seit längerer Zeit schon giebt. Letztere sind nämlich den männlichen Wlegern nicht gleichberechtigt, sondern ihnen untergeordnet, so daß ihrem Wirken besonders enge Schranken gezogen sind. Die gleich berechtigte Stellung der Armenpflegerin ist ein' Grund mehr, daß die Genossinnen dem Amte ihre Aufmerksamkeit zuwenden sollten. Friedenau . Dienstag, den 7. Juni, abends 8V- Uhr. hält der Frauen- und Mädchen-Bildungsverein von Steglitz und Umgegend bei Grube, Kaiser-Allce, eine Wanderversammlung ab. Tages- ordnung: 1. Vortrag. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Gäste willkommen. Pünktlichen und zahlreichen Besuch aller Mitglieder erwartet Der Vorstand. GewerkfcbaftUchca. Berlin und Omgcgend. Mit Hilfe des Gerichts suchen die Bäckermeister, welche die Bewilligung zurückgezogen haben, die Veröffentlichung ihrer Namen im„Vorwärts" zu verhindern. Die Bäckermeister Dürre, Turm- stratze 62, Neumann, Oldenburgerstratzc 19, und Giesmann, Oldcn- bürge rstratze 3, haben eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichts erwirkt, welche dem Genossen Hetzschold sowie der Verlagsanstalt „Vorwärts" bei Vermeidung einer Geldstrafe von 39 M. für jeden Fall der Zuwiderhandlung aufgiebt, die Namen der drei genannten Bäckermeister nicht mehr im„Vorwärts"„mit der Aufforderung, bei ihnen nicht zu kaufen, zu veröffentlichen und Behauptungen, daß ihr Verhalten ein provokatorischer Schlag sei ins Gesicht der Be- völkerung, zu unterlassen".— Die Verfügung stützt sich auf die An- nähme, datz durch die bezeichnete Veröffentlichung der Z 133 der Gewerbe-Ordnung sowie der Z 826 des Bürgerliche» Gesetzbuches verletzt seien.— Da diese Annahme in keiner Hinsicht zutrifft, so ist die einstweilige Verfügung sowohl seitens des Genossen Hetzschold, wie seitens des„Vorwärts"-Verlages angefochten worden. Dem in Aussicht stehenden Prozeß, den die Herren Dürre, Neumann und Giesmann, vertreten durch den juristischen Beirat der Innung, Rechtsanwalt Fritz Locwe, gegen Hetzschold und den .,Vorwärts"-Verlag angestrengt haben, kann man mit vollkommener Ruhe entgegensehen, denn die Voraussetzungen des Z 826 des Bürgerlichen Gesetzbuches , welcher denjenigen zum Schadenersatz verpflichtet, der einem andern in einer gegen die guten Sitten ver- stoßenden Weise vorsätzlich Schaden zufügt, sind durch die bloße Mit- tcilung, daß der und der seine Bewilligung zurückgezogen hat, natürlich nicht erfüllt. Ebensowenig kann der§ 133 der Gewerbe- Ordnung hier Anwendung finden. Uebrigens haben die Bäckermeister am allerwenigsten Ursache, den§ 133 der Gewerbe-Ordnung heranzuziehen. Wenn während des Bäckerstreils Verstöße gegen den genannten Paragraphen vor- gekommen sind, dann war es niemand anders als eine Anzahl von Bäckermeistern, die solche Verstöße in großer Zahl begangen haben und noch täglich begehen. Hierfür wollen wir nur ein Beispiel aus den letzten Tagen anführen. Im Laden eines Schöneberger Bäckermeisters erschienen fünf seiner Kollegen aus der Nachbarschaft, um ihn zur Entfernung des Plakates zu veranlassen. Als Zureden und Drohungen nicht halfen, griff einer der Eiferer nach dem Plakat, um es mit G e- walt herunterzureißen.—§ 153 der Gewerbe-Ordnung!