Nr. 124. 21.
21. Jahrgang.
Sonntag, 29. Mai 1904.
Litterarische Rundfchau.
Landarbeiter und Landwirtschaft in Oberbeffen.
Unter diesem Titel veröffentlicht Dr. Eugen Kaz, ein Schüler Lujo Brentanos, eine interessante Studie über die landwirtschaftlichen Verhältnisse in dem nördlich des Mains gelegenen Teil des Großherzogtums Hessen. *) Der Verfasser ist sehr gründlich zu Werke gegangen. Er hat nicht nur die frühere Litteratur, die Aften des Darmstädter Staatsarchivs, die amtliche Enquete von 1884-86 und die Fragebogen der Enquete des Evangelischfocialen Kongresses von 1893 benutzt, sondern auch eine eigne Enquete mittels Fragebogen veranstaltet und die Ergebnisse durch persönliche Nachforschung an Ort und Stelle einer sorgfältigen kritischen Nachprüfung unterzogen. Seine Schrift muß, sowohl was die Zuverlässigkeit und Fülle des verarbeiteten Materials betrifft als auch hinsichtlich der Form der Darstellung, als eine der besten wissenschaftlichen Leistungen dieser Art bezeichnet werden.
Die Provinz Oberhessen, die neben der gesegneten Wetterau die Thäler und Höhen des Vogelsberges umfaßt, ist zwar vorzugsweise klein- und mittelbänerliches Gebiet; aber daneben ist auch der Großbetrieb in nicht unbeträchtlichem Umfang vertreten. Auf die Betriebe über 100 Hektar fielen 1895 in Oberhessen 7,36 Prozent der Kulturfläche gegen 4,89 Prozent im ganzen Großherzogtum ( 3,06 Prozent in Baden, 2,14 Prozent in Württemberg ). Außerdem sind die großbäuerlichen" Betriebe( 20-100 hektar), die 13,25 Prozent der Kulturfläche inne hatten, soweit sie in der Ebene liegen, zum guten Teil als kapitalistisch verwaltete Großbetriebe anzusehen.
Dr. Raz liefert nun den interessanten Nachweis, daß viele dieser größeren Betriebe sich erst nach der Mitte des verflossenen Jahrhunderts gebildet haben. Während sich die Zahl der selbständigen Kleinen Landwirte bis in die Mitte der vierziger Jahre beträchtlich vermehrt hatte, fant sie von 1846 bis 1858 um 7 Proz.; von 1858 bis 1871 fogar um 11 Prz.
Aber auch die Rentabilität des Getreidebaues ist keineswegs| daß in den Monaten März und April nach Beendigung der Holzüberall gesunken. Wir sehen dabei ganz von Hafer und Gerste ab, hauerarbeiten in den Gebirgsdörfern nicht selten wochenlange welche die sinkenden Preise des Brotgetreides nicht mitgemacht Arbeitslosigkeit herrscht, so begreift man, daß das Heraus haben. Auf vielen Betrieben sind auch die Erträge aus dem drängen der heimischen Arbeitskräfte in der Industrie ungeschwächt Brotgetreideforn gestiegen, wenn man zur intensiveren Be- fortbesteht. Bei dieser Sachlage hält es Dr. Katz für ein Ding wirtschaftung überging. Der fruchtbare Getreideboden der der Unmöglichkeit", die Landarbeiter zu Organisationen nach Art Wetterau bietet geradezu ein Schulbeispiel dafür, daß auf den der Gewerkschaften zusammen zu fassen.
