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neue HelmMte einzustellen. Um so bester, daß eS nun doch noch zu einer Eröffnung im Etatjahr 1904 kommen soll. Es scheint, daß die Kritik, die bei der diesjährigen Etatbcratung von socialdenlokratischen Stadtverordneten an dem Heimstättenwesen geübt worden ist, doch ihre Wirkung gethan und zu einer Beschleunigung der Bauarbeiten geführt hat. Wir wollen nur hoffen, daß nicht noch im allerletzten Stadium der Bauausführung Magistrat und Stadtverordneten-Versammluug eine so- und sovielte Aenderung des Bauentwurfes beschließen, durch die zwar wieder noch an den Baukosten ein paar Tausend Mark gespart würden, aber dafür mich die langersehnte Vollendung des Baues wieder noch um ein paur Monate verzögert würde. Die städtischen Kanzlistcn, welche seit Jahren über ihre im- günstige Lage Klage führen, sollen nunmehr durch eine kleine Auf- besserung ihrer Bezüge erfreut werden. Der Magistrat hat verfügt, daß den Kanzlisten für diejenigen Tage, an denen die städtischen Dienststellen schon 1 Uhr mittags geschlossen werden, das Pflicht- Pens u m facht Bogen a 38 Pf.) voll bezahlt werden soll und ebenso an solchen Tagen, an welchen wegen Arbeitsmangel den Magistratskanzlisten nicht das volle Pensum übertragen werden kann. Im letzteren Falle soll jedoch bei zweimaliger Wiederkehr solcher stillen Tage" im Monat Bericht erstattet werden wegen Ver- niindemng des Kanzleipersonals. Vor chemischen Präparaten, saurer Milch und Brennesseln warnt die Polizei in folgender Veröffentlichung: Beim Beginn der heißen Jahreszeit pflegen durch Zeitungsinserate und gedruckte Rund- schreiben allerlei chemische Präparate, meist unter Phantasienamen und ohne Angabe der Zusammensetzung, als Zusätze zur Milch, um deren Gerinnung zu verzögern, empfohlen zu werden. Vor dem Ankauf und der Verwendung dieser Mittel wird dringend gewarnt. Es ist keine chemische Substanz bekannt, die im stände wäre, die Mlch frisch zu erhalten und vor dem Gerinnen zu bewahren, ohne ihr gleich- zeitig gesundheitsschädliche Eigenschaften zu verleihen. Das einzig empfehlenswerte Verfahren, um im Haushalte die Milch vor dem Saueriverden möglichst lange zu schützen, ist: Die Milch so frisch wie möglich zu kaufen, sofort nach dem Ankauf sie bis zum Aufwallen aufzukochen und sie alsdann schnell abgekühlt an kühlem Orte in eineni Gefäß mit iibcrfasscndem Teckel, und zivar am besten ohne Um- gießen in dem Gefäß, das zum Aufkochen diente, aufzubewahren. Milch, die kleineren Kindern gegeben wird, sollte vor Verabfolgung an sie jedesmal von einem Erwachsenen gekostet werden, um. fest- zustellen, ob sie auch nicht sauer oder bitter schmeckt. Wer Milch, die mit chemischen Konservierungsmitteln versetzt ist, einführt, feilhält oder verkauft, hat Bestrafung auf Grund von Z 3 k der Polizei- Verordnung vom 15. März 1902 und Verfolgung auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes zu gewärtigen. Das in Produzenten- und Händlerkreisen hier und da noch übliche Verfahren, Brennesseln in die Milch zu legen, um sie zu konservieren, fördert die Gerinnung der Milch viel mehr als sie es verhütet. Dies Verfahren ist schon aus Reinlichkeitsgründen durchaus zu verwerfen und ist außerdem geeignet, die Milch gesundheitsschädlich zu machen. Die Pfingstfriertage brachten kein freundliches Wetter. An beiden Tagen war der Himmel stark bewölkt und die Temperatur so niedrig, daß die F r ü h k o n z e r t e nur im Winterrock zu genießen waren. Unter solchen Umständen kam selbst bei Leuten, die in der Theorie der Abstinenzbewegung Konzessionen zu machen geneigt