Nr. 26. 21. Jahrgang.
3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Wirtschaftlicher Wochenbericht.
Berlin , den 30. Januar 1904. Die Geschäftspolitik des Halbzeug- Verbandes.
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Sonntag, 31. Januar 1904.
außers
schnittenen Stenogramm enthaltenen Aussagen hält, sondern den Einfuhr von 1900 zu 1901 um 59 Proz., bon 1901 zu 1902 um Herren ihre schönen Berechnungen nachrechnet, so liegt das daran, 38 Proz. und ein Gesamtrückgang der Einfuhr von 1900 zu 1902 daß in den letzten Jahren die Interessengegensäte, besonders zwischen um 6 308 843 Doppelcentner oder 74 Proz. In noch viel stärkerem demi Halbzeugverband und den dessen Produkte( die aus Thomas-, Maße ist die Ausfuhr gestiegen, und zwar von 1900 zu 1901 um Bessemer oder Siemens- Martin- Flußeisen, hergestellten halbfertigen 58 Proz., von 1901 zu 1902 um 50 Proz., in den drei Jahren um Die Kartell- Enquete. Die Leitung der Enquete.- Herrn van der Erzeugnisse als rohe und vorgewalzte Stahlblöcke, Stahlknüppel, 15 856 344 Doppelcentner oder 136 Broz. Die Gesamtverbesserung Borghts Auffassung von den Aufgaben der Untersuchung. Zur Entwidlung werfen, eine gegenseitige Erbitterung ertvedt haben, die während die Zunahme der Ausfuhr, beträgt für Rohmaterialien und HalbBlatten usw.) weiterverarbeitenden sogenannten reinen" Walz des Ein- und Ausfuhrhandels, also der Rückgang der Einfuhr und der Flußeisen- Produktion. Gemischte und reine Balzwerke.- Halbzeug- der Verhandlungen die Beteiligten immer wieder aus ihrer geschäfts- fabritate 22 165 187 Doppelcentner. Demgegenüber sind die Ausfuhr. Auslands. und Inlandspreise des Halbzeug- Verbandes.-mäßigen fühlen Reserve herauslodte und zu schweren Anflagen 3iffern der Fertigwaren- Industrie Kommerzienräfliche Rechenkünste. Die Wirkung der Preispolitik des gegeneinander trieb. Bekanntlich framen aber oft, wenn zwei schöne ordentlich gering. Die Einfuhr ist von 1900 zu 1901 um Halbzeug- Verbandes auf den Stahlwaren- Export. Seelen fich streiten, sie allerlei Herzensgeheimnisse ihrer bewegten 27 Proz. und von 1901 zu 1902 um 19 Proz. zurüdgegangen, Dem vom„ Reichs- Anzeiger" vor einigen Wochen veröffentlichten Bergangenheit aus. im ganzen um 142 791 Doppelcentner oder 40 Proz. Die Ausfuhr Stenographischen Bericht der Berhandlungen über die rheinisch- west Früher stellten sich die meisten Walzwerke in eignen Buddeleien ist von 1900 zu 1901 nur um 11 Proz., von 1901 au 1902 um fälischen Roheisen- Syndikate ist dieser Tage der Verhandlungsbericht die Luppen her. Mit der Entwicklung des Bessemer- und Thomas- 9 Proz., im ganzen um 670 362 Doppelcentner oder 21 Broz. ge über den Halbzeug- Verband, wohl das am meisten angegriffene Verfahrens und der Verdrängung des Schweißeisens entstanden stiegen. Die Gesamtverbesserung, aus Rückgang der Einfuhr und aller Eisenkartelle, gefolgt: ein volkswirtschaftlich höchst interessantes jedoch bald größere Stahlwerte, welche ihr Halbzeug an die reinen Bunahme der Ausfuhr, beziffert sich auf nur 813 153 Doppelcentner. Dokument, das manches wertvolle Material zur Beurteilung der Walzwerke weiter verkauften, während andrerseits ein Teil der Es hat also in den letzten Jahren des forcierten Exports auch heutigen Syndikatspolitik bietet. Nicht als ob sich der Charakter leistungsfähigen Walzwerke dazu überging, neben dem Schweißeisen