.. Staat, Hof und Kunst. Jni Abgeordnetenhause habenn ��onalliberalen(Sattler und Genossen) eine Jnter-pcllation, betreffend den Zuschuß für die H o f t h e a t e r inV a nn oner, Kassel und Wiesbaden eingebracht.-öls jetzt ist die Interpellation noch nicht aus die Tages-ordnung gesetzt worden, und da der Landtag spätestens inden ersten Tagen der nächsten Woche, womöglich schonniotgen Abend, geschlossen werden soll, so steht es aus, alsscl man übereingekommen, die heikele Angelegenheit todtzu-schweigen. Ueber die Sache selbst äußert sich die ultra-montane„Kölnische Volks-Zeitung" wie folgt:Die bisher(für die geplante Entziehung des Zuschuffes)bekannt gewordenen Gründe sind sehr fadenscheinig. Daß dasHausministerium sparen müsse, weil die kaiserlichen Kinder»heranwachsen", erregt Heiterkeit, zumal wenn man sieht, wiesonst»gespart" wird; jetzt ist z. B. die Anlage einer elektrischen•Satw für den Weg von der Wildparl-Station nach dem NeuenPalais durch den Park von Sanssouci geplant. Kaiser Wil-Helm I. hatte einen sehr herangewachsenen Sohn, der einenHofstaat und erwachsene Kinder besaß; unter ihm ist es demHausministerium aber nie eingefallen, den Zuschuß für dieTheater»sparen" zu müssen. Und damals betrug die Krön-dolation noch tz�Millionen Mark weniger als jetzt.Zum Theil mit der Begründung, daß die dreiHostheater zu unterstützen seien, ist nach 186S dieKrondotation bekanntlich erhöht worden. WienundasHausministerium den Zuschuß ohne Weiteres abschütteln kann, dasist schwer begreiflich. Wir sehen hier davon ab, was die Hof-theater für die Kunst zu bedeuten haben— jedenfalls schütztsie ihr Charakter als Hofanstalt vor dem Versinken in diekünstlerischen und moralischen Sümpfe—, unter allen Um-ständen haben die belheiligten Städte ein wohlerworbenes Rechtaus den Zuschuß. Die ganze Angelegenheit ist eine ArtGegenstück zu den Schloßplatz- Phantasieen. Wenn dennschon der Geldmangel so groß ist, daß gespart werdenmüßte, so sollte doch die elementarste politische Klugheit ver-bieten, gerade hier«in paar hunderttausend Mark zu sparen.Die Bevölkerung nicht allein der betroffenen Städte, sondernder ganzen Provinz ist aufgeregt und erbittert über das Vor-gehen, und die übrige Bevölkerung ist wenigstens sehr peinlichberührt. Daß die Maßregel unmittelbar nach Auf-Hebung des Welfenfonds erfolgt, wirkt doppelt schäd-lich. Es muß geradezu der Vervacht rege werden,der Zuschuß sei bisher gar nicht aus dem Krön-fideikommiß- Fonds, fondern aus dem Welfenfonds gezahltmorgen. Die politische Wirkung ist es auch in ersterLinie, welche die Interpellanten zu ihrem Schritt veranlaßthat. Die Nationalliberalen fürchten für ihr Parteiwohl in dendrei im Jahre 1866 annektirten Ländern, um deren Hoftheateres sich in diesem Falle handelt, und die Konservaliven undFreikonservativen in entsprechendem Grade ebenfalls. Nunsoll die Regierung einige beruhigende Erklärungen abgeben,damit die Kartellparteien vor den„Welsen" u. s. w. gerettetwerden. Das Hausministerium müsse gewichtige Gründe haben,wenn es trotz der handgreiflichen üblen politischen Wirkung inder bezeichneten Richtung vorgegangen sei. Wir sind, wie ge-sagt, sehr neugierig, diese»gewichtigen Gründe" kennen zulernen. Hoffentlich gedenkt die Regierung die Bevölkerungnicht zu deruhigen mit der Erklärung, die Zuschüsse solltenfortan aus der Staatskasse