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Bülow wirkt auf russische   Polizeigehirne durch seinen übertriebenen vor, er habe beim Geldwechseln für die Compagnie 50 m. verloren Barismus selbst als Schnorrer und Verschwörer! und müsse sie ersetzen. Der Buchhalter erkundigte sich bei dem Vice­feldwebel Ha as, ob dies richtig sei, und Haas, der Belz heraus helfen wollte, bestätigte diesen Schwindel. Monate Gefängnis und wurde degradiert, Ha as wurde zu acht Belz erhielt fünf Tagen Gefängnis verurteilt.

Der Friedensfürst mit Verspätung. Der Fürſtbischof Kopp soll der Breslauer Zeitung" zufolge durch seine Vermittelung bewirkt haben, daß sowohl die Staatsanwaltschaft Meineidsklagen gegen die Zeugen im Beuthener Prozeß wie diese Zeugen Beleidigungsklagen gegen die nachträglich mit Erklärungen" operierenden Geistlichen unterlassen.

Auch diese Friedensliebe" kommt wieder zu spät. Herr Kopp hätte vor allem die Erklärungen verhindern sollen, die doch nichts bedeuten als den Vorwurf des Meineids.

Die Friedensliebe beweist jedenfalls, wie der oberschlesische Klerikalismus nochmalige gerichtliche Belastungsproben verträgt.

Von der Schnorrerschlacht.

Die Tapferkeit der preußischen Polizei kennt keine Grenzen; sie macht auch nicht Halt vor wehrlosen Frauen und Kindern. Wir be­richteten, daß Genosse Wetschesloff in absentia verhaftet werden sollte. Er ist in der That verreist und entging so durch Zufall dem Geschick, vielen seiner Freunde gleich auch die Freuden deutschen   Gefängnislebens kosten zu müssen. Die Gendarmerie giebt sich aber nicht damit zufrieden, daß der gefürchtete und staats­gefährliche Schnorrer weder in Kisten, noch in Schränken, noch unter den Betten zu finden war; fie erneuert die Durchsuchungen und Kreuzverhöre. Der damit beauftragte Gendarm scheint ein besonders energischer Herr zu sein, der im Verkehr mit Damen wohl Damen wohl nur wenig llebung besitzt. Bisher ist es ihm trotz allen Eifers nur ge­lungen, die mit zwei Kindern und ohne jede Unterſtügung allein stehende, des Deutschen   kaum mächtige Frau durch sein Auftreten in Aufregung zu verseßen und die Kinder zu verängstigen. Die damit erwiesene Schneidigkeit ist ja an sich in hohem Maße anzuerkennen. Sollte es aber keine andern Mittel und Wege als die Einschüchterung von Frauen und Kindern geben, um den preußischen Staat zu schützen?-

Ein neuer Missionsbrief über den Herero- Aufstand. Der Präses der rheinischen Herero- Mission, Missionar Diehl I, hat unterm 12. Februar 1904 einen Brief über den Herero- Aufstand geschrieben, den wir im Reichsboten" abgedruckt finden. Herr Dicht fchreibt u. a.:

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Ausland.

Die ,, Attentäter" des preußischen Polizeiministers.

Jm Reichstage hat der preußische Minister v. Hammerstein, um die Ausweisung und leberwachung russischer Studenten zu recht­studiert hätten, womit bewiesen sei, daß unter den hier lebenden fertigen, behauptet, daß drei russische   Attentäter zuvor in Deutschland  Russen eine Strömung zum Terrorismus bestehe.

Es dürfte die deutsche Deffentlichkeit interessieren, zu erfahren, wie mangelhaft die Information des Ministers war und welcher Art die von ihm erwähnten Verschwörer" gewesen sind: Der Student Karpowitsch, der im Frühjahr 1901 den Unterrichts­minister Bogolepow getötet hat, hat sich allerdings vor dem Attentat einige Zeit lang in Deutschland   aufgehalten.

