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der evangelischen Bevölkerung vielfach herrsche.( Bustimmung im Centrum.)

bg. Hirsch Essen( natl.): Ich halte es nicht für richtig, daß die Arbeiter die Forderung des achtstündigen Arbeitstages vertreten. Für vicle Arbeiter würde die Durchführung dieser Forderung eine Ein­buße an Lohn bedeuten. Ich kann Herrn Stößel nicht recht geben, wenn er sagt, daß durch die chriftlichen Gewerkvereine der sociale Friede gefördert werde. In Oberhausen   haben die christlichen Ge­werkschaften zum Kontraktbruch aufgefordert, sie haben mit den socialdemokratischen Gewerkschaften in das gleiche Horn gestoßen. Hierauf wird die Diskussion geschlossen. Es folgen persön liche Bemerkungen. Abg. Dr. Volk( natl.): Der Schluß der Erörterung hat es mir unmöglich gemacht, auf die unqualifizierten, verleumderischen Aus­führungen des Abg. Korfanty   einzugehen. Bicepräsident Dr. Krause: Wegen dieses Ausdruckes rufe ich Sie zur Ordnung. Abg. Dr. Voli( natl.): Aehnlich wie ich hat der Minister Möller die Ausführungen Korfantys bezeichnet. In den Augen jedes an­ständigen Menschen sind die Ausführungen gerichtet.

Abg. Korfanty  ( Pole): Der Minister hat behauptet, ich hätte hier die oberschlesischen Beamten verleumden wollen, einen Nachweis aber nicht erbringen können. Ich hätte erwartet, daß ein preußischer Minister den Grund zu durchschauen vermag, weshalb ich die Namen der Beamten nicht nannte. Ich weise die Infinuation der Verleumdung entschieden zurück. Wenn der Minister mir diesen Vorwurf außerhalb dieses Hauses, wo mich parlamentarische Rück­sichten an der gebührenden Antwort hindern, gemacht hätte, würde ich wissen, mir Genugthuung zu verschaffen.( Lautes Lachen und Beifall bei den Polen  .) Der Antrag Hirsch wird hierauf gegen die Stimmen der beiden freifinnigen Gruppen, des Centrums und der Polen   abgelehnt. Der Rest des Ordinariums wie das Extraordinarium werden ohne wesentliche Debatte angenommen.