— Ein kräftiger Schlag, den der bedrohte Meister seinem eifrigen Kollegen auf die Finger versetzte, verhinderte die unerlaubte Absicht. Nun zogen die Scharfmacher andre Seiten auf. Sie boten dem standhaften Bäckermeister zunächst 3, dann 10 M., wenn er ihnen das Plakat ausliefere. Das half natürlich auch nicht, denn für ein Trinkgeld von 19 M. wollte der Meister seine Kundschaft nicht opfern, und soweit ging die Solidarität der Jnnungshelden nicht, daß sie den Meister für alle Nachteile, die ihm der Wortbruch bringen könnte, schadlos gehalten hätten. Man sieht, daß der Kleinkrieg um die Erhaltung der Errungen- schaften des Ääckerstreiks noch fortgesetzt geführt werden muß und daß die Bäckerei-Arbeiter dabei der Unterstützung des Publikums bedürfen. Zur Moral der Bäckermeister. In den Flugblättern des Boykottabwehr-Ausschusses der Bäckermeister wird mit komischer Eni- rüstung über die Unmoralität und Unanständigkeit der„social- demokratischen VerHetzer" der Bäckergehilfen räsonniert. Wie es um die Moral und zugleich um die Intelligenz der sich als höhere Wesen fühlenden Jnnungsmeister bestellt ist, zeigt folgender Brief, den wir genau in der Orthographie des Originals zum Abdruck bringen: Berlin . 3. 6. 94. Herrn Matthes Bäckermeister in Berlin Wilhelmshav. 17. Da es heute in der Bäckermeisterversammlung des Moabiter Vereins zur Sprache gebracht wurde, daß Sie für Milliticr liefern indem Sie eine Käsern Lieferung haben und daß es unvereinbar ist, daß Sie für unser Militcr liefern, indem Sie mit den Social- demokraten gemeinsame Sache machen, und das rote Plakat im Fenster haben, wo schon so wie so kein anstentiger Mensch kauft, und die Beamten angewiesen worden sind, nur da zu kaufen wo kein Plakat im Fenster ist, so haben mehere Bäckermeister angetragen daß Ihnen die Kasernlieferung entzogen wird. Dies Ihnen hiermit zur Kenntnis, damit Sie schließlich das Plakat und die Zurück- ziehung schon gemacht haben, indem Sie den Kasernwirt zuvor kommen. Hochachtend mehere Bäckermeister von Moabit . Zum Streik der Rammer. Wie bereits berichtet, war die Lohn- kommission der Rammer von dem Obermeister der Berliner Stein- setzer-Jnnung am Donnerstag zu einer Versammlung eingeladen worden, die auch am selben Abend stattgefunden hat. In der gestrigen Streikversammlung gab nun der Obmann der Lohn- Kommission folgenden Bericht von der Versammlung: Der Obermeister D e l l o s ersuchte um eine Begründung der Lohnforderung. Ihm wurde geantwortet, es sei den Meistern ja hinlänglich bekannt, daß die Rammer im Durchsckmitt nur etwa 32— 35 Wochen im Jahre reguläre Arbeit hätten. Wenn sie auch hernach hier und da in un- regelmäßiger Beschäftigung noch ein Geringes mit Eishauen, Schnee- schippen usw. verdienten, so reiche der ganze Arbeitsverdienst doch nicht aus, um eine Familie unter den Berliner Teuerungsverhältnissen halbwegs anständig zu ernähren, umsoweniger als hier fast! der dritte Teil des Jahresverdienstes für die Wohnungsmiete ausgegeben werden müsse. Infolgedessen sei die Forderung auf Erhöhung des Stundenlohnes von 33 auf 69 Pf. fraglos durchaus berechtigt. In der darauf folgenden Aussprache stellten sich die Jnnungsmeister nun ganz unerwartet auf den denkbar protzigsten Herrenstandpunkt. Herr Lauert sagte ganz unverblümt, die Rammer hätten einfach zu den Bedingungen zu arbeiten, die von den Meistern für gut befunden würden: es wäre noch schöner, wenn die Arbeiter sich den Lohn- zumessungen der Meister nicht fügen wollten! Als ein Kommissions- Mitglied u. a. darauf hinwies, daß ein Arbeiter heutzutage doch auch seine Zeitung lesen wolle, da meinte Herr Hetzer, das Zeitungs- lesen sei für Arbeiter ein ganz unnötiger LuxuSl Und aus dem Chorus der andern Meister klang es ironisch: Natürlich, die ArbeitermüssenjaihrBlatt lesen!