die Ausfuhr von eisernen Fertigfabrikaten zugenommen, aber im der sogenannten„ kontradiktorischen" Verhandlungen über die Star- auch Flußeisen- Halbzeug zum Zwecke des Eigenverbrauchs her- Vergleich zu der gewaltigen Steigerung der Ausfuhr von Halbtelle verändert hätte und irgend etwas von dem zurückzunehmen zustellen. Die Stahlwerke waren lange Zeit hindurch, wie sie ver- fabrikaten nur in geringem Maße. Diese Förderung der Roh wäre, was früher über die Unzulänglichkeit des vom Reichsamt des sichern, kaum in der Lage, ihre Selbstfosten zu decken, während die eisen- und Halbzeug- Industrie auf Kosten der Fertigeisen- Industrie Innern gewählten Untersuchungsverfahrens gesagt worden ist. Im Weiterverarbeitung des Halbzeuges zu Walzwerkserzeugnissen sich durch die Syndikatspolitik liegt aber weder im Interesse der wirts Gegenteil die Kartelleiter haben gesehen, daß bei den Ver- als gewinnbringend erivies. Die Stahlwerte richteten sich daher schaftlichen Entwicklung Deutschlands , noch in dem der deutschen handlungen über das Rheinisch westfälische Kohlensyndikat mehr und mehr darauf ein, Halbzeug zu verivalzen. Auf diese Weise Industrie- Arbeiterschaft, denn in den Fertigfabrikaten steckt ein frog aller ihrer Vorsicht doch aus ihren Auskünften manche ihnen entstanden die sogenannten gemischten Walzwerke, d. h. Walz prozentual viel höherer Arbeitslohn, als in den Roh- und Halbrecht unbequeme Folgerungen über ihre Preis- und Abfaßpolitit werke, welche mit einem Betriebe zur Herstellung von Flußzeisen materialien. Die Arbeiterschaft hat absolut kein Interesse daran, fowie das Verhältnis ihrer Gewinnsteigerungen zu den Arbeitslohn- und in vielen Fällen auch von Roheisen verbunden sind. Ihnen daß die Roheisen- Ausfuhr gefördert und dafür die inländische Steigerungen gezogen worden sind, und diese Erfahrungen haben sie stehen gegenüber die reinen Walzwerke; denen man auch solche zu Fabrikation eiserner Fertigwaren in ihrer Ausdehnung gehemmt nicht nur noch vorsichtiger bei ihrer Auskunfterteilung gemacht, rechnet, die mit Schweißeisen- oder Siemens- Martin- Werken ver- wird; ihr Interesse erfordert vielmehr, daß die Roh- und Halbsondern auch in äußerst bedenklicher Weise ihre Neigung gestärkt, bunden, aber nebenbei noch auf den Ankauf von Flußeisen- Halbzeug materialien im Lande selbst verarbeitet und dann als Fertigprodukte durch sonderbare Rechentünsteleien ihre Produktionskosten und ihre angewiesen sind. Die gemischten Walzwerke bringen denjenigen exportiert werden. Gewinne zu verschleiern. Und bei dieser Taktik fommt ihnen die Teil ihrer Produktion an Halbzeug, den sie nicht im eignen Betriebe Art, wie die Verhandlungen geführt werden, sehr zu statten. Fast Walziverke, mit denen sie in der Herstellung von Walzwersbeiter verarbeiten, auf den Markt. Ihre Abnehmer sind die reinen scheint es, als finde die Leitung der Verhandlungen weit mehr ihre Aufgabe darin, die zwischen den verschiedenen Branchen der EisenErzeugnissen konkurrieren. industrie bestehenden Gegensätze auszusöhnen, als ohne Rücksicht auf die geschäftlichen Intereffen der betreffenden industriellen Gruppen die Wahrheit zu ermitteln, so daß man beim Studium der Verhandlungsberichte verschiedentlich den Eindrud erhält, als handle es sich, statt um ein objektives Ermittelungsverfahren, um eine Verständigungsaktion vor einem Einigungsamt.
