Nr. 149.
Gefcheint täglich außer Montags. Prets pränumerando: Biertels jährlich 8,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Pfg. fret in's. Haus. Einzelne Nummer
5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DefterretchUngarn 2 Mr., für das übrige Ausland 3 Mr.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.
Vorwärts
9. Jahrg.
Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Festtagen bis 9 Uhr Vors mittags geöffnet.
Sern fprech- Anschlug: Amt I, Nr. 4186.
Mittwoch, den 29. Juni 1892.
4. mit Manufaktur- und Schnittwaren, 5. mit gemischten Waaren.
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Nachdem die Fragebogen fertiggestellt sind, wird es eine Bum Quartalswechsel eröffnen wir ein neues Abonnement Hauptaufgabe der dadurch berührten Arbeiter sein, die Ausauf den wahl der Stichproben" nicht allzusehr verunglücken zu lassen. Am leichtesten wird das in den Großstädten sein. In den Städten mit über 100 000 Einwohnern soll systematisch Betrieb um Betrieb gefragt werden, abwechselnd immer in dem einen Betrieb der Arbeitgeber, in dem anderen die Gehilfen. Um die Mühe der Verarbeitung der Fragebogen jedoch nicht allzusehr anschwellen zu lassen, können in den Großstädten auch einzelne, geographisch abgegrenzte Bezirke dieser Detailuntersuchung unterworfen werden- also: in Berlin ein paar Bezirke der Arbeitelviertel und sagen wir ein Bezirk des aristokratischen Westens hier verschiedene Arbeitsverhältnisse vermuthet. je nachdem man
mit der illuftrirten Sonntagsbeilage
,, Neue Welt".
Unser Blatt ist das Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie. Jeder Genosse und vor allem jeder Berliner Genoffe muß es als seine Pflicht betrachten, das Zentralorgan feiner Partei zu halten. Die Unterstützung der gegnerischen, auch der sogenannten parteilosen Presse heißt im Kampfe dem eigenen Feinde die Munition liefern.
Auf unsern Feuilleton- heil wird besondere Sorgfalt verwandt werden. Außer einem Roman aus dem Französischen: Schlagende Wetter,
das Leben, Ringen und Sterben des Bergmanns fchildernd ,, Die Waffen nieder", von Freifrau von Suttner , unseren Lesern vorführen. Für Berlin nehmen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum 1 Mart 10 Pfennige frei ins Haus.
werden wir unter andern auch den trefflichen Roman:
monatlichen Preise von
aum Preise von
Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements 3,30 M. für das Quartal entgegen.( Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 Wir ersuchen unsere Bostabonnenten höflichst, das Abonnement rechtzeitig( mehrere Tage vor Quartalsschluß) aufzugeben, damit die regelmäßige Zustellung des Blattes feine Unterbrechung erleidet.
unter Nr. 6652.)
Die Redaktion und Expedition des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Die Arbeiter und die Reichs
Statistik.
Die erste Untersuchung der deutschen Reichskommission für Arbeiterstatistik" betrifft bekanntlich das Bäckerei gewerbe und ferner die Ladengeschäfte für den Handel 1. mit landwirthschaftlichen Produkten( Milch, Butter, Käse, Obst, Südfrüchten u. f. m.), 2. mit Kolonial, Eß- und Trinkwaaren,
8. mit Zabat und Zigarren,
Feuilleton.
Nadbrud verboten.]
Am Webstuhl der Zeit.
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Vielfach jedoch könnten die Unternehmer wohl darauf hinwirken, und in kleineren Drten, wo nur ein paar Betriebe für die Befragung ausgewählt werden, ist sicher viel Schönfärberei zu erwarten, schon darum, weil die Behörden sich mit Vorliebe an die solidesten" und" respektabelsten" Geschäfte wenden und die schlimmsten Schindbuden und Knochenmühlen außer Acht lassen werden.