sind, der steife Grog zu respektablen Ehren. Auch an den Nachmittagen wiesen die B i e r g ä r t e n manche Lücke auf, und nur einige große Lokale machten ihr Pfingstgeschäst. Im Westen war besonders nach den Terrassen am H a l e n s e e ein beinahe mörderischer Andrang. ES ist dies das neue von der Firma Aschinger   errichtete VergnügungS- institut, das im Geschmack des Königs Nebukadnezar   erbaut ist. Alle Welt staunte ob der im echten Stuck her­gestellten Posaunenengel und der den Babel- Bibel- Streit beleuchtenden Turmbauten. Was der Cirkusdirektor Schumann auf dem Wege des Balletts zur Popularisierung dieses wichtigen Streitfalles gethan hat, das ist in Halensee   unter Beihilfe von Cement   geschehen. Von Ehrfurchtsschauern gepackt, opferten denn auch viele Tausende dort dem Moloch. Daß die Straßenbahn- wagen im Sturm genommen wurden und der Eisenbahnverkehr nicht ohne zerrissene Ueberzieher und zerbrochene Schirme von statten ging, versteht sich; dafür feierten wir Pfingsten. Glücklich, wer am Abend zur rechten Zeit daheim war und im Schöße der Familie fein Abendbrot verzehren konnte. Die Verkehrszustände, welche an den Pfingsttagen an einem beliebten Ausflugsort herrschten, werden noch durch die folgende Meldung eines Berichterstatters beleuchtet: Der Bahnhof Finken- k r u g war an den beiden Pfingstfeiertagen der Schauplatz wüster Scenen. Der Bahnsteig ist in seiner Länge von etwa 50 Meter durch einen Staketzaun zur Hälfte geteilt, nur drei schmale Einlässe ge- statten den Gang zum Huge. In unverantwortlicher Weise werden nun die Fahrgäste hinter dem Staket so lange festgehalten, bis der Zug eingelaufen ist. Erst dann werden an den Durchlässen die Ketten geöffnet, und nun rette sich, wer da kann I An den Pfingst- feiertagen war abends der Andrang ganz enorm, denn viele Hunderte standen in drangvoller Enge zusammengepfercht und harrten des Augenblickes der Durchlaßöffnung. Sobald dieser eingetreten, ent- fesselte sich die Bestie in dem Menschen I Ohne Rücksicht auf Kinder, alte Leute ec. suchte jeder diehohle Gasse" zu passieren, um sich dann einen Platz im Wagen zu erkämpfen. Wer nicht standfest war, wurde niedergetreten, selbst über kleine Kinder und Frauen ging der Weg. In das Johlen der vorwärts- drängenden Menge mischte sich das Wehklagen und Jammern der zu Boden Getretenen; hörte man doch hier und da von Quetschungen aller Art, Armbrüchen, Beinverrenkungen zc.:c. Da sich derartige Scenen an schönen Sonntagen stets wiederholen, so hat die Eisen- bahn-Verwaltung die Pflicht, die verkehrswidrigen Einrichtungen des Bahnhofs Finkenkrug, die auf keinem andern Vorortbahnhofe anzu- treffen sind, schleunigst zu entfernen. Hoffentlich werden hierzu auch die Unfalls-, Schmerzensgeld- und Schadensersatzklagen gegen den Eisenbahnfiskus ihr Teil beitragen. Ein Bubenstreich wurde Montagabend um 9'/z Uhr gegen die Fahrgäste eines Dampfers auf der Oberspree verübt. Der Dampfer Germania  " von der Firma Kahiit u. Herzer hatte auf der Rückfahrt von Hankels Ablage in der Nähe von Nieder-Schöneweide die unvollendete Brücke zu passieren, die dort für das Kabelwerk er- baut wird. Als der Dampfer vorsichtig durch das Bauwerk hindurch- fuhr, goß ein Unbekannter von der Brücke herab einen Kübel voll Kot über die Fahrgäste aus. Ein Schrei des Ekels und der Em- pörung rang sich durch die Lust und alles drang auf den Kapitän ein, mit dem Dampfer die Verfolgung des ruchlosen Buben aufzunehmen, der schnell in einen bereitgehaltenen Kahn stieg und in der Dunkelheit verschwand. Doch mußte der Dampfer notgedrungen in der Fahrtrichtung bleiben und