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besten Böden auch bei sinkenden Preisen durch Mehraufwand von In dieser apodiktischen Gewißheit ist dieser Sah nicht zu unterKapital und Arbeit eine Steigerung der Reineinnahmen möglich schreiben. Mag die Gründung selbständiger Organisationen bei der ist. Dem oberhessischen Bauer geht es trob der relativ geringen Zahl und Zerstreutheit der Landarbeiter in Hessen Lohnsteigerung der Arbeiter besser als je im allgemeinen unmöglich sein, so kann jedenfalls doch die Andas war das Ergebnis einer Unzahl von Ausgliederung einzelner an die Organisationen der nichtgewerblichen sagen, die mir bon bäuerlicher Seite gemacht Arbeiter zunächst erreicht werden. Gesetzliche Hindernisse stehen dem wurden." nicht im Wege. Koalitionsbeschränkung und vereinsgefeßliche Hinder
Dagegen ist die Lage des Großbetrieb es immer nisse giebt es in Hessen nicht. Freilich wird die gewerkschaftliche schwieriger geworden. Die Lohnsteigerungen für landwirtschaftliche Organisationsarbeit außerordentlich erschwert durch die Thatsache, Arbeitskräfte und der Mangel an Qualitätsarbeitern überhaupt der Dr. Kazz mit den Worten Ausdruck giebt: machen sich ihm scharf fühlbar.
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Er kann im Gegensatz zu dem Bauer, der im wesentlichen mit den Arbeitskräften seiner Familie wirtschaftet, nicht durch intensivere Bewirtschaftung die sinkenden Getreidepreise kompenfieren. Denn ihm fehlen ja die Arbeitskräfte zur intensiven Wirtschaft. Der größere Grundbefizer leidet an einem Mangel Hochwertiger Arbeitskräfte, besonders an Gesindemangel. Zwar ist er immer noch in besserer Lage als der Gutsbesitzer im Osten, denn er zieht Nußen aus der Sachsengängerei. Er fann ferner einen Teil seines Arbeitsbedarfes mit schlecht bezahlten polnischen und galizischen Arbeitskräften decken, die sich trotz elender Eristenzverhältnisse immer noch besser stehen als in ihrer Heimat. Aber der Mangel an Gesinde und Taglöhnern, denen man die Aussaat und die Arbeit an landwirtschaftlichen Maschinen anvertrauen kann, wächst sich zu einer Kalamität aus und kann bei einem weiteren Sinken der Preise von Getreide, Zuckerrüben, dem unter hohen Bodenpreisen wirtschaftenden größeren Befizer zum Verhängnis werden.
Der größere Grundbesizer ist es, derin der Entwicklung der lezten Jahrzehnte der leid tragende Teil war."
Jedoch ein Ausweg bleibt dem großen Besizer: die 3er fchlagung seines Geländes, und Dr. Kaz ermuntert ihn, diesen Weg zu ihm zu beschreiten, indem er bemerkt:
Uebrigens dürfte bei der starten Nachfrage nach Landbesitz und Landpacht seitens der kleinbäuerlichen Bevölkerung die Zerschlagung einzelner großer Güter auch für deren Befizer vorteilhaft sein."
gewährt.
,, Unter den intelligenten, für eine Organisation geeigneten Arbeitern strömt der größte Teil nach der Industrie ab, der kleinere Teil sucht sich zum Kleinbauer heraufzuarbeiten."
Letzteres würde nach Kaz' Ansicht in noch viel zahlreicheren Fällen eintreten, wenn man in Deutschland nicht durch eine ganze Anzahl wirtschaftspolitischer Maßnahmen die landwirtschaftliche Konjunktur korrigierte und den Großbetrieb künstlich stützte, und wenn nicht Einrichtungen wie die Fideikommisse den Bodenverkehr künstlich einschränkten. Angesichts dessen verlangt Saz staatliches Eingreifen, um die vorhandenen Mißstände in den Arbeitsund Lebensverhältnissen der Landarbeiter zu beseitigen. Zweifellos wäre die Ausdehnung der Arbeiterschutzgesetze auf die landwirtschaftliche Lohnarbeit und die weitere Ausgestaltung derselben im Sinne der socialdemokratischen Arbeiterforderungen der rascheste Weg, gründliche Wandlung zu schaffen. Allein, wie anderwärts, so haben auch in Hessen die größeren Grundbefizer einen so überwiegenden Einfluß in den gefeßgebenden Körperschaften und auf die Verwaltung von Kreis und Gemeinde, daß man auf diesem Wege nicht eher vorwärts fommen wird, bis die Masse der werkthätigen Bevölkerung auf dem Lande, einschließlich der Kleinbauernschaft, dem politischen Einfluß der größeren Befizer entzogen ist, die gleicher maßen in der nationalliberalen und in der Centrumspartei wie im Lager der antisemitischen Bauernbündler den ausschlaggebenden Faktor bilden.
Es gilt also zunächst die Landarbeiter und Kleinbauern in die socialdemokratische Bewegung hineinzuziehen. Daß damit schon vielversprechende Anfänge gemacht sind, hat die letzte Reichstagswahl gezeigt. Mögen die mit der Landagitation beschäftigten Parteigenossen das Kaz'sche Buch aufmerksam studieren; es wird ihnen manchen Einblick in die ländlichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse eröffnen, der ihnen die Arbeit draußen wesentlich erleichtert.
Eingegangene Druckfchriften.
E. D.
Eine fünfzigjährige Sammlung von Haus und Gebrauchs: mitteln aller Art von J. G. Jungheinrich . Dritte durchgesehene, sehr vermehrte und verbesserte Auflage.- XVI und 224 Seiten groß 8°. Leipzig , Berlag von Hans Hedewigs Nachfolger, Turf Ronniger. Preis ge heftet mit Schlinge zum Aufhängen 2 M.( in Oesterreich 2,40 str.), gebunden 3 M.( in Desterreich 3,60 Str.).
über Gesundheits- und Kleiderpflege, Pflege von Lein- und Wollenstoffen usw., Das Werk bietet vieles Interessante und Nützliche. Es hat acht Abschnitte Instandhaltung von Metall, Edelsteinen, Perlen, Gips, Marmor usw., Pflege von Glas und Porzellan, Behandlung von Lampen, Möbeln und Fußböden, Verwertung von Kitt und Klebstoffen, Beseitigung schädlicher Tiere in Haus und Hof. Daran reihen sich endlich diverse hierher gehörige gute Ratschläge für Wohnung, Familie usw. usw.
Verschiedene Ursachen spielten dabei mit. Der Zusammenbruch der Flachsweberei in den Gebirgsgegenden, eine Reihe schwerer Mißernten und Futternotjahre, die noch drückende Last der Ablösungsrenten und mancherlei Chikanen seitens der früheren GrundHerrschaften wirkten zufammen, um einen Teil der Bevölkerung aus der Heimat zu treiben. Ein wachsender Strom von Auswanderern ergoß sich nach den freien und fruchtbaren Gefilden der neuen Welt. Die größeren Befizer aber mußten diese Situation aus. In erster Linie die Standesherren, die durch die Ablösungsgefeßgebung in den Befiz größerer Kapitalien gekommen waren und durch ihre Hausgefeze" verpflichtet waren, die Ueberschüsse wieder in Grund und Boden anzulegen. Sie vergrößerten ihre Güter durch Zulauf von Bauernäcker und legten den neuen Besitz fideikommissarisch Was nun die Lage der landwirtschaftlichen Lohn fest. Dabei machten sie ein gutes Geschäft, denn es war die Zeitarbeiter in Oberhessen betrifft, so haben die einheimischen Landhoher und höchster Getreidepreise. Die auf Körnerbau arbeiter fast durchweg eine kleine eigne Wirtschaft. Ihre Zahl hat zugespizten Großbetriebe florierten, während die auf Viehzucht sich im Zeitraum 1882 bis 1895 von 2850 auf 2384 vermindert. basierten Kleinbetriebe unter den ungünstigen Marktverhältnissen für Das erklärt sich einmal aus dem Bestreben dieser Kategorie von ihre Hauptprodukte schwer litten. Arbeitern, das nötige Nebeneinkommen statt auf dem benachbarten Das Blatt wandte sich jedoch gänzlich mit dem Einbruch der Hofgut in der Industrie zu suchen. Einem andren Teil von ihnen überseeischen Körnerkonkurrenz Ende der siebziger Jahre. Mit