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Daß solche groben, systematisch fortgesezten Ausschreitungen nur so gelinde bestraft werden, deutet offenbar auf eine Lüde im Gesez". Vielleicht nimmt man Anlaß, eine akademische Zuchthausvorlage" dem Reichstage vorzulegen.

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,, Unwillkürliche" Schläge.

weit, datorer wie geben, fönne, aber nicht zwei möglich sei, daß man jemand unwillkürlich

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Inzwischen leben die Gewesenen noch immer, höhnischen Blicken verfolgt haben, dürfte eine Mitteilung aus Heidel-| sechsundzivanzigsten Woche einschließlich ein Diensteinkommen in fühlen sich gar nicht perinde ac cadaver, sondern als wirkliche berg, dem Paradies der feudalsten Corps, interessieren. Am schwarzen Höhe des anderthalbfachen Betrages des gesetzlichen Krankengeldes und leibhaftige Offiziere und glauben, daß sie auch der Deffent Brett" der dortigen Universität prangt folgender Anschlag: gewöhnlicher Tagearbeiter des Beschäftigungsortes zu gewähren. lichkeit noch einiges zu sagen haben. Und in der That, sie Zahlreiche in legter Zeit zur Anzeige gelangte grobe Aus: Der Mehrbetrag gegenüber dem sonstigen Tagegeld usw. ist auf den haben vielleicht sogar einige Vorzüge vor den im Amt befind- schreitungen von Studierenden veranlassen mich zu der Maßnahme, Titel zu außerordentlichen Ausgaben in jedem einzelnen Fall von lichen voraus. Vor mir liegt eine Karte: lus alten Soldaten daß von der Befugnis, polizeiliche Haftstrafen im Starzer verbüßen der Ober- Postdirektion anzuweisen. Zur Fortgewährung des Dienst gilt hundertmal mehr, was ein inaktiver Offizier sagt, als zu lassen, bis auf weiteres fein Gebrauch mehr gemacht wird. einkommens über die sechsundzwanzigste Krankheitswoche hinaus das, was ein kontrollierter Offizier sagen darf". Und Derartige Strafen werden in Zukunft im Amtsgefängnis vollstreckt ist die Genehmigung des Reichs- Postamis erforderlich. darin liegt ein sehr richtiges Gefühl. Notwendigerweise hat werden.( gcz.) Hebting." b) Die Krantenunterstigung, die nach dem Ausscheiden aus der im Dienst befindliche Offizier, selbst ein so hochstehender dem Dienste zu gewähren ist, endigt erst nach sechsundzwanzig wie der Kriegsminister, nach allen Seiten hin Rück Wochen von: Beginne der Krankheit beziehungsweise Erwerbs­sichten zu nehmen; er fann gar nicht alles sagen, was er denkt, unfähigkeit. und wird häufig Maßnahmen verteidigen müssen, bei denen Strankenversicherungspflichtige Beamte( auch Gehilfinnen ujiv.) er nicht mitgewirkt hat, ja, die er innerlich nicht billigt. Ich und Unterbeamte, die infolge eines Betriebsunfalles dienstunfähig erinnere nur daran, daß der gegenwärtige Kriegsminister auch die sind, erhalten von jetzt ab während der Dienstumfähigkeit auf die überhaftete Einführung des Materials 96, die dem Staate Millionen Dauer von sechsundzwanzig Wochen den Unterschiedsbetrag zwischen Reichs Militärgericht. Der zweite Senat des Reichs- dem Diensteinkommen und dem bezogenen Strankengelde auf An­foftet, mit wenig zutreffenden Gründen verteidigt hatte, wahr Militärgerichts sah sich in seiner gestrigen Sitzung veranlaßt, zwei weisung der Der- Postdirektion. Von der vierzehnten bis zur ſechs­scheinlich, um nach einem Verlangen Moltkes das Prestige" an die Vorinstanz undzwanzigsten Woche wird alsdann der Krankenkasse das für zu schonen. Und er hat uns ja auch die Verteidigung des Parade- oberkriegsgerichtliche Urteile aufzuheben und drills, der den Soldaten erst zum Soldaten macht" in Aussicht Wachtmeister des 6. Dragoner- Regiments zu Diedenhofen  , der einen zur Anweisung sind die Ober- Postdirektionen ermächtigt. zurückzuverweisen. Im