Nr. 78.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
21. Jahrg.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Freitag, den 1. April 1904.
1. Mitglied: Rittmeister Beutel, Semit, aber trotzdem erheben berechtigt ist.
Des heutigen Feiertags wegen erscheint derjenige, der auf seine Ehrenstelle noch am ehesten Anspruch zu die nächste Nummer unfres Blattes Sonntagmorgen.
Ju k. und k. Diensten".
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2. Mitglied: Oberlieutenant Küster, Adjutant und als solcher selbstverständlich Sprachrohr und Echo des Kommandanten, obwohl er in Abwesenheit seines Herrn und Meisters diesen gemeinschaftlich mit dem Adjutantur Wachtmeister mit Kosenamen wie dummer Kerl, Tepp usw. belegt.
3. Mitglied: Lieutenant Wodupiel, ein bartloses, faum den Windeln entschlüpftes Büblein; besondere Eigenschaft: großer Säufer, verspricht es in dieser Beziehung noch weit zu bringen.
Der Verfasser des Buches In f. und t. Diensten" war durch neun Jahre Offizier beim 3. Train- Regiment und zum Schluß Vor einigen Tagen ist unter dem Titel: Jn t. und. Diensten" genießt unter den Sportleuten einen Ruf als erfolgreicher HerrenDie Bilfe- Litteratur hat nunmehr auch auf Destreich übergegriffen. Eskadronschef. Er scheint ein unabhängiger Mann zu sein und ein Buch erschienen, deffen Inhalt geeignet wäre, Aufsehen zu machen, reiter. Er ist also nicht zufällig in das„ ritterliche" Milieu hineinwenn man nicht gegen die militärischen Korruptions- Sensationen geraten, sondern ist ebenso wie der Graf Baudiffin in den Sphären, bereits einigermaßen abgeftumpft wäre und wenn es nicht überdies aus denen man die Führer der Nation" holt, aufgewachsen. Um so den Ausländern gar so schnuppe wäre, wie es in der schwarzgelben beachtenswerter ist die heftige Anklage, die er erhebt, und der k. und k. Armee aussieht. In Destreich selbst aber bleiben solche Standal- Moloch wird diesen Antläger nicht so ohne weiteres abschütteln enthüllungen schon deshalb wirkungslos, weil die bürgerliche Bresse fönnen. zu feig und zu indolent ist, davon Notiz zu nehmen. In t. u. f. Diensten" ist wie alle Bilsebücher ein litterarisch wertloses Machwerk und der Verfasser hat im Gegensatz zu seinen reichsdeutschen Kollegen sogar darauf verzichtet, eine litterarische Bose einzunehmen. Er erzählt keinen Schlüsselroman, sondern einfach nackte Thatsachen, ohne die geringste poetische Ausschmückung. Kaum daß er sich Muße nimmt, die Namen der geschilderten Personen zu verhüllen; man von 63 militärischen Vorgesetzten wegen Mißhandlung, vorschrifts Im ersten Vierteljahr 1904 wurde die gerichtliche Aburteilung braucht nur den Militär- Schematismus( die„ Rang- und widriger Behandlung und Beleidigung von Untergebenen bekannt. Quartierliste") aufzuschlagen und man wird sofort sehen, daß An Strafen wurden dabei ausgesprochen 8 Jahre 10 Monate der weiland Oberst und gegenwärtige General Sprech niger nach 18 Tage Gefängnis, 1 Jahr 6 Monate 11 Tage mittlerer Arrest, der genauen Personbestimmung, die uns das Büchlein giebt, niemand 1 Monat 24 Tage gelinder Arrest, 8 Monate 12 Tage Festungshaft, andrer sein kann, als der Generalmajor Otto Bresniger, dem 1 Monat 21 Tage Stubenarrest, 5 Degradationen, 2 Dienstentdie oberste Leitung des östreichischen Militär- Gestütswesens anvertraut laffungen. Der Freiheitsentzug beträgt im ganzen ist. Ebenso leicht ist es natürlich, den Oberstlieutenant Holler
D, welche Luft, Soldat zu sein.
