Meme Zierpokale und ähnlichen Schaufensterschmuck,mit den Preisen, die gezahlt werden: den Matrosen, diekommandiert sind und ihren Tod finden. Der Zufallfügte eS, daß wir in der Dampfpmasse eines der Kriegsschiffe an derRettung zweier solcher kenternder Boote teilnehmen konnten.tlnser Kapitän sah die Segel dieser Boote klein werden,Ms Wasser sinken, und nachdem er den Befehl«Volldampfooraus" gegeben hatte, kamen wir gerade noch zurecht, umsie Männer, die sich an der gekippten Barke, an Kisten, Bretten»and den daran hängenden Seileu, in den Wellen schwimmend, fest-hielten, an Bord zu nehmen. Es war ein richtiger Kanipf auf Todand Leben. Verzweifelt schnappten die Leute, die ihr Leben be-oroht sahen, sie wollten schreien und konnten nicht mehr, gedrängthockten einige auf dem kleinen Teil des Schiffsbauches, der dasWasser überragte: einer hatte sich in der Verzweiflung die Kleideroom Leibe gerissen und wartete splitterfaseruackt, daß man ihn rette.In den meisten Fällen waren die Dampfboote sofort zur Stelle.Am eifrigsten durchkreuzte zur Hilfeleistung ein alter Admiraldie gefährliche Bahn. Wir hörten ihn einmal entrüstet ausrufen:„Nun bin ich aber entschiede» dafür, daß die Sache aufgegebenwird!"Es war Admiral v. Koester.Kieler Errungenschaft. Der Festkorrespondent der„Natioiml-Zeitrmg" erzählt:Die Illumination der deutschen Kriegsschiffe und einiger Teileder Werften litt unter der Ungunst der Witterung und kam nichtzur vollen Geltung. Trotzdem wogte eine gewaltige Menschen-menge an den Hafenufern entlang und die aufgeweichte, sonst soherrliche Düsterubroker Allee hinauf. Die Polizei hatte reichlichzu thun bei der Enge der Straßen, machte aber von ihremneuesten Ausrüstungsstück, einem von, Säbclkoppel herabhängendenhandfesten Knüttel, wohl nirgends Gebrauch.Eine Ehrung durch den König von England.Da§ Scherl-Blatt schwelgt in Eilberichtcn von den gewaltigen Er-eignissen in Kiel. So meldet es an der Spitze seines„Neuesten"von der Ehrcnmitgliedschaft des Königs Eduard beim kaiserlichenJachtklub:„König Eduard VH. hat die ihm angetragene Ehrenmitglied-schaft des kaiserlichen Jachtklubs angenommen und heute Vor-mittag den Vorstand des Klubs an Bord der„Victoria andAlbert" eiupfangcn. Der Kaiser hat seiner großen Freude überdiese dem Klub wiederfahrene Ehrung durch ein Handschreiben anden Vorstand Ausdruck gegeben, und großer Jubel über die guteNachricht herrschte unter den deutschen und englischen Gästen inden Klubrüumen."Selbstverständlich haben beide Monarchen den Herren desbeiderseitigen Gefolges auch reichliche Ordens-Ehrungeu zugewandt.Die Blätter zählen jede einzelne dieser Begebenheiten ebenso sorg-fältig auf, wie sie keinen Gang des Mittagsmahls und des Früh-stücks verschweigen.—_Offiziers• Schnppung.Das deutsche Bürgertum hat niemals vermocht, das feudaleStandeswesen zu überwinden. So erneuern sich von Zeit zu Zeil,aber stets erfolglos, die liberalen Klagen über die Bevor-zugung des Adels im Offiziercorps. Diese Klagen zeigenden Jammer des deutschen Liberalismus umso eindringlicher, da siedie größen Klassengegensätze des heutigen Heerwesens gänzlich über-sehen, obschon gegenüber dieser militärischen Grund- und Kernfragedie Bevorzugung des Adels im Offiziercorps eine Nebensächlichkeitbleibt. Immerhin kennzeichnet die Berechtigung solcher Klagen dievor bürgerliche Rückständigkeit der preußisch-dcutschen Zustände. Undbemerkenswert ist, daß auch höhere Offiziere a. D. sich auf Grundihrer Erfahrungen offen an dieser Kritik des Offiziercorps bcleiligen.So macht im„Berliner Tageblatt" ein O b e r st a. D. recht iuter-essante Mitteilungen. Man betone, so schreibt