Nr. 66. 21. Jahrgang.
Freitag, 18. März 1904.
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Regiment zu empören. Viele Maßregeln der Regierung haben die Blätter können sich die Schonung dieser Missionare nur dadurch er Unzufriedenheit der Bevölkerung feit geraumer Zeit aufs höchste ge- flären, daß sie zu Gunsten der Hereros gegen Deutsche Partei steigert; besonders hat weiter das Verhalten der europäischen Händler ergriffen haben. Das ist natürlich undenkbar und ausgeschlossen. 60. Sigung. Donnerstag, 17. März 1904, 1 hr. die Eingeborenen zum Aufstand getrieben. In der Kölnischen Ich bin überzeugt, daß diese Missionare nicht aufreizend, sondern Am Tische des Bundesrats: Dr. Stübel, v. Tirpib. Volkszeitung" wurde in einem Artikel vom 20. Januar darauf hin- mildernd auf die Hereros getvirkt haben. Wenn es ihnen trotzdem Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung des gewiesen, daß die Händler vielfach aus Elementen von sehr zweifel- nicht gelang, den Aufstand zu verhüten, so zeigt das nur, wie gut 3weiten Nachtrags- und Ergänzungsetats für Süd- haftem Charakter bestehen. Die Händler schwazen den Hereros man verstanden hat, Zoin und Empörung der Eingeborenen zu wecken. alle möglichen Waren westafrita. zu den ungeheuerlichsten Preisen Daß die Hereros sich irgendwo in einer Kirche verschanzt haben, ist Abg. Dr. Spahn( C.): Dem ersten Nachtrags- und Ergänzungs- auf und nehmen schließlich von den Eingeborenen als Bezahlung das doch kein Vorwurf gegen die Missionare. Jeder vernünftige Mensch etat von 3 Millionen ist bald ein zweiter, der 9 Millionen fordert, Bieh zu Schleuderpreisen, so daß sie also einen doppelten Gewinn muß sich doch sagen, daß die Schwarzen genau wie die Europäer gefolgt. Daher halten wir es doch für richtig, eine Vorberatung haben. Durch eine Verordnung der Kolonialverwaltung vom 1. April beim Kampfe Deckung suchen. Am schlimmsten aber und geradezu ungeheuerlich ist, was man Dieses Etats in der Budgetkommission vorzunehmen. Die vorigen Jahres wurde die Verjährungsfrist für Forderungen der Beratung könnte ja morgen in der Kommission erfolgen, so daß Hereros auf ein Jahr herabgesetzt. Im Kolonialrat sollen Stimmen nach Niederwerfung des Aufstandes mit den Hereros vorhat. In das Plenum rechtzeitig die Etats erledigen kann. Eine Ueber- gegen diese Maßnahmen laut geworden sein. Leider hat man diesen einer Versammlung des Berliner nationalliberalen Ver weisung an die Kommission empfiehlt sich schon deshalb, da für die Rat nicht befolgt. Man hat seitens des Kolonialrates wohl ge- eins erklärte der Syndikus der South West Africa Company, Eisenbahn Swakopmund- Windhut eine Summe als erste Rate ge- glaubt mit einer solchen Maßnahme zu Gunsten der Eingeborenen Dr. Roth, man müsse dann jede Sentimentalität bei Seite Lassen fordert wird. Besonders wird auch die Frage zu prüfen sein, die zu handeln. Die Wirkung ist aber selbstverständlich eine ent- und schonungslos vorgehen.( hört! hört! bei den Socialdemokraten.) zum erstenmal hier auftritt, ob eine Entschädigung an die durch den gegengefegte gewesen, denn nun hat das blutsaugerische Volk Dann müsse es heißen: Landgraf, werde hart!" Dieser Aufunfrer Kolonie zu der Händler die armen Hereros in ihren Klauen. Sie hatten nichts stand würde Voraußerordentlichem Herero- Aufstand geschädigten Weißen zu zahlen ist. gereichen; denn nach feiner Beendigung würde Abg. Stockmann( Np.) zur Geschäftsordnung: Im Namen der Eiligeres zu thun, als fofort alle ihre Forderungen geltend zu teil δας nötige Land zur Verfügung Budgetfommission möchte ich bitten, den Antrag Spahn dahin zu machen. 