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Nr. 142. 21. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Die Zöllner hinter den Conliffen.

In Fürth   begann am Freitag der von uns vor einiger Zeit angekündigte Prozeß Münch- Ferber  .

Verlust arbeite".

=

Der nationalliberale Reichstags- Abgeordnete Kommerzienrat Walther Münch- Ferber  , Mitinhaber der großen Webereifirma Münch in Hof  , trat als Mitglied der Zolltarif- Kommission für Er­mäßigung der Garnzölle und Erhöhung der Zölle für eingeführte Webereiwaren ein. Der Abgeordnete begründete dies Vorgehen mit dem Hinweis, daß die Spinner Ausbeuter und Erdrosseler der Weber seien, daß insbesondere die Vogtländische Spinnerei ein im Golde schwimmendes Unternehmen sei, während die Weberei mit Der Direktor der Vogtländischen   Spinnerei, Rittergutsbefizer Julius Schmid, brachte dies Verhalten des Abg. Münch- Ferber   in einer nationalliberalen Wählerversammlung zur Sprache, mit dem Bemerken: das Vorgehen Münch- Ferbers gegen die Spinner in der Zolltarif Kommission sei lediglich ein privater Racheaft gegen ihn, veil er in einer Erbschaftsangelegenheit für die Erben von Rudolf Münch fen, eingetreten sei. Münch- Ferber habe nach dem Tode seines Socius, des Kommerzienrats Rudolf Münch sen., die Kinder des letzteren um den größten Teil ihres Vermögens bringen wollen. Nach längerem Drängen habe er mir das Barguthaben von 300 000 Mark abzüglich des angeblichen Deficits aus 1895 zurückzahlen wollen. Als er sah, daß die Erben betreffs Herauszahlung ihres Vermögens Ernst machten, habe er dieselben vor gerichtlichen Schritten gewarnt, da sie dadurch ihr ganzes Vermögen verlieren tönnten, zumal der Erblasser Rudolf Münch fen. jahrelang große Steuerhinterziehungen begangen hätte. Bei einem gerichtlichen Streit würden diese aufgedeckt werden; dadurch könnten aber die Erben ihr Vermögen bis auf den letzten Pfennig verlieren". Die Erben waren durch diese Drohung derartig eingeschüchtert, daß sie sich schließlich mit den angebotenen 300 000 m. zufrieden gaben. Er( Direktor Schmid) sei Berater der Münchschen Erben gewesen; infolge seines Eingreifens habe sich Walther Münch- Ferber schließ­lich entschlossen, 550 000 m. an die Erben herauszuzahlen.

Münch Ferber strengte gegen Schmid die Beleidigungsflage an. Das Schöffengericht lehnte den größten Teil des von dem Be flagten Schmid angebotenen Wahrheitsbeweises als unerheblich ab und verurteilte letzteren zu 250 M. Geldstrafe. Schmid hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Vor der Straftammer fam es deshalb zu erneuter Ver­handlung.

*

Der Vorsitzende ermahnt die Zeugen in eindringlichster Weise, sich nicht durch politische Partei- oder persönliche Interessen vers Leiten zu lassen, irgendwie von der Wahrheit abzuweichen. Als dann unternimmt der Vorsitzende einen

Bergleichsverfuch.

