N». iss.flbonnementS'BcdlnguB9«B;Ubonnemeilti- Preis pränuinerand«!»ierteljührl.».so 3X1., monetl. 1,16 SRI«wüchmlüch 28 Pfg. frei ins Haus.Einzelne Siummer 5 Pfg, Sonntags-numiner nnt illustrierter Sonntags.Beilage.Die Neue Well" 10 Pfg, Post.Abonnement: 1,10 Mark pro Monat:Eingetragen in die Post> ZeillmgS.Preisliste. Unier Kreuzband fürDeutschland und Oesterreich. Ungar«1 Mark, für das übrige Ausland2 Marl pro Monat.21. Jahrg.CHtkelnt lüg i ich tußtr iBontagi.Vevlinev VolktSblslk.Die Iflfertlons'GebQDrbetrligi für die sechsgespaliene Kolonel-geile oder deren Raum 10 Pfg,, fürpolitische und gewerkschaftliche BereinS-und Bersammlungs-Anzeigen 25 Pfg.„KUine Hnreigen", das erste(fettgedruckte) Wort 10 Pfg,, jedes weitereWort 5 Pfg, Worte über 15 Buchstabenzühlen für zwei Worte. Inserate sürdie nächste Nummer müssen bis 5 Uhrnachmittags in der Expedition abgegeben«erden. Die Expedition ist an Wochen-tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- undFesttagen bis 8 Uhr vormittags geüsfnet,Telegramm-Adresse:„SetiahKntknt Rerlln".Zentralorgan der fcztaldemokrattfcben Partei Dcutfcblanda.Redaktion: 800. 68. Lindenetrasse 69.Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.Dienstag, den 5. Juli 1904.6*ped{t{on: 8 Cd. 68» Lindenetrasse 69.Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.Die dreiklassigen Menschen.Der preußische Landtag ist bis zum 18. Oktober vertagt. Dererste Abschnitt der ersten Session einer neuen Legislaturperiode istbeendet, und die.Volksvertreter" können in aller Ruhe Inventuraufnehmen und nachrechnen, was ihnen ihre„Arbeit" eingebrachthat. Das Bild der verflossenen Session ist genaudas gleiche, das der Landtag seit Jahrzehntengezeigt hat. ll>!it endlosen Reden wird die kostbare Zeit tot-geschlagen, praktische Arbeit wird so gut wie nicht geleistet, in edlemWetteifer buhlen die bürgerlichen Parteien um die Gunst eineshohen Ministeriums, jede sucht der andren den Rang abzulaufenund ihre Anhänger für etwaige vakant werdende hohe Regierung?-stellen in empfehlende Erinnerung zu bringen, das eigentliche Volkaber, die Arbeiterklasse, wird fort und fort von der Tribüne desParlaments herab beschimpft und verdächtigt.Die Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses hat sichim großen und ganzen nicht geändert. Dank der Kurzsichtig-keit des liberalen Bürgertums ist kein Vertreter desklassenbewußten Proletariats in den Landtag ein-gezogen, die Bourgeoisie ist hübsch unter sich geblieben. DieRegierung ist sich für jede reaktionäre Vorlage, für jedes Attentatauf die winzigen Rechte und Freiheiten des Volkes von vornhereineiner Mehrheit sicher, sie verfügt auf der einen Seite über einekonservotiv-klerikale, auf der andern über eine konservativ-national-liberale, ja in den meisten Fällen sogar über eine konservativ-klerikal-nationalliberal« Mehrheit. Zu ernsten Kämpfen mit aus-schlaggebenden Parteien ist eS in dieser Session nur zweimal gekommen. mit dem Centrum anläßlich des Aus»nahnie-Gesetzes gegen die Polen, und mit denNationalliberalrn bei Gelegenheit der Debatten über dieAufhebung des ßL des Jesuitengesetzes. Das Centrumhat sich angesichts des Kampfe», den die Regierung den Polen auf»gezwungen hat, angesichts deS Verfassungsbruches und der Reichs-recht-Verletzungen wieder für einen Augenblick auf seine Vergangenheitbesonnen, es hat der Regierung bittere Wahrheiten gesagt und nachaußen wenigstens den Schein erweckt, als ob es für Wahrheit undRecht känipfe. Freilich war der Kampf, den es führte, weniger einKampf für die Wahrung der Rechte unsrer polnischen Mitbürger,als