126 000 Eintreibe- Formulare sollen seit diesem Erlaß in endlich den Ansiedlern erweitern, daß der ganze Etat für Südwestafrika der Kommission der Kolonie gedruckt sein.( hört! hört! bei den Socialdemokraten.) gestellt werden. Es gehört die vollendete Herzlosigkeit eines modernen überwiesen wird, damit diese den Haupt- Etat in Verbindung mit Da mußten sich die Hereros allerdings sagen, daß es offenbar auf Kolonialpolitikers dazu, sich über einen solchen Aufstand zu freuen. den Ergänzungs- und Nachtrags- Etats beraten kann. ihren Untergang abgesehen sei. Auch die Rechtspflege läßt in der Was kommt es auf die gefallenen Menschen an! Die Hauptsache Kolonie außerordentlich viel zu wünschen übrig. Ein großer Teil ist, daß Gelegenheit gefunden wird, die Eingeborenen auf die Snie Abg. Bebel( Soc.): der Ansiedler sieht auf die Eingeborenen mit Verachtung herab; sie zu zwingen, ihnen ihr Eigentum zu nehmen, sie zu bestrafen. Noch Swakopmunder Als am letzten Montag der Kolonialdirektor diesen neuen Nach erblicken in ihnen eine untergeordnete Masse und behandeln sie bar- deutlicher heißt es in einem Artikel der trags- Etat ankündigte und zu gleicher Zeit in Aussicht stellte, daß barisch und unmenschlich. Ich erinnere nur an den Fall Zeitung", ein so milder Vertrag, wie der mit den Bondelweitere Forderungen für Verstärkungen der Schußtruppe folgen Arenberg. Dazu kommt ein unglückseliger bis ins Lächer- zwarts dürfe mit den Hereros nicht geschlossen werden.„ Hier würden, da war zum erstenmal der deutsche Reichstag in der Lage, liche gehender Bureaukratismus. Was muß ein Volf kann nur die vollständige Auflösung des gesamten Voltes als ausdie Kosten des Kolonial Etats von einer Seite zu betrachten, die wie die Hereros denken, wenn man ihnen, die feit Jahr- reichende Sühne für die zahllosen Greuelthaten, für die angesehen werden." er bisher nicht gewohnt war. Aber ich fürchte, es wird keines- hunderten vollständig frei auf ihrem Grund und Boden saßen und sinnlose Zerstörung deutschen Kapitals das die Jagd als ihr angebornes Recht ansahen, vorschreibt, daß sie Ach Kapital! Das ist dem Herero ein vollständig wegs das legte Malfein. Er will nur den fremden Eroberer, Die Kosten, die hier gefordert werden, find über alles Erwarten die Jagd auf Schakale und Panther nur mit Jagdscheinen aus- fremder Begriff. groß. Ich habe mich über die finanziellen Wirkungen des Herero - gerüstet ausüben dürfen!( Große Heiterkeit bei den Socialdemokraten.) den Vernichter seiner Existenz beseitigen. Aber dieser Auslassung ist Aufstandes nie getäuscht und schon am 14. Januar ausgesprochen, Durch alle diese Maßnahmen wurden die Hereros zum Aufstand ge- in zahlreichen bürgerlichen Zeitungen Deutschlands zugestimmt worden. daß sehr bedeutende Nachforderungen kommen würden. Ich glaube, drängt. Daß sie nun den Krieg entsprechend ihres niedrigen Kultur- Man will die vollständige Bernichtung und Auflösung jener Bölterdas Reich kann sehr froh sein, wenn die Kosten des Aufstandes standes führen, ist selbstverständlich. Dennoch wird uns gemeldet, schaft. Mit derartigen Zielen wollen wir nichts zu thun haben. Jegt und seiner Nachwirtungen mit 50 Millionen Mart abgemacht werden. daß fie die Frauen verschonen. Frauen der Hereros, die ist unser Standpunkt ganz klar gegeben: wir haben diesem Etat ein ( Oho! rechts.) Bisher sind 12 Millionen gefordert, die Kosten für in die Hände der Europäer fallen, dürfte es wohl flares, deutliches Nein entgegenzustellen!