bezahlt werden. Daswürde eine eben so eigenartige Jllustrarion zu den fort-währenden Klagen über die ungünstige Finanzlage und dieNothwendigkeit des Spörens sein, wie die Forderung vonKehn Millionen für den Bau eines Domest n Berlin. Sollte die Summe für«in« dauernde Leistung,die der Staatskasse garnicht obliegt, die vielmehr von eineranderen Kasse, und wahrlich nicht umsonst, übernommen ist,sich nicht doch noch in einer verborgenen Ecke finden? Wirtheilen die Meinung, daß, wenn der Kronsideikommis- Fonosseine Zuschüsse einstellt, auch die Staatskasse die ihrigen ein-stellen sollte.Richtig ist, daß die Erhöhung der Zivilliste des Königs,welche vor einigen Jahren erfolgte,— wie auch die»Kon-servative Korrespondenz" zugiebt—„in den vertraulichenBesprechungen", die der Entscheidung vorausgingen,»zumTheil auch durch den Hinweis auf diefraßen Auswendungen des Dotation s-onds für die Hostheater begründetw u x d e* Solche»vertrauliche Besprechungen" sind zwarUtcht offiziell verbindlich, aber es ist immerhin bedenklich,wenn das Gesagte nicht eingehalten wird. AlleS deutetdarauf hin, daß die nationalliberale Interpellation nur�ne Dunstwolke ist, hinter der irgend ein kritikscheuerKomproniiß zurechtgebraut werden soll.—_ In Sachen der Immunität hat im hessischenLandtage der betreffende Ausschuß jetzt Bericht erstattetUnd den Antrag gestellt, der Landtag habe den Abgeord-ueten Joest und Riüller seinen Schutz gegen die gericht-uch angedrohte Zwangsvorsührung zu verweigern.In dem Bericht heißt es:»Die hessische Berfassungsurkunde geht, im Gegensatz zuder Reichsversassuna, davon aus, daß die Einleitung einerUntersuchung gegen Mitglieder der gesetzgebenden Versammlungauch ohne deren vorher einzuholende Genehmigung zulässig ist.Daz allgemein« Interesse der Slrasrechtspflege verlangt, wiekeiner Ausführung bedarf, daß Anklagen wegen strafbarerPergehen auch zur Erledigung(es handelt sich bei Müller umPreßvergehen, bei Joest um Beleidigung eines Polizei-toinmissärs) kommen ohne zu große Verzögerung. Es mußber Unterstellung begegnet werden, daß die zweite Kammerdurch Versagung der gesetzlichen Zwangsniittel für dieDurchführung des an sich zulässigen Strafverfahrens derHäufung und Verschleppung solcher Anklagen den Boden bereite.Tie Konsequenzen solcher Lahmlegung der Strafjustiz kann dieiweite Kammer nicht auf sich nehmen. Sie würden in ihremEndresultate dahin führen, daß, wenn ein angeklagter Ab-Leordneler während der wenigen Monate, welche in der Regelzwischen dem Schluß des einen Landtags und der Eröffnungdes neuen Landtags liegen, abwesend sein sollte, seine Un-versolgbarkeit auf viele Jahre hinaus, 6, 12 Jahre, solange erAbgeordneter ist, gesichert wäre. Di- Gerichte wären in derLage, alle Quartale Schritte rein formeller Art zur Unter-brechung der Verjährung zu thun; in vielen Fällen wurdedie Ermittelung der Wahrheit durch B-weiserhebuuaen er-schwert sein. Einen solchen Zustand, der infolge der Renitenzdes Abg. Müller gegenwärtig schon besteht, weiter andauernzu lassen, liegt für die zweite Kammer kein Grund vor,ber aus den gesetzgeberischen Motiven des Artikels 84 derPersassungsurkunde entnommen werden könnte. So wre derAbg. Müller schon bei den anberaumt gewesenen Hauptver-Handlungsterminen in der Lage gewesen wäre, der VorladungiJ?sge zu leisten, ohne hierdurch tn seiner landständigen