ein Kampf um die eignen Interessen des Centrums; es fürchtet,daß eS nicht aus eine Germanisierung. sondern auf eine Protestanti-sierung der polnischen Landesteile abgesehen ist. Roch weit geringerist die Auflehnung der Rationalliberalen gegen die Regierung an-läßlich der Aufhebung de»§ 2 deS Jesuitengesetzes zu be-werten. In den alte» Kulturkämpfern erwachte urplötzlich dieErinnerung an eine längst vergangene Zeit, sie fürchteten, die Re-gierung sei auf dem Weg nach Canossa begriffen, und nebenbeisahen sie voller Neid, daß das Centrum für seinen Zollwucher-verrat eine Belohnung erhielt, während sie selbst, die sie sichdoch in deniselben Maße zu Mitschuldigen gemacht hatten, leer aus-gingen.Ist auch die Zusammensetzung deS Landtages dieselbe geblieben,so ist doch der Geist, wenn anders man von Geist mit Bezug aufdies Parlament überhaupt reden darf, noch reaktionärer ge-worden. Die Liberalen, die eins ihrer Ideale nach dem anderngeopfert haben, glaubten in der letzten Session den Beweis dafürerbringen zu müssen, daß sie auch die Schule der Kircheauszuliefern mid dadurch die Grenzlinie zwischen sich undden Konservativen völlig zu verwischen bereit seien. Sowird denn die Zeit nicht fern sein, wo auch überSchulfragen zwischen den bürgerlichen Parteien völlige Eintrachtherrscht. Denn auf die kleine Schar von Freisinnigen, die im Land-tag«ine mehr al»' untergeordnete Rolle spielen, ist kein Verlaß,Eine Partei, die nicht einmal gegen eine so flagrante Gesetzes-Verletzung, wie es die eigenmächtige Verlegung des Wahl-orte» für den Wahlkreis T e lt 0 w- B ee S ko w-Storkow-Charlottenburg durch den Minister des Innerndarstellt, zu opponieren wagt, die durch ihr Stillschweigen dieseGesetzesübertretung sanktioniert— eine solche Partei wird auch derStärkung de« Einflusses der Pfaffen auf die Schule ernsthastenWiderstand nicht leisten können: sie hat sich selbst zur Ohnmachtverurteilt,Das beweist auch ihre Stellung zum Dreiklassen-W a h l s q st e m. Wie heftig verstanden die Liberalen es. währenddes Wahlkainpfes gegen das Dreiklassen- Wahlsystem zu Felde zuziehen, wie warm versprachen sie im Landtage sür eine gründlicheWahlreform einzutreten I Und was kam schließlich heraus? EinAntrag, der an dem Wesen des Dreiklasfen-Wahlsystems überhauptnichts ändert, wohl aber seinen plutokratischen Charakter noch mehrzur Geltung kommen läßt. Geht eS so weiter, dann wird die Zeitnicht mehr fern sein, wo die Liberalen mit dem Minister Freiherrnv. Hammerstein das Dreiklassenwahl-Gesetz für dasjenige halten, dasam genauesten und richtigsten den Ausdruck der öffentlichen Meinungwiedergiebt.Zwar ist der Landtag bereits Mitte Januar einberufm, aberinfolge der Redelust, die sich bei den Fünf-Thaler-Männern bemerkbarmachte, gelang es erst am 16, Mai, den Staatshaushalt zu verabschieden,Und das. obwohl ungewöhnlich viel Abendsitzungen zu Hilfe genommenwurden-Dieselben Herren, die es in der Oeffentlichkeit so darstellen, als leisteder Reichstag keine praktische Arbeit, weil die Socialdemokraten fortund fort Reden zum Fenster hinaus hielten, liefern da« beste Bei-spiel dafür, daß gerade ein Parlament, in welchem die Social-demokratie nicht vertreten ist. zur Unfruchtbarkeit verurteilt ist.Nirgends wird so viel geredet und so wenig geleistet wie impreußischen Landtage. Mit endlosen Reden über die Notlage derAgrarier, über die Notwendigkeit sofortiger Kündigung der Handels-Verträge, über den angeblichen Terrorismus der Socialdemokratie,mit Angriffen auf die Socialpolitik des Reiches und dergleichen wirddie kostbare Zeit