Nr. 141.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Sonnabend, den 18. Juni 1904.
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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
Ob es wohl ein Bufall sein mag, daß Frhr. v. Mirbach sich heute zu einer Aussage bereit erklärt hat, nachdem gestern der Kaiser beim Reichstanzler gegessen hat und dort mit Herrn v. Podbielsti, dem Chef der Aufsichtsbehörde der Hypothekenbanken, und mit dem Fürsten zu Solms- Baruth, dem obersten Chef aller Hofämter, zusammen gewesen ist."
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Der Moskowiter mobilisiert, nachdem er seine heitere Gelaffenheit", mit der er nach der Aussage eines russischen Generalstabsoffiziers dem Kriege entgegensah, gründlich verloren hat, fest drauf Man schreibt uns: Die Welt steht nicht mehr lang! Schon er los. Da er aber nur eine einzige, noch dazu ein frechen oftafiatische Heiden sich, fromme Christenmenschen zu geleifige Bahn zum Transport von Truppen, Pferden, schlagen. Nur mit der Herrschaft des Teufels ist es zu erklären, daß Proviant, Munition 2c. nach dem Kriegsschauplatz zur Verfügung Truppen, die geweihte Heiligenbilder und Amulette bei sich haben, hat, so ist es sehr fraglich, ob er alle die mobilisierten Truppen thäter bei den Banten zu besorgen als in seinen Kreisen nur Jedenfalls hat Freiherr v. Mirbach besser verstanden, sich wohlvor einer Armee davonlaufen, deren überwiegende Mehrzahl die ernähren tann. Es sei hier wieder an das Jahr 1870 erinnert. Freunde zu haben; es mag einige Persönlichkeiten geben, die um Bibel nicht kennt. Aber nicht genug des Seltsamen! Die Japaner scheinen Damals wäre anfangs August in der bahrischen Pfalz unfehlbar die Erhaltung dieser Säule des Kirchenbaues nicht allzu besorgt find. auch daran nicht zu glauben, daß die Prinzen regiegender Häuser eine Hungersnot ausgebrochen, wenn die deutsche Armee nicht ihre So darf sich denn Freiherr v. Mirbach auch nicht rühmen, die so geborene Feldherren sind. find. Man denke an die Besetzung Vorwärtsbewegung hätte ausführen können. So sehr hatten die leicht zu gewinnende Bresse durch seine Aussage gewonnen zu der deutschen Armeeführerstellen in den ersten Monaten des 200 000 Mann, die in der Pfalz zum strategischen Aufmarsch ver- haben. Krieges 1870/71: Die II. Armee wurde vom Prinzen Friedrich sammelt gewesen waren, das reiche Land kahlgegessen. Und die und die Ms Mirbach- Bresse tritt zunächst mur die Kreuz- 8eitung" Karl von Preußen kommandiert, die III. Armee vom preußischen Schlacht von Sedan wäre unmöglich geworden, wenn die deutschen Art, klassische Dokumente konservativer Moral. Die Kreuz- Beitung" Post auf. Beide Blätter leisten, jedes in besonderer Kronprinzen, die Maasarmee vom Kronprinzen von Truppen nach der großen Rechtsschwenkung, der die Trains nicht so hat acht Tage lang fein Wort des Urteils über die Enthüllungen Sachsen und nur die I. Armee, die die kleinste war, führte fein schnell folgen konnten, nicht in ein reiches Land, das vor kurzem des Geheimrat Budde gesagt, jetzt findet sie die Sprache, um sich Prinz, sondern der General von Steinmez, der aber bald heim- erst die Ernte eingeheimst hatte, hineinmarschiert wären. Die zu entschuldigen, daß fie den Prozeßbericht überhaupt veröffentlicht geschickt wurde, weil er mit dem schon genannten Prinzen Friedrich Mandschurei ist aber keine Pfalz und kein Frankreich , sie wird viel habe, und um in wenigen Zeilen zu erklären, daß die ganze AnStart etwas rauh umsprang und Moltkes Feldherrntum