Ueber das englisch  - französische Abkommen äußerte sich der Minister des Aeußern Delcassé einem Bericht­erstatter gegenüber dahin, daß die das Abkommen betreffenden Ver­London am 7. Juli 1903 begonnen hätten. Der leitende Grundfah handlungen gelegentlich des Besuches des Präsidenten Loubet   in sei gewesen, daß dort, wo das Interesse der einen Macht in irgend einer Frage unstreitig überwiege, die andre Macht Opfer bringen müsse. Man hätte glauben können, daß der russisch  - japanische Krieg den Gang der Verhandlungen hätte hemmen müssen; dem sei aber nicht so gewesen. Die Verhandlungen hätten zum Ziele geführt und jeder, der das Interesse Frankreichs   und des Weltfriedens im Auge habe, müsse sich davon befriedigt erklären. Die diplos welche wirtschaftliche oder andre Interessen in Marotto geltend matische Periode der marokkanischen Frage fei nunmehr beendet. Gewiß sei England nicht die einzige Macht, machen könne, aber weder Italien   noch Spanien  to irden Frankreich   zu behindern suchen, Frank­ reich   könne dessen sicher sein. Was die andren Staaten anlange, so würden sie sich hinreichend durch Proc I a mierung der Handelsfreiheit gesichert fühlen. Die französische   Politik gegenüber Marokko   werde friedlich sein. Frank­ reich   werde dem Kaiser von Marokko   in der Verwaltung, bei Auffindung finanzieller Hilfsquellen, bei Ausbildung der Armee Beistand leisten, Zum Verständnis der That sei zunächst folgendes bemerkt: den Bau einer Bahnlinie sichern, welche die Verlängerung der Linie Im Jahre 1900 erging unter entscheidender Mitwirkung Bogo- Dran- Tunis bilde, und die letzten Keime des Aufstandes erstiden. lepots die Verfügung, daß alle Studenten, die in irgendwelche Das alles werde Zeit erfordern. Aber habe nicht die Konflikte, wenn auch nur der harmlosesten Art, nit der Universitäts  - militärische Eroberung von Algier   sechzig Jahre behörde kommen würden, zwangsweise in die Armee einzureihen gedauert? Ein andres als friedliches System wäre Wahnsinn seien. Diese Verfügung wurde von dem gesamten gebildeten Rußland   und würde den Wünschen Frankreichs   zuwiderlaufen. Bezüglich mit Empörung aufgenommen. Aus Anlaß einer friedlichen Demonstration, Aegyptens   erklärt der Minister, er habe in die freie Verwendung die kurz nach Erlaß der Verfügung in Kiew   stattfand, wurden eines Teiles der als Bürgschaft für die ägyptische Anleihe beſtimmteir Einkünfte eingewilligt. Er begnüge sich damit, die Grundsteuer 90 Studenten zwangsweise zum Militär ausgehoben. Die hierdurch als Pfand zu behalten; aber dafür werde die Konvertierungsfrist hervorgerufene Erregung steigerte sich durch das Gerücht, daß diese der 1500 Millionen betragenden unifizierten und privilegierten 90 Bedauernswerten in niederträchtiger Weise gequält würden, und Schuld, wovon 1200 Millionen französisches Kapital seien, um fünf erreichte ihren Höhepunkt durch die erst längere Zeit danach als un- Jahre verlängert werden. Ein weiteres zugeständnis sei, daß Eng­richtig erwiesene Nachricht von der Erschießung einiger der gemaß- land, welches im Jahre 1888 die Neutralität des Suezs regelten Studenten. Dank der russischen Censur war eine rechtzeitige fan als nur bedingungsweise anerkannt habe, dies jetzt vollständig und ausdrücklich thue. Der Aufflärung dieses Jrrtums nicht möglich. Berichterstatter fügt hinzu, er habe aus dem Ton der Erklärungen Delcassés den Eindruck empfangen, daß das französisch- englische Abkommen in Petersburg   ausgezeichnete Aufnahme gefunden habe.

Studenten.

urteilt ist.