totgeschlagen. Nichts geschieht für die Arbeiter,wohl aber werden fort und fort neue Anschläge auf die Arbeiter-klaffe ersonnen. Es sei nur erinnert an den Antrag der konser-vativen Fraktion des Abgeordnetenhauses auf Einschränkung derBundesratsverordnung über die Beschäftigung der Gehilfenund Lehrlinge im Gastwirtsgewerbe sowie an die Etatsdebatten desHerrenhauses, in denen die Manteuffel, Mirbach und Konsorten einneues Socialistengesetz und die Beseitigung des allgemeinen, gleichen,direkten und geheimen Wahlrechts forderten.Kein Wunder, daß unter solchen Umständen positive Arbeit so gutwie nicht verrichtet ist. Abgesehen von ganz unbedeutenden, nur aufbestimmte Bezirke begrenzten Gesetzen ist nur die Sekundärbahn-Vorlage, das Lotteriegesetz, das Gesetz über dieDien st bezöge der Kreis-Tierärzte, die beiden K a mpf-gesetze gegen die Polen, zwei Meliorations-vorlagen, das Wildschongesetz und noch zu guterletzt imHandumdrehen die Novelle zum Schlachtvieh- und Fleisch-beschau-Gesetz verabschiedet worden. Nicht erledigt sindunter anderm die verstümmelte Kanalvorlage und dasKontraktbruch-Gesetz gegen Landarbeiter und von Initiativ-antrügen der liberale Wahlrechtsantrag und der Schul-a n t r a g.Mehr als in früheren Sessionen ist in der verfloffenen das Be-streben hervorgetreten, Angelegenheiten des Reichstagsvor das Forum des preußischen Landtags zu ziehen. Im Reichstagefürchtet man die focialdemokratische Kritik, im preußischen Landtagedagegen darf man, ohne auf ernsthaften Widerstand zu stoßen, seinevolksfeindlichen und volksverräterischen Pläne enthüllen. Hier erntenselbst die Hammerstein und Schönstedt rednerische Erfolge. Hierdürfen die Minister das Spitzelwesen russischer Vigilanten verHerr-lichen, hier dürfen sie über inhaftierte Socialdemokraten aus denAkten Mitteilungen machen, die zwar nicht den Thatsachen ent-sprechen, wohl aber den nach der Verfassung unabhängigen Richterneinen deutlichen Fingerzeig geben, damit sie wiflen, was die Regie-rung von ihnen verlangt. Hier tritt man, wie es bei der Polen-Vorlage der Fall vor, die Verfaffung mit Füßen, hier bringt manGesetzesvorlagen ein, die, wie das Kontraktbruchgesetz, eigentlich vorden Reichstag gehören, für die sich aber im Reichstage keineMajorität sindet; man reißt die Grenzen zwischen Reichs- und Landes-gesetzgebung nieder.Im allgemeinen ist der preußische Landtag ein gefügige» Werk-zeug in der Hand der jeweiligen Regierungsvertreter. Zu ernst-hastem Widerstand gegen die Regierung vermag sich die Mehrheitnur noch dann aufzuraffen, wenn sie witterff daß eine Maßnahmederselben mit ihren Sonderinteressen nicht vereinbar ist. Im übrigenaber können die Minister sich dieser„Volksvertretung" gegenüber alleserlauben. Werden die Minister zu irgendwelchen Hoffestlichkeitenbefohlen, so schließt der Landtag gehorsam seine Pforten und läßtdie Sitzungen ausfallen. Will die Regierung unangenehmen Er-örterungen, z, B. den Vorgängen in Saarabien oder der Mirbachiade,aus dem Wege gehen, so ebnet ihr der preußische Landtag unter-thänigst die Bahn. ES giebt wohl in der ganzen Welt kein Parka-ment, daS so wenig des Namens einer Volksvertretung würdig ist,wie der preußische Landtag.Der preußische Landtag ist das getreue Spiegelbild der inPreußen herrschenden Klassen, der Bourgeoisie und des Junkertums,zwischen denen die Beziehungen von Jahr zu Jahr inniger werden,Statt des Rucks nach links, von dem vor den Wahlen so viel dieRede war, macht sich ein deutlicher Ruck nach rechts bemerkbar,enger und enger schließen sich die herrschenden Klaffen zusammengegen die Arbeiterklasse, die