Als am 30. November zu Anfang der Verhandlungen über die Als am 30. November zu Anfang der Verhandlungen über die Noheisen- Syndikate Herr Kommerzienrat Weyland- Siegen in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Siegerländer RoheisenSyndikats, das bekanntlich alsbald nach Ausbruch der Wirtschaftstrise im Jahre 1900 von den " reinen" Walzwerken recht eigenartiger Geschäftspraktiken beschuldigt wurde, an die Mitglieder der Enquete das seltsame Anfinnen stente, daß die Vertreter der Buddel- und Walzwerke die Vergangenheit ruhen laffen und sich nur an die Gegenwart und Zukunft halten, d. h. also über die frühere Geschäftsführung des Syndikats schweigen möchten, da fand Geheimrat Dr. van der Borght ( vom Reichsamt des Innern) als Leiter der Untersuchungsverhandlungen sich noch bewogen, dieser kompromittierenden Forde rung die Deutung zu geben, daß sie nicht besagen solle, die that sächlichen Verhältnisse müßten außerhalb der Erörterungen" bleiben; Herr Kommerzienrat Weyland habe wohl mehr das Persönliche als das Sachliche gemeint". Doch den nächsten Tag darauf hatte fich der Herr Geheimrat bereits so in die Verständigungsaktion hineingefunden, daß er am Schluß der Sigung erklärte:
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hat indes, so hart sie nicht nur einzelne alte, einst blühende Werke, Diese Niederkonkurrierung der reinen durch die gemischten Werke Die Gegensäge sind sehr scharf gewesen, und es ist nicht reinen Walzwerkbetrieben beschäftigten Arbeiter treffen mag, doch sondern auch manche industriellen Ortschaften und die in solchen möglich gewesen, ihre vollkommene Ausgleichung vom volkswirtschaftlichen und besonders vom socialistischen Stand herbeizuführen. Das zu erwarten, wäre ja auch zu tühn gewesen; punkt aus wenig Bedauernswertes. Die Betriebs- wie die Kapitalsaber Sie werden mir, glaube ich, doch darin beistimmen, daß gefonzentration find nicht nur notwendige Ergebnisse der modernen wiffe Reime zu einer Verständigung sich ge boten haben. Wenn es möglich wäre, daß aus diesen Keimen als Frucht eine Verſtändigung hervorwächst, die den Interessen sowohl der Roheisen- Produzenten als der Roheisen verbraucher gerecht wird und dadurch dem ganzen Lande Vorteil bringt, dann würde dies das beste unmittelbar praktische Ergebnis der gestrigen und heutigen Verhandlungen sein." Eine Auslaffung, die nach der Angabe des stenographischen Berichts die Großindustriellen zu einem Bravo 1" bewog.
Verfammlungen.
Tat.
Aus dem fünften Wahlreise werden wir ersucht, in Ergänzung baß die Genoffen Leopold Siepmann und Leo Zucht als unires Berichtes über die Wahl der Vertrauensleute noch mitzuteilen, folche wieder gewählt wurden.
Eine gut besuchte Versammlung des Vereins der Kleber fand Den Jahresbericht gab Straffer.
