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Mittwoch nur noch 722 Mann zur Kontrolle gemeldet, während 636 Personen. 360 ledige und 276 verheiratete, bereits ab- g e r e i st sind. Bei den Zimmerern und Bau- arbeitsleuten liegen die Verhältnisse ähnlich. Die schwarzen L i st e n", welche die Unternehmer in etwa 10 000 Exemplaren in alle Windrichtungen des Reiches ver- sandt haben, scheinen den gewünschten Erfolg doch nicht zu zeitigen, denn es ist bisher kein Fall bekannt geworden, datz Leute zurück- gewiesen werden. Hoffen wir, daß die gute Konjunktur auch für die Zukunft andauert, dann wird das Unternehmertum bald einsehen, das; die weitere Ausdehnung des Kampfes ein nutzloses Spiel ist, nnd daß es auch in seinem eignen Interesse liegt, wenn die im Machtdünkel diktierten Arbeitsbestimmungen, gegen die sich vor allem der Kampf richtet, fallen._ Die Wahrheit ermittelt. Die Kampfesart der Königsberger Polizei gegen die Streikenden führte schon seit langer Zeit zu der Annahme, daß der Befehl zu diesem beispiellosen Vorgehen vom Polizeipräsidium kommen müsse Der Verteidiger der Streikenden bemühte sich vor Gericht, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Die Schutzleute verweigerten aber die Antwort oder machten ausweichende Angaben, ja, einzelne st ritten sogar ab, Befehl erhalten haben, die Streikposten fortzuweisen. Jetzt hat aber die Wahrheit einen glänzenden Sieg errungen. In dieser Woche wurde wieder gegen einige Streikposten ver­handelt, weil sie angeblich diePassage beengt" sein klassischer Aus druck der Königsberger Polizei) haben sollten. DaS Schöffengericht sprach sie aber ohne weiteres frei. Bei dieser Gelegenheit erklärte ein Schutzinann unter seinem Eide, ohne daß er danach gefragt wurde, daß der Polizeipräsident von Königsberg   eine Verfügung erlassen habe, daß dasStrerkpostenstehen nicht ge duldet werden soll. Das erklärt wohl zur Genüge das Vorgehen der Schutzleute gegen die Streikposten. Man mutz nun bedenken, daß die Streikenden zwölf Wochen unter diesem Drucke schwer zu leiden hatten. Man kann sich ungefähr vorstellen, wie die Verfügung, die ganz ungesetzlich ist, auf den Streik zu Ungunsten der Streikenden eingewirkt hat. Daß ein hoher Beamter, dem große Machtmittel in die Hände gegeben sind, solch' eine Verfügung erlassen konnte, sollte man kaum für möglich halten. Das beweist aber aufs neue, daß in Preußen, das so eng mit Ruß- land befreundet ist, alles möglich ist. äluslanck. Der Streik der Textilarbeiter in AdliSwil   ist nach kurzer Dauer beendet; die Unternehmer mußten nachgeben und bahnten neue Ver- Handlungen an. Seitens der Streikenden wird auf die Zurücknahme der Maßregelungen verzichtet; Agitation für den Textilarbeiter� Verband darf in der Fabrik nicht betrieben werden. Maßregelungen wegen Teilnahme am Streik dürfen nicht stattfinden: eine Fabrik- kommission wird zur Erledigung vorkomniender Differenzen ein- gesetzt. Ein Streik der Landarbeiter und Pächter ist in einer Anzahl Gemeinden im Gebiete Ferrara   ausgebrochen. An demselben sind gegen 5000 Personen beteiligt. Die Regierung hat, wie immer, Gensdarmen und Kavallerie in das Streikgebiet abgesandt. Einige socialistische Führer sind dahin abgegangen, um Ausschreitungen möglichst zu verhüten. Die Föderation der schotttschen Bergleute beschloß eine Nattonal- konferenz einzuberufen, um Stellung zu der von den Unternehmern eingereichten Kündigung der gegenwartigen