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Nr. 81. 21. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

An die socialistischen Vereine und Arbeiter- Organisationen.

Liebe Genossen!

Das Bureau, das am 7. Februar d. J. in Brüffel eine Konferenz abhielt, hat folgende Tagesordnung beschlossen:

1. Prüfung der Mandate;

3. Bericht des Sekretariats;

4. Berichte der Nationen;

5. Internationale Regeln der socialistischen Politit; Resolution über die Taktik der Partei( Socialistische Partei von Frank­ reich );

6. Kolonialpolitik( Hyndman: Socialdemokratische Föderation von England, und Van Kol : Socialistische Partei Holland);

7. Auswanderung und Einwanderung( Socialistische Partei

Republik Argentinien);

von

der 8. Generalstreik( Revolutionäre socialistische Arbeiterpartei von Frankreich , und Socialistische Partei von Holland ); 9. Socialpolitik und Arbeiterversicherung( Molkenbuhr: Social­demokratische Partei Deutschlands ).- Der Achtstundentag ( Gewerkschaftsbund Dänemarks ); 10. Trusts und Arbeitslosigkeit( Socialistische Partei der Ver­einigten Staaten von Amerika ).

Verschiedene Fragen.

Landeskonferenz der Socialdemokratie Sachsens .

fomitees

Chemniz, 5. April. ( Eig. Ber.)

0

Donnerstag, 7. April 1904.

Er

Geyer - Leipzig führt zum Falle Göhre aus, die Genossen des 20. Streifes beriefen sich mit Unrecht auf den§ 3 des Drganisations statuts, denn dieser Passus gebe den Wahlkreisen mur das Recht, lokale Partei- Angelegenheiten selbständig zu ordnen. Den Genossen des 20. Kreises habe er dringend empfohlen, nicht außerhalb lich, daß man weder im 22. noch im 20. Wahlkreise seinen Rat be­gesetzt habe. Die ganze Sache sehe aus, als wollte Göhre die Ge folgt und alte erprobte und befähigte Genossen in Sachsen zurück­noffen brüstieren. Hätte er die Kandidatur von vornherein abgelehnt, wäre der ganze Spektakel nicht gekommen.

