das bewiesen die immer wiederholten Entgegnungen und An- 1 artig zu finden, was gerade die herrschende Laune zu thun beliebt. Und J
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Uns aber scheint: das deutsche Volt hat ein Recht darauf mehr griffe in der heutigen Sizung. Es liegt darin eine gewisse die Socialdemokratie, die allein auch in der auswärtigen Politik die zu hören, als eine inhaltlose, selbstverständliche Phrase. Graf Bülow unfreiwillige Anerkennung. Eine ganze Compagnie agrari- schöpferische Straft ihrer Erkenntnis und ihrer Grundsätze zu bewähren ist im deutschen Reichstag nicht erschienen, er hat bisher nicht mit scher Größen trat nacheinander an, um je nach ihren Fähig- sucht, wird wegen dieser kritischen Erörterungen als vaterlandslos einer Silbe verraten, was er über die Dinge weiß und denkt. feiten in bald mehr, bald minder sachlichen Ausführungen beschimpft oder als phantastisch verhöhnt. Gerade wegen des Aus- Weiß er nichts und denkt er nichts, so hat er doch die Pflicht, dies feinen Beweis anzuzweifeln, daß dem angeblich hygienischen schlusses der öffentlichen Kritik hat die deutsche Diplomatie jede öffentlich zu bekennen. Die politische Psyche" des Reichskanzlers" bes Fleischbeschau- Gesetze die volksfeindliche Absicht der Fleisch- Fähigkeit der Konsequenz, Weitblick und Voraussicht verloren. das wissen wir ja jetzt interessiert sich nicht für Biele, sondern berteuerung zu Grunde lag. Zunächst gefiel sich der Anti- Geradezu beschämend ist das völlige Versagen der deutschen Nc - nur für Mittel. Ihm ist es gleich, was gekocht wird, er grübelt femit Graf Reventlow, getren den Ueberlieferungen gierung in dem ostasiatischen Konflikt. Als vor wenigen Wochen lediglich über die Farbe der zu wählenden Kochtöpfe. Die letzten seiner Partei, in den geschmacklosesten Angriffen auf die Bebel im Reichstag die Frrungen der deutschen ostasiatischen Politik Ereignisse haben gezeigt, daß dieser Verzicht auf jede flare Politik geistigen Fähigkeiten und das Wissen des Genossen Scheide fritisierte, versuchte Graf Bülow unter Verdrehung der Bebelschen nicht gerade zu einer führenden Rolle befähigt. Um so dringender mann, die um so peinlicher wirften, als dieser durch seine Ausführungen mit der spöttischen Wendung zu entwischen, es gäbe ist das Bedürfnis, daß mit offenen Karten gespielt wird. Niemand fachlichen Ausführungen nicht den mindesten Anlaß dazu ge- teinen Ort der Welt, wo Deutschland weniger zu suchen hätte als hat das Vertrauen, daß hinter der Politik des Schweigens mehr geben hatte. Der nationalliberale Abgeordnete Dr. Wallau in der Mandschurei . Heute ist diese Mandschurei zum Brandherd steckt als die Verlegenheit, etwas vernünftiges zu sagen.- fuchte ihn zu übertrumpfen, indem er gleich gegen die ganze geworden, dessen Funken drohend über die ganze Welt fliegen. Partei den uralten Vorwurf der Vaterlands feindlichkeit und Freilich, diese deutsche Reichskanzlei schlimmerte bis zum letzten Vorliebe für das Ausland erhob. Das Centrum will natürlich Augenblick im rosigsten Optimismus. Während man in London und Deutfches Reich. mit Rücksicht auf seine ländlichen Wähler nicht zurückstehen Paris schon Mitte voriger Woche der Wahrscheinlichkeit Das Geheimnis der Sparlotte. und ließ durch den Abgeordneten Dr. Dahlem verkünden, des Krieges rechnete, blies das deutsche Regierungs- Organ, Zur Vertagung des Scherlschen Prämien. daß das deutsche Schwein überhaupt keine Trichinen habe, die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung", noch