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Verachtung der gesamten anständigen Bevölkerung herausfordert. Die Thatsache, dah sich die bezeichneten Bäckermeister außerhalb der anständigen Welt stellen, macht es der gesamten brotkonsumierenden Bevölkerung zur Ehrenpflicht, die um eine bescheidene Existenz, um ein Familienleben kämpfenden Bäckergesellen nach wie vor in der wirksamsten Weise in ihren sittlichen und berechtigten Bestrebungen zu unterstützen. Die Versammelten versprechen daher, überall oa« für zu wirken, daß nur diejenigen Bäckermeister, die den vor dem EinigungSamt abgeschlossenen Tarif unterschrieben und diesen mit dem Verbandsstempel versehenen Tarif dem kaufenden Publikum vorlegen können, die Kundschaft der rechtlich denkenden Bevölkerung einzig und allein zufällt. Die Berliner   Stcinsctzer-Jnnung hat, trotz der Intervention des Bürgermeisters Retcke, nunmehr zum drittenmal abgelehnt, vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts mit den Rammern und Stein- setzern zu unterhandeln. Das heißt mit andren Worten: die Herren Sleinsetzermeister fühlen keinerlei moralische Pflicht, den Bedürfnissen und Interessen des Gemeinwesens so weit Rechnung zu tragen, daß sie wenigstens den Versuch machen, zu einer Verständigung mit den Arbeitern zu kommen und damit die Kalamität des Steinsetzer- streiks, die für viele Stratzenteile und verschiedene Vororte mit jedem Tage lästiger und drückender wird und Tausende von erwerbsthätigen unbeteiligten Einwohnern zum schlveren Schaden gereicht, aus der Welt zu schaffen. Es ftagt sich nun bloß, wie lange die kommunalen Behörden es sich gefallen lassen wollen, daß eine Handvoll Steinsetzcrmeister, die in jeder Beziehung von diesen Behörden abhängig sind, ihnen auf der Nase herumtanzt. Sollte denn nicht auch unser Magistrat und die Gemeinde- Vor- stände einsehen, daß die Verkehrsinteressen, die Jnter- essen von Leben und Eigentum Zehntauscnder von Einwohnern höher stehen, als die Geldsacksinteressen von ungefähr 100 Steinsetzermeistern? Die Arbeiter haben nun das ihrige gethan, um eine Beilegung des Streiks herbeizuführen. Mehr können dieselben nicht thun. Nun liegt eS an den Behörden, die renitenten Unternehmer zur Raison zu bringen. Und wir können den Behörden nur wieder den Rat geben: Man beschließe die sofortige Weiterführung der durch die Unternehmer stillgelegten Straßenbanten in eigner Regie und nian wird Wunder erleben, wie zahm und gefügig die Unternehmer dann werden! Die Lohnbewegung der Zimmerer in NowawcS-Neucndorf ist durch zwei Verhandlungen mit den Unternehmern zum Abschluß ge- kommen. Es wurden festgesetzt: Arbeitszeit von früh 7 Uhr bis 6 Uhr abends mit den üblichen Pauseii, also täglich 0 Stunden (früher ö1/*}. Der Lohn beträgt 50 Pf.(früher 53 Pf.), vom 20. August ab 58 Pf. und vom 1. April 1005 ab 60 Pf. die Stunde. Für Ueberstunden 10 Pf. Auffchlag. Sonnabends 1 Stunde und an den hohen Festtagen 2 Stunden früher Feierabend. Der Tarifvertrag hat Gültigkeit bis 1. Juli 1006. DeutfcKeg Retcb. Miiiirerbewcgung. Der Maurerstreik in Forst i. L. dauert fort. Die Streikenden erklärten die ihnen von Herrn Bürgermeister R o d i g mitgeteilten Zugeständnisse der Unternehmer(Einführung des Lohnes von 40 Pf. pro Stunde in noch z u bestimmender Zeit unter Beibehaltung der alten Arbeitszeit) für un« zureichend. Im Senftenberg-Gr.