welche sich die Komitees gezeigt hätten. Man hätte Göhre, der ja entschieden einen Fehler gemacht hätte, den Kopf waschen können, man durfte aber nicht in so autokratischer Weise eingreifen. Der Redner ersucht schließlich darum, den Antrag aus dem 7. Kreise In dem neu erworbenen Heim der Chemnizer Genossen, dem abzulehnen. ehemaligen Ballsaale Kolosseum ", fanden sich heute die Vertreter Lehmann Dlbernhau erörtert die Kandidatenfrage bom Das internationale socialistische Bureau ladet Euch ein, an dem der sächsischen Socialdemokratie zur Beratung über sächsische Partei- Standpunkt der Genossen des 20. Wahlkreises und protestiert dagegen, vom 14. zum 20. August 1904 in Amsterdam ( Holland ) statt- fragen ein. Es waren 56 Delegierte aus allen Wahlkreisen daß man diesen Wahlkreis bevormunden wolle. Zur Aufstellung findenden Internationalen Kongreß teilzunehmen. erschienen. Durch die Vertreter des Agitationskomitees und die Göhres habe der Kreis keiner Erlaubnis bedurft, denn nach§ 3 des Reichstags- Abgeordneten, von denen 17 anwesend find, erhöht sich Organisationsstatuts tönne jeder Kreis seine Angelegenheiten selbst die Teilnehmerzahl auf 85. Vom Parteivorstande war Genosse regeln. Man habe daher den Kandidaten aufgestellt, den man für Gerisch anwesend. den geeigneten gehalten habe. Maßgebend war für uns, daß er Die Beratungen begannen mit dem Berichte des Central- vollgültiger Parteigenosse ist, und das würde man nicht bestreiten 2. Wahl des Bureaus; Bildung der Sektionen; Feststellung der komitees. Ueber die Kassenverhältnisse und den Stand der Organi - können. Tagesordnung; fationen konnte nur günstiges berichtet werden. Es ist im letzten Gerisch Berlin : Im Falle Göhre sei die Parteileitung ein­Jahre auf allen Gebieten und in allen Kreisen in erfreulicher Weise geschritten, nachdem sich herausgestellt habe, daß sich Göhre über die bortvärts gegangen. In den zum Teil sehr lebhaften Verhand- wichtigsten Pflichten gegen die Gesamtpartei hinweggesezt habe. Er Partei- Organisationen und Parteifinanzen, es wurde vielmehr schon bedauere, daß er den Streich begangen hat. lungen beschäftigte man sich aber weniger mit dem Stande der fühle sich von aller Boreingenommenheit gegen Göhre frei und er durch den Genossen Sindermann, der den Bericht des Central- Göhre habe in der Aufwallung das Mandat niedergelegt, so ist als erster Referent gab, die Niederlage im darauf zu erwidern, daß Göhre in seiner Rechtfertigung ausdrücklich 20. Reichstags- Wahlkreise( Bichopau- Marienberg) und die bemerkt, es sei nicht ein Aft der Verstimmung gewesen, er würde Es sei ihm neu, ( damit im Zusammenhange stehende Kandidatenfrage in den Vorder- unter ähnlichen Umständen wieder so handeln. grund der Verhandlungen gerückt. Außerdem lag noch ein durch den daß Göhre zugegeben habe, einen Fehler begangen zu haben. ( Meißen - Großenhain ) bor , der den Agitationskomitees ein Mitrede- bie Angelegenheiten des Kreises einzumischen, aber wenn er angerufen Vorgang veranlaßter Antrag der Parteigenossen des 7. Wahlkreises sei überzeugt, daß der Parteivorstand wenig danach strebe, sich in recht bei Aufstellung von Reichstags- Kandidaten sichern will. werde, müsse er auch das letzte Wort haben. Genosse Sindermann wies in seinem Referate auf den In der Nachmittagssigung wird zunächst der Bericht der Mandat glänzenden Wahlsteg der sächsischen Socialdemokratie im Juni prüfungskommission entgegengenommen, sodann werden einige An­vorigen Jahres hin. Leider sei durch die Niederlage in Bichopau- träge begründet, unter anderm befürwortet Genosse Schöpflin Marienberg ein bitterer Wermuttropfen in die Siegesfreude gefallen. eine Resolution, die eine neue Einteilung der Agitationsbezirke Dann kommt er auf den Fall Göhre zu sprechen und weist darauf empfiehlt und Genosse Goldstein verlangt in einem Antrage die hin, daß G. erst vor kurzem ein Mandat niedergelegt habe. Göhre Errichtung einer Centralftelle zur Sammlung gegen die Arbeiter ge­habe dadurch gezeigt, daß es ihm an der elementaren Erkenntnis richteter Polizeiverfügungen und Gerichtsurteile. fehle, daß ein Mandat der Partei und nicht dem zufälligen Ab­geordneten gehöre. Fast die gesamte Parteipresse habe anerkannt, 11. Schutzzoll und Freihandel.( Unabhängige Arbeiterpartei Eng- baß Göhre mit seinem Mandate einen unerhörten Mißbrauch ge­lands); trieben habe. Jm Oktober 1903 habe er im 15. Reichstags­12. Militarismus( Unabhängige Arbeiterpartei Englands); Wahlkreise ein Mißtrauensvotum erhalten; dennoch habe 13. Der Klerikalismus und die Schulen( Socialdemokratische Föde- er wenige Wochen später die Kandidatur im 20. Wahlkreise an- Sachfens auf die Kandidatensuche zu gehen. Es berühre ihn schmerz­ration von England); genommen. Göhre hätte nicht aufgestellt werden dürfen, das Vor­und die standidatur Göhre unter den obwaltenden Umständen ein gehen der Genossen im 20. Kreise sei ein schwerer Fehler gewesen Ding der Unmöglichkeit.