( Lebhafter Beifall bei den die jetzt herausgehenden Truppen dürften gleich hoch sein. Eine sehr faum so ergehen.( Sehr richtig! bei den Socialdemokraten.) Socialdemokraten.) bedeutende Verstärkung der Schutztruppe wird auch nach Nieder- Diese Schonung der Frauen hängt wohl mit den Resten des alten schlagung des Aufstandes stattfinden. Die Kosten für die Wieder- Mutterrechts zusammen, das bei den Hereros noch gilt und ihnen Abg. Patig( natt.): Es ist ein großer Vorteil, daß bei den Herstellung zerstörten Staatseigentums lassen sich noch gar nicht die Tötung einer Frau als das höchste Verbrechen erscheinen läßt. Hereros feine Zeitungen erscheinen und sie von der eben gehaltenen übersehen, und auch die Anforderungen in Bezug auf die Ent Auf keinen Fall aber dürfte die Kriegsführung der Europäer eine Rede keine Kenntnis erhalten. Von unsrem patriotischen Standpunkt fchädigung der Ansiedler sind mit dem jezigen Nachtragsetat noch ähnliche sein wie die dieser auf der niedrigsten Kulturstufe stehenden aus können wir diese Rede nur als höchst bedauerlich erklären. nicht abgemacht, denn schon spricht man in den Organen der Kolonial- Hereros. In dieser Beziehung müssen wir von der Kolonial-( Lachen bei den Socialdemokraten. Lebhafte Zustimmung rechts und schwärmer von 6-8 Millionen Mark. Die finanziellen Verpflichtungen verwaltung Aufklärung darüber verlangen, ob die brieflichen bei den Nationalliberalen.) Wir haben das gute Gewissen, in Afrika des Reiches werden sich also über eine unabsehbare Reihe Meldungen von Angehörigen der Schutztruppe richtig sind, wonach eine Kulturaufgabe zu erfüllen.( Lachen bei den Socialdemokraten.) bon Jahren erstreden, und die Summe von 50 Millionen neuerdings der Befehl ergangen sein soll, überhaupt keine Gefangenen Den Aufständischen muß zum Bewußtsein gebracht werden, daß Mart ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen. mehr zu machen, sondern alles was schwarze Farbe hat, nieder- fie sich einer wirklichen Macht gegenüber befinden. Das ist notDas haben viele Leute, die der Kolonialpolitik bisher zuzufchießen.( hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Freilich, wendig im Interesse des Friedens unsrer übrigen Schutzgeftimmt haben, nicht vorausgesehen. Wie schon jetzt bei unsern beim China Feldzuge erging ja auch der Befehl gebiet und im Interesse unsres Ansehens als Kolonialmacht den oftafiatischen Unternehmungen wird man auch hier allmählich zur Gefangene werden nicht gemacht; hier aber follen selbst übrigen Kolonialmächten gegenüber.( Lachen bei den Socialdemo Erkenntnis kommen, daß die Kosten in keinem Berhältnis zu dem Frauen und Kinder getötet werden. Eine solche Kampfesweise wäre fraten.) Ursprünglich wollte Herr Bebel sich die Entscheidung in der möglichen Erfolg stehen. nicht nur barbarisch, sondern bestialisch und müßte den aller ganzen Frage vorbehalten. Seine Fraktion enthielt sich beim ersten Ich bin nun nicht in der Lage, über diese neue Forderung fo energischten Proteft jedes gesitteten Menschen herausfordern.