Thättg-sk>t behindert zu werde», da solche zum Theil in lange Ver-wgungsperioden hineinfielen, so wird dies auch in Zukunftwahrend der viel« Monate andauernden Vertagung ,m Lausebes bevorstehenden Sommers der Fall sein. Der zweite Aus->chuß ist deshalb der Ansicht, daß der Abg. Müller, sowie Ab-geordnete vor ihm ohne Zögern es auch gethan haben, de»Strafgerichten Rede und Antwort stehen könne, ohne in seiner�hatigkeit als Abgeordneter behindert zu werden und daß erH deshalb auch thun müsse. In Bezug aus den Abg. JoestPilsen die gleichen Erwägungen Platz."Der hessische Landtags-Ausschuß hat die Bedeutungder Frage offenbar gar nicht begriffen. Nicht um Vor-theile oder Nachtheile der Abgeordneten Müller undJoest handelt es sich— die fraglichen Prozesse sind jadie reinsten Lappalien—, sondern um die Prinzipienfrage,ob die Volksvertretung gegen Ein- und Angriffe der Staatsbehörden sicher zu stellen ist oder nicht. Was hat mannicht alles gethan, um die sogenannte»Unabhängigkeit derRichter" zu sichern;— die Unabhängigkeit der Parlamente— und zu ihr gehört in erster Linie.die Immunität—ist aber noch weit wichtiger als die der Richter, und derDarmstädter Landtags-Ausschuß hat durch seinen Berichtden Nachweis geliefert, daß er von der Stellung, welcheder Volksvertretung in einem zivilisirten Staate zukommt,keinen Begriff hat.Der hessische Landtag wird, so weit wir ihn kennen,mit an Einstimmigkeit grenzender Majorität dem Antrageseines Ausschusses zustimmen. Oder sollte vielleicht dieNiederlage, die der sächsische Landtag sich soebenmit seinem Prozeß gegen den„Wähler" zugezogen hat, alsabschreckendes Beispiel wirken?—Partei-Terrorismus. Wir können es unseren Gegnernnie recht machen(und, unter uns gesagt: wir wollen esauch nicht, denn machten wir es ihnen recht, so wäre essicherlich nicht recht für u n s). Handeln wir sozialdemo-kratisch, so ist es ein Verbrechen, weil die ganze Sozial-demokratie etwas Verbrecherisches ist, und handeln wir—ihrer, der Gegner, Ansicht nach— unsozialdemokratisch,so ist das auch ein Verbrechen, nämlich an der ver-brecherischen Sozialdemokratie, deren Grundsätze unsere,sonst über Grundsätze so souverän erhabene Gegner insolchen Fällen mit Argusaugen bewachen. Als neulich dasSandeln einiger sozialdemokratischer Stadtverordneten von demros der Parteigenossen getadelt ward und die Getadelteninfolge dessen ihr Mandat niederlegten, war das„Partei-Terrorismus". Wenn aber dieselben Zeitungen, die hierüber„Partei-Torrorismus" zetern, als freiwUIig-gouverne-mentale Organe der„unabhängigen" Engel, der»Sozial-revolution", die Schandthaten der sozialdemokratischen„offiziellen Führer" aufzählen, und haarklein die fürchter-liche Knechtschaft schildern, in der diese raffinirten Böse-wichter, vermittelst diabolisch organisirter Korruption dieunglücklichen Millionen sozialdemokratischer Parteihelotenhalten, dann verwandelt sich der„Partei-Torrorisinus"plötzlich in„Führer-Terrorismus", so daß wiralso ein doppeltes Schreckenssystem haben: Terrorisirungder Führer durch die Massen, und Terrorisirung der Massendurch die Führer. Und wohlgemerkt beides gleichzeitig.»Erkläre mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt derNatur!"