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Wir haben vor Jahren wiederholt gezeigt, daß das eine wie das| antwortung der Anfrage von Mitgliedern der Versammlung bes andre fehr fraglich ist. Besonders für die auswärtige Kostpflege treffend den Einspruch der Großen Berliner   Straßen­konnten wir aus den alljährlichen Berichten der Waisenverwaltung bahn- Gesellschaft gegen den Bau der Untergrund. nachweisen, daß dort die Waisenkinder keineswegs besser aufgehoben bahn Potsdamer Platz- Spittelmarkt, die Bewilligung eines sind. Die Sterblichkeit war dort viel größer, als in der Berliner   Betrages für die Notleidenden in Aalesund   in Norwegen  , Geschäftsbetrieb der städtischen Sparkasse im Oktober- Dezember­Softpflege, und überdies wurde in den Berichten des Erziehungs- Vierteljahr 1903, die Aufstellung von 17 öffentlichen Uhren, inspektors, der mit der Revision der auswärtigen Pflegestellen die Errichtung einer Fleischvernichtungs- Anstalt auf dem städtischen betraut ist, mehrfach geklagt, daß auf dem Lande so ein Waisenkind Viehhofe, die Errichtung von Baulichkeiten auf den städtischen von den Pflege- Eltern manchmal als ein willkommenes Ausbeutungs- Rieselgütern, die für das Etatsjahr 1904 in den städtischen Gas­objekt betrachtet werde. Nachher wurden diese Revisionsberichte wort- werken und am Röhrensystem notwendigen Erneuerungs- und Er­farger, und eine Reihe von Jahren hindurch waren die Klagen fast weiterungsarbeiten, die Entschädigung für Mitbentibung der ganz verstummt, so daß Optimisten geglaubt haben werden, es sei Bichhof- Anschlußgeleise zum Abfahren von abgeschachtetem Boden, einige Aenderungen des Dienſteinkommens von Beamten, alles in bester Ordnung. Erst nachdem in der zweiten Hälfte des die Vermehrung der Stellenzahl einiger Beamtenkategorien, Etatsjahres 1901/02 der Posten des Erziehungsinspektors neu besetzt die widerrufliche Ueberlassung von zwei Baracken des städtischen worden war. wurde das mit einem Mal anders. Schon Krankenhauses Moabit   an das Institut für Infektionskrankheiten.  der erste, sich zunächst auf ein Halbjahr erstreckende Revisions- Beschlußfassung über die Zuteilung des Stadtbezirks 249 an einen bericht ließ sofort wieder durchmerken, daß in der aus- Stadtverordneten. wärtigen Kostpflege manches faul ist. Der zweite, ein volles Jahr behandelnde Revisionsbericht, der jetzt mit dem Bericht der Sigung der städtischen Deputation für die Straßenreinigung wurde Arbeiter Urlaub bei der Straßenreinigung. In der gestrigen Waisenverwaltung über das Etatsjahr 1902/3 veröffentlicht wird, beschlossen, dem Beschluß der Gemeindebehörden gemäß, allen zieht nun mit kräftigerem Griff den Schleier von den bedenklichen Arbeitern, die ununterbrochen fünf Jahre im Dienste der Stadt Buständen der auswärtigen Kostpflege. thätig gewesen sind, einen Urlaub von acht Tagen zu gewähren. Der Inspektor besuchte rund 2000 Kinder, bei einem Durch- Bislang war es üblich, den größten Teil der städtischen Arbeiter der schnittsbestand von etwa 4000 auswärtigen Kostpflegekindern. Er wofür an den übrigen Tagen der Woche eine halbe Stunde länger Straßenreinigung des Montags von der Arbeit zu dispensieren, fagt, die Revision der Pflegestellen habe im ganzen ein befriedigendes gearbeitet wurde. Bei dieser Einteilung stellte es sich heraus, daß Resultat" ergeben, die weitaus größte Zahl" tönne als den nor- es an Montagen, besonders im Winter bei schlechtem Wetter an ge­malen Anforderungen entsprechend" bezeichnet werden. Aber weiter schulten Kräften fehlte, Haltestellen der Straßenbahn, Droschken unten erfährt man, daß 82 Pflegestellen so weit hinter den An- Halteplätze u. a. nur ungenügend gereinigt werden konnten und forderungen zurückblieben, daß ihre Aufhebung empfohlen werden lagen unausbleiblich waren. Die Deputation hat daher beschlossen, mußte. Die Ernährung war meist zweckentsprechend; auf dem Lande in Zukunft auch Montags, wie an den übrigen Wochentagen, die Präsident v. Kröcher: Der