— Die schaurigste Ausfassung vom Dasein eines Arbeiters, die in der markantesten Weise den verbohrten Jnnungskrauter-Standpunkt charakterisiert, brachte jedoch der Obermeister D e l l o s selber zum Ausdruck. Er belehrte die Kommission etwa folgendermaßen: Es könne doch niemand die Arbeitgeber dafür verantwortlich machen, daß die Arbeiter nicht so viel verdienten um ihre Familien zu ernähren. Die Arbeiter seien eben zur Arbeit geboren, und daher sei es auch ihre Pflicht, ihre Frauen und Kinder mit auf Arbeit zu schicken, wenn der Mann allein nicht genügend verdienen könne I— Meister R. Saumann rief alsdann pathetisch aus: Es wäre ja eine Sünde, den Rammern auch nur einen Pfennig mehr zu zahlen!— Angesichts eines derartigen Verhaltens der Meister wurde es bald jedem Kommissionsmitgliede klar, daß die Verhandlungen resultatlos verlaufen mußten. Die Jnnungsherren erklärten denn auch schließlich rund heraus, daß sie Vichts bewilligen würden» sondern sie verlangten, die Rammer sollten am Montag bedingungslos die Arbeit wieder aufnehmen. Um diesem Verlangen auch gleich den richtigen Nachdruck zu geben, riefen einige Meister der Kommission noch im Gehen die Worte zu: Wenn Ihr die Arbeit nicht wieder aufnehmt, dann streikt unserthalben bis Ihr umkommt.— Daß das Resultat dieser Verhandlungen bei den Streikenden nicht gerade Freudengefühle für die Jnnungsgrößen hervorrief, dürfte begreiflich erscheinen. Die Versammlung beschloß denn auch ein- stimmig, den Streik mit aller Energie weiter zu führen.— Bekannt gegeben wurde sodann, daß 11 Firmen die Forderungen bewilligt haben. Eine weitere Anzahl Arbeitgeber hat sich zwar bereit erklärt, die geforderten Löhne zu zahlen, weigert sich jedoch, die Forderungen unterschriftlich anzuerkennen. An die Berliner Straßenhändler. Der neue Erdrosselungsversuch, als den sich die jetzt wieder geplante„Neuordnung des Straßen- Handels" charakterrsiert, hat endlich die Geduld der lange genug gequälten Straßenhändler erschöpft. Durch unsre Agitation ist es gelungen, die sofortige Annahme der Vorlage zu verhindern. Aber damit ist es noch nicht gethan. Wir müssen uns vor allem selbst helfen, wenn uns geholfen werden soll. Wir müssen eine kräftige Organisation haben, die unser Recht fordern und ver- fechten kann! Kollegen und Kolleginnen! Wir befinden uns in einem uns aufgezwungenen Kampf um unsre Existenz. Wohl haben unsre Flugblätter und Versammlungen kräftig gewirkt, sind doch allein am gestrigen Tage 115 neue Mitglieder unsrer Organisation beigetreten: aber Tausende stehen noch draußen, und keiner darf fehlen. Deshalb richten wir an Euch die dringende Aufforderung, dem Verband beizutreten. Anmeldungen sind zu richten an die Schrift- führerin Frau Böse, Alexanderstr. 23. Sie werden jedoch auch im Verbandslokal von Koch . Neue Friedrichstr. 29. entgegengenommen. Freiwillige Beiträge fiir unfern Verzweiflungskampf werden auch weiterhin von dem Vereinskassierer Otto Schulze, dl IV., Bandelstr. 1, entgegengenommen und auf Wunsch öffentlich quittiert. Am Montag und Dienstag finden je zwei, am Mittwoch drei Gruppen-(Bezirks-) Versammlungen statt, zu welcher namentlich noch unorganisierte Händler und Händlerinnen dringend eingeladen sind. Montag in Moabit bei Götze, Bandelstr. 43, und bei Wille, Brunnenstr. 188.— Eine große Mitgliederversammlung findet Donnerstag, 9. Jum, im Englischen Garten statt. Tages- ordnung: I.Ausfertigung der Bücher an die neuen Mitglieder. 2. Bericht der Kommissionen über das Ergebnis der Bemühungen bei den Mitgliedern des Stadtverordneten-Aus schusses. 