ersten Falle handelte es sich um einen diesen Zeitraum gezahlte Krankengeld aus der Postkasse erstattet; gestellt und ist doch ein einsichtiger Offizier." In den Untergebenen durch Erteilung von zwei Schlägen gemiß- zur Zeit schwebenden Fällen dieser Art ist die Erstattung an die In der That, Herr v. Einem sollte nicht so unvorsichtig den handelt hatte. Das Oberkriegsgericht des 16. Armeecorps hatte den Post- Stranfcntasse nachträglich zu bewirken. Wegen Gewährung des Gewesenen" jegliche militärische Kompetenz absprechen. Weiß er achtmeister freigesprochen, weil il es annahm, dieſer habe Tienſteinismmens über die sechsundzwanzigste Krankheitsivodje selbst denn so genau, wie lange er Kriegsminister, oder auch nur dem Mißhandelten die beiden hiebe unwillkürlich verabfolgt. hinaus, eber. wenn nicht bejoldete Beamte infolge eines Betriebs­attiver Militär ist? Im vorigen Jahre war er erst Generalmajor, Eine derartige Deduktion ging dem Revisionsgericht denn doch zu unfalles erkranken, ist an das Reichs- Postamt zu berichten. inzwischen ist er zum Generallieutenant und Kriegsminister avanciert Ein durch Verstümmelung in das Gegenteil seines Sinnes verkehrtes einen Stoß oder Ein Rückzug der württembergischen Regierung. Aus Stutt­Schiller- Citat hat ihn emporgehoben, ein ebenso winziges Moment kann Offenbar habe das Oberkriegsgericht die Begriffe univilitürlich" gart wird uns geschrieben: Vor einigen Tagen meldeten wir, daß ihn stürzen und unter die Gewesenen" schleudern. Und wer weiß, welche und unüberlegt" verwechselt. die württembergische Regierung die Vermehrung des Kollegiums Empfindungen dann seinen Bufen bewegen würden. Die Gewejenen" 2. Matrosen- Division zu Wilhelmshaven  . Dieser war vom dortigen Arbeiterschaft angeordnet habe. Der zweite Fall betraf den Hoboisten König von der der Centralstelle für Gelverbe und Handel un vier Vertreter der Die Wahl derselben wurde dem gelangen oft zu Anschauungen, die einem Attiven als Hochverrat an Marine- Oberkriegsgericht wegen Beleidigung eines Borgesetzten, Ausschuß der Versicherungsanstalt Württemberg übertragen mit der dem loyalen militärischen Subaltern- Verstand erscheinen müssen. des Stabshoboisten der Wiatrosenkapelle, zu zwei Monaten Gefängnis Beschränkung, daß nur im gewerblichen Arbeitsverhältnis Sang doch unlängst im Berliner Tageblatt" ein Generalverurteilt worden. Nach vorliegendem Thatbestande hatte K. dem stehende Mitglieder" das Wahlrecht haben. In der Regierung nahe­Blättern wurde offen zugestanden, daß durch major a. D., also ein Mann des Ranges, den auch Herr Dirigenten eine Meldung über unschöne Handlungen eines Kameraden stehenden v. Einem vor seinem Schiller- Citat einnahm, gar der französischen   gemacht, die jener jedoch nicht gleich weitermeldete. In der diese Einschränkung der Einfluß der socialdemokratischen Agitatoren" Revolution einen förmlichen Hymnus: Der betreffende Generalmajor Meinung, der Dirigent wolle die Meldung unterdrücken, ging R. an gebrochen werden solle. Als nun am Sonntag der Ausschuß der Albert Pfister schrieb: den Abteilungskommandeur. Auf die Frage desselben, weshalb er sich Versicherungsanstalt zur Wahl zusammentrat, ergab sich, daß von indem er gleichzeitig behauptete, dieser habe schon wiederholt der direkt an ihn wende, äußerte K. seine Bedenken gegen den Dirigenten, den zwölf Arbeitnehmer- Beisitzern acht befoldete Vertrauensämter in Arbeiterbewegung einnehmen; der Vorsitzende, Direktor Beschwerden nicht weitergegeben. Hierin wurde die Beleidigung v. Maginot, erklärte nun, daß die Regierung auch diesen das Wahl­erblickt. Der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Neurecht zugestehe. Gewählt wurden in der gewerkschaftlichen und mann III, wies