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Aus der Frauenbewegung.

An den Konsumtöter Budde.

Die Großeinkaufs- Gesellschaft deutscher Konfumbereine, E. G. m. 1 Die Tapezierer sind in Köln in denjenigen Werkstellen in den) 6. H. hielt am Sonntag, den 6. März, in Chemnitz eine außerordent- Ausstand getreten, in welchen ihre Forderungen nicht bewilligt liche Generalversammlung ab, die sich zu einer imposanten Demon- wurden. In Bremen vertagten die Tapezierer den Streit bis stration für die fonsumgenossenschaftliche Weiterentwidlung gestaltete. heute, um inzwischen dem Gewerberichter Herrn Dr. Meyer Ge­An den Verhandlungen beteiligten sich 118 Gesellschafter( Vereine) legenheit zu Vermittelungsversuchen zu geben. Die Gehilfen ver- Ministers Budde die Zugehörigkeit zum Konsumverein untersagt In Magdeburg ist den Eisenbahnern durch einen Erlaß des durch stimmberechtigte Delegierte. Außerdem waren zahlreiche Verlangen eine Lohnerhöhung von 10 Proz., während die Unternehmer worden( unterdes auch den Arbeitern und Angestellten andrer waltungsmitglieder der betreffenden Vereine anwesend, so daß der nur 5 Proz. bewilligen wollen. große Saal des Vereinshauses des Handwerkervereins in Chemnih die Teilnehmer faim fassen fonnte.

Nach einem sehr ausführlichen und gehaltvollen Vortrage des Geschäftsführers der Großemkaufs- Gesellschaft, Herrn Lorenz, wurde ohne Diskussion und in namentlicher Abstimmung einstimmig be­schlossen, in Afen an der Elbe belegene Grundstücke mit einem Gesamt­flächeninhalt von 28 400 Quadratmetern zu erwerben, um hier einen

Unter falschen Vorspiegelungen suchen die Unternehmer in Elrich Ersatz für die streikenden Gipsarbeiter heranzuziehen. Im Berliner Lokal- Anzeiger" erscheint öfters folgendes Inserat: 50 Cementfabrik- Arbeiter. Paul Gaikow, Stellenvermittler, Blumenstraße 50 A.

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Die Cementfabrik Arbeiter werden aber alle truppweise nach daß sie als Streifbrecher dienen sollen. Die Arbeitsuchenden seien Elrich versandt. Den Arbeitsuchenden wird auch verschwiegen, hiermit gewarnt.

dortiger Staatsbehörden). Darauf hat die Frau eines Eisenbahn­beamten an die Redaktion der Magdeburgischen Volksstimme" folgenden Brief gerichtet: Sehr geehrter Herr Redakteur!

In dem Augenblick, als ich aus der Volksstimme" erfuhr, daß wir Beamtenfrauen im Konsumverein nicht mehr kaufen dürfen, habe ich an die Betriebs- Inspektion geschrieben, daß sie mir ge kommen soll, wenn ich gezwungen bin, meine Waren fortat. im fälligst' mal vorrechnen sollte, wie ich mit dem Wirtschaftsgeld aus­Krämerladen für teures Geld zu kaufen. Bis heute habe ich aber beiter der Gipswerke stehen noch aus. Die Haltung ist eine gute, die Rechnung arge Kopfschmerzen verursacht. An den Minister Die Situation im Streifgebiet ist eine recht günstige. 250 Ar- noch keine Antwort erhalten, woraus ich schließe, daß den Herren trotzdem die Behörden den Unternehmern das größte Entgegen- Budde aber habe ich geschrieben, ob er sich nicht schämt, im Landtage boten, wogegen, als eine ungefeßliche Maßregel, Einspruch erhoben Stockschläge auf den Magen zu verſeßen. Auch darauf erhielt ich noch kommen erweisen. So hat der Landrat das Streifpoftenstehen ver- mit seinen" Ueberschüssen zu renommieren und seinen Beamten werden wird. Ferner nehmen die Gendarmen fremde Arbeitswillige feine Antwort. Wenn uns Frauen der Ausfall, den wir durch den am Bahnhofe in Empfang und geleiten sie als Ehreneskorte nach Einkauf der teureren Krämertvaren künftig haben, nicht durch Ge­den Werken, die dieser tüchtigen Kräfte" bedürfen. Damit die haltsaufbesserung der Männer erseht wird, werden wir andre Mittel guten Schäflein nicht mit den räudigen" in Berührung kommen anzuwenden wissen. Ich und viele andre Frauen, die mit mir und von deren Seuche angesteckt werden, verbleiben sie in den äußerst erregt sind über das Konsumverbot, wir würden uns freuen, Werken in Quarantäne- aber umsonst, ein großer Teil von ihnen wenn Sie, Herr Redakteur, das in der Volksstimme" veröffent­hat dennoch den richtigen Arbeiterstandpunkt wieder gefunden und lichen wollten. den versprochenen Herrlichkeiten den Rücken gekehrt. Mit Gruß