Minimal-Lohnskala zu nehmen. Die Lumpensortiererinnen eine? Exporthauses in Bourgos (Spanien  ) wurden sämtlich entlassen, weil sie sich geweigert hatten, täglich eine halbe Stunde länger wie gewöhnlich zu arbeiten. Der Lohn dieser unglücklichen Geschöpfe beträgt 50 80 Pf. pro Tag. Es gelang mit Hilfe der lokalen Arbeitervereinigung, den Bürgermeister zum Eingreifen zu veranlassen und die Unternehmer gaben nach. Kurze Zeit vorher hatte«s eines harten Kampfes bedurft, um durch­zusetzen, daß diesen Arbeiterinnen seitens der Unternehmer Seife, Handtuch und Bürsten zur Verfügung gestellt wurden, damit sie sich nach Schluß dieser die Gesundheit im höchsten Grade gefährdenden Arbeit gehörig reinigen konnten. Man sieht, wie auch hier die Arbeiterschaft um jeden Zollbreit Kulturfortschritt kämpfen muß. Strastenkrnwalle aus Anlaß eines Streiks. Da? offiziöseWölfische Bureau" meldet: Nizza  , 23. Juni. In vergangener Nacht kam eS zwischen den ausstänoigen Straßenbahnern und der Polizei zu Zusammenstößen. Nach letzterer wurde mit Steinen geworfen: eS fielen mehrere Revolverschüsse, wodurch 1b Personen, unter ihnen vier Polizisten, verwundet wurden. Mehrere der Verwundeten wurden in das Hospital geschafft._ Der Streik der Kohlen-Bergleute von Birtoria(Australien  ) ist soeben nach einer Dauer von 16 Monaten zu Ende gegangen. Die Ursachen dieses langen Streiks waren folgende: Im Januar 1901 stiegen infolge des südafrikanischen Krieges die Kohlenpreise so hoch, daß eS den Unternehmern möglich war, den Lohn der Bergleute um i5 Prozent zu erhöhen. Der hohe Lohn, der pro Tag 14 M be- trug, zog viele Arbeitskräfte, besonders aus den Goldgruben nach Victoria  . Das große Angebot von Arbeitskräften und das Ende des südafrikanischen Krieges hatte zur Folge, daß im Januar 1903 die Kohlenpreise auf ihren nonnalen Stand zurückgingen. Die Untemehmer setzten die Löhne herab und so kam eS zum Ausstand. Die Streikenden hielten sich 16 Monate lang und es gelang ihnen, Streikbrecher fern zu halten. Gelder gingen aus allen Teilen Australiens   ein, so daß die Streikenden bis zuletzt eine regelmäßige Unterstützung von 12'/, Schilling pro Woche er- halten konnten.' In letzter Zeit aber hatten die Bergleute von New Castle die Unterstützungen eingestellt, weil st» den Streik für eine verlorene Sache hielten. Den Unten, ehmern war eS mittlerweile gelungen, Streikbrecher heranzuziehen und so erklärten die Streikenden vor kurzem den Ausstand, welcher in Victoria   der längste und für vas Gemeinwesen der schädlichste gewesen ist. für beendet. Versammlungen. Der Verein zielbewußter Händler hatte am Mittwoch eine Volks. Versammlung nach der Berliner   Ressource einberufen, die sehr stark besucht war. Das Thema der Versammlung lautete:Der Reichs» verband zur Bekämpfung der Socialdemokratie, Stadkllerordneter Antrick und der Straßenhandel". Wie zu erwarten ivac, bildete der zweite Teil des Themas fast ausschließlich den Gegenstand der Erörterungen. Der Referent Holz mann, oder wie er sich zu nennen pflegt, Senna Höh, gedachte der letzten, auf Betreiben des Reichsverbandeö veranstalteten Händlerversammlung und knüpfte daran längere Ausführungen, in denen er hauptsächlich den Verein zielbewußter Händler vor dem Verdacht: er sei socialdemokratisch, zu schützen suchte. Weiter betonte der Redner, daß der Verein ziel- bewußter Händler sich jeder politischen Tendenz enthalten müsse. Von Herrn Komoll, der in der letzten Händlerversammlung