in der Revisionsinstanz darauf hin, daß die Be- politischen Organisation bewährte Parteigenossen. Die Spekulation hauptungen des Hoboisten den gemachten Feststellungen auf den schlichten Mann" ist also fehlgeschlagen. gemäß teilweise wahr gewesen sind, dieser auch keine Sirekte Beleidigung gegen seinen Vorgesetzten ausgesprochen, sondern erst auf Befragen eines noch höheren Vorgesezten und Anfreizung zu Gewaltthätigkeiten wurde am die Antwort gab, von deren völliger Wahrheit er über Mittwoch vor der zweiten Straffammer des Landgerichts in Mag de­zeugt war, mithin die Absicht und das Bewußtsein der Beleidigung burg   gegen den früheren verantwortlichen Redakteur der Bolts­gefehlt haben. Der Senat stellte sich im wesentlichen auf den stimme" Genoffen Markwaldt verhandelt. Der eine der in­Standpunkt des Verteidigers und rügte besonders die ungenügende triminierten Artikel ist derselbe, wegen dessen schon Genosse Garbe Sorgfalt in der Begründung des oberkriegsgerichtlichen Urteils. vom Volksblatt" in Kassel   zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, wie wir mitteilten. Er richtete sich gegen die Art, wie die Redakteure der kleinen ordnungsparteilichen Provinzblätter ihre Beitungen zurechtzukleben und zu schneiden pflegen. Dabei wurden auch kaiserliche Danksagungen aufgezählt unter den mancherlei Nach­ganze Mache wurde durch einen scharfen Ausdruck kritisiert. Die Aufreizung" sollte in einem Artikel über" Revisionismus und Anti­revisionismus" enthalten sein. Das Gericht las aus dem Artikel heraus, daß Gewaltthätigkeiten nicht nur für den Fall eines Staats­streichs, sondern auch für den Fall einer auf gefeßlichem Wege zu Wir vermuten, daß die polnischen Lehrer nach dieser Christbe- stande kommenden Beseitigung des Reichstags- Wahlrechts angedroht scherung sich nun endlich befleißigen werden, bei ihren Zöglingen die werden. Das Gericht erklärte in seinem Urteil, der Angeklagte ſei väterliche Fürsorge der preußischen Regierung für die polnischen zweifellos ein ehrenhafter und anständiger Mann und deshalb Unterthanen" in das gebührende Licht zu setzen und dadurch die habe das Gericht eingehend erwogen, ob nicht wegen der Majestäts­tommende Generation zu echt preußischen Landestindern zu erziehen, beleidigung Festungshaft und wegen der Aufreizung Geld­welche die Opposition endlich aufgeben und einsehen, daß in keinem strafe am Plage sei; aber mit Rücksicht auf die Schwere der Der silberne Minister Maulforb. Der preußische Minister Staate der Welt der Unterthan" solche Freiheiten genießt und so wohl Beleidigung und die Gefährlichkeit der Aufreizung sei es un v. Hammerstein hatte vor einiger Zeit in Hannover   die versorgt wird, wie in Preußen. Die Lehrer selbst werden durch diesen möglich gewesen, eine solche Milde walten zu lassen." Das Urteil welfische Partei sehr heftig angefahren. Als nun jüngst der kaiser Schlag nicht allzu schwer getroffen werden, da ihnen die preußische Re- lautete für jedes der beiden angeblichen Vergehen auf drei Monate in Hannover   weilte und ihm seitens aller Hannoveraner Klage ge- gierung keine so hohen Gehälter zahlt, daß ihnen Sparinstitute ein Gefängnis, unter Zusammenziehung der beiden Strafen auf fünf führt wurde über das unziemliche Auftreten des Ministers, soll der direktes Lebensbedürfnis wären, schließlich würden sie ja auch nach Art Monate Gefängnis. staiser gescherzt haben: Er werde dem Minister, wenn dieser das preußischer Patrioten ihre Kapitalien bei ausländischen Bantinstituten nächste Mal wieder nach Hannover   käme, einen silbernen Maulanlegen können. Schlimmere Folgen dürfte es schon zeitigen, wenn torb mitgeben. unfren Großgrundbesitzern die Ausnutzung polnischer Arbeiter ver­boten würde.