Abgeordnete Korfanth hat sich vorhin gab es nicht alle Tage Fleisch, doch wurde dieses durch Milchnahrung Straßen reinigen zu lassen und dafür den Arbeitern eine halbe über einen vom Handelsminister gebrauchten Ausdruck beschwert. ersetzt. In zwei Fällen mußte jedoch beantragt werden, die Pfleg- Stunde täglich freizugeben. Ich habe mir das Stenogramm geben lassen und gefunden, daß der linge fortzunehmen, weil ihr Aussehen auf eine unzureichende Die Zahl der leerstehenden Wohnungen ohne zugehörige gewerb­Herr Minister von Aeußerungen des Abgeordneten Korfanty   und ungesunde Ernährung schließen ließ, was den Pflege- Eltern liche Räume ist gegen die Vorjahre wiederum bedeutend ge­gefagt hat:" im gewöhnlichen Leben würde man das Verleumdung auch nachgewiesen wurde." Die Wohnungen waren meist gut, aber stiegen. Anfang dieses Jahres standen 5432 derartige Wohnungen nennen." Ich kann nur sagen, wenn ein Mitglied des Hauses in 17 Fällen wurde Aufhebung der Stelle empfohlen, weil die Auch im Jahre 1900 war die Zahl( 3200) geringer und 1899 weit leer, gegen 4514, 2584 und 1761 in den Jahren 1903 bis 1901. diesen Ausdruck gegen ein Mitglied der Regierung oder ein andres Mitglied des Hauses gebraucht hätte, so würde ich ihn gerügt haben. Wohnung in feiner Weise" den Anforderungen entsprach, und in größer. Die kleinsten Wohnungen von einem Zimmer mit Küche Es folgt die Beratung des Etats der Handels- und 6 Fällen, weil den Pfleglingen neben den vielen eignen Kindern stehen gegenüber den drei letzten Jahren zahlreicher leer. Die leer­Gewerbeverwaltung. Nach furzen Bemerkungen über die bezw. Aftermietern keine genügende Unterkunft geboten wurde. Mit stehenden Wohnungen von 2 bis 3 Zimmer und die größeren Uebernahme der städtischen Aichämter auf den Staat wird die der Alleinbettung nahmen es die Pflege- Eltern felten genau, obwohl Wohnungen sind ebenfalls gestiegen, die Preise für die Wohnungen Weiterberatung auf Mittwoch 11 Uhr vertagt. fie ihnen zur Pflicht gemacht ist. Am wenigsten genügten Wohnung aber nur wenig zurückgegangen. Schluß 4 Uhr. und Bettung bei den kleinen Leuten auf dem Lande. Oft stand in Von den städtischen Realschulen und Gemeindeschulen. Während der guten Stube ein sauberes Bett, das dem Revisor als Bett des der Besuch der höheren städtischen Schulen nur unbedeutend gestiegen wurde Aufhebung beantragt, weil das Kind ohne eignes Bett war; die Zahl der Schüler in den 13 städtischen Realschulen von 5280 auf Parteigenen und Genossinnen! manche Kinder waren von den Pflege- Eltern abgerichtet worden, den 5977 in den letzten drei Jahren gestiegen. Noch bedeutender ist die Am Donnerstag, 18. Februar, werden in Berlin   und Umgegend fragenden Revisor zu belügen. Ueber unregelmäßigen Schulbesuch wurde Zahl der Schüler und Schülerinnen in den vorhandenen 265 Ge bierzehn Bolksversammlungen abgehalten, in denen das Berliner   nicht geklagt, nur waren in 2 Fällen Mädchen aus der Schule zurückgehalten weniger als 34 neue Gemeindeschulen mit 524 Klassen errichtet meindeschulen gestiegen. In den letzten vier Jahren sind nicht Proletariat Gelegenheit hat, Schergendienste, die worden, um beim Dreschen zu helfen. Auch der neue Erziehungs- worden. Es sind vorhanden 4630 Klaffen, an denen thätig sind dem russischen Knutenregiment in Preußen geleistet werden, deutlichen inspektor ist, wie man sieht, noch ziemlich rücksichtsvoll: sein Bericht 265 Rektoren, 2747 Lehrer, 1618 Lehrerinnen, zusammen 4630 Lehr­und energischen Protest zu erheben. Es ist Sache der organisierten ist fast durchgängig nach dem Schema" zwar aber" gearbeitet. personen. Arbeiterschaft, dafür zu sorgen, daß dieser Protest sich so nachdrucks- Auf vier Stellen gab die Behandlung der Kinder Anlaß zu Klagen, voll wie nur möglich gestalte, und wir erwarten daher, daß überall so daß auf Pflegewechsel gedrungen wurde. Bei fünf Familien ge­für zahlreichen Besuch der Versammlungen agitiert werde! Die Versammlungen' finden statt in folgenden Lokalen:

Berliner   Partei- Angelegenheiten. Bileglings gezeigt wurde, aber mur Paradebett war. Für 21 Stellen oder wie bei den Gymnafien im letzten Jahre abgenommen hat, ist

gegen die

1. Kreis: Arminhallen, Kommandantenstr. 20.

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Hofjäger- Palast, Hasenheide 52/53.

Dresdener Kafino, Dresdenerstr. 96.

( Südost): Urania  , Wrangelstr. 11.

( Oft): Brauerei Friedrichshain, Am Königsthor.

Schützenhaus, Linienstr. 5.

Berliner Prater, Kastanien- Allee 8/9.

Weimanns Bolksgarten, Badstr  . 56.

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schah dasselbe wegen des sittlichen Verhaltens einzelner Mitglieder. 23 Stellen wurden wegen Ueberbürdung der Pfleglinge mit Land­arbeit zur Aufhebung empfohlen, in 12 diefer Fälle handelte es sich um Viehhüten. Pflegefinder zum Viehhüten zu benußen, ist ver­boten; trotzdem so sagt der Bericht unterstützen leider hier und da noch Waisenväter diesen Mißbrauch der Pfleglinge", indem sie ihn stillschweigend duldeten.

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So geht es in der auswärtigen Pflege zu; so sieht es in den Pflegestellen der Dörfer und Güter aus; so duldet man's im Kreise der dortigen Waisen väter. Der Bericht sagt nicht, ob die Berliner   Waisenverwaltung auf fernere Dienste jener weitherzigen Waisenväter verzichtet hat. Unfres Erachtens hätte sie Schöneberg  : Obsts Festsäle, Meininger- und Martin Luther  - fie nicht nur ihres Amtes entheben, sondern sie obenein durch

Eisteller, Chausseestr. 88.

Brauerei Bazenhofer, Turmſtr. 25/26.

straßen- Ecke.

Wilmersdorf  : Wittes Bolfsgarten, Berlinerstr. 40. Rigdorf: Victoria  - Säle, Hermannstr. 49/50. Rummelsburg  : Café Bellevue, Hauptstr. 1.

Die Tagesordnung lautet: Russische   Polizei in Deutschland  . Referenten sind die Genossen Alberty, Bernstein  , N. Fischer, Förster, Gradnauer, Haase, Kalisti, Ledebour, Liebknecht, Pfannkuch, Scheidemann  , Singer, Wurm, Zubeil.

Um zahlreichen Besuch bitten

Die socialdemokratischen Vertrauensleute. Charlottenburg  . Am nächsten Sonntag, früh 7 Uhr, findet bon folgenden Lokalen aus die Verbreitung der 3ähltarten für die am 23. Februar stattfindende Arbeitslosenzählung statt. Die Genossen werden ersucht, sich hieran zahlreich zu beteiligen: I. Bezirk bei Basche, Potsdamerstr. 44.

Baader, Nehringstr. 25.

Gimpel, Osnabrückerstr. 4.

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Müller, Rosinenstr. 3.

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Fischer, Englischestr. 3.

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Dörre, Wallstraße.

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Fischer, Pestalozzistr. 84.

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Röttger, Leibnizstr. 3.

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Bartsch, Sefenheimerstr. 11.

Hoffmann, Kleiftstr. 15.

Weißensee  . Donnerstagabend 82 Uhr ist eine öffentliche Wählerversammlung im Schloß Weißensee. Es referiert Reichs­tags- Abgeordneter Dr. A. Südekum über: Die Aufgaben der Gemeinde." Sodann erfolgt die Aufstellung der Kandidaten für die zweite und dritte Abteilung. Die Genossen werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen.

