Nr. 65. 21. Jahrgang.
Die preußische Polenpolitik vor Gericht. Posen, 15. März.( Eig. Ber.) Gegen den Chefredakteur der Bosener Zeitung", Hans Schad, stand, wie schon gestern kurz erwähnt, vor der Pofener Straftammer am 8. März d. J. ein Prozeß an, den so ziemlich die gesamte Beamtenschaft der Provinz wegen Beleidigung angestrengt hatte. Die Vorgeschichte
Der
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dritte Angeklagte v. Kulerski
Donnerstag, 17. März 1904.
belvogen wurden, daß ihnen die Beamten im Falle der Renitenz eine Verlängerung der Haft in Aussicht stellten oder daß sie den An
beabsichtigten Verkauf niemand außer ihm und dem Präsidenten der zugeben, daß bei der Festlichkeit selbst keine Eintrittskarten verkauft Ansiedelungskommission, nicht einmal ſeine Frau, gewußt habe. worden find, und da kein andrer Fall vorlag, in welchem ein Schulz habe durch diesen Vertrauensbruch einen enormen Schaden Fremder sich ein Billet erworben hatte, so beantragteder gehabt. Es sollten zu der Zeit um Rosengarten herum die Kaiser - Amtsanwalt selber die Freisprechung des wegen dieser Sache manöver stattfinden, es war in Aussicht genommen, daß der Kaiser angeklagten Vorstandsmitgliedes Jänide. Diesem Antrage gemäß bei Schulz wohnen und letzterer geadelt werden sollte. Aus alledem angeklagten Vorstandsmitgliedes Jänicke. Diesem Antrage gemäß sei nichts geworden, da bekannt und verbreitet wurde, daß Schulz erkannte auch das Gericht. feine Güter in polnische Hände, an den Güteragenten Biedermann, Der Fall ist somit glimpflich abgelaufen und hat höchstens die übergehen sollten. Dieses tönne nur durch einen groben Vertrauens- Wirkung gehabt, daß er der Freireligiösen Gemeinde, wie uns bebruch durch Angestellte der Ansiedelungskommission geschehen sei. berichtet wird, eine nicht unbeträchtliche Anzahl neuer Mitglieder diefes eigenartigen, das Verkehrte und Verständnislose unsrer geDer samten Bolenpolitik in das rechte Licht rückenden Prozesses ist zuführte. Aber kommen hier auch nur verhältnismäßig geringe zweite Angeklagte Desperat folgende: Schädigungen des Angeklagten in Betracht, so fragt es fich doch, ob Als im Herbste des vorigen Jahres in der polnisch- radikalen bom" Goniec" giebt zu, den Artikel selbst verfaßt zu haben. Den ein solches Wirken der diesmal vor Gericht blamierten Polizei in Wochenschrift„ Praca" ein Artikel erſchien, der angeblich Bismard- Anlaß habe ihm die Enthüllungen der Bof. 3tg." gegeben. Er einem annähernd civilisierten Staatswesen geduldet werden kann. beleidigend gewesen sein soll, wurde vermutet, daß der im Gefängnis habe sich diesen Behauptungen in feinem Falle angeschlossen, sondern Es hat lebhafte und gerechte Entrüstung in der Deffentlichkeit hervor Ra- r ur daß die 3tg." und was kowski, der Verfasser sei. Die Durchsuchung der Gefängniszelle des ihm zum Teil selber unglaublich erscheine. legteren ergab, daß diese einer Redaktionsstube glich, mit Papier, Zeitungen, ja sogar mit einer Schreibmaschine ausgestattet war, und daß v. R. die weitestgehenden Verbindungen nach außen, namentlich erklärt auf Befragen, daß er früher Volksschullehrer gewesen sei. geschuldigten mit der Unwahrheit beizukommen suchten, daß ihre mit dem Verleger Biedermann hatte. Dieser Umstand gab dem An- Er habe hin und wieder als solcher Vorträge im katholischen etwaigen Komplizen schon gestanden hätten und es nun das Beste geflagten Redakteur Hans Schack Veranlassung, in einem von ihm ver- Jünglingsverein gehalten. In einem solchen habe er einmal die fei, auch mit einem Geständnis herauszurüden. In solchen Fällen faßten Artikel das Verkehrte der preußischen Ostmarkenpolitik darzulegen Erteilung des Religionsunterrichts in deutscher Sprache an polnische mag die Polizei noch die Entschuldigung für sich anführen, daß verund darauf hinzuweisen, daß diese Politik in legter Linie zur Korruption Kinder kritisiert und sei hierauf seines Amtes entsegt worden.hältnismäßig schwere Verbrechen in Frage ständen und das öffentliche führen müsse, wie sie im Falle Rakowski- Biedermann bewiesen sei. In dem Der Angeklagte erklärt, er habe es für seine publizistische Pflicht ge- wohl derartige