—IJeder Orgie folgt der Katzenjammer— einerleiob es preußischer oder anderer, ob es materieller oder ideellerFusel ist, mit dem die nöthige„Begeisterung" hergestelltworden. Das erfahren jetzt die traurigen Blümchenritter,die sich neulich zu Dresden in dem Mehnert-Friesen'schenVitalin-Schnaps, der den abgelebten Konservatismus»ver-jüngen" sollte, einen Zopf angetrunken haben! Die„Dres-dener Nachrichten" jammern, der„Reichsbote" stöhnt, undHerr v. Hammerstein, der sich den Hexenspuk ansehen wollteund selber mit hincingerathen ist, befindet sich in jenerwenig beneidenSwerthen Verfassung, die von Kundigen„dasgraue Elend" genannt wird. Und sintemalen der Katzen-jammer den Humor zu verderben und streitsüchtig zu machenpflegt, sind die Theilnehmer an dem unseligen Verjüngungs-schmaus einander in die Haare gerathen und zerzausen sichnach Herzenslust. Wohl bekomm's!—Volksparteiliche Ungezogenheit. Zu dem Tele-gramm, welches die Verurtheilung des Genossen Pollenderin Leipzig, Redakteurs des„Wählers", wegen„Beleidigung"des sächsischen Landtags meldet, setzt die Redaktion der„Frankfurter Zeitung" in Klammern hinzu:„Da hätte also nun die zweite sächsische Kammerdurch ihre Zustimmung zur Erhebung der Anklagefür das sozialdemokratische Blatt die von diesem ge-wünschte Reklame gemacht."Diese ausdrücklich durch Hinzufügung des abgekürztenWortes„Red." als redaktionell gekennzeichnete Bemerkungist ebenso impertinent als albern. Die Organe der Sozial-demokratie wünschen weder, noch brauchen sie Reklame, wiegewisse Blätter, denen die Redaktion der„FrankfurterZeitung" nahe steht.—Wieder Einer— oder Eine. Die„recht anständigeFrau Wind", welche die Segel der Anklage in dem be-rüchtigten Elber selb er S o zi al i st en p r o z ess eschwellen mußte, ist, wie gestern berichtet, wegen genieiner Spitz-bübereien zu IS Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Siekann sich mit ihrem Kumpan, dem„Ehren-Münnich", trösten.Bloßer Zufall ist's aber nicht, daß all dieses Volk, das sichzur Sozialistenhatz hergegeben hat— hohes und niederesVolk— ein schlechtes Ende nimmt. Nicht Zufall ist's,sondern das Walten der ehernen Nemesis, die den Ver-brecher ereilt. Wenigstens in der Regel. Denn leider hatauch diese Regel Ausnahmen.—„Eine grundehrliche Haut ist der Nhltvardt!"Dieses Zeugniß hat der Stöcker ausgestellt. Auf seinenEid?-Die italienische Krisis. In einer Korrespondenz der„Frankfurter Zeitung" aus Rom heißt es:„Die Ministeriellen jubeln über die Abstimmung vomSonnabend und seiern sie wie einen Sieg. Es ist aber keinAnlaß zur Siegesfeier. In beiden Reden, die während derdreitägigen Debatte Herr Äiolitti hielt, hat er ausdrück-lich erklärt, daß er in der Bewilligung seinerForderung keinen Vertrauensbeweis sehenund das Votum darüber nicht als politischesbetrachten würde."Daß Herr Giolitti und seine Hintermänner das Votumtrotzdem politisch ausnutzen werden, versteht sich vonselbst. Es ist übrigens notorisch, daß etwa SO Abgeordneteblos deshalb für die Regierung stimmten, weil sie nichtwollen, daß bei den �Neuwahlen der Regierungsapparatgegen sie in Anwendung gebracht werde. Der italienischeParlamentarismus(ist eben auch ein gar ungesundesPflänzchen.