planmäßig von der Gesetzgebung deSgrößten deutschen Bundesstaates ferngehalten wird, deren Wünscheund Forderungen im Landtag unbeachtet bleiben, deren Rechte mitFüßen getreten werden. Auch der neue Landtag hat den Beweisdafür erbracht, daß er in den Bahnen seiner Vorgänger wandelnwill. Nichts für die Arbeiter, alles gegen die Arbeiterl DaS istauch seine Parole._politifcbe Gcbcrficbt.Berlin, den 4. Juli.Landtags-Schluß.Das Abgeordnetenhaus hatte am Montag nur noch die Ver»tagungs-Ceremonie abzumachen.Da» Hau» der Herren aber gab seiner halbjährigen Arbeitwürdigen Abschluß. Es ist schwer zu sagen, wer da« Erhabenereleistete: die Oberbürgermeister-„Linke", die Mann um Maynihre Streiter gegen die Beseitigung der städtischen Fleischuntersuchungentsandte und in fast drei Stunden langen Reden revolutionärobstruierte: oder die junkerliche Mehrheit, die dem Helden-haften Widerstand de« Schweigens entgegensetzte.Graf Finck v. ginckenstein erstattete Bericht über die Beratungder A g r a r kommission, welcher die Mehrheit witzig das Gesetz zurVerschlechterung der städtischen Fleischversorgung überwiesen hatte,nachdem die Städtevertreter die unerhörte Zumutung gewagt,Kommissionsberatung zu fordern. Und nun erhoben sie sich einerum den andern von den Oberbürgermeistern, um ihre Städte gegendie agrarische Schädigung zu schützen. Die Oberhäupter von siebenStädten überboten sich, die Verderblichkeit und Rücksichtslosigkeitdes Gesetzentwurfs zu erweisen, Herr Becker aus Köln sprachvon„einseitiger Vertretung agrarischer Interessen" durch die Mehr-heit; Herr Struck mann aus Hildosheim von„sinnlosen Be-stimmungen" 1 Herr O e h l e r aus Halberstadt von einem„über-flüssig, unvollkommen, nachlässig gemachten Gesetz"; HerrWilms aus Posen von„schwerer Versündigung gegen die Volks-gesundheit"; Herr B e n d e r aus Breslau von einem Gesetz, das„direkt Treu und Glauben widerspreche"; und der BerlinerOberbürgermeister erhob gegen die Konservativen, weil sie eineihnen zugetragene vertrauliche Angelegenheit benutzt haben, dieheroische Anschuldigung, daß sie thäten, was bisher„nur bei dersocialdemokratischen Presse üblich" gewesen sei. Jedoch alle Heraus-fordernngen fanden bei den Interessenten der städtischen Fleisch-Verschlechterung gelassenes Schweigen, man würdigte den Aufwanddes städttschen Grolls nicht der Mühe einer Diskussion.Auch die Regierung überließ die Bürgermeister ihrenMonologen. Nicht einmal ein Minister, nur ein beliebiger Ge-heimrat war erschienen, um in zwei Sätzen zu sagen, daß dieRegierung erst Stellung nehmen werde, wenn der Beschluß desLandtages vorliege. Selbstverständlich wird die Regierung auch dieseForderung ihrer agrarischen Beherrscher vollstrecken. Heiter warnur die Mitteilung des Regierungskommissars, daß die Regierungs-Vertreter der Kommisstonsberatung nicht aus böser Absicht fern-geblieben wären, sondern weil die Sitzung schon beendet war, ehedenselben die Einladung zugestellt werden konnte; die Schnelligkeit,mit der das Haus der Herren arbeitet, ist unübertrefflich.So beschloß das Junkerparlament seine Thätigkeit mit nocheinem Handstreich agrarischer Raublust. Dieselben Konservativen,die wild gegen ungesundes Fleisch zetern, wenn es um aus«ländisches, ihnen Konkurrenz bereitendes, gesundes Fleisch geht, fiezwingen durch gesetzgeberische Gewalt die städttsche Bevölkerungzur Aufnahme aller junkerlichen Fleischware, sei sie noch so minder-wertig und gesundheitsgesährlich.Schließlich erschien Minister v, Hammerstein in tadellosem Frackund überbrachte die Vertagungsurkunde. Der Präsident schloß mitder Erklärimg, daß die Herren bis zur zweiten Hälfte November vonder gesetzgeberischen Bemühung rasten dürfen.