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Nr. 36. 21. 2. Keiligt des Jotmiitlo" Knlim KolMlitt. Sonntag, 31. Januar 1901. Berliner   partei-Hngelegenbeiten. Achtung, Parteigenossen und-Gcnosfinen des zweiten Wahr krrises! Am 1. Februar wird für den Westen die Parteispedition er- weitert. Es ist daher Pflicht aller Parteigenossen des zweiten Kreises dahin zu wirken, daß die noch unter den Genossen gelesenen gegnerischen, farblosen Blätter verdrängt werden und an deren Stelle derVorwärts" im Kreise immer größere Verbreitung findet und durch die Parteispedition Henm Werner, Mittenwalder- straße 30, bezogen wird. Die Spedition ist geschaffen im Interesse des Kreises und der Partei. Die Genossen, die zum 1. Februar d. I. denVorwärts" und sonstige Parteilitteratur bei der Parteispedition bestellt, aber versäumt haben bei ihrem bisherigen Privatspediteur abzubestellen, werden hiermit ersucht, bis zum gl. Januar dem nachzukommen. Die Abonnenten desVorwärts", welche bisher von der Spedition der Frau Kleinert bedient wurden, sind durch Vereinbarung von der Parteispedition übernoinmen, und bedürfen einer Abbestellung nicht. Die Kommission und die Vertrauensleute. Wcifjensee. Mittwoch, den 3 Februar, abends 3'/, Uhr: Oeffentliche Versammlung für Männer und Frauen im Prä. loten. Tagesordnung:Unsre Waffen im Befreiungskampfe des Proletariats". Referent: Reichstags-Abgeordneter v. Elm. Um zahlreiches Erscheinen der arbeitenden Bevölkerung ersucht Der Einberufer. Charlottenburg  . Nächsten Donnerstag, abends S'/z Uhr, findet im Volkshause, Rosinenstr. 3, eine öffentliche Volks-Versammlung statt, in der Genosse Dr. Alberty überDie Kultur schmach Preußens und die Socialdemokratie" referieren wird. Parteigenossen! Protestiert durch zahlreichen Besuch dieser Ver- sammlung gegen die rusfisch-preußische Spitzelwirtschaft. Der Einberufer. Tempelhof  . Dienstagabend 8 Uhr hält der neugegründete Wahlverein im Lokale von Martin Müller, Berlinersttr. 41/42, seine erste Vereins-Versammlung ab. Genossen von Tempelhof  , erscheint recht zahlreich zu dieser Versammlung. Werbet alle neue Mitglieder für den Verein! Auf der Tagesordnung dieser Versammlung steht: 1. Vortrag des Genossen Redakteur S l r ö b e l über.Wcltmachtpolitik und Hererokrieg"; 2. Diskussion; 3. Auf nähme neuer Mitglieder; 4. Verschiedenes. Frauen sowie Gäste haben Zutritt. Steglitz  . Mittwochabend 8 Uhr findet bei Schellvase, Ahorn- straße löa. die Versammlung des Wahlvereins statt. Reger Besuch wird erwartet. Johannisthal  . Die nächste Mitglieder-Versammlung des Wahl. Vereins findet am DienStag, abends S'/z Uhr, bei MertinS, Roon- straße 2, statt._ Lokaled. DaS Elterngrab. Eine der schönsten Blüten neudeutschen Geistes ist die Senti- Mentalität. Es giebt eigentlich zwei Sentimentalitäten, die wahre und die falsche. Doch haben beide Wesenserscheinungen so an einander abgefärbt, daß sie nicht mehr zu unterscheiden sind und in harmonievoller Pracht ineinander aufgehen. Diese neugeeinte Sentit Mentalität   hat mit Wallungen des Herzens nichts zu thun; man kann sie sich leisten, ohne auch nur im geringsten aus der Fassung zu geraten oder vom christlichen Hang zumfeste um sich hauen" abzulassen. Selbst ein