Abg. Kommerzienrat Münch- Ferber erklärt jedoch mit voller Entschiedenheit, daß er sich auf einen Vergleich nicht einlaffen könne. Aus den zur Verlesung gelangten Briefen geht hervor, daß zwischen dem Privatkläger und den Erben seines verstorbenen Socius, Kommerzienrats Rudolf Münch sen., insbesondere des Rudolf Münch jun., eine zum Teil sehr gereizte Auseinandersetzung über die Auszahlung des Erbteiles stattgefunden hat. Es geht aus der Berlesung ferner hervor, daß die Erben des Kommerzienrats Rudolf Münch sen. den Privatkläger schließlich verklagt haben und daß das Gericht den Erben das Recht zugestanden hat, Einsicht in die Bücher zu nehmen. Es ist jedoch schließlich zu einem Vergleich gekommen. Der Verteidiger Rechtsanwalt Fröhlich beantragt, aus den Büchern festzustellen, ob die 60 000 M. Reingewinn im Jahre 1895 durch Geschäfte im letzten halben Jahre sich ergeben haben. Der Privatfläger hat nämlich im Juli 1895 den Erben eine Bilanz vor­gelegt, wonach in diesem Jahre ein Verlust von 100 000 M. entstanden war. Auf Grund dieser Bilanz sei die Auszahlung an die Erben erfolgt. Wenn nun, so bemerkt der Verteidiger, im zweiten Halbjahr 1895 ein Reingewinn von 60 000 M. erzielt worden sei, so müsse ein Gewinn von 160 000 m. fich ergeben haben, da doch der angebliche Verlust von 100 000 M. zunächst gedeckt sein müsse, wenn ein Reingewinn von 60 000 M. sich ergeben soll. Sei aber schon im ersten Halbjahr 1895 nicht ein Berlust, sondern ein Rein­gewinn erzielt worden, dann sei die vorgelegte Bilanz fasch gewesen und die Erben haben eine Nachzahlung zu verlangen.

überlebende Socius ganz eigenmächtig ohne jede Hinzuziehung eine Bilanz aufstellte und sie den Erben zwecks Erbschaftsregulierung vor­legte. Er sei daher berechtigt gewesen, von einer unrichtigen Bilanz zu sprechen. Der einzige Umstand, daß die Waren zum er stellungswert in die Bilanz gestellt worden seien, beweise, daß die Erben benachteiligt werden sollten. Um den wirklichen Wert festzustellen, hätten 20 Proz. auf den Herstellungswert zugeschlagen werden müssen. Ein Zeuge habe in der Verhandlung vor dem Güffengericht gefagt: 1805 feien bie Webereimaren immer mehr gefallen. Er habe festgestellt. daß 1895 vom 1. Januar bis 31. Dezember die Webereiwaren unaufhörlich gestiegen seien. Es sei für das erste Halbjahr 1895 ein Verlust von 100 000 m., für das zweite Halbjahr dagegen ein Gewinn von 60 000 M. festgestellt Danach hätte, da doch zunächst der Fehlbetrag des ersten Hahljahres 1895 gedeckt werden mußte, ein Gewinn von 160 000 M. erzielt worden sein müssen. Es werde jeder Sachverständige be­kunden, daß 1895 ein allgemeiner Aufschivung in der Wollwaren­Industrie stattgefunden habe. Kommerzienrat Walther Münch- Ferber:

worden.

m.

Das Testament existiert, ich habe aber von dem Inhalt erst Oftern de Js. Kenntnis erhalten. Ich war stets überzeugt, daß das Testament vorhanden ist, da ich nicht annehmen konnte, daß mein verstorbener Socius mich angelogen habe. Hätte ich aber den In­halt des Testaments früher gekannt, dann würde ich mich zu einer solchen Vergleichsfumme nicht verstanden haben. Von Steuerhinters ziehung habe ich mit Rudolf Münch jun. weder dem Wortlaut noch dem Sinne nach jemals gesprochen. Bei den gegenwärtigen Steuer verhältnissen ist eine Steuerhinterziehung unmöglich. Kapitalsteuer hatte der Verstorbene nicht zu zahlen, denn er hatte fein Stapital, sondern nur Schulden. 1886 hat mein Vater dem Stommerzienrat Rudolf Münch sen, zum zweitenmal aus der Geldnot geholfen, indem er ihm noch 150 000 m. geliehen hat. Und trotzdem hatte Rudolf Münch jun. die Stirn, zu sagen: Ich habe in Geldsachen ein Herz hart wie Stahl. Steben: Beuge Hofrat Dr. med. Mar Stiefler- Bad Steben  : Ich bin der Schwiegersohn des verstorbenen Kommerzienrates Rudolf Münch sen. Kommerzienrat Walther Münch- Ferber sagte, als er in den Reichstag   gewählt wurde, zu meinem Schwiegervater: Jch fann das Mandat nur annehmen, wenn Du die Führung des Ge­schäftes allein übernimmst. Um so kränkender war es für mich, daß kommerzienrat Walther Münch- Ferber nach dem Tode feines Socius immer gefaulenzt, er habe lediglich Buchstaben eingetragen usw. diesen geradezu beschimpft hat, indem er sagte: er habe im Geschäft Direktor Julius Schmid nahm sich in der uneigennützigsten Weise der Familie Münch bei der Erbschaftsregulierung an. Bilanz wurden wir eingeschüchtert, deshalb ließen wir uns auf Durch die einen Vergleich ein. In der Hauptsache haben wir uns aber der Familienehre halber verglichen. Meine Frau sagte: Wir wollen uns lieber mit der Hälfte begnügen und nicht durch einen Prozeß unsre Familienehre öffentlich preisgeben.