Kniffe zuweilen erfordere. Was ist aber erreicht, Artikel, der überschrieben war:" Der Fall Biedermann und halten, die fenfationellen Enthüllungen der" Bof. 3tg." wieder wenn das von dem Kriminalschuhmann Botargiesti versuchte Kunststück seine Lehren", wurde von dem Angeklagten behauptet, daß eine zugeben. Er habe die dort aufgestellten Behauptungen für wahr gelingt? Nichts andres, als daß sich abermals ein Staatsbürger in ganze Anzahl Schußleute der Stadt Posen sowie fleinere Beamte gehalten. der Ansiedelungskommission mit dem Verleger Biedermann in enger den Fußangeln und Fallstriden eines Vereinsgesetzes verfangen hat, Beziehung gestanden hätten, so daß es ihm ermöglicht wurde, der Als einziger Beuge ist erschienen der Rittergutsbefizer Schulz- eines Gesetzes, das dem öffentlichen Leben von heute, den BeKommission die Güter vor der Nase wegzukaufen und er außerdem Rosengarten bei Frankfurt a. D. Er habe fein im Kreise Breschen dürfnissen des Volkes etwa ebenso Rechnung tragt, wie das preußische mit wichtigen Nachrichten für sein Blatt bedient wurde. Wie ein gelegenes Gut an die Ansiedelungskommission verkauft. Den Ent- Dreiklassenwahlunrecht, und dem die Bevölkerung daher denselben Scheinwerfer" so heißt es in dem betreffenden Artikel- leuchtet fchluß habe er 1901 gefaßt und darüber mit seinem erblindeten Mangel an Respekt entgegenbringt wie diesem. Als Opfer solcher der Fall Biedermann hinein in die Nacht unsrer Verhältnisse, und Ober- Inspektor gesprochen. Polizeikunststücke kommen ja zumeist Angehörige der Arbeiterklasse in zeigt uns Bilder, vor denen wir entsetzt zurückweichen, Bilder, die Darauf sei er mit dem Herrn Dr. Wittenburg in Beziehungen ge- Betracht und diese fann im allgemeinen vielleicht nichts dagegen die demoralisierende Wirkung der bisherigen Dstmarkenpolitik mit treten und habe auch sein Angebot an die königliche Regierung ge- einzuwenden haben, wenn die Polizei in ihrer gegenwärtigen Verihrem Prämien und Belohnungssystem in erschreckender Weise richtet. Dieses Angebot ist dem Landrat in Wreschen zur Ermittelung fassung selber für Maßnahmen sorgt, die das Ansehen der Behörde illuftrieren." des Grundbesizes übergeben worden. Einen Tag jedoch bevor der Durch diesen Artikel haben sich beleidigt gefühlt und Straf- Bescheid der Ansiedlungskommission eingetroffen fei, habe er schon nicht erhöhen. Aber demgegenüber ist anzuführen, daß die Polizei antrag gestellt: der Oberpräsident der Provinz Posen , der Re- ein Angebot der Firma Doweneti a. Langner( Biedermann) erhalten vom Gelde der Steuerzahler erhalten wird und diese alle Ursache gierungspräsident, der Provinzial- Steuerdirektor, der Polizeipräsident und ist auch mit derselben in Verbindung getreten. Die Firma habe haben, darauf zu halten, daß auch die Kriminalschutzleute sich von Posen, das Provinzial- Schulfollegium, der Präsident der er nicht gekannt, nur von seinem Schwager habe er gehört, daß die nützlicherer Thätigkeit zuwenden als der hier geschilderten. Wenn Ansiedelungskommission sowie die königliche Eisenbahndirektion. Die Firma gut sei, da sie schon mit den Erben des Herzogs von Anhalt dem Polizeipräsidium etwas an der Förderung des Ansehens der genannten Behörden haben außerdem gegen die verantwortlichen in geschäftlichen Verbindungen gestanden habe. Sofort, wie er er von ihm vertretenen Institution liegt, dann möge es dafür sorgen, Redakteure des Sturher" sowie des Goniec", welche Blätter den fahren habe, wer der Herr Biedermann sei, habe er letterem tele- daß derartige polizeiliche Animierkunststücke ein Ende nehmen. Artikel abdruckten, ebenfalls den Strafantrag gestellt, und werden graphisch mitgeteilt, daß er auf den Abschluß des Geschäftes mit B. auf Antrag des Staatsanwalts diese Anklagen mit der gegen Schad verzichten müsse. Daß der Dsimartenverein trotzdem eine derartige verbunden. Behauptung in die Zeitungen lanciert habe, habe ihn sehr empört. Daß er die Verhandlungen aber so geheim geführt haben soll, daß nicht einmal seine Frau davon gewußt habe, stimme nicht. Damit ist die Beweisaufnahme gefchloffen, nachdem Schack auf die Vernehmung des Dr. v. Wittenburg verzichtet.