verhältnisses au einander ergiebt sich daraus, daß im Jahre 1900 Die Bedeutung beider Gruppen und ihres Konkurrenz der Verbrauch sämtlicher Walzwerte an Halbzeug sich auf circa 6 720 000 Tonnen im Werte von 590 Millionen Mark belief. An dieser Summe haben die reinen Werke einen Anteil im Betrage bon rund 737 000 Tonnen im Werte von rund 91,5 Millionen Mart. am 27. Januar statt. Der Verbrauch der gemischten Werke an selbsterzeugten Halb- Danach wurden die Geschäfte des Vereins in 30 Vorstandssitzungen fabrikaten betrug rund 5 732 000 Tonnen im Werte von rund und 23 Vereinsversammlungen erledigt, von welchen 4 ordentliche 468,2 Millionen Mart. Ferner ist, um den Gesamtverbrauch der und 1 eine außerordentliche Generalversammlung waren; ferner gemischten Werke zu ermitteln, noch ein Betrag von rund 251 000 fanden 3 öffentliche Versammlungen statt. Eine davon war die Tonnen im Werte von rund 30,1 Millionen Mark für Halbzeug start besuchte Maifeier- Versammlung. Außer den Mitgliedshinzuzurechnen, welcher von diesen Werken gekauft wurde, so daß beiträgen von 52 Wochen a 40 Pf. wurden den Mitgliedern sich der Gesamtverbrauch der gemischten Werke auf 5 983 000 3 Ertrabeiträge a 50 Pf. auferlegt und auch zum weitaus größten Tonnen im Werte von 498,3 Millionen Mark beläuft. Teil bezahlt. Streits fanden 3 statt, an denen in 182 Tagen insim Konkurrenzkampf die reinen Walzwerke gegenüber den gemischten, für 149 Tage 298 M. bezahlt; an andre Gewerkschaften wurde ge= Wie nicht näher begründet zu werden braucht, befinden sich gesamt 22 Kollegen beteiligt waren. An Streitunterstüßung wurden die sich selbst ihre Roh- und Halbmaterialien herstellen, im Nach zahlt 120,50 M. Unterstüßung. Von den geführten Streiks endeten teil; und dazu kommt, daß sich die den rheinisch- westfälischen Halb- 2 erfolgreich, bei dem 3. liquidierte die Firma( Tapeziermaschine zeugmarkt völlig beherrschenden 19 Werfe zu einem Startell, dem Hönemann). Redner verbreitete sich des ferneren über den sechsten " Halbzeug- Verband", zusammengeschlossen haben, der den Rohstahl- Kongreß, rekapitulierte die dort gefaßten Beschlüsse und sprach sich preis auf einer Höhe hält, der seit einigen Jahren den reinen Walz- dahin aus, daß von seiten der Gewerkschaft nun dafür Gorge ges werfen nur einen geringen, einzelnen ungünstig fituierten überhaupt tragen werden müsse, diese Beschlüsse auch in die That umzusetzen. teinen nennenswerten Nußen läßt. Auch die gepflogenen Einigungsverhandlungen streifte der Redner Gewerkschaften diese Verhandlungen ernst aufgefaßt worden seien. und erklärte, daß von den der Geschäftskommission angeschlossenen Gewerkschaften die bekannte Resolution aufgestellt worden sei, ob Die Bereitwilligkeit zur Ginigung gehe daraus hervor, daß von den gleich es eigentlich Pflicht der Generalfommission gewesen wäre, Bes Dingungen zu stellen, da die der Freien Vereinigung" angeschlossenen Gewerkschaften zu den Verbänden übergehen sollten. Trotzdem nun kapitalistischen Wirtschaft, sondern zugleich Vorbedingungen für die diese Resolution, welche die weitgehendsten Stonzeffionen enthalte, Ablösung der heutigen durch die höhere, auf Vergesellschaftung der dem Parteivorstend übermittelt sei, höre man von Verhand Produktionsmittel beruhende socialistische Wirtschaftsform. Aber lungen nichts; jedenfalls sehe man auf feiten des Parteivorstandes, die Preispolitik des Halbzeug- Verbandes beschränkt sich nicht nur daß von unsrer Seite das menschenmöglichste gethan ſei, um eine auf eine Hochhaltung der Inlandspreise, welche die Eristenz der reinen Walzwerke schier gefährdet; er stellt zugleich die Preise für feine Flußeisenprodukte auf den Auslandsmärkten so billig, daß dadurch die ausländische