3. Vortrag des der Organisation. errn Redakteurs Senna Hotz: Nutzen Gäste willkommen. Veutkcbes Reich. Streikende Arbeiter— streikende Aerzte. Das Amtsgericht in Leipzig hat einen Leiter der Schriftgietzergehilfen-Organisation und einen andern Schriftgießer wegen Vergehens nach Z 153 der Gewerbe-Ordnung zu Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einen Kollegen darauf hingewiesen hatten, daß er aus dem Verbände aus- geschlossen werden könne, wenn er trotz des Streiks weiterarbeite, und weil diese„Beeinflussung eine Beschränkung der gesetzlich j garantierten Arbeitsfreiheit involviert". Daß eine solche Ver- urteilung jetzt in Leipzig erfolgt, ist besonders bemerkenswert. Zwar sind derartige Bestrafungen schon oft erfolgt. Aber nicht immer wird dem Volke so deutlich vor Augen geführt, wie sehr es heute Rechtsgrundsatz geworden ist, wenn zwei dasselbe thun, es doch nicht dasselbe ist. Es werden streikende Arbeiter für Handlungen be- straft, die nur mit größter Jnterpretationskunst dehnbarer Straf- Vorschriften bestraft werden können, während stteikende Aerzte bis jetzt selbst für Handlungen nicht bestraft wurden, die schon nach dem klaren Wortlaute und dem Sinne der Gelverbe-Ordnung bei Arbeitern strafbar sind. Aber noch mehr. Selbst für Handlungen, die nach den allgemeinen Strafvorschristen zu fassen sind, haben die Aerztestreiker bisher nicht zu büßen brauchen. Das ist freilich nicht verwunderlich, da sich die Regierung des Klassenstaates cmi die Seite der Aerztestreiker gestellt hat. Buchbinderbewcgung in Nürnberg . Die Buchbindereiarbeiter und -Arbeiterinnen in den Nürnberger Kunstanstalten sind in eine Be- wegung für Einführung der neunstündigen Arbeitszeit und Festsetzung eines bestimmten Minimallohnes eingetreten. Nachdem die Unter- nehmer, die bis auf wenige im Fachverein der Besitzer chromolitho- graphischer Anstalten organisiert sind, anfangs jedes Zugeständnis verweigert hatten, erklärten sich die Vorstandsmitglieder jüngst in einer Sitzung mit der Lohnkommission der Arbeiter, an der auch der Centraivorsitzende der Buchbinder, Dietrich, teilnahm, bereit, in der nächsten Versammlung des Unternehmervereins dafür einzutteten, daß die neunstündige Arbeitszeit eingeführt wird. Eine Versammlung der Arbeiter bedauerte, daß die Unternehmer keine weiteren Zugeständnisse machen wollen, beschloß aber, im Interesse des Friedens auf die übrigen Forderungen zu verzichten, wenn bis spätestens 1. Oktober die neunstündige Arbeitszeit durchgeführt ist. / Versammlungen. In der Versammlung des Arbeitervcrtreter-BereinS, die am 2. Juni im Gewerkschaftshause tagte, berichtete A. S t u m p e über die Thätigkeit der unteren Verwaltungsbehörde bei der staatlichen Invalidenversicherung, die in Zweifelsfällen sich zu den Renten- ansprüchen zu äußern haben. Den Bericht ergänzten einige andre Arbeitnehmerbeisitzer: unter anderm sprachen außerdem noch Bauer und Simanowski dazu. Im allgemeinen ergab die Berichterstattung dasselbe Bild, wie in früheren Jahren. Die ärztlichen Gutachten fordern immer wieder in sehr vielen Fällen das Mißtrauen der Arbeitnehmerbeisitzer heraus. Ein Redner meinte, es müsse jemand schon halbtot sein, bevor erklärt werde, daß er nicht mehr ein Drittel des früheren Arbeitsverdienstes ver- dienen könne, und somit die Voraussetzung der Rente gegeben sei Die neuen Vorsitzenden der unteren Verwaltungsbehörde, junge Assessoren, richteten sich leider mit dem gerade amtierenden Arbeit geber