Sonntag, 19. Juni 1904.

Als Schreibsachverständiger wohnt Schulrat a. D. Dr. Grabow der Verhandlung bei,

Der Prozeß wird am Montag seinen Fortgang nehmen, ob er an diesem Tage zum Abschluß gelangt, ist fraglich.

Die Geschwornen werden gegen 70 Fragen zu beantworten haben.

Vermischtes.

Es herrscht, wie

Die New Yorker Schiffstatastrophe. Das Schiffsunglüd auf Sie sich mit der Untersuchung über die Ursachen der Katastrophe und General Slocum" hat ein Heer von Beamten in Bewegung gesezt, der mangelhaften Rettungsaktion beschäftigen. aus New York   gekabelt wird, allgemeine Empörung über das ges fühllose Benehmen der Kapitäne verschiedener Schiffe, die dicht an fühllose Benehmen der Kapitäne verschiedener Schiffe, die dicht an dem Dampfer vorbeifuhren, ohne den Frauen und Kindern, die über Bord sprangen, die geringste Hilfe zu bringen. Zwei Dampfjachten passierten das Unglücksschiff, ohne sich um die mit dem Tode Kämpfenden zu kümmern. Eine Anzahl Taucher arbeitet an dem Wrack des niedergebrannten Dampfers. Bis jetzt sind die Leichen von 273 Kindern, 243 Frauen und 23 Männern geborgen. Aus­sagen verschiedener Schiffsangestellter ergaben, daß der Brand viel früher ausbrach, als allgemein angenommen wurde, und daß der Kapitän das Schiff noch vier Meilen fahren ließ, bevor er es ans Land steuerte.

Die ersten Begräbnisse gestern waren überwältigend durch ihre feierliche Stille, fast kein Laut war hörbar trotz der Riesenmenge. In dieser kinderreichsten Gegend New Yorks   war kein Kind auf der Straße. Alle Fenster waren verhängt, nur manchmal verriet ein Lichtschein das Trauerhaus. Die Bergung der Opfer geht langsam von statten. Die Radkästen sind noch voll von Toten.

Freitag verschiedene Landstriche in Deutschland   betroffen. Im ge Ein gewaltiges Unwetter hat nach der langen Dürre am heerungen angerichtet. Zwanzig Minuten lang fielen Schloßen, wie Hühnereier so groß, die in Montjoje halbzöllige Scheiben zer­samten Rheinland, besonders aber im Eifelgebiet, hat es große Ver­trümmerten; an vielen Orten hat der Blik gezündet, strichweise sind die gesamten Feldfrüchte vernichtet. Auch aus dem Bergischen Lande kommen Hiobsposten über Verheerungen, die Unwetter an gerichtet haben. Unterhalb Opladen   sind auf freiem Felde zwei Personen vom Blitz erschlagen worden; die gesamten Fernsprech= Remagen   tenterte auf dem Rhein   ein mit sechs Personen be­leitungen mit Nord- und Süddeutschland   sind zerstört. Oberhalb settes Boot; durch schleunige Hilfeleistung in der Nähe befindlicher Schiffer sind alle Personen gerettet worden.

