Nr. 100. 21.
21. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
Mordprozeß Walther.
Dritter Tag.
Der Prozeß ist gestern zu Ende gekommen. Die seltsamerweise von so manchen Heiterkeitsausbrüchen begleitete Tragödie hat damit abgeschlossen, daß die Geschworenen auf Antrag des Staatsanwalts den Angeklagten des Mordes schuldig erkannten und der Gerichtshof daraufhin das
Todesurteil
aussprach. Mit Grausen muß man daran denken, ob in diesem Falle, wo kein einziger direkter Beweis für die Schuld des Angeklagten aufzutreiben war, das schreckliche Urteil wirklich zu Recht erfolgt ist, ob nicht ein Unschuldiger das Schaffot besteigen muß. Es ist ja seit längerer Zeit in der reaktionären Preffe des Landes Brauch, die Agitation gegen die Todesstrafe als einen Angriff auf die göttliche Weltordnung hinzustellen; und wie die Dinge griff auf die göttliche Weltordnung hinzustellen; und wie die Dinge heute liegen, wird im Reichstage keine Mehrheit für eine Kulturforderung zu finden sein, die vor einem Menschenalter in diesem Barlamente eine Selbstverständlichkeit war. Sollte der Fall Walther der jetzt aussichtslosen Agitation ähnlich neue Nahrung geben, wie vor Jahren der Fall Riethen?
Aus der Verhandlung führen wir noch folgendes an: Die Beweisaufnahme wird mit der Vernehmung des Barbiers Paul Teschner aus Bischofswerda fortgesetzt. Er ist ein Cousin des Angeklagten. Dieser hat am 8. September den Zeugen besucht und bei dieser Gelegenheit hat Teschner den Angeklagten erst gar nicht erkannt, weil er den gefärbten Schnurrbart hatte. Der Angetlagte hat als Grund seines Kommens angegeben, daß er direkt von Berlin komme und dort Detektivs angenommen habe, um den Lebenswandel seiner Frau festzustellen. Er hat aber nichts davon gesagt, daß er mit der Frau zusammen getroffen sei. Der Angeklagte roch sehr start nach Karbol und die Frau des Zeugen hat aus alle dem einen unheimlichen Eindruck von dem Angeklagten erhalten und hat ihn über Nacht nicht in der Wohnung behalten wollen. Bei den Unterhaltungen mit dem Angeklagten fam es dem Zeugen so vor, als ob nicht alles so recht stimmte; Walther erklärte dies damit, daß er sehr übermüdet und deshalb zerstreut sei. Zeuge Auguft Teschner, der Vater des vorigen Zeugen, bestätigt dessen Angaben. Bezüglich des gefärbten Schnurrbartes hat Walther gesagt, daß der Barbier mur einmal die Wirkung eines Färbemittels probieren wollte. Die Nacht hat er bei dem Zeugen geschlafen und dieser hat ihm auf sein Ersuchen etwas Geld gegeben, weil ihm dieses ausgegangen fei. Dann ist der Angeklagte zur Bahn gegangen und ist weggefahren.
Es folgen zwei Zeugen, die sich nachträglich bei dem Staatsanwalt gemeldet haben.
Frau Karoline Bauhaus
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Im
Freitag, 29. April 1904.