—Ein Erkrankter.Jüngst wurde gemeldet, Freiherr v. Mirbach steigere dieSportherrlichkeit von Homburg durch sonnig heitere? Lächeln, dasnichts vom Ungemach der Pommernprozeß- Vernehmung verrate.Jetzt jedoch scheint mit Bedauern festgestellt werden zu müffen,' daßdie Abscheulichkeiten der agitatorischen Presse daS edle Gleichmaßdes frommsten Manne» gestört haben. Der„Reichsbote" meint: eSsei„wahrscheinlich, daß die Kritiken und noch mehr die vielengehässigen und übertriebenen Ausfälle den Oberhoftneister nicht nurinnerlich tief erregt, sondern auch physisch angegriffen haben". Zumächtig ist„Satans Tücke" geworden und in dieser schnöden Weltmuß der Gerechte viel leiden.Ja, es scheint, kein Leiden soll ihm erspart werden. Gerade das„Kleine Journal", mit dem ihn«inst holde Bande einten,behauptet, sei das nahe Ende der glorreichen Hof»laufbahn gekommen:„Die fortgesetzten Angriffe, die der Oberhofmeister der Kaiserin,Freiherr v. Mirbacb, seif Wochen in der Oeffentlichkeit erduldenmuß, haben, wie wir hören, auf dessen Gesundheitszustand so un»günstig eingewirkt, daß Freiherr v. Mirbach die Absicht hat,die Enthebung von seinem hohen Hofamte zu erbitten. In Hof-kreisen ist man der Ansicht, daß diesem Rücktrittsgesucheunter den obwaltenden Verhältnissen— ivenn auch mit Rücksichtauf die vieljährigen und hingebungsvollen Dienste des Freiherrnunter dem Ausdruck des tiefsten Bedauerns und nicht ohne neuer»liche Würdigung seiner großen Verdienste— stattgegebenwerden dürfte."Aehuliche Eindrücke haben nach der„Frankfurter Zeitung" Per-soncn empfangen, die während der Kieler Woche den höfischenKreisen nahe waren. Gestern voll heiteren Frohsinns im Automobil,heute trägt das Segelboot einen schtverkranken Manu I Allzu eiligeKrankheit.Nicht umsonst also hätte Freiherr v. Mirbach Kirchen erbaut;er hatte sie für andre bestimmt, nun soll er selbst darin Trost undHeilung suchen.—veiitfekes Reich.Die„Poft"-Kavaliere. Unser kleiner Scherzartikel, den wir amSonntag der„Post" widmeten,— die„Post" spricht von einem„nach bekannter Schablone verfertigten schmähsüchtigten Zornartikel"— hat seinen Zweck erreicht: Das Kavaliecbbatt findet plötzlich nichtdas mindeste dabei, daß sie Mitteilungen von Angestellten andrerGeschäftsbetriebe, in diesem Falle der Vorwärts-Buchhandlung. an-nimmt und honoriert, von Personen also, die keine Gentlemen seinkönnen, auch wenn sie aus einer wegen Betrugs und Unterschlagungnotwendig gewordenen Entlassung noch Profit zu ziehen suchen.Sie erklärt— ohne allen moralischen Skrupel— plötzlich:„Wenn wir von einem Unbekannten eine Zuschrift erhalten,jo können wir nicht gleich nach dem Vorleben des Verfassersforschen... � Ueberhaupt kommt es hier nur darauf an, ob derMann uns Wahres nntgeteilt hat oder nicht."Für das journalistische Ehrgefühl der„Post" ist dies— welcherEsel hat das wieder geschrieben— Geständnis noch besonderscharakteristisch, daß die Redaktion erst dann die Bedenken schwindenließ, als ihr Kavalier ihr erklärte,„daß er bereits selbst derPolizei von seinen Wahrnehmungen Mitteilung gemacht habe."Also erst, als der Kavalier sich auch als schäbiger Denunziantvorstellte, gewann das Blatt volles Vertrauen, es fühlte sich ver«wandtschaftlich zu ihm hingezogen: erst der Denunziant ist ein voll»gültiger Mitarbeiter der„Post".Die„Post" aber entschuldigt ihre journalistischen Vertrauens-bräche und Denunziationen nicht nur, sondern sie rühmt sie.sogarals patriotische That. Es handle sich