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Der
Die Beweisaufnahme.
Die Plaidoyers.
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Opfer des Zapfenstreichs"? Ueber eine angebliche Maßregelung von Potsdamer Offizieren bringt die Potsdamer Korrespondenz" folgende Meldung: Die auffällige plögliche Verfeßung von acht jüngeren Offizieren des 1. Garde- Regiments zu Fuß wird in Potsdam lebhaft besprochen. Es handelt sich um Offiziere, welche zu dem Kronprinzen in freundschaftlichem Verhältnis standen. Ein Gerücht will wissen, daß die Versetzung deshalb erfolgt ist, weil die Offiziere in Gemeinschaft mit dem Kronprinzen in Berlin die Aufführung von Beherleins" Nach Zapfenstreich" in Civilfleidern besucht haben, was für den Kronprinzen gleichfalls nicht ohne Mißhelligkeiten abgegangen sein soll.
Die hygienischen Vortragskurse der Centralkommission der KrantenIn der ersten Verhandlung, die bereits am 8. März stattfand, kassen Berlins und der Vororte werden auch in diesem Jahre in den Aulen der städtischen Gemeindeschulen abgehalten. Die Vorträge beriveigerten die mitangeklagten Redakteure der beiden polnischen Zeitungen die Auskunft über die Verfasser der betreffenden Artikel. 17. d. Mts., lautet für Berlin " Auge und Arbeit" und wird in beginnen abends 8 Uhr. Das Thema für Donnerstag, den Der Angeklagte Schack dagegen bekannte sich als den Verfasser des Artikels: Der Fall Biedermann und seine Lehren. Natürlich habe folgenden Schulen gehalten werden: Wrangelfir. 128, Seibelstr. 31/32, er feineswegs die Absicht gehabt, die antragstellenden Behörden zu Quigowstr. 115( Eingang auch Stephanstr. 27) und Schönhauser beleidigen. Es sei eine weitverbreitete Meinung, daß die Regierung Der Erste Staatsanwalt hält die aufgestellten Behauptungen für Allee 166a. Ferner wird das Thema: Ursache und Verhütung der mit ihrer bisherigen Ostmarkenpolitik nicht das Richtige treffe und nicht erwiesen. Bezüglich der Polizeibeamten sei ein Beweis über- Schwindsucht" besprochen in Lichtenberg , Kronprinzenstr. 10. daß es so nicht weitergehen fönne. Daß thatsächlich Bestechungen haupt nicht angetreten, nicht einmal versucht worden, der angetretene In Neu- Weißensee lautet das Thema: Wie hält der Arbeiter von Beamten vorgekommen seien, sei im Falle Biedermann gerichts- Beweisantrag bezüglich der Beamten der Ansiedelungstommission Nase und Ohr gefund?" und wird gehalten in der Aula der Gemeindenotorisch erwiesen und es seien deswegen auch Verurteilungen dagegen sei völlig mißlungen. Die Beleidigungen der betreffenden schule Langhansstr. 120. Für Freitag, den 18. März cr., erfolgt. Er könne außerdem aber noch Fälle anführen, die das von ihm Beamten seien äußerst schwere und bittet er jede Konnivenz gegen lautet das Thema für Berlin Wie hält der Arbeiter Nase und Ohr in dem Artikel Behauptete in allen Bunkten beweisen. Die Mitteilungen den Angeklagten fallen zu lassen. Er beantragt gegen den An- gefund?" und wird in folgenden Schulen gehalten: Gneisenaustr. 7, feien ihm von durchaus glaubwürdigen Personen Beamten geklagten Schack eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten, Un- Tilsiterstr. 4/5, Pantstr. 8. In Pantow, Schmidtstr. 11 lautet gemacht worden. Wenn er seine Gewährsmänner nicht nenne, so brauchbarmachung der Platten sowie Veröffentlichung des Urteils in das Thema über„ Trinken und Trunksucht". Sämtliche Vorgeschehe es einzig nur aus dem Grunde, um sie nicht zu ruinieren. einer ganzen Steihe von deutschen und polnischen Bosener, Breslauer, träge sind unentgeltlich und bedarf es hierzu Er gebe sich nicht dazu her, das Redaktionsgeheimnis zu brechen. Berliner Blättern, darunter auch in der„ Leipziger Volkszeitung". Bei einer Eintrittstarten. Einen Fall jedoch wolle er mitteilen. Der Angeklagte erzählte so- den andern beiden Angeklagten hält der Staatsanwalt eine weit dann die überraschende Thatsache, daß ihm, als er noch Redakteur mildere