war die typische, wie man sie bei Erhängten findet. Die Haut- zeigen gegen 1903 eine Zunahme der Ausfuhr, namentlich: Getreide abschürfungen an den Händen waren klein und unbedeutend. Der und andre Landbauerzeugnisse, Kohlen, Instrumente, Maschinen, FahrTotaleindruck der Leiche war der, daß es sich um eine Berliner zeuge. Grheblicher als der Gesamtrückgang der Ausfuhr ist der Dirne handelte. Einen Selbstmord in der Stellung, in welcher die Ausfall bei Eisen und Eisenwaren( 211 287 Tommen, an welchem Leiche vorgefunden war, hat man schon oft beobachtet. Ausgeschlossen Ausfall besonders Roheisen, Luppeneisen, Rohschienen, Schienen, ist es, daß jemand einen lebenden Menschen in dieser Weise auf- Stabeisen, Eck- und Winkeleisen, Brucheisen beteiligt sind). hängen kann, etwas andres ist es, wenn etwa vorher der Betreffende 3. Die bis auf einige Waren nach den im Februar d. J. für bergiftet oder betäubt und dann in diese Stellung eines Erhängten 1903 ermittelten Werten berechneten Einfuhrwerte erreichten im gebracht wird. Für diese Annahme, an die man auch zuerst ersten Vierteljahr 1904( in 1000 Mart): 1 593 651 gegen 1531 439 gedacht, habe man nicht den geringsten Anhalt. Es mußte nach und 1376 057 in den ersten Vierteljahren 1903 und 1902. Edelallem Selbstmord angenommen werden. Daß die Frau etwa zu- metallwerte: 35 084 gegen 20 344 und 37 633. erst erwürgt und dann aufgehängt sein könnte, erscheint gänzlich 4. Die in gleicher Weise ermittelten Ausfuhrwerte betragen ausgeschlossen. Bei Erhängten wird gewöhnlich beobachtet, daß fie 1 255 535 gegen 1217 245 und 1 080 064 gegen die ersten Vierteldie Zunge zum Munde herausgestreckt haben, diese Erscheinung ist jahre 1903 und 1902. Edelmetallausfuhr: 29 971 gegen 32 567 und aber keineswegs charakteristisch für einen Erhängungstod. Das 18 672. Neu ist die Darstellung des Specialhandels im ersten Vierteljahr Vorfinden von Fliegeneiern oder Maden an der Leiche läßt einen Schluß darauf, daß die Leiche schon länger liegen müffe, nicht zu, 1904 in systematischer Ordnung der vier Hauptabteilungen und der denn bei heißer Witterung sammeln sich sehr schnell die Fliegen an 18 Gruppen nach Mengen und Werten. Danach ergiebt sich in einer Leiche. Es hat dann noch eine gerichtliche Nachrevision statt- Millionen Mark für Rohstoffe für Industriezwecke ein Einfuhrwert gefunden, die Leiche ist am 24. September ausgegraben worden, fie von rund 806 und ein Ausfuhrwert von 298 Millionen Mark, war aber schon so in Verwesung übergegangen, daß die Todes- für bearbeitete Waren( halb- und ganzfertige) ein Einfuhrwert ursache nicht mehr festgestellt werden konnte. von rund 316 und ein Ausfuhrwert von rund 826 Millionen Kreisarzt Dr. Aust- Nauen schließt sich diesem Gutachten Mart, für Nahrungs- und Genußmittel, Vieh ein Einfuhrwert durchaus an. von rund 437 Millionen Mark, ein Ausfuhrwert von rund 102 Millionen Mark.
Sachverständiger Prof. Dr. Straßmann
läßt bei den Geschworenen ein Spiritus Präparat der Hände der Hamburger Staatsanleihe. Die Hamburger Finanzdeputation Verstorbenen cirkulieren und bekundet: Eine medizinische Sicherheit fordert zu Geboten auf eine Anleihe auf. Es handelt sich dabei um über die Todesursache ist nicht geschaffen, zumal die chemische Unter- eine Anleihe im Rennbetrage entweder von 40 Millionen Mark bei suchung der Leichenteile ohne Ergebnis geblieben ist. Eine Selbst- einer Verzinsung mit 31 Broz., oder von 44 Millionen Mark bei erhängung ist in der Lage, wie die Leiche gefunden wurde, möglich, einer Berzinsung mit 3 Broz. Die Anleihe dient zur Bestreitung aber ungewöhnlich. Das kann ich auf Grund meiner Thätigkeit, in der durch Landankäufe, Staatsbauten usw. sowie zur Rückzahlung welcher ich etwa 200-300 Grhängte gesehen habe, fagen. Verdächtig temporärer Anleihen verursachten Ausgaben. war der Befund an den Händen, an denen eine Reihe von AbDie Bergwerksgesellschaft ,, Hibernia" erwarb, wie der„ Voffischen schürfungen gefunden wurden. Die Möglichkeit, daß es sich dabei um zufällige Abschürfungen handeln konnte, ist gegeben. Eine Er- Beitung" aus Essen gemeldet wird, die legten noch ausstehenden brosselung und nachträgliches Aufhängen ist nicht ganz auszu- Rure von„ General Blumenthal", so daß die Zeche nunmehr ganz Der Grubenvorstand zuschließen; es wäre aber auffallend, daß dann sich nur eine Marke in den Besitz der Hibernia" gelangt ist. am Halfe zeigte; es würden dann voraussichtlich zwei Marken ent- der Beche Freie Vogel und Unverhofft" will außerhalb des Kohlenstehen. Dann ist noch an die Möglichkeit zu denken, daß die Ge- syndikats bleiben und versendet ein Gutachten der Centrale für storbene betäubt und als Leiche oder bewußtlos aufgehängt Bergwesen, wonach die Zeche bei der ihr früher zugestandenen worden sei. Diese Möglichkeit ist gegeben, aber mehr fann man Beteiligungsziffer nichts verdienen, sondern im Jahre 1905 schon nicht sagen. Die Thatsache, daß die chemische Untersuchung nichts 15 000 m. Verlust haben werde. ergeben hat, steht dieser Möglichkeit nicht entgegen. Es sind also verschiedene Möglichkeiten vorhanden. Ein Selbstmord ist durchaus nicht unmöglich; nach der ganzen Lage der Sache ist medizinischerseits nicht festzustellen, welches die Todesursache gewesen ist.