Walz- und Kleineisen- Industrie in den Stand gesezt wird, billiger zu produzieren, als die deutsche, denselben Stahl weit teurer einkaufende Konkurrenz. Und da die Ausfuhr von deutschem Halbzeug in schneller Entwicklung begriffen ist 1901 wurden erst 201716, 1902 aber bereits 636 427 Tonnen ausgeführt und 1903 wird eine noch höhere Tonnenzahl ergeben-, so ist die Folge, daß der deutsche Export von stählernen Fertig waren sich von den ausländischen Märkten verdrängt sieht, und weiter, daß innerhalb der deutschen Eiſenindustrie die Roh- und „ Wenn der Herr Borsigende gestern abend in seinen Halbmaterial- Produktion auf Kosten der Fertigeisen- Fabrikation ein Schlußworten einen furzen Rückblick über die Berhand- steigendes Uebergewicht erlangt. lungen der beiden ersten Tage gegeben hat, so darf Die Verhandlungen über den Halbzeug- Verband lieferten ich seinen Ausführungen vielleicht noch hinzufügen, daß hierfür überzeugende Belege. Hatte schon die Enquete über die It a ch meiner persönlichen Ansicht infolge Roheisen- Syndikate ergeben, daß deutsches Gießerei- Noheisen viel des vielleicht zu weiten Eingehens Eingehens auf fach um über 25 Proz. billiger nach dem Auslande verkauft worden Einzelheiten und durch eine zu gründliche Darist, wie an deutsche Werte, so ergab die Verhandlung bezüglich der stellung der der Vergangenheit angehörenden Salbzeugpreise noch weit höhere Differenzen. Festgestellt wurde Verhältnisse, die sich zwischen den Puddel- und Walzwerken 3. B., daß von Dortmund aus Stahlknüppel nach Rotterdam für auf der einen Seite und dem Roheisen- Syndikat auf der andren 72 m. pro Tonne geliefert worden sind, und zwar franco Bord. Seite herausgebildet haben, schließlich nicht mehr genügend Zeit Rechnet man für Fracht und Verladung den billigsten Satz von übrig geblieben ist, um den Weg einer Verständigung 7-8 M., fo ergiebt sich ein Preis von 64-65 M. pro Tonne, zu beschreiten... Meine Herren, die wirtschaftlichen Gegen während der Inlandspreis sich gleichzeitig auf 90 m. stellte, also fäge zwischen den reinen und den gemischten Walzwerken find 38 Proz. höher. Ferner blieb unwidersprochen, daß fürzlich auf dem in der Presse und in Ihren Vereinen und Verbänden schon so ein- Liverpooler Markt 50 000 Tonnen deutscher Platinen zu 78 Schilling gehend besprochen worden, daß sich viel neue Gesichtspunkte kaum noch verkauft sind, also, wenn man die Fracht mit in Betracht zieht, finden lassen. Dagegen glaube ich, daß die Frage, wie die Lage etwa 40 Broz. unter dem deutschen Inlandspreis. der reinen Balzwerte gebessert werden kann, noch nicht genügend zur Aussprache gelangt ist..."
Das war am 1. Dezember, am 2. aber, zum Beginn der Verhandlungen über den Halbzeug- Verband, war auch der vom Reichsamt des Innern gestellte Referent, Regierungsrat Dr. Boelder, bereits zu der fommerzienrätlich Weylandschen Auffassung gelangt, daß die Aufgabe der Enquete- Kommission nicht die Untersuchung der Vergangenheit, also die Klarstellung der thatsächlichen Verhältnisse, sondern die Einleitung einer Verständigung sei. Er meinte:
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eventuelle Verständigung herbeizuführen. Fermer verkündigte Redner in ausführlicher Weise das Resultat der Baukontrolle, von dem das hauptsächlichste schon im Vorwärts" veröffentlicht ist. An den Bericht schloß sich eine ausführliche Diskussion, in welcher die Thätigkeit des Vorstandes gutgeheißen wurde. Zur Baukontrolle wurde ein Antrag angenommen, welcher besagt, daß der Vorstand im geeigneten Moment der Versammlung weitere Maßnahmen unter breiten solle. Den Kaffenbericht gab Wehner. Danach betrug die Einnahme 1118,21 M., die Ausgabe 924,81 m. Den Bericht vom Arbeitsnachweis giebt U