dem ist es gelungen, durch Verstärkung des Viehstandes und intensiveren Sturz der Getreidepreise sant die Rentabilität der großen Betriebe. Ackerbau, eventuell mit Zupacht einiger Aecker , die eigne Wirtschaft Gleichzeitig hob fich infolge der industriellen Entwicklung die Nachfo zu entwideln, daß fie der Familie volle Beschäftigung und Eristenz frage für die Produkte der Viehwirtschaft. Schon die Enquete von 1884-1886 ergab, daß in den meisten bäuerlichen Betrieben der Erlös aus der animalischen Produktion den Schwerpunkt der Geld- gleichen ließen, giebt es in Hessen nicht. Die Entlohnung geschieht, Lohnformen, die sich mit dem oftelbischen Justmannswesen vereinnahmen bildete. Seitdem hat die Viehzucht weitere mächtige von der Verpflegung des Hausgefindes abgesehen, im wesentlichen Förderung erfahren. Nur in den für intensiven Weizenbau vorzugs- nur in Geld. Knechte und Mägde müssen heute meist von weise geeigneten Lagen der Wetterau bildet der Körnerbau noch eine auswärts bezogen werden, da der Nachwuchs der heimischen LandHaupteinnahmequelle; sonst ist der Ackerbau in den Dienst der Vieh- bevölkerung, so weit er feine selbständige bäuerliche Gristenz gehaltung gestellt worden. Die Anbaufläche für Getreide blieb zwar winnen kann, nichtlandwirtschaftlichen Erwerb aufsucht. Die Geziemlich stabil; aber die Körner werden immer mehr verfüttert. Tegenheiten zu letzterem haben sich mit der Etablierung zahlreicher Kartoffeln, Rüben und Hafer wurden in steigendem Maße gebaut; industrieller Unternehmungen auf dem Lande und der Entwicklung gesammelt, hinsichtlich ihres praktischen Wertes gesichtet und in eine äußerst In dem Buche ist eine große Menge von Haus- und Gebrauchsmitteln das Wiesenareal wurde erweitert. Der Bezug von Futtermitteln der Verkehrsmittel nach den größeren Plägen vervielfältigt. Infolge- knappe und allgemein verständliche Form gebracht. Durch ein sorgfältig bürgerte sich immer mehr ein und ermöglichte eine starke Vermehrung dessen giebt es auch einheimische landwirtschaftliche Tagelöhner ohne angelegtes Register wird eine Uebersicht über den umfangreichen Inhalt des Viehstandes. Nur die mit intensiver Bodenkultur unverträgliche Grundbesiz taum noch. Die grundbesiglosen Landarbeiter sind bequem ermöglicht. Schafhaltung ging zurüd; die übrigen Viehgattungen zeigten im Wanderarbeiter. Sie kommen heute nur noch zum Oskar Levy. Das neunzehnte Jahrhundert. Preis 2 M. E. Piersons Laufe von 18 Jahren folgende Zunahmen in Oberhessen : geringsten Teil aus den näheren Gebirgsdistrikten( Hoher Vogelsberg , Pferde Nindvieh Schweine Ziegen Rhön, Westerwald , Odenwald ). Die große Mehrheit der Saisonarbeiter Rich. E. Funke. Die historischen Grundlagen des Christentums. 1873.. 10 072 127 224 57 802 auf den größeren Gütern wird aus dem Osten Preußens, Russisch- Preis: broschiert 4, M., gebunden 5,- M. Verlagsbuchhandlung Paul 1901. 