Gerichtsarzt Dr. Hoffmann äußert sich bezüglich des Geisteszustandes des Angeklagten: Es ist nichts festgestellt, das irgendwie auf einen geistigen Defekt hindeuten könnte.
Gerichtschemiker Dr. Bischoff
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Spruch für den Angeklagten im Gefolge haben muß, fie müßten völlig absehen von den Strömungen, die sich außerhalb des Gerichtssaales in der öffentlichen Meinung geltend machen. Der Staatsanwalt stellt dann alle Indizien zusammen und kommt zu dem Resultat, daß die Geschworenen ihr Urteil auf schuldig des Mordes abgeben müßten.
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Die Goldproduktion Transvaals hat trop aller Lamentationen der Minenmagnaten und ihrer Presse auch im letzten Vierteljahr wieder beträchtliche Fortschritte gemacht, wenn auch die hohe Ausbeute des Jahres 1899 noch immer nicht wieder erreicht ist. In den Monaten Januar bis März d. J. wurden im Vergleich mit demselben Zeitraum der letzten drei Vorjahre die folgenden Feingold
mengen gewonnen:
Januar Februar
März
1899
1902
1903
1904
431 010 425 166 464 036
70 304 81 406
104 127
Unzen 199 279 196 513 217 465
9
288 824 289 502 308 242
Sociales.
Aerzte und Krankenkassen.
Sehr geehrter Herr Doktor!
In hiesigen Tageblättern befinden sich ungünstige Notizen, die
um Verlängerung der Frist nachgesucht habe und daß dieses Gesuch in die Reihen der Herren Kassenärzte zu bringen. Unwahr ist, daß die Orts- Krankenkasse durch eine Deputation abschlägig beschieden worden sei.
Dieses Gesuch ist vielmehr schriftlich gestellt und hat auf Wunsch des Herrn Kreishauptmanns gestern eine Besprechung mit zwei Vertretern der Kaffe stattgefunden, auf wie lange eine solche Verlängerung der Frist zum weiteren Ausbau des Diftriftsarzt- Systems gewünscht werde. Beschluß ist auf das Gesuch noch nicht gefaßt.
Herrn Kreishauptmanns mit den früheren Kaffenärzten scheitern und Zweifellos wird auch dieser neue und wohl lezte Versuch des die weitere Ergänzung dann dem Vorstande der Drts- Krankenkasse selbstverständlich überlassen bleiben.
