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Nr. 67. 21. Jahrgang.

2. Beilage des ,, Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Boll den Märkämpfern dargebrachten Huldigungen gewütet.

An den Gräbern der Märzgefallenen. Wir erwähnen besonders, daß auch

die Bibel

Sonnabend, 19. März 1904.

Spandau . Parteigenossen! Morgen( Sonntag) früh 1/28 Uhr Flugblattverbreitung. Kein Genosse darf sich dieser Partei- Arbeit entziehen. Treffpunkt: Die bekannten Verkehrslokale. Die Strahlen der Morgensonne spielen auf zahlreichen Helm- endlich von der Polizei als das erkannt wurde, was sie wirklich ist, Bichelsdorferstr. 39, eine Protestversammlung gegen den Umsturz im Am Montagabend 8 Uhr, findet im Saale des Genossen Köpnic, spißen, Schuppenketten und blanten Uniformfnöpfen. Eine dichle nämlich als ein mur mit Vorsicht zu genießendes Buch, das gegen Sette von Schußleuten unter dem Befehl von nicht weniger als vier die wankende Staatsordnung so manchen bedenklichen Angriffspunkt Stadthause statt! Niemand fehle! Agitiert für guten Besuch! Polizeilieutenants hält die kurze Strecke des Weges besetzt, der von hietet. Unser Vorwärts" Kranz hatte in den letzten Jahren Lichtenberg . Den Mitgliedern des Wahlvereins zur Nachricht, der Landsberger Allee in den Friedrichshain , nach der Ruhestätte der das Schidial, feiner Schleife polizeilich beraubt zu werden. Diese daß die Mitglieder- Versammlung nicht am Dienstag, sondern am Märzkämpfer, führt. An den Schußleuten vorbei flutet ein un- Prozedur empfanden wir als eine Störung unfrer pietätvollen Ge- Montag, den 21. März, abends 8 Uhr, bei Höflich, Frankfurter unterbrochener Strom von Männern und Frauen, Proletarier. die fühle. Da wir nun wissen, daß es in der ganzen weltlichen Chaussee 120, stattfindet. Genosse Dr. Alberti spricht über März­nach den Gräbern der Freiheitshelden pilgern, um am Gedenktage Weltlitteratur feinen Autor giebt, der entweder selbst preußischer gedanken und Märzerinnerungen".( Siehe Annonce.) der Revolution das Andenken derer zu ehren, die ihr Leben im Dienst Polizeilieutenant gewesen oder den heutigen Ansprüchen eines der Freiheit gelassen haben. Vorbei an den Schuhleuten bewegen preußischen Polizeilieutenants genügt, so flüchteten wir uns diesmal, breitung zur Gemeindevertreterwahl statt. Treffpunkt 7 Uhr, Grünan. Am Sonntag findet eine Flugblatt- Bere sich auch die Träger von Stränzen, die auf leuchtend roten Bändern um ganz sicher zu gehen, zu dem heiligsten Heiligtum der Christen­7½½ Widmungen in Goldschrift zeigen. Diesen Widmungen gilt die be- heit, der Bibel. Vor einigen Versen, die uns zuerst gefielen, er Grüne Ede", sondere Aufmerksamkeit der Polizei. Wie leicht kann nicht durch so schraken wir, so blutig revolutionär muteten sie an. Schließlich eine Inschrift auf rotem Grunde das Gespenst der leibhaftigen Re- aber wählten wir den mildesten aller Sprüche, Jesaias, Kapitel 60, volution heraufbeschworen und die Grundlage des Staates erschüttert Vers 14, und setzten werden. Um solchem Unheil vorzubeugen, prüft ein Polizeilieutenant Stranzschleife: ohne Quellenangabe die Zeilen auf die am Eingange des Friedhofes mit strengem Blid jede Kranzwidmung, und jedes Wort, welches dem Beamten bedenti) erscheint, verfällt ohne Umstände der Konfistation. Ein Griff mit träftigen Fingern, cin energischer Rud, und das Band ist an der Stelle, wo die als staatsgefährlich erachtete Inschrift beginnt, durchriffen. Sorgfam säubert der Polizeilieutenant seine Uniform von den roten Stäubchen, die ihm bei der Amputation der Schleife angeflogen sind. Dann waltet er tveiter mit ernster Miene seines Cenforamtes im Dienste preußischer Ordnung.