nach dem ungünstigen Gutachten. Beklagt wurde, daß häufig Arbeiter und Arbeiterinnen selbst schuld daran seien, wenn ihnen eine Invalidenrente versagt werden müsse, nämlich in den Fällen, wo die Wartezeit nicht erfüllt, die nötige Anzahl von Marken noch nicht geklebt sei. Das liege vielfach nur daran, daß einerseits das Kleben während der Unterbrechung versicherungspflichtiger Arbeits- Verhältnisse nicht fortgesetzt und andrersetts bummeligen Arbeit- gebern gegenüber nicht darauf gedrungen wird, daß sie kleben. Das Mandat der unteren Verwaltungsbehörde läuft mit dem 31. Dezember dieses Jahres ab. Sattler gab den Bericht der Kommission in Sachen der geplanten Auskunststelle beim Schiedsgericht. Die Kommission ist nach einer Rücksprache mit dem Schiedsgerichts-Vorsitzenden zu der Meinung gekommen, daß man der Einrichtung der Auskunststelle nicht entgegenwirken solle. Jost äußerte sich im selben Sinne. Man könne ruhig zustimmen. Simanowski hatte dagegen immer noch Bedenken gegen die geplante Einrichtung beim Schieds- gericht. Der Vorsitzende P i e s ch e l befürwortete die Zustimmung. B e e l i n g wünscht überhaupt keine direkte Stellungnahme. Woldersky ist ebenfalls der Meinung, daß man die Sache ihren Gang gehen lasse und abwarte, ob der Vorsitzende alle ihm unter- breiteten Bedenken beachte. Stiegelmeyer teilt die Be- fürchtungen Simanowskis,. daß den Arbeitersekretariaten durch solche Einrichtungen bei den Schiedsgerichten schließlich Abbruch gethan werde und daß andrerseits den Arbeitern dort nicht genügend Gewähr für eine wirksame Rechtsstütze geboten sei Weitere Redner, darunter Bauer und Link, sind für ein passives Verhalten. Die Versammlung beschließt gegen wenige Stimmen einfache Kenntnisnahme des Berichtes der Kommission und Uebergang zur Tagesordnung. Der Verband der Schneider und Schneiderinnen(Filiale Berlin ) hielt am 1. Juni in den Arminhallen eine gut besuchte Mitglieder- Versammlung ab. Ritter gab zunächst in einem Vortrage einen interessanten Ucberblick über die Berliner Gewerkschaftsbewegung deS Jahres 1993.— Dann nahm die Versammlung Stellung zu dem am 1. August in Dresden beginnenden achten Verbandstag. Es liegen mehrere Anträge der Ortsverwaltung vor, die Ritter namens dieser begründet und die Annahme finden. So soll dem Verbandstags eine anderweite Regelung der Diätenfrage im Z 24 des Statuts vorgeschlagen werden. An Stelle eines einheitlichen Diätensatzes von 9 M. soll bei Delegationen sowie bei Agitationsreisen gewährt werden der Ersatz eines entgangenen Tagesverdienstes in Höhe von 5 M. und dazu 6 M. Diäten. Gemäß einem Antrage Gerhard wird be- schlössen, daß erst auf 499 Mitglieder(jetzt 399) ein Delegierter und auf weitere 259 Mitglieder ein weiterer Delegierter kommen soll. Ein Antrag, die Geschäftsordnung betreffend, verlangt vom Ver- bandstage eine Aenderung der Bestimmung, wonach die örtlichen Verwaltungen möglichst Einrichtungen zum regelmäßigen Ein- kassieren der Beiträge zu schaffen haben. Nach dem zum Be- schluß erhobenen Antrage sollen von den örtlichen Verwaltungen dagegen nur Einrichtungen verlangt werden, die den M i t- gliedern Gelegenheit geben, möglichst wöchentlich ihre Beiträge zu zahlen. Matzgebend für diesen Beschluß war. daß Kollegen mit Rücksicht auf die bisherige Bestimmung verlangt haben, daß das Geld von ihnen abgeholt werde, was in der Großstadt nicht gut durch- führbar ist. Unter Allgemeinem soll im Statut ferner ein neuer Absatz vorschreiben:„Mitglieder, die noch keine drei Monate Beiträge bezahlt haben, erhalten nur acht Wochen die Zeitung."