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Großbetrieb zur Herstellung von Seifen, Seifenpulver usw. zu errichten. Herr Geschäftsführer Seifert begründete den ziveiten Punkt der Tagesordnung: Erhöhung des Stammkapitals der Gesellschaft von 500 000 M. auf 750 000 M Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Den dritten Punkt der Tagesordnung: Aenderung der§§ 15 und 46 des Gesellschafts- Vertrages begründete der Sekretär des Centralverbandes, Heinrich Kaufmann . Dieser Antrag wurde mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, die Generalversammlung der Großeinkaufs­Gesellschaft bis in den Juni hinauszuschieben. Voraussichtlich findet der erste ordentliche Allgemeine Konsum genossenschaftstag des Centralverbandes deutscher Konsumbereine, dem 7 Revisionsverbände, die Großeinkaufs- Gesellschaft und 670 Konsum- und Produktiv- Genossenschaften mit zusammen rund 150 Millionen Mark Jahresumsas angehören, am 12., 13. und 14. Juni in Hamburg statt. Im Anschluß an den Allgemeinen Konsum­genossenschaftstag, also am 15. und 16. Juni, wird dann die Die Tischler in Bremen beschlossen mit Rücksicht auf die Kon­10. ordentliche Generalversammlung der Großeinkaufs- Gesellschaft junktur ihre Bewegung zu vertagen. In einer gewaltigen Ver­deutscher Konsumbereine abgehalten werden. Der Umsatz der Groß- fammlung nahmen sie gegen drei Stimmen folgende Resolution an: einkaufs- Gesellschaft betrug im verflossenen Jahre 26%, Mill. Mark. Die heutige Versammlung lehnt das Angebot der Arbeitgeber ent­Nach unserm gestrigen Bericht über den Kongreß zur Be- schieden ab und sieht die Zugeständnisse als eine Verhöhnung der kämpfung der Geschlechtskrankheiten soll der Arbeiter Gärtner Gefellen an. Die Versammlung beauftragt die Lohnkommission, die gesagt haben, daß bei Siemens u. Halste nur eine einzige Wasch- Konjunktur genau zu beobachten und zu geeigneter Zeit den Kollegen einrichtung eriſtiert. Der Bericht ist in diesem Punkte unzutreffend. weifere Vorschläge zu machen."- Zuzug von Tischlern ist nach wie Gärtner hat der Wahrheit entsprechend nur gesagt, daß in der ge- vor von Bremen fernzuhalten. nannten Fabrit nur für jede Abteilung eine Wascheinrichtung besteht, so daß ein geschlechtskranker Mann eine ganze Abteilung infizieren kann.

Gewerkschaftliches.

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Husland.