er, stets die innereGleichartigkeit des Offiziercorps, aber in Wirklichkeit schafft mau„auf Grund mittelalterlicher Anschauungen zwei Klaffen von Offizieren".Zur Erläuterung dieser Behauptung erzählt der Oberst:„Zu den Regimentern, die jetzt offenbar einenSchuppungSprozeß vornehmen, gehört außer 86 und 145 auch dasGrenadierregiment 3. Augenblicklich überwiegt in diesem Regimentallerdings noch daS bürgerliche Element, das kommt aber daher,daß der Kaiser erst seit wenigen Jahren(1961)Chef dieses Regiments ist. Nun kontrolliere man mal mitHilfe der Ranglisten die Versetzungen, die seit dieser Zeitaus diesem Regiment und in dasselbe erfolgt sind und nocherfolgen werden, und man wird den unzweideutigsten Beweisfinden, daß das Regiment auf dem besten Wege ist,sich durchweg zu nobilitiercn(„veredlen"). Das ist ja nach denherrschenden Anschauungen durchaus notwendig, zumal dasSchwesterregiment, Grenadierregiment 1, bei dem der Krön-Prinz zunächst nur a la suite steht, einen Besitzstand vonadeligen Offizieren fast wie ein Garderegiment auf-weist. Was glaubt nun wohl das Militärkabinett,welche Gefühle die Brust eines bürgerlichen Offiziers erfüllen,wenn er plötzlich aus dem Regiment, in das er eingetretenist, und an das sich seine schönsten militärischen Erinnerungen knüpfen,vcrsctztwird, nur um für cincnadcligcnOffizierdieStclle freizumachen?Ich will mich darüber nicht näher auslassen, aber ich muß gestehen, ichhalte diese Schuppungsprozesse für die gcsöhrlichstcn Manöver, die mananstellen kann. Sie müssen das Ehrgefühl der bürger-lichen Offiziere auf das ticsste verletzen."Weiter weist der Oberst darauf hin, daß auch im Garde-Fuß-artillerie-Regiment und im Garde-Pionier-Bataillon das Strebenvorwalte, die Offiziersstellen dem Adel vorzubehalten. Er macht auchaufmerksam, daß in der Anrede durch die Vorgesetzten ein Unterschiedzwischen adligen und bürgerlichen Offizieren gemacht wird; deradlige wird mit„Herr von so und so" angeredet, der bürgerlichemit„Lieutenant so und so".Der Oberst fürchtet, daß durch solche Bevorzugung des Adelsdie bürgerlichen Offiziere verletzt werden und er warnt:„Fängt es erst an, im Offiziercorps zu kriseln, dann folgtauch bald der Verfall der Armee, und_ welche Gefahrfür das Vaterland darin liegt, wird jeder Verständige von selbsteinsehen. Deshalb ist es Patriotenpflicht, seine Stimme zu erhebenund zu warnen, so lange es noch Zeit ist."Der Oberst sieht allzu düster. Das deutsche Bürgertum hatsich von jeher alle Zurücksetzungen feig bieten lassen. Auch habendie bürgerlichen Offiziere keinen berechtigten Anlaß zur Empfindlich-keit, so lange ihre eigne Stellung nicht auf ausschließlich persön-lichem Verdienst ruht, sondern auf ungerecht kapitalistischemPrivilegium gegenüber dem übrigen Volk.—Student und„gewöhnlicher Arbeiter".Aus Halle wird uns berichtet:Vor dem Kriegsgericht der 8. Division erschien am Sonn-abend wegen groben Unfugs, Körperverletzung und Widerstandesder Dr. phil. Oskar Apelt, der gegenwärtig als Einjährig- Frei-williger dient. A. hat die ihm zur Last gelegte That in der Silvester-nacht zu 1964 vor seinem Diensteintritt begangen. In dieser Nachtschlug er auf der Ulrichsttatze die Mutter eines Händlers ohne Anlaßmit der Faust einige Male auf den Rücken. Als der Händler dannseine Mutter schützen wollte und das aufgeregte Publikum gegen A.Partei ergriff, schritt der Wachtnieister Wagener ein, uin den An-geklagten in seinem eignen Interesse festzunehmen. A. legitimiertesich nicht, leistete gewaltsamen Widerstand, riß sich fünf- bis sechsmallos und schlug wie ein Wahnsinniger auf den Polizeibeamten ein.Der Beamte erhielt von