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Eine Kolonialbestie.

Seit dem das geradezu schauerliche Verbrechen des Prinzen Prosper von Arenberg bei seinem ersten Bekannt­werden die Deffentlichkeit mit Abscheu und Entsetzen erfüllte, ist sie nicht wieder zur Ruhe gekommen. Arenberg war bekanntlich in Windhuk  wegen seines bestialischen Mordes zunächst zu zehn Monaten Ge­fängnis verurteilt wurden. Das Urteil wurde nicht bestätigt. Der Mörder wurde nach Deutschland   transportiert, um hier nochmals prozessiert zu werden. Die Art des Transportes des prinzlichen Mord­buben, der 1. Klasse fuhr und von einem Bedienten begleitet war, erregte einen Sturm der Entrüstung. Das zweite Urteil lautete auf Todesstrafe. Der Kaiser verwandelte das Todesurteil in 15jährige Zuchthausstrafe, bald darauf in 15jährige Gefängnis­strafe. Wenig später beunruhigten die Deffentlichkeit allerhand Nachrichten über die außergewöhnlich glimpfliche Be handlung des Mörders. Schließlich fursierten die unglaub­

erster Linie ist es ja das Centrum, das auf diese Weise zum Narren gehalten worden ist.

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Wir beneiden die Nationalliberalen nicht um diesen Triumph um so weniger, als im ganzen Landtag die klägliche Rolle, die der Minister bei jener Abbitte spielte, einen peinlichen

Als man 1899/1900 die Milliarden Borlage betreffend Ausbau der Flotte durchzubringen suchte, überbot sich die Eindruck machte. Regierung in Beteuerungen, daß der Flottenplan ohne neue Steuern ausgeführt werden könnte. Ja, Herr v. Thielmann, der Schatzsekretär, wurde durch das Reichs- Marineamt zu der unsägs lichen Komödie gedrängt, sich stolz zu sträuben gegen die neuen Steuerangebote des Centrums.

Und diese unehrliche Posse erlaubte man sich dem Reichstage gegenüber, obwohl man sich ganz klar war, daß der wirkliche Flottenplan ohne weitere Steuern nicht ausgeführt werden könne. Um die Rechner der Volksvertretung irre zu führen, verschwieg man, wie schon im Jahre 1898, den wirfichen Flottenplan.

Und zugleich mit der längst beabsichtigten, aber jesuitisch ver­fchwiegenen Anpassung" der Indiensthaltungen will die Regierung die Vermehrung der Auslandsflotte fordern.

Fast die ganze bürgerliche Presse zeterte über den social­

lichsten Gerüchte über unerhörte Freiheiten, die man dem demokratischen Riesenschwindel, daß der brave Herr v. Kirpik in prinzlichen Mordgesellen einräume. Daß in der That nicht seiner Kostenrechnung die Summen wesentlich verschwiegen habe, alles in der Ordnung war, bewiesen die Verurteilungen die dadurch benötigt werden, daß die gebauten Schiffe auch in Dienst mehrerer Aufseher des Gefängnisses in Hannover  , in dem gefegt werden. Arenberg seine Strafe verbüßte. Arenberg wurde dann nach Tegel  Am 7. Februar 1902 wurde dann die Protestkomödie gegen den gebracht. Und wiederum meldeten die Blätter, daß diese Ueber- socialdemokratischen Schwindel ins Werk gesetzt. Herr v. Tirpitz er­führung nur die Vorstufe der völligen Strafbefreiung zählt eine frause, sinnlose Geschichte, was unter jenem Passus zu sei, da man ein Wiederaufnahme- Verfahren betreibe, verstehen sei, und alle bürgerlichen Parteien bekannten danach, daß durch das Arenbergs Jrrsinn zur Zeit der Begehung der That der olle ehrliche Seemann glänzend gerechtfertigt sei, und daß die nachgewiesen werden solle. Die Gerüchte fanden ihre Bestätis Socialdemokratie wieder einmal" verleumdet und phantasiert habe. gung: heute fand bereits die neue Verhandlung statt, deren Ausgang uns zum Teil noch nicht bekannt ist, deren Ergebnis aber schon nach dem vorliegenden Bericht über den Gang der Verhandlung nicht zweifellos fein kann. Trügt nicht alles, so wird die geistige Unzurechnungs­fähigkeit Arenbergs für festgestellt erachtet und damit das Urteil auf­gehoben werden. Der prinzliche Mörder wird alsdann in einer Nervenheilanstalt Aufnahme finden und schließlich als geheilt ent­Lassen werden.