auSgettagenerGemütsmensch" kann in seinem Aeußern der Senttmentalität nachhängen; und damit dieser modernen Tugend ein möglichst großer Kreis von Anhängern gebildet werde, ist ihre Kultstätte vornehmlich auf dem Brettl aufgeschlagen. Das war auch schon um deswillen notwendig, weil sie im Gesang am wirksamsten ist, ja sich hierin beinahe einzig äußert. Paul Vincke heißt der Hohepriester der intensiv parfümierten Senttmentalität. Wenn er in Frau Luna" dieSchlösser, die im Monde liegen" von sich giebt. oder imKönig Jndra' die EarolaEs war einmal" singen heißt, dann schwelgt der Ladenjüngling mit seiner Konfektioneuse im siebenten Himmel ob der rührend schönen Lieder, und keiner von beiden hat eine Ahnung davon, daß solcher Sang von Natur keine Spur in sich trägt. Der poetische Gipfel herzloser Gefühlslosigkeit ist aber erreicht, seitdem neuerdings dasElterngrab" in Mode gekommen ist. Jeder Leierkasten spielt eS diesen Winter. DasElterngrab" kann als Lied sowohl nüchtern am Klavier als auch am Abend bei der Punschbowle gesungen werden; Text und Melodie sind gleich rührend, beide fließen bedächtig von syruparttger Melancholie über. Im Variötö wird eS unsreS Wissens nicht gesungen, aber beliebter noch als an den Stätten privater Aufgeräumtheit ist dasEltern- grab" in den öffentlichen Tanzlokalen der Umgegend. Das Lied kann als Walzer gespielt werden, zur Not auch im Marschtempo. Ehrenpflicht der Tanzpaare ist eS, den ganzen Text, zum mindesten aber den Echlußrefrain des Liedes mitzusingen und lieblich ist es zu vernehmen, wenn aus Bier- und Tabaksdunst, aus saftigen Scherzen und leisem Gekicher heraus hundertstimmig die Worte erdröhnen: Der schönste Platz, den ich auf Erden Hab', Das ist die Rasenbank am Elterngrab I" Keine Spur von Nachdenken darüber, daß sich so leicht niemand auf der Welt findet, der die im Liebe gegebene Versicherung einem Menschen als bare Münze abnimmt. Und ebensowenig ein Empfinden dafür, daß es brutal ist, die erwähnten Worte, wenn sie nun einmal ernst genommen werden sollen, im Tanzsaal zu singen. Aber es wäre ungerecht, den guten Ladenjünglingen Moral zu predigen. Was sie gedankenlos treiben, entspricht es nicht durch- au» dem Wesen, das der Gebildete, der Habybart und Arm- band in staatserhaltender Gesinnung trägt, nach oben hin markieren muß? Jeder Jüngling aus guter Familie, der Carriere machen will, Iveiß, daß er Kirchenfrömmigkeit treiben und im Corps sich gute Gesinnung aneignen muß, im übrigen aber ein ausgepichter Hallunk« sein darf. Die Hauptsache ist,man so zu dhun." Unter diesen Umständen muß man den 5kreisen, die auch gern Bildung zum besten geben mögen, eS schon zu gute halten, wenn sie sich in falscher Senttmentalität wälzen und dasElterngrab" fidel im Tanz- reigen singen._ Echt freisinnig. Daß die freisinnige Mehrheit im Rathause die socialdemokratische Vertretung in der Schuldeputation aus Angst vor einem Konflitt mit der Regierung ablehnte, haben wir dieser Tage bereits gemeldet; unsre Genossen Singer und Borg- mann erhielten bei der Wahl nur die Stimmen unsrer Vertteter. Weniger bekannt dagegen dürste die Vorgeschichte des an sich unscheinbaren Punktes der Tagesordnung der letzten Stadtverordnetcnsitzung sein, der