( Sehr Nachtrags- Etat der Abstimmung. Aber schon damals war ein Teil schnell hinwegzugehen wie die Vorredner. Denn ich halte es geradezu richtig! bei den Socialdemokraten.) Ich glaube vorläufig noch nicht, der politischen Freunde des Herrn Bebel so flug, wie er es heute zu für unsre Schuldigkeit, angesichts solcher Forderungen nach den Ur- daß ein derartiger Befehl erlassen ist trotz der Erfahrungen, die wir sein glaubt, und trat für die sofortige Ablehnung der Forderung Jezt, nachdem die Aktion begonnen hat, versagt fachen des Aufstandes zu fragen. Bei dem ersten Nachtragsetat habe im Chinafeldzuge gemacht haben. Die Haltung eines Teiles der ein. ich schon die Vermutung ausgesprochen, daß die Schuld auf deutscher deutschen kolonialfreundlichen Bresse läßt befürchten, daß man auch die Socialdemokratie mit einem Male ihre Mitwirkung und stellt Seite liegen dürfte. Sollen wir Heute ja ist nun unzweifelhaft geworden, eine derartige Willfür gegen die Hereros durchaus am Plaze finden uns anheim was denn eigentlich zu thun? daß der Aufstand feine Ursache in hohem Grade darin hat, daß die würde. Nun ist durch briefliche Mitteilungen bekannt geworden, alle unsre Arbeiten dort im Stich lassen und den liebenswürdigen Hereros von ihrem Grund und Boden verdrängt werden sollten, daß daß die Hereros nicht nur Frauen, sondern auch Missionare geschont Hereros, von denen Herr Bebel nur gutes gehört hat, unser ganzes fie vor der Alternative standen, entweder das Land zu verlassen, haben. Bei Gelegenheit des chinesischen Feldzuges habe ich in der Schutzgebiet übergeben? Einmal nennt Herr Bebel die Hereros ein er sie wieder als Wilde, die nicht das seit Jahrhunderten ihr eigen war oder zur Empörung zu schärfften Weise mich gegen die Haltung der Missionare in China Bolk, dann bezeichnet zu lösen greifen. Nach dem Urteil der maßgebenden Preffe, nach dem Urteil ausgesprochen, soweit dieselbe dazu beigetragen hat, den Boger- einmal wissen, daß man sich einen Jagdschein zu aller Kenner von Land und Leuten unterliegt es gar keinem Zweifel, aufstand hervorzurufen. Wenn aber hier die Missionare geschont hat.( Heiterfeit bei den Nationalliberalen.) Wir haben gegenüber daß es es sich um einen Verzweiflungsakt handelt, hervor- werden, so kann man doch daraus schließen, daß sie die Hereros dem vorliegenden Etat als bürgerliche Partei dafür zu sorgen, daß gerufen durch die sichere Aussicht auf den Verlust der menschenfreundlich behandelt haben, und das würde ich Deutschland als junge Kolonialmacht nicht solche Fehler begeht, wie gesamten Existenz. Hat doch ein Teil der Kolonialpolitiker ihnen sehr hoch anrechnen. Wenn ich auch Atheist bin, so fie England als alte Kolonialmacht bei den Zulufriegen zuerst bes Direkt auf die Bersflavung der Hereros hingearbeitet. leide ich doch nicht an Pfaffenkoller. Es giebt derartige Leute, gangen hat. Die notwendigen Mittel müssen bewilligt werden, um Bei jedem andern Volle würde ein solcher Aufstand als heroismus, besonders in der liberalen Preffe.( Sehr richtig! bei den die energische planmäßige Niederwerfung des Aufstandes zu ermög als patriotische That gefeiert werden. Den Hereros aber rechnet Socialdemokraten.) Dort finden wir Auslassungen, in denen die lichen. Die vollkommene Entwaffnung der liebenswürdigen Hereros, man es zum Verbrechen an, daß fie wagen, sich gegen das deutsche Missionare fast des Vaterlandsverrates beschuldigt werden. Diese die angeblich alle Frauen und Missionare schonen, ist eine der wichtigsten bestand dann das Gefecht bon vorteilhaft auszeichnen. In der That hat Sigel namentlich den und Durlach , wo
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Zur badischen Revolutionsgeschichte. Berlauf des Doppeltreffens von Waghäusel und Wiesenthal, über die günstige Boſition geschickt zu benutzen verſtand und den Preußen
existierten, wohl zum erstenmal flar und übersichtlich geschildert.