( Lebhafte Zustimmung.) ( Lebhafte Zustimmung.) Eine Einigung 15. Internationale Schiedsgerichte( Unabhängige Arbeiterpartei ei mit Göhre nicht zu erzielen gewesen. Die Komitees hätten aber sei bon England); nicht ruhig zusehen können, wie gewissermaßen ein Preis auf die Haubold Chemnitz: Das Chemnitzer Agitationskomitee ist 16. Arbeiterwohnungen( Nationaler Verein für Arbeiterwohnungen Disciplinlosigkeit gesetzt worden sei. Ein Einschreiten sei im Intereffe vor allem der Ansicht gewesen, es wäre auch in Sachsen möglich, in England); der Partei geboten gewesen. Wäre die Kandidatur Göhre aufrecht- geeignete Kandidaten zu finden. Noch ehe das Komitee zur 17. Internationale Solidarität( Verein der deutschen , öftreichischen erhalten worden, hätte es einen Entrüstungssturm in der Partei ge- Kandidatenfrage Stellung nehmen konnte, hätten schon einige Genossen und ungarischen Socialisten in der Schweiz ). geben. Es sei falsch, in dem Vorgehen der Komitees die Ursachen aus dem 15. Wahlkreise für Göhre in Bichopau- Marienberg Der Niederlage zu suchen. Der Kreis hätte auch mit Göhre als Stimmung gemacht; die Hauptarbeit im 20. Wahlfreise sei von jeher Das Bureau erinnert alle socialistischen Vereinigungen und die Kandidaten verloren gehen können. Wie dem auch sei, jedenfalls von Chemnitz aus besorgt worden, es sei daher mir zu natürlich, gewerkschaftlichen Organisationen an die auf dem Londoner dürften bei einer socialdemokratischen Wahl nicht die persönlichen daß die Chemnizer ihren Einfluß nachdrücklich geltend gemacht hätten. Stongreß( 1896) gefaßten Resolutionen, die 1899 auf der Brüffeler Eigenschaften des Kandidaten ausschlaggebend sein, sondern unsre Goldstein- Zwickau spricht sich sehr scharf gegen Göhre aus. Konferenz ergänzt und vom Pariser Kongreß( 1900) bestätigt Biele, unser Programm. Unfre Partei sei stark geworden unter Er hebt hervor, daß Göhre auf Vorhalt erklärt habe: Wie soll ich wurden, und welche die Zulassung zu den internationalen Kongreffen einer straffen Disciplin. Wenn jeder Wahlkreis auf eigne Fauft für die Partei arbeiten, wenn man mir ein Mandat nach dem andern Politit treiben würde, würden bald ähnliche Zustände abnimmt. Alle die alten Genossen, die er in der Versammlung sehe, folgendermaßen regeln: bei uns einreißen wie in Frankreich . Wenn der 20. Wahlkreis ver- hätten unter den schwierigsten Verhältnissen ohne Mandat gearbeitet. Londoner Resolution. Loren gegangen fei, wäre das weniger den Auseinandersetzungen In raftloser Thätigkeit und unter unzähligen Opfern hätten sie aus über den Fall Göhre, als dem Umstande zuzuschreiben, daß die den socialdemokratischen Minoritäten in den Kreisen Majoritäten Organisation des Kreises außerordentlich schwach sei und auch die gemacht. Und jetzt kommen Leute, die nicht arbeiten können, wenn Verbreitung der Presse im Argen liege.( Beifall.) sie kein Mandat haben; da müsse man auf den Gedanken kommen, Der zweite Referent, Genosse Braune, hob hervor, die daß gewisse Leute nur deshalb zur Partei fämen, weil man nirgends Agitationstomitees feien in einer schlimmen Lage gewesen. Hätten so schnell ein Mandat bekommen könne, wie in der socialdemokratischen sie nicht eingegriffen, hätte man ihnen von der einen Seite Vorwürfe Partei. Unter solchen Umständen sei es berechtigt, diefen Leuten gemacht, jeßt fommen die Angriffe von der andren Seite. Die zuzurufen: Ihr seid Mandatsjäger, aber keine Parteigenossen. Göhre Parteigenossen des 20. Wahlkreises hätten den schweren Fehler be- hätte, als er sah, daß sich die ganze Partei gegen ihn kehrte, ver­gangen, ohne Verständigung mit dem Centralkomitee die Kandidaten zichten und sich sagen müssen: Jetzt wirst Du von unten herauf aufstellung vorgenommen zu haben. Es sei keine Voreingenommenheit dienen. Das hat er aber nicht gethan. Er hat sich vielmehr an die gegen Göhre gewesen, die das Komitee veranlaßt habe, gegen die Kandidatur geflammert. Es kam daher zu der peinlichen Aus­Kandidatur Göhre vorzugehen. Man habe sehr wohl die Person von einandersezung und zu der schließlichen Niederlage. der Sache getrennt, aber man hätte dem Centralfomitee nicht zu- Fleißner Dresden verteidigt das Vorgehen der Komitees muten können, ein Spiel mitzumachen, das eine Komödie geworden wäre. und beschäftigt sich mit den Organisationsverhältnissen im 20. Wahlkreise. Im übrigen weist Genosse Braune, der Kassierer des Centralfomitees, Riemann Chemnitz wendet sich scharf gegen die Genossen Sarauf hin, daß größere Mittel notwendig find, wenn die Genossen aus dem 20. Wahlkreise, die in ihrer verärgerten Stimmung Sachfens ihre Aufgaben in der Agitation erfüllen sollten. Es sei nicht mit der nötigen Energie gearbeitet hätten. Ja, vom Ver bedauerlich, daß in einigen Kreisen noch Wochenbeiträge von durch- trauensmann des Kreises, dem Genossen Niegel, ſei ihm mit­schnittlich zwei und drei Pfennigen für die Partei Organisation er geteilt worden, dieser habe erklärt: Er werde dafür sorgen, daß hoben würden und infolgedessen noch immer lediglich die Bezirke Binkau durchfalle. Niezzel bezeichnet das als Lüge. Im übrigen Dresden und Leipzig Mittel für das Centralkomitee zur Verfügung wendet sich Riem noch scharf gegen Göhre. Er betont unter anderm: Wenn in andern Parteien einzelne Offiziere ohne Soldaten stellen könnten. daftünden, kämen sie zur Socialdemokratie, wo die Soldaten sofort anmarschiert kämen.