— Einstimmig angeiwmmen wird folgende Resolution:„T>er Verbandstag wolle beschließen: Der Haupworstand wird beauftragt, den Reichstag und Bundesrat in Kenntnis zu fetzen, daß Z 4 der Bundesratsverordnung vom 31. Mai 1897(§ 137 der Gewerbe-Ordnung) von den Unter- nehmern der Konfektionsindustrie derart umgangen wird, daß sie die ihnen im 8 6(bezüglich der Arbeitszeit) gewährten 69 Ausnahme- tage auf die Sonnabende verlegen, wo nach der Gewerbe-Ordnung die Beschäftigung von Arbeiterinnen nach 3V, Uhr nachmittags überhaupt nicht gestattet ist. Reichstag und Bundesrat sollen ersucht werden, ihren Einfluß auf die unteren Verwaltungsorgane» auf die ausführenden Behörden geltend zu machen, damit der Zweifels- freien Absicht des Gesetzgebers(Sonnabends Längerarbeit nicht zu gestatten), Rechnung getragen wird."— Nach längerer Debatte, in der lebhast für und gegen gesprochen wurde, beschloh die Ver- sammlung gegen 8 Stimmen, dem Verbandstage folgenden Antrag zu unterbreiten:„Der Verbandsvorstand wird beauftragt, bei zu- künftigen Lohnbewegungen, gleichviel in welcher Branche, die ein- zureichenden Forderungen genau zu prüfen und denjenigen die Zu- stimmung zu versagen, die das Lohnverhältnis der Heimarbeiter mit prozentual höheren Lohnsätzen gegenüber den Werkstattarbeitern regeln wollen. Tie zweierlei Art der Entlohnung ist geeignet, unsre im 8 2 des Statuts genannte principielle Forderung:„Errichtung von Betriebswerkstätten", nicht nur nicht zu fördern, sondern im Gegenteil ihre Erfüllung länger als notwendig hinauszuschieben." Die Wahl der Delegierten zum Verbandstage fand noch nicht statt. Es wurde nur nacb Vorschlägen der Ortsverwaltung und aus der Versammlung eine Kandidatenliste aufgestellt. Die Stimmzettel mit den gedruckten Namen sämtlicher Kandidaten werden in der nächsten Mitgliederversammlung am 7. Juni(Arminhallen) an jeden Ein- tretenden gegeben. Die nicht beliebten Namen sind zu streichen. Mehr Namen, als Delegierte zu wählen sind, dürfen nicht auf dem Zettel verbleiben. Eine Wahlkommission soll die Auszählung vor- nehmen. Mitgliederversammlung der Zahlstelle Berlin des Deutschen Kürschnerverbandes am 39. Mai im„Klubhaus", Landsbergerstt. 39. Zu Punkt 1 der Tagesordnung berichtete der Bevollmächtigte, Kollege Dittmann, daß in Hamburg bei der Firma Wachtel Lohn- diefferenzen ausgebrochen find. Am Streik sind beteiligt außer den organisierten Kollegen 22 unorganisierte. Da die Firma Wachtel in Berlin eine Filiale unterhält, fordert Kollege Dittmann die Kollegen auf. diese sowie Hamburg zu meiden. Des weiteren sind in Brüssel Differenzen ausgebrocken: es ist notwendig, daß jeder Kürfchner Brüssel meidet. Zu Punkt 2 giebt Kollege Krause die Abrechnung vom 1. Quartal 1994. Einnahme waren 712,76 M, Ausgabe 594,13 M, bleibt ein Bestand von 293,33 M. Zu Punkt 3 wird der Kollege Rudolf Kormes wegen Streikbruchs bei der Firma Herpich Söhne aus der Organisation ausgeschlossen. Wegeki Restterens der Beiträge werden die Kollegen Jos. Czalla, Eckert Swenson, Magnus Anderson, Tobias Horavitz. Walter Langer und Karl Blayer ausgeschlossen. Kollege Müller I giebt bekannt, daß die Filiale am 13. August im Böhmischen Brauhause einen Ball ver- anstaltet und ersucht die Kollegen, sich rege daran zu beteiligen. Kollege F r i ck berichtet vom Jnnungs- Schiedsgericht und zeigt, welche Angst unter den Jnnungsbrüdern herrscht, seitdem im Ge- sellenausschuß organisierte Kollegen sitzen. Socialdemokratischer Slgitations-Verein für den Reichstags» Wahlkreis Stralsund - Franzbur�-Rüge«. Sonntag, den 5. Juni, vormittags 19 Uhr, bei Ramlow, Schönhauser Mee 135: Versammlung. Neue Mitglieder werden ausgenommen. Gäste willkommen. Um zahlreiches Erscheinen ersucht der Vorstand. Arbeiter> Samariterkolonne. Morgen, Montag, abends 9 Uhr: Fortsetzung des Kursus in der Centrale, DreSdenerstr. 