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Das bedeutendste militärische Wert über den badischen Feldzug, das von konservativer Seite ausging von den Berichten des Militär- Wochenblattes" und der kleinen Schrift eines Hessischen Offiziers sehen wir ab war bisher das dem damaligen Prinzen von Preußen, späteren Kaiser Wilhelm I. gewidmete Wert: Tagebuch über die Ereignisse in der Pfalz und in Baden im Jahre 1849. Bon Oberstlieutenant Starost e. Potsdam 1852."
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" Im Gefecht von Durlach war es der wohl kaum über 500 Mann starken und aus minderwertigen Scharen zusammengesetzten Arrieregarde unter Becker gelungen, durch das Gelände allerdings sehr begünstigt, die preußische erste Division etwa drei Stunden lang aufzuhalten und sogar das Eingreifen der dritten und vierten nötig zu machen."*)
Die Litteratur über die beiden Jahre des Sturmes und Dranges, das bisher nur sehr verworrene und widersprechende Darstellungen schwere Verluste zufügte. Voß sagt darüber: 1848 und 1849, nimmt immer noch zu, obschon die in Geschichts schreibung und Unterricht herrschende Richtung ihr möglichstes thut, um die Bedeutung jener so bewegten Zeit abzuschwächen. Das Durch schnitts- Philistertum von heute, das zu träge war, sich selbständig über jene Zeit zu unterrichten, und das diese Trägheit auf seinen Nachivuchs vererbt hat, sieht das„ tolle Jahr" nur als eine Reihe von Straßentrawallen und Kazenmusifen an. Die Arbeiter haben immer ein großes Interesse für jene Boltsbewegung gezeigt, die in Deutschland ein ganz neues politisches Leben geschaffen hat. Das zeigte sich auch in der großen Verbreitung meines Werkes über die deutsche Revolution von 1848 und 1849. Die Arbeiter sind es fast allein, die das Andenken der Vorkämpfer für bürgerliche Freiheit noch in Ehren halten.
Dies Buch ist militärisch wertvoll wegen seiner Details in Bezug auf die beiderseitigen Operationen. Dagegen stroßt es von Gehäffigkeiten und Entstellungen, namentlich wenn von den Freischaren mit Selapphut und roter Feder" die Rede ist. Staroste läßt die badischen Truppen fast immer fliehen, selbst da, wo er ihre Erfolge nicht leugnen fann. Seine Darstellung der Neckargefechte vom 15. und 16. Juni 1849, bei denen die badische Revolutionsarmee siegreich blieb, liest sich, als wenn die badischen Truppen fliehend den Feind geworfen hätten.
Gegenüber den Verleumdungen, welche die fiegreiche Reaktion über die Unterlegenen ausgegossen hat, bricht sich die historische Wahrheit wie immer schließlich Bahn. Servile Professoren und bramarbasierende Militärs haben ja zahlreich ihre Federn in Gift und Galle getaucht, um die Besiegten lächerlich und verächtlich erscheinen Generalmajor v. Voß kommt in seiner Darstellung zu ganz zu laffen. Dies geschah insbesondere in Bezug auf eine der inter - andern Resultaten, als die übrigen tonfervativen und reaktionären essantesten Episoden der großen Bewegung, den Mai- Aufstand von Schriftsteller und hat das ehrliche Bestreben, durch gewissenhaftes 1849 in der Pfalz und in Baden. Vor kurzem hat nun eine Publi- Durchforschen und Vergleichen des vorliegenden historischen Materials fation aus der Feder eines höheren preußischen Offiziers die zur Wahrheit zu gelangen. Das muß anerkannt werden. Litteratur über jene Zeit vermehrt.") Die Kritik des Generalmajors v. Voß richtet sich, was sehr
Beckers militärische Leistungen sind mehrfach von seinen Gegnern
anerkannt worden.
In der Darstellung der Gefechte am Neckar und an der Murg wird von Voß der tapfere Widerstand der badischen Truppen anerkannt; auch von den Volkswehren wird nicht so wegwerfend gesprochen wie in andren Werken. Namentlich wird stets die Tüchtigkeit und Tapferkeit der badischen Artillerie betont, was übrigens auch in andren reaktionären Werken geschehen ist.
Das Resultat der ganzen Untersuchung ist schließlich, ohne daß der Verfasser freilich es direkt ausspricht:
Der Feldzug von 1849 in Baden war feine, lächerliche„ große Retirade" der badischen Armee, keine stete feige Flucht der Freis scharen und Volkswehren, wie es so oft dargestellt worden, sondern im ganzen ein tapferer Stampf gegen eine lebermacht, bei dem die allgemeinen Verhältnisse einen Sieg der badischen Erhebung nicht zuließen. Noch ein Wort über das öftere Niedermachen von badischen Ges fangenen, das von Staroste mehrfach erzählt und als gerechtfertigt bes Generalmajor b. Voß leugnet diese Grausam In diesem Buche zeigt sich, daß auch in lonservativen Streifen, zu bemerken ist, mit großem Freimut gegen die Führung der trachtet wird. denen der Verfasser angehört, nunmehr die Erscheinungen und Er- preußischen und Reichstruppen, die gegen Baden zu Felde feiten nicht, aber auch er sucht sie zu rechtfertigen. Er sagt:„ Seit eignisse jener Zeit fühler und objektiver beurteilt werden. Das Werk zogen. Bei all seiner unbegrenzten Verehrung für den da- Jahresfrist hatten die Truppen die ärgsten Beschimpfungen, ist ein rein militärisches; die politischen Fragen jener Zeit werden maligen Prinzen von Preußen deckt er die Fehler der Verführungsversuche und heimtückische Angriffe von revolutionärer mir selten gestreift, dann aber natürlich in konservativem, respektive tommandierenden Generale rüdsichtslos auf. Die preußischen Generale Seite zu ertragen gehabt; wer will es ihnen verargen, daß sie dann, reaktionärem Sinne. In der Beurteilung der militärischen v. d. Gröben und v. Hirschfeldt und Reichsgeneral v. Beuder er wenn endlich die Zeit zum Losschlagen gekommen war, mit solchen Leistungen des badischen Revolutionsheeres standen sich die demo- scheinen als Strategen ziemlich niedriger Gattung. Ohnehin war es Gegnern nicht immer ganz säuberlich umgingen? Diese Verhältniffe fratischen und die konservativen Elemente sehr schroff gegenüber; teine besondere Heldenthat, mit drei Armeecorps in der Stärke von muß man berücksichtigen, wenn man nicht verschweigen darf, daß bei die letzteren waren gewohnt, die Haltung der badischen Linientruppen zusammen 60 000 Mann und mit 125 Geschüßen einen Aufstand den ersten anstrengenden Märschen mehrfach mangelhafte Marsch sowie der Volkswehren und Freischaren in durchaus wegwerfender niederzuwerfen, der über höchstens 30 000 Mann mit 70 Geschützen ordnung, Eigenmächtigkeiten bei der Einquartierung und Beitreibung Weise zu behandeln. Im Meherschen Lerifon z. B. schreibt irgend verfügte, wobei die Linie etwa 14 000 Mann zählte. Dabei muß in ernſtes Einschreiten der höheren Borgesezten erforderten und daß in ein Schriftgelehrter, in dem entscheidenden Treffen von Waghäusel Anschlag gebracht werden, daß der Verrat in der badischen Be- den ersten