A. 15 bis 16 Püffe und zwei Faustschlägeins Gesicht. Auch der Mahnung eines des Weges kommenden Pro-fessors:„Mensch, gehen Sie doch nur mit, der Beamte meint esdoch nur gut mit Ihnen", leistete A. nicht Folge. Der Arrestantwar nicht etwa bcttunken gewesen; der Wachtmeister mußte schließlichden Säbel ziehen und A. mit Hilfe eines Wächters nach derWache bringen. Dort stieß A. den Beamten mit beiden Händenvor die Brust, dann schlug er mit der Faust aufden Tisch und ließ sich von mehreren Beamten 1>/z Stunden laugzur Abgabe seiner Personalien nötigen. Andern Tages besaß A. nochdie Dreistigkeit, gegen den Beamten eine Anzeige wegen rechts-widrigen Wa'ffengebrauchs zu erstatten. Der Beamtesagte vor Gericht aus, Apelt habe sich so benommen, wie es demZeugen in seiner Praxis als Polizeibeamter noch nicht vorgekommenist. Er habe sich in jener Nacht von dem gebildeten Herrn viel bietenlassen müssen, und glaubte nicht gleich so energisch zugreifen zusollen, da seine Instruktion lautete, mit Sttidcntcn bei Arrcturcn be-sonders rücksichtsvoll zu verfahren. Beantragt wurden gegen A.drei Wochen Gefängnis und 26 M. Geldsttafe und dasUrteil lautete auf 300 Mark Geldstrafe. In der Begründung hießes u. a., das Gericht habe lange überlegt, ob dem Angeklagtenmildernde Umstände zuzubilligen waren, und selbstverständlich ohneAnsehen der Person geurteilt. Besonders der Umstand, daß der An-geklagte den Spieß umdrehte und gegen den schuldlosenBeamten eine Anzeige erstattete, habe bezüglich der Bewilligungmildernder Umstände Bedenken erregt. In Erwägung gezogensei aber, daß nach der Lebensstellung des Angeklagten eine Gefängnis-strafe ihn doch ungewöhnlich härter getroffen hätte, als wie einengewöhnlichen Arbeiter oder Gelegenheitsarbeiter.—Mosaik-Jnterpellation. Die Freisinnige Volkspartei hat mitUnterstützung der Freisinnigen Vereinigung folgende Interpellationim A b g e o r d n e t e n h a u s e eingebracht: Nach Mitteilungen inden öffentlichen Blättern hat der Oberbofmeister Frhr. v. Mirbachdie Obcrpräsidenten nntrels Rundschreibens veranlaßt, durchihnen nachgeordnete Behörden Sammlungen zu veranstalten, derenErträge dem Kaiserpaar demnächst am Tage seiner silbernenHochzeit für evangelisch- kirchliche Zwecke, insbesondre fürdie Mosaik- Verzierung der Kaiser Wilhelm- Gedächtniskirche,zu übergeben find. Hat die königliche Staatsregierung denOberhofmeister Frhrn. v. Mirbach zu solcher Inanspruchnahme vonStaatsbehörden vorher autorisiert und erachtet es die königlicheStaatsregieruug für zulässig, die Autorität der Behörden den Ein-gesessenen ihrer Bezirke gegenüber zu benutzen für Sammlungen,bei denen nach ihrem Anlaß alles ganz besonders vermieden werdenmuß, was die Freiwilligkeit der Geber fraglich er-scheinen lassen kann?Die Aussichten der vadischcn Wahlreform scheinen, wie uns be-richtet wird, sich noch mehr zu bessern. Wir teilten kürzlich mit, daßdie Erste Kammer nach einem heftigen Vorstoß gegen die Reforineinzulenken begann— wahrscheinlich weil der Ministerpräsident sichmit aller Kraft für die Reform ins Zeug legte. Jetzt ist nundie Kommissionsberatung in der Ersten Kammer abgeschlossen undwie man von der Regierung hörte, hat die Vorlage eine Form er-halten, welche von der Zweiten Kammer angenommen werden könnte.Am Freitag, 1. Juli, lvird die Plenarberatung der Ersten Kammerüber die Wahlreforni stattfinden.Inzwischen bar die Regierung eine durch die Vermehrung derAbgeordnetenzahl auf 73 notwendig gewordene neue Wahlkreis-einteilung ftir die Zweite Kammer ausgearbeitet. Dabei ist auchden Cenrrumswüuschen auf stärkere Berücksichtigung des flachenLandes Rechnung gciragen: man hat der Arbeiterstadt Mannheimvon den sechs zugesagten Abgeordneten einen gestrichen und denländlichen Kreisen eingereiht. So sind alle Voraussetzungen gegeben,daß die Wahlreform nicht zu fortschrittlich wird und die Zu-stimmung der klerikal-nationalliberalen Mehrheit finden kann.