die Ver- folgung des Frevlers unterlassen. Die Kleider zahlreicher Fahrgäste sind durch die Unthat ruiniert worden und der Gestank auf dem Vorderteil des Schiffes war so entsetzlich, daß der Aufenthalt dort unmöglich lvnrde. Die Gendarmerie ist noch am Abend von der ab- scheulichen That unterrichtet worden, doch hat man des Frevlers bisher nicht habhaft werden können. Zu dem Gerüchte von einem Raubmorde gab ein Leichenfund Veranlastung, der am ersten Pfingstfeiertage, morgens 4 Uhr, in der Laubenkolonie an der verlängerten Senefelderstraße gemacht wurde. Zur genannten Zeit wurde dort in einem offenen Anbau der dem Monteur Müller gehörigen Laube von dessen Schwiegervater Kühn die Leiche des 56 Jahre alten Tischlergesellen Ernst Gobart entdeckt, der zuletzt in der Landsberger Allee   eine Schlafstelle inne hatte. Dem Toten fehlten Stiefel und Rock; die Krawatte, der Hut, das Notizbuch, das verschiedene Briefe enthielt, lagen zerstreut auf dem Erdboden und unter dem Eingang zur Laube stand eine geleerte Schnapsflafche. Der Tote lag auf dem Rücken, die Knie stark angezogen, die Hände seitwärts ausgestreckt. Am Kehlkopf war eine Strangulationsmarle vorhanden; ein ziemlich starker Strick laa unter der Leiche. Die Eingangsthür zu dem Gärtchen war in den Angeln ausgehoben und gewaltsam zur Seite geschoben. Der Vor- steher des zuständigen Polizeireviers gab die Meldung von einem mutmaßlichen Morde an das Polizeipräsidium, worauf sofort eine Gerichtskommission des Landgerichts I   erschien, die den geschilderten That bestand ermittelte und die Leiche in der Fundlage und am Fundorte photographieren ließ. Obgleich die Art des Fundes die Vermutung zuließ, daß Gobart das Opfer eines Verbrechens geworden ist, spricht doch eine ganze Reihe von Thatsachen dafür, daß G- Selbstmord verübt hat. Der außerordentlich kräftige Mann hat sich zweifellos nicht gewehrt, was bei einem an ihm verübten Verbrechen doch wohl der Fall gewesen wäre. Gobart ist verheiratet, lebte jedoch seit etwa vier Wochen und zwar infolge eigner Schuld von seiner Familie, die in unmittelbarer Nähe des Fundortes, Dunckerstraße Nr. 3 wohnt, getrennt. Der Verstorbene war dem Trünke ergeben und hatte schon öfter Selbstmordgedanken geäußert. So hat der ehemalige Logiswirt des G., der in der Frankfurter Allee   90 wohnende Tischler Gödke, der Polizei einen Brief des Verstorbenen übergeben, in welchem dieser mitteilt, daß er sich durch Erhängen das Leben nehmen werde. Gobart war auch seit einiger Zeit arbeitslos, bezog aber als Mitglied des Holzarbeiter- Verbandes Arbeitslosen- Unterstützung. Es meldeten sich im Laufe des Sonntagnachmittags Personen, die am Abend vorher Gobart am Zaune der Laubenkolonie ohne Stiefel liegend gesehen haben wollen; außerdem hat Kühn gegen 3 Uhr morgens von seinem Fenster aus eine Person in der Nähe des späteren Fundortes gesehen. Während so die verschiedensten Umstände darauf hindeuten, daß ein Selbst- mord vorliegt, ist der Befund des Strickes auffällig. Wenn die Schlinge auch gerissen sein sollte, so hätte sie immerhin an dem Haken, an dem sie befestigt gewesen, hängen bleiben müssen. Das ist jedoch nicht der Fall. Es ist aber auch ausgeschlossen, daß die Leiche nachträglich nach dem Fundorte geschleppt worden ist. Die polizeilichen Ermittelungen sind noch nicht abgeschlossen, werden aber hoffentlich Aufklärung bringen. Durch einen Sturz von der Treppe ist in der Nacht zum Dienstag der 25 Jahre alte Arbeiter Fritz Stakowski, der Langestr. 