- Räschener Bezirk endete der Streik mit einer Vereinbarung. Die Maurer er­reichten Verkürzung der Arbeitszeit von elf auf zehn Stunden und eine Lohnerhöhung. In Strasburg in Westpreußen   verlangen die Maurer 38 Ps. Stundenlohn und die zehnstündige Arbeitszeit. Bei Ueberlandarbeiten soll noch die elfstündige Arbeitszeit gelten. Die Arbeitgeber haben, um Verwirrung in den Kreisen der Maurer anzurichten, ihnen den verdienten Lohn einbehalten, angeblich, weil sie nicht die Kündigungsfrist eingehalten haben sollen. Aus Breslau  . Der Vorsitzende der Brcslauer Maurer Erich W i d e r a stand am Montag vor der Strafkammer, die als Be- rufungsinstanz wegen Nötigung gegen ihn verhandelte. Die Nötigung bestand darin, daß Widern einem Arbeitgeber sagte: Wenn Sie die Forderungen der Maurer nicht erfüllen, dann hören alle Gesellen auf. Das Gericht erkannte wie die Borinstanz auf einen Monat Gefängnis.   Die Holzarbeiter von Dresden   und Umgegend sind in eine Lohn- bewegung getreten. Für eine solche stimmten in einer imTrianon" ab- gehaltenen stark von Bau- und Möbeltischlern. Glasern und Maschinen- arbeitern besuchte Versammlung 1118 Mann, nur 38 dagegen; 15 Zettel waren unbeschrieben oder ungültig. Die Forderungen sollen zum Teil zum 11. Juli, zum Teil mit Rücksicht auf die Arbeit- geber zum 1. April zur Einführung gelangen. Gefordert wird die vVsstündige Arbeitszeit und ein Stundenlohn von 42 Pf. für Möbel- und 45 Pf. für Bautischler. Jn Potschappel und Hains- berg soll ebenfalls in eine Lohnbewegung eingetreten werden. Die Lohnbewegung der Tischler in Großenhain   ist bereits zu Gunsten der Arbeiter beendet. Erreicht wurde eine Vcr- kürzung der Arbeitszeit. 4 Pf. Erhöhung des Stundenlohns, An- erkennung des Tarifs für Bantischler, Garantie des Stundenlohns bei außertarifmäßigen Accordarbeiten und kleinen Accorden, 25 Proz. Zuschlag für Ueberstunden. Am Orte 50 Pf., außerorts 1,75 M. tägliche Auslösung, sowie sonstige Verbesserungen. In Pirna   sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. doch steht zu hoffen, daß es hier ebenfalls zu keinem Streik kommen wird. Ein Konflikt im FeingoldschlSgcr-Gewrrbe steht in Dresden   be- vor. Mit dem 30. Juni erreichte die von den Unternehmern im März 1004 gekündigte Tarifgemeinschaft ihr Ende. Bereits am Sonnabend, den 25. Juni, hingen die Unternehmer einen neuen Lohntarif in die Werkstätten mit der Bemerkung, daß er am 4. Juli in Kraft trete. Der Tarif, der vor allem eine ArbeitSzeitverlängerung auf zehn Stunden täglich mit sich bringt(die noch dazu willkürlich vom Unternehmer geändert werden kann), während die gegenwärtige Arbeitszeit 8'/° Stunden beträgt, weist auch ganz erhebliche Lohn- Verkürzungen für Arbeiter und Arbeiterinnen auf. Eine an, 28. Juni stattgefundene Versa>nmlung der in der Goldschlägerei be- schästigten Personen erklärte den Tarif der Prinzipale für un- annehmbar, da er geeignet sei, wieder so unhaltbare Zustände herbei- zuführen, wie sie von 1800 bis 1000 bestanden haben. Vor allen Dingen sei eS nötig, den Versuch zu machen, wieder eine Tarif- gcmeinschaft zu stände zu bringen, da nur die Festlegung der Arbeits- und Lohnverhältnisse auf eine bestimmte Zeit geeignet ist, einigermaßen Ruhe im Gewerbe zu schaffen, die sowohl die Unter- nehmer als Arbeiter nötig haben, von diesen Gesichtspunkten miS- gehend, soll