14. Gewerkschaftsbetvegung und Politik( Gesellschaft der Fabier von England);

Bugelaffen find:

1. Die Vertreter von Organisationen, die sich als Ziel geftedt haben, an Stelle der kapitalistischen Eigentumsordnung und Broduktionsweise die socialistische zu sehen und welche die gesetz­geberische und parlamentarische Attion als eines der Mittel be­trachten, die notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen. 2. Die Vertreter der rein gewerkschaftlichen Organisationen ( Trades- Unions), die, ohne am polit.schen Kampfe teilzunehmen, die Notwendigkeit der gesetzgeberischen und parlamentarischen Aktion an­erkennen. Die Anarchisten sind also ausgeschlossen.

Brüsseler Resolution.

1. Alle Vereinigungen, die Anhänger der wichtigsten Grundfäße des Socialismus sind: Vergesellschaftung der Produktions- und Tauschmittel; einheitliche und gemeinsame internationale Attion der Arbeiter; socialistische Eroberung der öffentlichen Gewalt durch das als Klaffenpartei organisierte Proletariat.

2. Ale beruflichen Organisationen, welche sich auf den Boden des Klassentampfes stellen und die Notwendigkeit der politischen, also der gesetzgeberischen und parlamentarischen Attion anerkennen, obwohl sie nicht in direkter Weise an der politischen Bewegung teil­nehmen.

Gemäß den Beschlüssen, die bei der Konferenz des Bureaus am 7. Februar gefaßt wurden, sind nachstehende Bestimmungen für die Prüfung der Kongreßmandate getroffen worden:

Die Delegierten der verschiedenen nationalen Gruppen sollen sich am Morgen des ersten Kongreßtages mit ihrem Mandat ein­finden, um gegen Erlegung von 10 Frank für jeden Delegierten eine provisorische Eintrittskarte zu erhalten, die ihnen ausgehändigt wird entweder durch ihre nationale Sektion oder das Organisationskomitee des Kongresses.

Die Mandate werden anerkannt in den nationalen Sektionen burch Mehrheitsbeschluß. In letter Instanz prüft der Kongreß selbst, entscheidet also über die angefochtenen Mandate.

