Nr. 1. 21. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Agitations- Kalender.
Sämtliche Daten beziehen sich auf den Tag der Veröffentlichung im Vorwärts". Sociale Streiflichter.
Die preufsifchen Landtagswahlen und der
freifinn. Oktober.
29. Bülow, Posadowsky, Richthofen Lucanus, Hausminister Wedel sind Landtagswähler dritter Klase. Wähler erster Klasse ist dagegen der Hofschlächtermeister Hefter.
November.
8. Die Nation" veröffentlicht einen Brief des verstorbenen Mommsen über die Zukunft des Liberalismus. Meiner Meinung nach geht alles um alles; in den nächsten sechs Monaten kann ein gutes Stück ganze Arbeit gemacht werden. Es ist eines jeden Schuldigkeit, für die Sache einzutreten. Helfen wird's freilich nicht. Exoriare aliquis ex ossibus ultor!( Ein Rächer wird aus unsren Gebeinen erstehen.)
21. Preußische Abgeordnetenwahlen. Infolge der schmählichen Haltung des Freisinns, der lieber die Konservativen fiegen läßt, als daß er der Socialdemokratie einzelne Mandate abträte, ist es unsrer Bartei nicht gelungen, in den Landtag einzudringen. In zahlreichen Wahlmänner- Versammlungen kommt es wegen falscher Handhabung der unmöglichen gesetzlichen Bestimmungen zu stürmischen Scenen,
wobei die Polzei eingriff.
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22. Jn Teltow- Beeskow hat die Landtagswahl 21 Stunden gedauert. 26. Rektor Stopsch erklärt in einer Hausbefißerversammlung in Berlin : Er danke dem Grundbesiz für seine Wahl( zum Landtag), dieser hätte sich als Avantgarde bewährt und die Zeichen der Zeit verstanden, die gebieterisch den Kampf des gesamten Bürgertums gegen die Socialdemokratie fordern. Die Socialdemokratie propagiere den Kampf wider den anständigen Roc, erst wenn der letzte anständige Mann am Laternenpfahl baumele, sei ihr Ziel erreicht.
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28. Hans Delbrüd erklärt in seinen Breußischen Jahrbüchern": Ein Zusammengehen mit den Socialdemokraten bei den Landtagswahlen sei deshalb nicht möglich gewesen, weil diese mit dem Hut auf dem Kopfe und der Cigarre im Munde an den Wahltisch getreten seien.
Von unfern politifchen Gegnern.
Oktober.
7. Es wird bekannt, daß Herr Kopsch von der Freisinnigen Bollspartei die Kandidatur seines Parteigenossen A. Bernstein in Torgau unter Hinweis auf dessen semitische Abstammung zu hinter treiben versuchte.
9. Bu Tode mißhandelt wird der jüdische Schriftseter Levi in Schlochau von Antisemiten, darunter dem Nachtwächter.
15. Herr Ballin, der„ Hofjude", sucht ein großes Hamburger Blatt zur Stellungnahme gegen das Reichstags- Wahlrecht zu ge
winnen.
28. In Frankfurt a. M. tagt der erste deutsche , d. H. antisocialdemokratische Arbeiterkongreß. Er erhält u. a. ein Begrüßungstelegramm vom
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Bund der Landwirte.
30. Das Aufsichtsrecht der städtischen Schuldeputationen, das durch Erlaß der Potsdamer Regierung vollständig beseitigt wurde, giebt in der Charlottenburger Stadtversammlung Anlaß zu lebhaften Erörterungen.
November.
1. Die Generalfynode nimmt eine Resolution Manteuffel an, in der es heißt: fie fei überzeugt, daß die für die Theologie der Gegenwart bestehenden Schwierigkeiten in der Behauptung und Verteidigung des biblischen Christentums nur überwunden werden können, ivenn die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung mit der Gebunden heit an die Thatsachen des Heils in Einklag steht.
8. Von einer Geheimliga gegen die Socialdemokratie, der dem Hofe und der Regierung nahestehende Kreise angehören sollen, weiß die Saale Beitung" zu erzählen.
Dezember.
5. Die Berufung des Reichstags- Abgeordneten Gerstenberger von der Centrumspartei gegen den Redakteur Genossen Eberhard- Nürnberg ist vom Landgericht verworfen worden. Dem Abg. Gerstenberger tvar der Vorivurf der bewußten Unwahrheit gemacht worden.
Oktober.
1. Die dem Centralverbande angehörigen Baumwollindustriellen sprechen sich energisch gegen die 10 stündige Arbeitszeit der Arbeiterinnen aus.
1. Die angekündigte Aussperrung der Berliner Metallarbeiter beginnt. 14. Bei Robert Teßmer- Berlin treten die Adressenschreiber in Streif. Sie haben 8-10 m. Wochenlohn.
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November.
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8. In der Wohnungsenquete, die von der Drts- Krankenlasse für Kaufleute usw. veranstaltet wird, find im Monat Oktober die Wohnräume von 579 männlichen, 454 lichen, zusammen 1033 Personen festgestellt worden, worunter sich 76 männliche 13,13 Broz., 75 weibliche 16,52 Broz, zu= fammen 151 Patienten 14,61 Broz. befanden, denen fein Bett zur alleinigen Verfügung stand. Hiervon waren 10 männliche gleich 18,16 Proz., 12 weibliche= 16,00 Broz., zusammen 22 Personen gleich 14,57 Broz. Lungenkrant.
29. Der Verband deutscher Kriegsveteranen bittet in einem Rundschreiben um milde Gaben, auch abgelegte Kleider. Die tapferen Streiter aus ruhmreicher Zeit" müßten sonst hungern
darben.
Dezember.
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und
13. Das Urteil gegen den Lokomotivführer Schade auf 100 M. Geldstrafe vom Reichsgericht bestätigt. Schade trägt„ Schuld" an einem Zusammenstoß bei Colmar i. E. Er hatte die letzten Tage vor dem Unfall fast gar nicht geschlafen.
Majestätsverbrechen.
Oftober.
2. Die Augsburger Volts- Zeitung" wird wegen Majestätsbeleidigung beschlagnahmt. Ein Augsburger bürgerliches Blatt, das denselben Artikel brachte, bleibt unbehelligt.
7. Nach 14tägiger Untersuchungshaft wird der Arbeiter Hoffmann in Halle von der Anklage der Majestätsbeleidigung frei gesprochen. Strafantrag: Drei Jahre Gefängnis.
Freitag, 1. Januar 1904.
wird sich finden!" zugerufen hatte. Freispruch. Staatsanwalt Cuny bezeichnet socialdemokratische Zeugen im allgemeinen als uns glaubwürdig.
Oktober.
1. Jm Laurahütter Wahlfrawall- Prozeß werden acht Angeklagte Insgesamt sind wegen dieses Krawalls 6 Jahre Zuchthaus, 68 Jahre zu insgesamt 6 Jahren Zuchthaus, 25 Jahren Gefängnis verurteilt. und 10 Monate Gefängnis verhängt worden.
9. An den Folgen einer einjährigen Gefängnishaft wegen Majestätss beleidigung stirbt Genosse Levh aus Halle.
14. Wegen einer Richterbeleidigung wird sämtlichen Redakteuren der Leipziger Volkszeitung " das Zeugniszwangs- Verfahren an gedroht.
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18. Konservative Parteigänger in Freiberg haben in Freiberg urahlzeit auf einen Nationalliberalen einen Ueberfall verübt und ihn verletzt. Urteil 20-40 M. Geldstrafe. ein Erceß verübt, wobei Steine geworfen wurden. Zehn Angeklagte 20. In Halberstadt wurde von Arbeitern gegen einen Schlächter erhalten zusammen 3 Jahre Zuchthaus, 41 Jahre Gefängnis.
24. Ein Prozeß gegen den Genossen Stunert wegen Beleidigung von werden sollen, ob deutsche Soldaten in China geplündert, zerstört Chinakriegern wird vertagt, weil weitere Zeugen darüber vernommen und geschändet haben. Ein Polizist erzählt unter Eid die tollsten Sachen, die Kunert in der beanstandeten Rede gesagt haben soll. ( Die Insel" Kiautschau. 50 000 Mann deutsche Chinasoldaten usw.) 27. Vom Zeugniszwang befreit ist der frühere Redakteur der Hilfe", Gerhard Hildebrand . Er hat mehr als acht Wochen in der giangshaft zubringen müssen, weil er die Zumutung zurüdwies, der Behörde denjenigen zur Disciplinierung zu überliefern, welcher in der Hilfe" eine Dienstanweisung" der Potsdamer Regierung an die ihr unterstellten Rektoren sachkundig kritisiert hatte.
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28. Der Prinz- Mörder Prosper v. Arenberg als geistesfrank in die Abteilung für Nervenleidende überführt.