Wir würden daher den Arbeitern( Bäckern und Handlungsgehilfen) anempfehlen, wo es möglich ist, öffentliche Bersammlungen einzuberufen und sich über die Auswahl der Bezirke und alles Weitere auszusprechen. Ein zu erwählendes Komitee hätte dann mit den Bes bindung mit einem gleichen Komitee der Unternehmerhörden in Verbindung zu treten, um eventuell in Verüber die Vertheilung der Fragebogen und über die etwa auszuwählenden Bezirke der Detailuntersuchung gehört zu
Die Bäcker und Handlungsgehilfen von Berlin , Ham- werden. burg , Breslau , München , Dresden , Leipzig , Königsberg Wo die Behörden offen ersichtlich parteiisch vorgehen, u. f. w. sollten sich nun zunächst darüber schlüssig werden, hätte das Komitee nach Kräften für eine Gegens welche Bezirke ihnen zur Feststellung von Mißständen st a ti stik zu sorgen. Es steht nichts im Wege, die Frage( bezüglich der Arbeitszeit!) etwa besonderes geeignet er bogen nachzudrucken und ausfüllen zu lassen. viertel wie einfach Straßenzüge sein. Es hindert z. B. herein die Thätigkeit der Reichskommission lahmzulegen. scheinen. Diese Bezirke können ebensogut Häuser und Stadt- Wir machen diese Vorschläge nicht, um etwa von vorn beim Ladengeschäft in Berlin gar nichts, eine Wir hoffen vielmehr auf eine gegenseitige billige BerUntersuchung aller Läden speziell in der Leipziger , ständigung und hegen alsdann keinen Zweifel, daß gerade Friedrich, Brunnen, Dranien, Prinzenstraße vorzunehmen. Die Arbeiter am eifrigsten und ehrlichsten Auskunft ertheilen Bezirke auszuwählen. Es mag das freilich Manchem un- Mißständen nichts zu fürchten, höchstens eine fünftige Natürlich ist die Hauptsache dabei, die ungünstigsten werden; sie allein haben ja bei der Konstatirung von begreiflich erscheinen, der einen richtigen statistischen Durch Befferung zu erwarten. Wir wollen nur verhüten, daß die schnitt" für alle Verhältnisse gesichert sehen will. Indeß Kommission durch die unglückliche Entscheidung über die ist ein solcher Durchschnitt für die jetzt beliebte Arbeiter Vertheilung der Fragebogen zum Gegentheil dessen wird, statistik ziemlich gleichgiltig. Diese Statistik ist lediglich was sie werden sollte: zu einem Hemmschuh, statt zu einem eine Vorarbeit für die Entscheidung, ob für die Bäckerei Förderungsmittel der Fortbildung des Arbeiterschutes. und die Ladengeschäfte etwa die zulässigen Marimalarbeits- Wie schwierig für die Kommission die Entscheidung zeiten gesetzlich vorzuschreiben sind, hierfür genügt es zu dieser Frage war, übersehen wir dabei in keiner Weise, konstatiren, daß in tausenden von Fällen die Länge der und auch an ihrem guten Willen zu zweifeln, haben wir Arbeitszeit von Gehilfen und Lehrlingen( männlichen und vorläufig weiter keinen Grund. Die befugten fachkundigen weiblichen) eine menschenunwürdige, oft geradezu mörderische Vermittler einer wirklich werthvollen Arbeitsstatistik find offenist. Auch über diejenigen Unternehmungen, welche ein gesetz- bar die Arbeiterorganisationen oder gewählte Arbeitervertre geberisches Einschreiten zunächst nicht erfordern, mehr wie tungen, wie Arbeiterkammern für Bezirke, Provinzen und heute zu wissen, ist gewiß für eine wirkliche, um- schließlich für das Reich. Da diese Voraussetzungen bei uns fassende Sozialstatistik sehr wünschenswerth, würde aber fehlen, so schlug der Abg. Schippel vor, man solle für ausbei der ganzen Tendenz der jetzigen Statistik eher Schaden giebigste Verbreitung der Fragen durch die Presse sorgen und zu wie Nutzen stiften. Man kümmert sich doch, wenn man die möglichst zahlreicher Beantwortung auffordern; Fragebogen Gefährlichkeit einer Bahnhofs- Einrichtung oder eines Eisen- hätten alsdann jedem Interessenten nach Belieben zur Verbahn- Straßenübergangs untersuchen will, auch nicht um die fügung gestellt werden müssen; Sache der Fachpresse, der Zahl der glücklich der Gefahr Entschlüpften, sondern ledig- vorhandenen Gewerkschaften, Agitationskomitees u. s. w. lich um die Zahl ber Todten und Verstümmelten. wäre es weiter gewesen, überall, wo besonders scheußliche
was
Auch die Auswahl derjenigen Hälfte der Betriebe, für Arbeitszustände bekannt sind, zur Beantwortung anzufeuern welche die Arbeitgeber Fragebogen erhalten sollen, tönnte und dabei mit Rath und That zur Seite zu stehen leicht das Ergebniß der ganzen Untersuchung zu Ungunsten natürlich nicht ausgeschlossen hätte, daß für einzelne Bezirke der Arbeiter verschieben. Vielfach, besonders in Großstädten, eine Detailstatistik, Betrieb um Betrieb, vorgenommen kennen, um etwa in Betrieben mit schlechten Zuständen mög in der Liste der Orte und Bezirke ausgefüllt hätte. Jeden werden die Behörden die Arbeitsverhältnisse ja viel zu wenig worden wäre, und daß man nachträglich allzu große Lücken lichst die schönfärbenden Inhaber, in Betrieben mit besseren falls wäre hierbei eine Lückenhaftigkeit immer noch eher Verhältnissen die Arbeiter als Auskunftspersonen zu wählen. zu fürchten gewesen wie eine Ueberfluthung mit statistischem