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Bankow Niederschönhausen  . Freitag, öffentliche Ber sammlung bei Roczycki, Kreuzstraße 3/4. Tagesordnung: Die moderne Arbeiterbewegung und der Alkoholismus  ." Referent: Genosse Dr. Fröhlich aus Wien  .

Nennung ihrer Namen dem Urteil der Deffentlichkeit überantworten müssen. Es wird nicht ohne Interesse sein, wenigstens zu erfahren, welchen Gesellschaftsschichten die Waisenväter der auswärtigen Kost pflege angehören. Im letzten Jahre waren darunter 16 Gutsbesitzer und Landwirte, 36 Handwerker und Gewerbetreibende, 40 Bürger­meister und andre Gemeindebeamte, 68 Lehrer und Küfter, 445 Geistliche.

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Ein Rechtsanwalt.

Der Heimarbeiter A. N., der für eine hiesige Schuhfabrit arbeitet, steht in einem Schuldverhältnis zu einem Herrn M. Der Heimarbeiter ist Vater von acht zum größten Teil unerwachsenen Kindern und hat seit Jahren durch schwere Schicksalsschläge, Krank­heit 2c. gelitten. Er fristet in karger Weise sein Leben und konnte so jene Schuld an M. nicht begleichen.

Als Vertreter von M. trat der Rechtsanwalt Dr. Danziger auf. Er versuchte vergeblich, den Lohn des R. beschlagnahmen zu laffen. Nun hatte er erkundet, daß R. in Riga  , seine Frau in Warschau   geboren sind. Er verrichtete darauf diese That, die an die weiteste Oeffentlichkeit gehört:

Dr. Danziger I Rechtsanwalt Berlin   C.,

Am Moltenmarkt 12/13.

Herrn.....

Berlin  , den 11. Februar 1904.

hier.

In Sachen... sehe ich mich genötigt, Schritte gegen Sie zu unternehmen, die Ihnen sehr unangenehm sein dürften. Gleichzeitig bemerke ich, daß Deutschland   Ausländer, die lästig fallen, oftmals ausweist. Achtungsvoll

Der Rechtsanwalt ( gez.) Dr. Danziger. Um eine Schuld von einem armen Teufel einzutreiben, bedroht dieser Anwalt mit Denunziation, Eristenzberaubung und Ausweisung! Reinickendorf  . Die Generalversammlung des Wahlvereins Der Herr Rechtsanwalt darf höchstens die Verführung durch findet am Dienstag, den 23. d. Mts., im Lokal von Meinhardt Frhrn. v. Richthofen   als mildernden Umstand in Anspruch nehmen. statt. Tagesordnung: 1. Vortrag von Dr. Alberth. 2. Geschäfts- Erfreulicherweise arbeitet der Herr Anwalt mit untauglichen und Kassenbericht. 3. Wahl des ersten Vorsitzenden. 4. Verschiedenes. Mitteln am untauglichen Objekt. Der von ihm Verfolgte ist seit langen Jahren naturalisiert. Potsdam  . Donnerstagabend 81%, Uhr findet im Victoria- Garten, Alte Luisenstr. 32, eine Wolksversammlung für Männer und Frauen statt. Vortrag des Genossen Dr. Alberty: Der Kosaken­furs in Preußen und die revolutionären Strömungen in Rußland  ." Zahlreiches und pünktliches Erscheinen ist Pflicht.

Lokales.

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Wie die Stadt Berlin   ihre Waisenkinder unterbringt. Von der städtischen Waisenverwaltung Berlins   werden seit langem die allermeisten der ihr anheimfallenden Waisenkinder nicht in eignen Anstalten verpflegt, sondern in Familien, in der sogenannten So st­pflege, untergebracht. Dabei ist immer mehr vor der Berliner  Kostpflege die auswärtige bevorzugt worden dergestalt, daß jetzt schon ziemlich drei Viertel aller in Kostpflege gegebenen Berliner  Waisenkinder sich in auswärtigen Pflegestellen befinden. Der Koſt pflege wird nachgerühmt, daß sie in erziehlicher Hinsicht meist zived mäßiger als die Unterbringung in Anstalten sei, und von den aus­wärtigen Pflegeeltern behauptet man, daß sie aus gesundheitlichen Gründen den Vorzug verdienen.