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Minister Schenkel hat sich aber am gleichen Tage noch ferner in die schlimmste Situation gebracht. Es wurde von den Genossen Eichhorn und Kramer nachgewiesen, daß er der Kammer die Ün­wahrheit gesagt hatte. Der demokratische Abg. Venedeh richtete am Montag an den Minister die Frage, ob in Baden auch, wie das in Preußen geschieht, nach der politischen Gesinnung der zum Militärdienst ausgehobenen Rekruten Er­Kundigungen eingezogen werden. Darauf antwortete Dr. Schenkel: Ueber die Vorstrafen und die moralische Qualifikation der Rekruten werde an die Militärbehörde berichtet, dagegen sei es durch= aus unrichtig, daß etwa über die politische Ge= sinnung der einzelnen Rekruten der Militära behörde Auskunft erteilt werde." sie steht mit der

Klar und bestimmt ist die Antwort, aber

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Wahrheit in schneidendem Widerspruch! Tags darauf konnte Genoffe ichhorn in der Kammer das folgende amtliche Schrift. ſt üd verlesen:

Pforzheim  , den.... 1903.

Der Civilvorsitzende der Ersay­komm tommission des Aushebungsbezirks Pforzheim  .

Vertraulich!

Eilt!

Die Aushebung pro 1903 hier, ins­besondere die socialdemokras tische Agitation betreffend.

Ich ersuche Sie ergebenst um gefällige umgehende Erhebung und Mitteilung, ob der Militärpflichtige..... geboren

am

zu

a) eine gewisse Führerrolle innerhalb der socialdemokratischen Partei einnimmt oder als eifriger und zielbewußter Vertreter ihrer Lehren gilt; oder

mit der socialdemokratischen Partei steht; oder b) unter socialdemokratischem Einfluß oder in gewisser Fühlung

c) zu den zielbewußten führenden Anarchisten oder zu den passiven Anhängern dieser Partei gehört.

Zugleich ersuche ich unter Bezug auf§ 93 3iffer 6 der Wehra ordnung um gefällige Mitteilung, ob der Einstellung des Militär­pflichtigen in moralischer oder sonstiger Beziehung irgend welche Bedenken entgegenstehen, sowie ob und welche Vorstrafen derselbe erlitten hat.

