift überall durch schlecht verklebte und Männer nur zum Schein in die Fabriken gehen- ein Fabrikant reits eingeräumten Privilegien und Rechte weder direkt noch indirekt mit Feßen verhängte Fenster. Stein Bett, in dem nicht zwei leistet fich 3. B. das harmlose Demonstrations- Vergnügen, von Japan geschädigt würden. Die japanische Ansicht ist Bersonen schlafen müßten! Enge Dachkammern, wo in galisische Landarbeiter als Saalschmuck in seine Arbeits- die, daß die von Rußland geforderten Zugeständ= drei Betten sieben Leute schlafen! Und überall Staffee itätten zu fegen fo regt sich niemand über das armselige bißchen nisse ganz genügend seien, um alle Japan scheinbar - und was für ein Kaffee! und Erdäpfel als fast einzige regel- Arbeitswilliger, aber Arbeitsunfähiger sonderlich gemachten Einräumungen wertlos zu gestalten. Der Rugen für mäßige Mahlzeit. Hunde und Kaßen werden auch verspeist. Das auf... Hundefleisch schmeckt ähnlich wie Stalbfleisch, sauer zubereitet," fagte mir ein Hungerleider. Es sei erwähnt, weil die Unternehmer unlängst in der Köln . 8tg." schrieben, Crimmitschauer dürfe man nicht mit schlesischen Webern verwechseln!
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Im großen Saale des Gesellschaftshauses wird den Streifenden ihr Weihnachten darbereitet. Möbelwagen mit Kisten beladen, halten vor dem Hause in der Zwidauerstraße. Auf dem Bahnhofe stehen ein paar Waggons mit Sendungen, die noch nicht ausgepackt werden konnten. Dabei sind ein paar Dugend Mädchen und Männer Tag und Nacht mit Auspacken, Sortieren und Herrichten beschäftigt. Der große Saal ist schon vollgeräumt.
In später Nachtstunde erhalten wir noch folgendes Telegramm: Leipzig , 23. Dezember. Die Weihnachtsfeiern der Crimmitschauer Ausständigen, die morgen nachmittag in Gößnik und in Schmölln abgehalten werden sollten, find in beiden Ortschaften von den Behörden verboten worden.
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Hier find lange Holzgestelle: gefüllt mit Kindertrompeten, mit werden mit allem Eifer fortgesezt, obwohl von Rußland sowohl Kinderschlitten, mit Kleinen Drehorgeln und blechernen Tramway- wie von Japan offiziös und halboffiziös versichert wird, daß eine waggons, hier find fleine Küchen mit Einrichtung, Kutschpferde, wirkliche Kriegsgefahr nicht bestehe. Rußland soll die Absicht hegen, Eisenbahnen, Kegelspiele und ein ganzer Berg von Puppen, Stöße bis zum Frühjahr seine Flotte in Ostasien derartig zu verstärken, von Bilderbüchern." Ja", sagt mein Begleiter, ein alter Genosse, daß sie der japanischen mehr als gewachsen sei. Auch die ständige „ das wird eine Antwort sein, wenn die Kinder fragen werden, Verstärkung der Landarmee werde mit dem größten Eifer betrieben. welches Christkindl ihnen die schönen Sachen geschenkt hat Auch Japan ist nicht müßig. Daily Mail" meldet aus und wir werden ihnen antworten: Die deutsche Arbeiterschaft...." Shanghai : Die japanische Regierung charterte hier Neben dem Spielwarenmagazin ist ein großes Pfefferkuchen- zehn Dampfer von insgesamt 30 000 Tonnen Tragfähigkeit. Depot aufgerichtet. Stiften voll von Süßigkeiten stehen hier. Wer Demfelben Blatte wird aus Kobe gemeldet, daß die Regierung für Näschereien nicht schwärmt, mag fich an der Doppellabung von sieben Dampfer für den Truppentransport und Speck und Würsten begeistern. Hausfrauengemüter werden sich an den drei Dampfer für den Provianttransport gechartert hier lagernden 12 Centner Butter erfreuen oder an dem Stapel habe. Zuder oder an den Kisten Reis, Gries, Hirse, Mehl. Schließlich find auch die vielen Säde mit Kohlföpfen nicht zu verachten, und wenn Seitens der hiesigen Vertretung der Ripon Yufen Kaisha Männer durch nichts zu erfreuen wären, die hunderte Kisten, mit( Japanische Dampfschiffahrts- Gesellschaft) wird die Ansicht ausguten Cigarren gefüllt, müssen Eindruck machen...„ Das wichtigste gesprochen, daß kein Krieg zwischen Rußland und Japan ausaber fennen Sie ja noch gar nicht!" „ Nun?"„ Drüben im brechen werde. Die Gesellschaft hat keinerlei Mitteilung " Deutschen Haus" haben wir einen Saal voll mit Stollen."- erhalten, daß irgend welche ihrer subventionierten Wahrhaftig! Es sind Exemplare von ungefähr 3/4 Meter Länge! Dampfer von der Renierung requiriert seien, was eine der
Japan oder für den Frieden würde gleich Null sein, und aus diesem Grunde könne die Regierung des Mikado bie russische Antwort nicht als genügend be trachten." Was an all diesen widerspruchsvollen Meldungen wahr ist, kann erst die Zukunft enthüllen.-
Die Antwort der„ Gewesenen".
Die bittere Klage des Herrn Kriegsministers über die unberufene und unerbetene Militärkritik der Offiziere a. D. wird von dem Oberst a. D. Gaedke im„ Berliner Tageblatt" mit äßendem Spott beantwortet. Gaedke schreibt:
In seiner zweiten Rede hat bekanntlich der neue Kriegsminister den Reichstag aufgefordert, nicht der Kritik der„ gewefenen" Offiziere zu vertrauen, sondern denen zu glauben, die von dem Könige in verantwortliche Stellungen berufen seien. Herr v. Einem betrachtet die verabschiedeten Offiziere offenbar wie der Gardelieutenant in Botsdam als Mumien", die in den Wohnungen der Lebenden nichts zu suchen haben und ganz gegen die Pflichten einer rechtschaffenen Mumie handeln, wenn sie noch zu denken und gar zu schreiben sich erlauben.
Wunderbar, wie rasch die Regierungsgewaltigen mit der Stellung zugleich die autoritären Allüren gewinnen, manchmal ehe fie noch etwas geleistet haben, was ihrem Anspruch innere Berechtigung verleihen fönnte! Im Grunde genommen ift das freilich nur die alte Auffaffung des patriarchalischen Regierungssystems, daß der Segen von oben komme. Schade, daß die Zeit des Absolutismus unwiederbringlich dahin ist! Denn niemand freilich wird leugnen, daß es sich mit solchen Grundsäßen viel leichter regieren läßt, mit weniger Nachdenken und geringerer Anstrengung. Hat man sich erst einmal die Mühe genommen, Minister zu werden, dann ist der Rest Schweigen für die andern. Im Grunde genommen ist ja auch das Parlament ganz überflüssig; den sachverständigen Männern außerhalb der Regierung, den, gewesenen", soll es keinen Glauben schenken.