in dem Augenblick und die Hausschlachtungen deshalb gar nicht beaufsichtigt zu fauft die Flöte, als der Abbruch der diplomatischen Beziehungen Sparsystems wird uns geschrieben: Für das Scherlsche Prämienwerden brauchten, daß dagegen das ausländische Schwein bereits zur Thatsache geworden ist. Ein Berliner Blatt leistet sich Sparsystem war das Ministerium des Innern aus nach Den ländlichen förperlich, geistig und moralisch minderwertig sei. Auch der den grausamen Scherz, die offiziösen Urteile der Norddie offiziösen Urteile der„ Nord= stehenden Gründen anfangs durchaus geneigt. fonservative Abgeordnete Dr. Dröscher, der dem Reichs- deutschen Allgemeinen Zeitung" aus der letzten Zeit Grundbesitzern und Vorständen der landwirtschaftlichen Pfandbrieftage das alte, liebe Kindermärchen von den hygienischen zusammenzustellen. institute ist es schon lange ein Dorn im Auge, daß viele Landleute, Gründen des Fleischbeschau- Gesetzes erzählte, erzielte bei Dienstboten und Bauern ihre Spareinlagen vorwiegend nicht bei den Am 3. Januar verkündete das Blatt des Grafen Bülow: unfren Parteigenossen nur einen wohlverdienten Lacherfolg." Der Unterschied in der Auffassung, wie sie in der deutschen am Orte befindlichen ländlichen oder lleinstädtischen, sondern bei den Hatte Graf Reventlow doch selbst erklärt, das Fleischbeschau- Presse einerseits und in der englischen andrerseits zum Ausdruck nahen größeren städtischen Sparkassen machen, einmal weil sie nicht Gesetz sei ebenso zum Schuße der Schweinezüchter wie zum gelangt, besteht aber darin, daß jenseits des Kanals in der wollen, daß die Gemeindebehörde es erfahre, wenn sie Geld und Schuße der Volksgesundheit bestimmt. Glücklicher war nur der Deffentlichkeit die Meinung vorherrscht, die statastrophe sei nahezu wie viel auf die Sparkasse tragen, andrerseits weil ihnen die flügste der agrarischen Wortführer, Graf Kanig. Er ver- unvermeidlich, während bei uns noch immer an der Hoffnung auf größeren städtischen Sparkassen sicherer zu sein scheinen. Verfügungen legte den Kampf ins Lager der Feinde, indem er von den des. Ministeriums des Innern an die Sparkassen, sie möchten mehr eine Verständigung festgehalten wird." freisinnigen Stadtverwaltungen die sofortige Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuern forderte, und den Fleischermeistern, dem sonst so gepriesenen Mittelstand, den Vorwurf des Fleisch
wuchers machte.
Genosse Horn, der als einziger aus unsrer Fraktion zum Wort kam, konnte am Eingang seiner Rede den Agrariern versprechen, daß wir ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben werden. Im übrigen besprach er die gesundheitsschädlichen Zustände in den Glasbläsereien, in denen die Benutzung des felben Mundstücks durch verschiedene Arbeiter Tuberkulose und Syphilis geradezu weiter verbreiten muß. Staatsfekretär Graf Posadowsky versprach, daß die Regierung den Gesundheitsverhältnissen der Glasarbeiter erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden werde. Sonst wurden in der Disfussion nur Einzelheiten über das Reichs- Gesundheitsamt vor gebracht: Dr. Müller- Sagan( Fri. Vp.) tadelte die Organisation der biologischen Abteilung, während Graf Bernstorff( Welfe) fie lobte; der Pole Kulerski be schwerte sich über die Kautschukbestimmung in der neuen Prüfungsordnung für Mediziner; Dr. Böttger( natl.) forderte bessere Besoldung der technischen Hilfsarbeiter im Reichs- Gesundheitsamt, und eine größere Anzahl von Abgeordneten verlangte obligatorische Viehversicherung durch das Reich.