die Wahl von drei Mitgliedern in die Armenkommission lS8b betraf. Und doch ist diese Sache zur Kennzeichnung de» FreisinnZmehrheit außerordentlich wertvoll. Es dürste bekannt sein, daß die Vorschläge zn Mitgliedern für die einzelnen Kommissionen, wie Schulkommission, Armcnkommission, Waiscnrat usw. von dem recherchierenden Stadtverordneten des Bezirks gemacht werden. Diese Vorschläge werden vom Ausschuß für unbesoldete Gemcindebcamte geprüft, und wenn sich die Vor geschlagenen nicht Handlungen ehrenrühriger Natur oder Rohoits vergehen haben zu Schulden kommen lassen, in den meisten Fällen der Stadtvcrordneten-Versammlung zur Wahl empfohlen. Diese Wahl gilt als vollzogen, wenn bis Schluß der Sitzung gegen die in der Versammlung ausgelegte Liste der Vorgeschlagenen niemand Einspruch erhebt, und das geschieht äußerst selten. In den letzten zwei Jahren sind nur zwei solcher Einsprüche erhoben worden. In dem hier angeführten Fall ist nun das Vorschlagsrecht der Stadtverordneten arg mit Füßen getreten worden. Der Bezirk der 168 b. Armenkommission ist drei Stadtverordneten zugewiesen, zwei socialdcmokratischen und einem freisinnigen. Als drei Mitglieder zur Verstärkung der Kommission gebraucht wurden, schlugen unsre Genossen drei Arbeiter vor, in der Erkenntnis, daß in diesen Kam Missionen möglichst alle Bevölkerungsschichten ihre Vertretung finden müssen. Der freisinnige Herr dagegen machte sich die Vorschläge des Vorsitzenden der Koinmission zu eigen. Da eine Einigung nicht erzielt wurde, beschäfttgte sich der Ausschuß für Unbesoldete mit dieser Sache. Gegen die Oualifikatton der vor- geschlagenen Herren war nichts einzuwenden. Die Mehrheit meinte. man könne es doch mit der Kommission nicht verderben, indem man ihre Vorschläge nicht berücksichtige; von unsrer Seite wurde betont, daß das Vorschlagsrecht der Stadtverordneten ein Popanz sei, wenn man unbesehen die Vorschläge der Kommissionen unterzeichne. Haben die einzelnen Kommissionen besondere Wünsche, so mögen sie sich damit an den Stadtverordneten wenden, der in den meisten Fällen solche Wünsche sehr gern berücksichtige. Die Art aber wie jetzt in einer Anzahl von Fällen verfahren wäre, sei keine Wahl mehr, sondern eine Kooptierung der Kommissionen. Dann aber ständen die Vorschläge von zwei Stadtverordneten gegen die des einen und da sei es doch nicht mehr wie billig, elftere zu berücksichttgen, wie dies schon in anderen Fällen geschehen sei. Wolle man aber darauf ein- gehen, so möge man sich dahin einigen, daß jeder der drei Stadt- verordneten einen Vorschlag mache, dann käme sicher jeder zu seinem Rechte. Alle diese Einwände halfen nicht, es wurde be- schloffen, der Stadtverordneten-Bersammlung die Vorschläge des stet sinnigenKollegen zu empfehlen. Dereigentliche Grund dieses Beschüsses ist lcdig der Umstand, daß die Vorschläge von socialdemokratischen Stadtverordneten gemacht wurden und man fürchtete, es könnten ein paar socialdemokratische Arbeiter in die Kommission kommen. In den Ausschußdebatten ist diese Ansicht ja auch mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gekommen. Es ist dies ja nicht der erste Fall dieser Art; aber so deutlich haben die steisinnigen Herren ihre innersten Herzensgeheimnisse