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Nr. 64.

21. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Taktische Erörterungen.

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Mittwoch, 16. März 1904.

" Die socialdemokratische Partei treibt keine Politik der Er- Es ist auch hier nochmals ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß bitterung und der Furchteinflößung, sie drängt nicht Zuständen fein Mensch in der Partei eine Revolution im Sinne politischer entgegen, wo es nur noch eine große Entscheidung" im Sinne Gewaltánwendung w it inscht oder erstrebt, daß vielmehr jeder In der Parteipreffe werden seit einiger Zeit wieder Erörterungen unfrer Radikalen giebt. Das sind weiter nichts, als die Produkte Parteigenosse von der Möglichkeit überzeugt ist, die fundamen­fiber Fragen der Parteitaktik angestellt. In der Neuen Zeit" ant- einer revolutionären Litteratenphantasie, für welche die Partei jede talste umgestaltung friedlich zu vollziehen, falls die nötigen gründ wortete Stautsky in mehreren Artikeln unter dem Titel Allerhand Verantwortung ablehnt." lichen Reformen rechtzeitig vorgenommen werden. David macht sich Revolutionäres" auf eine Kritik des Genossen Lusnia an seinen Phantasieprodukte sind das allerdings, und die Partei fann um überflüssige Mühe, wenn er meint, er habe es nötig, Parteigenossen beiden Broschüren über Die sociale Revolution". In den Socia- so ruhiger die Verantwortung für sie ablehnen, als die Phantasie zu solchen Ansichten erst zu befehren. Der Unterschied zwischen David Listischen Monatsheften" behandelte David die Frage der Eroberung ganz auf seiten der Bekämpfer solcher selbst gemachten Kampf- und den von ihm sogenannten Revolutionsliteraten liegt nicht im der politischen Macht in mehreren Artikeln und im badischen objekte ist. Erstreben, Wünschen und Hoffen, sondern im Erkennen. Genosse David " Volksfreund" erschienen erschienenim Anschluß ant den badischen Aus Davids Artikel sei noch ein ganz besonderes charakteristisches redet der Deffentlichkeit fortwährend vor, es gäbe Leute in unsrer Partei, Barteitag einige Artikel unter Ser Ueberschrift Gewalt Beispiel für diese Art des Kampfes gegen eingebildete Statastrophen- die zu Gewaltthaten drängen; fein Wunder, wenn die scharfmacherisch oder Friedlichkeit", die den von David angesponnenen wünsche seiner Gegner und deren angebliches haltloses Hin- und interessierte Klique dasselbe behauptet. Und während der badische Faden weiterspinnen. Daran schließen einige vereinzelte Stimmen Herschwanken angeführt. Im Oftober 1903 hatte Singer in einem Boltsfreund" überzeugt ist, daß die Scharfmacher das mächtige in der Parteipresse an. Im folgenden geben wir das Wesentliche aus Artikel im Vorwärts" die Annäherungsversuche geschildert, die 1881 Proletariat scheuen, ist Genosse David zugleich bemüht, der Ansicht den Erörterungen soweit nötig mit tritischen Anmerkungen wieder. von den Christlichsocialen an uns gemacht wurden. Aus diesem Geltung zu verfchaffen, daß die herrschende Klasse diesem mächtigen Der badische Volksfreund" hat sich die Ehrenrettung des Artikel citiert David folgenden Satz: Proletariat selbst seine bisherigen Rechte nehmen dürfte, ohne daß Revisionismus" zum Ziele gesetzt, wozu er sich durch eine auf dem daß, wenn mit Punkt 3 die Annahme ausgesprochen es sich zu wehren wagen würde. Auf der andern Seite ist dagegen badischen Parteitage angenommene Resolution veranlaßt sieht, die sein sollte, als wollten wir eine gewaltsame Revolution, dies eine die Einsicht vorhanden, daß die Herrschende Klasse trotz dem mächtigen das Verlangen ausspricht, der Volksfreund" möge in Zufunft im ganz willkürliche Annahme sei, Wir hatten stets erklärt, daß Proletariat sich nicht schenen wird, eines Tages zur Gewalt Geiste der Beschlüsse des Dresdener Parteitages redigiert werden. Er planmäßige, gründliche und ganze Reformen der gewaltsamen zu greifen und, unabhängig vom Wünschen und Erstreben, wendet sich, wie früher schon, wieder gegen Kautsky mit der Be- socialen Revolution, die andernfalls eine notwendige Folge unsrer aber auch ebenso weit entfernt von Aengstlichkeit , erörtert man hauptung, diefer habe in seiner Dresdener Rede unsre bisherige politischen und ökonomischen Entwicklung sei, vorbeugen könnten auf dieser Seite die Mittel, durch welche das Proletariat seine that­Taktik falsch interpretiert und citiert zum Beweise dafür folgenden und wir nicht verantwortlich seien für Dinge, die nicht in unsrem sächliche Macht zur Geltung bringen und den Schlag abwehren Satz aus der Rede: Willen und in unsrer Macht liegen, sondern von dem Willen und könnte. der Macht unsrer bisherigen Gegner abhängen."

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Unfre bisherige Taktik ging dahin, daß wir immer rüd­fichtslos vorwärts drängten, daß wir dadurch die Gegensätze zu den herrschenden Klassen immer mehr erweiterten, daß wir mit jedem Zuwachs an Macht unsre Gegner immer mehr erbitterten, so daß wir schließlich Zuständen entgegentreiben, wo es eine große Entscheidung giebt, bei der wir gezwungen sind, den Gegner niederzuwerfen und ihm die politische Macht abzunehmen."

Das ist der Inhalt der Kautskyschen Ausführungen in den Zu diesem Sage bemerkt David: jüngsten Auffäßen in der Neuen Zeit". Der polnische Genosse Diese Auffassung, daß es bei planmäßigen, gründlichen und Lusnia hatte neben andren Einwendungen gegen Kautskys Broschüren ganzen Reformen auch ohne gewaltsame fociale Revolution ab- auch bemängelt, daß Kautsky bewaffnete Insurrektionen und gehen könne, ist es, der heute von unsren Radikalen der Krieg Barrikadenfämpfe für unmöglich erklärt, und er hatte daran die erklärt wird. Sie halten die gewaltsame politische Katastrophe für Frage geknüpft, ob es Kautsky alfo für ausgeschlossen halte, daß unvermeidlich und wollen diese Vorstellung als dominierende Idee das Proletariat jemals Gewaltthaten der Gegner mit Gewalt für unser taktisches Verhalten anerkannt wissen. abwehre, ob es über keine andre politische Waffe als den Stimm­zettel verfüge. Indem Kautsky darauf eingeht, stellt er an die Spitze feiner Ausführungen dieses:

Aus diesem Saze schließt er in vollständiger Verkennung dessen, was Stautsty wirklich gesagt hat, daß dieser zielbewußt auf die Dieser Satz redet vollständig daneben. Singer sagt: Wir Statastrophe hinzuarbeiten wünsche mit der Absicht, die Gegner wollen feine gewaltsame Revolution. Wenn aber nicht gründliche immer mehr zu erbittern und den Konflikt zuzuspigen. Der Volts: Reformen gemacht werden, die der ökonomischen Entwicklung Rech­freund" übersieht, daß es zweierlei ist, etwas für unvermeidlich nung tragen, dann wird aus der Masse des Volles eine Revolution halten und etwas herbeizuführen suchen. Kautsky bezeichnet nur kommen, die auch wir nicht aufhalten können. Wir fordern Re­das rücksichtslose Vorwärtsdrängen nach unfrem formen, um diese Revolution zu vermeiden. Kein Mensch in der Ziele als das Wesen unsrer bisherigen Tattit, die Erbitterung der Partei hat dieser Auffassung bisher den Strieg erklärt. Gegner und die schließliche Katastrophe jedoch als die bedauerliche wird die Auffassung vertreten, daß an Stelle der gründlichen Re­aber unvermeidliche Folge unsres Vorwärtsdrängens. Das hat er formen Gewaltthaten der herrschenden Klasse zu erwarten sind, übrigens in Dresden selbst ausdrücklich gesagt; man darf nur das welche Auffassung sich sehr wohl mit der von Singer in dem Citat Citat noch ein wenig fortsetzen, dann wird das fofort flar. Stautsky entwidelten verträgt, aber keineswegs das Verlangen nach Ge­fährt nämlich fort: waltthaten bedeutet.

Das war unsre bisherige Taftit. Es giebt aber eine Reihe von Genossen, denen vor solchen Zuständen graut, die solche Konflikte zu mildern und darum herumzukommen suchen. Wenn wir darum herumkommen könnten, wenn es einen andern Weg gäbe, so würde es uns sicher allen recht sein."

Weit entfernt also, den Konflikt zu wünschen, sieht Kautsky nur dem nach seiner Meinung bei weiterem rücksichtslosen Vorwärts­drängen der Partei unvermeidlichen Konflikt ruhig ins Auge und stellt sich in Gegensatz zu andern, die zwar auch das Ziel wünschen, aber aus Angst vor dem Konflikt einer Taktik das Wort reden, von der sie hoffen, daß bei ihrer Anwendung die bürgerliche Gesellschaft fanft und ruhig gleichsam im Schlaf ihr Ende finden werde, ohne es selber zu merten.

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Der Volksfreund" entwickelt dann die Taktik der reinen " Reform" in der bekannten Weise und widmet sehr viel Worte der Auseinandersetzung, daß gewiß preußische Scharfmacher dem Prole= tariat und seinen Rechten an den Kragen möchten, daß sie es aber nicht thun werden, weil sie nicht wüßten wie. Das Proletariat fei einmal auf alle Fälle eine Macht, mit der man rechnen müsse usw. Von dieser Macht erzählt im Märzheft der Socialistischen Monatshefte" Genosse Genosse David, daß daß sie gegen Staats streiche und Gewaltanwendung fein andres Mittel hat tvie stillhalten. Dieser Artikel ist der Schluß einer Serie von Artikeln, die unter ungewöhnlich großem Aufwand von Citaten dem Nachweise gewidmet sind, daß zwischen der bisherigen Tattit der Partei und der von Davids Gegnern verfochtenen Theorie ein Widerspruch flafft und worin er außerdem nachgewiesen zu haben glaubt, daß die Gegner feiner Auffassung in unheilbarer Inkonsequenz zwischen Reform und Entwicklung heute und Revolution und Kata­strophe morgen hin- und herschwanken. Er macht das ebenso wie der badische Voltsfreund", indem er Aeußerungen, die nur die Er­wartung eines Gewaltstreiches der herrschenden Klasse aussprechen, so deutet, als ob sie den Wunsch und das Streben nach einer Kata­strophe ausdrückten. Er benügt z. B. neben vielem andren denselben Sazz aus Kautskys Dresdener Rede, den der Volksfreund" benutzt, und deutet ihn ebenso wie dieser aber in noch schärferer Formulierung, indem er schreibt:

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David geht dann allerdings auch auf den Gedanken ein, was zu thun fei, wenn die herrschende Klasse trotz alledem zur Gewalt greife. Er schreibt:

Aber wenn uns auf diesem Wege zur friedlichen Macht Männer der That entgegentreten, wenn man versucht, uns mit Repressivmaßregeln niederzudrücken, wenn uns ein Entscheidungs­fampf aufgedrängt wird: was sollen wir dann thun?

Nun, dann werden wir der Ungefeßlichkeit die Gefeßlichkeit entgegenstellen, der Gewalt mit Friedsamkeit begegnen. Das ist der einzige Weg, die Gewalt schließlich zu brechen, das einzige Stampfmittel gegen Bajonette. Wir haben dafür zu sorgen, daß das ganze Gewicht der moralischen Verurteilung auf diejenigen fällt, die den Versuch machen, mit Gewaltanwendung den Fortgang der socialdemokratischen Kulturbewegung zu hindern.

Es heißt, den Scharfmachern willkommenes Wasser auf ihre Mühle liefern, erörtert man die Möglichkeit einer andern Haltung unsrerseits. Auch haben wir nicht nötig, zu andern Mitteln, die sich unfehlbar gegen uns kehren müßten, zu greifen, so lange wir in der Gerechtigkeit, Sachrichtigkeit und Zweckmäßigkeit unserer Forderungen die Garantie haben, daß sie nicht von der Tages­ordnung der Menschheit verschwinden können, bevor sie erfüllt find. Darum erklären wir gegenüber denen, die eine politische Revolution als unvermeidliches Resultat der socialen Konflikte in greifbare Nähe gerückt sehen:

Die Socialdemokratie wünscht nicht und noch weniger erstrebt fie eine Revolution im Sinne politischer Gewaltanwendung. Revolution ist für sie gleichbedeutend mit dem Begriff der Evolution, der organischen Umgestaltung unfres wirtschaftlichen Systems im Sinne der Durchsetzung eines andern, des socialistischen Produktionsprinzips. In Uebereinstimmung mit den Erklärungen der berufensten Wortführer der Partei sind wir überzeugt, daß diese fundamentale Umgestaltung auf friedlichem Wege durch planmäßige, gründliche und ganze Reformen bewerkstelligt werden tann. Und darum verweisen wir die Herrschenden auf diesen Weg, in dem ehrlichen Bestreben, die Gewalt, die seit Jahrtausenden ein reaktionärer Faktor ist, in aller fünftigen Entwicklung aus­zuschalten."

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Das kämpfende Proletariat gedeiht unter einer Verfassung, wie sie das Deutsche Reich besißt, politisch in der erfreulichsten Weise. Es hat nicht die mindeste Ursache, sie in ungefeßlicher Weise gewaltfam ändern zu wollen. Aber eben deshalb muß es, je mehr seine politische Macht steigt, um so mehr darauf gefaßt sein, daß seine Gegner die bestehende Verfassung umstürzen, um an ihre Stelle ein Regime gewaltsamer Niederhaltung des Proletariats und gewaltthätiger Zerstörung seiner Organisationen zu setzen, ein Regime der Gewalt, das zu energischer Abwehr herausfordert. Es ist ausgeschlossen, daß ein solches Regime dort, wo die Massen socialdemokratisch denken, zu einer bewaffneten Erhebung des Volkes führt. Wenn es schließlich einen gewaltsamen Widers stand des Proletariats hervorrufen sollte, dann könnte dieser sich mur eines Gewaltmittels bedienen, das es heute schon in seinen ökonomischen Stämpfen so oft als letztes Mittel der Entscheidung anwendet, des Streits."

Kautsky erörtert darauf die Möglichkeit, die Voraussetzungen, die Methoden und die Wirkungsweise eines solchen Streits, wobei er von vornherein die Voraussetzung macht, daß der politische Streit fich erheblich unterscheidet von dem ökonomischen Streik. Ueber die Vorbedingungen des politischen Streits sagt er:

Soll das Proletariat durch einen politischen Streit siegen fönnen, so ist also vor allem erforderlich, daß es einen über­wiegenden Teil der Bevölkerung bildet, intelligent und zu einem großen Teile so fest organisiert ist, daß es Disciplin und Zusammens halt auch dann zu wahren versteht, wenn seine Organisationen formell aufgelöst sind; daß es aus seiner Mitte immer wieder neue Führer erzeugt, denen es willig folgt, wenn seine gewohnten Vorkämpfer verhaftet find; daß es fich nicht durch Verlockungen oder Aufreizungen zu unflugen und voreiligen Schritten, zu feinem Wutausbruch und keiner Panik fortreißen läßt und nicht über Kleinen Nebendingen seine großen Ziele vergißt. Die Industrie muß sehr entwickelt sein, das Proletariat muß eine lange Schule politischer und gewerkschaftlicher Kämpfe hinter sich haben, ehe es so weit tommt.

Andrerseits aber muß die Regierung gewisse Kennzeichen auf­weisen, soll der Streit sie erschüttern können. Dies ist von vorn herein ausgeschlossen bei einer Regierung, die vom Volke gewählt ist und sich nicht auf äußere, durch einen Streit zu desorganis fierende Machtmittel stügt, sondern auf die Machtmittel des Voltes selbst. In der Schweiz zum Beispiel wäre der Versuch, die politische Gewalt durch einen Massenstreit ins Wanken zu bringen und zu erobern, ebenso aussichtslos wie überflüssig. Da der politische Streit nur durch seine desorganisierenden Wirkungen auf die Regierung, nicht durch seinen ökonomischen Druck auf die Ge sellschaft zu siegen vermag, fann er nur dort am Plaze sein, wo die Regierungsgetvalt zu einer gewiffen Selbständigkeit der Volksst

Frankfurter litterarisches Bureau mit der Vertretung seiner Interessen betraut und dieses versucht es nun wie es heißt mit Erfolg das Verlagsrecht des Romans für alle andern europäischen Sprachen

Produkte zu thun hat. In der That erfolgte bereits in Meiningen , Die Geschichte eines Buches. unter Hinweis auf den Wortlaut des Mezer Urteils, eine Freigabe des Wiener Buches, die aber unmittelbar darauf auf te le Eine Unterredung mit dem Bilse- Verleger von Alfred H. Fried . graphische Weisung aus Berlin wieder aufgehoben wurde. zu verkaufen. Wien , im März 1904. In Reuß- Gera hingegen ist die Wiener Ausgabe des Bilse- Buches Die Stäufer, fo weit diese vom Verleger aus zu kontrollieren Das berühmt gewordene Buch des Lieutenants Bilje bedeutet von den Behörden freigegeben worden und darf sind, feßen sich aus allen Berufsklassen zusammen. Auffallend dabei den größten Bucherfolg, den der östreichische Buchhandel überhaupt zur Zeit unbehindert verkauft werden. Der Beschluß ist, daß Offiziere am wenigsten darunter find. Sonst zu verzeichnen hat. Während es sonst eine bekannte Thatsache ist, des Geraer Gerichtes erfolgte nach eingeholter Graber ist die Beamtenwelt sehr zahlreich vertreten und sogar daß dem östreichischen Büchermarkt der Absatz in Deutschland so gut kundigung beim Meßer Kriegsgericht. einige Hofmarschälle figurieren auf den Besteller­tvie verschlossen ist, ist hier eine ganz enorme Ausnahme von der Trotz aller Anstrengungen gegen den Bilfe- Schmuggel sind im listen. Zahlreich sind die Zuschriften aus dem Publikum, Regel zu verzeichnen. Das Bilse- Buch hat bis jetzt einen Absatz von Ganzen 2000 Gremplare von den deutschen Behörden aufgefangen die an den Verleger gelangten und die ein interessantes, 130 000 Exemplaren zu verzeichnen, womit es die übrigen Sensationen worden, ein gewiß sehr geringes Bahlenverhältnis im Hinblick auf psychologisches Merkmal für den Eindruck abgeben, den das Buch des Jahres, den Beyerleinschen Roman Jena oder Sedan?" und die die 70 000 durchgekommenen Exemplare. Eine Zeit lang wurde das hervorgerufen hat. Da sind in erster Linie die Verbesserer, Briefe, die ihn nicht erreichten" um ein Bedeutendes geschlagen hat. Von Buch auch unter falschen Titeln über die deutsche Grenze gebracht, und Ergänzer. Es find dies Leute, die in Forbach gedient, die diefen 130 000 Eremplaren sind trotz des Verbotes, oder vielmehr gerade so als Schul- Rechenbuch" und als ein Roman von Walter Scott ". Verhältnisse aus eigner Anschauung fennen gelernt haben und mun infolge dieses Verbotes, nicht weniger als 70 000 Exemplare direkt Doch kamen die Zollbehörden gerade dadurch auf den Schmuggel mit Vorschlägen an den Berleger Herantraten, dieses oder jenes nach Deutschland gegangen. Die Sendungen erfolgten zumeist auf und der Wiener Buchhändler, der diese in Rußland übliche Form Moment in den nächsten Auflagen noch hinzuzufügen. Es hat also direkte Bestellung beim Wiener Verleger und gingen als verschlossene zur Einschmuggelung verbotener Bücher für Deutschland anwenden den Anschein, als ob Bilse das Material nicht erschöpft hat. Viel Briefe oder eingeschriebene Streuzbänder über die Grenze, vielfach wollte, gab diese immerhin etwas schwierige Manipulation bald interessanter sind aber die Verlagsangebote, die dem Ver aber auch in Postpaketen und Ballen, die bei der Ankunft die Zoll- wieder auf. leger unter Bezugnahme auf das Bilse Buch zugegangen revision zu paffieren hatten wenigstens in der ersten Zeit- Der Absatz des Bilse- Romans in den andern Ländern ist ein sind. Dabei soll von den Anerbieten ganz abgesehen werden, diese vielfach unbeanstandet passierten. Erst in neuerer Zeit scheinen geradezu enormer zu nennen. Nach England und Rußland ähnliche Romane auch über andre Garnisonen die Behörden auf den in großem Stil gehandhabten Bilse- Schmuggel, gingen bis jetzt je 10 000 Eremplare. Paris allein hat von der zu veröffentlichen. Es meldeten sich vielmehr Leute aus den ver der nicht nur von dem Wiener Verleger allein ausgeht, sondern auch deutschen Ausgabe 20 000 Eremplare absorbiert. Gewaltig entwickelt fchiedensten Berufstreifen, die sich bereit erklärten, aus von einer ganzen Anzahl östreichischer Buchhandlungen mit Eifer be- sich in der letzten Zeit der Absaz an den verschiedenen Orten der ihrem Wirkungskreis Mitteilungen in Romanform zu veröffentlichen, trieben wird, aufmerksam geworden zu sein. Riviera. Ein Buchhändler am Bahnhof in Monte- Carlo seyt täglich die die größte Aufmerksamkeit erregen müßten. Einstimmig waren.