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Am 6. Januar läßt das Blatt die Friedensaussichten noch als bisher und größere Teile ihrer Kassenbestände in landsteigen. Am 9. Januar sieht es keinen Anlaß, seinen Standpunkt schaftlichen Pfandbriefen anlegen zur Förderung der landDa legte zu ändern. Gegenüber den ängstlichen Gemütern", die von nahen schaftlichen Kreditgewährung, hatten wenig Erfolg. Seeschlachten träumen, scherzt es beruhigend:" Es ist doch nicht Scherl sein Prämien- Sparsystem den Vertretern des Ministeriums und machte des Innern vor Fasching." machte besonders darauf aufmerksam, Richtigkeit ihrer Auffassung". Am 24. Januar hofft das Regierungsbeträge stets bei der am Orte befindlichen oder zu deffen Bereiche ge Am 11. Januar bestätigt sich die„ Norddeutsche" selbst die daß die Bewegung für sein Sparsystem auf jede, auch die fleinste Ortschaft sich erstrecken werde und daß die erhobenen Sparorgan weiter. Am 5. Februar konnte man lesen: hörigen Sparkasse eingezahlt würden. Dadurch würden ungleich „ Wir sehen keinen Grund, der die deutsche Presse veranlassen mehr Einzahlungen auch bei den ländlichen und kleinstädtischen Spar fönnte, ihre bisher im allgemeinen ruhige und forrette Haltung fassen erfolgen, die viel williger wären, ihre Bestände an die im aufzugeben und den Wünschen derjenigen Stellen vorzuarbeiten,
die eine Uebertragung des in der englischen Presse hervortretenden Dienste der Agrarier stehenden landwirtschaftlichen Pfandbriefinstitute abzugeben, als die größeren städtischen Sparkassen, die ihre Bestände Pessimismus auf Deutschland gern sähen." beunruhigt. Und am Sonntag, den 7. Februar, morgens durften Auch am 6. Februar ist die„ Norddeutsche" noch nicht im mindesten fast nur auf erste städtische Hypotheken ausliehen. Das leuchtete den Vertretern des Ministeriums auch ein und die wenigen Leser des Regierungsblattes das holde Drakel derie hatten wohl Lust,„ der Landwirtschaft" auf diese Weise zu Wilhelmstraße vernehmen: den benötigten Kapitalien zu verhelfen und waren geneigt, auf den
" So lange feine Kundgebung solcher Absichten vorhanden find, Scherlichen Plan einzugehen, aber der auch den Herren aus dem " So lange keine Kundgebung solcher Absichten vorhanden find, hat niemand das Recht, Rußland oder Japan kriegerische Absichten Rührigkeit für die Verbreitung der von ihm herausgegebenen hat niemand das Recht, Rußland oder Japan friegerische Absichten Ministerium bekannte Geschäftssinn des Herrn Scherl und feine zu unterstellen, vielmehr führt eine loyale Abwägung aller bezu unterstellen, vielmehr führt eine loyale Abwägung aller be- Blätter schienen ihnen doch einige Bestimmungen notwendig zu glaubigten Willensäußerungen jeder der beiden beteiligten Re
gierungen zu der Auslegung, daß hüben wie drüben der aufrichtige machen, damit die Abholer der Sparbeträge nicht hauptsächlich Wunsch obwaltet, bei der Verfolgung der beiderseitigen Ziele in Agenten und Abonnentensammler für die Scherlschen Blätter werden. Sie stellten daher die Bedingung, daß diese Abholungsbeamten nicht den aneinanderstoßenden Interessensphären es nach Möglichkeit bei von Scherl oder dem Scherischen Komitee, sondern von der Regierung Bor Eintritt in die Tagesordnung hatte Herr Gröber den diplomatischen Mitteln bewenden zu lassen." vom Centrum viel Aufhebens davon gemacht, daß Genosse Unmittelbar darauf wurde das Telegramm verbreitet, welches feit für den Scherlschen Berlag zu enthalten und jeder die fofortige oder den Sparkassen angestellt wurden, daß dieselben sich jeder ThätigFrohme eine Stelle seiner Rede über die Entschädigung für den Abbruch der diplomatischen Mittel ankündigte. Glänzender Entlassung zu gewärtigen hätte, der ein Abonnement oder ein Inserat unschuldig erlittene Untersuchungshaft vor der Drucklegung ist sicher niemals die öffentliche Meinung von dem Organ der Re- für ein Scherliches Blatt annehme. im Stenogramm verändert hat. Es handelte sich bei dieser gierung geleitet" worden! Da man nun nicht annehmen darf, daß Stelle um ein offenbares Versehen, was aus dem übrigen fich die Norddeutsche Allgemeine Zeitung", um des Börsenschicksals Inhalt der Frohmeschen Ausführungen unzweifelhaft hervor einer Anleihe von 70 Millionen willen, zu niedrigen Spekulations- ganz von der Sache zurückziehen zu wollen. Nun beschloß das geht. Soll denn übrigens ein„ falscher Zungenschlag" bloß manövern hergegeben hat, so bleibt nur die eine Deutung übrig: das Privilegium preußischer Minister sein? Morgen 1 Uhr wird die Beratung bei dem gleichen Titel cignissen überrascht worden wie beim Herero- Krieg . Die Regierung hat gar nichts gewußt, sie ist ebenso von den Erfortgesetzt.