effem. Es wurde auch durch diesen die herrschende Arbeitslosigkeit dokumentiert. Es waren im bers gangenen Quartal eingeschrieben 58 Arbeitslofe und gingen 44 Anfragen nach Arbeitern ein; nur 24 Stellen konnten besetzt werden. Unter Verschiedenem wurde über einen Fall verhandelt, der den Kollegen Kaiser betrifft. Derselbe wurde vom Kuratorium des Paritätischen Arbeitsnachweises auf 6 Wochen von der Benutzung des Nachweises ausgeschlossen. Er soll den Geschäftsleiter der Arbeitnehmer, Heckmann, beleidigt haben, indem er den ihm von diesem gemachten Vorwurf der Schiebung mit gleichem Vorwurf bes antwortete. In der Kuratoriumsfißung wurde festgestellt, daß der Fall, den Kaiser in Betracht zog, thatsächlich so verlaufen sei, wie ihn derselbe geschildert, doch wurde leine böswillige Abficht auf seiten des Arbeitsvermittlers angenommen. Fall als forrett anerkennen, was er nicht thun wollte. Er war bereit, wenn die Arbeitsnachweisvermittler erklärten, daß ihnen jeder Dolus fern gelegen, dies anzuerkennen. Seine Schiebung sollte darin bestehen, daß er sich im November als arbeitslos habe ein schreiben laffen, obgleich er gearbeitet habe. Dies stimmt nicht, und obgleich Kaiser den Wahrheitsbeweis dafür angetreten habe, sei der Ausschluß nicht zurückgenommen worden. Besondere Entrüstung rief es hervor, daß ein Beisiber der Arbeitnehmer 3 Monate Ausschluß beantragt habe, hier also die Arbeitgeber mensch licher waren, als die eignen Kollegen. Auch soll derselbe Beifizer Staiser den Unternehmern als Unterzeichner einer Petition denunziert haben, in der Abstellung von Mißständen gefordert wurde. Versammlung nahm hierzu eine scharf mißbilligende Resolution an. Marktpreise von Berlin am 29. Januar 1904 nach Ermittelungen des tgl. Polizeipräsidiums. " Was Sie selbst wünschen, müssen Sie auch andren gönnen.* Weizen, gut D.- Ctr. 16,25 16,20 Startoffeln, neue D.- Ctr. Sie müssen dann auch den gemischten Werken, die Halbzeug her16,15 16,10 Rindfleisch, Keule 1 kg 16,05 16,00 do. Bauch 12,65 12,64 Schweinefleisch Stalbfleisch Hammelfleisch Butter Eier
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mittel
stellen und ihr Rohmaterial ebenfalls faufen müssen, konzebieren, Roggen, gut gering
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Daß bei derartigen Preisen vielfach an den Erporten verloren wird, ist selbstverständlich; aber die Herren Kommerzienräte der Diesmal hielt Herr Geheimrat Dr. van der Borght feine Ab- Eisenindustrie wissen sich schadlos zu halten, sie stellen dafür die schwächung für nötig. Dafür aber sprach er am nächsten Tage wieder Preise auf dem Inlandsmarkt um so höher. Während der Verdie leise Hoffnung" aus, daß troß der Gegenfäße die Interessenten handlungen wehrten sie sich allerdings nicht nur verzweifelt dagegen, gruppen sich über ihre Politik verständigen werden. Denn", so daß sie ihre Preise zu hoch stellen, sondern daß ihre Werke überführte er nach dem stenographischen Bericht aus, es ist charakteristisch, haupt etwas abwerfen; alle arbeiten sie mit Verlust auch die daß eigentlich der Gedanke der Kartellierung an sich von keiner Seite, Aktiengesellschaften, die über 20 Proz. Dividende zahlen. So er foweit es fich um die Praktiker handelt, beanstandet Härte z. B. Herr Generaldirektor Geheimer Kommerzienrat Kirdorfworden ist; im Gegenteil, ich habe eigentlich aus den Aachen wörtlich: Reden der Herren, die sich durch die Politik des Halbzeug- Verbandes bedrängt fühlen, immer nur wieder die Erklärung herausgehört, daß sie an sich dahin streben und streben müßten, in irgend einer Weise zu einer Organisation zu kommen( Sehr richtig!), und daß fie allesamt eigentlich geneigt sind, in dieser Organis jation ein gewisses Kampfmittel, insbesondere auch der ausländischen Konkurrenz gegenüber, zu erblicken.