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In Dresden scheint eine besondere Untersuchungsüber 50 Stück ab. Mit dem Beginn der Badesaison rechnet der Ber - die Antragsteller der Ansicht, daß mit ihrem Buche auch 100 000. station auf Bilfe- Konterbande bei dem dortigen faiser- leger mit einem großen Absatz in den außerhalb des Reiches befind- zu verdienen seien. Da ist z. B. ein höherer elsaß- lothringischer lichen Bostamt am Abstellbahnhof" eingerichtet zu sein. Alle aus lichen Badeorten, die viel von Reichsdeutschen besucht werden, wie Verwaltungsbeamter, der Haarsträubendes" zu berichten haben will, Destreich kommenden Bilje- verdächtigen Sendungen werden dorthin Karlsbad , Ostende , Scheveningen , und die Touristenorte in der ein andrer will seine Erfahrungen über die Praris deutscher Gerichte dirigiert und angehalten. In einem von dort herrührenden, merk- Schweiz und in Tirol. In Wien selbst wurden über 10 000 Erem ausplaudern. Am amüsantesten ist aber das Anerbieten eines würdigerweise mechanisch vervielfältigten, Schreiben wurde dem plare verkauft. Im Verhältnis sehr groß war der Abfah in nicht Gymnasiasten, der einen Roman, aus einer fleinen Wiener Verleger kürzlich die Mitteilung gemacht, daß die europäischen Ländern. Es gingen zahlreiche Exemplare nach Gymnasialstadt" geschrieben hat und der die Mit­in einer Beilage näher angeführten Postsendungen( ungefähr Aegypten, nach dem Transvaal und sogar nach China und Japan . welt mit Geständnissen über Gymnasiastenstandale 200 retommandierte Kreuzbandsendungen nach den verschiedensten In Amerika haben drei Beitungen das Buch gleichzeitig in überraschen möchte. Städten des Reiches) auf Beschluß des Berliner ihrem Feuilleton veröffentlicht, ebenso erschien es in drei polnischen Es ist faum anzunehmen, daß nicht einige von diesen Absichten Landgerichte I in Dresden angehalten und der Staats- Beitungen und in einer ungarischen. zur Ausführung gelangen werden. Wir haben sicherlich in nächster: anwaltschaft jenes Berliner Landgerichtes übermittelt wurden. Die Interessant ist, daß in Frankreich nicht weniger als drei Beit einige sensationelle Enthüllungsromane zu erwarten. Die Berechtigung zu dieser Maßnahme wird von Wiener Juristen be- Ueberse Bungen des Buches erschienen sind, die sämtlich nicht Autoren, die durch den Erfolg Bilfes aufgerüttelt wurden, werden stritten. Solange das Buch in den Händen der Bostanstalten ist, autorisiert sind. Die französischen Buchhändler versuchten die Be- nicht eher Ruhe geben, als bis sie einen Verleger gefunden haben folgern fie, ist deffen Verbreitung noch nicht erfolgt, aber nur diese stimmungen des internationalen Urheberrechts auf gefchickte Art zu werden, den der Erfolg des Bilfe- Verlegers nicht schlafen läßt. So ist durch das Meter Kriegsgerichtsurteil verboten worden. umgehen. Sie beröffentlichten einfach den Prozeß Bilse nach den fann denn Bilse, so wenig wertvoll sein Roman in litterarischer Bes Aber auch über die Anwendung jenes Meger Verbotes auf das gerichtlichen Verhandlungen. Da im Verlauf dieses Prozesses auch ziehung auch ist, bahnbrechend für eine gewisse litterarische Richtung Bilse- Buch herrschen verschiedene Anschauungen. Bekanntlich hat der komplette Noman zur Verlesung tam, so brachten sie den Roman werden. Der Berufs- und Enthüllungsroman wird jenes Gericht den Roman eines Friß von Kyrburg", der in im Rahmen des Prozeßberichtes. Ein Verfahren, gegen das man Schule machen. Wenn er ernst durchgeführt ist, von einem begabten Braunschweig erschien, verboten. Das jetzt zur Versendung juristisch schwer wird anfämpfen fönnen. Von den drei französischen Autor, könnte hier dem Stoman sogar noch ein großes Feld blühend gelangende Buch ist von F. Bilse und erscheint in Wien . Eigentlich Ausgaben find bis jetzt schon weit über 100 000 Exemplare verkauft und er könnte in dieser Form der alten Freitagschen Forderung, müßte gegen dieses erst ein neues Verfahren eingeleitet werden, da Bilse selbst figt im Gefängnis zu Straßburg und vermag auf wonach der Roman das deutsche Volt bei seiner Arbeit aufsuchen man es, wenigstens dem Wortlaute nach, mit einem ganz andern den Gang der Dinge feinen Einfluß zu nehmen. Er hat daher ein soll, am ehesten und im modernen Sinne gerecht werden.-

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