die Ge- schäfte des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Socialdemokratie besorgte, meinte Herr Holzmann, jener Herr habe sich nicht auS bösem Willen zum Werkzeug des Reichsverbandes hergegeben. Be- züglich der abfälligen Aeußerung, die Antrick über den Straßcnhandel zu einer Deputation der Straßenhändler gemacht haben soll, er- klärte Herr Holzmann namens des Vorstandes des Vereins ziel- bewußter Händler: Antrick habe in seiner Erklärung imVorwärts" die Händlerdeputation der Lüge geziehen, der Verein erkläre sich mit den Teputationsmitgliedcrn solidarisch und halte die Angabe der- selben aufrecht, wonach Antrick gesagt habe: AIS   socialdcmokratischer Stadtverordneter müsse er aegei, die Beschränkung deS Straßen- Handels stimmen, persönlich sei er ein Gegner des Straßenhandels. und wenn er Polizeipräsident wäre, würde er den Straßenhandcl ver- bieten. Der Verein erkläre, daß Antricks Erklärung imVor- wärts" unwahr sei. Der gegen Antrick erhobene Vorwurf treffe diesen nur persönlich, aber nicht die Socialdemokratie. Antrick, der als erster Redner nach dem Referenten das Wort erhielt, führte aus: Er sei nicht gekommen, um sich gegen eine Anklage zu rechtfertigen. Wer ihn kennt, der wisse, daß die Anklage, welche gegen ihn erhoben wird, in sich zusammenfalle, denn als Socialdemokrat trete er selbstverständlich fürdie Straßenhändler ebenso wie für alle Unterdrückten sin. Er sei hier erschienen, um eine irrtümliche Auffassung der Deputation richtig zu stellen. Er ' hätte nicht erwartet, daß Herr Holzmann einen so perfiden Vorwurf gegen ihn erheben werde, da Herr Holzmann doch nicht wissen könne, wie sich die Unterredung mit der Deputation abgespielt hat. Er (Antrick) habe der Deputation ausdrücklich gesagt, daß er gegen die Beschränkung des Stratzenhandels sei, er habe die Deputation ge- warnt, sich auf eineRegelung" des Straßenhandels einzulassen, denn die von den Behörden beabsichtigteRegelung" komme einer Beseitigung deS Straßenhandels gleich. Vertraulich habe er der Deputatio,. dann gesagt, die Straßenhändler müßten unlautere Elemente, welche das Publikum durch minderes Gelvicht betrügen, aus ihren Reihen fernzuhalten suchen. Er habe dann hinzugefügt: Wenn ich der Polizeipräsident wäre, und von de» Voraussetzungen ausginge, von denen der Polizeipräsident ausgeht, dann würde ich, ohne daß es einer besonderen Verordnung bedürfte, gegen den Straßenhandel vorgehen auf Grund der Thatsache, daß ein Teil der Straßenbändler zu geringes Gewicht giebt. Redner n-hrne nicht an, daß die Deputation absichtlicki die Unwahrheit sage, sondern er sei überzeugt, daß die Teputationsmitglieder ihn falsch verstanden haben. Nach dieser Darlegung überlasse er es dem Urteil der Ver- sammlung, ob sie ihm oder der irrtümlichen Auffassung der Deputation Glauben schenken wolle L a d e w i g, ein Mitglied der Händlerdeputatton. hielt seine Angaben über die Aeußerung, welche Antrick der Deputation gegen- über gemacht hat, in vollem Umiange aufrecht und erklärte auf das bestimmteste, ein Irrtum seinerieits sei ausgeschlossen. Auch die beiden andren Teputationsmitglieder schlössen sich der Erklärung ihres Kollegen an Nun sprachen mehrere Redner, welch«, ohne die Angelegenheit Antrick zu berühren, ganz allgemein für die Jnter- essen der Straßenbändler eintraten. Es hatte den Anschein, als ob die Angelegenheit Antrick nicht mehr zuc Sprache kommen werde. Etwa gegen Mitternacht entfernte