geheures Unwetter mit langanhaltendem Gewitter und Wolken­Auch über den Unterharz ging Freitagabend ein uns bruch nieder. In den Straßen Blankenburgs stand das Wasser über / Meter hoch. Taubeneigroße Schloßen zerstörten zahlreiche Fensterscheiben und erschlugen Vögel. Der größte Teil der Obst­läger einmal gefagt haben: Meinen Schwager Rudolf Münch jun. haben. Auch im ganzen Oberhara gingen Freitagabend unter Vorsigender: Ist es richtig, daß Sie zu dem Privat- und Feldernte gilt als bernichtet. Mehrfach soll der Blik gezündet fönnen Sie gar nicht gebrauchen, das ist ein Troddel. 3euge: fchiveren Gewittern gewaltige Hagelmassen nieder. Die Hagelstücke Ich glaube nicht, daß ich eine solche Aeußerung gethan habe. erreichten beim Torfhaus   die Größe von Hühnereiern und ein Ge­or fiender: Sie geben aber die Möglichkeit zu, die Aeußerung wicht von 40 Gramm. In den Wäldern ist großer Schaden an= gethan zu haben? Beuge: Das will ich nicht bestreiten. Ich gerichtet, die Beerenernte ist vernichtet, die Heuernte dürfte durch hatte den Eindruck, als habe Kommerzienrat Münch- Ferber die die Hagelschläge sehr beeinträchtigt sein. In der Gegend von Erben durch die Bemerkung bezüglich der Steuerhinterziehung ein Schierte sind durch das Unwetter 400 Morgen Wald vernichtet geschüchtert. Fräulein Luise Münch, Tochter des verstorbenen worden. Kommerzienrats Rudolf Münch: Sie seien in der Hauptsache auf Die Brockenchauffeen sind unpaffierbar. den Bergleich eingegangen, da sie ihre Familienehre durch einen Prozeß nicht preisgeben wollten. Ihr Bruder Rudolf habe ihr ge­fagt: Sommerzienrat Münch- Ferber habe ihn durch die Drohung der Steuerhinterziehung einzuschüchtern gesucht.

Gerichts- Zeitung.

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ftrahl vernichtet worden. Durch das schwere Unwetter, das gestern Ein Feffelbalon des Luftschiffer- Bataillons ist durch einen Blik­im Westen des Reiches niederging, hat das Luftschiffer- Bataillon, von dem ein Detachement zur Zeit auf dem Truppenübungsplatz Senne weilt, einen schweren Verlust erlitten. Der Bliß schlug in einen Fesselballon und brachte ihn zur Explosion, wobei zwei Unteroffiziere und ein Mann schwer verletzt wurden.