Karpowitsch's Attentat, dessen Plan in diesem leidenschaftlichen Jüngling, der in der russischen Kolonie als ein begeisterter Vor­sänger der russischen Volks- und Freiheitslieder allenthalben in Er­innerung ist, unter dem unmittelbaren Eindruck jener Ereignisse reifte, " Ich bin nach dem Aufstande öfter von Offizieren und bildete, wie der etwa eine Woche nach der That und noch vor der Gerichts- Paris  , 11. April. Die Agence Sabas" hat heute nacht andern höher gestellten Beamten gefragt worden, was ich für verhandlung von ihm an seine Freunde gesandte Brief plastisch den Wortlaut des zwischen Frankreich   und England abgeschlossenen die Ursache des Aufstandes halte. Ich habe geantwortet: Bu­nächst Mißstimmung und allgemeiner Haß gegen das Herein zeigt, die unmittelbare Antwort auf die vermeintliche Erschießung der Abkommens und der Deklarationen veröffentlicht sowie den ert des Erlasses des Khedive von Aegypten   über die kommen und die Besizergreifung des Landes durch die Deutschen  . ägyptische Schuld. Aus Den Marokko   und Aegypten  Dann aber auch die vielfach ungerechte Behandlungsweise, die sich Das Attentat Karpowitschs war so zu sagen das populärste betreffenden Deklarationen ist Artikel 6 zu erwähnen, nach namentlich Farmer und Fellhändler gegen die Eingeborenen zu Attentat der neueren Zeit. Ausdrücklich wurde es von dem Gericht dem sich England verpflichtet, seinen Einfluß geltend zit Schulden kommen ließen. Auch habe die Reservatangelegenheit als teine von einer Partei ausgehende politische Attion angesehen. machen, um den gegenwärtig in ägyptischen Diensten stehenden wohl zum Teil mit dazu beigetragen. Das ihnen als Reservat air so erklärt sich, daß Karpowitsch( im Gegensatz zu französischen   Beamten dieselben vorteilhaften Bedingungen zn sichern zugedachte Stück Land sei zu klein und ungelegen gewesen, eine Balmaschet, dem Attentätter auf Ssipjagin,) nicht zum Tode ver- wie den englischen. Die gleiche Verpflichtung übernimmt Frankreich  fast wertlose Wüste in den Augen der Hereros. Dazu kam in Marokko   bezüglich der englischen Beamten, die gegenwärtig in der Verdacht, sie sollten dort eingepfercht werden und ihres übrigen Landes für immer verlustig Wir lassen nunmehr den aus der Peter- Paul- Feste geschriebenen maroffanischen Diensten stehen. In Artikel 7 dieser Deklarationen daß an der marokkanischen Küste gehen. Es wurden schon bald nach den Reservate Brief folgen, der deutlich erweist, daß Karpowitsch's That eine rein wird bestimmt, berhandlungen im Volke Stimmen laut:" Nun machen individuelle war, daß der Entschluß zu ihr gefaßt und die Aus- wischen Melilla   und dem rechten Sebu- Ufer feine Befestigungen oder strategische Punkte wir keine Gärten mehr usw., wir werden ja doch von den Deutschen führung erfolgt ist heimlich, absichtlich verborgen vor seinen Freunden, errichtet werden dürfen; doch beziehen sich diese Be­weggejagt." Wer die Verhältnisse genauer kennt und unparteiisch deren Widerspruch er besorgte. stimmungen nicht auf die gegenwärtig von Spanien   an der urteilen will, muß zugestehen, daß auf beiden Seiten gefehlt maroffanischen Mittelmeerküste besetzten Punkte. In Artikel 8 heißt worden ist. Die Leute werden bedrückt in mancherlei Weise. Aber es: Von freundschaftlichen Gefühlen für Spanien   beseelt, ziehen die an vielem trugen sie selbst Schuld. Ihre Lage war noch Regierungen die besonderen Interessen in Erwägung, welche Spanien  feineswegs berzweifelt(?), wenn sie nur hätten Lehre Niemand annehmen und durch Schaden Klug werden wollen. vermöge seiner geographischen Lage und seiner territorialen Bes fizungen an der marokkanischen Mittelmeerküste hat. Die frans fonnte sie zwingen(?), ihr Land zu verkaufen oder auf Borg zu nehmen und damit den Wucherhändlern eine Handhabe zu ösische Regierung wird sich hierüber mit der panischen ins Einvernehmen setzen. Ein Abkommen, geben, sie zu übervorteilen. Wir Missionare haben sie genug das in diesem Falle zwischen der französischen   und spanischen Ne­ermahnt und verwarnt und sind ihnen mit besserem Beispiel gierung getroffen werden könnte, wird der englischen   Regierung mit­vorangegangen. ( Ein Kunststück für Missionare!) geteilt werden.-

Wir müssen nun das weitere abwarten. Die Regierung wird alles aufbieten, das Geschehene zu fühnen. Man magja gar nicht daran denken, to a s noch alles fommen fann, wenn unsre Hereros nicht das Weite suchen, sondern sich in ihrer Verblendung zur Wehr sehen und unsern erregten Truppen in die Hände fallen. Die Stimmung ist eine sehr er­bitterte. Und wer will sich darüber wundern nach alledem, was die Hereros verübt haben?"