Und min schlugen plötzlich nie gehörte Töne ans Ohr des deutschen Boltes; herrliche Töne von Menschenglüd, von Menschenrecht, von Freiheit und Würde des Daseins flangen herüber aus Frankreich  , wo die Revolution die unvertilgbaren Rechte des einzelnen Menschenfindes entdeckt, damit eine unsterbliche That vollbracht und der gesamten Menschheit ein Geschenk gemacht hatte. Aus der Rüstfammer einer neuen Welt waren mannhafte Thatkraft und rücksichtsloser Entschluß hervorgeholt worden, um den Spigen fram und die Tändelei einer überfeinerten Despotie zum alten Trödel zu werfen." Und der Herr Generalmajor hat auch eine Ahnung von dem, was die heutige Zeit bewegt. Er urteilt über die Soldaten­mißhandlungen:

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Wegen Majestätsbeleidigung

Es ist ein eigentümlicher Luftzug, der heute weht; fein an genehm versöhnender, nein, ein herber, Harter. Grausame Lust Berprenßungsterrorismus in Posen. Die Regierung der Provinz scheint mehr und mehr Triumphe feiern zu wollen: Eltern gegen Posen hat verfügt, daß die polnischen Lehrer weder Stinder, Lehrer gegen Schüler, Vorgesetzte gegen Soldaten. Mit Mitglieder polnischer Banken werden, noch ihre Ermahnungen, Drohungen, Leisetreterei ist hier nichts geholfen; el 5er bei denselben zinsbringend anlegen richten, die da kritiklos durcheinander abgedruckt werden, und die es gilt, neue Wege zu finden, neue Heilmittel. In der Armee speciell dürfen. Lehrer, die bereits Mitglieder polnischer Banken sind ist an eine Ausstoßung des Krankheitsstoffes nur zu denken, wenn oder Kapital dabei angelegt haben, müssen sofort austreten Mittel gefunden werden, um sofort jedes einzelne Vergehen beziehungsweise ihr Geld zurückziehen. Die Schul­von Soldatenmißhandlung aufzudecken und zur aufsichts- Behörden haben darauf zu sehen, daß die Anordnungen der Anzeige zu bringen. Und derartige Mittel find nicht allzu föniglichen Regierung durchgeführt werden. schwer zu finden. Die Strafe selbst aber müßte so geſchärft werden, wie das einer Verjündigung gegen die ersten Geseze der Humanität zu Anfang des 20. Jahrhunderts cutspricht." Herr von Einem, wie wird Ihnen? fragten neulich die Lustigen Blätter".

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Die Ersakwahl im 22. sächsischen Reichstags- Wahlkreise ist für den 5. Januar ausgeschrieben worden. Der socialdemokratische Kandidat ist, wie bekannt, Genosse Adolf Hoffmann  - Berlin  , die Ordnungsparteien" leisten sich wiederum wie bei den Juni­wahlen widerwillig die Kandidatur des Grafen Hoensbroech.