Nur Eugen Richter   half damals in packender Entrüstung diese Komödie des Lugs entwirren; es war sein bestes Aufflackern oppositioneller Kraft. Liest man heute jene Verhandlung, so erstaunt man über das Maß von Jesuitismus, das Herr von Tirpitz aufwandte, und auch über die grenzenlose Vertrauensseligkeit oder gespielte Dummheit der Centrumsjesuiten, die Herrn von Tirpitz herauszuhauen bemüht waren. Herr von Tirpitz beschwor: Wir beabsichtigen auch heute noch, das Flottengeset so auszuführen, wie wir es von Anfang an beabsichtigt hatten." Gewiß, wie er es von Anfang an be ab­Was von den Zeugen über den Geisteszustand und die viehischen sichtigt", aber nicht, wie er es dem Reichstag vorgetragen Excesse des Mörders vorgebracht wurde, ist geradezu unglaublich. hatte. Schon der achtjährige Knabe verübte haarsträubende Roheitsakte. Daß Trotzdem legte damals nach Bebels Rede Herr Müller­er seine Lehrer durchprügelte, waren noch die harmlosesten seiner Thaten. Fulda  , der Centrums- Admiral, dagegen Verwahrung ein, daß die Sein Hauptvergnügen bestand in beispiellosen Tierquälereien. Flottenkommission getäuscht worden sei. Man habe, führte Gefangenen Fischen pflegte er die Augen auszustehen. Müller- Fulda aus, sehr sorgsam nachgerechnet. Die Re- Gen. Kramer noch mitteilen, daß die Polizei, allerdings in polizei­Razen hadte er die Pfoten ab und warf sie gierung habe auch garnicht behauptet, daß die Kosten der widriger Thorheit, selbst zu ihm, dem socialdemokratischen Ab­dann Hunden vor. Kleine Hunde ließ er größeren Indiensthaltungen genau zu firieren seien. Man sei auf Grund geordneten, gefommen fei, um sich nach der politischen Gesinnung Kötern zerfleischen. Einem Seidenspitz, der ihm von einem großen genauer Prüfungen dazu gekommen, mit einer jährlichen Steigerung feines Neffen zu erkundigen. Köter nicht übel genug zugerichtet zu werden schien, biß er den der Kosten der Indiensthaltungen um sechs Millionen zu rechnen: Rascher und schlagender ist wohl noch selten eine Unwahrheit Schwanz ab. Als er heranwuchs, verübte er seine Scheusäligkeiten deshalb glaube ich, wir sind damals nicht getäuscht worden, haben entlarvt worden. Die Antwort war denn auch ein verlegenes namentlich auf der Jagd. Und die Eltern und Vormünder sperrten uns auch nicht täuschen lassen, sondern wir haben die Sache sehr Stammeln, das in der jesuitischen Ausrede ausklang, er habe nicht diesen gebornen Verbrecher nicht etwa in eine Heilanstalt, sie hielten gründlich genommen und geprüft." ausdrücklich bestritten, daß nach der socialdemokratischen ihn just für geeignet, ihn als Boltserzieher" auf die Refruten 108­So Herr Müller- Fulda am 8. Februar 1902. Zwei Jahre Gesinnung gefragt werde und da die Sache geheim gehalten zulassen. Wie er sich als Lieutenant in der Heimat aufgeführt, darauf, am 2. März 1904, erklärt derselbe Müller Fulda in der worden sei, habe er sich auch nicht berechtigt gefühlt, Mitteilung zu davon drang leider infolge Ausschlusses der Oeffentlichkeit während der Budgetkommission des Reichstags verzweifelt, man lehre fich Alle Parteien der Kammer gaben Erklärungen, zum Teil recht Bernehmung seiner Vorgesetzten nichts an die Deffentlichkeit. Durch ander- überhaupt nicht mehr die Flottenvorlage, alles fei scharfe, gegen diese Praris ab und zum Schluß wurde dem Minister weitige Zeugen wurde nur festgestellt, daß er während seiner Lieutenants- durchbrochen. Man habe seiner Zeit mit einer jährlichen durch den Mund des Berichterstatters, Abg. Fehrenbach( Centr), zeit wüstesten alkoholischen Genusses frönte. Auch wurde er wegen Vermehrung der Offiziere un 65 Personen gerechnet, jezt namens der Kammer ein förmliches Mißtrauensa

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Gewissermaßen zur Illustration dieses Schriftstückes konnte dann

machen.

Soldatenmißhandlung bestraft. Diese Vorstrafe bildete aber fordere man 140! Und am 3. März gestand Herr votum ausgesprochen. Die Nationalliberalen freilich erklärten sich

kein Hindernis, ihn auf die bemitleidenswerten Eingeborenen Deutsch  Südwestafrikas loszulassen.

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Mannheim  , 3. März.( Depesche.) Die Stellung des Ministers Schenkel ist, wie der Volksstimme aus Abgeordnetenkreisen be­richtet wird, infolge seiner schwankenden Haltung gegenüber den Socialdemokraten sowie infolge der der Regierung äußerst peinlichen Borgänge in der letzten Sizung der Kammer sehr erschüttert.

Gröber vom Centrum, die neuen Forderungen entsprächen voll- nur gegen die Form der Gesinnungsschnüffelei, nicht gegen diefe kommen dem Tirpitz- Erlaß. Man vermehre die Offiziere nicht nur selbst. Für unsre Partei aber war der Tag ein Tag des Triumphes Ganz unbegreiflich ist freilich, wie man den toüwütigen Menschen um die über den Ansaz hinaus gesteigerten Indiensthaltungen, in jeder Hinsicht.- überhaupt im Kolonialdienst verwenden konnte. Denn schon während sondern man bemesse den Offiziersersatz schon nach der im nächsten der Ueberfahrt nach der Kolonie erregte er durch Jahre bevorstehenden neuen Flottenvorlage, die der Vorwärts" vor Saufscenen und erbarmungswürdige Feigheit das Stopfschütteln der zwei Jahren angekündigt hat. Passagiere. Während des Kolonialdienstes selbst brachte Die Berechnungen, die man bei der Flottenvorlage gegeben und er sich bei seinen Untergebenen durch Vernachlässigung seines auf die das Centrum hineinfiel oder hineinfallen wollte, sind um Aeußeren, durch Bertilgung unmenschlicher Mengen Cognacs, durch 110 Broz. überschritten worden. Damit ist der socialdemokratische schauerliche Tierquälereien, durch Anfälle kompletten Verfolgungs- Schwindel als Wahrheit allgemein anerkannt. Das Centrum aber wahns  , durch frivole Gefährdung von Menschenleben und durch that tapfer und strich, um die Täuschung zu versüßen.- barbarische Mißhandlungen von Eingeborenen bald in den Ruf des ,, berrückten Prinzen". Unbegreiflich, daß von alledem die Vorgesetzten auch so gar nichts erfuhren!