Gegen die Armen. Eine Massenpetition um Beseitigung der Märkte am Halleschen Thor, insbesondere des Weihnachts= marktes, welcher seinem ganzen Charakter nach nicht in eine so lethafte Verkehrsgegend paßt, beabsichtigen die seßzhaften Ge­werbetreibenden und Kaufleute der Gegend an den Magistrat zu richten. Auch die Hausbefizer des Stadtteils toollen dies Ansuchen unterstützen, da auch ihnen der Weihnachtsmarkt, der den ganzen Platz verunziert, den Verkhr hindert und die Ladeninhaber schwer schädigt, nichts weniger als angenehm ist. Die Petenten wollen endlich auch das Polizeipräsidium, unte. Hinweis auf die erhöhte Feuersgefahr und die Verkehrsstörungen, für ihr Bestreben ges winnen.

Wenn die Hausbesitzer und Geschäftsinhaber ihre Gegnerschaft gegen die armen Teufel, die zur Weihnachtszeit auf dem Belles Alliance- Platz frieren, doch nur nicht mit weifen auf Feuers­gefahr, Gefährdung des Verkehrs und andren haltlasen Floskeln bemänteln wollten.

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Dr. phil. Abraham zu Berlin   nannte sich auf seinem Geschäfts­Der Doktortitel des Zahnarztes. Der als Zahnarzt approbierte schilde kurzweg: Dr. Abraham, praktischer Zahnarzt". deshalb wegen Uebertretung der Gewerbe- Ordnung,§ 147 Nr. 3, angeflagt, weil er sich einen arztähnlichen Titel beigelegt habe, der den Glauben eriveden fönnte, er sei eine staatlich geprüfte Medizinal­person. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, daß A., wenn er feinen Doktortitel gebrauchen wollte, das phil. hätte hinzusehen müssen, so daß deutlich geworden wäre, daß er als Doktor nicht Mediziner, nicht praktischer Arzt sei. Das Landgericht Berlin I  sprach jedoch den Angeklagten frei und meinte, Abraham habe den Doktortitel ohne weiteres führen können, denn er habe ja als Doktor der Philosophie promoviert, und im übrigen sei er ja als Zahnarzt approbiert. Der Straffenat des Kammergerichts als Revisions­instanz hob das Urteil auf und verwies die Sache zu nochmaliger Verhandlung an das Landgericht zurück. Begründend wurde aus­geführt: Die Darlegung des Vorderrichters sei lückenhaft. Man könne nicht bloß sagen:" Der Mann ist Doktor, kann sich also so nennen; er ist Zahnarzt, hat also ein Recht auf den Titel". Es müsse viel­mehr geprüft werden, ob nicht die Verbindung von Doktor" und Praktischer Zahnarzt" zu der Auffassung verleite, man habe es mit einem Zahnarzt zu thun, der zugleich als praktischer Arzt approbiert sei. Dann wäre die Beilegung eines arztähnlichen Titels im Sinne des§ 147 Nr. 3 der Gewerbeordnung dargethan. Zu einem solchen Zahnarzt habe das Publikum, das durch§ 147 Nr. 3 geschützt werden soll, ein größeres Vertrauen, weil er mit der Narkose besser Bescheid wisse.