Die Aussperrung in der Diamantindustrie. Die Amsterdamer Juweliersvereinigung hat im Handelsblad" einen langen offenen Brief an das Publikum veröffentlicht, um ihre Haltung vor der öffentlichen Meinung zu rechtfertigen. Interessant Wir Arbeitswilligen können einen totschlagen. und zugleich charakteristisch für die Kampfesweise der Juweliere ist Herr Amtsrichter Kaiser in Crimmitschau mußte unter der darin mitgeteilte Briefwechsel mit dem Rohdiamanten- Syndikat feinem Eid den weit über 7000 Ausgesperrten ein geradezu glänzendes zu London . Die Juweliersvereinigung legte dem Syndikat folgende Beugnis ausstellen. Unter den paar Anklagen, welche das Unter- drei Fragen vor: nehmertum bei allem Fleiß gegen sie zusammentragen konnte, be- ,, 1. Haben Sie eine hinreichende Menge roher Diamanten vor fanden sich nur zwei wegen thätlicher Beleidigung. Sowohl die rätig, die wegen Mangels an Arbeitskräften jetzt nicht bearbeitet Herren Unternehmer selbst als auch namentlich die bekannten nüß- werden können, wodurch Anhäufung entsteht? lichen Elemente ließen, was Roheit der Gesinnung anbelangt, die Erachten Sie die Aussperrung, proflamiert durch die " socialistisch aufgehezten"," terroristisch veranlagten" Ausgesperrten Juweliersvereinigung wegen der Weigerung des Arbeiterverbandes, derart hinter sich, daß den Vertretern der Crimmitschauer Industrie- die Bedingung des Komitees die Lehrlinge betreffend zu erfüllen, für barone bei einer ziveiten Auflage der Reichstags- Verhandlungen gerechtfertigt? über Crimmitschau gegenüber dem jetzt aktenmäßig feststehenden Material angst und bauge für ihre Schüßlinge werden dürfte. Erst fürzlich konnten wir von einem Roheitsatt der Streifbrecher einem Genoffen gegenüber aus dem Gerichtssaale berichten. Damals erschien dem Gericht allerdings die Personenfrage für eine Ver­urteilung nicht genügend geklärt, wenn auch von feiner Seite be­stritten werden konnte, daß es Streitbrecher gewesen seien, die den am Boden Liegenden in infamer Weise mißhandelten.

Jetzt beschäftigte das Schöffengericht in 8 widau ein zweiter derartiger Fall.

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3. Beruhen die im Umlauf befindlichen Gerüchte, daß, wenn die Arbeiter hier und in Antwerpen sich weigern, die Bedingungen, die Lehrlinge betreffend zu erfüllen, Ihr Syndikat oder die De Beers Compagnie plant, eine große Schule für Lehrlinge zu eröffnen, um die Industrie von dem Mangel an Arbeitsfräften zu befreien, auf Wahrheit?

Diese lette Frage ist vor allem von großer Bedeutung, da wir uns die Freiheit genommen haben, die Arbeiter in ihrem eignen Interesse auf diese Möglichkeit hinzuweisen; und die einzige Antwort der Arbeiterführer darauf war, daß sie dies spottend eine Prahlerei und eine perfide Lüge" nannten."

Auf die erste Frage antwortete das Syndikat lakonisch mit " Ja"; auf die zweite:

" Das Syndifat will keinerlei Meinung über die Differenzen zwischen den Arbeitgebern und ihren Arbeitern äußern, aber bei Be­antwortung dieser Frage fühlen wir uns veranlaßt, Ihre Auf­mertjamteit auf unfre Antwort auf die folgende Frage zu lenken." -Diese dritte Antwort des Syndikats aber lautet:

Auf Grund dieser, doch recht vagen Antworten des Syndikats erklärt die Juweliersvereinigung in ihrem Offenen Brief ":