90 bei dem Arbeiter Will im ersten Stock des Ouergebäudes wohnt, tödlich verunglückt. Der junge Mann hatte mit seinem Bruder einige Schank- wirtschaften besucht und war etwas angetrunken, als er um 11 Uhr nach Hause ging. Um 12>/z Uhr fanden ihn zwei Arbeiter, die über ihm wohnen, tot im Hausflur liegen. Eine schwere Kopfwunde läßt darauf schließen, daß er von der schlechten Wendeltreppe herab- gefallen war. Auf traurige Weise hat die Kanfmannswitwe B. aus der Lothringerstraße ihr Leben verloren. Sie wurde schwer krank in das Krankenhaus in der Auguststraße eingeliefert und verstarb dort bereits nach wenigen Stunden. Die Obduktion hat ergeben, daß Frau B. ein Mittel gegen keimendes Leben in Anwendung gebracht hat und daran gestorben ist. Ihr achtjähriges Töchterchcn befindet sich bei Verwandten in Pflege. Eine Ausschreitung, deren drei Maurer sich schuldig machten, hat den Tod des Stationsassistenten Kühn auf dem Bahnhof Alexanderplatz   mittelbar zur f Emil Pape aus der Kyffhäuserstras i n z l e r aus der Turmstraße 19 Winzler aus der Wiclefstraße 9 6 Uhr auf dem Schlesischen Bahnhof  , gestiegen und hatten sich im Coups gegen andre Fahrgäste unanständig benommen. Als sie auf deren Verlangen am Bahnhof Alexander platz festgestellt werden sollten, gerieten sie mit dem Stations assistenten und andren Beamten in Streit. Eine Weile, nachdem die Namen der Frevler notiert und diese selbst entlassen waren, t a r b der Assistent plötzlich am Herzschlage. Im Laufe des gestrigen Tages wurden die Maurer verhaftet. Amtlich wird über den tragischen Vorfall gemeldet: Von vier Personen, welche auf der Fahrt vom Schlesischen Bahnhof   aus nach Alexanderplatz   von drei Maurern belästigt wurden, hatten zwei Damen in Jannowitzbrücke das Abteil gewechselt, um sich weiteren Beleidigungen zu entziehen, eine andre Dame war in Alexanderplatz  ausgestiegen und machte dem Stationsassistenten Wodarg, welcher die Vertretung des Stationsassistenten Bernhard Kühn auf kurze Zeit übernommen hatte, Anzeige und beantragte, die beleidigenden Fahrgäste feststellen zu lassen. Wodarg forderte letztere des- halb auf, den Zug zu verlassen, wessen sie sich aber weigerten. Wodarg befahl nun zwei Thürschließern, sie mit Gewalt herauszuholen. Jetzt wandten sie sich gegen die Thürschließer und auch gegen den Stationsassistenten Bernhard Kühn, welcher durch den Zwischenfall veranlaßt, seine Dienstpause noch nicht angetreten hatte. Einer der Thürschließer erhielt im Gesicht viele Kratzwunden. anscheinend auch einen Stich am linken Ohr und der linken Wange. Kühn wurde mit großer Gewalt gegen ein eisernes Treppengeländer gedrängt, am Halse gewürgt, auf den Kopf und die Brust geschlagen. Erst nach Eintreffen von Schutzleuten und thätlichem Eingreifen derselben ließen die Excedenten von der Schlägerei ab und wurden dann von diesen und den Bahnpolizeibeamten festgestellt und danach wieder entlassen. Kühn war nun nach dem Fernbahn- teig gegangen, um sich von der Aufregung zu erholen. Er genoß in dem Dienstraum noch Kaffee, wurde dann aber von heftigem Luftmangel überfallen. Nach Verlauf von etwa 40 Minuten nach der Schlägerei verschied er plötzlich. Der herbeigerufene Bahnarzt konnte nur noch den eben eingetretenen Tod feststellen. Der königlichen Staatsanwaltschaft war der Vorfall und besonders der Ausgang desselben durch das zuständige Polizei- revier sofort angezeigt. Dem Vernehmen nach sind die Excedenten wieder verhaftet worden. Die Leiche des Stationsassistenten Kühn ist zur Untersuchung nach dem Leichenschauhaus geschafft worden. Kühn hinterläßt eine Frau und vier Kinder und seinen alten Vater. Die weitere Untersuchung wird fortgesetzt." folge gehabt. Die Maurer ze 11 zu Schöneberg, Paul