Strafe am Blaze und beantragt gegen jeden der beiden der Frankfurter Oder- Zeitung" war, die Mitteilung gemacht wurde, Mitangeklagten eine Geldstrafe von 100 Mart. daß der damalige Präsident der Ansiedelungskommission, Dr. v. Witten - Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Kollenscher tritt in längeren burg, mit dem Rittergutsbefizer Schulz in Rosengarten bei Frank- Ausführungen der Auffassung des Ersten Staatsanwalts ent furt a. D. wegen Verkaufs feiner im Regierungsbezirk Posen be- gegen. Angeklagte habe keineswegs die sämtlichen legenen Güter in Unterhandlung stehe. Obwohl die Verhandlungen Beamten der Provinz beleidigt. Er spreche in dem Artikel nur aus, zwischen den beiden Genannten geheim geführt worden seien, sei was die Meinung der weitesten Streise der hiesigen Bevölkerung sei. plötzlich der Güteragent Biedermann auf dem Plan erschienen und Fest stehe, daß die Politik der Regierung das gerade Gegenteil von habe dem Schulz eine Offerte gemacht. Vom deutschen Ostmarken- dem erreiche, was sie bezwecke. Das beweise die Verminderung des verein sei ihm, dem Angeklagten, damals die Mitteilung gemacht deutschen und die Vermehrung des polnischen Grundbefizes in der worden, daß ein Reserve- Offizier, nämlich der Rittergutsbesizer Provinz Posen, sowie das Anwachsen der polnischen Stimmen. Das Bei einem Umzug tötlich verunglückt ist der 43 Jahre alte MöbelSchulz, seine Güter an einen Bolen verkaufen wolle. Der An- fei eine einfache Wahrheit und das sei unbedingt auch den Richtern geflagte habe sich daraufhin mit Schulz in Verbindung gesezt bekannt. Dem wollte der Angeklagte vorbeugen und habe er nur transportarbeiter Adolf Lehmann aus der Neuen Friedrichstr. 5. Als und dieser habe seiner Entrüstung Ausdruck gegeben darüber, deutsche Interessen vertreten, wenn er der Regierung das Verkehrte er in Schöneberg in der Wohnung eines Kaufmanns mit einem wie es möglich sei, daß Biedermann von dem beabsichtigten ihrer bisherigen Politik vorgehalten habe. Wenn er den betreffenden Arbeitsgenossen an einem Gurt ein Büffett trug, stürzte er über einen Das schwere Verkauf an die Ansiedelungskommission erfahren habe. Es habe sonst Behörden seine Gewährsmänner nicht genannt habe, so sei das nur Teppich und fiel mit dem Leib auf den Fußboden. niemand hiervon etwas gewußt. Hieraus schließt der Angeklagte, ehrend für sein Handeln und zeuge von Mut, wenn er den auf- Büffett fiel ihm auf die Oberschenkel, deren Knochen brachen. Der daß nur durch Verrat von Beamten der Ansiedelungskommission dem regenderen Weg der Deffentlichkeit dem bequemeren, aber desto Berunglückte starb im Elifabeth- Krankenhaus an den Folgen der Biedermann diese Kenntnis geworden sei. niedrigeren Weg der Denunziation vorziehe. Er beantrage daher Verlegungen. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Kollenscher beantragt hierauf Freisprechung eventuell eine niedrige Geldstrafe. Der die Ladung des Rittergutsbesizers Schulz- Rosengarten sowie des zweite Verteidiger Chrzanowsti fich Klienten für feine früheren Präsidenten der Ansiedelungskommission, Dr. v. Wittenburg. fchließt den Ausführungen des an, kommt dann in fein pointierten Unter dem Widerspruch des Staatsanwalts wurde nach längerer ersteren Verteidigers Beratung des Gerichtshofes diesem Antrage stattgegeben und die Ausführungen auf die demoralisierende Wirkung der OstmarkenVerhandlung auf den 15. d. M. vertagt. Zulagen zu sprechen und erklärt, daß die Mehrheit der Vertretung In dieser Verhandlung teilt zunächst der Vorsitzende mit, daß des deutschen Volkes, der Reichstag , ebenfalls diese Meinung habe. der als Beuge geladene frühere Präsident der Ansiedelungskommission, Er fordert für seine Klienten die Freisprechung. Dr. v. Wittenburg , ein Erscheinen abgelehnt habe mit der Motivierung, Nach längerer Beratung verkündet der Borsigende daß er außer stande sei, binnen 24 Stunden die Strapazen der Reise
bernommen.