Ueber den baulichen Zustand des Kölner   Domes werden beunruhigende. Gerüchte laut. Durch die Untersuchungen des staat­Ein großer Fälschungsprozeß beschäftigt seit drei Tagen das lichen Ausschusses und des Dombaumeisters Hertel wurde, wie der Schwurgericht beim Landgericht I. Der Maurer Karl Niete und" Tägl. Rundschau" geschrieben wird, festgestellt, daß schleunigst au die Maurersehefrau Ganschow werden beschuldigt, eine Anzahl umfassenden Herstellungsarbeiten am Dom geschritten werden muß, Sparkassenbücher der Stadt Berlin   durch Eintragung erheblicher deren Kosten den noch aus den Freilegungssammlungen zur Ver­Beträge verfälscht und gegen Verpfändung der Bücher von einer fügung stehenden Betrag von 1 800 000 Mart bermutlich über­großen Anzahl Geldgeber bedeutende Summen In einem zur Verlesung gelangten Erkenntnisse des Fürther   6000 Martentliehen zu haben. Den Vorsitz führt Landgerichts- erklärt, daß in 100 Jahren teine großen Ausbefferungen nötig sein insgesamt über schreiten werden. Noch 1901 hatte der damalige Dombaumeister Handelsgerichts heißt es: Kommerzienrat Walther Münch- Ferber rat Simonsohn, die die Anklagebehörde bertritt Staats- würden, und der Dombauverein hatte seiner Zeit nach der kaiser­hat sich fortgesetzt geweigert, dem Vertreter der Familie des ver- anwalt Nölding, der Angeklagte Nieke wird vom Rechtsanwalt lichen Genehmigung beschlossen, von der obigen Summe 700 000 m. storbenen Kommerzienrats Rudolf Münch sen., Direktor Julius Max Cohn, Frau Ganschow vom Rechtsanwalt Bochner ver- zur Errichtung eines Dombaudenkmals zu verwenden. Unter den Schmid, Einsicht in die Bücher zu gewähren. teidigt. Der Angeklagte Niele war mit der mitangeklagten Ehefrau augenblicklichen Berhältnissen beschloß der Verein, von einem solchen Der Vorsitzende: Es handelt sich in der Anklage einmal Ganschow und deren Ehemann eng befreundet. Nieke war Kassierer Denkmal endgültig abzusehen. um die Auseinandersetzung des Privatklägers mit den Erben des der Filiale des Centralverbandes der Maurer Deutschlands  . Im Rud. Münch sen. und um das Verhalten des Privatklägers im Juni 1902 trat der Angeklagte Nieke wie Frau Ganschow be- Neber die Festnahme eines flüchtigen Bankiers wird aus Reichstage, bezüglich dessen Sie diesem Charakterlosigkeit vor- hauptet an fie heran und suchte sie zu bestimmen, auf ein Dresden   vom Sonnabend berichtet: Der seit einiger Zeit flüchtige geworfen haben. ihr gehöriges Sparlassenbuch eine größere Eintragung zu machen Bankier Jäger aus Tübingen   wurde heute mittag hier ergriffen. Angeklagter Schmid: Der Privatläger hat es in der Boll- und ihm darauf Geld zu besorgen. Er gebrauche es bringend, um Bei seiner Festnahme verwundete er sich mittels eines Taschens tarif- Kommission durchgefeßt, daß der Zoll von Spinnereiwaren einen Fehlbetrag zu decken. Frau Ganschow will fich lange ge- messers. Er wurde vorläufig ins Krankenhaus gebracht. von 12 auf 4 M. Heruntergesezt wurde. Der Privatläger hat die sträubt haben, die Fälschung vorzunehmen. Schließlich habe Niete Vertreter der Spinnerei- Industrie aufgefordert, seinen Antrag zu ihr erklärt, er werde, falls sie seinem Verlangen nicht entspreche, Städtebrände in Rußland  . Beim Brande der Städte unterstüßen, andernfalls werde er für volle Zollfreiheit der Spinnerei ihren Ehemann wegen eines schimpflichen Verbrechens zur Anzeige Sorosztyszew und Lubine( Rußland  ) sind mehr als waren Sorge tragen. Die Spinnerei- Industrie kam dadurch in eine bringen. Darauf habe sie, deren Widerstandsfähigkeit schon dadurch 120 Menschen umgekommen. In Korosztyszem brach das Feuer so schlechte Lage, daß viele Spinnereien ihre Aktienkapital zu etwas gebrochen war, weil sie sich in andern Umständen befand, nachts gegen 1 Uhr in einem Wohnhause des dichtbevölkerten Stadt­fammenlegen mußten, um ihren Ruin abzuwenden. Es ist gewiß seinem Drängen nachgegeben. Die Fälschung sei beinahe vollendet teils aus. In wenigen Minuten stand das Haus in Flammen, und begreiflich, daß ich mich verpflichtet fühlte, gegen einen solchen gewesen, da habe sie die Feder fortgeworfen und erklärt, sie schreibe der herrschende Sturm trug die Feuergarben von Haus zu Haus, Reichstags- Abgeordneten aufzutreten, zumal dieser für Weberei- nicht weiter. Nun habe Niete die Fälschung vollendet. Auf das gefälschte von Straße zu Straße, so daß in kaum einer Stunde die ganze Stadt waren hohe Zölle durchsetzte. Der Angeklagte geht im weiteren Sparkassenbuch besorgte Frau Ganschow ihm von einer Leistitow einem Flammenmeere glich. Viele Bewohner wurden von den auf die ein Darlehn von 1500 m. Bald tam die Fälschung heraus und Flammen im Bette überrascht und kamen so ums Leben. Bis jett Erbschaftsangelegenheit Frau Ganschow war genötigt, dem weiteren Drängen Nietes nach wurden 117 verkohlte Leichname geborgen, doch wird befürchtet, daß zugeben und neue Bücher zu fälschen, um die Mittel zur Befrie- fich unter dem Schutte noch viele Brandopfer befinden. In drei digung der mit Anzeige drohenden Gläubigerin zu beschaffen. Es Stunden waren 200 Häuser völlig eingeäschert. 