Der Brief des Herrn Diehl ist recht widerspruchsvoll und sieht unangenehm nach Rechnungsträgerei aus! Sollte ber Mut der Missionare bereits verpufft sein?

Trotz alledem ist der Brief in mancher Beziehung sehr

interessant.­

( Aus dem Bote der Revolution", Drgan der revolutionären Socialisten Rußlands  , Bd. I[ Juli 1901], S. 109).

Teure Freunde!

Ich schreibe Euch zum letztenmal. Ich habe nur den einen Wunsch, daß Ihr mich versteht. Denn ich liebe Euch sehr.

Als die erste Nachricht kam, daß 90 Studenten zwangsweise in die Armee eingekleidet sind, erhob sich in mir ein Sturm, der mich verwirrte. Fünf Tage lang gärte mein Inneres. Dann wurde ich ruhig. Schon damals kam mir der Gedanke, Bogolepow zu töten, aber ich tam zu keinem Entschluß: Der Wille, zu leben, zu leben für den Kampf, gewann die Oberhand.

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Frankreich  .

Eine Demonstration des Ministeriums.

Dann kam in der Presse die Bestätigung jenes ersten Gerüchtes Der Ministerpräsident Combes und der Justiz und riß die alten Wunden wieder auf. Der Schmerz war nicht so alut aber um so tiefer. In diesem Augenblick begann die That zu minister Ballé sind am Sonntag in Laçon eingetroffen, um reifen. Langsam aber sicher erwuchs und befestigte sich mein Plan. der Einladung zu einem von der Radikalsocialistischen Vereinigung Die Nachricht von dem Todesurteil brachte die Entscheidung. veranstalteten Bankett zu entsprechen. heute hat diese Nachricht keine Bedeutung mehr für mich. Ich kann Auf dem Bankett hielt Comb es eine Rede, in welcher er fast mit Bestimmtheit sagen, daß sie irrig war. Aber, und darauf gegen die Anmaßungen verschiedener Parteien der tommt es an, sie bleibt jeden Augenblick möglich. Freilich wußte Stammerminderheit protestierte, welche jederzeit ich das auch früher, aber ich wußte es nur mit dem Kopfe. Diese ein Bündnis mit jedermann annahmen, um ein der berschiedenen Gruppen Nachricht aber ließ mich mit meinem Wesen lebendig fühlen und 8usammengehen Mehrheit zu stören. Die Mandelstamm und Silberfarb. Daß die Studentenschaft Deutsch  - sehen, an welches Abgrundes Rand hunderte der besten Leute Nuß  - der ministeriellen Mehrheit fleritale Gefahr müsse die Aufmerksamkeit auf die Er­Yands nicht den mattesten Funten alten Burschenschaftssinnes in sich lands stündlich dahinschreiten. Ich entschloß mich zur Nache. Das Land hegt, hat der absolute Stumpffinn wiederum bewiesen, den sie gegen- Jezt komme ich auf den letzten Punkt. Warum habe ich keinem haltung der demokratischen Einrichtungen lenten wünsche mit einer über den amtlichen Beleidigungen der russischen Studenten und den solchen Quelle innerer Spaltungen Ausweisungen an den Tag legte. Nur ganz vereinzelt noch sind die von Euch mein Vorhaben mitgeteilt? Mein Unternehmen war zu unsicher. Ich konnte auf der Grenze endgültig aufzuräumen. Trotzdem erneuerten die Progressisten akademischen Kreise, denen das lebermaß der Universitätsherab­gegen das derzeitige Ministerium immerfort ihre Warum sollte ich Euch viel, viel leiden lassen Opposition. Es handle sich um den alten Kampf würdigung ein Wort des Widerstandes auf die Zunge drängt. So verhaftet werden. äußert sich aus Anlaß der Russenauseinandersetzungen die vom und möglicherweise ohne Grund? Jetzt, wo alles vollbracht ist, habt zwischen dem Geist des Klerikalismus und des Sanitätsrat Dr. Küster herausgegebene Allg. deutsche   Universitäts  - Ihr es erfahren und mögt an mich denken. Auf meinen Entschluß aientums, zwischen Klerus, Adel, Bürgerschaft Zeitung": hättet Ihr doch nicht einwirken können er war zu eng mit mir und Demokratie.