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Es werden gebückt zu Dir kommen, Die Dich unterdrückt haben.

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sich seiner Sache nicht recht sicher, holte sich einen Kollegen zur gut Der wachthabende Litteraturzerschneider las und stuzte, fühlte achtlichen Hilfe und nun Jesaias wurde getöpft, von Polizei wegen! ein rascher Schnitt, der arme Prophet Aber nicht nur das alte Testament wurde als umstürzlerisch be­funden!

Bibelspruch ab: Von einem andern Kranze schnitt die Polizei den folgenden

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Matthäus 3, 10. Es ist schon die Art den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringet, wird abgehauen und ins Feuer geworfen."

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die letzte Flugblattverbreitung vor den Gemeindewahlen statt. Treff­Borsigwalde und Waidmannslust . Sonntag früh 8 Uhr findet punkt für Waidmannslust bei Schmidt an der Chauffee, Borsigwalde bei Waagh. Es ist Pflicht der Parteigenossen, sich zahlreich zu be= teiligen. Der Vertrauensmann.

11 Uhr im Lokal von Waltinger. Die Parteigenossen in Berlin Jn Kl.- Schönebeck- Fichtenau finden heute die Gemeinde­wahlen statt und zwar in der Zeit von vormittags 10 Uhr bis werden ersucht, ihre Arbeitskollegen aus dem genannten Ort auf die 1 Uhr 42 vom Schlesischen Bahnhof ab und fährt 1 Uhr 19 von Wahlhandlung hinzuweisen. Der in Betracht kommende Zug fährt Fichtenau zurück. Wenn jeder seine Pflicht thut, muß troß der un­günstigen Wahlzeit der Sieg unser werden.

Lokales.

Beim Armenpfleger.

Innerhalb des Friedhofes, über den Gräbern der Freiheits­helden, reihen sich die Zeichen der Ehrung aneinander. An Bäumen und Sträuchern aufgehängt, am ephenübersponnenen Boden aus­gebreitet, fügt sich Kranz an Kranz. Leicht vom Märzwinde bewegt, flattern die roten Schleifen in der Luft und die Sonne glänzt auf den goldenen Inschriften, welche der strenge Censor passieren ließ. Täufer gesprochenen Wortes für unsre Parteigenossen ein Ansporn Wahrscheinlich wird diese Konfistation eines von Johannes dem Groß ist die Zahl der Kränze von den Arbeitern einzelner Betriebe. fein, zu der Märzfeier im kommenden Jahre die Bibel weiter auf Die Männer, die in den Armenkommissionen unsrer Stadt thätig Gewerkschaftliche Organisationen sind diesmal nur ganz vereinzelt ihren Gehalt an tonfistablen Worten hin zu betrachten. sind, empfangen die Bedürftigen, die zu ihnen kommen und um vertreten, da die Berliner Gewerkschaftskommission einen besonders prächtigen Kranz im Namen aller ihr angeschlossenen Gewerkschaften einem Jahre vorher. Aber auch sonst war die Polizeischere ängstlich wie faum in Hilfe bitten, gewöhnlich nicht mit einem Uebermaß von Liebens­niederlegte. Die Widmung dieses Stranzes ist allerdings aus Mechaniker der Firma Siemens u. Halske den Märzlämpfern alte Erfahrung bestätigen, faum noch jemand sich wundert. Am Von dem Kranze, den die Meßinstrumenten- würdigkeit. Das ist so bekannt, daß über neue Einzelfälle, die diese welchem Grunde, das mögen die Götter wissender polizeilichen spendeten, wurde folgender doch wahrlich harmlose Spruch tonfisciert: Ende kann man das den Armentommiffionen nicht einmal übel­Censur verfallen. Hier sind die tonfiszierten Reime: nehmen, daß sie die Hilfesuchenden nicht mit besonderer Freundlich­feit oder gar Höflichkeit behandeln. Das entspricht nur den An­schaumgen der Bevölkerungskreise, denen die Mitglieder unsrer Armenkommissionen zumeist entnommen werden. Nicht oft gelingt

" Drum mögt Ihr uns verfolgen,

Durchbrechen unsre Reih'n;

Wo hundert von uns fallen,

Da treten tausend ein!