156 978 134 553 Polen und Galizien bezogen. Ihre Lohn- und Lebensverhältnisse Schimmelwis, Leipzig . Und gleichzeitig mit dieser gewaltigen Steigerung der Stückzahl stehen unter denen der heimischen Arbeitskräfte und regeln sich nach Gesellschaft. 3. Tausend." 2,-. Berlagsbuchhandlung Hermann Walther , Hermann Kutter. Sie müssen." Ein offenes Wort an die Christliche fand eine außerordentliche Verbesserung der Qualität der Tiere statt. Verträgen, die zugleich mit den Arbeitern aus dem Osten bezogen G. m. 5.., SW., Kommandantenstr. 14. In voller Uebereinstimmung mit den Resultaten, zu denen Moriz werden.*) Hecht in seinen Untersuchungen über die badische Landwirtschaft ge- Die starte Abwanderung von ländlichen Arbeitskräften in die fommen ist, fonstatiert Dr. Kaz, daß die lokalen Getreidemärkte fast Industrie hat eine nicht unerhebliche Steigerung der Landschaftspflege. Preis des ersten Bandes: broschiert 9 M., gebunden in engl. bedeutungslos geworden sind, während der Verkauf von Viehzuchtarbeiterlöhne zur Folge gehabt. Das Katzsche Buch bringt produkten, vielfach durch Molkerei- Genossenschaften gefördert, immer eine Fülle von detailliertem Material darüber. So stiegen die mehr an Bedeutung gewann. Speciell für die Vogelsberggegenden mittleren Jahreslöhne für Knechte von 1893 bis 1901/02 in erklärt Kaz: Vogelsberg von 150-200 auf 270-300 m., in der Wetterau " Die steigende Konjunktur für animalische Produkte hat im von 250-300 auf 300-400 m. Einheimische ständige Vogelsberg zu einer starken Steigerung der Einnahmen in den Eagelöhner ohne Berköstigung erhielten 1893 im Sommer bäuerlichen Betrieben geführt, überall da, wo nur einigermaßen in der Wetterau mittlere Tagelöhne von 1,40-1,80 m., im fortschrittlich gewirtschaftet wird. Den Vogelsberg nannte man Sommer 1901/02 dagegen 2,20-2,50 m. Als Marimallohn wurde wohl früher wegen der mißlichen Produktionsverhältnisse und der 3 M. im Jahre 1901/02 gegen 2,20 m. im Jahre 1893 verzeichnet. Armut seiner Bewohner das„ hessische Sibirien "; nach der Ab- In Vogelsberg ist Steigerung der Tagelöhne geringer; als wanderung der überschüssigen Bevölkerung entwickelt sich dort höchster Lohnsas wird für beide Jahre gleichmäßig 2 M. angegeben. heute infolge technischer Verbesserungen( hervorragende staatliche Daß auch die heutige Entlohnung noch lange teine glänzende Unterstügung!), getragen von der wirtschaftlichen Konjunktur, ein ift, geht schon aus den genannten Zahlen hervor. Die Löhne für träftiger Bauernstand, wie ihn diese Gegenden niemals gesehen weibliche Arbeitskräfte stehen auch hier noch um 20-40 Proz. haben." unter dem Niveau der Männerlöhne. Was Dr. Kazz über die Wohnungs- und Nahrungsverhältnisse der Landarbeiterfamilien mitteilt, bestätigt, daß von einer menschenwürdigen Eristenz noch keine Rede sein kann. Nimmt man hinzu, daß die Dauer der Arbeitszeit im Sommer oft genug 14 Stunden und mehr beträgt, und
18 557
20 936 31 949
Das Gleiche gilt für die fruchtbare Wetterau. Dort hat bie steigende Rentabilität der Milchwirtschaft und des Obstbaues den sinkenden Erlös aus dem Getreidebau mehr als ausgeglichen.