Vorher teilt Rechtsanwalt Morris mit, daß nach Schluß der geftrigen Sigung die Zeuginnen Klein ihm gesagt haben, daß nach ihrer Auffassung die Auskunft, die der Kriminalkommissar Meirner hat einige Zeichenteile der Frau Walther am 26. September zugeschickt Ihr Vater erhalten und untersucht. Bei dem Verwesungszustande der Leiche über ihre Familie gestern gegeben, durchaus falsch sei. Ihr Vater erhalten und untersucht. sei ein sehr achtbarer Mann und würde sich die nötigen Schritte wurden, sehr schwierig. Derartig flüchtige Betäubungsmittel find in so war die Entscheidung der Frage, ob Betäubungsmittel angewandt vorbehalten. faulen Leichenteilen nicht mehr auffindbar. Es ist denn auch nichts aus Emmerich bekundet alsdann: Sie ist mit dem Angeklagten in gefunden; aber dieser negative Befund spricht nicht gegen die Mög lichkeit der Anwendung eines solchen Betäubungsmittels. Was feiner Eigenschaft als Rechtskonsulent in Verbindung gekommen und Amylnitrit betrifft, so genügen wenige Tropfen, um unter Umständen dieser hat ihr in einer Prozeßfache zur Seite gestanden. einen Zustand der Bewußtlosigkeit hervorzurufen. Das bei dem Sommer erzählte er, daß er nach Berlin reisen müsse, um dort Angeklagten in Emmerich vorgefundene Präparat war ein in ziemlich etwas auszutüfteln, doch müsse er dabei sich so verkleiden, daß er vorgeschrittenem Maße der Bersetzung befindliches Amylnitrit, die Distriftsärzte gerichtete Rundschreiben Auskunft: untenntlich sei. Die Zeugin hat geglaubt, daß er vielleicht als das faum verwendbar gewesen sein könnte. Der Geruch Geheimer" thätig sein müsse. Er hat nie gesagt, daß er verheiratet des Amylnitrits ist parfümartig und würde an sich geeignet fei, vielmehr mitgeteilt, daß seine Frau tot und er Witwer sei. Im sein, Fliegen anzuloden. Metallgifte kommen nicht in Frage. Nach Gespräch hat er manchmal mitgeteilt, daß er die Dina heiraten alledem hat die chemische Untersuchung bestimmte Anhaltspunkte nur den Zweck haben sollen, Beunruhigung in das Publikum bezw. möchte, aber erst eine ordentliche Stellung haben müsse. Witte über die Todesursache nicht ergeben. September ist der Angeklagte aus Berlin zurückgekommen; er hat dabei geäußert:„ Die Sache ist in Ordnung, jetzt wird Dina mals genau gezeigt, wie der Kopf der Leiche in der Schlinge gesteckt Nachdem Apotheker Ed art auf Wunsch der Geschworenen noch geheiratet." Walther ist ihr sowohl nach seinem Bart als nach hat, wird die Beweisaufnahme geschlossen. feinem Anzug völlig verändert vorgekommen und sie hat ihm ihre Die Schuldfragen lauten auf Mord und für den Fall, daß Verwunderung darüber ausgesprochen.- Rechtsanwalt Dr. Silber- die Ueberlegung ausgeschlossen werden sollte auf mildernde stein: Und warum haben Sie sich erst nachträglich bei der Umstände. Staatsanwaltschaft gemeldet? 8eugin: Als ich in Emmerich Vor Beginn der Plaidoyers findet eine Bause statt. in der Zeitung las, daß die Frau des Angeklagten er- Staatsanwalt Assessor Dr. Schindler ersucht, ohne daß eine mordet und Ser Angeklagte wegen Verdachts der Thäter schaft verhaftet sei, habe ich mir zuerst gedacht, die Sache wird erkennbare Ursache zu solcher Gewissensschärfung vorliegt, die Geschworenen, mit Sachlichkeit, Unparteilichkeit und fühler Ruhe die schon genügend aufgedeckt werden, aber da der Angeklagte Beweisergebnisse zu prüfen und das menschliche Empfinden nicht Dabei sprach der Herr Kreishauptmann die Absicht aus, nochfortgesetzt stritt und ich die feste Ueberzeugung hatte, daß er die That so start werden zu lassen, daß sie schließlich zu einer Be- mals einen Versuch machen zu wollen, inwieweit die hiesigen Aerzte schon monatelang vorher geplant hatte, so meldete ich, um mein urteilung mit dem Herzen, anstatt mit dem Stopf tonmmen. etwa bereit sein wollten, selbstverständlich unter Wahrung der von Gewissen zu erleichtern, meine Wahrnehmungen dem Kriminal Die Geschworenen hätten lediglich nach gewissenhafter Prüfung der Drts- Krankenkasse abgeschlossenen Verträge, für die erforderliche fommissar. Rechtsanwalt Dr. H. Silberstein: Haben Sie der Thatsachen, die ihnen in der Verhandlung vorgeführt worden, Ergänzung der ärztlichen Thätigkeit zu sorgen. nicht dem Angeklagten wiederholt abgeraten, eine der Kleinschen ihre Entscheidung zu fällen, unbekümmert um die Folgen, die ihr Im übrigen beträgt die Zahl der angestellten Aerzte 88, wovon Töchter zu heiraten? Beugin: Nein!