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Was Ihr erkämpft Durch Euren Tod

Ist heute wieder Aufs neue bedroht.

Den Arbeitern der Anhaltischen Maschinenfabrik wurde der es, in eine Armenkommission einen Arbeiter, einen Social­

Euch trieb das Elend, Euch trieb die Not, Euch Brüder hin in den graufigen Tod. Wir sind mum Erben, wir eifern Euch nach, Wir rächen die Blutschuld, wir rächen die Schmach.

Wie immer, so haben natürlich auch die Partei Organis fationen und Parteitörperschaften sowie die dem folgende Denkspruch von der Kranzschleife abgeschnitten: wissenschaftlichen und fünstlerischen Bedürfnis des Proletariats dienenden Vereine große und schöne Kränze dargebracht. Hier und da macht sich unter dem alles beherrschenden Rot eine schwarz- rot­goldene Kranzschleife fortschrittlicher und freisinniger Vereine oder das schwarze Band anarchistelnder Verbindungen bemerkbar. Auch die Berliner Eisenbahner haben, trotz des Den Arbeitern der Firma Mix u. Genest wurden folgende Worte Feldzuges, der unter Führung des Eisenbahnministers gegen ihr aus Schillers Wilhelm Tell" tonfisciert: Stoalitionsrecht geführt wird, den Märztämpfern einen Kranz ge= Laßt die Rechnung der Tyrannen anwachsen, bis ein fandt. Jm vorigen Jahre wurde der Träger des Eisenbahnerkranzes Tag die allgemeine und die besondere Schuld bezahlt. behufs Feststellung seines Namens sistiert. Diesem Geschick entging Die Maschinenfabrik von Werner aus der Lützowstraße hatte der diesjährige Ueberbringer allerdings er steht als Gewerkschafts- einen Kranz mit folgender für konfistabel befundenen Widmung cuf beamter außerhalb des Buddeschen Machtbereichs dafür verfiel die Gräber der Märzgefallenen niedergelegt: aber die Widmung, die nur die Worte enthielt: ,, Vorwärts trob alledem!", der polizeilichen Konfiskation. Die Fürsorge des Censors fann natürlich nicht hindern, daß es trob Budde und sonstiger Re­attionäre mit dem Klassenbewußtsein der Eisenbahner vorwärts geht. Warum sind die Worte:" Vortvärts trotz alledem!" bei den Eisen­bahnern gefährlich? Wir finden keine andre Erklärung als die: Budde will nicht, daß es vorwärts geht.

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Nach welchen Grundsäßen die polizeiliche Auslese zu Werke geht, das bleibt dem schlichten Menschenverstand ein Rätsel. Un­ergründlich ist der Geist des Censors. Ein Kranz der Reiter gerüstbauer trägt die Inschrift:

" Dumpf umrauscht vom Lärm der Gassen

Liegt berstedt im grünen Hain

Eine Stätte. Ded' berlassen

Reiht sich schweigend Stein an Stein.

In der Brust von drei Millionen

Hebt sich heut ihr Angedenken,

Lern, o Menschenkind, aus diesem Grabeshügel."

Hier erfolgte der Censurfchnitt, unter dem noch die Worte standen:

Unbesiegbar bleibt der Socialist.

Spiel nicht mit der Weltgeschichte Selbst wenn Du ein Staatsmann bist."