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*) 2andarbeiter und Landwirtschaft in Ober Hessen ." Bon Eugen Kay, Doktor der Staatswissenschaft. Nr. 64 der Münchener Boltswirtschaftlichen Studien". Cottascher Verlag. Stuttgart und Berlin 1904. Preis 4 M.
Gerichts- Zeitung.
*) Die Vertragsformulare stammen zum Teil von der Arbeitsnachweisstelle der schlesischen Landwirtschaftskammer. Wir haben sie gestern an leitender Stelle gewürdigt.
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Dr. H. Lindemann. Arbeiterpolitik und Wirtschaftspflege in der deutschen Städteverwaltung. Band I enthält Arbeiterpolitit, Band II Birteinewand 10,50 M. Preis des zweiten Bandes: Broschiert 7,50 m., gebunden in englischer Leinewand 9 M. Verlag J. H. B. Diez( G. m. b..), Stuttgart . Jahresbericht deutscher Bergarbeiter. Erstattet vom Vorstand des Verbandes pro 1903. 30 Seiten. Drud Hausmann u Co., Bochum . Dr. W. Ostwald, Weltsprache. Preis 10 Pf. Stuttgart 1904. Franchsche Verlagshandlung. Broschüren- Folge„ Continent ". Nr. 2. Sollen wir DeutschSüdwestafrika behalten? Preis 60 Pf. Nr. 3. Die gelbe Gefahr von Stephan v. Koke. Preis 80 Pf. Berlag Continent, Rechenschaftsberichte über die Thätigkeit der Verbandsorgane der schweizerischen Konsumbereine, nebst Rechnung pro 1903. Basel , Buchbruderei G. Krebs, Fischmarkt 1.
Protokoll des ersten Verbandstages des Verbandes der Portefeuiller und Ledergalanterie- Arbeiter Deutschlands . 127 Seiten. Abgehalten in Offenbach a. M. vom 4. bis 6. April 1904. Verlag der„ Portefeuiller Btg." in Offenbach a. M. Emil Thomas . Aelteftes, Allerältestes. Verlag von Bruno Cassirer , Berlin 1904. Die Entstehung des Lebens auf der Erde. Von Dr. Emil König, Mit Abbildungen im Tert und einer Tafel. Berlin . Verlag von Franz Wunder. 1904. Preis 4 M., geb. 5 M.
Gegen den Alkohol. Gemeinverständliche Auffäße von Dr. Otto Juliusburger. Berlin 1904. Berlag von Franz Wunder. Preis 1 M. Franz Schumi. Christus und die Kirche. 1. Heft. Preis 50 Pf. Berlag( Kommission) Cécil Bägel, Altona ( Elbe), Holstenstr. 191.