28. Der Redakteur Salis von der„ Pankower Zeitung" wird aus der Zeugnishaft entlassen. Sie war über ihn verhängt worden, weil er wahrheitsgemäße Enthüllungen über ein arges Wersehen der Bankower Gemeindekasse veröffentlicht hatte.
fonntäglicher Flugblattverbreitung freigesprochen, weil das Gesetz 29. Der Assessor Simon in Militsch hat Socialdemokraten tegen 16. Wegen Majestätsbeleidigung werden die verantwortlichen nur gegen Socialdemokraten, nicht gegen Anhänger bürgerlicher für alle Staatsbürger gleich sei, aber auf Anordnung des Landrats Redakteure der Leipziger Volkszeitung " und ihrer Kopfblätter ver- Parteien in gleicher Sache Anzeigen ergangen waren. Ein Bericht urteilt: Genosse Lüttich sechs Monate, Hellmann brei Monate, eines als Benge vernommenen Gendarmen hat die Folge, daß Simon Schöpflin vier Monate. Der Metteur(!) wird freigesprochen. 17. Wegen Majestätsbeleidigung( Kaiser Insel) wird Genosse fügt wird, daß er nie wieder eine besoldete Richterstelle erhalten seines Amtes enthoben und gleichzeitig vom Justizministerium berLeid vom Vorwärts" zu 9 Monaten, Kalisti wegen Beleidigung dürfe. des Hofmarschalls v. Trotha zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. November.
macher in Sagan 3 Monate Gefängnis. 17. Wegen Nichtbeteiligung an einem Kaiserhoch ein Cigarren
einer Aeußerung Mommsens über die militärischen Talente des 20. Die Rheinisch- Westfälische Zeitung" wegen Wiedergabe Kaisers beschlagnahmt.
3 Monate Gefängnis. 20. Ein Händler in Mainz über ultramontane Denunziation 1 Jahr Gefängnis. 25. Ein Arbeiter in Dresden wegen Beleidigung Königs Georg 25. Der Redakteur Knobel vom Neuen Leben" 6 Monate Gefängnis. 28. Ein Maler in Passau 5 Monate Gefängnis.
Dezember.
22. Der erblindete frühere Wirtschaftsbeamte Urban wird in Beuthen D.-S. wegen Majestätsbeleidigung zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet.
24. Genosse Markwald von der Magdeburger Boltsstimme" wegen Majestätsbeleidigung und Aufreizung 5 Monate Gefängnis. Aus dem Zuchthausstaate. ( Siehe auch Richter und Staatsanwalte".) Oftober.
2. Mit blanken Säbeln werden die Arbeitswilligen der Berliner Omnibusgesellschaft vor Zurufen des Bublifums geschützt. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht war Eberhard zu einer Strafe von 20 m. verurteilt worden, weil nur in zwei Fällen in Konsumvereinen verboten. 9. Den Dresdener städtischen Arbeitern wird die Mitgliedschaft der Beweis der bewußten unwahrheit als erbracht angesehen wurde. 20. Der Bauarbeiter Kühn in Berlin wegen Streitpostenstehens Bei weiteren zwei Fällen wurde festgestellt, daß die Behauptungen 1 Monat Gefängnis. Jeder Streitposten ist strafbar, weil er die Gerstenbergers zwar unwahr gewesen sind, nicht aber, daß der öffentliche Ordnung gefährde, erklärte der Staatsanwalt. Ein ähnKläger fich der Unwahrheit bewußt war. Strafmildernd lam in liches Urteil einer andren Straftammer ergeht gegen zwei EisenBetracht, daß der Ton des Herrn Gerstenberger ein solcher sei, dreher. dessen sich ein anständiger Mensch nicht bediene.
18. Der Tert eines Bettelerlaffes der Scharfmacher wird bekannt, durch den Mittel zur Bekämpfung der Socialdemokratie aufgebracht werden sollen.
18. General a. D. Boguslawski in der„ Deutschen Tageszeitung" für Wahlentrechtung und Staatsstreich.
29. Die freifinnige Mehrheit der Berliner Stadtverordneten Versammlung erklärt das Mandat des neugewählten Stadtv. Gen. Kerfin für ungültig, weil einige Wähler seinen Namen nicht deutlich genug ausgesprochen hätten.
3. Unter den ihm vorgelegten Entwurf eines Hamburger Central Bahnhofes schreibt der Kaiser:„ Einfach scheußlich!"
jedes Eisenbahners jeden Versuch socialistischer( d. H. natürlich auch 29. Jn Danzig erklärt Eisenbahnminister Budde, es sei Pflicht gewerkschaftlicher Agitation) sofort zu denunzieren.