Der Walter Schramm hatte in der Nacht vom 27. Dezember vorigen Jahres den im 70. Lebensjahre stehenden Weber und In­validen Biergiebel gemißhandelt und körperlich verletzt, so daß dieser fich in ärztliche Behandlung begeben mußte. In besagter Nacht gegen 12 Uhr fam Ziergiebel vom Bahnhofe. Auf dem Zuhausewege nach seiner Wohnung tamen aus der Hehmerschen Schantwirtschaft, Königstraße, mehrere junge Leute heraus, welche laut jubelten und gröhlten: Wo stehen denn die Streitposten?" Biergiebel, welcher auf der andren Seite der Straße ruhig weiter ging, rief diesen Leuten zu, sie möchten sich in so später Stunde etwas ruhiger betragen. Er war noch nicht weit gegangen, als er von hinten von einem Manne angefaßt und niedergedrückt werden follte. Er riß sich jedoch los und fragte: Was soll denn hier ge­schehen?" worauf er sofort mit einem Stod einen Schlag über den Stopf erhielt. Beim zweiten Schlag ist er dann blutüberströmt zu sammengefunken. Durch hinzugefommene Personen ist er wieder auf- Nun weiß es die Oeffentlichkeit. Nun fann sie urteilen, ob gerichtet worden und nach Hause gegangen. Am andren Tage er die Behauptungen der Arbeiterführer, daß zu viel Arbeiter und zu fuhr Biergiebel, wie der Mann heißt, welcher ihn geschlagen hatte. wenig Rohstoffe vorhanden sind, oder unsre Behauptung, daß wir Herr Rechtsanwalt Tiege, der die vor Gericht weniger als neue Arbeitskräfte für die Industrie nötig haben, wahr ist"; und vor einem Parlamente angenehme Aufgabe hatte, den Angeklagten zum Schluß:" Wir werden der Gefahr troben, von neuem durch den zu verteidigen, beantragte die Ladung einiger arbeitswilliger" Herrn Bolak beleidigt zu werden, doch erklären wir jetzt von neuem Beugen, welche bekunden sollten, daß auch Biergiebel zugeschlagen im Interesse unsrer Arbeiter, der Arbeitgeber und der Gewerbe­und geschimpft habe. Der Gerichtshof lehnte diesen Antrag ab, treibenden von Amsterdam : wenn innerhalb furzer Zeit feine Lehr­da die Sachlage durch die vernommenen Zeugen genügend geklärt linge in hinreichender Menge in Amsterdam zugelassen werden, wird fei. Der Amtsanwalt beantragte die Bestrafung nach dem im Auslande eine Fachschule entstehen, wofür die Leiter und Lehr­Eröffnungsbeschlusse. Wenn man diesen alten 70 jährigen meister bereits ausersehen sind."- Mann dem jungen, von Kraft strohenden Schramm gegenüber­stelle, so könne man nicht im Zweifel sein, wer zugeschlagen habe. Gegenüber einer derartigen Roheit, wie fich solche gezeigt habe, ersuche er, dem Angeklagten mildernde Umstände zu versagen. Herr Rechtsanwalt Tiege verließ unter einer nicht zu ver­bergenden Verstimmung den Sizungssaal. Der Angeklagte wurde wegen Vergehen noch§ 220 zu zwei Wochen Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt.

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Anna W.- Budau. verde lange auf Antwort warten müssen. Wir befürchten vielmehr, Die Magdeburgische Volksstimme" befürchtet, die tapfere Frau sie wird gar nicht lange zu warten brauchen, sondern die Antwort sehr bald durch Vermittelung ihres Ehemannes erhalten.

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Die Dienstschürze.

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Das bayrische Telephonamt so wird der Münchener Post" berichtet beabsichtigt, demnächst für seine 300 Telephonistinnen einheitliche Dienstschürzen" einzuführen. Die Generaldirektion der Posten erklärte jedoch, daß sie die Auslagen hierfür infolge mangelnder Geldmittel nicht übernehmen könne. Vom Telephonamte wird der Plan aber dennoch durchgesetzt, und zwar mit der Absicht, die Kosten dem Personale aufzubürden. Und wie wurde es gemacht? Das Telephonamt bestellte bei einem hiesigen Geschäftshause vor kurzem Musterschürzen; die ausgewählte Dienstschürze" wird schon in nächster Zeit durch jene Firma geliefert und die einheitliche Kleidung" ist durchgedrückt.