—Katholische Sozialdemagogie und Gesetzes-Ueber-tretung. Höchst interessant ist eine Verhandlung, dievorigen Montag in der französischen Kammer stattfand.ES wird darüber berichtet:Der Abg. Moreau beklagte sich, daß in den nörvlicheuDepartements ein Verein klerikaler Fabrikherrengebildet worden sei, welcher das Syndikatsgesetz von1334 verletze, indem er unter seinen Mitgliedern eine Reihevon Personen enthalte, welche den verschiedensten Berufszweigenangehören: französische und fremde Priester,Jesuiten, ehemalige O f f i z i e r e, G a st w i r t h e:c.;daß dieser Verein sich mit politischen und religiösenAngelegenheiten beschäftige, welche mit seinein angeblichenGewerbszwecke nichts zu thun haben; daß er die Arbeiter, dievon jenen Fabrikherren beschäftigt werden, bei Strafe derAusschließung zur strengsten Beobachtung der kirchlichen Ge-brauche, zur Theilnahme an Wallfahrten, zum Eintritt ingewisse religiöse Brüderschaften u. s. w. zwinge. Gegen dieseBeschuldigungen erhob die Rechte mit heftigen Unter-brechungen Einspruch. Ruhiger hörte sie den Abg.Dron an, der seinerseits die ungesetzliche Eigenart jenesVereins rügte und die Regierung aufforderte, die bestehendenGesetze zur Geltung zu bringen. Man erwartete, der imMinisterrath getroffenen Vereinbarung gemäß, eine Antwort desPremierministers Loubet, aber an dessen Stelle erschien derKultusminister Ricard auf der Tribüne. Dieser gabden Vorrednern vollkommen Recht. Das Syndikat der Fabrik-Herren habe nur den Anschein der Gesetzlichkeit; die vom Abg.Moreau angeführten Thatsachen seien als richtig erkanntworden, und infolge dessen habe die Regierung schon ein?Verfolgung der Gesetzesübertreter ein-geleitet.(Lebhaste Ausrufe der Entrüstung rechts,stürmischer Beifall links.) Der Minister fuhr fort: Die Re-gierung wird in allen Stücken dem Gesetze zur Achtung ver-helfen; die heimlich eröffneten Kapellen werden geschlossen/dieohne Erlaubniß gebildeten Genossenschaften werden aufgelöstwerden.— Eine Stimme rechts:„Und die Freiheit?"— DerMinister:„Es giebt keine Freiheit außerhalb des Gesetzes."(Großer Beifall zur Linken.) Nach einige» scharfenBemerkungen Larfargue's über die Knechtung derArbeiter und die Tyrannei des Kapitals, antworteteThellier de Poncheville von der Rechten auf dieBehauptungen Moreau's. Dieselben seien im höchsten Grqdeübertrieben. Der Beweis liege darin, daß von den SOOV Arbeitern, welche das Fabrikhcrren-Syndikat beschäftige, nur etwa1600 jenen religiösen Brüderschaften angehören. Uebrrgenshieße es schlecht in der religiösen Beschwichtigung arbeiten,wenn man diesen Fabrikherren ein Verbrechen daraus mache,daß sie für das Seelenheil ihrer Arbeiter besorgt sind.(GroßerBeifall rechts.) Die Erörterung war hiermit geschlossen. Imlinken Zentrum verlangte man die einfache Tagesordnung,welche jedoch mit 341 gegen 196 Stimmen zurückgewiesen wurde.Hubbard und Man brachten diese Tagesordnung«in, mitwelcher sich Loubet auf Befragen einverstanden erklärte:„DieKammer billigt die Erklärungen der Regierungund vertraut auf die Festigkeit, mit welcherdieselbe die bestehenden Gesetz« zur Geltungbringen wird."Diese Tagesordnung wurde mit 206 gegen 148 Stimmenangenommen. Was unsere deutschen Zentrums- Sozial«demagogen zu diesen Praktiken ihrer französischen Kollegenwohl sagen?—Die belgischen Wahlen.„Die Katholiken habengestern— am 14.— in Brüffel keine gewöhnliche Nieder-läge erlitten; sie sind in der Hauptstadt geradezu per-nichtet worden"— schreibt der Brüsseler Korrespondentder„Kreuz-Zeitung", die den Klerikalen gewiß nicht feindlichist. Ja, die klerikale Partei hat eine„zerschmetternde"Niederlage erlitten; und man spricht bereits vom Rücktrittdes Herrn Bernaert. Aufhalten läßt sich die Bewegung jetztnicht mehr— das giebt auch der Korrespondent der„Kreuz-Seitung" zu— das„Okkupationssystem", das heißt dasiohnungswahlrecht kann als beseitigt gelten, und unsereGenossen in Belgien, die in freudigster Aufregung sind,zweifeln nicht mehr an dem Sieg des allgemeinen Stimm-rechts.—Zum englischen Wahlkampf. Der alt« Äladstonehat seiner Partei einen Streich gespielt und der Welt diegrößte Ueberraschung seines Lebens bereitet. Er hat seineMeinung einmal nicht geändert. Man erinnert sich seinerschroffen Abweisung des Achtstundentages, und wie er dannkurz darauf sich plötzlich gefügig zeigte und seine Bereit-Willigkeit aussprach, die— eben erst abgewiesene Deputationzu Gunsten des Achtstundentages zu empfangen. Nun,gestern war sie bei ihm, und das Unerhörte ist geschehen:Gladstone erklärte, er bleibe seiner alten Meinung treu,den Achtstundentag halte er für unmöglich, er wolle denRest seines Lebens ganz der irischen Frage widmen.Die Deputation entfernte sich mit sehr gemischtenGefühlen— die alten Gewerkvereinler betrübt« daßihnen der„große alte Mann" entschlüpft war, dieVorgeschritteneren seelenvergnügt, daß der„große alte Wind«beutet" endlich einmal, wenigstens den Arbeitern gegenüber,die Windmacherei aufgegeben. Für die Liberalen ist dieseProgramm- und beinahe naturwidrige Prinzipientrene desverehrten Führers ein schwerer Schlag— dagegen dergrößte Dienst, den Gladstone jemals den Arbeitern geleistet.Daß dem Führer der liberalen Partei die Stimmen derJrländer wichtiger sind als die der Arbeiter, ist übrigensbezeichnend für diesen Heros des Liberalismus.—Mensch und Maschine. In der„New- Jork«Volkszeitung" lesen wir:Die Maschine schlägt den Arbeiter tobt,und unter den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen wirdjede Erfindung ein Fluch für die Menschheit. Das werden innächster Zeit wieder Hunderttausende von Arbeiten! empfinden.Die Southern Harvester Company in New- Jork bringt«ine Maschine aus den Markt, welche eine eben so große Um-wälzung im Pflücken und Sammeln der Baumwolle herbeizu-führen verspricht, als die„Eottongin" sie im Reinigen verBaumwolle verursachte.Diese Maschine, von Pferden gezogen, wird täglichS000 Pfund Baumwolle sammeln und in Säcke packen. DieArbeitskraft, die die Bedienung dieser Maschine benöthigt,wird geliefert durch die Pferde, einen Mann und einenJungen. Bisher brauchte es 40 Arbeiter, um in einem Tagedas obige Quantum Baumivolle zu sammeln. Es ist, wie„New-Nation" mittheilt, berechnet worden, daß 20000 Maschinenmit 40 000 Arbeitern die gesammte Baumwollenernte einbringenwerden, eine Arbeit, mit der bisher nicht weniger als 800 000Arbeiter beschäftigt waren. Die neue Maschine wirft also760 000 Menschen aus ihrer bisherigen Beschäftigung heraus.In ähnlicher Weise wirkt'jeder technische Fortschritt unterdem heutigen Gesellschaftssystem, und das vermehrte Wissen derMenschheit wird so zum Gemcinschaden, und wird es bleiben,bis eine neue Gesellschaslsordnung wirklich Ordnung in dieProduktion bringt.—Die Revolution in Beuezuela scheiut sich dem Endezunähen. Der Staatsstreich-Präsident Pelacio ist geschlagenworden und die siegreichen Rebellen, welche die See be-herrschen, marschiren auf die Hauptstadt los. Nach einemTelegramm aus Newyork soll Pelacio schon aus die Fluchtsein.--