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Darüber war Scherl sehr gekränkt und erklärte, sich dann lieber
Ministerium, die Angelegenheit vorläufig zu vertagen. Nach dem ganzen Verhalten des Ministeriums ist aber nicht ausgeschlossen, daß es den Plan nicht ganz fallen gelassen hat, sondern ohne oder mit Scherl auf ihn wieder zurückkommen wird, obgleich erklären. Was thut nicht ein preußischer Minister den ländlichen die größere Mehrzahl der städtischen Sparkassen sich gegen denselben Grundbesitzern zuliebe?
Und diese Urteilslosigkeit dauert fort. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen verstummte die" Norddeutsche" völlig; sie gab Telegramme wieder, ohne ein Urteil abzugeben. Die deutsche Diplomatie in der Welt voran. Am Dienstagabend begnügt sie sich mit dem einen beschwichtigenden In feinem Kulturlande beteiligt sich die Deffentlichkeit so wenig Suzz des Tiefsinns:„ Die strategische Tragweite dieses Vorgangs an der auswärtigen Politit, wie im Deutschen Reich. Man überläßt des Angriffs auf die russischen Schiffe ist nicht zu überschätzen." Provinzial- Landeshause in der Matthäilirchstraße seine diesjährigen den jeweiligen Ministern die Ordnung der Geschäfte und verzichtet Dann fonstatiert das Regierungsorgan noch:" Die von Deutschland sogar auf die parlamentarischen Geschäfte. Die Minister profitieren eingenommene, nach beiden Seiten chrlich neutrale Haltung wird von ihrerseits an solcher Urteils- und Teilnahmslosigkeit und sind so in den Drganen der öffentlichen Meinung fast ohne Ausnahme geder glücklichen Lage, Dummheiten auf Dummheiten häufen zu billigt." Gott sei Dank: Die Vorsehung in der Wilhelmstraße hat können, ohne befürchten zu müssen, daß eine parlamentarische Mehr wieder einmal Gewaltiges geleistet. Fehlt nur noch, daß wegen der heit ihre Unfähigkeit bloßstellt. In dem wallenden Mantel des er- selbstverständlichen Proklamierung der Neutralität ganze Lorbeerhabenen diplomatischen Geheimnisses verstecken sie auf diese Weise wälder niedergehauen werden, um das Genie unsrer politischen ihre Thorheiten und Mißgriffe. Es gilt als„ national", immer groß- Leitung zu feiern.
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Rosenow
Chemniz, 9. Februar.
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Der deutsche Landwirtschaftsrat begann am Dienstag im Beratungen. Eine ganze Schar von Regierungsvertretern war zu Graf Schwerin- Löwig dieser agrarischen Vorstellung erschienen. eröffnete mit einem Kaiserhoch, indem er besonders mit Rücksicht auf den Ausfall der Reichstagswahlen" Treue gelobte. General sekretär Dade teilte mit, daß zur Fastnacht am Donnerstag im Hotel de Rome der Reichskanzler samt Ministern erscheinen werde.
Graf Schwerin- Löwitz befürwortete dann, zum ersten Punkt der Tagesordnung, eine europäische 3oIlunion gegenüber Amerika und Großbritannien , begrüßte die Bestrebungen des„ mittel
Mann.