und sein Bruder Gustav waren Montagabend gegen in einen Stadtbahnzug ein- Selbstmord deS Raubmörders Piller. Der eine der beiden Mörder des Kutschers Schemel, der Mechaniker Piller, hat sich in einer Zelle erhängt. Er hatte sich mit seinen: Taschentuch eine Schlinge um den Hals gelegt und diese an der Thür des Ofens fest- zeknotet. Die Beaufsichtigung des zweiten Mörders, Jopp, wurde 'ofort verschärft. Jopp ist jetzt nach Moabit   gebracht worden. Noble Bekanntschaft. Von einem Berliner   Theaterdirektor er- zählt man sich in den Schauspielercafss eine amüsante Geschichte. Jüngst empfängt der Biihnengewaltige einen Schauspieler bei sich in der Wohnung. Da das Telephon auf dem Schreibtisch läutet, unterbricht plötzlich der Direktor das Gespräch und sagt entschuldigend: Pardon, mein lieber Freund, sxcussz un moment!" Darauf greift er nach dem kombinierten Hör- und Sprechrohr und ruft: Hier ich I... Wer da?... Ah, Sie find es? Sehr erfteut, Durchlaucht... Aber gewiß Durchlaucht... sehr gern, sehr gern mache ich mir das Vergnügen, liebe Durchlaucht... Servus... Schluß I" Dann, als wäre nicht das geringste vorgefallen, legt der Direktor das kombinierte Hör- und Sprechrohr wieder beiseite und, zu seinem Schauspieler sich wieder wendend, sagt er gelassen:Aber mein lieber Freund... ja, wo waren wir denn gleich stehen ge- blieben?"-- Der Zufall will, daß der Mime am nächsten Tage einem guten Bekannten begegnet, einem Brettelmenschen.Hör' mal", fragt er ihn,was ist denn eigentlich mit Eurem Direktor passiert? Ich klingele ihn gestern nachmittags wegen eines Frei- billets an, und er tituliert mich in einem fort Durchlaucht?" Auf der Reundahn ist Montagnachmittag der Lieutenant v. Hoberg vom 3. Garde-Ulanenregiment zu Potsdam   schwer ver- un glückt. Er stürzte bei einem Hürdcnsprung. zog sich eine Gehirnerschütterung zu und wurde bewußtlos mit einem Rünzelschen Rettungswagen nach der Privatklinik des dirigierenden Arztes des Elisabeth-Krankenhauses Professor Dr. Rieme in der Mageburger- trotze gebracht. Dienstagmorgen kam der Verunglückte zur Besinnung und fiel in einen stärkenden Schlaf. Die Aerzte hoffen, ihn am Leben zu erhalten. Auch ein Opfer deS Kneges. Aus einem Eisenbahnzug ge- kvrungen und schwer verunglückt ist gestern morgen um O'/a Uhr eine junge Russin, die 24 Jahre alte Offizierstochter Hulda Mintz. Dt« junge Dame ist tiefsinnig geworden, weil ihr Vater in den Krieg gegen Japan   ausrückte. Ihre Mutter wollte daher mit ihr Ver- wandte in Berlin   besuchen, um sie auf andre Gedanken zu bringen. In der Nähe von Köpenick   sprang die Kranke aus dem Speisewagen und zog sich außer andren Verletzungen einen Bruch beider Beine zu. Sie wurde nach Anlegung eines Verbandes mit dem Zug nach dem Bahnhof Friedrichstratze und von dort mit einem Koppschen Rettungswagen nach der kgl. Klinik in der Ziegelstraße gebracht. Straßensperrung. Die Corneliusbrttcke einschließlich des Kreuz­dammes der Corneliusstraße und des Lützow-Nfers von Kurfürsten- dämm bis Keithstraße wird behufs Umpflasterung vom 25. d. M. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Ein großes Feuer kam vorgestern in der Forsterstr. 