sich Antrick, nachdem er dies dem Vorsitzenden der Versammlung mitgeteilt hatte. Kaum war Antrick fort, da setzte die Debatte über seine Person und sein« Aeußerung über den Straßenbandel mit erneuter Heftigkeit ein. Kurz vor 1 Uhr verlas der Vorsitzende eine Reiolutton. welche sagt, daß die Erkläning der Deputattonsmitglieder der Wahrheit entspreche, und die Erklärungen Antricks nicht geeignet seien, ihn von den ihm ge- machten Vorwürfen freizusprechen. Grünberg wandte sich dagegen, daß diese Resolution zur Abstimmung komm? ohne daß Antrick Gelegenheit gegeben werde, sich dazu zu äußern Nach weiterer Debatte wurde ein« zweite Re- solution eingebracht, welch« erklärt, die Angelegenheit Antrick sei noch nicht geklärt, die Versammlung erwarte vor endaülttger Stellung- nähme eine nochmalige Erklärung Antticks. Nach einiger Zeit lebhafter Erörterungen, die unter großer Unruhe der inzwischen stark gelichteten Versammlung vor sich gingen, wurden beide Resolutionen zur Debatte gestellt. G r ü n b e r g sprach für, H o I z m a n n gegen Antrick. Gegen 2 Uhr beschloß die Versammlung ans Antrag de? Vorsitzenden Moritz  , mit Rücksicht auf die nur noch geringe Zahl der Teilnehmer heute nicht über die gtcsolution abzustimmen. Dieser Beschluß mißfiel Herrn Holzmann. Er warf dem Vorfitzenden Un- fähigkeit vor nnd beantragte Schluß der Versammlung. Die An- wesenden strebten dem Ausgange zu, da rief ein Mitglied des Bureaus:Kollegen, die Versammlung ist noch nicht aufgelöstl" Nun trat der überwachende Polizeilieutenant vor und rief:Dke Versammlung ist geschlossen, der Saal ist zu räumen!" Ans der Debatte sei noch ein Umstand erwähnt. In seinem Referat hatte Herr Holtmann einen seiner Bekannten, einen Herrn Tamille Konrad. beschuldigt, daß er in einer Mitgliederversammlung des Vereins zielbewußter Händler das DevntationSmitglied Ladewig provoziert hahe, den Namen Antricks. den man nicht in die Oeffent- lichkeit bringen wollte, zu nennen. Herr Konrad, der selber wußte, daß die anfangs ohne Nennung Antricks ausgesprochene Beschuldigung sich auf Antrick bezog, habe die Namensnennung unterlassen, um, wie er selbst sagte, sich nicht bloßzustellen, er habe aber Ladewig provoziert, um diesem, den er als Socialdemokraten kannte, Un- gelegenbeiten zu bereiten. In der Debatte machte dann Herr Konrad seinem Freunde Holzmann den Vorwurf, daß dieser in jener Mit- gliederbersammlung zuerst den Ramm Antricks genannt habe. jlnrz vor Schluß der Versammlung nahm Herr Komoll, der Vertrauensmann des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Social- demokratie, das Wort. Er suchte bei den Straßenhändlern dadurch Stimmung gegen die Socialdemokratie zu machen, daß er angab, ein Verein seßhafter Kohlenhändler, der gegen die straßenhandelnden Kohlenhändler Stellung nehme, werde von den SociNdemokcaten, besonders vom Abgeordneten Zubeil, unterstützt. So bemühen sich die Wortführer reaktionärer Bestrebungen, die Straßenhändler für sich einzufangen. Die Straßenreiniger(Sektion V der städtischen Arbetter) hielten am Montag, den 13. Juni, eine öffentlich« Versammlung in den Arminhallen ab. Stadtv. Genosse H f a n n k u ch referierte über: Die Aufgaben der Organisation und ihr Einfluß auf das Arbeits- Verhältnis. Referent wies u. a. besonders auf die Pflichten der Arbeiter gegenüber den Dienstvorschriften usw. hin. Durch die 'ocialdemokratischen Stadtverordneten ist manche Forderung vertreten nnd durchgeführt worden, die lange Zeit den Widerstand der bürger- lichen Mehrheit fand. Die interessanten Ausführungen fanden reichen Beifall.   