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Koloniale Thaten.

Mammonismus und durch die materialistische Geschichtsauffassung der Socialdemokratie drohen. Groß muß deshalb auch die Arbeit und die Opferfreudigkeit derer sein, die von der Lebenskraft des evangelischen Glaubens in den Kämpfen unsrer Zeit Zeugnis geben wollen. Wir wenden uns darum an alle, die mit uns in demselben teuren Glauben stehen, mit der Bitte um finanzielle Kräftigung der socialen Arbeit der evangelischen Christenheit."

aneinander gerüdt, daß ein Zurüdweichen preisgeben dieser Seit dem Sommer 1899 sind die Karolinen   deutscher Kolonial- Interessen bedeute. Der Würfel müßte bald fallen, da ein gegen befiz; man hat die teuer gekauften Inseln damals preiſend mit viel feitiges Spielen mit Notenaustausch nicht mehr lange anhalten schönen Reden gefeiert, und der Reichskanzler spaßte über die lieben tönne. Mädchen, denen man die Thür nicht vor der Nase zuschlage solle. Die deutschen   Schiffe werden ja wohl selbst beim Ausbruch des Jetzt entnimmt man aus einem Bericht des Deutschen   Kolonial- Krieges nicht allzuviel zu thun haben. Liegt es doch im Interesse blattes" die verwunderliche Thatsache, daß erst vier Jahre nach der beider kriegführender Mächte, auf die Angehörigen neutraler Erwerbung der Westlarolinen sich ein Vertreter der kaiserlichen Ver- Mächte jede irgend mögliche Rücksicht zu nehmen. Hätten wir nicht ihre Geldbeutel behufs Vernichtung der Socialdemokratie auf welt­Die Socialistenängstlichen haben also reichliche Auswahl, ob sie waltung die Mühe genommen hat, mit eignen Augen einen Teil der ein einziges Schiff in Ostasien  , so würden englische oder lichem oder firchlichem Wege zur Verfügung stellen wollen, erworbenen Herrlichkeiten anzufchauen. Erst im August 1003 nämlich amerikanische Schiffe deutschen   Reichsangehörigen genau dieselben sie können dem Jende und dem Stöcker einige Schärflein besuchte der Bezirksamtmann Senfft die Inseln Dleat und Lanutrit. Dienste leisten können, wie unsre deutschen   Fahrzeuge. Derartige fenden. Freilich ist es einigermaßen schwer zu ents Die Insel Lanutrit, diese Perle deutscher Kolonialpolitik, zählt Aktionen" gehören nun aber einmal zum Paradedienst der Flotten- fcheiden, an welcher Stelle die Moneten am besteit 200 Stöpfe, 68 Männer, 64 Frauen, 68 Kinder. politik. Auch Italien   benutzt die Gelegenheit, etliche Schiffe haben bisher durch ihre Bethätigung der Socialdemokratie immer angelegt werden. Die politischen Macher des Reichsverbandes" einmal eine Ertraspazierfahrt antreten zu lassen. Dem Giornale d'Italia" zufolge ordnete der Marineminister Mammonismus in der That zu schützen durch Wortgefechte gegen ihn, nur Nugen gebracht. Und die blöde Stöder- Heuchelei, den infolge der letzten Nachrichten aus dem äußersten Osten die Abfahrt hat gleichfalls längst und allzu oft Fiasko gemacht. Db das alte der Schiffe, Marco Polo". Dagali" und Umbria  " Geschäft unter neuer Firma viele finden wird von denen, die nicht dorthin an. In den Gewässern des äußersten Ostens befinden alle werden? sich bereits die Schiffe Bettor Bifani"," Piemonte" und" Elba  ".

Oleai ist ein aus 28 Inseln bestehender Atoll, von denen 8 be­wohnt sind, und zivar insgesammt von 661 Personen, 186 Männern, 272 Frauen und 203 Kindern. Der Gesundheitszustand ist so schlecht, daß in wenigen Jahren ein Drittel der Bewohner gestorben ist. Die Bewohler leiden an Dysentrie, Augenübeln, Elefantiafis; auch ein schwerer Fall von Paralyse wurde beobachtet. Die Krankheiten sind so furchtbar und so häufig, daß die Insulaner gänzlich gegen fie ab­geftumpf find; wenigstens behauptet der Bericht:

So schrecklich der Anblick war, unter einem harmlosen, froh launigen Völlchen, umgeben von Gräbern, eine Pandorabüchse von Gebrechen ausgestreut zu sehen, noch schrecklicher berührte mich der Umstand, daß der Tod ganz seinen Stachel verloren zu haben schien. Unter Lachen wurde von den vielen Todesfällen gesprochen, unter Lachen mir die Todeskandidaten gewiesen und mit Lachen die Anstrengungen des Paralytikers begleitet, der sich mit Hilfe von zwei Stöcken aufrichtete, um das heftige Zittern seines kräftigen Körpers zu zeigen." Aber so ein deutscher   Kolonialpionier verzagt auch nicht und unser Bezirksamtmann verbreitete unverzüglich europäische Kultur, indem er zwei tüchtige Polizeisoldaten stationierte, um das Trinken von Sauertoddy", ein Getränk aus gegorenem Kolos­palmenblütensaft, zu verhindern. Auf den Genuß dieses Getränkes wird nämlich zum Teil der üble Gesundheitszustand zurückgeführt. Die beiden Polizisten werden, mit Strafgewalt ausgerüstet, nun gewiß blühendste Gesundheit verbreiten.

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Das Ernste des Falles aber bleibt, daß fast vollzählig die Würdenträger der evangelischen Kirche sich an Unternehmungen be­zwecken, die allen Grundsäßen des Christentums Hohn sprechen. teiligen, welche die Aufrechterhaltung der heutigen Zustände be­Stirche und Christentum!

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Eine Bertuppelung des Kanals mit den Flußregulierungen fönnte( so schreibt Graf Kanitz) leicht den Glauben erwecken, daß es die Absicht der Regierung sei, auf diejenigen Abgeordneten, welche mit Rücksicht auf ihre Wahlkreise für die Fluß­regulierungen stimmen müssen, einen Drud dahin auss zuüben, daß sie auch für den Kanal stimmen, selbst wenn dies Eine der ihrer besseren Ueberzeugung zuwiderlaufen sollte. artige Absicht liegt der Regierung natürlich fern. Jedoch schon um den Anschein zu vermeiden, als wolle fie zu einem so unschönen Mittel greifen, dürfte es sich empfehlen, diese Ver fuppelung zu vermeiden und nicht wieder in den mit der Vorlage von 1901 gemachten Fehler zu verfallen. Eine rein sachliche Prüfung des Kanalprojektes wird in der That unmöglich, wenn dasselbe mit den Flußregulierungen in einen Topf geworfen wird. Ohnehin dürfte es nicht leicht sein, die gegen das Kanalprojekt, sei es auch nur dessen westliche Teilstrecke, schon früher erhobenen Bedenken zu widerlegen."

Die russischen und die japanischen Truppen vergleicht ein britischer Offizier, der lange Jahre in Ostasien   gedient und das russische, japanische und chinesische Militär genau kennen gelernt hat, in einem Artikel, den er im Daily Tele­ graph  " veröffentlicht. Einleitend schidt er einige Bemerkungen über Ein Neujahrsgebet an den Reichskanzler. Am ersten Tage des die sibirische Bahn voraus, us, die, wie er fagt, im neuen Jahres hat sich der Philosoph, des Zollwuchers, Graf Striegsfalle für die Russen eine Quelle großer Schwierig v. Sani in Bodangen hingesetzt und eine furiose Bitte an den feiten werden würde. Bei der Bahn, so führt er aus, Herrn Ministerpräsidenten und Reichskanzler" ausgearbeitet, die er tommen zuerst zwei Punkte in Betracht, erstens die Sicherheit und in der Kreuz- Zeitung  " veröffentlicht. Darin fordert er vom Reichs­der Schutz der Bahn selbst, zweitens ihre Brauchbarkeit für den lanzler, demütig in der Form, die aber nur mühsam den anbetrifft, so ist es außer Zweifel, daß die Chunchusen( chinesische   Abgeordnetenhause zugehen soll, werden, wie verlautet, die östlichen Transport von Truppen und Striegsmaterial. Was den ersten Bunft herrischen Hohn verbirgt, daß er sich hüten solle, die angekündigte Kanalvorlage vorzulegen. In der Vorlage, die dem preußischen Räuber), die größtenteils entlassene Soldaten, vielfach von aus Stromregulierungen mit einem Kanal verkoppelt, der den Rhein   mit ländischen Offizieren gedrillt, mit Mannlicher- und Winchester- dem Dortmund  - Emskanal verbindet. Obwohl nun also der Mittel­Repetiergewehren bewaffnet und mit Munition versehen sind, jede landkanal einstweilen geopfert ist, protestiert doch der Graf selbst Gelegenheit wahrnehmen würden, die russischen Truppen zu be- gegen jenen Verbindungskanal, der natürlich nur als der Beginn lästigen, die Schienenwege zu zerstören und zu Züge zu verbrennen, bes später auszuführenden Mittellandkanals gedacht" fei. wie sie es im Jahre 1900 thaten. Weiter wird die Bahnlinie auf eine beträchtliche Strecke im Norden von Port Arthur von Polizei war die eine europäische Kulturmaßnahme; die andre der See beherrscht, beherrscht, das heißt sollte die russische   Flotte war ebenbürtig. Der Bezirksamtmann veranlaßte eine Preiserhöhung Unglüd haben, so würde Port Arthur der Zufuhr für die Hauptsächlichsten Stonſumartikel der Jusulaner, die jährlich abgeschnitten sein. Infolge dessen wird der Schutz der Bahn einen ettva 100 Tonnen Kopra  ( gedörrte Kokosnußterne) produzieren und erheblichen Teil der jetzt in der Mandschurei stehenden russischen dafür Tabak und Kattun eintauschen; der Bezirksamtmann bereinbarte Streitkräfte erfordern und bis zu einem gewissen Grade zur Un­nun mit den Leitern der beiden dort bestehenden Handelsfaktoreien, thätigkeit zwingen. Ueberdies ist die Verwendbarkeit der Bahn für daß sie zur Verhinderung ungefunden Wettbewerbes" die gleichen den Transport von Truppen und Striegsmaterial äußerst zweifelhaft. Preise auf die Dauer von drei Jahren vereinbarten. Das heißt: die Die Lokomotiven sind größtenteils auf Holzverfeuerung eingerichtet, Händler verpflichteten sich, nicht sich gegenseitig in den gezahlten jedoch ist kein Holz in der Mandschurei   zu haben. Breifen zu überbieten. Die neugewonnenen Brüder des Deutschen   Lokomotiven versagen häufig, da sie schlecht gehalten werden. Reiches haben also bei dem ersten Erscheinen eines deutschen   Beamten An vielen Stellen der Bahn find die Erdwerke fofort die Segnungen der kapitalistischen   Kultur kennen gelernt: die ungünstige Witterungseinflüsse nicht widerstandsfähig. gegen Die Lohnbrüderei für ihre Arbeit. Der Vertreter der deutschen   Regierung Russen haben wohl zwischen Port Arthur und Niutschwang und vertrat also die Interessen fapitalistischer, wie es scheint, nicht ein bei Mulden Kohlenbergwerte eröffnet, jedoch ist die dort geförderte lediglich den Kanalrebellen abgegudt, die feiner Zeit den Mittel­Dieses unschöne" Mittel der Verkuppelung hatte die Regierung mal deutscher Firmen D. D. O'Keefe und S. Murayama in Kohle zur Lokomotivfeuerung wenig