1800 Menschen wurden neue Bücher besorgt, ein kleinerer Betrag wurde barauf ein- find obdachlos und kampieren im Freien. Da alle Vorräte an in Weise dem es heißt: Wer sich meinem Willen widersetzt und prozessiert, bewirkt. So den enterbe ich." Die Erben wurden aber in den Glauben vers Betrug löfte den andern ab. Frau Ganschow war ein gleich schweren Brandunglüd wurde das Städtchen Lubine, Gou febt, es sei ein Gesellschaftstestament vorhanden, wonach sich die völlig willenloses Werkzeug in den Händen Nietes geworden. Einer vernement Woljen, heimgesucht, wo infolge des stürmischen Wetters Erben von Rudolf Münch sen. in großen Nachteil begeben, sobald der Gläubiger, der Fabrikant Blum, wollte sich mit der bloßen Ver- 300 Häuser den Flammen zum Opfer fielen. 1200 Menschen sind fie einen Prozeß anstrengten. Im übrigen hatte der Privatfläger pfändung der Spartassenbücher nicht begnügen, sondern verlangte obdachlos, die Not ist schrecklich und der Schaden wird auf eineinhalb von einem Gesellschaftstestament nichts gesagt. Es sei zunächst den notarielle Abtretung. Infolge dessen begaben sich die beiden An- Millionen Rubel geschäßt. Heute wird wieder ein neuer großer Erben gesagt worden: Wenn sie einen Brozeß anstrengen, so würden geflagten zu dem Justizrat Crome und ließen dort, indem sie sich Brand aus Kowno   gemeldet. Danach wären Freitag in Wiltomic sie den letzten Pfennig ihres Vermögens verlieren, da der Ver- als Eheleute Ganschow ausgaben, die Abtretung vornehmen. Alle gegen 700 Häufer eingeäschert. storbene viele Jahre sich großer Steuerhinterziehungen schuldig ge- Blum die Fälschung entdeckte und sein Geld nicht erhielt, brachte er etted A- istus18 hav 1901A- 10100618- macht habe. Es würden alsdann außerdem Dinge aufgededt werden, die Sache zur Anzeige. Während die angeklagte Frau Ganschow über die die Welt staunen würde, er, Kommerzienrat Münch- Ferber, von vornherein ein offenes Geständnis abgelegt hat, bestreitet Niete, tönne es ja aushalten. Dies feien doch Drohungen im vollsten an den Fälschungen der Sparkaffenbücher beteiligt zu sein, Sinne des Wortes. Er habe die Erben niemals aufgehebt, sondern und ebenso, das auf dieselben entliehene Geld erhalten zu haben.* Weizen, gut D.- Ctr.| 17,40| 17,88| Startoffeln, neue D. Ctr. nur in ganz fachlicher Weise ihre Interessen wahrgenommen, Er Zu einem Geständnis der vor dem Notar veranlaßten falschen Beur­habe auch in der Bilang die Aufführung sehr wertvoller Grundstücke fundung bequemte Niete sich erst, nachdem ihm diese durch Zeugen vermißt. Er habe es für seine Pflicht gehalten, zu verhindern, daß nachgewiesen war. Als Niete verhaftet werden sollte, schoß er fich Rudolf Münch jun. nach dem Tode des Vaters hinausgeworfen eine Kugel durch den Kopf, ohne jedoch seinen 8wed, sich zu töten, werde wie ein Bettelsack. Man habe die Einsicht der Bücher ver- zu erreichen. In der Verhandlung behauptete er, daß er zu der weigert, den Erben aber ein Geheimbuch vorgelegt, aus dem nichts Frau Ganschow in einem Liebesverhältnis gestanden habe, welches zu ersehen war. Wenn die Erben die Vorlegung der Bücher dev- aber von der letzteren entschieden bestritten wurde. Ueberhaupt standen langten, sei ihnen stets gefagt worden:" Der Herr Kommerzienrat sich alle Augaben der beiden Angeklagten direkt entgegen, ihre thafer, gut ist in Berlin   oder in München  , ohne die Genehmigung des Herrn Vernehmung war eine so eingehende, daß sie fast zwei Sizungstage Kommerzienrats fönnen wir die Bücher nicht herausgeben." Som- in Anspruch nahm. Erst gestern konnte mit der Vernehmung der Richtstroh merzienrat Walther Münch- Ferber sei zumeist zum Bergnügen ver- weiteren Beugen begonnen werden. Um etwaigen Zweifeln in betreff Hen veist gewesen. Er müsse noch bemerken, daß, nachdem Kommerzienrat der zurechnungsfähigkeit der Frau Ganschow zu begegnen, wohnte Grbsen Walther Münch- Ferber sehr lange Zeit das Einsehen der Bücher der Gerichtsarzt Dr. Hoffmann ihrer Bernehmung bei. Er begut- Speisebohnen verweigert hatte, er plöglich die Erben mit einer Bilanz überrascht achtete, daß sie eine hysterische Frau und einer Willensbeeinflussung Zinsen habe. Es sei wohl noch niemals in der Welt vorgekommen, daß, leicht zu unterwerfen fei, die von ihrer Handlung wohl nicht die wenn ein Teilhaber eines großen Fabrikhauses gestorben war, der richtige Vorstellung gehabt habe.