schlagung angeklagt. Da die Döbbert vor Gericht unter ihrem Eide fungierte. Ihre erste Einlage betrug 5000 M., zu denen die Einbestritt, das Geld erhalten zu haben, so wurde die erstere zu 10 M. lage einer Dame mit 6000 M. trat. Das Geschäft ging von Anfang Geldstrafe verurteilt. Die Döbbert wurde in ihrem Gewissen durch an nicht gut und arbeitete mit Verlust. Durch Annoncen fuchte der den geleisteten Meineid keineswegs bedrückt, sie spielte vielmehr die Angeklagte in rascher Folge Socien und fand sie auch, doch zogen sich Rolle einer absolut ehrlichen Person und bestahl dabei im geheimen diese stets bald zurück, nachdem sie mehr oder weniger Geld verloren Eine empfehlenswerte ,, Unschuld vom Lande", die im Großstadttrubel vom Wege des Rechten abgewichen ist, wurde gestern in der ihre Herrschaft in umfangreichem Maße. Im März d. I. war sie bei hatten. Seit dem Bestehen des Geschäfts waren fünf Socien teil18jährigen Martha Döbbert der 1. Straffammer des Land- einem Oberlieutenant im Dienst. Nachdem sie auch hier einen Dieb- weise mit nicht unbedeutenden Summen eingetreten, die sämtlich gerichts II vorgeführt. Sie hatte sich wegen wissentlichen Wein- stahl berübt hatte, wurde sie entlassen und ihr Dienstherr schrieb ihr Geld verloren haben. In der Zeit von Ende 1901 bis Anfang 1903 in das Dienstbuch den Vermerk:„ Entlassen, weil nicht ehrlich." Das sind 16 115 m. verloren gegangen. Dabei betrug die monatliche eides, Unterschlagung, Diebstahls in drei Fällen und Fälschung Mädchen wußte sich aber zu helfen: sie radierte den genierlichen Entnahme der Angeklagten für ihren Privatgebrauch durchschnittlich von Ausweispapieren zu verantworten. Die Angeklagte war schon Vermerk einfach aus und erfekte ihn durch die Worte:" Martha war circa 270 W., zuweilen sogar über 500 M. Da die wahrheitsgemäße mit 15 Jahren aus ihrem Heimatsdorfe nach Berlin gekommen und fleißig, willig und ehrlich." Vor der Straffammer war sie geständig. Schilderung der Geschäftslage die Kapitalisten von einer Beteiligung hatte sich als Dienstmädchen vermietet. Nachdem sie in verschiedenen Der Gerichtshof billigte ihr mit Rücksicht auf ihre Jugend mildernde abgeschreckt hätte, sollen die Angeklagten zu dem Mittel gegriffen Stellungen in Berlin , Charlottenburg und Schöneberg gewesen war, Umstände zu und verurteilte sie nur zu 1 Jahr 4 Monaten haben, ihre Situation günstiger hinzustellen, als sie war, und dadurch Tam fie im Juli 1902 zu einer in Schöneberg wohnenden Frau. Gefängnis und 3 Wochen Haft. Die Haftstrafe wurde als ver- sollen die Bewerber bewogen worden sein, ihr Kapital für ein totes Als Dienstmädchen hatte sie dort Gelegenheit, eine Restsumme von büßt erachtet. 3,65 M., die von einem Milchhändler an ihre Herrschaft zurückfloß, Unternehmen hinzugeben. Die Anklage hatte vier solcher Fälle zusammengestellt, bei denen die Angeklagten durchweg ein doloses Vereinem Falle ein strafbares Verhalten der Angeklagten vorliege, das halten bestritten. Der Staatsanwalt beantragte je 3 Monate Gefängnis, während Justizrat Wronker ausführte, daß höchstens in aber mit einer Geldstrafe genügend geahndet fein würde. Der Ges richtshof hielt auch nur einen Straffall für erwiesen, erkannte aber
in deren Abwesenheit in Empfang zu nehmen. Sie unterschlug aber Die geschäftlichen Allüren der„ Spreenige" wurden gestern vor sie dann von der letzteren beauftragt wurde, das Geld einzufassieren, unterzogen. Wegen Betruges in mehreren Fällen war der Rauf das Geld und verschwieg ihrer Herrschaft die erfolgte Zahlung. Als der 4. Straffammer des Landgerichts I einer eingehenden Prüfung hatte sie die Unverfrorenheit, die kleine Summe von dem Milchhändler mann Gustav Herrmann und dessen Ehefrau Hedwig angeklagt. nochmals einzufordern. Das Geld war ihr seiner Zeit von einer Beide betrieben seit Ende 1901 in der Forsterstraße 5/6 die" GroßAusträgerin des Milchhändlers überbracht worden, sie bestritt aber Dampfwäscherei und Plättanstalt Spreenige". Inhaberin des Geden Empfang und die Austrägerin wurde infolgedessen wegen Unter- schäfts war die Frau, während der Ehemann als Geschäftsleiter auf je 2 Monate Gefängnis.