- Rechtsanwalt Morris: Sie sollen mit der Kleinschen Familie nicht gut stehen bereits heute 75 Aerzte thätig sind. und dem Angeklagten gesagt haben, seine Schwiegermutter jei ein Drache. 8eugin: Das hat er ja selber gesagt.( Heiterfeit.) Rechtsanwalt Morris: Der Angeklagte behauptet, daß er Sie wegen Ihrer Feindschaft mit der Familie Klein bat ärgern wollen und deshalb gesagt hat:" Nun wird Dina geheiratet."( Heiterfeit.) Aus der von den Rechtsanivalten Dr. Silberstein und Sie wollen ersehen, daß hiernach die gebrachte Notiz wissentlich -Zeugin: Ich habe gar keine Beziehungen zur Familie Slein. Morris geführten Verteidigung sei erwähnt, daß der letztgenannte falsch in die Blätter gebracht ist und nur auf gegnerischen Einfluß Rechtsanwalt Morris: Haben Sie nicht auch eine heiratsfähige Verteidiger die Erzählung des Angeklagten über das Zusammentreffen zurückzuführen ist. Tochter? 8eugin: Die wird der Herr Rechtsanwalt ja gleich als mit seiner Frau auf dem Anhalter Bahnhof preisgab. Der Vor Sie können also nach wie vor beruhigt sein, es ist durchaus keine Zeugin hier sehen.( Heiterkeit.) Meine Tochter ist 23 Jahre alt.- räf.: fizende habe bestätigt, daß der Angeklagte im großen und ganzen Gefahr in irgend einer Weise vorhanden, vielmehr gilt es gerade Haben Sie jemals den Wunsch gehabt, daß Walther ihre Tochter während der ganzen Voruntersuchung dieselben Angaben gemacht jetzt, fest zusammenzustehen. heiraten möchte? 8eugin: I bewahre! habe. Der Verteidiger sucht darzulegen, daß diese Angaben durchaus nicht unwahrscheinlich seien und daß namentlich seine Erzählung von Hochachtungsvoll dem Zusammentreffen mit vier Civilisten auf dem Wege von Dallgow durchaus plausibel flinge. Die Möglichkeit, daß einer dieser Civilisten die That begangen, sei nicht von der Hand zu Am 27. April fand die Generalversammlung der Drts. Es werden dann noch einige Fragen an den Apotheker&& art weisen. Dieser Hypothese würde allerdings die Behauptung des Krankenkasse der Maler und verwandten Gewerbe Dallgow gerichtet. Dieser verneint und andrem die Frage, ob bei Auffinden der Leiche ein specifischer Geruch sich bei derselben bengeflagten entgegenstehen, daß er seine Frau noch am 8. September zu Berlin statt. früh am Anhalter Bahnhof gesehen habe. Der Angeflagte bleibe Nach einem eingehenden Referat zu dem auf die Tagesordnung merkbar gemacht habe. dabei, daß dies richtig sei, der Verteidiger will es aber nicht glauben gestellten Punkt Aerzte und Krankenkassen" legten die Delegierten, Die Beweisaufnahme und ist der Ansicht, daß die ganze Geschichte von dem Anhalter Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ihre Meinung in folgender, einstimmig schließt mit der Verlesung eines Briefes, dem der Angeklagte nach Bahnhof eine Einbildung des Angeklagten sei. angenommenen Resolution nieder: feiner Berhaftung am 21. September" ant die hochlöbliche Rach etwa einstündiger Beratung verkündete der Obmann ber Die am 27. April 1904 in den Arminhallen tagende ordentliche Kriminalpolizei in Berlin " gerichtet hat. Er bittet darin die Polizei Geschworenen den Spruch dahin, daß der Angeklagte fchuldig Generalversammlung der Maler und verwandten Gewerbe weist den dringend, den Lauf der Untersuchung zu beschleunigen. Er sei sich sei des Mordes. Der Staatsanwalt beantragte die Todes- Vorwurf, welchen Herr Dr. Mugdan im Reichstage gegen die Kaffenfeiner Schuld bewußt und habe noch nie in seinem