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Die Berrohung der akademischen Jugend. In den Zeiten, da ein Mitglied des Bundesrats im Reichstag als Grund für die Ver­hängung des fleinen Belagerungszustandes die fürchterliche Aus­schreitung angiebt, daß ausgesperrte Arbeiter Arbeitswillige" mit

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Handelsverkehr zu Weihnachten.

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Ausland.

Das Urteil in Kischinew  

ist erstaunlich milde ausgefallen. Die Angeklagten Gretschin und Für die Postbeamten sollen am 1. Januar 1904 verbesserte Marosjut, gegen welche die Anklage auch auf Mord lautete, wurden Bestimmungen über Krankenunterſtüßung und Diensteinkommen im zu sieben beziehungsweise fünf Jahren 3 wangsarbeit ver Krankheitsfalle in Kraft treten. Die betreffende Verfügung besa. urteilt. Gegen 22 weitere Angeklagte wurde auf Einreihung in eine

a) Diejenigen Personen, denen bisher das Diensteinkomma Arrestantencompagnie für ein bis zwei Jahre, gegen einen ohne weiteres nur bis zum Ablaufe der dreizehnten Woche un- Angeklagten auf fechs Monate Gefängnis erkannt, zwölf wurden frei­verkürzt weitergewährt worden ist, bleiben bis zum Ende der sechs- gesprochen. Die anhängig gemachten 48 Civiltlagen wurden undzwanzigsten Woche im unverkürzten Genuß ihrer Bezüge; sämtlich unberücksichtigt gelassen. Die Gerichtskosten wurden mindestens aber ist dem Erkrankten von der vierzehnten bis zur den Verurteilten auferlegt.

zuläßt, werden um die Weihnachtszeit nebenbei einige Artikel mit Morgen bis zum späten Abend, in Wind und Wetter auf ihren arm­vertrieben, die das Geschäft sonst nicht führt, die aber zu Weih- feligen Verkaufsständen aus. Oft schüßt sie nicht einmal ein dürftiges nachten einen guten Absatz erwarten lassen. Der Grünkrämer, wie Leinwanddach gegen Schnee und Regen. Eine Tasse Staffee, der der Materialwarenhändler versehen sich mit Vorräten an Aepfeln diesen Namen eigentlich nicht verdient, muß den durchfrorenen Körper In lebhafter Bewegung wogt eine vieltausendköpfige Menschen- und Nüssen; Lichte und glitzernder Schmuck für den Weihnachtsbaum von Zeit zu Zeit ein wenig erwärmen, ein knapper Imbik den menge durch die Hauptstraßen der Stadt. Mit lebhaftem Intereſſe find gleichfalls Artikel, mit denen viele Kleinhändler Geschäfte zu Hunger notdürftig stillen. Aber trotzdem heißt es: aushalten bis betrachtet man die Auslagen in den hellerleuchteten Schaufenstern. machen Denken. Händler, die sonst allerlei Haus- und zum späten Abend, denn in den späten Abendstunden blüht" ja das In den Läden