40, einem von mehr als 30 Parteien bewohnten Hause, aus noch unaufgeklärter Ursache in den Nachmittagsstunden auf dem Boden des Hauses zum Ausbruch. Bei Ankunft der Feuerwehr stand schon der Dachstuhl des Ouergebäudes in großer Ausdehnung in Flammen. Die Treppen und die Bodenräume waren total verqualmt, wodurch der Augriff sehr erschwert wurde. Brandinspektor Dransfeld   ließ wegen der großew Gefahr für die angrenzenden Gebäude sofort aus mehreren Schlauchleitungen von Dampsspritzen des 8. und 6. Zuges Wasser geben. Nach etwa dreistündiger angestrengtester Löscharbeit konnte die Gefahr als beseitigt gelten. Der Dachstuhl des Quergebäudes ist ausgebrannt. Zahlreiche Mieter, die zum größten Teil nicht da- heim waren, und erst abends bei ihrer Rückkehr vom Pfingstausfluge zu ihrer Ueberraschung von dem Brand  - erfuhren, sind durch �den Verlust von Hausrat geschädigt worden. Leider sind auch Mann- schaften der 2. Compagnie infolge der Einwirkung des Qualmes ernstlich erkrmikt und mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. Großfeuer brach am dritten Pfingstfeiertag in Tegel   aus. Dort brannte vormittags das Eckhans Schiieperstr. 27 und Schöneberger- stratze 63 in großer Ausdehnung. Die Berliner Feuerwehr wurde um Hilfe angegangen. Sie entsandte den 16. Dampfspritzenzug unter Leitung des Brandmeisters Dannehl. Als dieser an der etwa eine Stunde entfernten Brandstelle erschien, stand der Dachstuhl des Eckhauses in ganzer Ausdehnung in Flammen. Die freiwilligen Feuerwehren des Ortes sowie der Nachbarorte hatten acht Schlauch- leitungen vorgenommen und gaben kräftig Wasser. Den vereinten Anstrengungen gelang es, die Flammen auf das Eckhaus zu be- schränken. In diesem befindet sich die Gastwirtschast von H. Hanuschke, in der sich beim Ausbruch des Feuers zahlreiche Gäste befanden._ Die Ausstellung von Lehrmitteln für den Zeichenunterricht, die in den Pfingsttagen in Charlottenburg   lHardenbergstr. 6, Motivhausi abgehalten wird, ist am Dienstag eröffnet worden. Den Anlaß, diese Lehrnnttel-Ausstellung zu veranstalten, gab die Jahres- Versammlung desLandesvereins Preußen der für höhere Lehr- anstalten geprüften Zeichenlehrer", die in der Pfingstwoche in Charlottenburg   tagt, um über Fragen der Förderung des Zeichen- Unterrichts soloie der Pflege des Kunstsinns durch die Schule zu beraten. Aber die Ausstellung ist nicht allein für die Teilnehmer dieser Versamm» lung bestimmt, sondern für alle Freunde des Zeichnens. Der Besuch kann auch Eltern, die den jetzigen Betrieb des Zeichenunterrichts kennen lernen wollen, empfohlen werden. Auch den Laien wird die Aus- stellung, die recht gut beschickt ist, erkennen lassen, welche Fortschritte der Zeichenunterricht in neuerer Zeit gemacht hat, welche Ziele er sich heute steckt und auf welchen Wegen er sie zu erreichen sucht. Wer den Zeichenunterricht, der früher üblich war, in seiner Jugend erlitten hat, der lvird die Ausstellungsräume in einer aus Freude und Neid gemischten Empfindung durchwandern. Er wird überrascht davon sein, welche Hilfsmittel heute dem Schüler und dem Lehrer für das Zeichnen zur Verfügung stehen, wie weit der Pestalozzische Satz, daß das absolute Fundament aller Erkenntnis die Anschauung ist, in dem modernen Zeichenunterricht bereits zu seinem Rechte kommt, in welchem Umfange der Zeichenlehrer durch die bessere Methode, die jetzt Geltung erlangt hat, die Forderung Zurück zur Natur" zu erfüllen sucht. Die Leser desVorwärts" wissen, daß selbst die Berliner   Gemeindeschulen seit der Einführung des neuen Lehrplans einen Hauch dieses Geistes zu verspüren be- kommen haben. Unsre Kinder zeichnen und malen jetzt nach der Natur. Die Lehrmittel, die in solchem Zeichenunterricht benutzt werden, können nicht mehr die bloßen Abbilder der zu zeichnenden Objekte sein: alsVorlagen" sind an die Stelle der toten Abbilder die Objekte selber getreten. Gezeichnet und gemalt wird in den Schulen nach den einfachen Gegenständen des täglichen Lebens, ferner nach Blättern und Blumen, nach Früchten, nach ganzen