In der Diskussion wurde besonders über den bestehenden Arbeiter-.'Aueschuh Klage geführt. Verbandssekretär D i t t m e r wies darauf hin, daß die Straßenreiniger allzu lange in Gleichgültigkeit verharrt hätten: jetzt könne nicht auf einmal völliger Wandel geschaffen werden. Bis zur nächsten Arbeiter- Ausschußwahl müsse in umfassender Weise für den Verband agitiert werden, zumal die Zustände in der Strahenreinigung für die Arbeiter allen Anlaß aeben, nur organisierte Kollegen in den Arbeiter-AuSschuß zu wählen, welche der Organisatton stets Rechenschast über ihre Thätigkeit abzulegen haben. Immerhin sind in ganz kurzer Zeit über 200 Mtglieder der Sektion beigetreten. Mit einem Hoch auf den Verband schloß der Vorsitzende die gut be- 'uchte Versammlung. Kupferschmiede. Am Sonnabend, den 13. Juni ct., fand im Gewerkschaftshaus eine Versammlung des Verbandes der Kupfer- chmiede statt, in welcher Genosse B a e g e einen sehr lehrreichen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Entstehung deS Neuen Testament  » hielt, an den sich eine rege Diaknssion schloß. Zum Punkte Agitation und wie halten wir nnsre tariflichen Ver- ciNbarnngen ausrecht? teilte der Vorsitzende mit. daß der Wirtschaft- liche Aufschwung, welcher sich vergangenen Herbst in unsrer Branche bemerkbar machte, noch andauere und einen großen Zuzug von Ver- bandS- und indifferenten Kollegen zur Folge gehabt hat, welch« zum größten Teil Arbeit erhalten haben. Die Zahl der gegenwärtig in Berlin   und Umgegend arbeitenden Berussgenossen beträgt 636. Davon gehören 460 unserm Verband, 15 dem Metallarbeiter- Verband und die gleiche Zahl dem Hirsch-Dunckerschcn Gewerkverein an. Zählt man außer diesen noch die 30 Kollegen, welche in staat- lichen Betrieben arbeiten und keiner Organisation angehören dürfen, ab, so bleiben über 100 Kollegen übrig, die keiner Organisation an- gehören. Diese müssen noch gewonnen werden, weil bei partiellen Streiks ein Dutzend von diesen Indifferenten genügen, um die Be- strebungen der Organisation unmöglich zu machen, wie es der Streik bei Schering gelehrt hat. Leider gewinnt eS den Anschein, als wenn die günstige Geschäftskonjnnktur und der neue Lohntarif daS Jnleressc der Kollegen für Versammlungen und andre zur AnSbreitnng und Befestigung der Organisation notwendig« Zusammenkünfte ganz Letzte Nacbncbtcn und vepescken. München  , 23. Juni.  (Privatdepesche deSVorwärts".) Das Schöffengericht verurteilte den Redakteur Gruber von derMünchner Post" wegen Beleidigung der Barfußtänzerin Miß Duncan zu 400 M. Geldstrafe ober 80 Tagen.__ DaS vierte Benzin- Opfer. Frankfurt   a. M., 23. Juni.  (B. H.  ) Gestern ist der Telegraphen- arbeiter Nickel von Grävenwiesbach   gestorben, der am Tage vor dem Gordon-Bennett-Rennen von einem der belgischen Antomobil-Renn- fahrer überfahren und schwer verletzt wurde. Es ist dies das vierte Opfer der vor dem Wettrennen verunglückten Personen. Straßburg   i. Elf.» 23. Juni.<B. H.  ) Der frühere klerikale ReichStags-Abgeordnete für Sttaßburg-Land Baron von Schauenburg ist gestorben._ Di» Karthüuser-Angelegrnheit v»r der UntersuchnngS-Kommisfi-n. Paris  , 23. Juni.  (W. T. B.) Die Untersuchungskommission in der Karthäuser« Angelegenheit vernahm heute den Deputierten von Grenoble  , P i ch a t, der erwähnt, daß der Prior der Karthäuser ihm von dem Besuche einer Persönlichkeit Mitteilung gemacht habe, die ihn, den Prior, um 300 000 Fr. für eine parlamentarische Gruppe ersucht habe, sowie um zwei Millionen nach der zugestandenen Be- n e h m i g lt n g. Diese Persönlichkeit habe vorgegeben, im Namen einer parlamentarischen Gruppe zu handeln; der Prior habe ihm den Namen der Persönlichkeit mit der Verpflichtung genannt, ihn nicht bekannt zu aeben. Ein Mitglied der Kommission tadelt in scharfen Worten, daß Pichat nicht die ganze Wahrheit sage. Pichat erklärt alsdann, er werde bei dem Prior darauf bestehen, den Namen der betreffenden Persönlichkeit nennen zu dürfen. Hierauf wird der Staatsanwalt B u l o t ver- nommen._ Paris  , 23. Juni.  (88. T. B.) Sena t. Das Haus beginnt die Beratting des Gesetzentwurfs, wonach der Unterricht der Kon- greganisten in Frankreich   abgeschafft wird. Chamatllard. Monarchist, beantragt Vertagung der Beratung. Unterrichts- minister ChaumiS bekämpft diesen Antrag, der mit 188 gegen 68 Stimmen abgelehnt wird. Nachdem noch andre VertagungS- antrüge abgelehnt waren, nimmt der Senat mit 167 gegen 110 Sttmmcn die von der Regierung verlangte Dringlichkeit an und beginnt sogleich die Generalberatung. Die Deputterten- kammer setzte in der Nachmittagssitzung die Beratung über das Militärgesetz fort und nahm mehrere Artikel desselben an. Paris  , 23. Juni.  (B. H.  ) Der socialisttsch- revolutionäre Ver- band deS Seine- Departements hat den socialisttschen Abgeordneten Devtlle au» der Partei ausgeschlossen. und zwar wegen dessen un- abhängigen Verhaltens, welches der Abgeordnete in der letzten Zeit an den Tag legte._ Eisenbahn  -Unglück in Spanien  . Saragossa  , 23. Juni.  (W. T. B.) Zwischen Calamocha   und Loco entgleiste ein Schnellzug, der dann in Drond geriet. Viele Personen sollen da» Leben eingebüßt haben und viele verletzt sein. Einzel- Herten fehlen._ London  , 23. Juni.  (B. H.  ) Die australische Regierung hat be- schlössen, einen Untersuchungsausschuß zu ernennen, welcher die Ur- fachen feststellen soll, die die Demission des Verwalters Robinson veranlatzren. Der Ausschuß soll gleichzeittg prüfen, ob die von dem Verwalter veröffentlichten Anschuldigungen auf Wahrheit beruhen. «den, 23. Juni.  (W. T. B.) Die Stadt ist wieder pestfrei. Verantw. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin   Anlerot-nieil n.i-cmtw.: Tb. Glocke, Berlin  . Druck u.Verlag: VorwärtsBuchdr.u.BerlagSanstalt Paul Singer LlCo.,BerlinLW. Hierzu 2 Beilagen u. Unterhaltungsblatt [ erheblich beeinträchtigt habe. So wurde mitgeteilt, daß bei ein« ! Einladung von 70 Werkstattvertrauensleuten nur 31 erschienen waren. Um diesem in Zukunft entgegen zu treten, sollen die Namen der Fehlenden in der nächsten Versammlung verlesen werden. Der Vorsitzende teilte mit, daß seit dem 1. April 500 und von diesen in Berlin   37 Kollegen dem Verband beigetreten sind. Ein Antrag des Vorstandes lautete:Mitgliedern, deren Leistungsfähigkeit infolge von Krankheit, Jnvaliditäi und Altersschwäche nachgelassen hat, so daß sie den festgesetzten Minimallohn nicht erhalten, kann auf ihren Antrag der Filialbeitrag erlassen werden. Sie behalten ihre vollen Rechte an die Filialkasse und den Dispositionsfonds." Der Antrag fand einstimmige Annahme. Eine Aufforderung des Central- Vorstandes, drei Kollegen vorzuschlagen, von denen einer zur Ver- tretung bei der Generalkommission sich wählen lassen wolle, fand durch die Wahl der Kollegen