Sehr interessant ist, daß die betreffende Firma an das Telephon­amt folgende Bezugedingungen stellt: 1. Der Nachbedarf an Schürzen bleibt der Firma gesichert; 2. Selbstanfertigung der Dienst­schürzen durch die Telephonistinnen ist nicht gestattet; 3. zum Maß­nehmen hat jede Telephonistin sich persönlich in das Geschäftshaus der Firma zu begeben; 4. der Preis jeder Schürze beträgt 9 bis 10 Mark!

Die Telephonistinnen ersuchten schon wiederholt, das Amt wolle von diesem Plane absehen, da die bisher benüßten Schürzen viel zweckentsprechender und billiger seien. Diese Bitten blieben indessen unbeachtet!

Es wäre noch die Frage zu stellen, auf welche Weise die Firma die außerordentlich teuren Schürzen anfertigen läßt und welchen Arbeitslohn sie dafür zahlt. Bielleicht Heimarbeit und 75 f. Arbeitslohn?

Verfammlungen.

Eine öffentliche Gewerkschaftsversammlung hatte der Ausschuß der Berliner Gewerkschaftskommission am Montag nach dem großen Saale des Getverkschaftshauses einberufen. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag des Arbeiterfekretärs Genossen Greulich aus Zürich über das Thema:" Industrielle Reservearmee". Die sehr lehrreichen, streng wissenschaftlich gehaltenen Ausführungen des Vor­tragenden behandelten in ihrem ersten Teil die auf der Malthusschen Annahme einer absoluten Uebervölkerung fußende bürgerliche " Das Syndikat ersucht uns, Ihnen mitzuteilen, daß, da große Nationalökonomie. Dann zeigte Genosse Greulich, daß diese An­Mengen Diamanten fortwährend hervorgebracht werden, auch Mittel schauung, deren namhaftester Vertreter Ricardo war, überwunden und Wege zu ihrer Bearbeitung berfügbar sein müssen, und daß das wurde durch die Marrsche Lehre, wonach es keine absolute, sondern Syndikat sich vorbehält, folche Maßnahmen zu treffen, daß die un- nur eine relative, durch den Kapitalismus erzeugte llebervölferung gestörte Produktion der Industrie gesichert ist." giebt, eine überschüssige Arbeiterbevölkerung, nämlich die industrielle Reservearmee, aus welcher der Kapitalismus jeder Zeit die benötigten Arbeitskräfte entnimmt. Der letzte Teil des Vortrages diente dem Nachtveis, daß eine industrielle Reservearmee, deren Vorhandensein bon bürgerlicher Seite immer noch bestritten wird, thatsächlich vor­handen ist. Genosse Greulich führte hierzu ein ausgiebiges, von ihm selbst bearbeitetes statistisches Material an, aus dem hervorgeht, daß selbst bei gutem Geschäftsgange und in Industriezweigen mit regel­mäßiger Beschäftigung stets eine nicht unerhebliche Zahl über­schüssiger Arbeitskräfte vorhanden sind. Die Arbeitslosigkeit ist nicht nur eine akute, durch Krisen erzeugte, sondern sie ist eine chronische, und mit ihr haben wir zu rechnen, so lange die kapitalistische Pro­duktionsweise herrscht. Diesem Problem der chronischen Arbeits­Tosigkeit steht die bürgerliche Wissenschaft ratlos gegenüber, es fann auch, so lange die bürgerliche Gesellschaft besteht, nicht gelöst werden. Auch die Hoffnung, daß der Zusammenschluß der industriellen Unter­nehmungen zu Kartellen und Trusts die Produktion regeln und so das Problem der Arbeitslosigkeit lösen werde, ist unbegründet. Der Kapitalismus braucht die industrielle Reservearmee. Sie kann erst dann schwinden, die Arbeitslosigkeit mit ihren schlimmen Folgen kann erst dann beseitigt werden, wenn die kapitalistische Waren­produktion beseitigt ist durch die socialistische, für den Bedarf ihrer Mitglieder produzierende Gesellschaft. Der Vortrag des Genossen Greulich fand lebhaften Beifall.