11 Jahre 4 Monate 26 Tage.
als den Oberstlieutenant Haller, oder den Rittmeister Hawelot! Auf Preußen treffen 6 Jahre 4 Monate 3 Tage Gefängnis, als den Rittmeister Havelka zu agnoscieren. Kurzum das 1 Jahr 1 Monat 4 Tage mittlerer Arrest, 29 Tage gelinder Arrest, ganze Buch ist darauf angelegt, die getroffenen Personen zur Klage 8 Monate 12 Tage Festungshaft, 14 Tage Stubenarrest, 4 Degrazu provozieren, und wie man heute erfährt, ist diese lage dationen, 2 Dienstentlassungen( 41 Borgefeßte); auf Bayern 81/ Monate Gefängnis, 3 Monate 6 Tage mittlerer Arrest, 3 Tage gelinder auch bereits eingereicht worden. Arrest, 37 Tage Stubenarrest, 1 Degradation( 10 Vorgesezte); auf Sachsen 1 Jahr 10 Monate Gefängnis, 2 Monate 1 Tag mittlerer Arrest, 22 Tage gelinder Arrest( 12 Borgesezte). Von den Bestraften feien die Offiziere und jene Unteroffiziere genannt, die sich am schiversten verfehlt haben.
Was so Schlimmes ereignete sich nun im Offiziercorps des 3. t. u. t. Train- Regiments, daß es einem Eingeweihten Anlaß geben konnte, nach den Lorbeern Bilses zu langen? Das läßt sich schwer in wenigen Worten sagen. Man kann nur schlicht erklären, daß die Forbacher Zustände ein reines Schäferidyll sind gegen diese a) Offiziere: Oberlieutenant v. Kunowski vom Schweinereien, die sich nicht in fleinen bergessenen Grenzstationen, preußischen Infanterie- Regiment Nr. 94 sechs Wochen Festungshaft; sondern im Lichtkreise der größten östreichischen Garnisonen, direkt Oberlieutenant Start Schulze 14 Tage Stubenarrest; unter den Augen der Corpskommandanten von Prag , Krakau und ieutenant v. Schweinichen vom Mezer Königs- InfanterieRegiment 1 Jahr 1 Monat Festungshaft, Dienstentlajfung: Przemysl abgespielt haben. Nach den Thatsachen, die der Verfasserieutenant Müller vom preußischen Infanterie- Regiment anführt und die er alle vor Gericht belegen will, zeichnet sich das Stronprinz 4 Monate Festungshaft, Dienstentlassung: Lieute Offizierscorps des 3. östreichischen Train- Regiments auf folgenden nant Wilhelm v. Germer 2 Monate Festungshaft; Gebieten aus: Suff, Hurerei, Diebstahl, Veruntreuung, Erpressung, Lieutenant Wilhelm Walter vom 17. bayrischen eheliches Zuhältertum, Denunziation, Ausspähung der Kameraden, Infanterie- Regiment 35 Tage Stubenarrest; bayrischer Reserveniedrigste Gesinnung, Mißbrauch der Dienstgewalt zu privater lieutenant Eygen 2 Tage Stubenarrest. b) Unteroffiere: Ranlüne, Nachlässigkeit im Dienste, brutale Strenge gegen die Sergeant Beder vom preußischen 21. Bionier- Bataillon ein Mannschaft, Mißhandlungen, Unwissenheit, Unfähigkeit in allen Jahr Gefängnis und Degradation, Gefreiter Stahl über 100 Fälle ein Jahr Gefängnis, Vicewachtmeister Kleinmichel vom Dingen des militärischen Dienstbetriebes. Sogar ein Kinder- Feldartillerie- Regiment Nr. 57 ein Jahr Gefängnis, teine Degra schänder ist vorhanden, der sich seiner Heldenthaten unter dem bation; Unteroffizier Brandmann acht Monate Gefängnis Beifall der Kameraden rühmt. und Degradation, Unteroffizier 3elle bom preußischen InfanterieSehr interessant ist, was der Verfasser über die Behandlung der Regiment Nr. 94 fünf Monate Gefängnis, Degradation, 42 Fälle. Mannschaft erzählt. Als er selbst noch Einjährig- Freiwilliger war-Bei der Verhandlung gegen den Unteroffizier Brandt 35 wurde die er blieb später als Offizier beim Regiment war er einmal Zeuge, vom preußischen Infanterie- Regiment Nr. ausgeschlossen. Warum wohl? wie ein roher Wachtmeister an einem Soldaten die Strafe des An- Deffentlichkeit ist der höchstbestrafte Unteroffizier der bindens vollzog. In Bayern Der Menschenschinder machte das so, daß das unteroffizier Bechtold vom 6. Chevaugleger- Regiment