drängen sich die Kauflustigen. Wer einen Einkauf Küchengerät in ihren kleinen Läden feilbieten, verlegen Geschäft am meisten. Aber selbst der blühendste" Straßenhandel gemacht hat, cilt, mit Baketeit unter dem Arm, nach Hause. Ver- fich vor Weihnachten auf den Vertrieb wohlfeiler Spielzeitigt nur fümmerliche Früchte. Wenn der arme Händler am Vor gnügte Gefichter, ein Abglanz der bevorstehenden Feſtfreuden. waren, Puppenwagen, Schaukelpferden und dergleichen, wovon abend des Festes die qualmende Petroleumlampe auslöscht und den Weihnachtsstimmung überall. der ganze Vorrat meist auf der Straße vor dem Verkaufslokal zur Verkaufsstand abbricht, kann er nur in feltenen Fällen einen Gewinn Ueberall? Hinder den glänzenden Spiegelscheiben, in den lichtdurchfluteten Staufläden und Warenhäusern arbeiten Hunderte Schau gestellt wird. In diesen kleinen und kleinsten Geschäften, die fein eigen nennen, der ihm für die nächste Zeit eine kümmerliche von Kommis und Verkäuferinnen mit Aufbietung aller Kräfte, um Weihnachtsverkehrs auf den Schultern des Geschäftsinhabers und über kein Hilfspersonal verfügen, ruht die ganze Last des gesteigerten Eristenz gewährt. den bedeutend gesteigerten Anforderungen, welche das Weihnachts  - seiner Familie. Der kleine Geschäftsmann muß ja meist sein eigner geschäft an ihre Leistungen stellt, gerecht zu werden. Seit Wochen Buchhalter, Verkäufer und Hausdiener sein, und er ist deshalb zur Jn den Straßenlärm mischen sich dünne Kinderstimmen. Ein ind die Handelsangestellten emsig beschäftigt mit den Vorbereitungen Weihnachtszeit noch mehr mit Arbeit überlastet, wie die Angestellten Groschen das Bilderbuch"-" Fünf Weihnachtskarten für einen für die Weihnachtssaison. Je näher das Feſt heranrückt, desto der großen Geschäfte. Glücklich schäßt sich der kleine Geschäftsmann, Groschen"- Ein Groschen die laufende Maus" so werden den mehr häuft sich die Arbeitslaſt. In den letzten Tagen vor Weihnachten dessen Kunden ja nicht zu den zahlungsfähigsten gehören, wenn ihm Straßenpassanten eine Menge Kleinigkeiten angepriesen. Jeder der werden oft unmenschliche Arbeitsleiſtungen von den Angestellten das Weihnachtsgeschäft den erwarteten bescheidenen Gewinn bringt im Handelsgewerbe verlangt. Echon in den frühen Vormittags­stunden finden sich die Käufer zahlreicher als sonst ein. Während und ihm die Enttäuschung nußlos aufgewandter Mühe und Kosten des ganzen Tages wird der Laden nicht leer. Das Personal der erspart bleibt. Verkaufsgeschäfte kommt keinen Augenblick zur Ruhe. Die Abend stunden bringen aber erst den größten Andrang der Käufer, und