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Daß durch diese Behauptungen der aus der Arbeitslosenstatistit des Diamantarbeiter- Verbandes geführte Beweis dafür, daß Arbeits­fräfte im Uebermaß vorhanden sind, nicht entkräftet wird, ist selbst­verständlich.

Henri Polat hat, ebenfalls im Handelsblad", eine fünf Spalten lange Antwort auf den vor einigen Tagen von dem Vor­fizenden der Vereinigung der Besiker von Diamantschleifereien", S. Lehmans, an ihn gerichteten Offenen Brief veröffentlicht. Das sind die nüglichen Elemente", vor deren moralischer Er weist zunächst darauf hin, daß diese Fabrikbesizer, deren Ver­Qualität ein sächsischer Regierungsbeamter, hohe Achtung" empfand, hältnis zur Diamantindustrie nur darin besteht, daß sie den dieselben Leute, die sich über das Anbieten einer Maizeitung" als Schleifern oder den Juwelieren ihre Mühlen samt dem dazu ge­Terrorismus" beschweren. Ein Wunder ist es nicht, daß sich die hörenden Arbeitsplatz vermieten, und die im übrigen ganz andren

Leute fo bewegen. Wenn fie all' die Lobreden auf sich hören und Berufen angehören, gar nicht kompetent find, über die Streitfragen Letzte Nachrichten und Depeschen.

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lesen, wenn sie sehen, was alles um ihretwillen aufgeboten wird, in der Diamantindustrie zu urteilen. Als feiner Zeit die Arbeits­fo tönnen sie ja selbst wenn sie nicht ganz so schwachtöpfig find wie der freigesprochene Mörderprinz Arenberg zu der Ueber­zeugung kommen, die einer von ihnen offen aussprach:

Wir Arbeitswillige können einen totschlagen!"

Berlin und Amgegend.

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In der Buchdruckerei von Wilhelm Hartmann, Alexanderstr. 27a, legten am Sonnabend die Sezer mit einer Ausnahme ihre Arbeit nieder, weil der Inhaber zu sehr den Herrn im Hause" Herausbiß. Nachdem dies geschehen, stellte sich heraus, daß die Firma schon im Lokal- Anzeiger" inserierte:" Sezer, zehn, fönnen sich melden." Das Inserat muß spätestens am Freitag aufgegeben worden sein und beweist, daß die Leute entlassen werden sollten, wenn sie nicht ihre Arbeit niedergelegt hätten.

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Deputiertenkammer.

Die französische Gefahr.