ein. Die Firma Münch sei 1877 gegründet worden, das Testament, auf das sich der Privatkläger bezog, datiere von 1862. Es sei un zweifelhaft auch von einem Testament gesprochen worden, das an­

geblich zwischen den Teilnehmern der Firma gemacht sein soll, in gezahlt unreihte sich denn eine Fälschung an die andre und ein Schaden beläuft sich auf mehr als 4 Millionen Rubel. Von einem

"

"

Roggen, gut

Marktpreise von Berlin   am 17. Juni 1904 nach Ermittelungen des fgl. Polizeipräsidiums.

mitte!

gering

"

mittel

gering

"

gering

+ Gerfte, gut

" mmittel

mittel

gering

* ab Bahn.

do. Bauch Schweinefleisch Kalbfleisch Sammelfleisch Butter Eier

7,00 5,00 1,80 1,20

1,40 1,10

1,60 1,00

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1,80 1,20

"

1,80 1,20

2,60 2,00

60 Stüc

3,60 2,40

1 kg

2,00 1,40

2,80 1,40

3,00 1,20

2,20 1,20

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2,00 0,80

2,80 1,20

1,40 0,80

17,36 17,34 Rindfleisch, Keule 1 kg 17,32 17,80 13,25 13,24 13,23 13,22 13,21 18,20 14,50 13,20 13,10 11,80 11,70 10,40 Starpfen 15,00 14,20 Aale 14,10 18,40 Bander 13,30 12,60 Hechte 4,00 3,82 Barsche 7,30 5,00 Schleie 40,00 28,00 Bleie 50,00 25,00 Krebse 60,00 25,00

fret Wagen und ab Bahn.

per Schod 16,00 8,00