Kräften nicht beikommen konnten und riefen nach dem demokratie aufgenommen. In Chemnitz leitete ihn der bekannte Kadi. Rosenow machte zum erstenmale mit den fächsischen Polizeidirektor Siebdrat, in der Amtshauptmannschaft Chemnitz der Gerichten, besonders mit den Chemnitzer Gerichten Bekanntschaft. jezige Ministerialrat, frühere Amtshauptmann Dr. Rumpelt. Bereits am 7. Juli 1892 erhielt er eine Anklage wegen Beleidigung In der knifflichsten, rigorosesten Weise wurden die Bestimmungen des antisemitischen Agitators und Verlegers von Flugblättern des sächsischen Vereins- und Versammlungsgesetzes ausgelegt. Die Ingenieurs Theodor Fritsch in Leipzig , die im öffentlichen Partei in Chemnitz wurde durch die Polizei für einen Verein erklärt Interesse erhoben wurde und mit der Verurteilung zu 25 M. und aufgelöst. Das Gewerkschaftstartell wurde aufgelöst, felbſt Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf die Parteigenoffen in Geldstrafe endete. Am 20. Juli hatte auch die Polizei ein die Einzelmitglieder einiger Gewerkschaften verfielen der Auflösung". Chemnitz und im Erzgebirge die Kunde von Rosenows Tod. Man Lüstchen, Rosenow kennen zu lernen. Sie besuchte ihn in Diese und alle die andren Polizeithaten bekämpfte Rosenow mit hielt es faum für möglich, daß er, der noch vor acht Monaten mit seiner Arbeitsstätte an der Gartenstraße und veranstaltete eine großem Gefchick. Einen großen Teil seiner Zeit nahm auch die Bes uns in Wahlkampfe stand, jetzt so plötzlich gefallen sein sollte. Wie Haussuchung wegen eines Artikels in dem„ Beobachter", betitelt fämpfung der berüchtigten Umsturzvorlage in Anspruch, weiter wandte rüftig führte er noch den Wahlfampf, wie freudig und begeistert Ein neuer antisemitischer Schwindel". Damals erschien auch die er sich mit aller Schärfe gegen die bekannte Rumpeltsche Verordnung predigte er den waderen Erzgebirglern noch vor wenigen zeitgemäße Broschüre Kapital und Judenfrage aus seiner Feder. Bald über die Einrichtung und Benutzung der Versammlungssäle, die heute noch Monden die Lehren des Socialismus. Wie frisch und sollte er auch die Praxis der sächsischen Staatsanwalte kennen lernen. in Kraft ist. Die Jahre 1896 brachten die Kämpfe um das Landtags- und munter fab er noch aus, als wir, Seite an Seite mit ihm, zur Während die Staatsanwaltschaft die Beleidigungsklage des Ingenieurs Stadtverordneten - Wahlrecht. Ueberall stellte Rosenow seinen Mann. Agitation in die Verge und Thäler seines geliebten Erzgebirges Fritsch in Leipzig im öffentlichen Interesse erhoben hatte, lehnte fie Zahlreiche Leitartikel hat er über die sächsische Polizeiwirtschaft gehinauszogen. Und heute? Geschlossen ist der beredte Mund, der so dasselbe, als Rosenow den Antisemiten Dr. Paul Förster in schrieben und bald war er bei den Polizeibehörden der bestgehazte oft und so gern zum Volfe sprach. Erloschen der Glanz des treuen, Friedenau verklagte, der ihn in einer Versammlung im Elysium" offenen Auges, das so empfänglich war für die Schönheiten des Erz- einen nichtswürdigen Verleumder genannt hatte, ab und verwies Mehr und mehr erwarb er sich die Liebe und Zuneigung des gebirges. Still ist das Herz, das alles Leid und alle Freude der unsren Genossen auf den Weg der Privatklage, den dieser auch be- erzgebirgischen Volkes, sodaß er am 6. Januar 1898, nachdem der Genosse Erzgebirgler mit empfand. schritt. Förster erhob hierauf widerflage. Er fühlte sich durch eine Colditz in Crimmitschau mit Rücksicht auf sein Alter die weitere Ander Kandidatur abgelehnt hatte, als Kandidat für Unwitürlich regt sich in dem Herzen eines jeden Proletariers, Stelle in der Rosenowschen Broschüre, wo die antisemitischen Agitatoren nahme der mit Rosenow in engerem Verkehr gestanden, der Gedanke, was allgemein scharf angegriffen wurden, beleidigt. Und merkwürdig, die Reichstagswahl aufgestellt wurde. Mit Hilfe seiner wackeren war uns Rosenow, was hat er im Stampfe für die Freiheit, im wohl fühute das Gericht die an Rosenow verübte Beleidigung, Erzgebirgler gelang es ihm auch in der Stichivahl nach gewaltiger Streite mit den Mächten der Reaktion geleistet? Und dankbaren belegte diesen aber ebenfalls