stüher nicht preisgegeben Sie beweisen dadurch nur auss neue, daß sie überall, wo sie herrschen, nicht davor zurückschrecken. Andersdenkende und vor allem die arbeitende Klasse von der Mitwirlmig auf öffentlichen Gebieten aus­zuschließen. In der letzten Sitzung hat die Stadtverordneten Versammlung die Meinung des Ausschusses zu der ihrigen gemacht und somit dieser Entrechtung den offiziellen Siegel aufgedrückt. steisinnig l_ Der Magistrat hat den Neubau eines DesinfekttonS- und Bei- brennungS- Ofens beim Rudolf VIrchow  -Krankenhause in der Seestraße beschlossen und die von der Baudeputation genehmigten Entwürfe gebilligt. Auch die Kosten in Höhe von 109 000 Mark wurden vom Magisttat. vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt- verordneten-Versannnlung, bewilligt. Bei der Beratung der Einzel Etats wurden u. a. der Etat überverschiedene Einnahmen und Ausgaben" und die Etats für die Gemeinde- und Fortbildungsschulen angenommen. Der erstgenannte Etat schließt in Einnahme mit 6S80 000M. und in Ausgabe mit 2 949 239 M. ab, so daß ein lieber- schütz von 3 680 761 M. verbleibt, gegen 4 799 L39 M. im laufenden Etat, d. h. 1 168 478 M. weniger. Irr Einnahme gestellt sind: Rente von der englischen Gasanstalt: 523 558 M., von der Großen Berliner  Straßenbahn-Gesellschaft 2 020 000 M., von den Berliner   Elektricitäts Werken 2 540 000 M., vom Anschlagwesen Nauck u. Hartmann 400 000 M. usw. In Ausgabe mußten gestellt werden der Fehl betrag deS Rechnungsjahres 1902 mit 2 131 538 M., Beitrag für die Unterhaltung deS Aquariums 23 000 M., für die Urania-Säulen 8000 M., fiir den Central-Arbeitsnachwcis Berttn 30 000 M. usw. Der Etat für gewerbliches Unterrichtswescn schließt in Einnahme mit 330 541 M. und in Ausgabe mit 965 225 M. ab. Auf dein Gelände des städtischen Ricselgutes Buch soll laut Be- schluß des Magistrats und der Stadtverordneten« Versammlung eine Verpflegungsanstalt für Hospitalisten und leichte Sieche beiderlei Geschlechts erbaut werden. Die Entwürfe sind schon von der Baudeputation und dem Magistrat genehmigt worden. Bevor mit dem Bau begonnen werden kann, müssen noch die Kosten in Höhe von 8'/� Millionen Mark bewilligt werden. Eine ausführliche Vorlage ist der Stadtverordneten- Versammlung zugegangen. Mit der Errichtung der Siechenanstalt ist auch eine Vergrößerung der Dorfkirche für die vielen Insassen und Beamten geplant. Ob diese notwendig ist? Mit dem Bau der neuen städtischen valks-Bndeaustalt in der Gerichtstraße 65/67 auf dem W e d d i n g soll noch im Frühjahr begonnen werden. Die Entwürfe für diese Badeanstalt, der größten in Berlin   mit zwei Schwimmbassins, sind sowohl vom Magistrat, als auch von der Baudeputation schon genehmigt worden. Die Kosten betragen l'/a Millionen Mark. Das Wasser soll aus zwei Tiefbrunnen entnommen werden; wenn es auch nach einem Gut- achten deS städtischen Hydrologen kalkhaltta ist, so wird eS nach der Enteisenung für die Zwecke der Badeanstalt vollständig genügen. Die Stadtverordneten- Versammlung wird sich in ihrer nächsten Sitzung mit den Plänen und Kostenanschlägen zu beschäftigen haben. Berliner Adreßbuch. Der erste Nachstag zum diesjährigen Adreßbuch gelangt von morgen ab zur Ausgabe. Derselbe enthält alle seit dem Erscheinen der Hauptausgabe angemeldeten Geschäfts- Eröffnungen, WohnungS-Verlegungcn. Zuzüge von außerhalb usw. und bildet somit eine wesentliche Ergänzung und Bereicherung deS Hauptbuches. Der Nachtrag ivird in der Haupt-Expedttion des Berliner Lokal-Anzeigers". LVV. Zimmerstr. 