kritisierte. mehr nicht allzuviel Lebensmittel bieten. Daher sind die Truppen gelegenheit durch die Aussage des Freiherrn v. Mirbach vollends Die Japaner aber vertrauen ihre Armeen fimplen Menschen an, auf den Nachschub angewiesen, der aber auf einer eingeleifigen Bahn, erledigt" ſei! die nur Kuroki, Du und Nodzu heißen. Den Oberbefehl die auch durch den Transport von Menschen, Tieren, Munition be- die Storruption- der Preise, die es wagt, noch immer Bedenken Die, Post" ist gründlicher. Sie zieht gewaltig zu Felde gegen übertrugen fie auch feinem Prinzen, sondern nur bem lastet ist, nicht zu bewältigen sein wird. und Einwendungen zu erheben. Im gestrigen Morgenblatt erklärte Marquis von Yamagata . Uebrigens scheinen auch die Russen kein Daß Japan zu Lande noch unterliegt, ist unwahrscheinlich. Aber die" Post": übermäßiges Vertrauen auf die Feldherrntalente ihrer Großfürsten dennoch drohen ihm schwere Stunden, wenn die russische Ostsee -„ Der Vorwärts" und die gesinnungsverwandten Blätter zu setzen, denn sie erfreuten feinen einzigen mit einer der leitenden Flotte, die über furz oder lang nach Ostasien geschickt werden find seit gestern um ein schönes Agitationsmaterial ärmer. Freiherr Stellen. Es wurde sogar gemuntelt, Kuropatkin habe sich die An- wird, sich Port Arthur nähert und dieses von den Japanern noch b. Mirbach. steht glänzend gerechtfertigt da. Alle niedrigen wesenheit hoher Herren" energisch verbeten. nicht erobert ist. Dann naht die Entscheidung des Krieges Angriffe gegen ihn sind in nichts zusammengefallen." Doch es giebt im ostasiatischen Kriege nicht nur Erscheinungen, überhaupt. Es muß ein Verzweiflungskampf zwischen der russischen die dem loyalen und gottesfürchtigen Staatsbürger befremdlich vor und japanischen Flotte entbrennen, denn für die erstere ist es tommen, sondern auch solche, die weniger Gutgefinnte überraschen. eine Existenzfrage, ob fie Port Arthur erreicht, da sie sich ohne Sie bestehen in dem Umstande, daß die Japaner den Krieg zu einen befestigten Hafen in den feindlichen Meeren auf die Dauer Wasser und zu Land nach modernem Rezept so sicher nicht halten kann, und für lettere handelt es sich darum, Japan führen, wie ein altes europäisches Kriegsvolt, das unter auch weiter die Herrschaft zur See zu sichern. Würde die großen Kriegen förmlich herangewachsen ist. Bei den europäischen japanische Flotte geschlagen, so täme die Herrschaft über das Meer Militärstaaten hat die Kriegskunst sich langsam und logisch an Rußland , und damit würde die japanische Armee von ihren entwickelt. Eine Reihe bon die großen Kriegen brachten Hilfsquellen abgeschnitten. Haben die Japaner Port Arthur aber die Erfahrungen, aus denen die Theorien für Taktik und Strategie schon vor dem Eintreffen der russischen Flotte in ihrem Besitz, so abgeleitet wurden. Den Japanern aber wurden alles das, was die bleibt dieser nur das Umkehren übrig, da sie dann keinen geeigneten europäischen Militärmächte im Laufe des letzten Jahrhunderts ein Stüßpunkt findet. Wladiwostok ist zu weit vom Kriegsschauplatz entfernt, nicht fleiner Teil der heutigen Strategie beruht noch auf Napoleoni- und außerdem soll es den Ansprüchen an einen großen Kriegshafen schen Principien- an friegerischen Lehren gesammelt haben, vor nicht genügen. Auch führt der Weg nach Wladivostok durch die ungefähr 20 Jahren fünstlich eingeimpft. Nun ist es gewiß, daß Meerenge zwischen Japan und Korea , und dies ist sehr bedenklich. jeder vernünftige und gebildete Mensch Tattit, Strategie und So wird der Krieg