arme Opfer in wenigen Minuten besinnungslos war. Da nahm mit 62 mit 6 Monaten Gefängnis, Degradation; in Sachsen der Wüterich einen Kübel Wasser und goß den Inhalt über den ist es der Feldwebel Krüger mit 1 Jahr Gefängnis und Degrada Delinquenten. Soll er hin werden", meinte er dann gleichmütig. tion. Bemerkenswert ist in diesem Vierteljahr folgendes: Der er An einem sehr drastischen Beispiele zeigt der Verfasser, was für eine wähnte Lieutenant von Schweinichen beleidigte in der tolle Farce das sogenannte Beschwerderecht ist. Ein Soldat will sich Trunkenheit einen bayerischen Feldwebel, mißhandelte einen ta ch t- über seinen Mittmeister, nebenbei bemerkt den größten Schurken der ganzen habenden bayrischen Gefreiten, warf einen bayrischen Artille Verbrechergalerie, beschweren. Der schurtische Nittmeister ist ein guter risten aus dem Bett und legte sich selbst hinein, um seinen Rausch Reiter und daher bei seinem Vorgesetzten, dem Oberstlieutenant auszuschlafen. Auch eine Blüte der Nation, ein erstklassiger Mensch! Lieutenant Krause vom preußischen Infanterie- Regiment Holler( Haller), der selbst als hippologischer Fachmann in der Armee Kronprinz war wegen Mißhandlung angeklagt, aber das Urteil war nicht einen gewiffen Ruf befist, sehr gut angeschrieben. Oberstlieutenant eruierbar, da die Berichterstatter zu Beginn der Verhandlung nicht nur Holler hört den Soldaten gar nicht an, sondern läßt ihn sogleich den Gerichtssaal, sondern auch das Gerichtsgebäude verlassen wegen eines Formfehlers bei der Meldung in den Arrest führen. mußten und sich daher zur Urteilsverkündung nicht rechtzeitig einDer Soldat will nach Verbüßung der Strafe doch seine Beschwerde finden konnten. Es fieht gerade so aus, als ob hier schreckliche vorbringen und wird nun, ehe er zu Worte tam, wegen Vorkommnisse Gegenstand der Verhandlung gewesen wären. Aus eines angeblichen Adjustierungsfehlers in den Arrest gesetzt. Bayern und Sachsen sind leider zwei besonders milde Urteile zu Der Unteroffizier Hans Habinger des bayrischen Als er das dritte Mal beim Eskadronsrapport erscheint, wird über melden.
1. Infanterie- Regiments stieß einen Mann mit dem Gewehrihn die barbarische Strafe des Anbindens verhängt, und nun giebt fchaft(!) an den Kopf und erhielt dafür nur zwei Monate er es endlich auf, sein Recht zu suchen. Gefängnis. Der Unteroffizier Heidrich vom sächsischen Der Oberst dieses Regiments, der gegenwärtig General Infanterie- Regiment Nr. 177 mißhandelte fast seine ganze und Leiter der Gestütsbranche ist, soll ein so hervorragender Fach- Storporalschaft und drangsalierte einen Refruten derart, daß mann sein, daß er ein vierjähriges Pferd von einem zwanzigjährigen er sich vom ersten Stock in den gepflasterten Kasernener schwerverletzt liegen blieb. Der nicht unterscheiden kann. Wegen seiner geistigen Eigenschaften, zu hof hinabstürzte, wo mal wegen seiner Unfähigkeit, in den einfachsten Dingen der Militär- Unteroffizier tam mit nur 4 Monaten Gefängnis davon. Degradation wissenschaften Bescheid zu geben, aber auch wegen seiner jüdischen wurde nicht ausgesprochen. Herkunft nennt man ihn allgemein den" dummen Davidl". Den Ehrenrat einer Division schildert der Verfasser folgendermaßen:
Präses: Rittmeister Balthasar, rangältester Ritimeister der Division, lebt seit Jahren im Kontubinat, ist bis über die Ohren verschuldet und auf ein Drittel Gage gesetzt; er war früher Beinmeister der Offiziersmenage und hatte in dieser Eigenschaft große Verluste aufzuweisen, infolge welchen Um standes heute noch in der Messe schlechter und obendrein gewässerter Wein getrunken werden muß, um den Verlust nach und nach hereinzubringen.