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Zur Eingemeindungsfrage. ,, Einem entschlafenen Riesen" soll gestern der Oberbürgermeister Wilde von Schöneberg die Stadt Berlin   verglichen haben; so erklärt wenigstens das Berliner Tageblatt" in einem Bericht, den es über eine Rede des genannten Herrn in der Stadtverordneten- Versammlung erstattet. Danoch führte Oberbürgermeister Wilde aus, daß die Einverleibung die Stadtverwaltung während der sechs Jahre ihres Bestehens um ausgesetzt, aber aus sehr verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet, beschäftigt habe. Vor der Stadtwerdung und zwei Jahre nach ihr wünschte Schönerberg die Einverleibung in Berlin  , das diesen Wunsch aber ziemlich schroff abwies. Dann wollte Berlin   den besten Teil von Charlottenburg   und den Berliner   Ortsteil von Schöneberg  aufnehmen. Das ging nicht aus finanziellen Gründen, und jetzt, wo fizielle Bedrängnis Berlin   zur Einverleibung wenigstens der besser situierten westlichen Vororte drängt, jetzt wollen diese nicht, Tagesordnung Für die Sitzung der Stadtverordneten weil sie auf eignen Füßen stehen können und wollen. In Berlin  Versammlung am Donnerstag, den 18. Februar, nachmittags 5 Uhr. feien jüngst zwei Broschüren erschienen, eine offizielle des Magistrats Die Akten betreffend die Wahl des Kaufmanns Gronewald, Schön- und eine private des Stadtverordneten Haberland. Aus beiden gehe Hauser Allee 147, zum Stadtverordneten. Vorschläge des Aus- hervor, daß die Vororte schuld find an der finanziellen Deroute, in schusses für die Wahlen von unbesoldeten Gemeindebeamten. der sich Berlin   gegenwärtig befindet, weil zu viel gut fituierte Leute Vorlage betreffend den Etat des Gesindebelohnungs- und Unter- nach den Vororten ziehen und arme immer mehr nach Berlin  ftüßungsfonds für das Etatsjahr 1904. Berichterstattung über fommen. Die offizielle Broschüre lasse den Gedanken erkennen, die die Vorlage betreffend die Abänderung der für den Verkauf städti- zweite spreche ihn deutlich aus:" Die Thatsache, daß die wohlhabende scher Kämmereigrundstücke bestehenden Grundsätze. Bericht: Bevölkerung das Weichbild der Stadt Berlin   verläßt, wird für das erstattung des Ausschusses für Rechnungssachen über 33 Rechnungen Gedeihen unsrer Stadt und namentlich für Erfüllung ihrer stetig sowie über die Jahresabschlüsse für das Etatsjahr 1902 betreffend wachsenden socialen Aufgaben zu der größten Gefahr werden. die Hauptstiftungskasse und die städtischen Kanalisationswerke und Gegen diese Behauptungen Stellung zu nehmen," so fuhr Ober­Nieselfelder. Berichterstattung über den Protest gegen die Wahl bürgermeister Wilde fort, werde ich mich hüten. Ich wünsche viel­des Hotelbesizers Leis zum Stadtverordneten. Bor mehr von Herzen, daß sie sich in vollem Umfange bewahrheiten lagen betreffend die Festsetzung des Stadthaushalts- Etats für das mögen, und zwar von Jahr zu Jahr mehr. Erst dann werden wic Etatsjahr 1904, den Etat der städtischen Gasanstalten und der in der Lage sein, für den schönen Teil Groß- Berlins, den wir vers öffentlichen Betroleumbeleuchtung, der Wasserwerke, der Markt- walten, so zu sorgen, wie es unser aller Wunsch ist. Wir haben jetzt hallen, der Kanalisationswerke und Nieselfelder, des Viehmarktes, feine Veranlassung mehr, die Eingemeindung zu erhoffen, sondern des Schlachthofes und der Fleischschau auf dem Schlachthofe, der nur zu fürchten. Ich halte beide Broschüren für Nekrologe für Hauptkasse der städtischen Werke, des Hafens am Urban und der einen entschlafenen Riesen. Schöneberg   steht wie die andren west­Fleischschau für das von außerhalb eingeführte Fleisch. Beslichen Vororte auf eignen Füßen und braucht keine fremde Hilfe,

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