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Nr. 85.

21. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Der Kongreß von Bologna  .

Bologna, den 8. April. Erster Tag. Im städtischen Theater, dem größten Theater der Stadt, hat heute um 11 Uhr Genosse Bentini den achten Kongreß der italieni­fchen Socialisten eröffnet. Bugegen sind etwa 900 Delegierte, so ziemlich alle unfre Abgeordneten und einige 60 Journalisten. Bentini heißt die Delegierten in Bologna   willkommen. Er bittet sie, ein­gedenk zu bleiben, daß ein hunderttausendköpfiges Proletariat seine Blicke auf den Kongreß gerichtet habe und von ihm nützliche Ent­fcheidungen erwartet. Man möge also keine Akademie, keinen Wort­fampf der Dialettifer hier abhalten. Auch die persönlichen Leiden­schaften, persönlicher Ehrgeiz und persönliche Bitterkeit sollen schweigen hier zum Besten einer gemeinsamen Arbeit für den Socialismus.

Man wählt darauf durch Acclamation Andrea Costa   zum Präsidenten. Er ist der ständige Präsident aller italienischen  Kongresse und wird von einem Beifallsjubel begrüßt, wie er feinen Sig einnimmt. Die Revolutionären schlagen darauf zum Vice­präsidenten Costantino Lazzari   vor, einen Mailänder   Arbeiter und alten Parteigenossen, der einer der Führer des extremen linken Flügels ist. Bei der Wahl, die erst durch Erhebung des Armes, dann durch Teilung der Delegierten in die beiden Hälften des Saales erfolgt, unterliegt Lazzari, und es werden nunmehr zu Bicepräsidenten gewählt: Majola, Bertini, Bendini und Mocchi, Ver­treter aller Stimmungen innerhalb der Partei. Die Begrüßungsreden eröffnet Viktor Adler   aus Wien  , der halb deutsch  , halb italienisch spricht. Er sei der erste Deftreicher, der auf einem italienischen Parteitage das Wort nehme. In der socialistischen Bartei seien ja die nationalen Gegensätze auf­gehoben. Man lönne nicht durch Italien   reisen, ohne Spuren zu finden der fluchwürdigen Unterdrückung, die Destreichs herrschende Stlassen hier ausgeübt haben, wie sie sie bis heute noch in Destreich ausüben. Aber der Redner wolle hier, obwohl er auf dem klassischen Boden der Klaffenkämpfe steht, nicht der Vergangenheit gedenken. Er sende seinen Gruß dem Italien   der Zukunft. Adler sagt ferner, er wolle sich nicht mischen in unsre Kämpfe im Innern der Partei. Das ausländische Proletariat hat ein Interesse an diesen Kämpfen: daß die italienische   Partei start aus ihnen hervorgehe, und start kann sie nur sein, wenn sie einig ist. Es lebe der italienische   Socialismus, es lebe die internationale Socialdemokratie!( Langandauernder Beifall.) Nachdem Ciccotti den Gruß der Trieftiner Genossen gebracht Hat, ergreift Genosse Michels aus Marburg   für die deutsche   Partei das Wort.

Die deutsche Socialdemokratie, sagt er, blidt mit Interesse und Liebe auf die italienische   Bewegung, aber auch mit Besorgnis, mit jener Besorgnis, mit der der ältere Bruder auf den von einer Gefahr bedrohten jungen blidt. Redner giebt einen Ueberblick über die Lage in Deutschland   und hob dann hervor, daß man mur bank der strengen Disciplin, der Unterwerfung der Minderheit unter die Mehrheit so weit gekommen sei. Dieses Beispiel sollte auch dem italienischen   Socialismus unverloren fein. Es lebe der italienische, es lebe der internationale Socialismus!( Beifall.)

Darauf bringt Costa ein Begrüßungsschreiben des Bürger­meisters von Bologna   zur Verlesung, der den Kongreß in der Stadt willkommen heißt und ihm fruchtbare und friedliche Arbeit wünscht( die Stadtverwaltung von Bologna   ist radikal). Ferner werden Begrüßungstelegramme der belgischen Partei, des inter­nationalen Bureaus und der französischen   Socialisten berlesen. Nach dem Bianchi vorgeschlagen und der Parteitag beschlossen hat, der schwerkranken Louise Michel   ein Sympathietelegramm zu senden und Lollini dem Gedächtnis Antonio Labriolas warme Worte gewidmet, tritt der Kongreß in den ersten Punkt seiner Tagesordnung: Bericht des politischen Sekretärs des Parteivorstandes.