Gefechten vereinzelt Ausschreitungen gegen Gefangene und fei die gesamte 12 000 Mann starte badische Revolutionsarmee von wegung eine größere Rolle spielte, als gewöhnlich angenommen wird. gegen Privateigentum vortamen." vier preußischen Bataillonen und einer halben Batterie in die Flucht Generalmajor von Boß verkennt nicht die Schwierigkeiten, die Das Niederstoßen und Niederschießen von Gefangenen kam geschlagen worden. Solche Lügen ließen sich aus der zahlreichen entstehen müssen, wenn in einem Lande eine Revolution alle Ver- während des ganzen Feldzuges vor, wie Staroste angiebt, und nicht Litteratur über jenen Feldzug ins Unabsehbare anführen; indessen hältnisse aufgelöst hat und wenn zugleich gegen einen überlegenen nur vereinzelt. Nach der Logit des Generalmajors v. Voß wären muß bemerkt werden, daß auch demokratische Historiker start auf- Feind zu Felde gezogen werden soll. Die badische Armee hatte die badischen Revolutionäre berechtigt gewesen, für die Hinrichtung geschnitten haben, manchmal sogar sehr start. faum 14 Tage Beit, sich auf die ersten Kämpfe vorzubereiten. Unter von Robert Blum an den Gefangenen, unter denen sich der Die im Jahre 1902 von mir herausgegebenen Denkwürdigkeiten solchen Umständen bedeutet es sehr viel, daß sie einem so über- preußische Major spätere General - v. Sindersin und der des Generals Franz Sigel haben manches neue Licht in ber- legenen Feinde vier Wochen lang Widerstand leisten konnte. Der medlenburgische Hauptmann v. Klein befanden, Rache zu nehmen. nach der berlorenen Schlacht bon schiedene dunkle Partien des badischen Revolutionsfeldzuges ge- Rückzug Waghäusel Die badischen Revolutionäre dachten anders; sie behandelten die den Neckar und bon δα an bracht. Generalmajor v. Boß hat die„ Denkwürdigkeiten" für seine an die Murglinie zwischen Gefangenen trop der Grausamkeiten des Gegners anständig und das wird vielfach als ein macht ihnen alle Ehre. Darstellung benußt und bemerkt, daß sich gegenüber andren demo- drei feindliche Armeecorps hindurch Berlin , im Februar 1904. Wilhelm Blos. fratischen Schriftstellern Siegels Aufzeichnungen durch größere strategisches Meisterstück angesehen; er war jedenfalls eine der Wahrheitsliebe und ein verhältnismäßig objektives Urteil" fühnsten Thaten des Generals Mieroslaw sti, dessen Feldherrntalent von Bog anerkannt wird. Auch Sigel läßt er Gerechtigkeit*) Die Gefechte von Waghäusel und Durlach haben ber *) Der Feldzug in der Pfalz und in Baden im Jahre 1849. widerfahren und namentlich auch unfrem Parteigenossen, dem bor - preußischen Armee für Durlach bezeugt dies ein GeneralmajorBearbeitet von Wilhelm v. Boß, Generalmajor z. D. Mit trefflichen Johann Philipp Beder, der erst die badischen Volts- teine Lorbeeren gebracht. Dennoch hat man es für gut befunden, und dann die V. Division fommandierte. Becker zwei Straßen zwischen Schöneberg und Friedenau " Waghäuseler 18 Startenstizzen im Text und auf Beilagen, 1 Uebersichtskarte und wehren 1 Gefechtsplan. Berlin 1908, Verlag von N. Eisenschmidt, bedte mit viel Mut und Umsicht den gefährlichen Rückzug Straße" und" Durlacher Straße" zu benennen.
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