Angesichts solcher Urteile nimmt sich die Versicherung des Kriegsministers, in der Armee werde die Bekämpfung der Soldaten mißhandlungen mit allen Kräften betrieben, wunderlich aus.-
Gegen die Herero- Berleumdungen wendet sich im Reichsboten" B. Hausleitner, der Inspektor der Rheinischen Missionsgesellschaft. Derselbe schreibt u. a.:
Wenn jetzt allerlei heidnische Grausamkeiten verübt worden find, so ist das sehr zu beklagen. Es darf aber nicht allen Hereros zur Last gelegt werden. Die Hinschlachtung wehrloser
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
Frauen ist bis jetzt noch in keinem einzigen Fall nachgewiesen; wohl aber verdankte eine ganze Reihe der armen Farmerswitwen ihre Rettung einzelnen Hereros und den Missionaren." leber den schon erwähnten Bestialitätsatt eines Kulturs pioniers", der einem eingeborenen Knaben den Schädel einschlug, wird berichtet:
" Der Deutsche, der kurz vor dem Aufstande in Okahandja einem eingeborenen Knaben die Schädeldecke im Zorn einschlug nicht ein aktiver Soldat, sondern ein ortsansässiger deutscher Civilist, dessen Namen wir wissen, und über dessen am 17. Dezember 1908 erfolgte Verurteilung das dortige laiserliche Gericht Auskunft geben tann."
Leider teilt der Verfasser das Strafmaß nicht mit. Wie 1902/1903. Von drei Bestraften wurde nur einer zu einem Monat geringfügig durch Weiße begangene Störperverlegungen in Südwestafrika bestraft werden, beweist die Kriminalstatistik für Gefängnis verurteilt, die beiden andern kamen mit Geldstrafen davon!-
Weitere Truppennachschübe nach Südwestafrika. Das„ Berliner Tageblatt" schreibt: " In der Presse sind verschiedentlich Mitteilungen aufgetaucht, eine weitere Verstärkung der Schuztruppe für Deutsch- Südwestafrita nach dem Abgang der letzten Abteilung am 7. April werde bes absichtigt. Wie wir von gut unterrichteter Seite hören, ist diese Meldung unzutreffend. Eine solche Absicht ist bei den leitenden Kolonialkreisen nicht vorhanden. Die Frage, ob noch weitere Truppen nach der Kolonie entsandt werden feine Veranlassung vor. sollen, überhaupt in Erwägung zu ziehen, liegt zur Zeit Selbstverständlich ist es nicht unmöglich, daß der Gouverneur weitere Forderungen erhebt. Bielleicht erweist sich eine Verstärkung der Schußtruppe nötig nicht sowohl infolge einer Schwächung der vorhandenen Streitmacht durch Gefechte mit den Hereros, als vielmehr infolge einer Berringerung der Zahl der kampffähigen Truppen durch tlimatische Einflüsse und die Malaria, die namentlich bei der notwendigen Zusammendrängung größerer Truppenmassen Teicht einen nicht unerheblichen Teil der Truppen außer Gefecht setzen könnte. Indessen wird abgewartet werden müssen, ob diese Möglichkeit eintritt und in welchem Umfange sie eintritt." Sehr vertrauenerweckend klingt dies freiwillig offiziöse Dementi gerade nicht!-
"
veröffentlicht der Basler Vorwärts". Es ist das Schreiben Toleranz! Ein dokumentarisches Seitenstück zum Kopp- Prozeß eines katholischen Geistlichen an die katholische Braut eines protestantischen Arbeiters. Es lautet: Dr. Jos. Ant. Keller.