Pflanzen, nach präparierten Fischen, Amphibien, Insekten, nach ausgestopften Säugetieren und Vögeln usw. Die Methode zur Erziehung von Auge und Hand, die dabei angewandt wird, der Wandel von Formen« und Farbenauffassung, der sich im Zeichenunterricht unsrer Schulen immer mehr Bahn bricht, werden ihre segensreiche Wirkung über die Schule hinaus für das Leben haben. Besonders den Kindern der Großstadt ist ein solcher Zeichenunterricht notwendig. Was schon im Anfang erreicht worden ist, hat im vorigen Jahrs eine Ausstellung von Zeichenarbeiten gelehrt, die in einer Berliner  Gemeindeschule zu sehen war.s iEine ähnliche Ausstellung ist jetzt in den Räumen der Charlottenburger   Kaiser Friedrich-Schuke (Knesebeckstraße 25, am Bahnhof Savignyplatz) veranstaltet worden, um auch hier zu zeigen, wie die neue Methode sich bisher bewährt hat. Auch diese Ausstellung sollten alle Freunde des Zeichnens be  « suchen. Die Ausstellung in der Kaiser Friedrich-Schule ist noch ge- öffnet am Mittwoch 113 Uhr; der Zutritt ist unentgeltlich. Die Ausstellung im Motivhmis wird noch am Mittwoch 113 Uhr und am Donnerstagvormittag 810 Uhr geöffnet sein; auch hier steht der Eintritt jedem unentgeltlich frei. Der deutsche Verein für Volkshygiene hält seine diesjährige Generalversammlung am 4. Juni in Frankfurt   a. M. im Palmen- garten ab. Zur Verhandlung kommen: Die Einführung von Sommerferien für die Kaufleute jReferent: Dr. E. Fromm-Frank- furt a. M.). Die systematische Durchführung von Schülerausflügen in den Ferien als Ergänzung der Ferienkolonien �Referent: Schul­direktor Dr. Beyer-Leipzig  ). Die Versorgung der Städte mit ein- wandfteier Säuglingsmilch(Referent: Prof. Dr. Ostcrtag-Berlin  ). Das genaue Programm wird von der Geschäftsstelle des Vereins, Berlin   W. 30, Motzstr. 7, verschickt. Auf dem fünften Bundestag des Radfahreebundes Solidarität, der in den Pfingsttagen in Erfurt   abgehalten wurde, waren 60 Delegierte anwesend. Ein Korso war den Delegierten ver» boten worden, was ja bei der Haltung, welche die Polizei Arbeitern gegenüber einnimmt, nicht im geringsten verwundern darf. Der Bund zählt zur Zeit etwa 20 000 Mitglieder, von denen die Hälfte in den beiden letzten Jahren eingetreten ist. Im Jahre 1903 wurden 15 840,58 M. eingenommen und 15 633,06 M. ausgegeben. Der Bundestag beschloß gegen 6 Stimmen, daß vom 1. Oktober d. I. ab an einem Orte nur ein Bundesverein bestehen darf, doch öll dem Berein in Großstädten gestattet werden, sich in Sektionen zu gliedern. Weiter wurde folgender Antrag zum Beschluß erhoben: Der Bundestag findet alle 2 Jahre statt. Die Wahl der Delegierten erfolgt gauweise, auf je 500 Mitglieder entfällt ein Delegierter und zwar so, daß jeder Gau   mindestens einen Delegierten entsendet. Für einen weiteren Delegierten ist eine Mindestzahl von 251 Mitglieder nöttg, so daß Gaue von 1 bis 500 Mitgliedern einen, von 751 bis 1000 Mitgliedern zwei, von 1251 bis 1500 Mitgliedern drei Delegierte wählen zc." Als U n f a l l u n t e r st ü tz u n g sollen vom Bunde fortan ge« währt werden: im ersten Jahre der Mitgliedschaft pro Woche 6 M., im zweiten Jahre 7,50 M., und darüber hinaus 9 M. Bei Unfällen mit tötlichem Ausgang kann eine Unterstützung in Höhe von 100 M. ewährt werden. Für Unfälle, die e.ne Krankheitsdauer unter vier lagen zur Folge haben, wird ke»« Unterstützung gewährt. Ferner wurde zur Frage des Rechtsschutzes beschlossen, daß der Bund einen eignen Rechtsanwalt anstellen soll. Das Gehalt des Geschäftsführers wurde auf 2000 M erhöht; A l t h a u s wurde zum Vorsitzenden, Sachs zum Geschästsschrer wiedergewählt. Der Sitz