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Dienstag, 12. April 1904.

auf den größeren, den wesentlichen Teil zu Gunsten eines für uns also seitab der ganzen Thätigkeit der Partei, die unerläßlich ist, nebensächlichen. Das ist dann die Disciplin des Galeerensträflings, einmal um dem Proletariat bessere Lebensbedingungen zu sichern, das ist die Prostitution der Ueberzeugung. Lehnen Sie den An- dann um es auf die Verwaltung der Gesellschaft vorzubereiten. trag ab. Heute verhöhnt die eine Fraktion die Reformen, die andre die Nach einigen andren Rednern bittet auch Enrico Ferri  , Propaganda unsrer Grundfäße. Wir brauchen das eine und das den ein Beifallsjubel begrüßt, den Antrag abzulehnen. Wir brauchen andre. Redner schließt mit der Bitte, dem inneren Hader endlich teine ſentimentalen Erklärungen, keinen Vorschuß zu Gunsten der ein Ziel zu sehen, damit jeder sein Teil der großen Arbeit in Ruhe Einheit. Diese ist da und kann aus der Diskussion nur mit größerer und Frieden thun könne.( Beifall.) Klarheit und Deutlichkeit hervorgehen. Nicht aus den Worten, aus den Ideen selbst foll die Einheit hervortreten.

Begzi vertritt gleichfalls die mittlere Tagesordnung. Socia listische Minister oder systematische Unterstützung der Regierung ist aber für ihn ein und dasselbe. Heute ist die Partei nicht reif für die Mitarbeit.

Todeschini, Abgeordneter für Verona  , fagt, wenn man alle Dokumente ausgraben wollte wie Beltrami   gestern an­fing, so könnte man auf Turati zurückgehen, der seit 1894 gar manches geschrieben hat, das er heute nicht mehr vertritt.

Saldi verficht seinen Antrag und bittet den Parteitag, sich die Geschichte der deutschen   und der französischen   Socialdemokratie vor Augen zu halten. Der Antrag wird aber mit großer Mehrheit ab­gelehnt, worauf man in die Frage der beiden Tendenzen eintritt. Da die Referate im Druck vorliegen, wird gleich die Diskussion eröffnet. Der Socialismus soll nicht homöopathische Medizin treiben, er Tremiomo bringt ein langes Citat zur Verlesung, indem Notwendigkeit betont wird, eine Klassenpolitit zu treiben und sich gegen den Eintritt Prampolinis in die Kommission über das jede systematische Unterstützung der Regierung verworfen und die soll der Chirurg, der Operateur der Gesellschaft sein. Redner war deutlich gegen die bürgerlichen Radikalen abzugrenzen. Das Citat Unterrichtsministerium. Er selbst wird für Labriola   stimmen, ist aus einem Buch von Turati.( Heiterkeit.) Seitdem sei Turati empfiehlt aber allen, für die Freiheit der Partei zu wirken. umgeschwenkt, aber richtig seien seine Gründe nach wie vor. Redner In der Nachmittagssigung wird Schluß der Rednerliste be antragt: es sind 40 Redner eingetragen. Diesem Um empfiehlt die Tagesordnung Labriola  . Fontanini, ein Arbeiter, tritt für dieselbe Tagesordnung ein. ftande gegenüber beschließt man, wie in Imola  , je drei Redner für bei seinem Eintritt in das Kabinett gesagt hat, daß man den linke, drei für das rechte Centrum. Dieser Auffassung tritt Barbeni, gleichfalls ein Arbeiter, erinnert daran, daß Giolitti jede Tendenz zu ernennen. Einige fordern drei Redner für das Socialismus nicht mit der Reaktion bekämpft, sondern indem man aber der Kongreß nicht bei. Es werden nach längerem Debattieren fich ihm nähert. In der That hat Giolitti die Partei gezähmt durch ernannt: Turati, Chiesa, Vergnanini für die Reformisten; ein paar elende Reformen, die man ihr hingeworfen hat wie einem Longobardi, Mocchi, Marangoni für die Revolutionäre, und Ferri, Reina und Rigola für die mittlere Tendenz. Hund einen Knochen. genarrt, fie hat seine Vertreter der Regierung prostituiert. Die Partei hat zu viel versprochen, sie hat das Proletariat Als erster kommt Longobardi an die Reihe, der die Grund­kongreß muß eine Richtschnur geben. Die Partei darf sich nicht in republikanischen Standpunktes. Der fäße der Revolutionäre vertritt, unter besonderer Hervorkehrung des der Politik herumwinden wie ein Tier, von dem man nicht weiß, schwer verständlich ist, wird von seiner Fraktion mit großem Beifall Seine Rede, die am Pressetisch o es ben Kopf und wo es den Schwanz hat.( Beifall.) Er empfiehlt aufgenommen. die Tagesordnung Labriola  . Ihm folgt Vergnanini( Reformist), der die hohe Blüte der betont sehen. Calli, ein Arbeiter, sagt, daß der Reformismus in der Taktik zurückführt. Er schildert die Entwicklung des Genossen- und Loncao will gleichfalls den Klassencharakter der Partei wieder socialistischen Bewegung in Reggia Emilia auf die reformistische Partei das ist was der Transformismus unter Depretis in der Politit Gewerkschaftswesens, die nur der unermüdlichen Arbeit zu danken war. Wie kann man einer so rückständigen und engherzigen Bourgeoisie sei. Wenn Ihr wollt, sagt der Redner, daß der Socialismus wirklich gegenüber, wie es die italienische ist, den Glauben hegen, in ihrer die große Maschine sei, die das Proletariat vorwärts treibt, dann Reformen wird die Regierung von selbst geben müssen, nicht aus Proletariat, damit wir es langsam aufwärts führen zu beſſeren zu­Gemeinschaft, mit ihrer Mithilfe Reformen zu erlangen? Die laßt uns hinabsteigen bis zu dem armen, gequälten, leidenden Liebe, sondern aus Furcht vor dem Proletariat. Nichts, gar nichts ständen. haben wir von der Regierung zu hoffen.