Gottenheim, 1. Febr. 1904. Gelobt sei Jesus und Maria! Gratuliere Dir Agatha zum hl. Namenstag! Möge Deine große Namenspatronin Dir Licht und Stärke erflehen an Gottes Thron. Deine Verlobungskarte hat hier feine Freude gebracht, erhielt sie von Kathriner H. sondern Bestürzung. Was, einen Protestanten willst Du heiraten?!! St., der alte Sünder, ließ sich lutherisch trauen, er ist schrecklich gestorben!! Aber die Frau St. gab es nicht zu, daß Franz eine Protestantin heiratete, weil sie wußte, daß es noch keine glückliche gemischte Ehe gegeben hat und keine geben wird, weil sie im wichtigsten, in der Religion, nicht einig sind. Sehe, was ich Dir beigelegt habe, erhältst bald noch ein Büchlein von mir darüber. Weißt, wie ich Nachsicht mit Dir hatte zur Zeit des Erstkommunions- Unterrichts? Weißt Du noch, was Du bei Deiner ersten heiligen Kommunion versprochen hast? Und jetzt willst Du lutherisch werden! Dem abscheulichen Martin Luther anhangen! Hast Du noch Verstand? Der Wahn ist furz, die Reue aber lang. Die erste Verantwortung trifft Deine Eltern, weil sie duldeten, daß Du bei Protestanten in Dienst tratest. Aber scheint's, Du hast nicht gefolgt: Dein Vater wollte Dich zu Hause haben. Aber Du hast 4 Jahre schon mit einem Protestanten Umgang. Entsehlich!! Schreibe dem Alfred M., wenn er Dich wirklich lieb hat, solle er katholisch werden, sonst habe er nur eine fleischliche Liebe, die nur kurze Zeit dauert. Georg B. machte es auch so, der die Anna M. hier heiratete, wie du weißt. Im nahen Einsiedeln sind ihrer viele fatholisch geworden, dort soll er auch fatholisch werden, dann hat's tein Hindernis mehr und dann tönnt ihr euch in Gottenheim mit Ehren sehen lassen. Berstanden? Will er das nicht, dann fort aus dem lutherischen Grenzach, wo viele schuftige Katholiken wohnen, die vom Glauben abgefallen sind, was die größte Sünde ist; fort aus dem Wirtshaus. Es ist Dein Untergang. Wie kannst Du 6-7 Jahre in einem protestantischen Wirtshaus bleiben?? Du bist verweltlicht und leichtsinnig geworden, Agatha! Wir beten für Dich mit ausgespannten Armen. Die Luise Sch., die leichtsinnige, ist auch hineingetappt! Wie wird's die noch reuen. Wir haben traurige Beispiele in Grenzach, daß zwar die katholische Erziehung der Kinder versprochen, aber nicht gehalten wurde. Welches Unglück dann für den katholischen Eheteil! D, der unglückliche Xaver H. dort! So machet ihr Gottenheimer eurem Geburtsort Ehre!! Komme auf Fastnacht hierher, deine Eltern. Geschwister, erwarten dich. Fort aus dem Grenzach! Der liebe Gott wird dich nicht stecken lassen, wenn du jetzt folgst. Wir meinen es gut mit dir, du bist auch Oder noch jung. So preffiert's nicht mit dem Heiraten. doch? Das Heiraten ist ein gar ernster Schritt! Dir, o Liebe, feusche Maria, empfehlen wir diese Agatha W. Wende ihr einen gütigen Blick zu, daß fie teinen Protestanten heiratet! Wann warst zum legtenmal. zu Wyhlen in einer heiligen Messe? D Maria, immer hilf? Jesus, laß dein heiliges Blut an dieser Seele nicht verloren gehen. Wenn die Leidenschaft vorbei ist, dantst du Gott, daß wir dich gerettet haben. Bete beständig, Agatha, bete, bete!
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Gruß! In Eile. Dein betrübter Seelsorger Dr. Jos. Keller. NB. Bekommst hier Gelegenheit zum Heiraten! Die Agatha hat hoffentlich Verstand genug gehabt, um den schäumenden Prediger der Toleranz recht herzhaft auszulachen!-