37/41, und in dessen sänttlichen Filial-Expeditionen an die Besitzer der HauptauSgabe 1904 unentgeltlich verabfolgt. Der zweite Nachtrag, welcher die weiteren Veränderungen, Umzüge usw. berücksichtigen wird, er- scheint anfangs Mai. Der letzte Schneefall hat Berlin   rund 200 000 M. Kosten ver- »rsacht, davon entfallen 160 000 M. auf den Stadtsäckel(110 000 M. ür Fuhrlohn usw.) und 50 000 M. für Arbeitslöhne. Der Rest von 40 000 M. kommt auf die Verkehrsanstalten. Einen räuberischen Ucberfall hat die 26 Jahre alte Aufwärterin Margarete Schmidt, die in der Marienstt. 9 bei ihrem Schwager, dem Comptoirdiener Eiling, wohnt, der Kriminalpolizei angezeigt. DaS Mädchen war zum Besuch in Grotz-Lichterfelde   gewesen und uhr gestern, Sonnabcndnwrgen, mit dem ersten Zuge nach Berlin  , um dort zeitig ihren Auswartedienst zu versehen. Auf dem Wege um Anhalter Bahnhofe wurde sie am Jungfenisteg von zwei Nännern überfallen, die ihr unter Bedrohung mit einem Messer die Barschaft abverlangten. Bevor sie noch zu einem Entschluß kam, packte einer der Kerle sie am Halse und würgte sie, während der andre sie von hinten umfaßte und ihr ein braunes Ledcrportemonnaie mit drei Fünfinarkstiickcn und einigen östreichischen Pfennigen aus der Tasche holte. Ohne ihr weiter ein Leid anzuthun, liefen die Räuber mit der Beute davon, sprangen über den Bretterzaun eines Stätteplatzes und entkamen. Die Beraubte, deren Hals einige Fingereindrücke aufweist, rettete muc 25 Pf., die sie lose in der Tasche trug. Ohne in Groß-Lichterfelde   Anzeige zu machen, fuhr sie»ach Berlin   und ging hier auf Anraten ihrer Schwester zur Polizei. Sie beschreibt den einen Räuber als einen großen, schlanken, etwa 35 Jahre alten Mann, der ein längliches Gesicht und einen schivarzen struppigen Schnurr- und Vollbart hat und unter anderm ein dunkles Radfahrerhemd und eine dunkle runde Radfahrennütze trug. Der zweite Räuber soll blondes Haar und einen blonden Schnurrbart haben. DaS Opfer eines Unfalls ist der 63 Jahre alte Bauarbeiter Wilhelm N o ck a aus der Landjägersttaße 4 zu Köpenick   geworden. Der Mann stürzte vor vier Wochen auf einem Neubau vom zweiten Stock hinab, schlug mit dem Unterleib auf und zog sich dadurch eine starke Oueffchung zu. Eine Entzündung, die hieraus entstand, führte jetzt im Krankenhause zum Tode.   Durch einen Sturz vom Wagen kam der Kutscher Wilhelm Sacht, der bei dem HandelSgärttrer Wil- Helm Klinke in Mariendorf   in Stellung war, um sein Leben. Sacht hatte hier auf dem Hofe des Grundstücks Kurfürstenstr. 146/47 ab­geladen, fiel, ohne daß jemand sah, wie eS kam, vom Bock und blieb mit gebrochenem Schädel besinnungslos liegen. Der Ver- unglückte erlag seinen Verletzungen im Eliiabeth-Krankenhause. Einen unheimlichen Patienten hatte vorgestern die Rettungswache am Görlitzer Bahnhof. Der 26 Jahre alte Arbeiter Wilhelm Achter« berg aus der Sorauerstt. 