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der schauerliche, viehisch So tam denn, was tommen mußte rohe Lustmord an dem eingeborenen[ Polisten Cain! Daß Arenberg, dieser typische geborene Mörder, Offizier werden, daß er in den Kolonialdienst eintreten konnte, wird ewig ein Rätsel bleiben!!

Das ist der eine Gesichtspunkt, der sich dem Zuschauer dieser entsetzlichen Tragödie aufdrängt. Der andre ist der, daß man einem prinzlichen Mörder seine Geisteskrankheit als straf­befreiend anrechnet, während nach der Ansicht moderner Psychiater und Kriminalisten die Mordlust überhaupt auf einen geistigen Defekt zurückzuführen ist. Würde man in der Vergangenheit jedes Mörders derart nach Symptomen einer frühzeitigen Entartung und psychischen Erkrankung spüren faum ein Todesurteil würde vollstreckt werden, kaum ein Mörder würde ins Zuchthaus gesperrt werden!

Und noch ein auffallendes Moment! Bei den beiden ersten Verhandlungen gegen Arenberg war von dem Jrrsinn des Mörders nicht die Rede. Warum wurden damals nicht alle die Dinge entdeckt, die man jezt zu Tage gefördert hat?

Deutfches Reich.

Eine Kaiserrebe. Eine Ansprache des Kaisers an das Offiziercorps des ersten Seebataillons in Kiel   in Gegenwart des Großherzogs von Hessen   hatte, wie nachträglich mitgeteilt wird, folgenden Wortlaut:" In dem Moment, in dem wir diese tleine Menschentnospe( den jungen Prinzen Heinrich) aur ewigen Ruhe beigesett haben, standen etwa 250 Mann der Marine- Infanterie mit Teilen der Schutztruppe in heißem, zehnstündigem Gefecht bei Otjikinamaparero, 50 Kilometer östlich Omaruru  , um ihr Leben für König und Vaterland in die Schanze zu schlagen. Es ist ihnen gelungen, die in fast uneinnehm barer Stellung befindliche Uebermacht des Gegners zu werfen und ihm eine große Menge Bich abzunehmen. Ich spreche den wenigen, hier zurüdgebliebenen Offizieren meinen Glückwunsch und meine Anerkennung zu diesem schönen Erfolge aus und beauftrage Sie, Wenn aber eine Regierung nicht regieren kann, hört sie auf, dies auch den andren Kameraden zu übermitteln. Die Marine­legitim zu sein, und es hat wer die Macht, auch das Recht, sie zu Infanterie hat dadurch zu den alten ein neues Blatt dem Ruhmes= stürzen. Zwar ist es leider wahr, daß eine unfähige und ver- franze, den sie sich in den letzten Jahren erworben, hinzugefügt. brecherische Regierung lange Zeit das Wohl und die Ehre des Landes Ich werde als Zeichen meiner besonderen Anerkennung der Marine­mit Füßen zu treten vermag, bevor die Männer sich finden, welche die Infanterie nach Schluß des Feldzuges Fahnenbänder mit von dieser Regierung selbst geschmiedeten entseglichen Waffen dem Namen des Gefechts verleihen. Um aber den Truppen gegen sie schwingen und aus der sittlichen Empörung der auch noch ein weiteres Zeichen meiner Anerkennung zu geben, bitte tüchtigen und dem Notstande der Vielen die in solchem Falle ich hiermit Seine königl. Hoheit den Großherzog von Hessen  , sich als legitime Revolution heraufbeschwören können und wollen. Aber à la suite der Marine- Infanterie gestellt zu betrachten." wenn das Spiel mit dem Glücke der Völker ein lustiges sein mag und wohl lange Zeit hindurch ungestört gespielt werden kann, so ist es doch auch ein tückisches, das zu seiner Zeit die Spieler verschlingt; und niemand schilt dann die Art, wenn sie dem Baum, der solche Früchte trägt, sich an die Wurzel legt."

Noch ein anarchistisches Citat. In dem revolutionären Schriften­schmuggel, den die Schnorrer und Verschwörer" mit Hilfe ihrer socialdemokratischen Spießgesellen treiben, spielt auch ein Werk eine Rolle, auf dessen Gemeingefährlichkeit wir hiermit die Aufmerksamkeit des Grafen Bülow, der preußischen Minister, Staatsanwalte usw. lenten. Wir glauben uns ein Verdienst zu erwerben, wenn wir die Schreccitatensammlung der Reichskanzlei und des Polizei­ministeriums um eine faftige Nummer vermehren und dazu eine ungefälschte. Man lefe und schaudere:

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Dieser Oberste der Schnorrer und

" Ein socialdemokratischer Riesenschwindel." Wir empfehlen dem Reichstanzler, diefen ruchlosen Anarchisten und Es sind jetzt zwei Jahre her, seitdem der Vorwärts" den Terroristen, der diese Worte zu schreiben wagte, noch aus dem Grabe geheimen Flottenerlaß des Herrn v. Tirpis ver- bor Gericht zu schleppen und ihm den Prozeß wegen Hochverrats öffentlicht   hat. Nachdem zuerst der Versuch unternommen war, den gegen den Zaren zu machen. Erlaß als eine der gruseligen socialdemokratischen Fälschungen aus Verschwörer" heißt der Verbrecher sei erbarmungslos denunciert Theodor Mommsen  ! der Welt zu schwindeln, ging man dann dazu über, den klaren Sinn des Erlasses zu verwirren und zu verdunkeln und die Socialdemo­tratie der absichtlichen Täuschung über den Inhalt anzuklagen.

Der Erlaß fündigte nicht nur eine neue Flottenvorlage für den Winter 1904/05 an, sondern er enthielt auch das chnische Geständnis, daß der Neichstag, insbesondere also das verantwortliche Centrum, bei Beratung der gegenwärtigen Flottenvorlage gröblich düpiert worden sei. Dies Geständnis der Täuschung enthielt folgenden Sat:

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Minister- Abbitte und Minister- Unwahrheit! Aus Baden wird uns berichtet:

Obstruktion fündigt die Deutsche Tageszeitung" für die Bes ratung der Börsengefez- Novelle an. Sie würde es, so führt sie aus, lebhaft bedauern, wenn die Novelle nicht bald zur Beratung gelangt, da die Verschärfungen, die jedenfalls beantragt werden, insbesondere die Strafbestimmungen und der Deklarations­zwang, möglichst bald in Kraft treten" sollten. Dann fährt das Agrarierblatt fort: Andrerseits ist ja zuzugeben, daß die Beratung der Vorlage und der zu erwartenden Anträge ungemein viel Zeit beanspruchen und nur bei einem dauernd beschlußfähigen Hause möglich sein wird. Die Aussichten auf das Zustandekommen der Novelle in dieser Tagung sind also zu unserm aufrichtigen Bedauern sehr gering, und deshalb ist das Gerücht nicht ganz unwahrscheinlich, daß man in maßgebenden Kreisen mit einer Erledigung des Börsengesetzes während der laufenden Session überhaupt nicht mehr rechne."

Das aufrichtige Bedauern" ist natürlich allzu schlecht versteckte Heuchelei des Agrarierblattes, das in Wahrheit durch Obstruktions­drohung die Verschleppung der Börsennovelle zu erreichen wünscht.­