November.
7. In den Darmstädter Eisenbahn- Werkstätten werden zahlreiche Entlassungen vorgenommen. Durch Spigelei ist man darauf getommen, daß die betreffenden Arbeiter dem Hamburger EisenbahnerVerband angehören.
11. Wegen Beleidigung eines Arbeitswilligen wird Genoffe Peitert in Breslau im öffentlichen Interesse angeklagt und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er selbst ist von dem„ beteiligten" Arbeitswilligen mißhandelt worden. Dem Arbeitswilligen geschieht aber nichts.
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29. Wenn du Geld brauchst, friegst du welches aus dem Verbande" diese Worte, von einem streifenden Klempner in Erfurt zu einem Arbeitswilligen gesprochen, find Ehrverlegung. Fünf Tage Dezember.
19. Der Generalfynode der evangelischen Landeskirche wird ein föniglicher Erlaß mitgeteilt, wonach jährlich an den Pfarr- Witten - Gefängnis. und Waisenfonds 850 000 M. aus Staatsmitteln gezahlt werden sollen. Die Gegenzeichnung des verantwortlichen Ministers fehlt.
Dezember.
24. Der preußische Minister v. Hammerstein hatte vor einiger Zeit in Hannover welfische Partei sehr heftig angefahren. Als nun jüngst der State. Hannover weilte und ihm seitens aller Hannoveraner Klage geführt wurde über das unziemliche Auftreten des Ministers, soll der Kaiser gescherzt haben: Er werde dem Minister, wenn dieser das nächste Mal wieder nach Hannover käme, einen filbernen Maultorb mitgeben.( Später dementiert.)
Aus der Gesellschaft.
8. Oktober. Jut Bayreuth hat der Prozeß gegen den Hauslehrer Dippold begonnen, der den Sohn des Direktors der Deutschen Bank Koch durch Mißhandlungen getötet hat. Die vornehmen Eltern hatten das Kind Dippold völlig anvertraut.
5. Der förmliche Belagerungszustand wird wegen Belästigung" von Arbeitswilligen über Crimmitschau verhängt. Versammlungen und Zusammenfünfte jeder Art sind verboten.
8. Sämtliche Streitposten eines Berliner Streits( Fabrik Mehlich) waren von der Polizei fiftiert und mit Strafmandaten belegt, wurden vom Schöffengericht jedoch freigesprochen.
18. Der Gemeindevorsteher von Wengeln i. Schl. wegen focial demokratischer Gesinnung seines Amtes enthoben.
16. Der fächsische Landtag bewilligt 10'000 M. für Crimmitschau zur Verstärkung der Gendarmerie.
17. Gemeindevorsteher Storims in Neu- Strehmen( Ostpreußen ) als Socialdemokrat entlassen.
18. Den Hamburger Postbeamten wird der Besuch einer Versammlung verboten, in der Abg. v. Gerlach sprechen soll. Die Freifinnige Zeitung" triumphiert.
19. Die Weihnachtsfeier der Crimmitschauer Ausgesperrten wird von Amtshauptmannschaft und Stadtrat verboten.
24. Redakteur Lehnen von der Neunkirchener Zeitung" erhält 22. November. Wegen Beleidigung des Oldenburger Justiz- 900 M. Geldstrafe wegen Beleidigung des nationalliberalen Geheimrats ministers v. Rubstrat werden zwei bürgerliche Angeklagte, Professor Hilger in Saarbrüden. Er hatte ihm Wahlterrorismus vorDr. Ries und Redakteur Biermann, zu 6 und 10 Monaten Gefängnis geworfen. verurteilt. Der Wahrheitsbeweis dafür, daß Nubstrat als Staats
Richter und Staatsanwalte.
November.
11. Vor dem Schöffengericht in Wismar wurde gegen den handelt. Holst hatte den Schütte des Meineides bezichtigt, um durch Genossen Holst wegen Beleidigung des Polizeibeamten Schütte verden damit provozierten Beleidigungsprozeß die Grundlage für die Wiederaufnahme feines eignen Meineidsprozesses zu gewinnen. Im Vorberfahren dieses Beleidigungsprozesses hat der Hauptzeuge, Tischler Wollenberg, in Gegenwart des Staatsanwalts unter Eid eine Aussage gemacht, die, wenn sie nicht durch ganz gewichtige Gegenbeweise als falsch erwiesen würde, unbedingt nicht nur zur Wiederaufnahme des Meineidsverfahrens gegen Holst, sondern auch zu seiner Freisprechung führen müßte. Das Schöffengericht in Wismar jedoch verurteilte Holst unter Ablehnung der Beweiserhebung zu einem Monat Gefängnis wegen Beleidigung Schüttes.