zuerst mit den Unternehmern eine Verständigung gesucht werden. Man will das Gewerbegericht als EinigungSamt anrufen. Die gewählte Kommission in Verbindung mit der Leitung des Metall- arbeiter-VerbandeS soll in der Lohnftage bei den Berhandlungen freien Spielraun, haben. Hueland. Der Lohnkampf der Bäckcrci-Ardeiter von Innsbruck   hat mit einem glänzenden Siege derselben geendet. Es wurde mit den Meistern ein Vertrag abgeschlossen, der für drei Jahre gilt. Danach ist die Einführung der 36 stündigen Ersatzruhe pro Woche in allen Bäckereien und für alle Gehilfen eingeführt. Die Kostgeberei ist beseitigt, die Löhne sind nach der Größe der Bäckereien aus 22 bis 27 Kronen, beziehentlich auf 24 bis 30 Kronen festgesetzt. Die Arbeitszeit beträgt 12 Stunden mit 2 Stunden Pause. Ueberstunden sind mit 50prozentigem Zuschlag zu entlohnen. DerDänische ArbeitsmannSverband", der jetzt ca. 20000 Mit- glieder hat und der größte der dänischen Fachverbände ist, hielt in der vorigen Woche zu Kopenhagen Aeinen fünften Kongreß ab, an dem auch Vertreterinnen deS dänischenWeiblichen ArbeitrrverbandeS" sowie Vertreter derNorwegischen  " und deSSchwedischen Arbeits- mannsverbandes" teilnahmen und im ganzen 88 000 Arbeitsleute und 1700 Arbeiterinnen repräsentiert waren._ Während der seit dem vorigen Kongreß verflossenen zwei Jahre waren 10 000 der Mitglieder de« dänischen Verbandes an Lohn- Berantw. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin  . Inseratenteil verantw.:! bewegungen beteiligt oder von Aussperrungen betroffen. Für 5000 wurden Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse erzielt, was mit Rücksicht auf die furchtbare Arbeitslosigkeit, mit der man zu rechnen hatte, als ein gutes Ergebnis anzusehen ist. Das Genossenschaftsunternehmen des Verbandes, Svendborg Mar- g a r i n e f a b r i k. hat sich sehr gut entwickelt; die Produktion ist gestiegen und das Produkt kann sich an Güte mit dem der ersten Fabriken des Landes messen. Von den Beschlüssen des Kongresses ist der wichtigste die Einführung einer Arbeitslosenver- s i ch e r u n g, zu der jedes Mitglied 10 Oere wöchentlich beitragen soll. Die Unterstützung soll eine Krone pro Tag, auf 36 Tage, be- tragen. Der Beschluß muß noch durch eine Urabstimmung bestätigt werden. Als Verbandsvorsitzender wurde FolkethliigSmann L y n g s i e einstimmig wiedergewählt. Die Pariser   Diamantarbeitcr haben in einer starkbesuchten Ver- sammlung beschlossen, in eine Bewegung zur Erringung des Nenn- stundentageS einzutreten, ein Fortschritt, den bekanntlich die Antwerpener nnd Amsterdamer Diamantarbeiter nunmehr nach langem Kampfe errungen haben. Der große Streik der Landarbeiter im Gebiete von Fcrrara, an dem zuletzt gegen 0000 Personen beteiligt waren, ist beendet. Als die Arbeiter sahen, daß die Grundbesitzer eher die ganze Ernte zu Grunde gehen lassen würden, als auch nur einen zollbreit nach- zugeben, kehrten sie zur Arbeit zurück. Ganz umsonst ist für die Arbeitermassen der Streik nicht gewesen, in einer Reihe von Orten sind einige Verbesserungen durchgedrückt, von besonderem Wert aber ist, daß die Idee der Organisatton und Solidarität in weite, bisher unberührte Kreise gedrungen ist. 8o2iales. In übel angebrachter moralischer Entrüstung macht eine namens des Vorstandes des Vereins zur Einführung der freien Arztwahl abgegebene Erklärung des