Leben daran itra fe und Ehrverlust, auf welche erkannt werden mußte. Der verwaltungen erhoben hat, daß diese im Gegensatz zu den Mitgliedern gedacht, einen Menschen zu töten. Es sei gewiß nur ein Rachealt Angeklagte wurde bei Anhörung des Urteils um einen Schatten in der Frage der Aerzteverforgung einen andren Standpunkt einfeiner in Berlin lebenden Ehefrau, die er am 7. September auf- blasser, verriet aber sonst teine Gemütsbewegung. nehmen, mit Entschiedenheit zurück. gesucht habe, um sie zu fragen, ob sie wieder mit ihm zusammen- Er erklärte, das Urteil nicht annehmen zu wollen. Leben wolle. Seine Absicht sei gewesen, wenn möglich die Trennung aufzuhalten, er hätte ihr dies auch versprochen, wenn sie sich ändern wolle. Der Angeklagte erzählt dann weiter in dem Brief die BeAus Induſtrie und Handel. gegnung mit seiner Frau und seine eignen weiteren Erlebnisse in Berselben Weise, wie er es vor Gericht gethan. In diesem Brief Deutscher Außenhandel im ersten Quartal 1904. Nach dem bom steht aber, daß er seine Frau am 8. September früh noch einmal kaiserlichen Statistischen Amt joeben herausgegebenen Märzheft 1904 der am Anhalter Bahnhof vorübergehen gesehen habe. Der Brief monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel des deutschen schließt:„ Entweder ist es ein Irrtum oder eine falsche Denun- Zollgebietes beträgt im ersten Vierteljahr 1904: ziation. Ich habe mir weder einen Mord noch sonst etwas zu Schulden kommen lassen. Nehmen Sie diesen furchtbaren Verdacht und bitte, eilen Sie, denn ich verzweifle. Ich habe keinen Mord begangen. Dazu würde meine Kraft gar nicht ausreichen." Es folgen die Sachverständigen- Gutachten, an welche die Geschworenen viele Fragen knüpfen. Kreisarzt Medizinalrat
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Die Tochter der Beugin, Frl. Jansen aus Emmerich , bestätigt die Aussage der Mutter und setzt auf Befragen des Vorsitzenden hinzu: Sie habe keine Zuneigung zu dem Angeklagten, dieser sei ihr bielmehr ein ganz gleichgültiger Mann.
Dr. Jänicke- Spandan:
Das Auftreten des Herrn Dr. Mugdan war nur geeignet, etwaige Anhänger der freien Arztwahl von diesem Standpunkt abzubringen.
Die heutige Generalversammlung erklärt sich mit den Maßnahmen des Vorstandes und des Gewerks- Krankenvereins zur ziveckmäßigen Festlegung der bestehenden Arztversorgung durch langfristige Verträge einverstanden.
nicht entsprechende Behauptung des Dr. Mugdan, daß die Kassen Die Versammlung protestiert energisch gegen die den Thatsachen 1. Die Einfuhr( in Tonnen zu 1000 kilogramm) 10 209 709 für socialbygienische Verbesserungen nur Worte besitzen und kenngegen 9-769 485 und 8448 901 im ersten Vierteljahr der beiden zeichnet die Ausführungen des genannten Herrn in der Kassenfrage Vorjahre. Edelmetalleinfuhr: 262 gegen 269 und 264. 27 bon als unerwiesene Unterstellungen, die geeignet sind, das Selbst43 Bolltarifnummern zeigen gegen das Vorjahr eine Zunahme der verwaltungsrecht der Kaffen zu schädigen. Einfuhr. Hierunter ragen hervor: Erden, Erze, Holz, Materialwaren, Baumwolle und Baumwollenivaren, Eisen, Flachs, Instrumente, Maschinen. Größere Ausfälle brachten Kohlen, Getreide und andre Landbau- Erzeugnisse, Dele und Fette.
Bei der Leichenbesichtigung haben wir an den Haaren nichts 2. Die Ausfuhr( in Tonnen zu 1000 Kilogramm): 8996 643 Außergewöhnliches wahrgenommen. Am ganzen Körper wurden gegen 9 152 026 und 7 422 344 im ersten Vierteljahr 1903 und 1902. Verlegungen nicht festgestellt. Die Strangulationsmarte am Halse Edelmetall- Ausfuhr: 90 gegen 116 und 94. 23 Bolltarif- Nummern
Unter dem Gesinde- ,, Recht".
Der Gemeindevorsteher Guaß in Neuschöneberg im Allensteiner Bezirk hat sein Dienstmädchen totgeprügelt, weil es eine Tasse Milch getrunken hat, die ihm nicht zukam. Die bereits beerdigte Leiche wurde amtlich ausgegraben und danach, wie die„ Dstdeutsche Volkszeitung" berichtet, folgendes festgestellt: