Nr. 15. 21. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
18. Sigung. Montag, den 18. Januar 1904, nachmittags 1 hr.
hat überreichen lassen.
Dem Abg. v. Vollmar werden auf seinen Antrag weitere vier Wochen Urlaub bewilligt.
Bor Eintritt in die Tagesordnung nimmt das Wort
Reichskanzlex Graf Bülow:
Dienstag, 19. Jannar 1904.
die Regierung bont ihrer Vorgängerin über ländliche Bevölkerung. Diese bildet wie in Frankreich so auch bei uns die Kraft des Landes, ohne sie ist nichts zu erreichen, weder
nommen hat.
Es war ein schon bei Abschluß der Handelsverträge von mir gegen einen inneren, noch einen äußeren Feind.( Lebhaftes Bravo! gerügter Fehler, einigen Ländern nur gegen Konzessionen die Vor- rechts.) Der Herr Reichskanzler hai wiederholt erklärt, eile einzuräumen, die man andren ohne Gegenleistung in den Schoß daß er eine Erhöhung der Getreidezölle für unerläßlich gegenüber hat sich die Regierung mit dem lächerlichen Ber - fie unerläßlich ist? Auch Graf Posadowsky hat die Erhöhung der warf. Dieser Fehler rächt sich heute in sehr merklicher Weise. Amerika halte. Warum wird dem diese Erhöhung nicht in Kraft gesetzt, wenn trage von Saratoga begnügt.. Zölle für notwendig gehalten, wenn die laufenden Verträge ihr natür
Mann,
Staatssekretär Graf Posadowsky:
die
Am Bundesratstische: Reichskanzler Graf Bülow, Graf Posadowsky, v. Tirpik, Frhr. v. Nichthofen. Präsident Graf Ballestrem teilt mit, daß der Kaiser dem Reichstage wieder eine neue Schiffstabelle England II. Nachtragstafel ein Abkommen, das die deutsche Reichsregierung mit einem fremden unter dem natürlichen Ende der Vertragsperiode? Präsident Graf Ballestrem: Herr Abg. Graf Kanis, Sie haben liches Ende erreicht haben. Was versteht denn Graf Posadowsky Staate geschlossen hat, lächerlich genannt. Das ist unzulässig.( Seiterkeit rechts.) Er kam doch nur den 31. Dezember 1903 gemeint haben. Welche Rücksichten haben mun die Regierung dazu geführt, Abg. Graf Kanis( fortfahrend): ihre Meinung zu ändern? Man hat nach politischen RüdMit dem Abkommen von Saratoga( Lachen rechts) begnügt, ich ten gesucht, ich kann solche nicht finden, glaube worin sich Amerika nur verpflichtet hat, der deutschen Einfuhr vielmehr, daß lediglich Rüdsichten auf die Industrie Meine Herren! Ich betrachte es als meine Pflicht, diesem hohen leine besonderen Schwierigkeiten zu bereiten. Mit Rußland ge- dafür maßgebend sind, daß die Verträge nicht gekündigt Hause Aufschluß zu geben über die ernsten Ereignisse in Südwest- rieten wir in einen 3ollfrieg, den wir schließlich durch einen werden. Wie lange aber soll noch der deutsche Bauer Afrika und Mitteilung zu machen von den Maßnahmen, die wir zum Situation ist also eine solche, daß man im Auslande lieber schmälert für uns nicht gerade günstigen Vertrag beendeten. Die ganze leiden, damit die Profite die Profite der Großindustriellen nicht geSchutz von Leben und Eigentum Hunderter von dortigen deutschen den jezigen Zustand will fortdauern lassen, als Endlich wünsche ich das baldige Inkrafttreten des Zolltarifs auch mit werden?( Sehr gut! rechts. Unruhe links.) Ansiedlerfamilien unverzüglich in das Wert werden seßen müssen. neue Verträge abschließen, Der Aufstand der Hereros, der in wenigen Tagen einen bedrohlichen Interessen sicherlich besser vertreten sein werden. Rußland hat das quellen, teine Reichs- Bier und Reichs- Weinsteuer bei denen Deutschlands Rücksicht auf unsre Finanzlage. Wir haben keine andre EinnahmeUmfang angenommen hat, ist ohne sichtbaren Anlaß und bringendste Interesse, daß wir Amerika nicht diejenigen Kongeffionen und würden durch den Zolltarif mit einem Schlage unfre wirtschaftauch für genaue Kenner des Schußgebietes unerwartet und Gegenleistungen machen, welche es selbst nur durch Ermäßigung lichen Verhältnisse ganz erheblich verbessern. Auch unsre Reichszum Ausbruch gekommen. Die ersten Nachrichten über die feststehender Zollfäße erreichen kann. Das ist ein berechtigtes Ver- anleihen würden dann zu einem besseren Kurse auf den Markt Möglichkeit einer solchen Erhebung haben wir heute vor langen; denn Amerika ist der gefährlichste Konkurrent Rußlands auf kommen, wie ich Herrn Kämpf bemerken möchte. Die baldige acht Tagen aus den Schutzgebieten erhalten. Die feitdem ein- dem europäischen Markte und Rußland hat das sehr berechtigte Beendigung der Handelsverträge ist also eine politische, wirtschaftliche gegangenen und von uns durchweg sofort veröffentlichten Tele- Interesse, daß sich Amerikas Position nicht noch weiter verſtärke. und auch finanzielle Notwendigkeit; für die Landwirtschaft ist die gramme laffen leider keinen Zweifel an dem Ernst der Lage. Der Tarife erhöht haben, ad hoc erhöht haben. Auch das ist ein Zustimmung rechts.) Es ist schwer gegen sie gesündigt worden. Wir Aufstand hat in wenigen Tagen den von der Eisenbahn durchzegenen Fehler, der dem ganzen System der gebundenen Vertragstarife an- verlangen nichts als ausgleichende Gerechtigkeit.( Lebhafter Beifall und von Weißen am dichtesten besiedelten Teil der Kolonic er haftet, welches alle Staaten zwingt, sich gewissermaßen bis an die rechts.) griffen. Die Früchte des Fleißes und der Ausdauer eines Jahrzehnts Bähne zu bewaffnen.( Sehr richtig! rechts.) So haben die Schweiz , find im Aufstandsgebiet vernichtet worden, ein großer Teil der An- Destreich- Ungarn, auch Rußland neue sehr hohe Tarife geschaffen. siedler hat sein Eigentum an Haus und Hof, an Land und Man sagt, die Schwierigkeit des Abschlusses neuer Handelsverträge handelt wurde, war dieselbe an die Zukunft gerichtet: es hieß, wann Als am 29. April v. J. die gleiche Frage im hohen Hause verGut verloren. Schwerer noch ist die Sorge liege in den hohen landwirtschaftlichen Zöllen unsres ueuen Tarifs, ich die Regierung geneigt sein würde, die Handelsverträge zu kündigen. um das Schicksal der von ihren Farmen fage, fie liegt in den hohen industriellen Zöllen Rußlands . Rußland hat heute wird die Frage an die Vergangenheit gerichtet. Man fragt, nach den Stationen geflüchteten Weißen, die jetzt einen verzweifelten Kampf gegen eine um 200 Pro 3.( Hört! hört! rechts.) Diese Erhöhung ist einfach decken sich diese beiden Interpellationen vollkommen. Es besteht diese um 50 bis 300 Proz. erhöht, im Durchschnitt warum wir die Handelsverträge nicht gekündigt haben. Sachlich Uebermacht von Eingebornen führen. Es läßt sich heute noch nicht nicht ernst zu nehmen. Ich entnehme aus einer Zuschrift, die aus übersehen, wieviel von den in weiten Entfernungen über das Land Kaufmannstreifen an mich gelangt ist, daß bei derartigen Zöllen der Unterschied, daß damals ein Wunsch ausgedrückt wurde verstreuten Farmerfamilien nicht mehr rechtzeitig die schützenden eine Einfuhr überhaupt unmöglich ist. Wir müßten den Russen nicht und daß uns jegt ein mindestens leiser Vorwurf Mauern der Station haben erreichen können. Der Aufstand ist in nur unsre Waren schenken, sondern ihnen auch noch etwas hinzu- gemacht wird.( Heiterkeit.) Wenn jemand, ein politischer einem Zeitpunkt ausgebrochen, als sich der Gouverneur mit dem zahlen. Auch Destreichs zollpolitische Lage hat sich gänzlich verden Verhandlungen des hohen Hauses über zwarts im Süden des Schutzgebietes mehr als 20 Tagemärsche kein Interesse mehr an den landwirtschaftlichen Zöllen, soweit sie daß die heutige Interpellation und ihre Begründung an dieſelbe Gros der Schußtruppe wegen der Erhebung der Bondellich überwindet und den Ausgleich bald zu stande bringt, so hat es doch mstände verhindert worden, von der weiteren Entwicklung der Sache ändert. Angenommen selbst, daß es die Strife, in der es jetzt schwebt, glück- Bolltarif- Novelle beigewohnt hat und er wäre durch irgendwelche irgendwelche Kenntnis zu nehmen, so würde er kaum annehmen, von dem Schauplat der gegenwärtigen Katastrophe entfernt befand. Getreide betreffent. Höchstens die Viehausfuhr fäme in Betracht. Dadurch find die Zufluchtsorte im Gebiete der Kolonie nur mit Ich citiere Ihnen zum Beweise dessen nur einen Satz aus einer Regierung gerichtet ist, die den Bolltarif hier nach harten Kämpfen schwachen, auf weite Gebiete zersplitterten Kräften verschen. Olahandia Rede, die der östreichische Ministerpräsident v. Koerber vor un- eingebracht und in harten Kämpfen hier verteidigt hat. Es kann und Karibib sind aufs äußerste bedrängt, Windhut selbst, die Haupt- gefähr 1½ Jahren gehalten hat: Wir erwarten von den neuen nicht der geringste Zweifel darüber bestehen, daß die Regiestadt des Schutzgebietes ist ernstlich bedroht. Gleich die ersten Nach- Handelsverträgen die Erlösung aus einem Zustande, dessen immer schaft ohne jeden Vorbehalt anerkennt; es fann rung die schwierige Lage der deutschen Landwirtrichten zeigten die Notwendigkeit einer ansehnlichen Verstärkung der Diese Auslassungen des Herrn v. Koerber find in hohem Grade fein Zweifel darüber bestehen, daß wir ernstlich bemüht sind, der Schutztruppen. Infolgedessen wurde die Entfendung von 500 Mann interessant. Es ist doch eine ganz unmögliche Forderung, daß wir Sache sind wir also vollkommen einig. Der Unterschied zwischen mit sechs Maschinen- Kanonen deutschen Landwirtschaft einen erhöhten Zollschutz zu sichern; in der vorbereitet. Ihre Zustimmung unsre Viehbestände der Verseuchung durch den östreichischen Import der Regierung und den Vertretern der Interpellation besteht lediglich zu dieser Maßnahme wird im Wege von Vorlagen erbeten, die ich preisgeben. nach bereits erfolgter Genehmigung durch den Bundesrat JIhrem Was Italien anlangt, so find in unserm neuen Zolltarif nur in der einzuschlagenden Taktik. Herrn Präfidenten hiermit übergebe, und die einen Nachtrags- Etat ganz minimale Zölle für Gärtnereiprodukte und Wein eingesetzt andeuten. Wer jemals in einem Glaswerk oder in einer Eisenhütte Ich möchte die Lage, in der wir uns befinden, mit einem Bilde bon 1903 und einen Ergänzungs- Etat von 1904 umfassen. worden. Die deutschen Gärtner und Winzer müssen aber mehr als Die erbetenen Truppen dürften jedoch nicht vor dem 30. Januar bisher gegen den italienischen Import geschützt werden. Hoffentlich gewesen ist, wird vielleicht gesehen haben, wie ein Arbeiter lachend resp. 6. Februar die Ausreise antreten. Die am Sonnabend wird unfre Regierung es in dieser Beziehung an der nötigen die Hand in die weißglühende Masse steckt und unversehrt vor den eingetroffenen Nachrichten, die das ſchlimmste befürchten Reichstanzler, wir wollten dem italienischen Wein auf deutschem Boden geringste Versehen in der Beurteilung des Zustandes der Masse würde Energie nicht fehlen lassen. Vor zehn Jahren äußerte der damalige erstaunten Augen des Zuschauers sie wieder herauszieht. Das laffen, machen aber sofortige weitere Maßnahmen notwendig. ein Schlachtfeld gegen den französischen Wein eröffnen. Er dachte diefe tühne Hand in ihrer Aktionsfähigkeit für immer lähmen. So, Es find deshalb noch gestern alle Vorbereitungen getroffen worden, nicht daran, daß wir vertragsgemäß Frankreich diefelben Ermäßigungen pellation auch einen Kreis glühend heißer, meine Herren, berühren Sie hier mit Ihrer Inter ein zusammengestelltes Bataillon Marine- Infanterie von zugestehen müssen wie andren Staaten, und so steht Frankreich mit aktueller Fragen( Unruhe rechts), die man nicht mit 500 Mann nebst einigen Geschüßen und einem Detachement feinem Weinerport heute noch obenan in Deutschland . Dasselbe der leisesten Tangente streifen sollte, wenn man nicht Eisenbahn- Pionieren mit größter Beschleunigung zu expedieren. Interesse am Weinzoll wie Deutschland hat aber auch Destreich. die Gefahr laufen will, unsre Aktionsfähigkeit zu Diese Truppen werden am Donnerstag mit einem Dampfer Durch eine Ueberschwemmung mit italienischem Wein würden die beeinträchtigen, die Sie( nach rechts) unzweifelhaft stärken des Norddeutschen Loyd in See gehen, dessen Eintreffen in deutschen Winzer in eine noch übleren Lage versezt als bisher. wollen.( Unruhe rechts.) Swakopmund etwa am 8. Februar erwartet werden kann. Für die nossenschaften gehörigen Winzervereine eine Resolution angenommen, Schon vor Monaten haben die zum Verbande der rheinischen Ge- Meine Herren! Sie wollen fich dieser Erwägung offenbar verKosten, die durch die Aussendung dieser Truppen entstehen, deren Höhe worin sie auf diese Gefahr aufmerksam machen und an die Re- schließen. Ich muß aber doch bemerken, daß wir nie irgend sich heute noch nicht genau feststellen läßt, werde ich zur gegebenen Zeit gierung die Bitte richten, die Interessen des Weinbaues in den neuen die Verträge zu einem bestimmten Termine fündigen würden. eine Erklärung abgegeben haben in der Richtung, daß wir die nachträgliche Genehmigung des hohen Hauses nachsuchen. Berträgen energisch zu schützen. Ich schließe mich dieser Bitte an. Als im hohen Hause der Antrag eingebracht wurde, daß der ZollBis zum Eintreffen der Marine- Infanterie wird durch einen jetzt Es können noch andre Schwierigkeiten dem Abschlusse eines Handelsunterwegs befindlichen Ablösungstransport von 230 Mann, der am vertrages mit Italien entgegentreten. So äußerte der italienische tarif zu einem bestimmten Zeitpunkt in Kraft treten sollte, haben wir 3. Februar in Swakopmund fällig ist, bereits einige Unterstützung Handelsminister Luzzatti fürzlich, Deutschland befinde fich gegenüber gegen ein solches Amendement mit größtem Nachdruck gegebracht werden. Außerdem hat das in Kapstadt stationierte Kanonen- Italien in einer Zwangslage, aus der Italien Nuzen ziehen müsse: bar die Verträge zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tündigen. Wir wehrt, weil wir dadurch gezwungen werden sollten, mittelboot Befehl erhalten, nach Swakopmund in See zu gehen. Das Stalien ist eine in hohem Grade passive, und wir befinden uns möglichst die alten Verträge in nene zu konver Er befindet sich da durchaus im Irrtum: unsre Handelsbilanz mit haben immer als Programm unsrer Handelspolitik aufgestellt, Schiff wird dort voraussichtlich bereits heute eintreffen. durchaus in keiner Zwangslage. Wir haben durchaus keine VerMeine Herren! Die geplanten Maßnahmen sind, soweit sich die anlassung, uns für lange Jahre durch einen Tarifvertrag mit Italien tieren, um das deutsche Wirtschaftsleben vor Sachlage bis jetzt übersehen läßt, das Mindestmaß desjenigen, was zu binden. schweren Erschütterungen zu bewahren.( Buruf wir unsren in der Kolonie in vollster Pflichttreue thätigen Beamten Ich würde und Soldaten schuldig sind, wie auch denjenigen, die sich dort an- und soll derjenige deutsche Erwerbszweig, der die Kosten der und im gegenwärtigen Augenblick für richtig halten, sie zu befolgen, Sollen die jetzigen Verhandlungen noch ins unabsehbare dauern rechts: Und die deutsche Landwirtschaft!) niemandem raten, aus der Taktik, die wir jetzt befolgen gesiedelt haben im Vertrauen auf den Schutz des mächtigen Deutschen jebigen Handelsverträge zu tragen hat, gleichfalls auf un- irgend welche Schlüsse auf die Zukunft zu ziehen. Deutschland Reiches , und vor allem unsern deutschen Mitbürgern, die dort für absehbare Zeit in seiner bedenklichen Lage gelassen werden? Die hat bekanntlich eine große internationale passive deutsche Gitte eine neue Heimstätte begründet haben. Zustände der Landwirtschaft sind nachgerade unerträglich ge- andelsbilanz. Ich ziehe nicht aus dieser wirtschaftlichen erschreckender Weise den Rückgang der Landwirtschaft der rechten Seite des Hauses daraus gefolgert sind. Aber es folgt worden. Die Rekrutierungszahlen beweisen in geradezu Thatsache die Schlüsse, die wiederholt von Rednern Die Ansiedelungspolitik im Often führt unter den jezigen Zuständen der rechten Seite des Hauses daraus gefolgert sind. Aber es folgt nur dazu, daß immer mehr Grundbesitz aus deutscher in polnische baß Deutschland ein großer, sehr leistungsfähiger und sehr aus unsrer passiven Handelsbilanz mit unzweifelhafter Sicherheit, Hand übergeht. Die polnischen Stimmen nehmen immer mehr zu zahlungsfähiger Staat ist. Wir sind Gott sei Dant ( Abg. Korfanty( Bole) ruft: Brabo! peiterkeit.) Heiterkeit.) Als Fürst Bismard die Ansiedelungspolitit im Osten inaugurierte, forgte er eineswegs für den Bezug unsrer Rohmaterialien und Nahrungsgleichzeitig für einen Schutz der Landwirtschaft gegen die aus Fönnen uns unter Umständen andre Bezugsquellen eröffnen. Der mittel auf einen bestimmten Markt angewiesen. Wir durch eine nicht gerade sehr weitsichtige Zollpolitik die landwirtschaft aliit verfolgt haben, den Verfuch zu machen, die alten Verträge in die ländische Konkurrenz. Der Nachfolger des Fürsten Bismarck hat Sandel ist in dieser Beziehung elastisch. Wenn wir also bisher die lichen Schutzölle ermäßigt und hat damit dem deutschen Landwirte neuen zu konvertieren, so folgt daraus für die Zukunft keinesfalls, daß wir Auf die weitere Behandlung dieser Vorlagen behalte ich mir mit diesem Germanisierungswert für einen angemessenen Schuß nicht zu Entschlüssen gedrängt werden, die uns eine andre Haltung eins die Lebensbedingungen abgeschnitten. Wenn aber nicht gleichzeitig neuen zu konvertieren, so folgt daraus für die Zukunft keinesfalls, daß wir bor , am Ende der heutigen Sizung zurückzukommen. Graf Bülow, v. Tirpik, v. Einem und Frhr. v. Richthofen ver- der Landwirtschaft gesorgt wird, so kommt nichts dabei heraus. nehmen lassen. Neue Verträge abzuschließen, ist sehr leicht, es Tassen den Saal. tommt aber darauf an, wie die Verträge aussehen Heute decken bei uns die Getreidepreise bei weitem nicht mehr die Produktionsfosten. Selbst ( Sehr wahr! rechts) und zu Verträgen gehören bekannt der Das Haus tritt in die Tagesordnung ein. Zur Beratung französische Socialistenführer Jaurès bezeichnete im ich ato ei Parteien. Gerade daraus, daß wir Ihnen bisher steht die Interpellation der Abgg. Rog alla b. Bieberstein( 1) vorigen Jahre einen Weizenpreis von 200 Mart pro neue Berträge nicht vorgelegt haben, sollten Sie schließlich ersehen, und Genossen, die folgendermaßen lautet: Tonne als Minimalpreis, um die Produktions - aß wir gewiffe elementare Forderungen fest= Warum ist die im Interesse der deutschen Landwirtschaft ge- to sten zu decken. Gegen diesen Minimalpreis aber stehen die alten und festhalten werden und daß wir nur unter botene und auch von den verbündeten Regierungen wiederholt als heutigen Getreidepreise um 30-40 Mark zurüd!( hört! hört! Erfüllung dieser elementaren Forderungen neue Verträge abschließen dringlich anerkannte Kündigung der in den Jahren 1891 bis 1894 rechts.) Wollte die Landwirtschaft sich aber statt des un- tönnen. Wenn heute diese Interpellation im gegenwärtigen Stande mit mehreren andern Staaten abgeschlossenen Tarifverträge noch rentablen Getreidebaues mehr auf die Viehzucht werfen, so der Verhandlungen an uns gerichtet ist, so fann ich nicht an nicht erfolgt? würde sehr bald eine Ueberproduktion an Fleisch eintreten. nehmen, daß die Herren Interpellanten erwartet haben, daß Graf Bosadowsky erklärt sich bereit, die Interpellation Auch dürfen wir mit unsrer Getreideversorgung nicht ab- bon dieser Stelle aus irgendwelche fachliche Mitfofort zu beantworten. hängig sein vom Auslande, sonst könnte es im Striegsfall leicht zu würden die Interessen des Landes schwer schädigen. teilungen gemacht werden, denn dieſe fachlichen Mitteilungen Unter andauernder Bewegung des Hauses nimmt zur Begründung ruinösen Zustände fortdauern lassen und kann man sich nicht einmal empfinden, ihre eignen politischen Ansichten zu der einer Aushungerung und Kapitulation kommen. Will man diese Ich nehme vielmehr an, daß die Herren das Bedürfnis der Jnterpellation das Wort zur Kündigung der alten Verträge entschließen? Frankreich Sache zu äußern.( Heiterfeit im Centrum und links.) Wenn Abg. Graf Kanik( f.): liefert uns ein viel besseres Beispiel; dort hat noch fürzlich hier von der rechten Seite des Hauses verlangt wurde, wir sollten Mehr als ein Jahr ist verflossen seit der Annahme des eine beträchtliche Erhöhung landwirtschaftlicher Zölle stattgefunden, schneller arbeiten, so hängt die Arbeit von zwei Seiten ab, und neuen Zolltarifs. Wir hatten gehofft, die neuen Tarifverträge hinter der die Säße unsres neuen Zolltarifes erheblich zurück wir lassen es an Eifer und Energie, unser Ziel zu erreichen, nicht im Laufe des Jahres 1903 zu stande zu bringen und den neuen bleiben. Bolltarif vom 1. Januar dieses Jahres in Kraft treten zu lassen. Die deutsche Landwirtschaft hat durch die Socialpolitik, die Aus
Die Vorgänge der letzten Tage und die Hilferufe unfrer auf das äußerste bedrängten und bedrohten Landsleute werden- das hoffen die verbündeten Regierungen zuversichtlich das deutsche Boll und seine Vertretung einig finden in schleunigem Eintreten für die Rettung der Bedrohten und für die Verteidigung der Ehre unfrer Flagge.( Lebhaftes Bravo!)
Die Vorlagen, die der Herr Reichskanzler mir soeben überreicht hat, werde ich sofort durch den Drud vervielfältigen lassen und sie womöglich noch unter die anwesenden Mitglieder während der Sitzung
verteilen lassen.
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fehlen.
Das war auch sicherlich der Wunsch der verbündeten Regierungen. gaben für Schulen sehr viel höhere Lasten zu tragen als die fran- Der Reichskanzler steht am Steuer des Reichsschiffes und hat Wir sind nicht um einen Schritt vorwärts gekommen, und fast scheint zöfifische. Wenn unsre Bauern die Fürsorge der französischen und der seine verfassungsmäßige Stellung; er kann auf Grund der Thatsachen es, als ob die Aussichten jezt ungünstiger stehen als vorher.( Hört! deutschen Regierung für ihren Stand vergleichen, werden fie diesem Kurs durch nichts, auch nicht durch eine Interpellation, aballein den Kurs berechnen, den er ſtenern muß, und er kann sich von hört! rechts.) Ich bin nun immer der Meinung gewesen, daß die schwerlich besonderes Vertrauen zu ihrer Regierung beVerhandlungen besser vorwärts gegangen wären, wenn man die fommen.( Sehr richtig!) Die Regierung fördert bringen laffen, insbesondere bei der gefährlichen Fahrt in fremde alten Verträge gekündigt hätte. Ich habe das schon des öfteren durch ihr Vorgehen nur die Socialdemokratie. Gewässer!
dargelegt und gehe deshalb nicht mehr darauf ein. Ein beträchtlicher Jch frage den Herrn Reichskanzler, auf wen er sich denn gegenüber Auf Antrag des Abg. b. Kardorff( Np.) erfolgt die BeTeil der Schuld liegt aber auch an dem System, das den Angriffen der Socialdemokratie stügen will, wenn nicht auf die sprechung der Interpellation.