( Langandauernder Beifall.) Ich würde die Sache der Arbeiter verraten, wenn ich nicht hier die Tagesordnung verträte, die uns am meisten Garantie bietet vor leberraschungen und un­überlegten Getvaltatten. Alle, die die Sache des Proletariats auf­richtig lieben, mögen mit mir stimmen.( Beifall.)

Reina( mittlere Tendenz) fagt, seine Fraktion wolle nicht Wenn der innere Hader so gewaltsam Unvereinbares verbinden. weiter gehen soll, dann wollen wir nicht zusammen bleiben. Glaubten wir nicht, daß hier Wandel zu schaffen wäre, so hätten wir keine mittlere Tagesordnung eingebracht.

8 weiter Tag. Bologna  , 9. April. Gleich nach Eröffnung der Sigung giebt Costa dem franzöfifchen Genossen tappaport das Wort, der die Grüße der Parteifraktion Guesde- Baillant überbringt. Er spricht seine Genugthuung über die Entwicklung der italienischen   Partei aus, besonders über ihr mann­haftes Verhalten dem Baren gegenüber. Redner geht turz auf französische   Parteiverhältnisse ein, auf den italienischen inneren Streit, und schließt mit dem Wunsche, die Einheit der Partei möge Wo sind die Streitpunkte? Da ist zunächst die Frage des aus diesem Kongresse gefestigt hervorgehen auf der unerschütterlichen Republikanismus. Dürfen wir heute diese Frage zu unsrer Haupt­Grundlage des revolutionären Marrismus.( Beifall.) frage machen? Riskieren wir dann nicht, ein Gefäß zu schaffen, in das die Bourgeoisie ihren Inhalt thut? Verschwenden wir nicht die Kraft, das Blut des Proletariats! Anders ist's, wenn die Monarchie sich in unsern Weg stellt. Dann mögen wir auf die Barrikaden gehen. Die Notwendigkeit fennt kein Gebot.

Genosse Costa, der die Rede übersetzt, fügt Worte der Sympathie für die französischen   Genossen hinzu, für die Socialisten aller Frattionen, deren Attionen die italienische   Partei mit Liebe und Interesse verfolge.

Der Kongreß nimmt darauf die Diskussion wieder auf über die Stellungnahme der Partei der Regierung und der Staatsform gegenüber.

Nun die Reformen. Darin, daß wir sie wollen, sind wir einig. Wie wollen wir sie erreichen? Durch die Preffion des organisierten Proletariats. Je stärker die Pression, um so besser die errungenen Reformen.

Die ersten drei Redner, Sola, Croce und Ceccaroni sprechen für die revolutionäre Resolution. Croce meint, von einer Spaltung der Man sagt, die Reformen ändern den Mechanismus der Gesell Partei kann nicht die Rede sein. Höchstens könnten diejenigen ab- schaft nicht. Freilich, das thut nur der Socialismus. Aber trotzdem schwenken, die bei einer Selbstprüfung gewahr würden, eben doch fönnen wir nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis der bürgerliche Radikale, nicht Socialisten zu sein.

Socialismus kommt.

Referent Varazzani schildert kurz die Thätigkeit des Vorstandes Es folgen zwei reformistische Redner. Artioli, ein alter Warum nehmen wir denn nicht die Resolution Bissolati an? und verweilt besonders bei den zwei kritischen Punkten in der Landmann, betont die Notwendigkeit, Schritt für Schritt, ohne Ueber- Weil sie eine Thür offen läßt zum Mißbrauch. Wir wissen, daß die Parteigeschichte seit Jmola: dem Redaktionswechsel des Avanti" eilung und Illusion fortzuschreiten. Nur so könne das Proletariat Bourgeoisie aus ihrem Klasseninteresse heraus die Reformen giebt, und dem Austritt eines Teils der Mailänder   Socialisten unter in die neue Aufgabe hineinwachsen, die ihm der Socialismus zu- aber diese Reformen würden dem Proletariat weniger nüßen, wenn Führung Zuratis aus der lokalen Partei- Organisationen. Auf Grund weise. nicht seine politische Vertretung, eben die Partei, sich mit aller Wucht der ihm in Imola   zugewiesenen Machtbefugnisse erachtete sich der Stordi, ein Rechtsanwalt, hebt hervor, daß alle revolutio- bafür einfegte, um ihnen Richtung und Ausdehnung zu geben, die Parteivorstand für intompetent und berief darum den Parteitag ein. nären Genossen, die bis jetzt gesprochen haben, am Reformismus das Interesse der Arbeiter fordert. Dem Berichte folgen eine Reihe von Kritiken und Beschwerden. auszusehen hatten, daß er aber die Reformen nicht brächte. Mocchi will eine Analyse der Tagesordnung der Revolutionären Man wirft dem Parteivorstand vor, die wahre Lage des Avanti" hätte er, Redner, auch auszusetzen, suche die Schuld dafür aber bei geben, damit nicht nachher von Anarchie, Barrikaden usw. die Rede in Imola   verheimlicht zu haben, man beklagt, daß er am Vorabend den Revolutionären. Die Reformen kommen nicht, weil das Prole- fei, wie das nach Brescia   der Fall war. Vergnanini habe keinen des jezigen Kongresses, in zwölfter Stunde, den Beschluß der römi- tariat nicht ernst an dre Reform arbeitet. Was Ihr Reformismus Bufammenhang zwischen seiner Pragis und der Theorie des schen Settion faffiert habe, der den früheren politischen Redakteur nennt, das ist der Socialismus von heute. Morgen wird es einen Ministerialismus gezeigt. Er hätte beweisen müssen: 1. daß die des Avanti" wegen öffentlicher Schmähung der Partei aus der andren, übermorgen wieder einen andren Socialismus geben.( Ge- Revolutionären die von ihm geschilderte Thätigkeit abgelehnt hätten; Drganisation ausgestoßen hatte. lächter, Applaus.) Auch die Reformisten glauben an die Revolution 2. daß es wirklich socialistische Arbeit war, die geleistet wurde, ob Die Diskussion droht sich ins Endlose zu dehnen, als Arturo und sind zu ihr bereit. Wo wirklich gearbeitet wird, arbeiten beide es wirklich eine Annäherung an den Socialismus war; 3. worin Labriola   das Wort nimmt. Er wünscht zunächst zu Protokoll zu Tendenzen zusammen. sich auf dieser Basis die Tagesordnung Bissolati aufbauen müsse. geben, daß er protestiert gegen die Teilnahme der Mailänder Das ganze Wirken des Socialismus ist eine Reihe von Kon- Wer hat denn gesagt, daß die Revolutionären keine Korporationen Seceffionisten am Kongreß. Im übrigen bittet er, jetzt von Kritiken zeffionen, von Kompromissen, von Patten mit der Bourgeoisie. Die bilden dürfen? Man soll doch die große Frage nicht so verkrüppeln! der Thätigkeit des Parteivorstandes abzusehen. Diese Thätigkeit Tagesordnung Labriola   weisen wir zurüd, weil sie unfre Die mittlere Tagesordnung will den Reformismus, ohne den Mut war ein Ausfluß der allgemeinen Lage der Partei, ihre Unzuläng- jahrelange Arbeit negiert, nicht das bißchen Arbeit im Barla- zu haben, die Turatischen Konsequenzen zu ziehen und thut deshalb lichkeit ein Symptom der inneren Zerrissenheit. Anstatt Symptome ment, sondern die große Arbeit im Lande, in der Gewerkschaft, in fo, als ob fie die Zeit noch nicht für gekommen halte. zu betrachten, betrachte man die Grundursache, die bei der Diskussion den Kommunen. über die Tendenzen zur Sprache kommen wird. Einstweilen möge Als nächster Redner spricht der Abg. Cabrini, der folgende auch der Parteitag den Bericht des politischen Sekretärs was den von Rigola, Agnini und anderen angenommene mittlere Tagesordnung administrativen Teil betrifft gut heißen. Die Einwände gegen vertritt: die organischen Fehler der Parteileitung mögen an andrer Stelle Platz finden.

Stelle.

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Mocchi beklagt, daß alles nun in einen Topf geworfen und ges halten werden soll. Heute stehen die in der Mitte, die die Stunde nicht verstehen. Es handelt sich zwischen zwei Methoden zu wählen, wie man in allen Ländern wählen muß, nur daß in Italien   die Frage aftueller, dringender ist, als in" irgend einem andern Lande außer Frankreich  .

" In Erwägung, daß die Vergesellschaftung der Produktions­mittel nur verwirklicht werden kann durch den Klassentampf des Lazzari teilt die Auffassung nicht. Er meint, es wäre beffer Proletariats gegen jedes ökonomische und politische Privileg, erklärt Im Interesse der Aufrichtigkeit sollte man sagen, ob man schwarz aus den Symptomen das Wesen und den Ernst der Krankheit zu er- der Kongreß von neuem, daß die Partei in ihrem Wejen anti- will oder weiß und nicht die Konfusion und Unflarheit verewigen. schließen. Es thäte not, daß die Partei den Reformismus an seinen monarchisch ist und zur ganzen politischen und ökonomischen Ordnung Weil Redner an diesem Versuch nicht mitschuldig sein will, wird er Früchten erkenne. Da er aber überzeugt ist, daß die Theoretiker ihn der bürgerlichen Gesellschaft in Opposition steht; er erklärt weiter, und feine Freunde, um nicht die mittlere Tagesordnung durchgehen überstimmen werden, schlägt er vor, die Thätigkeit des politischen daß die Teilnahme der Socialisten an der Regierung unzulässig und zu lassen, nach Zurückweifung der Tagesordnung Labriola   für Sekretariats nicht zu billigen, sondern zu sagen: nach Kenntnisnahme daß in der gegenwärtigen Phase des politischen Lebens Italiens   die Bissolati stimmen.( Unruhe.) des Berichts geht der Parteitag zur Tagesordnung über, vor- Fraktion verpflichtet ist, ihre Unterstügung jeder Regierung zu ber- Redner analysiert die Einwände gegen die Tagesordnung behaltlich einer eingehenden Discussion der Einzelfragen an andrer weigern, weil weder der liberale, noch der radikale Flügel der äußersten Labriola  , gegen den Vorwurf der Anarchie, gegen die Nichtteilnahme Linken irgend welche Garantien bietet, eine Regierung aufrichtiger an der Reformarbeit. Diese sei nicht in absolutem Sinne zu vers In diesem Sinne beschließt der Parteitag. und einschneidender Reformen zu bilden; der Kongreß erklärt: 1. daß stehen. Teilnehmen wollen die Revolutionären, aber sie wollen nicht Wie vorauszusehen war, beschließt man am Nachmittag, die alle Anstrengungen gemacht werden müssen, um das Bewußtsein der unter ihrer Verantwortung die Reformen durchbringen, nicht ihre Tagesordnung zu verschieben und gleich die Frage nach dem Ber- Maffen für eine gründliche Erkenntnis des Socialismus zu gewinnen Namen unter die Gesetze sezen. Mocchi lobt die Konsequenz und halten der Partei der Regierung und der und zwar nicht nur durch eine unermüdliche principielle Propaganda, den Mut Turatis und bittet die Partei, auch Mut und Konsequenz Staatsform gegenüber zu verhandeln. sondern auch durch eine fortgesetzte Beleuchtung der Thatsachen vom zu zeigen, um nicht die Konfusion sondern die alten revolutionären Labriola   hat bereits die Rednerbühne bestiegen, als ein Standpunkt der socialistischen Kritik und Theorie; 2. daß die Partei Grundfäße der Partei wieder auf unsre Fahne zu schreiben. Präjudizialantrag von Saldi und Leone der Präsidentschaft zugeht. die Pflicht hat, die Ausbeutung in jeder Form unaufhörlich und Die Nebe, die zweifellos die bisher größte oratorische Leistung Dieser Antrag will vor jeder Diskussion die Einheit der Partei wirksam zu bekämpfen; bes Kongresses ist, wird mit langanhaltendem Beifall von den Re­in einem feierlichen Votum betonen und es aussprechen, daß, 3. daß es notwendig ist, wirtschaftliche, politische und Ver- volutionären aufgenommen. welchen Ausgang auch die Diskussion habe, die Minderheit sich der waltungsreformen zu erkämpfen, sei es durch den beständigen Druck Mehrheit beugt. des organisierten Proletariats, sei es durch den direkten Einfluß der politischen Vertreter der Partei, auch durch Ausnutzung gelegent­lichen Zusammenfallens unserer Bestrebungen mit der Attion andrer Klassen;