—Südwcst-Afrikanischcs.Siebentausendfünfhundert Mann an Offizieren und Mannschaftenbefinden sich nach dein„Militär-Wochenblatt" unter Einrechnung derzuletzt abgegangenen Truppenverstärknugen bereits auf dem südwest-afrikanischen„Kriegsschauplatz"— und doch soll Trotha nochweitere 1660 Mann verlangen I Selbst die„KölnischeZeitung" findet die ewigen Nachschübe bereits uferlos.Weitere Opfer des TyphuS-FcldzugS. Vom 21.— 24. Juni sindin Südwestafrika weitere drei Soldaten dem Typhus erlegen.Außerdem ist noch ein Soldat in einem Gefecht gefallen. DieMeldung lautet:Reservist P r ö l tz s ch ist bei der P o l i z e i st a t i o nO t j i s e w a gefallen und beerdigt; in Okahandja S e e s o l d a tTaver Bacherl aus Waldmühle, Kreis Oberpfalz, 21. d. Mts.am D a r m t y p h u s gestorben. Gefteiter Heinrick P r i e b e ausWandau, Regierungsbezirk Marienwerder, am 24. d. Mts zuOkahandja am D a r m t y p h u s gestorben. Reiter Albert Beckeraus Rehwinkel, Kreis Saatzig, Pommern, am 24. d. Mts. inOtjosonda am Typhus gestorben.Erbauliche Zustände schildert Hauptmann a. D. D a u n h a u e rin der Scherl-Presse. Er erzählt, daß er nach seiner Rückkehr vonden unglückseligen Exkursionen der Kolonne Glasenapp nachW i n d h u k gegangen sei, um sich dort von den Sttapazen zu er-holen. Besonders gut habe ihm die langentbehrte ftische Milch ge-mundet. Plötzlichjedoch habe auch diese Herrlichkeit ein jähes Ende gehabt.Eines schönen Tages habe nämlich einHerero-Trupp die kostbare Rinder-Herde im Angesicht der Besatzung Windhuks geraubtund in den unzugänglichen Bergen der Nachbarschaft in Sicherheitgebracht. Ein paar Tage später hätte eine andre HererotruppeOkahandja den gleichen bösen Stteich gespielt I Und das geschahim Aiai bei W i n d h u k und Okahandja! Man kann sich ausdiesen Episoden einen Begriff davon machen, wie es um die Sicherheitselbst derjenigen Distrikte aussieht, in denen seit mehreren MonatenBesatzungen liegen.—Hueland.Zusammenbruch der klerikalen Verleumdung.Paris, 26. Juni.(Eig. Ber.) Die letzte Hoffnung der Klerikalenist zu Schanden geworden. Der Prior der Karthäuser, DomMichel, schweigt ebenso hartnäckig und— vorsichtig,wie der journalistische Karthäuser- Agent B e s s o n und derKarthäuscr-Architekt und Abgeordneter von Karthäuser Gnaden,P i ch a t. Letzterer hat von der parlamentarischen Untersuchungs-kommission den Auftrag erhalten, nach Pignerol(Italien) zu gehen,wohin der Schnapsorden seinen Sitz verlegt hatte, um dem Priordie Notwendigkeit nahezulegen, seine Anschuldigungen durch Namenund Beweise zu belegen oder wenigstens ihn, Pichat, vom an-geblich beschworenen„Geheimnis" in Bezug auf die Namen zu ent-binden. Heute depeschiert Pichat aus Turin, daß der Prior seinSchweigen nicht brechen wolle. Und nach der Meldung des„Matin"hat er auch den Pichat vom Geheimnis nicht entbunden.In dem vielschichttgen Haufen der klerikalen Anschuldigungenknüpft sich die Aktion Pichats und seiner Hintermänner, deS PriorSDom Michel und des Karthäuser-Prokurators Reh, speciell an einenangeblichen Erpressungsversuch, begangen von einem X. im angeblichen Austrag von vier weiteren X., die Deputierte sein sollen. Der ersteX. hätte im Namen der letzteren vier X. versprochen, gegen die Bezahlungvon 360 666 Fr. die Genehmigung des Schnapsordens zu erwirken.Man sieht, der fürchterlichen Beschuldigung