voraussichtlich bei Port Arthur entschieden, sei es mun Kriegsgeschichte studieren kann; ob er dabei in ihr Wesen eindringt durch eine Seeschlacht die die russische Ostseeflotte gewinnt oder durch und sie auch praktisch zu verwerten weiß, ist eine andre Frage. Die einen japanischen Seefieg, in dem die Russen vernichtend geschlagen Japaner aber haben auch den Kern der kriegerischen Theorien voll- werden oder durch die rechtzeitige Einnahme von Port Arthur . Erst tommen erfaßt und sie verstehen sich auch auf die Pragis ausgezeichnet. nach Gintreten eines dieser drei Fälle hat der unterlegene Teil allen Ihre Kriegsmaschine arbeitete bisher so vorzüglich und sicher, daß Grund, an den Frieden zu denken. man staunen muß. Und dabei ist die Aufgabe, die sie zu lösen haben, das schwierigste Problem, das die Kriegskunst kennt, nämlich ein überseeischer Krieg gegen einen tapferen, wohlbewaffneten Feind. Solchen Operationen haftet von vornherein das Mißliche an, daß es unmöglich ist, alle Kräfte auf einmal zu entfalten, denn die Zahl der Truppen, die über das Meer befördert werden können, ist durch die Zahl der vorhandenen Transportschiffe beschränkt. Deutschland begann den Krieg 1870 mit 447 000 Mann, die es sofort auf den Kriegsschauplatz schickte.. Eine solche Armee könnte aber auf dem Wasserwege niemals in wenigen Tagen transportiert werden, denn hierzu wären mindestens 300 Transportdampfer nötig, abgesehen von den Kriegsschiffen, die diese Flotte begleiten müßten, um sie vor Angriffen der gegnerischen Kriegsmarine zu schüßen. Kommen also bei einem überseeischen Kriege große Truppenmassen in Betracht, so bleibt nur ein stückweises Einsezen übrig. Warum soll Freiherr v. Mirbach nicht heiter lächeln? Weil eine Dieses ist aber einem thatkräftigen starken Feinde gegenüber sehr agitatorische Presse" noch immer wagt, gegen ihn zu hetzen"? gefährlich, weil es die zuerst gelandeten Truppen der Gefahr aus- Ein hochgestellter Hofmann lächelt darüber. Weil zahlreiche Gejetzt, mit Uebermacht überfallen und geschlagen zu werden, noch ehe schädigte der Pommernbank in diesen Tagen wieder besonders Unterstügung eintreffen kann. Da der Mostowiter aber fein that- fchmerzlich ihrer Verluste gemahnt wurden? Aber das persönliche fräftiger Gegner ist und seine Kriegsvorbereitungen jämmerlich Conto des Freiherrn v. Mirbach ist ebenso wie Conto K und wie Schulz und Romeick sich in der Bewahrung von Post" hintermännerwaren, was bei der russischen Wirtschaft nicht zu verwundern ist, so das Geld der Kaiserin sorgsam und sicher von den getreuen konnte die erste japanische Armee unter Kuroki nach ihrer Landung Bankwaltern Schultz und Romeick gehütet worden. Warum sollte in Korea ungehindert gegen die manschurische Grenze vorrücken, fich Frhr. v. Mirbach nicht heiter lächeln? nördlich des Valu festsezen und so eine vortreffliche Vorhut für die Landungen der übrigen Armee bilden. Am Yalu bewiesen die
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Die Mirbach- Bank.
Vom Gordon Bennett Sport wird gemeldet: " In einer Hofequipage folgte die Kaiserin, die ein hellgraues Promenadenkleid und einen großen, weißen Federhut trug und unablässig grüßte. Den Beschluß machte eine Hofequipage, in der man neben der Hofdame Gräfin v. Brock dorff den vielgenannten Oberhofmeister der Kaiserin, Freiherrn v. Mirbach bemerkte. Seine gestrige Vernehmung in Moabit fchien auf seine gute Laune nicht im geringsten eingewirkt zu haben, denn wiederholt sah man ihn bei dem nun folgenden Besuch der Saalburg heiter lächeln."