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das Urteil
Lokales.
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Bermißt wird seit ungefähr acht Tagen der 70 Jahre alte Musikerveteran Johann Wirker, der von seiner Frau getrennt am Cirkus Nr. 4 wohnte. Wirker hat schon öfter Selbstmordgedanken geäußert.
Beim Besuch ihrer Schwester erhängt hat sich die 41 Jahre alte Wirtschafterin Auguste Boyda aus Dommitsch im Kreise Torgau . Sie hatte in der Heimat ihrem Schwager, einem Tischlermeister, das Hauswesen besorgt, konnte sich aber infolge ihres aufgeregten Wesens nicht mehr mit ihm vertragen und verließ ihn am vergangenen Sonnabend, um nach Berlin zu ihrer Schwester, einer Witwe Dorn sowie eine Bernehmung zu ertragen. Das Staatsministerium hatte des Gerichts. Es lautet: Der erste Angeklagte Chefredakteur Hans in der Morisstr. 3 zu fahren. Während Frau Dorn gestern nachdie Genehmigung zur Zeugenvernehmung des Dr. v. Wittenburg Schack wird für schuldig befunden, die mittleren und unteren mittag außer dem Hause ihrer Beschäftigung nachging, erhängte fie erteilt. Der Verteidiger beantragt, den Beugen nochmals zu laden Beamten der Provinz der Bestechlichkeit geziehen und somit beleidigt sich im Schlafzimmer mit einer Zuderschnur am Bettpfosten. und den Prozeß zu vertagen. Das Gericht lehnt den Antrag ab zu haben. Die Tendenz des Artikels gehe dahin, die gegenwärtige und beschließt, trotzdem in die Verhandlung einzutreten. Bolitik der Regierung gegenüber den Polen zu mißbilligen. Die Bergiftet und ertränkt hat sich der 43 Jahre alte Glafer Paul Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses werden die Angeklagten Beleidigungen seien gröblichster Art und wird daher der Angeklagte Krüger aus der Dieffenbachstraße Nr. 74. Der Mann war verheiratet zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt. Der und Vater von zwei Kindern im Alter von 13 und 10 Jahren. Seit Der Angeklagte Schack, Angeklagte Desperat wird zu 50 M. und der Angeklagte Kulersfi dem 1. Oftober v. J. lebte er von seiner Frau getrennt und lag mit ein früherer evangelischer Geistlicher, wird vom Vorfigenden über sein ebenfalls zu 50 M. Geldstrafe verurteilt. Außerdem wird auf ihr wegen Scheidung der Ehe in Klage. Zu Bekannten äußerte er Borleben und seine frühere Thätigkeit eines eingehenden Berhörs Publikationsbefugnis in 17 Bofener und auswärtigen Beitungen, manchmal, daß er die Scheidung nicht überleben werde. Nachdem unterzogen, so daß der Verteidiger beantragt, diese Fragen auf das darunter die Leipziger Boltszeitung", erfannt. er vorgestern noch gearbeitet hatte, ging er abends nach dem TierMindestmaß zu reduzieren, widrigenfalls er seinem Mandanten den garten, stellte sich in der Nähe der Stülerstraße an einem Arm des Rat erteilen müffe, die Auskunft zu verweigern. Der Vorsitzende Neuen Sees auf, nahm Gift und stürzte, als er unter dessen Wirkung stellt aus den Aften fest, daß der Angeklagte im Jahre 1896 seitens zusammenbrach, ins Wasser. Gestern morgen fand man seine Leiche, des Konsistoriums in Speier außer Verwendung gesetzt worden ist; die nach dem Schauhaufe gebracht wurde. derselbe ist seit der Zeit an verschiedenen füddeutschen Blättern libeAuch ein Geschäftstniff. Bu einem Kampf mit einem Diebe raler Richtung als Redakteur thätig gewesen und seit dem 1. März Als die Freireligiöse Gemeinde im vorigen Jahre ihr Herbstfest tam es gestern nachmittag in