10, der seit zwei Jahren herzkrank ist und aSr Tage zu Hause ärztlich behandelt worden war, wurde in der Nähe des Görlitzer Bahnhofes von einem Schutzmann auf dem Bürgerfteig der Skalitzerstraße hilflos liegend gefunden und nach der Rettungswache gebracht. Hier begann er plötzlich zu toben, zer- trümmerte Tische, Stühle und waS er sonst erreichen konnte, und mußte gefesselt in ein Krankenhaus gebracht werden. Einen neuen Telegramm-Tarif unter Berücksichtigung deS billigsten oder gebräuchlichsten Weges hat das Neichs-Postamt soeben ausgeben lassen. Der neue Tarff wird bereits am morgigen 1. Februar in Kraft treten. Obgleich einige Worttaxen wiederum herabgesetzt werden konnten, so ersieht man doch auS der übersichtlichen Zusammen- stellung, daß das Telegraphieren noch immer ein kostspieliges Vergnügen ist, namentlich nach überseeischen Ländern. An der Spitze marschieren da die Plätze an Afrikas   Westküste, wie Masiamedes(Angola  ) und die mit diesem verbundenen Anstalten; denn nach hier ein Wörtlein zu übermitteln, kostet nicht weniger als 10 Mark 65(bezw. 75) P f e n n t g und wer es. dringend" wünscht muß gar pro Wort 32 Mark zahlen! Andre Plätze in Portugiesisch-Westafrika sind etwas billiger anzutelegraphieren, so Lounda für 8.45 M., Principe fiir 7 M. pro Wort. Aehnlich stellt sich die Worttaxe für Venezuela  : 7,80 M., Ivohin die Telegramme offen" bestellt werden können. Nach British-Guyana kostet das Wort 7,20 M., nach Französisch- und Niedcrländisch-Guyananur" 6,90 M., ebenso viel nach Curayao(Westindien  ). Für 6 M. und etwas darüber befördert der Telegraph ein Wort nach Dahomey  , Franz.-Kongo und Togo   in Afrika  , während die Worttaxe nach den im Norden Afrikas   belegenen Staaten Marokko  , Tripolis   zc. nur 40 bis 66 Pf. beträgt. Verhältnismäßig billig sind auch Telegramme nach Australien  ; hier werden pro Wort 3,10 M. bis 3,80 M. erhoben. Das Hauptbureau des ReichSkommissarS für die Weltausstellung in St. Louis 1904 wird sich vom 8. Februar ab in St. LouiS   be- finden. Die Adresse lautet: ivtt. Th. Lewald, German Commissioner General, 4936 Lindell Boulevard St. Louis, Mo. Zur Bearbeitung der auf den Transport, die Versicherung usw. bezüglichen Angelegen- heiten bleibt ein Teil des Bureaus in Berlin   Vf. 35, Schöneberger Ufer 22, zurück, wohin alle bezüglichen Anfragen, wie bisher, zu richten find. Kurzschluß im Neuen königlichen Operntheater. Wie notwendig Wachen in Theatern sind, illustrieren zur Genüge die häufigen Vor- kommnisse in den Theatern, bei denen die Feuerwehr einschreiten und von denen das Publikum nur in einigen Fällen Kenntnis erlangt. Vorgestern abend um 9>/g Uhr entstand elektrischer Kurzschluß im Neuen königlichen Operntheatcr Kroll durch den Bruch eines Kabels der sogenannten Versatzbeleuchtung, wobei Stücke der Bekleidung an der Dnrchgangöstelle durch den Bühnenbußboden in Brand gerieten. Es gelang, die Gefahr sofort zu beseitigen. Feuerbcricht. Wegen einer Gasexplosion wurde gestern abend 8 Uhr infolge mehrmaliger Meldung ein größeres Löschaufgebot nach der Oranienstraße 131 gerufen. In einem im Erdgeschoß nach dem Hofe hin belegenen Verschlage war die Gasleitung defest geworden. Das ausströmende Gas hatte sich dann unter gewaltigem Knall entzündet und den Deckenputz herabgerissen. ES schoß zwar eine Stichflamme empor. die indeS verlöschte, ohne Brandschaden anzurichten. Da der Haupt- hahn der Gaszuleitung alsbald geschlossen wurde, so lag keinerlei Gefahr vor, weshalb auch die Feuerwehr nach kurzem Aufenthalte wieder abrückte. Außerdem liefen in den letzten 24 Stunden noch von verschiedenen andren Stellen Alarmierungen ein, doch handelte es sich in allen diesen Fällen um ganz unbedeutende Anlässe.