( Beifall.) Combes sprach dann von den müßigen verwachsen. Prophezeiungen über den Sturz des Kabinetts und sagte, dasselbe Ich schließe mit der Wiederholung, daß ich Euch alle sehr, sehr sei nicht aus Ehrgeiz entschlossen, am Ruder zu bleiben, sondern liebe, wie ich in meinem Leben niemand geliebt habe. um das begonnene Wert zu Ende zu führen, und wenn es fallen sollte, so werde dies in Lebt wohl! Mein Vermächtnis für Euch alle ist: Kämpft für die Freiheit! Mich vergeßt. Ich will mich Euch Der Ministerpräsident erklärte dann die Behauptung der mitten einer republikanischen Armee geschehen. nicht in den Weg stellen. Ich will nicht, daß mein Tod Euch Brogressisten für lächerlich, daß die socialistische schwächt im bevorstehenden schweren Kampf. Gruppe eine Tyrannei auf die Regierung ausübe. Ebenso unbegründet sei die Beschuldigung der Nationalisten, daß das Ministerium die Geschäfte des Auslandes beforge. Niemand in der Welt werde Frankreich   die Beleidigung anthun, zu glauben, daß es im stande sei, feinem Bündnis mit Rußland   untreu zu werden oder sein Freundschafts­verhältnis zu andren Ländern zu verleugnen, aber niemand zweifle auch, daß es sein Bündnis und seine freundschaftlichen Beziehungen lediglich im Interesse des Friedens benue. die Frage der Kongregationen zurückfommend legte der Ministerpräsident die Notwendigkeit dar, dem gewaltigen An­schwellen der Kongregationen zu begegnen. So­dann sprach Combes über die militärische Reform und über die Abänderung des Steuerwesens durch Ein­führung einer allgemeinen Einkommensteuer. Diese Gegenstände würden in der nächsten Kammerfession verhandelt werden, auch die Frage der Altersverfor= gung der Arbeiter werde zu ihrer Zeit behandelt werden. Der Ministerpräsident schloß mit einer eindringlichen Empfehlung des Zusammenschlusses aller Republikaner für die Municipalwahken. Die Rede fand lebhaften Beifall.

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Euer Wladimiritsch".

Roch immer sind wir eingetreten für das Deutschtum gegen über deutschfeindlichen Bestrebungen; noch immer haben wir den deutschen   Charakter unsrer Universitäten betont und gegen die lebergriffe ausländischer Studierender Front gemacht; aber in diesem Falle stehen unsre Sympathien ganz und gar auf feiten der russischen Studenten. Wer diese Leute kennen gelernt hat, wie sie oft färglich ihr Dasein fristen, um in einem fremden Lande ihren Wissensdurft zu stillen, weil es ihnen ihr Heimatland verwehrt, wie sie gierig von allen Quellen der Kultur trinken, an denen der deutsche Student", der oft im Kneipenleben und Mensurunwesen auf­Auch Brailowski hat sich zeitweilig in Deutschland   auf­geht, achtlos und oft sogar verächtlich vorübergeht, der wird sich für diese russischen Studenten wohl vielleicht nicht begeistern können, gehalten. Er war und ist ebenso wenig wie Karpowitsch Anarchist. weil ihr Leben für ihn ein fremdländisches ist, aber er wird nicht Ihm kann aber auch keinerlei Attentat oder dergleichen zum Vorwurf ein Verdammungsurteil über sie fällen, nicht mit so verächt gemacht werden. Sein Schicksal ist ein so tragisches und so be­lichen Scherzen im on antisemitischer Blätter zeichnend für die jämmerlichen russischen Verhältnisse, daß in einigen über sie sprechen können, wie es dem höchsten Beamten Worten darauf eingegangen sei. des Deutschen Reiches beliebte. Oder sollten wir wirklich an Brailowski, ein grundsäßlicher, energischer Gegner jeder anarchistische Umtriebe, an die Staatsgefährlichkeit dieser mit terroristischen Aktion, hielt sich im März 1903 in Rostow   auf. Am hohem politischen Idealismus beseelten Leute glauben? Ja, staatsgefährlich find fie; aber nicht für ein freiheitlich, 15. März( russisch  ) fand bei Gelegenheit eines Festes eine friedliche fonstitutionell regiertes Land, wie esja nach Meinung Straßendemonstration für die Konstitution und den Achtſtundentag mancher Leute wohl unser Vaterland ist, sondern staats- statt. Es wurden Fahnen getragen mit Aufschriften wie: gefährlich sind sie für das Land des Selbstherrschers aller Reußen, das sie vom Drucke des Zarismus befreien, das sie glücklich und frei" machen möchten, wie es in einem schönen Studentenliede auch von unsren Wünschen für unser deutsches