der Lothringerstraße. In einem 1903 als leitender und gleichzeitig zeichnender Redakteur an der abhalten wollte, erschien der Kriminalschutzmann F. Potargiesti Cigarrengeschäft am Rosenthaler Thor forderte ein junger Manit " Bofener Zeitung" in Posen thätig. Nach Verlesung des betreffenden einige Tage vorher in der Wohnung des Rendanten Wendt zu dem 300 Cigaretten, die er sich einpaden ließ. Er plauderte mit dem Artikels erklärt der Angeklagte, daß er habe darlegen wollen, daß der Kampf der Regierung gegen die Bolen seiner Meinung nach ein Zweck, fich von der allein anwesenden Frau des Rendanten ein Verkäufer, nahm das Batet an sich und wollte den Laden, ohne verfehlter sei; die materiellen Mittel, die in die Ostprovinzen ge- Billet zu dem erwähnten Vergnügen geben zu lassen. Selbst Bahlung zu leisten, verlassen. Als der Cigarrenhändler den Kunden um Begleichung der Rechnung ersuchte, antwortete diefer frech: worfen würden, fämen einzig ein paar Agrariern und den Polen zu verständlich klärte der Beamte die Frau über seine Beamten- Eigen Wenn ich bezahlen will, brauch ich Sie nicht" und ergriff die Flucht. gute. Es sei schaft nicht auf, sondern antwortete ihr auf die Frage, ob er auch Er lief die Lothringerstraße entlang und warf, als ihm die Verfolger bie geistige Hebung des Bolkes Mitglied der Gemeinde sei:„ Sie kennen mich doch, ich bin schon zu nahe kamen, die Cigaretten fort. Die Hoffnung des Spitzbuben, zu erstreben, so z. B. durch Verbesserung des gesamten Schulwesens öfter hier gewefen. Mitglied bin ich ja nicht, kann es wegen der durch das bekannte Diebesmanöver einen Vorsprung zu gewinnen, Schwiegereltern nicht werden. Meine Frau sagt zu den Eltern, erfüllte sich nicht, und als ihm an der Ecke der Gormannstraße ein Der Vorsigende stellt die Frage, warum der Angeflagte feine wenn sie zu den Vorträgen der Gemeinde geht, daß sie in die Kirche Schutzmann entgegentrat, warf sich der etwa 20jährige Bursche auf Gewährsmänner nicht den betreffenden Behörden genannt habe, damit gehe." Die Frau nahm an, daß sie es mit einem Gesinnungsgenoffen die Erde. Seiner Verhaftung setzte er den entschiedensten Widerdieselben eine Untersuchung einleiten fönnten. Der Angeklagte erklärt, daß durch die Veröffentlichung des Artikels die Möglichkeit u thun habe und gab dem Fremden die verlangte Eintrittskarte, stand entgegen, und erst, nachdem der rabiate Dieb gefeffelt worden gegeben war, diese Untersuchung einzuleiten. Er halte es unter welche nun als Beweisstüd dafür herhalten mußte, daß das Ver- war, konnte er nach der zuständigen Bolizeiwache in der Linienstraße gebracht werden. Hier gab er an, in Berlin ganz unbekannt feiner Würde, seine Gewährsmänner zu nennen. Der Angeklagte gnügen ein öffentliches gewesen sei und daher unter die Straf- und erst zugereist zu sein und legte sich auch einen falschen Ramen schildert nochmals eingehend die Vorgänge gelegentlich des beab- bestimmungen des Vereinsgefeges falle. Die Polizei hatte jedoch in bei. Der Verhaftete, der wohl guten Grund hat, die Angabe sichtigten Verlaufs der dem Rittergutsbesitzer Schulz- Rosengarten diesem Falle mit ihrer Staatsrettung fein Glück. Der Kriminal- feines richtigen Nationales zu verweigern, wurde dem Polizeigehörigen Güter. Schulz habe ihm selber erklärt, daß von dem schutzmann Botargiesti mußte in der gestrigen Gerichtsverhandlung präsidium zugeführt.
im Dften.
Ein Vergehen gefällig?