___ Der Sternenhimmel im Februar. Da die Sonne im Februar beständig anr Himmel steigt, werden die Tage wieder länger und länger; während sie am 1. Februar schon um a/«5 Uhr untergeht, sinkt sie am 29. erst kurz vor alt6 unter den Horizont. Dazu koninit, daß sie am 1. Februar erst nach 3ltS Uhr morgens aufgeht, am 29. schon kurz vor 7 Uhr, so daß die Tageödauer von 9 Stunden aus 10� Stunden zunimmt. Der Abendstern, der der Sonne folgt, ist auch in diesem Monat nicht zu sehen; die Venus  , um diesen Planeten handelt es sich, steht noch westlich von der Sonne und eilt ihr daher als Morgen- stern vorauf, doch nähert sie sich im Laufe deS Monats der Sonne schon beträchtlich. Auch Merkur, der andre innere Planet, der freilich in der stets nebligen Lust der Großstadt dem unbewaffneten Auge nur selten erscheint, ist nur des Morgens am Osthimmel eine kurze Zeit sichtbar, Dagegen erstrahlt am westlichen Abendhimmel der größte Planet unsreS Sonnensystems, der Jupiter  , freilich nur einige Stunden lang, die im Laufe des Monats beträchtlich abnehinen, am 29. geht er schon knapp eine Stunde nach der Sonne unter. Auch der rötlich schimmernde Mars ist am westlichen Abend« Himmel noch 1'/, bis 1 Stunde sichtbar. Der Fixsternhimmel zeigt am 1. Februar bereits um 8 Uhr den Anblick, den er in den ersten Januar-Tagen erst uin 10 Uhr zeigte; dagegen ist um 10 Uhr abends das Bild bereits in mancher Beziehung verändert: Im Zenith steht kein Heller Stem, sondern nach Westen zu ist Capella, der hellste Stern de» Fuhrmanns, dicht am östlichen Rande der Milchstraße   zu finden. Das schöne, leicht kenntliche Stern- bild de» Orion svier Sterne, die ein Viereck bilden, das von drei Sternen, dem sogenannten Gürtel, halbiert wird), da» am südlichen Himmel erglänzt, ist bereits auf die westliche Seite des Meridians gerückt. Auch der in südöstlicher Richtung deS Orion-Gürtels stinkelnde Sirius, der hellste Stern de» Großen Hund, steht schon etwas westlich vom Meridian, dagegen steht nördlich vom Siriu» der Kleine Hund mit dem Prokhon noch auf der Ostseite des Meridians, hoch am östlichen Himmel glänzt der große Bär oder Wagen, dessen Hinterräder direkt nach dem Polarstern   weisen. Eine vom Polarstern   mehr südlich gezogene Linie stößt auf den hellen ReguluS im Löwen. Im Nordosten steigt bereits A r k t u r, der zum Sternbild Bootes   gehört, über den Horizont herauf; doch steht er noch so tief, daß er bei unserm begrenzten Horizont kaum sichtbar ist. Der P o l a r st e r n gehört zum kleinenBaren. dessen übrig« Sterne nach Osten zu stehen und nördlich und östlich von den Sternen des Drachen umgeben werden. Im Westen, in gleicher Höhe mit dem Polarstern  , erblickt man das W-förmige Sternbild Lassio peja, von dessen fünf Sternen