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r. 8. 21. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sontag, 10. Januar 1904.

Aus Induftrie und Handel.

Berliner Handelskammer. In der letzten Sigung der Handels­kammer erfolgte die Konstituierung des neuen Präsidiums. Herr Geheimrat Herz wurde zum Präsidenten, Herr Generalkonsul Franz v. Mendelssohn zum 1., Herr Geheimer Justizrat Dr. Rießer zum 2. stellvertretenden Präsidenten gewählt. Herrn Geheimen Kommerzienrat Arnhold, der bisher 1. Bizepräsident war und auf feine Wiederwahl verzichtet hatte, wurde mit dem Bedauern über gesprochen, schluß der Dank für die bisherige Thätigkeit aus

nämlich in der Körnerschen Fabrik zu Krossen Differenzen aus- gemacht, der Gefängnisarzt war aber der Ansicht, daß es nicht ernst gebrochen, zu deren gütlicher Beilegung der Organisationsvertreter gemeint gewesen. Trotz der erdrückenden Verdachtsmomente stellte Pawlowitsch von Berlin herbeikam und mit den Arbeitern eine Be- der Angeklagte die That in Abrede, und erst nach eingehender Be sprechung in jenem Lokale dieserhalb abhielt. Natürlich war die weisaufnahme, nachdem der Staatsanwalt ein Jahr Gefängnis nachträglich aus Besorgnis, daß es sich doch um eine unangemeldete Geständnis. Dies kam ihm zu gute, denn der Gerichtshof billigte ihm Besprechung nicht polizeilich angemeldet. Der Wirt hatte jedoch gegen ihn beantragt hatte, bequemte der Angeklagte sich zu einem Versammlung handeln könne, der Polizei gebeichtet. Die mildernde Umstände zu und verurteilte ihn zu neun Monaten Folge war die Anklage wegen Abhaltens einer unangemeldeten Ver- Gefängnis und einjährigem Ehrverlust. sammlung. Der Amtsanwalt beantragte gegen Pawlowitsch eine Geldstrafe von 30 M., weil er der eigentliche Veranstalter der Ver­sammlung gewesen sei, die übrigen Angeklagten empfahl er der Freisprechung, da ihnen der Zweck der Versammlung wohl nicht flar gewesen sei. Dagegen berief sich der Verteidiger auf eine neuliche Das Kohlencomptoir. Von der Leitung des Rheinisch- test- Stammergerichts- Entscheidung, worin Werkstattbesprechungen als fälischen Kohlensyndikats, dessen Neugründung bekanntlich endgültig private und nicht öffentliche bezeichnet werden. Das Gericht schloß in der am 29. Dezember abgehaltenen Zechenbefizer- Versammlung sich dem an und erkannte auf Freisprechung.. erfolgt ist, sind die Firmen, deren Beitritt zu dem Kohlencomptoir dem Syndikat wünschenswert erscheint, eingeladen worden, sich innerhalb 14 Tagen zu entschließen, ob sie gewillt sind, der Rheinischen Kohlenhandels- und Reederei- Gesellschaft( diesen Namen führt offiziell das Kohlencomptoir) beizutreten. Die Gesellschaft wurde gegründet vorläufig mit einem Kapital von 3 000 000 m., die von den Gründern wie folgt übernommen wurden: 1800 000 m. durch das Rheinisch- westfälische Kohlensyndikat, 300 000 m. durch die Firma Franz Haniel u. Co., Ruhrort , 300 000 M. durch die Firma Mathias Stinnes , Mülheim a. d. Ruhr, 300 000 M. durch die Firma Hugo Stinnes , Mülheim a. d. Ruhr, und 300 000 M. durch die Firma Bergbau und Schiffahrts Attiengesellschaft Kannengießer, Mülheim a. d. Ruhr.

D

Der Zweck der Gesellschaft ist bekanntlich, den gesamten Handel von Steinkohlen, Coats und Steinkohlenbriketts, der durch die daran beteiligten Firmen bisher selbständig geführt wurde, in einer Hand unter der oben genannten Firma zu vereinigen, d. h. unter die Kontrolle des Syndikats zu stellen.

Ueber die Geschäftslage der schlesischen Spinnereien wird dem Breslauer General- Anzeiger " aus den Kreisen der schlesischen Textil­industriellen geschrieben:" Troß der verschiedenen Schwankungen, die die Baumwollpreise in letzter Zeit durchmachten, ergiebt sich in Bremen zwischen den Preisen im Oktober v. J. und den jetzigen ein erheblicher, den Rohstoff verteuernder Unterschied.... Diejenigen schlesischen Spinnereien, die sich günstig eingedeckt haben, werden für Baumwollgarne in diesem Jahre infolgedessen recht reichliche Preise erzielen, denn selbst wenn der Baumwollpreis fich jetzt noch er­mäßigen sollte, so werden die Garnpreise kaum mehr heruntergehen, viel eher ist mit einer weiteren Steigung der Garnpreise zu rechnen, da sich doch nicht alle Spinnereien rechtzeitig eingedeckt haben und biele noch jetzt ihre Hauptquantitäten einkaufen müssen. Diese Spinnereien werden allerdings in diesem Jahre ungünstig arbeiten. Die schlesischen Spinnereien sind mit Arbeit für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres voll besetzt. Die Leinengarn preise sind vorerst unverändert, und erst wenn die Einwirkung der günstigen Ernte eintritt, was vielleicht im November möglich wäre, fönnte eine Ermäßigung der Preise eintreten."

Gerichts- Zeitung.

Wegen Vergehens gegen das Vereinsgesch hat das Schöffens gericht zu trossen gestern gegen die Metallarbeiter Pawlowitsch. Jerlet und 3ieger sowie gegen den Wirt des Krossener Schüßenhauses verhandelt. Im August v. J. waren

dieners beschäftigte gestern die erste Straffammer am Landgericht II. Abermals ein Prügelpolizist. Die Ausschreitung eines Amts­Wegen Körperverlegung und wissentlich falscher Anzeige in Aus übung seines Amtes war der Amtsdiener Georg Powilift aus Stegli angeklagt. Am 25. April v. J., abends gegen 10 Uhr, sammelte sich eine kleine Menschenmenge vor dem Gymnasium in der slirstraße an, weil dort ein Betrunkener lag. Der Angeklagte er schien mit zwei Wächtern, erteilte diesen den Auftrag, den Be befand sich auch der 15jährige Lehrling Hans Schmidt, der sich trunkenen fortzubringen und trieb die Menge auseinander. Dabei ruhig entfernte. Der Amtsdiener aber fam ihm nach, verlangte, der Lehrling sollte schneller gehen und versetzte ihm eine Menge Schläge ins Gesicht. Am nächsten Tage erstattete er die Anzeige, der junge Schmidt habe ihm Widerstand entgegengesetzt, habe ihn mit Händen und Füßen vor die Brust und das Schienbein gestoßen und gesagt:

gestellten Ermittelungen ergaben, daß die Anzeige falsch war. " Dir Hund werden wir das besorgen!" Die an Dieser Thatbestand wurde in umfangreicher Beweisaufnahme in heutiger Sizung feſtgeſtellt. Antrage des Staatsanwalts auf vier Monate und zwei Der Gerichtshof erkannte nach dem Wochen Gefängnis.

wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs waren die Holz­Vom Unternehmer- und Polizeikampf gegen die Arbeiterschaft. arbeiter Damast und diese kürzlich vom Schöffengericht zu je einer Woche Gefängnis verurteilt worden. Auf die eingelegte Be­rufung hin hatte sich gestern die Straffammer mit der Sache zu be­faffen. Die Beweisaufnahme ergab folgenden Thatbestand: An­Täglich des Streiks der Bilderrahmenmacher bei der Firma Groß in Leipzig hatte der später unter Hinterlassung von Schulden hier ausgerückte Ladeninhaber Johannsen aus der Wattstraße Leipziger Streifarbeit anfertigen lassen. Beide Angeklagte begaben sich im Auftrage der Organisation zu jenem Manne, um ihn von feinem Thun abzureden. Dieser aber beschimpfte sie mit Aus­worauf sie sich auch sogleich entfernten. Obendrein verklagte er beide brücken wie berfluchte Bande" usw. und wies ihnen die Thür, dann noch wegen Hausfriedensbruchs. Das Gericht hob das erste In dem Fluchtbegünstigungsprozeß Bauer wurde am Freitag Urteil auf, da feinerlei Beweise für die fragliche Strafthat beis vor der Kölner Strafkammer die Verhandlung wieder aufgenommen, gebracht werden konnten und erkannte auf Freisprechung. und die Beweisaufnahme beendet. Der Staatsanwalt beantragte Der Holzarbeiter Papte sollte sich strafbar gemacht haben, gegen den Schuhmann Schnitzler eine Gesamtstrafe von 18 Monaten indem er als Kontrollposten vor dem bekannten Arbeitsnachweis der Gefängnis und die Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung eines Tischlerinnung in der Aleranderstraße auf und ab gegangen war, Bauer vier Monate, gegen die Söhne je drei Monate Gefängnis. öffentlichen Amtes auf die Dauer von fünf Jahren. Gegen Frau der Innung Arbeiter abzutreiben versucht, und der Aufforderung Bei dem Angeklagten Rechtsanwalt Mayer fei zu berücksichtigen, daß eines Schußmanns, sich zu entfernen, nicht Folge geleistet hatte. er nur Ratschläge erteilt habe. Andrerseits werde zu erwägen Anstatt des sonst üblichen Strafmandats bekam er sofort eine An fein, daß der Angeklagte Rechtsanwalt ist, und daß er, wie das glück­lage, über die gestern das Schöffengericht entscheiden mußte. Nach licherweise nur selten vorkommt, viermal ehrengerichtlich bestraft kurzer Beratung verkündete das Gericht die Freisprechung, fei. Er beantragte gegen Maher einen Monat Gefängnis. Die weil der Angeklagte teine strafbare Handlung begangen habe und Plaidoyers der Verteidiger wurden gegen 8 Uhr abends ab= bei der Differenz zwischen Holzarbeiter- Verband und Innung auch gebrochen und die Verhandlung auf Sonnabendvormittag 10 Uhr seitens der Arbeiter keine Unruhen herbeigeführt seien. Es war gebrochen und die Verhandlung auf Sonnabendvormittag 10 Uhr dies der erste verhandelte Fall, der die Arbeitsnachweis- Differenz betraf.

vertagt.

Witterungsübersicht vom 9. Januar 1904, morgens 8 Uhr.

Barometer.

stand mm

Wind

richtung

Windstärke

Better

Temp. n. T.

5°. 4° N.

Stationen

Barontefer

Wind

richtung

Windstärke

Wetter

5bedeckt-2 Haparanda 756 232 6bededt 1 Befersburg 771 SS

Temp. n. C.

3Schnee-11 3 heiter

Vorraum des Pathologischen Instituts der föniglichen Tierarznei­Zahlreiche Baleto tdiebstähle, welche im November v. J. im schule stattfanden, versezten die Studenten in Beunruhigung. Am Stationen 15. November wurde ein junger Mensch angehalten, der im Begriff war, das Gebäude zu verlassen. Man hatte ihn im Verdacht, daß er sich einen fremden Ueberzieher angeeignet hatte. Da aber sämt liche Garderobenknöpfe besetzt waren, so hielt der Pförtner den Swinemde. 756 SSD Verdacht gegen den Fremden, der sich als der Kellner Bruno Hohl- Hamburg 753 S 4 bedeckt feldt auswies, nicht für genügend, um ihn festzuhalten. Man ließ Berlin 758 SGD ihn laufen. Später stellte sich heraus, daß der neue Winter­Frankf.a.M. 761 S überzieher eines Studenten gegen einen minderivertigen Sommer Wien München 762 SW 6 mollig paletot vertauscht worden war. 766 DSD 2Nebel In diesem wurde ein Taschentuch mit den Buchstaben B. H. gefunden. Nun wurde Hohlfeldt in Haft Wetter Brognose für Sonntag, den 10. Januar 1904. genommen. Er ist der Sohn hochachtbarer Eltern, die ihn verstoßen Niederschlägen und ziemlich frischen westlichen Winden. Ein wenig kälter, vielfach heiter, aber noch veränderlich mit geringen haben. Im Untersuchungsgefängnis hat er einen Selbstmordversuch Berliner Betterbureau.

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Beschluß des Bezirksausschusses vont 29. Dezember 1903 genehmigt worden ist, ist dasselbe mit dem 1.Januar d. J. in Kraft getreten.

Für die Bemessung der Rassent leistungen und der Beiträge werden die Stassenmitglieder fortan in fünf Klassen eingeteilt:

Kaffenmitglieder, deren Arbeits. verdienst für den Arbeitstag

1. Slaffe: 3,50 M. und mehr beträgt; 2,75 bis 3,50 M. ausfál. beträgt;

2.

"

2,10

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2,75

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1,40

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2,10

5.

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weniger als 1,40

17

Der durchschnittliche Tagelohnt festgelegt:

für die 1. Klaffe auf 4,00 M.

2.

"

"

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"

3,00

3.

"

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"

2,30

"

4.

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"

1,80

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5.

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"

"

1,00

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Als Krankenunterstützung wird dent

Mitgliedern die Hälfte des durch schnittlichen Tagelohns gewährt. Die Eintrittsgelder und Beiträge betragen vom 1. Januar ab:

Eintritts wöchentl. geld Beitrag

für die 1. Klaffe 1,75 M.

66 Pf.

2.

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1,35

51

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3.

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1,05

39

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4.

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0,80

30

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5.

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Die Arbeitgeber werden ersucht, bom 4. Januar ab die neuen Eintrittsgebühren und Beiträge zu berechnen.

Die neuen Statutenbücher werden in fürzester Zeit den Arbeitgebern zu­gestellt werden und bitten wir, die selben den Kaffenmitgliedern aus. zuhändigen.

Der Vorstand. Karl Schwedler, 270/10 Borfißender. Deutsche

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