Fritz, Hecht und Korbowicz seine Erledigung. Ferner wurde eine gemeinsame Besichtigung der Arbeiterwohlfahrts- Ausstellung beschlossen. Die Versammlung erklärte sich damit ein- verstanden, daß der Vorstand gegen die Aufnahme solcher Kollegen in den Mctallarbeiter-Verband Protest erhebt, die bei den Kupfer- schmieden Streikbruch verübt haben. Dir Generiilversummlung des socialdcmokratischen Arbeitervereins in Spandau   beschäftigte sich am Dienstag vorwiegend mit der Kreis- konferenz, welche am Sonntag in Nauen   stattfinden soll. Es wurden dazu folgende zwei Anträge nach einer kurzen Begründung durch die Genossen Pieper und Bühle angenommen: Es wird beantragt: 1. Eine geschlossene Kreisorganisation für den ganzen Kreis zu schaffen. 2. Ein eignes Partei-Organ für den Wahlkreis Spandau  - Osthavelland ins Leben zu rufen. In der Begründung des Antrages zu 2 führte Genosse Bühle besonders aus, welchen lähmenden Einfluß das Eingehen der Laterne" sowohl auf die politische als auf die gewerkschaftliche Bewegung Spandaus ausgeübt habe, und wie jetzt lo ziemlich jede Fühlung mit den Genossen im Kreise verloren sei. DieBranden- burger Zeitting" könne die Spandauer Arbeiter ttotz aller au- erkennenswerten Bemühungen aus der letzten Zeit durchaus nicht zufriedenstellen und das fehlende Verbindungsglied mit den übrigen Orten im Kreise abgeben, und derVorwärts", der von den Spandauer   Genossen schon wegen der nächsten Nähe von Berlin   so ziemlich ausschließlich gelesen werde, sei wegen seines ganzen Charakters als Centralorgan und Berliner   Lokalblatt außer stände, den mannigfaltigen und berechttgten Wünschen der Vororte Rechnung zu tragen. Hier könne nur ein Mittel aus der jetzt unhaltbaren Situation heranshelsen und das ist ein eignes Kreis- blatt. Zu Delegierten der Spandauer   Genossen werden Pieper. R i e g e r und Scholz bestinimr. Der Vorsitzende machte als- dann noch bekannt, daß das am Orte unterhaltene Parteigeschäft (Jagowstr. 9) einer gründlichen Reorganisatton unterzogen werden solle; es sei eine dreigliedrige Geschäftskommission eingesetzt, welche ihre gerichtliche Eintragung als Geschästsinhaberin bewirken und sich bemühen werde, das Geschäft ans diejenige Höhe zu bringen, daß es sich als Partei geschäft sehen lassen und vor allem auch als solches durch thatkräfttge Verbreitung unsrer Parteilitteratnr wirken kann. An diese Mitteilung knüpfte sich eine kurze Diskussion, in welcher besonders die Notwendigkeit einer besseren Ausgestaltung der Zeitungs­spedition und die rastlose U n t e r st ü tz u n g unsres Partei- geschäfts durch die Genossen betont wurde. Ferner gab der Vorsitzende Genosse Scholz noch bekannt, daß über das Lokal von Kieker(Ruft) nach reiflicher Diskussion durch die örtliche Partei- leitung wieder die Sperre verhängt wurde, da das Lokal den Zwecken der Arbeiterschaft in keiner Weise dienstbar gemacht wird. Köpenick  . Am Dienstag, den 21. d. M., hielt der hiesige Wahl- verein seine Mitgliederversammlung im Lokale des Herrn Ringel- taube ab. Genosse D a v i d s o h n sprach über unsre Minister- Herrlichkeit. Reicher Beifall lohnte den Referenten. Zur Aufnahme meldeten sich elf neue Mitglieder. Bei der Maiseier wurde ein Ueberschuß von 485,90 M. erzielt. DaS Stiftungsfest beschloß man beim Genossen Seidel zu feiern und zwar am 16. Juli. Außerdem wurde angeregt, Fragebogen rirknlieren zu lassen, wer von den Mt- gliedern des Wahlvereins' denVorwärts" liest.