( Sehr richtig!) Vielleicht ist es nicht zu optimistisch gedacht, wenn man annimmt, daß von dieser Grundlage aus gewisse Fäden der Verständigung zwischen beiden Gruppen herüber und hinüber gesponnen werden können, so daß vielleicht nach dieser unmittelbar praktischen Richtung unsre Verhandlungen doch nicht ganz ergebnislos gewesen sind." Demnach gilt die Untersuchung, wenn sie nur in die thatsächlichen Verhältnisse hineinleuchtet, nicht aber zur Verständigung ber Startelle über ihre Preis- und Profitpolitik führt, Herrn Dr. van der Borght als ergebnislos". Solche Auffassung erklärt zur Genüge, daß die Großindustriellen, wie unangenehm ihnen auch felbft in ihrer heutigen mangelhaften Form die Enquete ist, mit der Leitung der Verhandlungen durch die Regierung recht zufrieden sind und gelegentlich durch ihre Presse Herrn Geheimrat van der Borght beste Censuren für seine Umsichtigkeit erteilen. Wenn trotzdem die Enquete manches interessante Material liefert, zumal wenn man sich nicht nur an die direkten, im be
daß sie nicht mit Verlust arbeiten, und ich bin bereit ich habe mich früher bereit erklärt, der Staatsregierung den Beweis zu Tiefern durch Einsicht in unsre Selbstkostenberechnung andre Werke haben sich ebenfalls dazu bereit erklärt, den Nachweis aus ihren Büchern zu liefern, daß bei den heutigen Rohmaterials preisen, bei den Preisen für Roheisen, für Sohle und Coats, die thafer, gut Werke, die das Halbzeug herstellen, bei den heutigen Preisen des Halbzeug- Verbandes im Inlande Geld zuseßen." gering
12,61 12,60 18,80 12,80 12,70 11,70
7,00 5,00 1,80 1,20
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1,40 1,10
1,60 1,00
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mittel
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12,63 12,62
1,80 1,20
gering
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und+ Gerfte, gut
2,60 2,00
mittel
60 Stüd
5,00 3,00
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gering
11,60 10,70
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15,50 14,50
14,40 13,50
Karpfen Aale Bander
1 kg
2,40 1,20
2,80 1,40
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3,00 1,20
2,40 1,20
4,16 3,50 Barsche
1,80 0,80
7,20
5,00 40,00 28,00
3,00 1,40
1,40 0,80 per Schod 15,00 3,00
mittel
13,40 12,50 Hechte
Schleie Bleie 50,00 26,00 Strebse 60,00 20,00 * ab Bahn. † frei Wagen und ab Bahu.
Allerdings Glauben scheint mit dieser Behauptung der Herreu Richtstroh Geh. Kommerzienrat mur bei einigen mit gleichen Rechentalenten Erbsen ausgestatteten Seelen gefunden zu haben, denn der Bericht ver- Speisebohnen zeichnet: Rufe: Ohol und Unruhe." Recht begreiflich, denn die Linsen am Halbzeug- Verband beteiligten hauptsächlichsten Stahlwerte haben im legten Geschäftsjahre, wie in den Verhandlungen nachgewiesen wurde, eine durchschnittliche Dividende von 11% Prog. verteilt. Welche Folgen diese Versorgung des Auslandes mit billigem Roheisen und Halbzeug hat, bewies treffend der Handelskammer Sefretär Gerstein- Hagen durch eine Gegenüberstellung der Ausfuhrentwicklung von Roh- und Halbmaterialien sowie von stählernen Fertigfabrikaten während der letzten Krisenjahre. Danach ergiebt sich bei den Rohmaterialien und Halbfabrikaten ein Rüdgang der
Eingegangene Druckfchriften.
dem Berbandstag deutscher Mietervereine in Dresden am 6. September 1903. Die städtische Bodenfrage. Eine Uebersicht. Vortrag, gehalten auf Bon Dr. K. b. Mangoldt, Geschäftsführer des Bereins Reichs- Wohnungsgesek. Preis 50 Pf. Berlag v. Bandenhöd u. Ruprecht, Göttingen .
Verlag, Ingenheim an der Bergstraße 1903. E. G. Christaller . Ein Kleiner Stulturkampf. 60 Seiten. Suevia