Dr. Munter in der letzten Nummer der «Medizinischen Reform". Sie bezeichnet es alsInfamie", daß der Vorwärts" den Versuch der Freigewählten, die Allgemeine Orts- Krankenkasse durch das Angebotstandesunwürdiger Lohndrückerei" zu ködern, um das dicke Ende nachher folgen zu lassen, gebührend gekennzeichnet hatte. Dr. Munter behauptet, das Angebot, für weibliche Mitglieder der der Freien Vereinigung angehörigcn Krankenkassen mit freier Arztwahl das bisherige Pauschalhonorar von 3,50 M. bestehen zu lassen, sei lediglich socialpolitischen Erwägungen entsprungen. An diesesocialpolitischen Erwägungen" mag glauben, wer dazu Lust verspürt. Ueber seine wahren Absichten hat der Verein der Freigewählten sich in Nr. 17 derMedizinischen Reform" selbst dahin ausgelassen, daß er die Forderung langjähriger Verträge mit staffel- förmiger Honorarerhöhung verknüpfen iverde, so daß das Honorar binnen vier Jahre» von 3,60 M. auf 4 M. erhöht werde. Von Ausnahmen aus socialpolitischen Erwägungen war da gar keine Rede. Im Gegenteil wurde darauf hingewiesen, daß die Orts- Krankenkasse der Wäschefabrikation, die durchaus nicht glänzend dastehe, von selbst das Pauschalhonorar von drei auf vier Mark erhöht habe. Gerade dieser Krankenkasse ge- hören aber in weil überwiegendem Maße weibliche Mit- glieder an. Und dies Beispiel wurde doch angeführt, um zu beweisen, daß man durchaus keine ungemessenen Forderungen bezüglich des Honorars" zu stellen beabsichtige. Ferner war dem Sträuben der Schneiderkasse gegen die freie Arztwahl trotz des Zugeständnisses, daß diese Kasse überwiegend aus weiblichen Mitgliedern bestehe, gegenüber bemerkt, daß es unangemessen sei, die freie Arztwahl als den Prügelknaben für jede finanzielle Not" hinzustellen. Angesichts dieser Thatsachen, die sich noch vermehren ließen, kann man uns wirklich nicht zumuten, zu glauben, daß die plötzliche Bescheidenheit der Forderungen neu zu gewinnenden Kassen gegen- über nicht etwa wohlberechnete Strategie, sondern eine ganz unge- wohnliche socialpolittsche Weitherzigleit sei. Man bringe sein sitt- liches Pathos also an, wo man Gläubigkeit dafür voraussetzt, uns verschone man gefälligst damit. Aerzte nnd Krankenkassen. Zwischen der OrtS-Krankenkasse der Teztilindusttie in Eupen   und den dortigen Aerzten sind wiederum Differenzen entstanden. Die Aerzte verlangen das VorscklagSrecht bei Anstellung neu zuziehender Aerzte. Die bisher stattgefn» denen Unterhandlungen haben zu keinem Resultat geführt, weshalb die Aerzte am 1. Juli ihre Thätiakeit an der Kasse einstellten. Die Stadtverwaltung hat sich in vieler Angelegenheit an die Regierung in Aachen   gewandt. Für 45jährige treue Dienste Entlassung. Unser Bremer Partei-Organ berichtet: Der Nieter Sch., der sein ganzes Leben bei demVulkan" beschäftigt war. ist vor einigen Tagen wegen nicht genügender Arbeitsleistung(!) entlassen worden. Der entlassene Sch.. der seine beste Kraft in dem genannten Betriebe und seinem Vorgänger verbraucht hat, ist heute Invalide, er hat einen doppelten Bruch, den er ans demVulkan" gewiß nicht vom Faulenzen bekommen hat. Wenn ein Arbeiter 45 Jahre in einem Betriebe arbeitete, dann ist wohl so viel sicher, daß er ein solider, ruhiger und tüchtiger Arbeiter sein n, u ß. Und seine Mitarbeiter können es dem Sch. bezeugen, daß er das auch heute noch ist. Freilich mutz in Betracht