Nieder mit dem Absolutismus, hoch der Achtstundentag, hoch die politische Freiheit."

Die Polizei begann plöglich auf die versammelte Menge einzu dringen und loszuschlagen. Es kam zu einigem Blutvergießen, u. a. Vaterland heißt. Doch wie sagt doch der Oberrabbiner Ben Atiba in Gutkows fonderer Komplikation starb er später angeblich an dieser Ver wurde ein Polizeioffizier nicht unerheblich verwundet( infolge be­,, Uriel Acosta  "? Alles schon dagewesen! Ja, staatsgefährlich, oder wie man im russischen Jargon sagen wundung). würde: anarchistisch war auch einst die deutsche   Burschen- Brailowski befand sich unter den friedlichen Demonstranten. schaft, die freventlich die Einigung Deutschlands   erstrebte, staats- Er hat an feinerlei Gewaltthätigkeiten direkt oder indirekt teil­gefährlich waren auch ein Jahn, ein Arndt, ein Reuter und all genommen. Dennoch wurde er festgenommen, und zu einer viel­die Jünglinge und Männer, die von Freiheit und Vaterland jährigen Zuchthausstrafe verurteilt. schwärmten!"- Noch mehr in die Jrre gegangen ist Herr v. Hammerstein Soldatenschinder und Betrüger. München  , 9. April. Der mit seinem Hinweis auf Frumtin, die erfolglofe Attentäterin Unteroffizier des hiesigen Eisenbahn- Bataillons Roman Belz frischte auf den Gendarmerie- General No wigti, die nach bestimmter Fest­feine stets leere Börse dadurch auf, daß er den Rekruten das Geld stellung überhaupt niemals im Auslande insbesondere niemals in abnahm und es angeblich aufbewahrte". Einem dieser Geprellten Berlin   war und deren That von der russischen socialdemokratischen schlug er im Uebermut den Tornister derart an den Kopf, daß Presse mit allem Nachdruck abgelehnt worden ist. der Mißhandelte acht Tage lang Schmerzen verspürte. Alle

seine Pumpereien auffamen, spiegelte Belz einem Buchhalter

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Dänemark  .

Der Prügelgefchentwurf.

Auf

Am Sonnabend beendete das Landsthing nach dreitägiger Debatte die erste Lesung des Gesetzentwurfs, der den berüchtigten Prügel­paragraphen enthält. Der Entwurf wurde einem Ausschuß von neun Mitgliedern überwiesen, von denen zwei: der Konservative Goos und der Liberale Bärentsen, entschiedene Gegner der Brügelstrafe sind. Zwei andre Mitglieder des Ausschusses haben durchs greifende Aenderungen des Entwurfs verlangt. Aus der Debatte ist unter anderm die Rede des konservativen Professors punkt aus als Machwerk kennzeichnete. Durch die Bestimmung, daß Maten erwähnenswert, der den Entwurf vom juristischen Stand­Alkoholiften sich nicht in berauschtem Zustande öffentlich blicken lassen dürften, werde das Gesez zu einem reinen Klassen gesez,