der Kongreß erklärt, daß die Minorität die Pflicht habe, fich der Entscheidung der Majorität zu fügen, und proklamiert auf dieser Grundlage die Einheit der Partei."

Dieser Tagesordnung stehen Ferri und viele Hervorragende Parteigenossen sympathisch gegenüber.

Cofta bringt darauf ein Telegramm der revolutionären Socia listen Rußlands   zur Verlesung, das einen minutenlangen Meifall hervorruft. Man erhebt sich von den Stühlen und ruft: Es lebe die russische Revolution! Nieder mit dem Zaren!

Es kommt zu einer sehr lebhaften Diskussion. Longobardi und Merlani bekämpfen den Antrag. Die Diskussion über die Frage der Tendenzen könnte logische Unvereinbarteiten zu Tage fördern oder Der Parteitag ist anscheinend müde, trotzdem giebt man noch zur Formulierung praktischer Normen führen, die ein Teil der Ge dem Abgeordneten Chiesa, einem Arbeiter, das Wort, der an noffen nicht annehmen fann. Vor Klärung der Lage soll man praktischen Beispielen aus der Provinz Gemta die Richtigkeit des nicht von Einheit reden, da vielleicht teine Einheit mehr existiert. Reformismus darlegen will. Er glaube selbst nicht, daß die So­Turati, von langandauerndem lauten Beifall begrüßt, bittet, cialisten heute schon in ein Ministerium eintreten sollten. Wenn es den Präjudizialantrag abzuweisen. Man hat gesagt, der Kongreß ihm morgen nüglich erschiene, würde er es ohne weiteres vertreten. solle für das Wohl des Proletariats arbeiten. Wie kann man aber Cabrini tehrt in seiner Rede ferner den bermittelnden Charakter Wenn Ihr das nicht wagt, ruft der Redner aus, so habt Ihr ja die ersten Seiten einer neuen Weltgeschichte beginnen mit einer der Resolution hervor. Sie weist ab: von der rechten Seite Angst vor Eurer eignen Kraft!"( Langandauernder Beifall bei den Heuchelei? Eine Heuchelei wäre es aber, jezt in einem Votum eine den Eintritt eines Socialisten in ein Ministerium, nicht aber die Reformisten.) Das Proletariat braucht zu seiner Hebung Reformen Einheit zu proflamieren, die wir nicht fühlen, von der wir nicht systematische Unterstügung eines Kabinetts, die ihm allerdings heute und die Arbeit das Ringen für diese Reformen. Gebt mir ein fitt­wissen, ob sie möglich ist. Disciplin ist eine schöne Sache. Aber nicht opportun erscheint; bon der linken Seite die lich erzogenes, geschultes und gebildetes Proletariat und ich will man bergefie nicht, daß sie das Opfer eines Teiles unsrer Ueber- tatastrophische Auffassung der Entwicklung, die er als anarchistische Euch heute die Revolution machen!" zeugung einschließt. Wie kann man sich zu solchen Opfern ver- definiert. Die Sigung wird darauf auf morgen, den entscheidenden Tag, pflichten, ohne vorher zu wissen, welchen Teil seiner Ueberzeugung Wenn man wirklich glaubt, die Reformen festigen die Herrschaft vertagt. Alle drei Tendenzen versammeln sich heute abend in drei man opfern muß? Vielleicht verlangt man von uns ein Verzichten der Bourgeoisie, so darf man an ihnen nicht mitarbeiten. Man steht besonderen Lokalen.