gezogen werden. daß Sck. ein G r e i S ist, daß er also nicht mehr mit der Voll- kraft der Jugend zu arbeiten vermag. Aber daß der Mann seine Arbeit noch zu leisten vermag, beweist der Umstand, daß der Nietermeister ihm Accordarbeit gab und ihm hierbei letzthin noch einen Accordübcrschuß auszahlen mußte. Sch., der sein Leben im Dienste deS Kapitallsnnis geopfert hat, kann jetzt in Muße nach- denken über die famose persönliche Freiheit deS Arbeiters, die darin besteht, daß er verhnngern kann, wo er will, beim es wird schwer halten, für den Invaliden der Arbeit bei einem andern Kapitalisten Arbeit zu erhalten. Eine Lohnbewegung der Pastoren wird in aller Form in den Mecklenburger Nachrichten" angekündigt. Beweglich klagt dort einer der Kanzelredner über die wirtschaftliche Lage der Pastoren, um schließlich einem Aderlaß der S t a a t S k a s s e für die Ver- künder der Lehre von der christlichen Demut und Entsagung das Wort zu reden. Der bewußte Pastorale Lohnkämpfer giebt in denMccklen- burger Nachrichten" ausdrücklich zu. daß das Wort von den fetten Pfarren in Mecklenburg   berechtigtwar, wie er sagt. Heute freilich litten aber wenigstens in der Mehrzahl die Kirchenmanner mit ihren Fanulien bittere Not. Die meisten Pastoren hätten nicht mal über 4000 M. JahreSlohn. Solche Klage» der protestantifcheii Geistlichen sind nichts Neues. In Schleswig-Holstein   entrüstete sich ein Geistlicher seiner Zeit über die jämmerlichen Anfangsgehälter. 1800 M. Anfangsgehalt dazu die Naturalleistungen: Freie Aohnuiig. Pfarrland-c. sei ein Lohn für S ch l ä ch t e r g e s e I l e», aber nicht für Pastoren I Und in Berlin   machte vor einiger Zeit ein Pastor zum Beweis der unauslömmlichen Bezahlung der Pastoren«in Jahresbudget auf, in dem er behauptete, ein Pastor könne nicht ohne zwei Dienstboten und eine Wohnung für mindestens 1300 M. auskommen I Wir verdenken es den Pastoren an sich natürlich gar nicht, für möglichst günstige Existenzbedingungen zu kämpfen. Nur sollten sie sich erstens nicht vom Staat, sonder» von denen bezahlen lassen, die ihrer Dienste benötigen, und zweitens sollten sie darauf verzichten, den Arbeitern Bedürfnislosigkeit zu predigen! Interessant ist übrigens ein dem Mecklenburger Gottesstreiter entfahrenes Geständnis. Er schreibt nämlich unter andern,: Woher kommt es den», daß alles in die Jurisprudenz drängt und daß die theologischen Hörsäle l e er werden? Die Theologie bietet dem Geiste doch gewiß daS- selbe, was ihm die Jurisprudenz bietet. Ich sehe ab von dem Strebertum, welche» sich immer zur Rechts wissen- s ch a f t wird hingezogen fühlen."_ Ih. Glocke, Berlin  . Druck u.Verlag: VorwärtSBuchdr.u. Verlagsanstalt ß Die Schließung der Barbiergeschäfte au So«»- und Feiertag«» morgens 11 Uhr hat der Große Rat von Basel-Stadt  zum Beschluß erhoben. Die Forderiii, gen der Friseurgehilfen an die Meister beschränken sich nun noch auf folgende Punkte: Schluß der Geschäfte an, Sonnabend um 11 Uhr abends, an den übrigen Wochentagen um 8 Uhr und wöchentlich einen halben Tag frei. Vom Schlachtfeld der Arbeit. Der dänische ArbeiterversicherungS- Rat, der aus neun Mitgliedern, darunter zwei Vertreter der organi- sierten Arbeiter und zwei der organisierten Arbeitgeber, besteht, hat dieser Tage seinen Bericht über das Jahr 1903 heraus- gegeben. Im Laufe des Jahres hatte der Rat über 2363 Fälle zu befinden, wovon jedoch 407 ausschieden, weil sie teils nicht als Unglücksfälle angesehen werden konnten, teils nicht unter daS Unfall- versicherungs-Gesetz fiele». In 1117 Fällen trat bald nach der An- Meldung völlige Heilung ein, so daß 839 Fälle übrig blieben, bei denen der Rat über Erstattungsansprüche zu entscheiden hatte. 