geeignet. Yokohama   um die eignen Reichsangehörigen in dem Ertrag ihrer landkanal mit einer unübersehbaren Anzahl östlicher Kanalprojekte Was die militärische Stellung in der Mandschurei   anbetrifft, so verkoppelten, um ihn zu Falle zu bringen. Um aber die Agrarier Arbeit zu benachteiligen. Sollte es nicht cher die Pflicht des sind zwar alle großen Städte von den Russen besetzt, aber die aus der Zwangslage zu befreien, mit der Kanalstrecke entweder auch Herrn Bezirksamtmanns gewesen sein, die Insulaner zu Japaner haben im Lande gekämpft, und kennen alle seine schwachen die Flußregulierungen niederzustimmen oder aber auch den Kanal toalieren, damit sie sich nicht unterbieten in der Festsetzung des und starten Punkte ebenso gut, wenn nicht besser, als die Russen. zu schlucken, verlangt mun Graf Kanitz von dem Grafen Bülow, daß Preises für ihre Arbeitsprodukte. Aber der Händlerprofit über Die Japaner finden außerdem die Sympathie der Bevölkerung, die wohl er seinerseits den Kanal mit der-- 3uchthausvorlage alles! Die deutschen   Unterthanen" von Oleai verdanken es dem weiß, daß die Japaner sofort nach Besetzung einer Stadt die Einwohner- verkuppelt. Vertreter der deutschen   Regierung, daß sie für ihre Sopra ja nicht schaft vor Plünderung schützen, wie sie es im Jahre 1900 in Tientsin  zu viel Kattun und Tabak erhalten. Und wenn sich die Aermsten und im chinesischen Kriege in Niutschwang thaten. Die Chunchufen, über die schlechteren Zeiten in Sauertoddy" trösten wollen, so nimmt die gute Schüßen sind, würden den Japanern eine wesentliche Wer­fie der neuernannte Polizist beim Kragen und sperrt sie ein. stärkung bringen. Bei einem Vergleich der soldatischen Eigenschaften Glückliche Kolonien!- der russischen und der japanischen Truppen ist zu erwähnen, daß die Ruffen zwar sehr ausdauernd, aber andrerseits auch langsam sind und beim Angriff leinen besonderen Elan entwickeln. In der Verteidigung Darüber, ob Rußlands   Antwort auf die letzte Note Japans   sind sie allerdings ausgezeichnet, wie noch von der Belagerung von bereits in Japan   eingetroffen ist, gehen die Meldungen wieder ein- Tientsin her in bester Erinnerung ist. Der Japaner dagegen ist mal auseinander. Eine offizielle japanische Verlautbarung darüber ein entschlossener Draufgänger und folgt seinem Offizier, dem er liegt nicht vor. Während von einer Seite gemeldet wird, daß die große Anhänglichkeit und Achtung entgegen bringt, überall hin. Der Antwort bereits eingetroffen sei und wenig entgegenkommend laute, schwache Punkt der Japaner ist ihre Kavallerie. Sie sind nun ein­so daß man dem Ausbruch des unvermeidlich erscheinenden Strieges mal feine guten Reiter und haben auch keine guten Pferde. Dagegen wieder einen Schritt näher gerückt sei, wird der Köln  . 3tg." aus ist ihr Hospitalwesen vorzüglich organisiert. Bei einem Kampfe Petersburg   vom 4. Januar gedrahtet: Am 3. 5. M. fand unter zwischen Russen und Japanern in der Mandschurei   würden gerade dem Vorsitz des Kaisers eine Beratung statt, an welcher die defensiven Eigenschaften der Russen und die offensiven der die Großfürsten Wladimir und Alegei, Minister- Japaner gute Gelegenheit haben, sich von ihrer besten Seite zu präsident Witte sowie die Minister des Auszeigen.- wärtigen, des Kriegs und der Marine teilnahmen. Bermutlich ist in dieser Beratung der endgültige Wort­Yaut der russischen Antwort auf die letzte japanische Note festgestellt worden. Der Sorrespondent der Kölnischen Zeitung  " glaubt nach allem, was er hört, nicht allzu optimistisch zu sein, wenn er der Annahme zuneigt, daß reichung des erhabenen Zieles der Socialistenvernichtung. Berbände Viel Feind viel Ehr! Kein Tag ohne neue Gründungen zur Er­durch die russische Note die Möglichkeit eines friedlichen ohne Ende entstehen, senden Bettelbriefe in das Land, bieten sich an Ausganges des Konflikts gegeben werde und die Lösung der als Erlöser vom socialdemokratischen Uebel. Gestern ein Reichs­Krisis nach dieser oder jener Richtung jeht nur noch von verband gegen die Socialdemokratie", geführt von der Scharf­Japans Antwort abhänge.