mit einer Geldstrafe wegen angeblicher gitation und Arbeit den 20. fächsischen Reichstags- Wahlkreis für Herzens blicken wir an seiner Totenbahre auf seinen arbeitsreichen, Beleidigung des Dr. Förster. So lag er ständig mit den Anti- unsre Partei zu erobern. Er hat ihn wirklich erobern müssen. freud- und leidvollen Weg, den er im Dienste der Partei zurüdgelegt hat, semiten, diesen Erzreaktionären im Kampf. Heute liegt diese Partei Früher ein schwer zugängliches Bolt hat er es verstanden, die Erzzurück. Lang ist er nicht, aber frühzeitig hat ihn unser verstorbener in Chemiz zerschmettert am Boden. gebirgler so feft an die Partei zu fesseln, daß sie Freund betreten. Verhältnismäßig jung, wie selten einer, wurde Auch rednerisch trat Rosenow bald hervor. Im Jahre 1892 hatte auch jetzt alles daran setzen werden, den Kreis wieder zu er an den exponierten Posten eines Redakteurs gestellt, frühzeitig eine rege Landagitation eingesetzt, dazu kam das drohende Gespenst sichern. Wenn Emil Rosenow auch körperlich für sie tot ist, Lernte er die Leiden eines Freiheitskämpfers tennen, aber frühzeitig der Militärvorlage, und an Rednern war kein Ueberfluß. So ging sein Geist lebt unter ihnen fort. Was er in ihre Herzen gesät, das erwarb er sich auch die Liebe und das Vertrauen der Parteigenossen, er denn hinaus aufs Land und mit Vorliebe ins Gebirge. Da ist nicht wieder herauszureißen. Was mit einem solchen Feuer der so daß er schon im Alter von 27 Jahren das höchste Ehrenamt er- betrat er zum erstenmal die Gegend, die er mehr liebte als seine Beredsamkeit und mit so überzeugender Kraft in die Köpfe der Taugte, was die Partei zu vergeben hat. Heimat. Von Dorf zu Dorf, von Städtchen zu Städtchen gingen seine hartnäckigen und festen Gebirgsleute hineingebrannt ist, das bleibt Am 1. Mai 1892 war es, als Rosenow seine Thätigkeit am Agitationsfahrten. Ueberall getvann er sich durch seinen volls- sipen. Der Socialismus ist aus dem Gebirge nicht wieder zu verChemnizer Partei- Drgan, dem„ Beobachter", begann. Es war eine tümlichen Vortrag, durch seine persönliche Liebenswürdigkeit die drängen. bewegte Zeit. Noch waren die Nachwehen des erst zwei Jahre vor Herzen seiner Zuhörer, die oft zu Tausenden ihm zugeftrömt waren. Wie alle Redakteure und Agitatoren der Partei der Freiheit hat her gefallenen Socialistengesezes zu spüren. Wohl war das Gesetz Die drohende Militärvorlage gab ihm Gelegenheit, eine auch Rosenow die Gefängnisleiden kosten müssen. Am 6. Mai 1895 geschwunden, aber der Geist desselben regte sich noch in den Broschüre, betitelt„ 100 000 Soldaten mehr!" herauszugeben, die trat er seine erste dreimonatige Gefängnisstrafe an. Ihr folgte im Köpfen der Polizei und der Richter. Daneben tobte ein heftiger damals reißenden Absatz fand. Die Neichstagswahl fand unfren März 1896 eine ebenso lange wegen Verächtlichmachung von StaatsKampf mit den bürgerlichen Parteien. Besonders eine Partei war Genossen auf dem Posten. Das war ihm eine Freude, wenn er in einrichtungen" und im Jahre 1897 eine dritte Gefängnisstrafe. Die es, die in Chemniz damals in Aftion trat, der Anti- der Redeschlacht die Gegner zu Paaren treiben konnte. Manch Verächtlichmachung von Staats- einrichtungen sollte darin bestehen, daß femitismus erhob frech und wild sein Haupt und ent wuchtigen Hieb teilte er aus. Und wieder war es das Gebirge, er in einem Artikel, der sichmit den amerikanischen Zollmaßnahmen faltete eine wifle Agitation. Aber nichts focht unfren jungen dem er sich mit Vorliebe widmete. gegen deutsche Einfuhrartifel beschäftigte und diese als Antwort auf Stänipfer an. Mutig ging er dem Neptil zu Leibe. Schlag auf Das Jahr 1894 brachte viele und schwere Kämpfe mit der das seinerzeitige Einfuhrverbot amerikanischen Schweinefleisches aufSchlag führte er mit seiner schmeidigen Feder gegen die Anti- Chemnizer Polizei. In äußerst scharfer Form wurde nach den faßte, gesagt hatte, das sei die Antwort auf die„ chitanöfe Aussperrung" semiten. Bald sahen diese ein, daß sie ihn mit eignen Reichstagswahlen von 1893 in Sachsen der Kampf gegen die Social- amerikanischer Fleischwaren aus„ Gefälligkeit für unsre Junker". An