fehlt nur eine Kleinigkeit,um tödlich zu wirken— die beweiskräftige Ersetzung der X. durchwirkliche Namen. Die Ankläger verweigern nun die Nennung derNamen— auf die Gefahr hin, als Verleumder angenagelt zuwerden und, was für sie noch bitterer ist, ihren Feldzug gegen dasMinisterium in einer schändlichen Niederlage ihrer eignen Parteiauslaufen zu sehen.WaS diese? Schweigen politisch bedeutet, hat der klerikal«monarchistische„Gaulois" in seiner verzweifelten Bitte an denKarthäuser-Prior gesagt:„Wenn die Karthäuser nicht sprechen, so wird man behaupten,daß sie nichts zu sagen haben, und daß wir durch die Erwähnungeines bei Dom Michel von einer polittschen Persönlichkeit gethanenSchrittes an einer scheußlichen Verleumdung mitgewirkt haben.'Die Märtyrer starben für den christlichen Glauben. Wennaber die Karthäuser im Schweigen verharren,so Ivürden sie sich aufopfern für den Ruhmdes Herrn Combes und zur Beschämung derkatholischen Kirche. An ihnen ist es, nicht sich zu rächen,wohl aber uns zu verteidigen, insbesondere uns zu helfen, unserLand vom es bedrückenden Alp zu befreien, den letzten Rest derreligiösen Einrichtungen zu retten, die jungen Seelen zu beschützen,die man von Christus abzuwenden sucht.... Ein Wort desehrwürdigen Paters kann dieses zu stände bringen. Dieses Worterflehen wir von ihm, nicht unsertwegen, sondern um den Gottder Christen willen, der von Herrn Combes verleugnet, geschmähtwird..."Das rettende Wort, das nebst Gott den klerikalen Parteigeschästendienen sollte, wird nun trotzdem nicht ausgesprochen I Die Wer-leumder haben sich selbst entlarvt.Paris, 27. Juni. In der heutigen Sitzung ber Unter»s n ch u n g S k o m m i ss i o n in der Karthäuser-Angelegenheit wurdeder Brief des Priors der Karthäufer vorgelesen, worin er sich weigert,den Namen der Persönlichkeit bekannt zu geben, die Geld von ihmhaben wollte, um die Genehmigung für die Niederlassung derKarthäuser zu erlangen.—Oesterreich-Ungarn.Ein ungarisches Tendenzurteil.Der Genosse F l e i s ch m a n n, Leiter deS in Budapest er-scheinenden ungarischen Partei-Organs„Nepszava", wurde wegenAufreizung und Majestätsbeleidigung zu einem Jahr Gefängnis und1666 Kronen Geldstrafe verurteilt. Fleischmann hatte vor ändert-halb Jahren die Reden dreier andrer Parteigenossen in Broschüren-form herausgegeben. Daraufhin erfolgte die Anklage.Die freigesprochenen ungarischen Eisenbahner sind nochmalsangeklagt, und zwar wegen Aufreizung, die sie angeblich durchdie Presse begangen haben sollen. Dagegen lehnte das KlausenburgerGericht die vom Staatsanwalt gegen eine Anzahl Eisenbahner er-hobene Anklage wegen MitzbrauchsderAmtsgewaltab.—Frankreich.Wahlen. In Lyon wurde an Stelle des verstorbenenDeputierten Gcnet der Radikalsocialist Normant mit8566 gegen 6666 gemäßigte und nationalistische Stimmen gewählt.Bei. der Nachwahl für den Senat im DepartementH e r a u l t siegte der Radikale Nazi m band mit427 Stimmen über den radikalsocialistischen Kandidaten, welcher396 Stimmen erhielt.—Italien.Ein socialistischcr Wahlsieg. Aufsehen erregt, wie die„Franks.Zeitting" sich drahten läßt, die Eroberung des Wahlkreises Bergamo,der klerikalen Stadt der Lombardei, durch die Socialisten mit266 Stimmen Mehrheit. Es siegte der Advokat Maironi über dieKonservativen, während die Klerikalen sich der Stimmabgabe ent-hielten.—Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz.Die erwartete Landschlacht hat noch immer nicht begonnen. DieRussen benutzen die ihnen gewährte Gnadenfrist dazu, allerlei Mel-düngen über angeblich errungene Erfolge auszusprengen. So solleine Kosakenabteilung mit zwei Bataillonen Infanterie denJapaner» sauvere Verluste beigebracht und die geplanteVereinigung zwischen den Armeen Ok uS und Kuroki» vereitelthaben. Solche kleinen Erfolge wären natürlich, selbst wenn sieerrungen worden wären, für den Verlauf der großen Operationenvöllig belanglos. Der strategische Aufmarsch der Japaner wirdjedenfalls so umsichtig und energisch angelegt sein, daß ihnnicht ein paar Sotnien Kosaken über den Haufen zu werfenvermögen. Eine andre Meldung besagt sogar, daß Kuropatkinnunmehr schleunigst zur Offensive übergehen werde. Wahr-scheinlich bezwecken diese Meldungen nur, den Rückzug der russischenHauptarmee zu verschleiern. Die Japaner werden fteilich kaum sonaiv sein, sich durch solche Manöver täuschen zu lassen. Ihr beharr-liches Schweigen läßt darauf schließen, daß sie mit zäher Energieeinen neuen wuchtigen Schlag vorbereiten.Ueber dieSeeschlacht bei Port Arthurist eine weitere japanische Meldung nicht eingelaufen. Dagegenliegen mehrere Meldungen des russischen Generals S s a ch a r o wüber das Seegefecht vor, in denen freilich über den Ausgang desGefechts nichts mitgeteilt ist. Wunderbar ist, wie S s a ch e r o wetwas Authentisches über die Vorgänge erfahren haben will. Wahr-scheinlich sind die Nachrichten nur fingiert, um den Anscheineiner noch aufrecht erhaltenen Verbindung mit Port Arthur zu er-wecken. Sie enthalten wenigstens nichts, was nicht vorher bereitsAdmiral Togo gemeldet hätte.Gerüchtweise verlautet in Petersburg, daß bei dem Unter-gang des Linienschiffes 7—806 Mann ertrunken seien. Manwisse noch nicht, ob sich auch Admiral Witthooft, Fürst Uchtomskiund Kommandant Reitzenstein auf dem Schiffe befanden und er-warte mit größter Spannung eingehende Einzelheiten.Auch hier kann es sich nur um Mutmaßungen handeln. Nachrichten aus Port Atthur werden fürs erste kaum zu erwarten sein.Die japanischen Verluste bei Telissu.General Oku meldet, daß die japanischen Verluste in derSchlacht von Telissu sich auf 217 Tote, darunter 7 Offiziere, und946 Verwundete, darunter 43 Offiziere, belaufen.Die russischen Verluste bei Telissu wurden bekanntlich vonrussischer Seite selbst auf 3200 Mann beziffert, sind aber zweifellosbedeutend höher.Angebliche Grausamkeiten der Japaner.Petersburg, 27. Juni. Die Russische Telegraphen-Agentur läßt sich aus L i a u j a n g vom gestrigen Tage melden.Prinz Bourbon sei Augenzeuge von empörenderBe-Handlung russischer Verwunjdeter durch Japanergewesen, welche sogar Tote mit dem Bajonett durchbohrt hätten.Er habe bei der Räumung der Statton Wafangou durch die russischenTruppen eine mit großen Buchstaben an eine Wand geschriebene,an die japanischen Generale und Offiziere gerichtete Mitteilung überdie mit eignen Augen gesehenen Greuel zurückgelassen, in der erzum Schluß die Zuversicht ausspricht, daß sich ähnliches nicht wieder-holen werde.Die Nachricht klingt recht unglaubwürdig. Wenn die Japanerschon im Krieg gegen China 1894/95 eine durchaus einwandsfreieKriegsführung beobachteten, wie von militänscher Seite allgemeinzugegeben wurde, so werden sie sich heute, wo die Augen der ganzenWelt auf dem Kriegsschauplatz ruhen, doppelt und dreifach hüten, sichden Ruf einer emporstrebenden Kulturnatton zu verscherzen. AusParis wird denn auch gemeldet:Paris, 27. Juni. Die hiesige japanische Gesandt-schaft dementiert im Auftrage ihrer Regierung auf daS entschiedenstedie Nachricht von an russischen Verwundeten seitens japanischer Sol-baten begangenen Grausamkeiten.Eue Induftric und Handel.Deutsche Bank. Am letzten Sonnabend hielt die Deutsche Bankeine besondere Generalversammlung ab, die sich ausschließ-lich mit der Erhöhung desGrundkapitals um 26 Millionen