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Die ostasiatische Krisis.

Man wird das Bekanntwerden des Inhalts der russischen Note abwarten müssen, um zu beurteilen, wie groß Rußlands   Entgegen tommen ist. Natürlich wird Rußland   die Sache nach Möglichkeit zu drehen versuchen, als ob Japan   die Schuld an dem ausbrechenden Kriege trage.

Kurssturz infolge der Kriegsgerüchte.

Deutfches Reich.

Kirche gegen Socialdemokratic.

macherei der Jende, der Dircksen, der Stockmann, zum Zwved, die Arbeiter über die Socialdemokratie aufzuklären". Heute die Kirche im Wetteifer mit den weltlichen Machthabern, die heutigen Zustände zu beschönigen, zu erretten. Diese neueſte Gründung nennt sich Sociale Geschäftsstelle für das evangelische Deutschland  ". Wessen Geschäfte" mag diese Geschäftsstelle wohl besorgen wollen?

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Der Philosoph des Bollwuchers findet diesen Zusammenhang auf höchst verschlungenem Wege. Durch den Kanal werde die Industrie fünstlich gefördert, Arbeitermassen herangezogen und der Landwirt­schaft entfremdet:

Wir sehen, daß die Zahl der socialdemokratischen Stimmen fich feit fünf Jahren von zwei auf drei Millionen vermehrt hat, daß diese Bermehrung aber fast ausschließlich auf die Groß­städte und die Industriebezirke entfällt. Daraus ist zu folgerit, daß der industrielle Aufschwung, die Anhäufung der Menschens maffen in den Industriebezirken der socialdemokratischen Bewegung wesentlich zu statten kommt. Sollte es da nicht, wenn der Großindustrie jetzt wieder eine neue künstliche Förderung au teil wird, die Aufgabe der Regierung fein, auch auf gefegliche Maßnahmen gegen Ausschreitungen der Social. demokratie Bedacht zu nehmen?... Wenn wir wiederholt, und auch jetzt wieder in Crimmitschau  , wahrnehmen, welcher Terrorismus bei Arbeiterausständen geübt wird, wie die Arbeits­willigen gewaltsam an der Arbeit gehindert werden, dann darf man allerdings die Frage stellen, ob nicht gesetzliche Maßnahmen gegen solche Ausschreitungen und zum Schuß der Arbeits. willigen am Platze sind.

Schon vor Jahren wurde in voller Würdigung dieses Schutz­bedürfnisses von hoher Stelle auf die unbedingte Not­wendigkeit eines bezüglichen Gesetzes vertwiesen. Aber was ist seitdem geschehen? Als im Juni 1899 dem Reichstage endlich der Gesezentwurf zum Schuße des getverblichen Arbeitsverhält nisses" vorgelegt worden war, würdigte man diesen Entwurf nicht einmal der Kommissionsberatung, sondern stimmte ihn in zweiter Lesung nieder. Und die damalige Regierung ließ sich dies ruhig gefallen; trotz der wachsenden Mißstände ist das Gesetz nicht wieder eingebracht worden. Noch niemals hat eine Regierung mit solchem Gleichmut eine parlamentarische Niederlage hin genommen!

Recht bemerkenswert ist es auch, daß diejenige Parteigruppe, welche immer am lautesten nach dem Kanal schreit, im Reichstage mit großer Mehrheit gegen das Arbeitswilligen- Gesez gestimmt hat. Der Führer der Nationalliberalen, Abg. Bassermann, er­flärte gleich bei der ersten Lesung am 20. Juni 1899: Wir legen Wert darauf, schon beim ersten Schritt ein ablehnendes Votum zu geben." Er erklärte sich ferner gegen jede Beschränkung des Koalitionsrechts der Arbeiter...

Der Erlaß eines Gesetzes zum Schuße des gewerblichen Arbeitsverhältnisses aber erscheint heute ebenso dringlich, went nicht dringlicher als zuvor, in feinem Falle sollte, ehe ein solches Gejes in Kraft getreten ist, an ein Unternehmen gegangen werden, welches wie der Mittellandkanal die künstliche Förderung

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der Großindustrie beztvedt, in seiner Wirkung aber ebenso dem Anwachsen der Socialdemokratie Vorschub leisten muß. Möchte der Herr Ministerpräsident und diese Bitte sollte in den vorliegenden Zeilen zum Ausdrud gelangen- das Kanal projekt dem Landtage erst dann vorlegen, wenn der Herr Reichss fanzler das fängst verheißene Gefen gegen socialdemokratische Gewaltthätigkeiten im Reichstage zur Annahme gebracht haben

wird."