Den Arbeitern der Deutschen Waffen- und Munitionsjabrik wurden diese Worte tonfisziert:

Ihr wandeltet voll Heldenmut,

Wer noch so denkt, wie Ihr gedacht, Wer noch von Freiheitsdrang entfacht, Der schaffe was er schaffen kann

In Eurem Geist als ganzer Mann! Auch die hier wiedergegebene Widmung an dem bom Wahlverein Rigdorf gespendeten Kranz wurde von der Polizeischere abge­schnitten: Der Knechtschaft ist ein Ziel gegeben, Der Zeiger an der Weltuhr rückt, Dann naht die Stunde, und mit Beben Der Blizzstrahl aus der Wolfe zückt. Dann bricht mit allgewalt'gem Leben Der Völker Märzentag herein,

Dann leuchtet rings von allen Höh'n Der ganzen Freiheit gold'ner Schein. Auch die Inschrift, die die Handels- Hilfsarbeiter der A. E.-G. Abteilung Schlegelstraße gewidmet hatten, fiel der Schere zum Opfer. Dieselbe enthielt das folgende Citat aus Freiligrath:

Wenn die letzte Krone wie Glas zerbricht, In des Kampfes Wettern und Flammen, Wenn das Volk sein legtes Schuldig!" spricht, Dann steh'n wir wieder zusammen!

demokraten hineinzubringen. Gutfreifinnige Hausbesitzer, Rentiers, Krämer usw. gelten noch immer als die geeignetsten Personen für solche Posten. Diese Gesellschaftsschicht ästimiert aber gewöhnlich nur den, der etwas in die Suppe zu brocken hat, und betrachtet arme Schlucker, die es zu nichts gebracht haben und fremde Hilfe in Anspruch nehmen müssen, als eine geringere Sorte Menschen.

Das eine jedoch sollte man vom Armenpfleger erwarten dürfen, daß er sich an die Vorschriften hält, die ihm von der Armen­verwaltung für seinen amtlichen Verkehr mit den Bedürftigen ge­geben find. Freundlichkeit gehört unfres Wissens nicht zu diesen Vorschriften, wenigstens nicht zu denen, die ernst gemeint find. Wohl aber sind die Armenkommissionen wiederholt und dringend ermahnt worden, darauf zu achten, daß jedem Bittenden Gelegenheit geboten wird, sich dem Armenpfleger unter vier Augen an­aubertrauen. Diese Mahnung ist auch durchaus berechtigt, und es muß mit aller Entschiedenheit gefordert werden, daß jeder Armenpfleger fie beherzigt. Sei du ein Grobian, wenn's zu andrem bei dir nicht langt, aber zerre nicht den Hilfesuchenden mit seiner Hilfsbedürftigkeit vor fremde Augen und Ohren, erstice nicht in dem Armen das Chrgefühl, das bei aller Armut auch er befigt. Wir haben es früher oft rügen müssen, daß Armenpfleger sogar die Auszahlung der Unterstüßungen in vollster Deffentlichkeit vornahmen, in ihrem für jedermann zugänglichen Geschäftslokal, in einer von Gästen besetzten Kneipe. Ob das auch heute noch vor­tommt, entzieht sich unsrer Kenntnis; Beschwerden darüber sind in letzter Zeit nicht an uns gelangt. Es ist möglich, daß zum mindesten bei der Unterstützungsauszahlung solche Taftlosigkeiten nicht mehr begangen werden. Im übrigen aber gilt es noch immer nicht bei allen Armenpflegern als etwas Selbstverständliches, daß Armen­sachen diskret zu behandeln find.

Die Polizei fonfisciert eben nach altem Herkommen, fie ton­Ein starkes Stück wird uns aus der Gegend des Schönhauser fisciert heute Gedentsprüche, weil sie in früheren Jahren auch welche Thores mitgeteilt. In der 132. Armenkommission, die den 203. Stadt­fonfisciert hat. Irgend ein sichtbarer 3wed liegt nicht in dieſem bezirk( Teile der Lothringerstraße und der Linienstraße von der Thun . Daß etwa ein Besucher der Weihestätte des deutschen Volkes Alten Schönhauserstraße bis zur Bartelstraße) zu versorgen hat, durch einen der von den Widmungen vertilgten Sprüche bewogen waltet seines Amtes der Seifenfabrikant Nichterlein. Der Herr werden könnte, zu Flinte und Säbel zu greifen und gegen das hat seine Wohnung natürlich im Bezirk dieser Armenkommission, im Ein Kranz vom Wahlverein für den vierten Streis( Often) trägt Polizeipräsidium zu marschieren, das glaubt wohl selbst der Hause Linienstraße 39, aber von Armen( und übrigens auch von

Für Recht und Freiheit freien Tod zu sterben.