55 dieser Unglücksfälle hatten den Tod zur Folge, 525 dauernde Beeinträchtigung der Arbeits- fähigkeit und 250 keine dauernden Folgen. Gegen 35 Eni- scheiduiigen des Rates wurde Berufung beim Ministerium deS Innern eingelegt. In 33 von den 55 Todesfällen waren erstattungsberechttgte Hinterbliebene vorhanden, denen im ganzen 118 000 Kronen, durch- schnittlich also auf jeden Fall über 8000 Kronen, ausgezahlt wurden. (Laut Gesetz soll die Erstattuiigssiimme in Todesfällen höchstens 3200, mindestens 1200 Kronen betragen, außer einer Begräbnis- summe von 50 Kamen.) Von den 525 Invaliden erhielten nur drei volle Erstattung zuerkannt(die laut Gesetz je nach dem JahreS- verdienst der Verniiglückten miiidestens 1800, Höchsteiis 4800 Kronen bettagen soll), und nur 10 über die Hälfte der Erstattungssumme. Im ganzen wurden an Invaliden 442 000 Kronen ausgezahlt. In zwei Fällen konnten Invalide die ihnen zuerkannte Erstattung noch nicht, oder nicht im vollen Maße erhalten, weil die Arbeitgeber ste nicht versichert hatten und sich als nicht zahlungsfähig erwiesen. Letzte I�acbricbtcn und Depefeben. Bom siidwcstafrikauische» Kriegsschauplatz meldet ein Telegramm des Generals v. Trotha aus Okahandja  folgendes: Händler Wallace vernommen, behauptet, von Hereros Mitte Januar nach Beraubung seiner Habe gewaltsam als Ge- fangener mitgeschleppt zu sein. Verließ Hercros am 3. Juni. Diese sitzen nach seiner durch alle Meldungen bestätigten Angabe mit allen Werften und allem Vieh an Groß-Vlevs(?) südlich des Waterbergs zivischen Waterberg   und Omurainba-Fluß. uni Ombujo-Wimboro herum, halten Omuramba-Flnb besetzt. Michael hält mit seinen Leuten Paß bei Omuweroninue. Arbeiten zur Verlängerung der Mole von Swakopmund   werden aufgenomme» werdr». Französische   Depiitiertenkammer. Paris  , 5. Juli.<W. T. B.) Bei der Beratung deS Militär- Gesetzes werden sämtliche zurückgestellten Arttkel angenommen. DaS >aiis nimmt alsdann mit 400 gegen 173 Stimmen ttotz Einspruches des Kriegsministers Andr« und der Kommission ein Amendement an, wonach die Reservisten zwischen dem 1. Juli und 1. Oktober nicht einbenlfen werden dürfen. LasieL ruft einen Zwischenfall wegen des MajorS Euignet hervor, und erklärt, der Gesundheitsrat werfe dem Minister vor, daß er Euignet für schwachsinnig habe ausgeben ivollen, damit er verhindert werde, als Zeuge im DreyfuS-Prozeß aufzutreten; aber dieses Manöver sei mißglückt und Euignet werde wiederholen, daß die Umgebung des Ministers Fehler in dieser Angelegenheit begangen habe. Kriegsminister A n d r s protestiert gegen die Anschuldigung Lasies und erzählt als Euignet sich im Ministerium eingefunden habe, habe er ihm durch Oberst Bourdeanx sagen lassen, daß er den Zeitungen keine Mitteilungen mehr zugehe» lassen soll«. Euignet sei sehr erregt ge- wesen und habe Bourdeanx gerichtlich belangen wollen, weil er sein Schweigen erkaufen wollte, er(Andrö) habe eine ärztliche Untersuchung angeordnet, nm Gewißheit zu erlangen, ob Euignet für seine Handlungen verantwortlich zu machen sei.