Dies Bemühen der russischen Diplomatic tritt auch in der Be­Die Geschichte dieser Gründung schon ist interessant, fie handlung der Frage der Unterdrüdung der feit kurzem ausgebrochenen fennzeichnet das Wesen der heutigen offiziellen foreanischen Unruhen durch Japan   hervor. Während Rußland   noch Kirche und das Christentum ihrer Geistlichkeit. Als im Oktober in den letzten Tagen die Auffassung zu vertreten schien, daß es in 1903 die preußische Generalsynode in Berlin   tagte, ver­der Landung japanischer Truppen auf Storea zur Herstellung der sammelte Pastor Weber, Führer der reaktionär gerichteten fos Ruhe durchaus keinen casus belli erblide, nimmt jetzt, wo Japan   genannten evangelischen Arbeitervereine und Freund Stöckers, eine sich ernstlich anfchickt, zwei Divisionen nach Korea   einzufchiffen, die Anzahl Vertreter seiner Bestrebungen. Aus diesen Streifen ging ein russische Presse auf einmal eine drohende Haltung an, indem sie stellte und der die Bekämpfung der Socialdemo Antrag hervor, den Graf Hohenthal auf der Generalsynode erklärt, daß ein solches Vorgehen Japans   einer Striegserklärung tratie durch die Kirche forderte. Eine Kommission der gleichkomme! Synode beschloß denn auch wirklich eine Erhöhung der Die Vorbereitungen für die Einschiffung der erwähnten Kirchensteuer um Prozent, welche Steuereinnahmen zur zwei Divisionen werden lebhaft fortgeset; man Unterstützung Stöcker- Weberscher Gründungen und Bestrebungen glaubt, daß die beiden Divisionen dazu bestimmt sind, die Ordnung verwendet werden sollten. Der Ober- Kirchenrat mußte jedoch die in den Häfen von Süd- Korea   wiederherzustellen". Zulässigkeit von allgemeinen Steuern für private Vereinszwecke ab lehnen. Daraufhin verfaßte man einen Aufruf, den die meisten Mitglieder der Generalsynode unterschrieben, in dem die gesamte Der Zusammenhang zwischen Kanal und Zuchthaus ist so wild bei evangelische Christenheit" zu Geldbeiträgen aufgefordert wird. den Haaren herbeigezogen, der Gedankengang so blödsinnig, daß Die Beiträge follen zur Förderung der evangelischen Arbeiter man glauben möchte, der Graf Kanis habe unter den Nachwirkungen vereine, der Stöckerschen Freien kirchlich- socialen Konferenz" und des Silvesters seine Betrachtungen niedergeschrieben. Aber die Sache endlich der neuen Weberschen Socialen Geschäftsstelle" verwendet gewinnt ein andres Gesicht, wenn man den geheimen Sinn des werden. Zur Herbeibettelung reichlicher Gaben rühmt der Artikels erfaßt. Dieser loyale Ergug ist nämlich eine masticrte Aufruf die Gründungen seiner Urheber reichlichst; insbesondere Verhöhnung dcs Kanzlers. von der neuen Geschäftsstelle" wird gesagt: Zuchthausvorlage und Stanalvorlage haben zwar sächlich nichts gemein, aber Die sociale Geschäftsstelle für das evangelische Deutschland  , in einer Hinsicht sind sie doch verwandt, insofern als deren Sagungen am 20. Oftober 1903 in Berlin   beschlossen sind, für beide Entwürfe der Kaiser sich persönlich engagiert erstrebt zunächst zur Förderung der christlichen Arbeiterbewegung hat. Graf Kaniz hat nur deshalb Beziehungen zwischen die Heranbildung tüchtiger Arbeiter und Arden beiden weltverschiedenen Plänen ausgetiftelt, um die verstedte beiterinnen zu berufsmäßiger und gelegentlicher Propaganda Bosheit anzubringen; der Kanzler habe es wirklich nicht nötig, um unter ihren Standesgenossen; sie gedenkt, sociale Unterrichts der Einlösung eines faiserlichen Wortes Willen die Stanalgeschichte furse für Männer und Frauen aller Stände zu halten wieder anzurühren; da folle er erst einmal die faiserlichen Ber und in jeder Weise die Gedanken und Kräfte fprechungen von Bielefeld   und Deynhausen wahr machen, wo jeder des Evangeliums im Voltsleben zu vertreten. mit Zuchthaus bedroht wurde, der zum Streik anreizt. So ultt der Groß find die Gefahren, die unserm Volke durch den Geist des Monarchismus der Junker!-

An der nach dem Neujahrsfeiertag wiedereröffneten Börse von Tokio   trat heute( 4. Januar) ein beispielloser Kurssturz ein. Mehrere Makler sind ruiniert.

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Kriegsvorbereitungen der neutralen Mächte.

Der Kölnischen Zeitung  " zufolge beginnt munmehr nach beendeter Instandsegung der großen Kreuzer eine lebhafte Thätigkeit der deutschen   ostasiatischen Seestreitkräfte. Das Flaggschiff des Geschwaderchefs Konteradmiral Brittwig ist Sonnabend von Nagasaki   nach Tsingtau   abgedampft, nachdem vorher mit dem von Uruga eingetroffenen zweiten Admiral eine Beratung. stattgefunden. Der Geschwaderchef soll angesichts des zu befürch tenden Krieges die besten Schiffe nach Küstenplätzen dirigieren, wo deutsches Leben und Eigentum gefährdet werden könnte. Kölnische Zeitung  " schreibt heute zur Lage, die für Rußland   und Japan  in Betracht kommenden politischen Lebensinteressen seien derart hart

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