45. Vortrag über: Verletzungen. Wundbehandlung, Blutstillung. Nachher prakiische Uebungen. Neue Mtgliedcr können noch eintreten. Eintrittsgeld sowie Monatsbeitrag 26 Ps. Bibliothek steht zur Versüguna. HilfSkasse der Graveure, Ciseleure und verwandten BerusSgcnossen Berlins tagt jeden 1. Montag im Monat im Restaurant Eltze, Luisen-User 1, abends 8—19 Uhr._ Wttterungsüberficht vom 4. Juni 1904. morgens 8 Uhr. Stationen Ii E ° c c c Swinemde. Hamburg Berlin Franks.a.M. München Wien ■ö n £ 2 B« �"C 764 766 N Vetter big S II £» w s- 3 wölken! 15 2 wolkenl 12 Stationen O~ S5 S)= 4= I s zaparanda 763 N setersburg 759SO Vetter 4 wolkenl 1 wolkig -s« 5 1. ß? H S- 6 12 764 W Äwolkig 13 Cork 765 ND 4 wolkig 16 Slberdeen 772 ONO 1 wolkenl 14 765 NW 2woltig 15 Paris 766NO 3halh bd. 13 763' Still—wolkenl 19 Wertcr-Prognoie für Sonntag, de» 5. Juni 1904. Vorwiegend heiter und trocken, nachts kühl, um Mittag warm bei ziemlich frischen nordöstlichen Winden. Sriefkalten der Redaktion. �supiftifeber Ceil. ®. I. Sie können sich an das Kriegsministerium wenden. Aussicht aus Erfolg ist kaum vorhanden.— H- M. Anwag aus gerichtliche Enischeidung würde Ihnen voraussichtlich nur Kosten verursachen.— H. B. 78. Kommen Sie mit dem Wirt dahin überein, daß die Sachen sieihändig verkaust werden, oder verbieten Sie ihm unter Hinweis aus seine eventuelle Swasbarkeit ausdrücklich, ohne vorangegangene Klage Ihre Sachen zu verkaufen. — 00.000. 1. und 2. Ja.— W. M. 100. 1. bis 3. Ja.— Brock- haus 14. Eine Enterbung Ihres Mannes wäre nicht gültig gewesen. Da er aber vor Ihrem Schwiegervater gestorben ist, so ist ein Erbfall nicht ein- getreten. Sie treten nicht an die Stelle Ihres Mannes, sind also nicht erbberechtigt.— E. N. 10. 1. und 2. Ja. 3. Eine angemessene Zell muß Ihnen gewährt werden. Was angemessene Zeit zum Aussuchen einer andren stelle ist, hat im Streitfall unter Berücksichtigung aller Umstände der Richter zu ensscheidcn.— W. 1904. Nein. - G. M.. Ackerstraste. Nein.- Lotteriespiel. 1. Die Justizkommission des Abgeordnetenhauses ist eine vom Abgcordnetenhausc zur Vorberatung von Gesetzentwürsen wesentlich juristischen Inhalts eingesetzte Kommission. Schon heute bedroht das Gesetz einen Preußen, der durch sächsische Lose sein Geld los wird, mit Strafe.— R. D.£>. 17. Sie sind zur Zahlung verpflichtet, können aber, wenn Ihr Einkommen zu hoch veranschlagt ist, reklanncren. Verjährung liegt nicht vor.— G. Nein. — M. 20. Liegt die Sachlage so wie Sie sie schildern, so steht Ihrer reundin keinerlei Anspruch gegen Sie zu.- P. H. 41. 1. und 3. Nein. Ja.— W. 99. solange Sie die Konzession für die betteffenden Räume nicht haben, dürfen Sie die Räume zu Wirtshauszwecken nicht benutzen. Die Räume können Sie an geschlossene Vereine vermieten, dürfen aber in denselben nicht schänken.— R. Sch. 100. Die Möbel der Mutter des Mieters hasten nicht für dessen Mietsschulden. Indessen kann gegen den Sohn eine Untersuchung wegen Betruges eingeleitet werden, wenn er etwa der Wahrheit zuwider im Vertrao behauptet hat, die Möbel gehörten ihm
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