Ihr dachtet nicht, mit Eurem Blut

Nur Königsmäntel rot zu färben."

die Inschrift:

"

Proletarier haben sich Hand in Hand

Zu mächtiger Einheit verbündet!

Uns fettet die Not, nicht tändelndes Spiel: Die Welt zu erlösen ist unser Ziel!

Mag kommen, was da kommen mag,

Die folgenden Worte:

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Wir spotten jedem Vernichtungsschlag- Gerechtigkeit muß werden!"

berfielen gleichfalls der Cenforschere.

Die Worte: Wir spotten jedem Vernichtungsschlag" tönnen es der Polizei wohl nicht angethan haben, denn sie fonnten unbeanstandet paffieren auf einem Stranz der Arbeiter der Deutzer Gasmotoren fabrik, der einen Teil derfelben Strophe trägt, welche ber vierte

Wahlfreis gewählt hatte. Die Gasmotorenarbeiter haben jedoch ihre Widmung mit dem Bernichtungsschlag" geschlossen und die Worte: Gerechtigkeit muß werden" weggelassen. Man muß angesichts der Stonfistation an der Widmung des vierten Wahlkreises wohl an­nehmen, daß es polizeiwidrig ist, die zuversichtliche Hoffnung zu verkünden: Gerechtigkeit muß werden".

Den

Heut treten wir an Eure Ruhestatt Und leisten unsern Schwur aufs neue"

jüngste Lieutenant am Alexanderplatz nicht. Daß die Konfiscierten Steuerpflichtigen, denn er ist auch Mitglied einer Einkommensteuer­Widmungen aber sich ins Gemüt des Voltes cinprägen, können auch

noch so viele scherenbewaffnete Schußleute nicht verhindern, da die Voreinschätzungskommission) will er sich nur in seinem Geschäftslotal beachtenswertesten dieser Sprüche doch am nächsten Tage in der sprechen lassen, in der Prenzlauerstraße, die gar nicht zu seiner Breffe veröffentlicht werden. Wozu also die Anstrengung? Dem Armenkommission gehört. An der Thür seiner Wohnung in der nun einmal nicht aus der Welt zu schaffenden Widerwillen des Linienstraße hängt ein Plakat, das also lautet:" In Armen- und Bolles gegen die heutige Ordnung der Dinge geschieht durch das Steuerangelegenheiten Sprechstunde 8-9 Prenzlauerstraße 47, Bolizei- Aufgebot tein Abbruch; im Gegenteil würde dieser Wider- Sof. Comptoir. Nichterlein." Vielleicht macht der Leiter des wille entschieden weniger Nahrung erhalten, wenn die Polizei am städtischen Armenwesens Stadtrat Münsterberg sich einmal die Mühe, 18. März den Friedhof im Friedrichshain ebenso links liegen ließe, fich das Plakat felber anzusehen und durch eignen Augenschein sich wie an den andern Tagen des Jahres. davon zu überzeugen, daß Herr Nichterlein die Armen nach seinem Comptoir bestellt.

Berliner Partei- Angelegenheiten.