seinem treuen Diener manchen Liebesdienst zu vergelten, abendlich Lustspiele, Trauerspiele und selbst Opern womit alsbald der Stand seiner Finanzen wieder auf die giebt, bei denen er die Arien in Begleitung des Triangels vorige Höhe oder Tiefe gebracht wurde. Dagegen ist es ihm fingt, beziehentlich pfeift, alle unbequemen Rezitative aber, eine erhebende Genugthuung, so ganz incognito, vom gleichwie die Duette, Terzette u. s. w. spricht. Dieses Spiel Wechselarrest aus, seine ehemaligen Kameraden geschlagen und die Vorbereitungen dazu lassen ihn die Zeit vergeffen. zu haben, ja seine Vorgesetzten, wenn er sich's richtiger Das Puppentheater ist ihm auch eine kleine Einnahmequelle fagen will. Indessen ist er unter dem Eindrucke der Ideen, zur Deckung seiner geringen Bedürfnisse geworden, denn er welche nach und nach in diesem Kreise herrschend geworden, verkauft die Billets zu einem Groschen das Stück, ist aber jeht mehr für friedlichere Feldzüge begeistert. nicht farg mit Freibillets da, wo es nöthig ist. Die Revo
Herr Musselich lebt still und gedrückt dahin; der Tod lution hatte ihm einen schlimmen Querstrich gemacht in seines alten Geschäftsfreundes Seidenspinner , der nichts in feine Kombinationen, denn er war in seinen immer In der Ede am Ofen, über seinen Kalender gebückt, seiner Lage geändert hat, da Herr Mensch sich noch feine kühner werdenden Plänen bis dahin gestiegen, die den er jetzt indeffen, nach so langem Gebrauche, wohl mehr Beit genommen, zu untersuchen, wie eigentlich die Geschäfte sämmtlichen historischen Stücke Shakespeare's in der Reihenaus alter Gewohnheit, denn aus Mißbegierde vornimmt, seines Onfels gehen, erinnert ihn täglich an den seinigen; folge hintereinander vorzuführen, hatte sich mit den Vorfizt Abraham Mofes Levy. Der alte Israelit ist, wie die es fehlt ihm ja nicht an Zeit, solchen Gedanken nach- bereitungen dazu sogar in Kosten gestürzt, in Schulden konnte anderen Drei behaupten, seinem Tode nahe, denn bei der zuhängen, und die Rückblicke auf sein Leben sind nicht man sagen, und nun ein Publikum von drei Mann, unter allgemeinen Geldklemme, die unter den Anwesenden herrscht dazu geeignet, besondere freudige Gefühle aufkommen denen zwei zahlungsunfähig waren, während der dritte, und die man dadurch noch verschlimmert hatte, daß man zu laffen. Sieht er den Offizier, so hat er nur der Ifraelit, der als Kassirer und Billeteinnehmer ge auf Kosten der Lichtkasse ein Viertel Loos der Landes das Bild vom Leben eines Menschen, dessen Existenz von wohnheitsmäßig ein Freibillet genoß, so wie so nicht zu Lotterie spielte, damals freilich in Rücksicht auf den blühen Leuten, wie er selbst einer gewesen, ruinirt worden, und rechnen war.
den Stand der Kasse und den fast täglich sich ereignenden hätte nicht das besondere Verhältniß, in welches er zu Frant Welche Fülle von Freuden sah man da abgeschnitten, Ein und Abgang von Gästen, ließ er sich's beifallen, getreten, ihm schützend zur Seite gestanden, seine soziale zu denen sich noch regelmäßig die vom Lieutenant Sommer zuweilen ein Zehngroschenstück zum Besten zu geben; eine Stellung in dieser Gesellschaft wäre eine noch weit des Morgens nach der Aufführung geschriebenen, beim Freigebigkeit, die früher niemals an ihm bemerkt worden. weniger erfreuliche gewesen, als sie sich in Wirklichkeit ge- Nachmittagskaffee vorgelesenen Rezensionen zu gefellen " Ich kann's ja doch nicht mitnehmen," sprach er bei staltet hatte. pflegten, denen Molinaro mit lebhaftestem Eifer lauschte, solchen Spenden, mit einem Seufzer, und erregte dadurch In stiller Ergebung in das Leben, welches ihm hier zumal sie gelegentlich die Quintessenz dessen enthielten, was nur noch mehr Erstaunen. aufgegangen, bringt als der Vierte auch der Künstler der im Geheimen versammelte ästhetische Rath über die Der Lieutenant Sommer hat zwar für Ausarbeitung Molinaro seine Tage zu. Auch ihn hat die Noth erfinde- Darstellungen geurtheilt hatte. eines Feldzugsplans aus der Revolutionskasse das verlangte risch gemacht; mittels gesammelter Beiträge und unter dem So waren denn einige Tage in dumpfem Dahinvegetiren Honorar von 100 Thalern in Gold doppelt ausgezahlt er Beistande geschickter Schicksalsgenossen ist es ihm gelungen, vorübergegangen, selbst die einsamen Proben machten demt halten; aber er bedurfte neuer Kleidung, sowie einiger ein kleines Theater mit Puppen herzustellen, auf dem er, theilnahmsbedürftigen Künstler kein Vergnügen mehr, und Werte zu seinen Studien, und benutzte die Gelegenheit, wenn nicht besondere Umstände es verhindern, all wenn wir ihn an diesem Nachmittage in lebhafterer Er