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Wenn die armen

kleinen Händler sucht mit der schwachen Kraft seiner Stimme den Straßenlärm zu übertönen um Käufer anzulocken. Die Gesichter von Kälte gerötet, strecken die Kleinen mit verklammten Händen den Vorübergehenden ihre Handelsartikel entgegen. Nur selten findet sich jemand bereit, mehr aus Mitleid als um einen Bedarf zu decken, Der Berliner   Weihnachtsmarkt ist seit Jahren von der Stätte, den armen Kindern etwas abzukaufen. Und doch haben diese kleinen jeder will schnell abgefertigt werden, keiner hat Zeit zu warten. Gin die er früher im Innern der Stadt einnahm, verdrängt und jeden Groschen so nötig. Nur die bitterste Not kann diese armen unermüdliches Heßen und Jagen, ein ausgesetztes Hin- und Her- damit in seiner alten Form beseitigt. Heut, wo das Wesen mitten im Winter auf die Straße treiben, wo sie bis zum rennen des Geschäftspersonals. Mögen die aufs äußerste an Publikum an die Einrichtung der Verkaufslokale höhere An- späten Abend, ja bis in die Nacht hinein unablässig ihre Waren an­gestrengten Vertäuferinnen auch noch so nervös und abgespannt sein, forderungen stellt, wie zu Zeiten unsrer Väter, kann man preisen. Bon Müdigkeit überwältigt, hockt hier hockt hier und da eine Ruhepause, eine kurze Erholung giebt es in den Stunden leb- in armseligen Verkaufsbuden auf offenem Markte kein gutes einer der kleinen Händler in eine Hausthürnische und giebt haften Geschäftsverkehrs nicht. Jeder Wunsch der Kunden muß be­friedigt, jeder Wink des Chefs schleunigst befolgt werden. Mit keiner Geschäft mehr machen. Trotzdem giebt es auch in diesem Jahre sich für kurze Zeit dem Schlummer hin, um nachher sein Miene darf der Angestellte verraten, daß die Anstrengung der letzten noch auf den Straßen und Pläßen Berlins   mehr als 900 Buden und Geschäft init doppeltem Eifer fortzusetzen. Tage vor Weihnachten über seine Kräfte geht. Aushalten in 14- bis Berkaufsstände, in denen dem Publikum Weihnachtsartikel feilgeboten kleinen dann am späten Abend nach Hause, in die entlegenen werden. Eine größere Zahl von Buden dürfte auch der alte Weih- Straßen der Proletarierviertel wandern, dann bringen sie im besten 16stündiger, durch Pausen kaum unterbrochenen Arbeitszeit. Das erfordert die Rücksicht auf die in Aussicht stehende Weihnachts  - nachtsmarkt auf dem Schloßplaz nicht aufgewiesen haben. Eines hat Falle einen Verdienst von wenigen Groschen heim. Aber im Haus­gratififation, das verlangt die Rücksicht auf die Eristenz der Arbeiter ich jedoch geändert. Es sind nicht mehr gutfituierte Geschäftsleute, halt einer von Not und Elend heimgesuchten Proletarierfamilie ist sondern die Proletarier des Handelsstandes, welche heut in den über selbst ein nach Pfennigen zählender Verdienst, zu dessen Erlangung im Gehrod. die ganze Stadt verstreuten Buden und Verkaufsständen den Weih- die Weihnachtszeit Gelegenheit bietet, eine höchst willkommene Ein­Nicht besser geht es den Hunderten von Haus- und Geschäfts­dienern, die in den Pad- und Lagerräumen nicht minder hastig, oft nachtsmarkt abhalten. Nur noch vereinzelt findet man solche Buden nahme, wenn sie auch nur für den Augenblick die dringendste Not aber noch schwerer arbeiten müssen, wie das Personal in den Wer auf einigen Plätzen der inneren Stadt. Vorwiegend suchen die ein wenig lindert. Händler die Außenviertel auf, wo sich die Mietstasernen aneinander- Neben den Kindern, die handelnd am Straßenrande stehen, finden laufsräumen. Keuchend unter Lasten schwerer Pakete eilen die Haus reihen und die Bewohner der Hinterhäuser willige Käufer für den fich auch Frauen und Männer ein, die mit dem Verkauf billiger diener, die verkauften Waren den Stunden zuzutragen, oder auf billigen Stram des Weihnachtsmarktes abgeben. Den bescheidenen, Weihnachtsartikel einen kleinen Verdienst herausschlagen möchten. schwer beladenen Handwagen und unbeholfenen Dreirädern den meist nur allzu geringen Mitteln der proletarischen Stäufer ent- Christbaumschmud, Weihnachts- Postkarten, bewegliches Spielzeug aus sprechend sind die Waren, die in den Buden auf Straßen und Pläßen Blech und dergleichen Sachen sind es, die von den fliegenden feilgeboten werden, aber es ist hier gerade das zu haben, Händlern ausgeboten werden. Auf dem Asphalt des Straßen Die kleinen und fleinsten Geschäftsleute, welche abseits von den was int den Hütten der Armut leider genügen muß, pflasters werden den Passanten die mechanischen Spielsachen vors mit glänzenden Handelspalästen befesten Hauptstraßen ein be- um hier nur einen Schimmer von Weihnachtsfreude zu verbreiten. geführt: das Automobil, die tanzende Puppe, der englische Boger, icheidenes Dasein fristen, setzen oft große Hoffnungen auf die In dürftiger Kleidung, oft nur ungenügend gegen die Winterkälte der Heine Cohn, der Dreschgraf und andre Dinge werden in Weihnachtssaison. Soweit es der Charakter des Geschäfts irgend I geschützt, harren die armen Händler auf dem Weihnachtsmarkt vom! Thätigteit gezeigt. Ein Kreis von Neugierigen umisteht den Händler,

Warentransport zu bewerkstelligen.