Wie es einem Hilfefuchenden dort ergehen kann, das mußte dieser Tage eine Frau erfahren, die nicht eine Unterstützung erbitten Eine Kommunalwähler- Versammlung für den 32. Kommunal- wollte, sondern nur ein Armutszeugnis wünschte, um einen Prozeß Wahlbezirk ist zu Montagabend 8 Uhr nach dem Swinemünder führen zu können. Die Frau sah sich in dem Comptoir einer Geſellſchaftshaus", Swinemünderstraße 42, einberufen. Die Ver- größeren Zahl von Angestellten gegenüber, deren einer sie nach fammlung soll Stellung nehmen zu der bevorstehenden Neuwahl, die ihrem Begehr fragte. Sie versuchte eine ausweichende Antwort, fich infolge Aberkennung des Stadtverordneten- Mandats gegen den doch gab man sich damit nicht zufrieden. Nach so vielen unerklärlichen Cenfurschmitten entdeckten wir auch bisherigen Vertreter Karl Leid notwendig macht. Das Referat angebent, was sie von Herrn N. wünschte, und dann hieß man sie Sie mußte genauer einen, der aus dem Polizeigeist heraus wohl erklärlich erscheinen mag. hat Genosse Paul Singer übernommen; außerdem soll die Auf- im Comptoir warten. Arbeitern der Als nach längerer Zeit Herr N. erschien, Allgemeinen Elektricitätsstellung des Kandidaten vollzogen werden. Am Sonutag findet für nahm er fofort in Gegenwart feines Personals ein scharfes Gesellschaft wurden von dem Verse: die in Betracht kommenden Bezirke eine Flugblatt- Verbreitung statt, Verhör mit der Frau vor. Er fragte in einem Ton, der zu welcher sich die Genoffen in ihren Bezirkslokalen früh 8 Uhr recht verlegend wirkte, nach ihren Familienverhältnissen, nach dem zahlreich einfinden mögen. Mann, nach der Tochter, nach deren Bräutigam, und räfonnierte dann, " Bersprengt wird doch dereinst die Sklavenkette, Sechster Wahlkreis.( Schönhauser Vorstadt.) Sonntagabend 6 Uhr das fei ja eine nette Gesellschaft. Um dem Auftritt eine Ende zu Dann atmet auf das Volk, das freie." findet im" Jägerhaus", Schönhauser Allee 103, eine Volts Vermachen, verzichtete die Frau auf das Zeugnis und ging. Gflabentetten zersprengen und frei aufatmen Dabei muß ammlung statt. Tages- Ordnung: 1. Vortrag des Genoffen Wir legen die Gefühlsausbrüche des Herrn N. ohne Ver­cinen preußischen Beamten allerdings gruseln. Albrecht Fülle über: Preußen in Deutschland voran, Deutschland wunderung zu dem Uebrigen, was uns im Laufe der Zeit über den Doch, so sehr sich auch die Polizei bemühen mag, jedes Wort, in der Welt voran!" 2. Diskussion. Nach der Versammlung gemüt- Berkehr zwischen Armen und Armenkommissionen bekannt geworden was als Regimg freien Geistes gedeutet werden fann, forgfältig aus- liches Beisammensein. Zu zahlreichem Besuch ladet ein zumerzen, den Sieg der Freiheit kann sie nicht hindern. Das ist die Wir hoffen aber, daß dieser Armenpfleger von zuständiger frohe Bubersicht, mit der auch gestern die Besucher des Märzfriedhofes Wilmersdorf. Zur Gemeindewahl findet am Montagabend Stelle wenigstens darüber belehrt werden wird, daß er die Hilfe­die Ruhestätte der Freiheitskämpfer berließen, fest entschlossen, jeder 7 Uhr von von den bekannten Lokalen aus eine Flugblatt- suchenden nicht in Gegenwart fremder Personen, sondern unter vier an seinem Teil mitzuarbeiten an dem großen Kulturwert: Be- verbreitung statt. Zahlreiche Beteiligung ist geboten. Augen abzufertigen hat. freiung des Proletariats aus den Feffeln des Kapitalismus .

die Worte geschnitten:

Die Censurfchere

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hat auch gestern, wie wir schon an einigen Beispielen zeigten, unter Aufbietung aller ihr eignen Geistesschärfe gegen die vom arbeitenden

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Der Vertrauensmann.

ist.

Mariendorf und Umgegend. Sonntag: Agitation für den Die socialdemokratische Stadtverordneten - Fraktion hat zum Etat Vorwärts". Die Genoffen werden ersucht, sich zahlreich zu folgende Anträge der Stadtverordneten- Versammlung unterbreitet: beteiligen. Treffpunkt: Morgens 7 Uhr in Mariendorf bei Reichardt, 1. Zum Personal- Etat 38:" Die Stadtverordneten Versammlung Chauffeeftr. 16; in Marienfelde bei Fritz Greulich, Berlinerstr. 81; ersucht den Magistrat, über die Anstellung des Verwaltungsdirektors in Lichtenrade bei Scabell , Dorfstraße. beim Rudolf Virchowo- Krankenhause eine besondere Vorlage der Ver­