Der für die internationalen Verhandlungen gemietete Saal ist ber des Konzerthauses( Concertgebouw) in Amsterdam . Die focialistischen und Berufsorganisationen, werden ersucht, so bald als möglich einen Bericht über die socialistische Arbeiterbewegung und die Lage der Partei in den betreffenden Ländern seit dem Pariser Kongreß von 1900 einzusenden.

Ihre Antwort richten Sie, bitte, recht bald an das Internationale Sekretariat, Rue Heyvaert 63, Brüffel. Mit brüderlichem Gruß

H. Duelch.

R. Kautsky.

Argentinien : A. Cambier, M. Ugarte.

Der Sekretär Victor Serwh. Das internationale socialistische Bureau: England: H.-M. Hyndman, Finnland : J. K. Kari. Frankreich : E. Vaillant, A. Cipriani. Deutschland : J. Auer, B. Singer, Holland : B. Troelstra, H. Van Kol. Ungarn : J. Weltner, E. Garami. Italien : E. Ferri, F. Turati. Japan : Sen Katayama . Norwegen : D. Kringen, G. Jeppesen. Polen : B. Jedrzejowski, R. Luxemburg. Portugal : A. Guecco. Rußland: G. Plechanoff. Schweden : Hi. Branting, C. Wickman. Schweiz : W. Fürholz.

Australien : Ch. Ahre. Destreich: V. Adler, F. Staret. Belgien : E. Bandervelde, E. Anseele.

Böhmen : A. Némec, Fr. Soucup. Bulgarien : N. Harlakow. Dänemark : P. Knudsen. Spanien : B. Iglesias,

A. G. Quejido.

Bereinigte Staaten: G. D. Herron. Serbien : B. M. Stoyanobitsch. Das Drganisationstomitee des Kongresses: Der Schatzmeister: Der Präsident: B. L. Tat. Henri Polat. Der Sekretär: Henriette Roland- Holst - van der Schalt. Mitglieder:

J.-F. Ankersmit, J.-G. van Kuhfhof, Jof. Loopuit, J.-W. Sleef.

In der darauffolgenden Debatte vertrat zunächst Müller Glauchau die Ansicht, daß die Genossen im 20. Wahl­freise mit der Aufstellung Göhres einen Fehler gemacht hätten. Es sei bedauerlich, daß mit Göhre ein solcher Personentultus getrieben worden sei. Aber ein ebenso großer Fehler fei in dem Vorgehen der Komitees zu erblicken. Man hätte unter feinen Umständen so weit gehen dürfen ohne Rücksicht auf die nachteiligen Folgen für den Wahlausfall, die bekannte Erklärung gegen Göhre zu ver­öffentlichen.

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Die Debatte muß abgebrochen werden, weil die Chemnizer Genossen einen Kommers veranstaltet haben. Morgen wird die Debatte fortgesetzt.