Derweilen hat der Gerichtshof in Moabit die BetveisRussen, daß ihre taktischen Künste recht mangelhaft sind. Zuerst be- aufnahme im Pommernbank- Prozeß geschlossen. Die Zeugen, fetten sie eine Stellung, aus der sie von den Japanern ohne die Geheimrat Budde zur Aufklärung des Geldverbleibs auf Schwertstreich herausmanövriert wurden; die hierauf gewählte ver- Conto K angegeben, zu verhören hat das Gericht nicht für teidigten sie mit einer ungenügenden Truppenzahl, und ihre Reserve nötig erachtet. Auch der Ankläger nicht. Es bleibt verborgen, hielten sie so weit zurück, daß sie nicht rechtzeitig eingreifen konnte. was es auf sich hat mit der seltsamen Quittung über 328 000 M., Kaum saß Kuroki in der Gegend von Föngtwangtschöng fest, so die Frhr. v. Mirbach ausgestellt hat, ohne das Geld zu empfangen. Vielleicht wurden für ihn mit„ affenartiger Geschwindigkeit" Verstärkungen werden die Gläubiger der Herren Schulz und Romeid in dem der Gegend Gegend der Palumündung gelandet und außer Civilprozeß, der bis nach Erledigung des Strafprozesses verdem erschien im Süden der Halbinsel Liautung General schoben ist, verlagen, daß der Verbleib des durch Freiherrn v. Mirbach Dłu zur Belagerung bon Port Arthur auf dem Plan. quittierten, aber nicht empfangenen Geldes nachgewiesen wird. Prompt schlug er die Russen bei Kintschau, die auch hier wieder Zunächst darf man erwartungsvoll fragen, wie das Gericht in seinem nur einen Teil ihrer Kräfte verwendeten. Nicht lange dauerte Urteil über die verschwundenen Summen denken wird. es und auch die dritte Armee unter General Nodzu landete und besette die Linie Port Adams- Pitsewo- Tatuschan, wo sie jetzt bereits
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Das Urteil der Presse.
den russischen General Stade Iberg schwer aufs Haupt geschlagen Wenn die bürgerliche Presse auch keineswegs auf den Grund hat. Nach russischen Angaben, die bekanntlich mit großer Vor- der Pommerntorruption, die Alliance der sich Christen ficht aufzunehmen sind, soll die erste japanische Armee 122 000 Mann, Mennenden mit räuberischem Spekulantengefindet, zu gehen vermag, so 272 Kanonen start fein, die zweite japanische Armee 89 000 Mann mit ist immerhin erfreulich, daß die in tanfend Fällen gern geübte 476 Kanonen und die dritte Armee 85 000 Mann mit 288 Kanonen Zeugnung aller Verfehlungen in diesem Falle denn doch nicht verbetragen. Wahrscheinlich sind die Zahlen übertrieben, da die Mussen socialdemokratischer Lügenschwindel" abgethan werden könnte. Und sucht wird. Der Fall liegt zu offen, als daß er als ein ihre Blamagen wohl mit feindlicher Uebermacht bemänteln es kontmt für die Meinungsbildung der bürgerlichen Bresse hinzu, wollen. Voraussichtlich halten die Japaner noch eine vierte daß die höhere Deckung, unter der Geheimrat Budde vorArmee in Reserve, die sie je nach der Kriegslage später verwenden ging, nicht zu verkennen ist. Die Frankfurter Beitung" stellt die werden. Frage:
nicht zusammengefallen sind, sondern fortgesetzt wurden, und daß der Die„ Boft" mußte jedoch erleben, daß die niedrigen Angriffe" Vorwärts" das schöne Agitationsmaterial" nur noch vermehrt hat. So viel Schlechtigkeit hat die Entrüstung der" Post" mächtig entfacht und im Abendblatt wütet sie gegen uns in der Sprache, die selbst die Rhinozeros- Leistung des freiherrlichen Schützlings schlägt: Den Trumpf spielt natürlich wieder der Vorwärts" aus. Daß dieses edle Blatt für seine geradezu gemeinen und empörenden Verdächtigungen des Freiherrn v. Mirbach auch jetzt, nachdem bon ihm geforderte öffentliche Vernehmung ftattgefunden, fein Wort der Entschuldigung hat, darf bei dem sattsam bekannten Charakter des Blattes ja allerdings nicht wundernehmen. Die Art aber, in der es über die betreffende Gerichtsverhandlung und die dort gemachten Enthüllungen schreibt, wirkt in ihrem ohnmächtigen Zorn einfach komisch. So macht das Blatt zunächst dem Gerichtshof bittere Vorwürfe, daß er dem Freiherrn v. Mirbach Gelegenheit gegeben habe, sich in scharfen Worten gegen die Preise auszusprechen, die systematisch sein Wirken für die Wohlthätigkeit zu verdächtigen und ihn zu verleumden am Werke sei: jedenfalls ein Zeichen dafür, daß das Blatt sich durch die Zurechtweisung getroffen gefühlt hat. Im übrigen heben wir aus den weiteren Verdrehungen und Salbadereien des Blattes nur die Bemerkung hervor, daß der Pommernbant- Standal nach dieser Aussage größer erscheint als je".