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Minister Dr. Schenkel mußte kürzlich, von den socialdemo­fratischen Vertretern getrieben, die Bedeutung der Socialdemokratie anerkennen. Er that das in einer Weise, die immer noch seine Gegnerschaft in sehr deutlicher Form zu erkennen gab. Aber bei den braven Nationalliberalen hatte Schenkel mit seiner Rede schweres ergernis erregt. Am leßten Sonntag hat ge­ Eine( dem jährlichen Bautempo) parallel laufende planmäßige legentlich der nationalliberalen Wahlrechtskonferenz in Karlsruhe  Steigerung der Indiensthaltungen, im besonderen der möglichst be- Bassermann eine wütende Rede gegen Schenkel gehalten und hh werechnungen vorläufig außer acht gelassen werden, da eine Nationalliberaler, der bei der Reichstagswahl gleich Bassermann dem Dresdener   Geistlichen, Bastor primarius an der evangelischen schleunigte, organisatorische Aufbau der Schlachtflotte, mußte in am Dienstag folgte ihm in der 2. badischen Kammer ein andrer dem anwachsenden Schiffsbestande entsprechende Steigerung der Socialdemokraten unterlegen war. Indiensthaltungen für die Jahre 1905--1910 so hohe Bedarfs- gegenüber der Ministerrede: zahlen für die Fortdauernden Ausgaben" ergeben hätte, daß die Flottenvorlage ohne neue Steuern nicht durchführbar gewesen und infolgedessen aufs äußerste gefährdet worden wäre."

Das hieß also: Die Marineverwaltung hat bei der Beratung des Gesetzes die Kosten der notwendig werdenden Indiensthaltungen unterschlagen, um nicht die Notwendigkeit neuer Steuern zugeben zu müssen. Die Flottenvorlage ist also durch eine Täuschung zu stande gekommen, der die Mehrheit, vornehmlich das Centrum, zum Opfer gefallen ist oder auch zum Opfer fallen wollte. Der Vorwärts" schrieb damals

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am 29. Januar 1902-:

Ein Pastoren- Standal.

Aus Dresden   wird gemeldet: Einer der hervorragendsten Der Abg. Wittum erklärte St. Annenkirche  , Segniß, hat plöhlich sein Amt niedergelegt und " Ich stehe seit 37 Jahren im Kampf gegen die Socialdemo- Dresden mit seiner Familie verlassen. Die Thatsache erregt um so fratie, nicht sportsmäßig und mit Lustempfinden, sondern aus größeres Aufsehen, als Pastor Segniß neben seinen Amtsgeschäften patriotischem Pflichtbewußtsein heraus. Ich erkläre nun, daß ich eine, eifrige Thätigkeit als Leiter des Evangelischen Bundes in nach der Rede des Herrn Ministers vom 22. d. M. diesen Kampf Sachsen   entwickelte. Ohne ein Wort des Abschieds an seine Gemeinde einstelle und Frieden mit der Socialdemokratie mache. Ich bin ist er am letzten Sonnabendabend abgereist, nachdem er vorher Amt Ioyal und regierungsfreundlich genug, um dem Wunsche des Herrn und Würden niedergelegt hatte." Ministers, es möchten die Freunde der Herren Bebel, Singer und Genossen, die Abgg. Eichhorn und andre seiner Partei immer Mit­glieder des Landtags sein, nicht entgegenzutreten und bei fünftigen Wahlbewegungen auch nicht einen Finger mehr zu rühren." Und der Minister? Er ist vor den nationalliberalen

Die Dresdener Presse, soweit sie uns vorliegt, ist noch außer stande, Aufklärung über die Veranlassung der Pastoren- Flucht zu geben. Der L. 8." wird gemeldet, daß die Veranlassung des Rücktritts in jahrelang betriebenen Sittlichkeitsvergehen liege. Segnig unterhielt

Das vorstehende Altenstück entwirft ein erschreckendes Bild Scharfmachern jämmerlich zu Kreuze gekrochen. In einer ge- danach auch mit den Gattinnen zweier Hofbeamter unerlaubte von" den moralischen Auffassungen. Aber die Moral, die der wundenen Erklärung, die mit Schmeicheleien gegen Bassermann und Beziehungen, deren Entdeckung seine Entlarvung zur Folge hatte. macchiavellistische Marine- Absolutismus dem Reichstag   und dem Wittum gespickt war, suchte er seine ersten Ausführungen zu ent- Vermutlich ist Segnitz   nach dem Auslande geflüchtet, Der neue Wolfe gegenüber bethätigt. Der Reichstag wird gerade nur für fräften und sich zu entschuldigen, daß er gewagt, der Stadtskandal erregt alle Gesellschaftskreise. wert gehalten, zu zahlen und gröblich düpiert zu werden. In Socialdemokratie gegenüber einen Augenblick ehrlich zu sein.