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Chemnik, den 6. April. ( Privatdepesche des Vorwärts".) In Fortsetzung der gestrigen Debatte spricht Grenz- Leipzig Niegeld Bichopau versucht das Verhalten der Genoffen in gegen die Schreibweise der Chemnitzer Boltsstimme", gegen dem vielgenannten Wahlkreise zu rechtfertigen. Es fei nicht wahr, Schippels Haltung in der Zollfrage und die Revisionisten, gegen die daß sie bei der Aufstellung Göhres ohne jede Fühlung mit den in Dresden nicht genügend vorgegangen sei. Sa den wendet sich Komitees vorgegangen seien. Sie hätten sich vielmehr erst in Berlin gegen Göhres Verhalten und warnt vor den Ueberläufern aus dem beim Barteivorstande befragt, dort sei ihnen gesagt worden, in die bürgerlichen Lager. Schipper sucht seine Haltung in der Zoll­Angelegenheiten des Kreises reden wir nicht hinein. Dann hätten die Vertrauensleute des Kreises beschlossen, Göhre aufzustellen. frage zu rechtfertigen; er sei Schutzöllner, aber man habe Die er als gegnerische ge­Darauf habe das Chemnizer Agitationskomitee erklärt, wenn Göhre ihm Ansichten zugeschoben, fandidiert, bewilligen wir feinen Mann und feinen Groschen.( Leb- lennzeichnet habe. Im Fall Göhre seien von den Komitees Fehler hafte Pfuirufe im Publikum.) Noch schärfer hätten fich einzelne Ge- begangen. Nitschke Großenhain, Hoffmann- Berlin , Beyer­noffen ausgesprochen wie Genosse Riemann. Hätte Göhre sofort Leipzig wenden sich gegen Schippel und Göhre. Gradnauer verzichtet, als die Komitees es verlangten, hätte man ihm sicher spricht gegen Schippels Haltung in der Bollfrage, bedauert die Ver­wieder Vorwürfe gemacht. Er wolle nur noch betonen, daß Göhre schärfung der Parteistreitigkeiten, aus denen heraus der Fehler den Genossen des 20. Kreises nicht nachgelaufen, daß er diesen viel Göhres verstanden werden müsse, wendet sich gegen die Resolution mehr aus dem Wege gegangen wäre. Er sei der Ansicht, daß die Niederlage nicht auf die schwache Organisation des Kreises zurück- Nischte- Geyer, die große Bedenken habe. Niesel und Lehmann­zuführen sei, sondern auf das Eingreifen und Vorgehen der Komitees. Bichopau vertreten das Verfahren ihres Kreises. Geyer spricht ( Lebhaftes Sehr richtig! bei einem Teil der Zuhörer.) Außerdem sei gegen Schippel und für seine Resolution. Diese Resolution wird Binkau viel zu anständig für die Antisemiten gewesen, auch die nach Sindermanns Schlußwort mit 66 gegen 9 Stimmen an besseren Redner der Partei hätten im Wahlkreise nicht in genügender genommen. Anzahl zur Verfügung gestanden. Die Resolution lautet: Kommt eine Einigung bezüglich der Demmler Geyer: Es sei jedenfalls ein Fehler gewesen, Kandidaten- Aufstellung zwischen der Wahlkreis- Deganiſation und dem Göhre in Vorschlag zu bringen. Ein Wahlkreis, der an die Perfön- Agitationskomitee bezw. Centralfomitee nicht zu stande, so ist die lichkeit des Kandidaten gebunden sei, habe keinen großen Wert. Angelegenheit der Parteileitung( Parteivorstand und Kontroll­Wir wollen Socialdemokraten haben, teine Mitläufer. kommission) zur endgültigen Entscheidung zu unterbreiten." Zum 2. Punkt der Tagesordnung: Landtagswahlrecht skizziert Geyer die Situation in Sachsen .

Ueber Gemeindewahlen spricht Lange Leipzig in längeren interessanten Ausführungen. Nach längerer Debatte wird Leipzig als Drt der nächsten Konferenz bestimmt.

Fischer- Briesnis( Reichstags- Abgeordneter): Es handele sich bei dem Fall Göhre nicht in erster Linie darum, ob die Komitees ein Recht gehabt hätten, in der Weise vorzugehen, wie sie that sächlich vorgegangen wären. Es sei nicht richtig, daß die Landes­fonferenz oder das Centralkomitee bisher ein Vetorecht bei Auf­stellung von Kandidaten gehabt habe. Die demokratische Freiheit sei in der Partei nur durch das Programm begrenzt, aber nicht durch die Willkür einzelner Personen.( Widerspruch und Zustimmung.) Eine gewisse Selbständigkeit der Wahlkreise müsse erhalten bleiben. Was solle werden, wenn Parteigenossen des 7. Wahlkreises das Centralfomitee einen Kandidaten nicht acceptieren wolle? Wer solle da entscheiden? Uns sei das sächsisch - preußische Regierungssystem zuviel in Fleisch und Luzern , 4. April. Blut übergegangen. Leipzig und Dresden würden sich die Proteste Genosse Reimann, der Präsident der Geschäftsleitungs­bes Centralfomitees auf keinen Fall gefallen lassen. Man hat Göhre fommission, eröffnete um 10 Uhr im Löwengarten" den Parteitag, beinahe die parteigenössischen Ehrenrechte genommen, aber nicht die zu dem sich 188 Delegierte eingefunden haben. In längeren Aus­Gesamtheit habe das gethan, sondern eine autokratische Behörde, ale führungen besprach er das Zustandekommen der 20 Millionen- Initiative

nach Annahme des Antrages der

Außerordentlicher schweizerischer socialdemokratischer Parteitag.