14. Wegen Mißhandlung und Bedrohung socialdemokratischer Flugblattverteiler wird ein Centrumsmann in Danzig zu 30 M. Geldstrafe verurteilt.
24. Jm Prozeß gegen die Gräfin Rwileda wegen Kindesunter schiebung droht ein Berliner Staatsanwalt mit der Beseitigung der Geschwornengerichte, wenn nicht im Sinne der völlig haltlosen An flage von den Geschwornen ein Schuldspruch gefällt wird.( Trotzdem erfolgt später Freispruch.)
Dezember.
5. Zwei Memeler Genoffen find bei der Verbreitung von Fluge blättern von einem fonservativen Bauer bestialisch mißhandelt worden. Ihr Strafantrag wird von der Staatsanwaltschaft in Memel abgelehnt, dagegen werden sie toegen angeblichen Hausfriedensbruches" ange flagt und zu je einem Monat Gefängnis verurteilt.
8. Centrumspatrioten, darunter der Kirchendiener von Beuthen , haben socialdemokratische Flugblattverteiler überfallen. Von einem Polizeibeamten, den sie um Schuß ersuchten, erhielten fie die Antwort:" Socialdemokraten haben keinen Anspruch auf Schuz". Einer der Flugblattverteiler wird schließlich verhaftet, weil er sonst, nach Excedenten: ein Freispruch, einer 15 M., einer 10 wt. Wildernd: Aussage der Beamten, totgeschlagen worden wäre. Urteil gegen die die gesteigerte Erregung.
11. Hoch die revolutionäre Socialdemokratie zu rufen, ist grober Unfug. In einem monarchischen Staat gefährde die Bekundung so umstürzlerischer Gesinnung in hohem Maße die Drdnung. Darun wird Genosse Mars, der im 6. Berliner Wahlkreis eine Versammlung mit diesem Nufe schloß im Berufungsverfahren wider einen schöffengerichtlichen Freispruch vor der 8. Straffammer des Landgerichts I zu einer Woche Haft verurteilt.
16. Lieutenant a. D. Flogerty in Ulm wegen Bedrohung eines Schutzmanns mit dem Revolver ein Monat Gefängnis und Entlaffung.
19. Der Lieutenant v. Ziegler in Landau tegen Beleidigung eines Bahnbeamten( Unverschämter Kerl!") 3 M. Geldstrafe.
23. Nationalliberale Striegervereinler wegen Störung einer socialdemokratischen Versammlung, Sachbeschädigung und Mißhandlungen in Friedberg ( Hessen ) zu Geldstrafen im Höchstbetrage bon 250 M. berurteilt.
Ruffifch- Deutschland. Oktober.
28. Wegen Führung eines falschen Namens wird vor dem Berliner Schöffengericht gegen die Russen Kraffitow und Poppoff berhandelt. 14. cr. morgens von russisch sprechenden Kriminalbeamten aus dem Strafsilow und sein Beherberger Poppoff waren am Bett verhaftet worden. Sie stehen unter Verdacht des Schriftenschmuggels. Wegen Falschmeldung je 3 Wochen Haft.
30. Unter ungeheuerem Militär- und Polizei- Aufgebot und argen Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Anwohner foll der Zar seinen Einzug in Wiesbaden halten.
November.
5. Gegen Königsberger Genossen wird ein Verfahren wegen Geheimbündelei eingeleitet, weil sie den Schmuggel von Schriften nach Nußland unterstützt haben sollen. Dabei stellt sich heraus, daß das Zollamt alle bei ihm einlaufenden russischen Schriften der Königsberger Polizei zur Prüfung einreicht. 11. Neue Verhaftungen in Königsberg .
15. Gegen die Königsberger Genossen soll nicht mir wegen 25. Genosse Limberts wegen versuchter Erpressung angeklagt, Geheimbündelei, sondern auch wegen Beihilfe zum Hochverrat amanwalt ein Hazartspieler gewesen sei, ist vollkommen gelungen. weil er einem Iserlohner Arbeitgeber die Worte: Das Weitere russischen Reiche prozessiert werden.