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Einfach tomisch" wirken auf die" Post" die Ausführungen des „ Vorwärts", dessen gesamte fachliche Argumente natürlich mit der Fertigkeit unterschlagen werden, mit der höchstens die Schultz und Romeid zu wetteifern vermögen. Einfach tomisch" wird auf die" Post" natürlich auch wirken, wenn sie erinnert wird, daß sie im November 1900, als die Hoftitel Reklame den Bankbruch verhindern sollte und als die Frankfurter Zeitung " erneut warnte, sich ebenso zur Verteidigung der ehrentverten Pommernbank erhob tie fie jest die Verteidigung aller Skandalosa des Prozesses treibt; damals schrieb die" Post":
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Wer also noch nicht jeder geschäftstechnischen Logit verlustig gegangen ist, der wird gerade jetzt in einer Attion der Pommernbank zur Festlegung ihrer Werte in so seriösen Kreisen, wie die Kirchenvorstände sind, eine Art Manis festation für die moralische Unantastbarkeit des Institutes erblicken." " Einfach komisch" hat es gewiß damals auf die" Post" getvirtt, da alsbald nach der glorreichen Manifestation der Pommernnantastbarkeit der Staatsanwalt, den gemeinen und empörenden Verdächtigungen" folgend, die Schulz und Nomeid unter Antlage stellte. Der„ Post"-Eifer würde übrigens leicht verständlich, wenn die Geld ebenso vertrauenswürdig erwiesen haben wie im Mirbach- und
Schatullen- Geld.
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Die übrige Preffe setzt die„ Preßheze" fort. Die„ Post" muß erleben, daß selbst die Deutsche Tageszeitung", dem Landwirts fchaftsminister folgend, sich gegen die Mirbach- Wohlthätigkeit wendet. Noch eindringlicher verhält sich die„ Tägliche Rundschau". Von Bedeutung sind die Ausführungen der 8 ukunft", die noch vor der Mirbach- Aussage geschrieben find. Die Zukunft" stellt Beziehungen des Freiherrn v. Mirbach zu der Pommernbant hinmit Fug fest, daß sie schon vor fast Jahresfrist auf die seltsamen gewiesen hat. Weiter stellt sie die Frage, warum denn Herr Budde eine Enthüllungen nicht schon in der vorjährigen Hauptverhandlung und nicht in der jetzigen Hauptverhandlung bei seiner ersten Vernehmung gemacht hat? Ueber die Persönlichkeit des Oberhofmeisters erzählt die " Bukunft":
" Herr v. Mirbach ist durchaus nicht der Weltfremdling, als der er jetzt der Huld empfohlen wird; gar nicht einfältiges Kindergemüt. Sonst hätte er für sein Amt auch nicht getaugt. Die HofLeute halten ihn für einen Schlaufopf und fürchten seine Feind schaft. Und seine eigenen Angelegenheiten hat er mit ungewöhn licher Gewandtheit verwaltet. Als er bei den Gardefüfilieren stand, gings noch ziemlich Inapp bei ihm zu. Jest soll er zwischen Pfingstberg und Marmorpalais fo viel Grundbesiz haben, daß die Offiziere ihn scherzend den König von Potsdam nennen. Ein guter Haushalter und Praktikus." vollständigt die Zukunft": Und das wundersame Pommern- Mirbach- Hof- ,, Kultur" bild ber
Wer nachrechnen fönnte, was Ratholiten, Juden, Gottlose zu den Berliner Kirchenbauten der letzten Lustren beigesteuert haben, würde staunend vor der Ziffernhöhe stehen. Das ist das Wert des Freiherrn v. Mirbach. Schon vor