(Beifall auf der Linken, Protestrufe auf der Rechten.) Gauthtzer verliest Briefe von Euignet und fügt dann hinzu, aus diesen könne inan ersehen, daß Cliignet nicht schwachsinnig sei: er hoffe, es werde sich noch«ine Mehrheit finden. welche die Freiheit und Ehre der Bürger verteidigte.(Beifall im Centrum.) Damit ist der Zwischenfall erledigt. Die Kartäuser  -Angelezenheit vor der UntcrsuchungSkommisflon. PariS  , 5. Juli.  (W. T. B.) Die UntersuchungSkommission ver­hörte heute MaScuraud, der einen Schwur leistete, daß er die Kar- täuser niemals gesehen habe und Cendre nicht kenne. Das Protokoll der Untersuchungskommission besagt, daß Mascnraud nach seiner Aussage sich zwischen die Mitglieder der Kommission setzte und darauf Cendre her- eingerusen wurde. Dieser leistete auf ein aus der Tasche gezogenes Eruzifix einen Eid und bezeichnete dann Mascnraud als denjenigen, den er in der Grande Chartrense gesehen, und der ihn gebeten habe, den Prior zu sprechen. MaScuraud erhob hiergegen enttüstet Einspruch und bezeichnete Cendre als einen Meineidigen. MaScuraud erbot sich, der Kommission sein Tagebuch vorzulegen, welches über die Verwendung seiner Zeit in jener Periode Ausschluß gäbe und schlug der Kommission sogar vor, an den Prior der Karthäuser zu appellieren, sein Zeugnis abzulegen. Die Sitzung wurde darauf aufgehoben, um MaScuraud die Herbeischaffuug des Tagebuches zu ermöglichen._ Paris  , 5. Juli.  (W. T. B.) Der Senat nahm mit 167 gegen 108 Stimmen das Gesetz betreffend Abschaffimg des Unterrichts durch Kongreganisten in der Fassung der Deputiertenkammer an. Paris  , 5. Juli.  (W. T. B.) Der heute in der Kammer ver- teilte zweite Bericht der Zollkommission betreffend die ausländischen Tarife, enthält«in Schreiben des Ministers deS Aeußeren Delcaffä an den Präsidenten der Zollkommission, worin der Minister darauf aufmerksam macht, daß jede Tarifkonzession, die Deutschland   irgend einem im Frankfurter   Verttage nicht bezeichneten Staate bewilligt, indirekt den daselbst specificierten Staaten und deshalb auch Frank- reich zu gute kommt. Im Fortgang« der Sitzung nahm das Haus mit 517 gegen 43 Stimmen das Gesetz betr. die zweijährige Dienstzeit in der Gesamtabstimmung an. Ter Gesetzentwurf wird nunmehr wieder an den Senat gehen. Bom niederländische» Kolonialkriege. Amsterdam  , 5. Juni.  (W. T. B.) Der«Nieuwe Rotter- damsche Courant" veröffentlicht ein Telegramm aus'B a t a v i a, welches besagt, hKß der Kommandeur der Expedition nach Nord- Atschin am 20. v. M. Likar angegriffen und dem Feinde einen Verlust von 432 Toten, darunter 124 Frauen und 88 Kinder, und 54 Verwundeten beibrachte; außerdem wurden 17 Mann gefangen genommen. Auf niederländischer Seite wurden der Kommandeur der Truppen sowie ein Lieutenant, 2 Unteroffiziere und 13 Mann verwundet. Am 23. v. M. griffen die niederländischen Gruppen nochmals den Feind an. wobei letzterer einen Verlust von 654 Toten. darunter 186 Frauen und 130 Kinder, und 49 Verwundeten erlitt; ferner wurden 23 Mann zu Gefangcilen gemacht. Von den nieder- ländischen Truppen wurden ein Hauptmann, 22 Soldaten und 6 Kulis verloundet._ London  , 5. Juli.  (SB. T.©.) Das Unterhaus hat den Bor- schlag Balfours betreffend das Schankgesetz mit 262 gegen 207 Stimmen angenommen. aul Singer S-Eo., Berlin   SW. Hierzu 2 Beilagen u. NnterhaltungShlatt