kammer für die Diamantindustrie errichtet wurde, protestierte neben den Arbeiterorganisationen auch die Juweliersvereinigung gegen die Paris , 8. März.( W. T. B.) Das Haus beschließt nach Ab­Zusammensetzung dieser Kammern dagegen: daß auch Mühlen- lehnung verschiedener entgegenstehender Anträge mit 307 gegen vermieter in der Kammer Sitz und Stimme haben sollten" und er- 245 Stimmen, in die Beratung der einzelnen Artikel der Vorlage betr. klärte, daß diese mit der Diamantindustrie nichts zu thun haben und das Verbot der Unterrichtserteilung durch die Kongregationen einzu­zum Urteilen über eventuelle Differenzen in dieser Industrie voll- treten. Es liegt ein von der Kommission in Uebereinstimmung mit der kommen unbefugt sind." Polak geht dann, nachdem er noch auf die Regierung aufgestellter Vorschlag vor, wonach das Verbot sich nur Arbeitslosenstatistik und den dadurch festgestellten Ueberschuß an auf Frankreich selbst, aber nicht auf die von den französischen Orden Arbeitskräften hingewiesen hat, auf die Klagen der Fabrifbefizer in den Kolonien und im Auslande unterhaltenen Schulen beziehen über die vielen unbesetzten Mühlen ein. Die Gesamtzahl der besetzten foll; auch dürfen die Anstalten zur Ausbildung der nötigen Ordens­Mühlen ist, so erklärt er, jetzt im Durchschnitt nicht geringer als 1897, nobizen in Frankreich fortbestehen. wo das Lehrlingsverbot eingeführt wurde. Wohl aber stehen jetzt biele gute Fabriken zum Teil leer, während in einer An= zahl von elenden Höhlen die Schleifer auf­einandergepact fiben." Das kommt daher, daß viele Juweliere ihre Schleifer nötigen, nach diesen schlechten Fabriken zu gehen und dort täglich 75 Cent Mühlenmiete zu zahlen, obgleich fie auf den guten und besten Fabriken für 60 Cent Miete arbeiten tönnten. Die Juweliere haben aber eine Vorliebe Central- Verband der Konditoren. für diese Söhlen, weil sie selbst dort für jebe welche infolge der bedeutenden Lebensmittelausfuhr stattgefunden, Kartonnagen- Arbeiter und-Arbeiterinnen! Der Streit von gemietete Mühle 20 bis 40 Gent Bergütung erbroht Spanien mit einer Hungersnot. Aus vielen Provinzen laufen Fabrikbefizern gar keinen Schaden gebracht. Das Unternehmen, Uebrigens hat das Lehrlingsverbot, wie Polak nachweist, den ähnliche Nachrichten ein. bessen Vertreter Lehmans ist, fonnte in den drei oder vier Jahren Sonntagabend gab hier ein Arbeiter auf den Polizeimeister und Bjelostok( Gouvernement Grodno), 8. März.( W. T. B.). Am deffen vor Bestehen des Diamantarbeiter- Verbandes, als noch unbeschränkte seinen Gehilfen mehrere Schüsse ab. Verletzt wurde niemand. Der Lehrlingszüchterei bestand, keine Dividende an seine Aftionäre Attentäter wurde von dem Polizeimeister selbst festgenommen. zahlen. Später ging es wesentlich besser und der Profit stieg so, daß Konstantinopel , 8. März.( Meldung des Wiener Tel.- Korr.- Bur.) bald ziemlich regelmäßig 10 Proz. Dividende gezahlt werden konnten, In Bagdad sind fünf Cholerafälle, darunter drei mit tödlichem Aus­in einem der letzten Jahre sogar 11 Prozent. gange festgestellt worden.

Achtung, Konditoren! Bei der Firma Kurz u. Comp., Chokoladenfabrik, Engel- Ufer 4, haben in der Laborator- Abteilung sechs organisierte Kollegen und der Abteilungsleiter gemeinschaftlich die Arbeit niedergelegt. Wir ersuchen alle Stollegen, bei genannter Firma so lange teine Arbeit anzunehmen, bis diese Angelegenheit geregelt ist. Mitgliedschaft Berlin .

Standke u. Polensti ist aufgehoben. Unfre Kolleginnen haben nichts erreicht. Es wird die Sperre über diefe Werkstube verhängt und er­fuchen wir alle Kollegen und Kolleginnen, die Werkstube zu meiden. Deutscher Buchbinder- Verband. Die Ortsverwaltung. Deutfches Reich.

Im Verband der Friseurgehilfen findet eine Urabstimmung statt über die Erhöhung der Karenzzeit für die Arbeitslosen- Unterstüßung von 26 auf 52 Wochen.

halten.

Straßburg i. E., 8. März.( B. H. ) Der Beschluß des Colmarer Gemeinderates, den französischen Sprachunterricht in den oberen lassen der Volksschule einzuführen, hat die Genehmigung der Re­gierung nicht erhalten. Lebensmittelteuerung in Spanien .

Madrib, den 8. März.( B. S.) Die Lebensmittelteuerung,

Verantw. Nedakteur: Julius Kaliski , Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsblatt