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Nr. M. 21. 1. ßriliijt des.Fmiills" Krlim MM Dienstag) 12. Juli 1904. Der neunte Duchbinder-Derbandstag. Dresden , den 8. Juli. Nachmittags- Sitzung. In der Beratung der Anträge wird fortgefahren. Die Anträge auf Herausgabe einesBuchbinderkalenders" werden dem Vorstande zur Erwägung überwiesen. Der Antrag Magdeburg , für Bildungszwecke niehr als bisher Mittel zur Verfügung zu stellen, systematisch Vorträge bildenden und erzieherischen Inhalts abhalten zu lassen, wird angenommen. Ein Antrag Hamburg , daß bei Abwehrstreiks, Maßregelungen, Tarif durchbrechungen sc. die Ortsverwaltung berechtigt sei. selbständig eine Arbeitsniederlegung anzuordnen, wird abgelehnt Ebenso der, wonach Mitglieder, die sich den Anordnungen einer Streikleitung widersetzen, aus der Z a h l st e l l e ausgeschlossen werden sollen. Betreffs der U n t e r st ü tz u n g b e i S t r e i k s werden folgende Unterstützungssätze festgesetzt: Für weibliche Streikende 7 M.. solche, welche einem eignen Hausstand vorstehen, 9 M.. ledige männliche 12 M.. verheiratete 15 M., für jedes Kind unter 14 Jahren 1 M. pro Woche. Den Bericht über die Unter st ützungs- sNeuner-j K o m Mission giebt I o st- Berlin. Die Kommission empfiehlt folgendes Der Beitrag für männliche Mitglieder wird von 36 Pf. auf 4-, Pf., für weibliche von 15 Pf. auf 20 Pf. erhöht. Zur Bestreitung örtlicher Ausgaben verbleibt den Zahlstellen ein Betrag von 15 P r o z.(bisher 20 Proz.j der Beiträge. Arbeits losen- Unterstützung soll gezahlt werden(anstatt vier sind sechs Klassen eingeführt) für männliche Mtglieder: 1. Nach 2Swöch. Mitglsch. u. Beitrags!, pr. Tag 0.50M. bis 15 M. 30 Tage 2-- 62.,.. 0,75 45.=60. 2-. 104_$0.--M 156.... 1,25 75=60 5.* 208.. 1,50 90.=60 S. 260...... 1,75 105=60 Die Unterstützung der I. Klasse wird nur den auf der Reise be findlichen Mitgliedern gewährt. Für weibliche Mtglieder: I. Nach 52 wöchentlicher Mitgliedschaft und Beitragsleistung pro Tag 76 Pf. bis 22,60 M. 30 Tage. n. Nach 156 wöchentlicher Mitgliedschaft und Beitragslcistung pro Tag 1 M. bis 35 M. 35 Tage. HL Nach 260wöchentlicher Mitgliedschaft und Beitragsleistung pro Tag 1,25 M. bis 50 M.= 40 Tage. Ferner eine Krankenunterstützung für weibliche Mitglieder und zwar: Nach 52 wöchentlicher Mitgliedschaft und Beitragsleistimg pro Tag 40 Pf. auf die Dauer von 40 Tagen in Summa 16 M. Die Unterstützung beginnt mit dem 8. Tage. Ausgesteuerte Mtglieder können erst nach weiterer 52 wöchentlicher Mitgliedschaft und Beitrags- Leistung aufs neue Krankenunterstützung bezichen. Schließlich eine Hinterbliebenen- Unter stutzung für männliche Mitglieder resp. deren Eheftauen und Kinder im Falle des Ablebens eines Mitgliedes. Auch Hinterbliebene lediger niänu- 'licher Mitglieder werden unterstützt. Bedingung ist, daß das Mitglied drei Jahre dem Verbände angehört. Die Unterstützungssätze schwanken zwischen 8 M. wöchentlich(vier Wochen lang) und 15 M.(dreizehn Wochen lang). Ferner schlägt die Kommission betr. der I n v a l i d c n- Versicherung eine Resolution vor, worin der Verbandsvorstand aufgefordert wird, zunächst erst das statistische Material als Unter läge dazu bis zum nächsten Verbandstage(in drei Jahren) zu sammeln und eventuell auf Gnmd desselben eine entsprechende Vor läge vorzulegen. Kohl- Dresden stellt und begründet einen Antrag, wonach Hilfsarbeiter der Klaffe der weiblichen Mtglieder beitreten können. Es liege ihm daran, den schlechtentlohnten Arbeitern die Möglichkeit zu geben, der Organisation auch bei hohen Beiträgen treu zu bleiben. Es sei ihnen ja nicht verwehrt, da, wo sie es konnten, in der höheren Klasse zu steuern. Luft- Berlin stimmt dem zu und beantragt ein Amendement, wonach sämtliche Kollegen, die unter 15 M. pro Woche verdienen, ebenfalls in der Klasse der weiblichen steuern dürfen. Bergmann- Berlin beantragt Uebcrgang zur Tagesordnung. Der Antrag wird in namentlicher Abstimmung mit 41 gegen 22 Stimmen angenommen. H a m m l e r- Heilbron» ist mit der Erhöhung der Beiträge nicht einverstanden. Bei der Abstimnmng. die eine namentliche ist, wird die Er höhung der Beiträge mit 48 gegen 12 Stimmen beschlossen. Die beiden Schriftführer Kempke und Friederci fehlen, Iveil sie das Protokoll machten. Wilhelm- Altona enthielt sieh der Stimme, worauf folgendes Resultat zu verzeichnen ist: Mit Nein stimmten: Lust, Seiler, Schlegel, Küster, Albert, Hesche, Kohl, Jennrich, Klinke, Engelmann, Hammler und Böhler. Alle übrigen mit Ja. Der Antrag der Kommission, daß nur 15 Prozent der Beiträge anstatt 20 am Orte verbleiben sollen, wird gegen 12 Stinnnen an- genommen. Der Antrag der Kommission betreffend die Arbeitslosen- Unterstützung wird gegen die Stimme des Delegierten Drautz- Berlin an- genommen. Beschlossen wird ferner, daß Mitglieder, die den Höch st betrag der Unterstützung bezogen, nach 26 Wochen weiterer Beitragsleistung_ wieder aufs neue Unterstützung von vorn an in derselben Klasse beziehen können, in welcher sie vordem Unter- Stützung bezogen haben. Dieser Autrag des Verbands- Vorstandes(67) wird einstimmig angenommen.(Bravo.) Bei der Unterstützung bei Maßregelungen schlägt die Neuner-Kommission vor, es bei dem bisherigen Zustande zu be- lassen. Es wird demgemäß beschlossen. Alb ert-Magdeburg wendet sich jetzt nicht nur aus principiellen Gründen, sondern aus Verantwortlichkeitsgesühl gegen die Hinter- bliebenen-Unterstützung. Bergmann- Berlin erklärt sich für die Unterstützung, weil sie gegenüber Kriegervereincn zc. ein vorzügliches Ugitatwnsnnttel sei. Kohl- Dresden konstatiert, daß G ü t h und Bergmanu uns die UnterstiitzungSeinrichtungen der Krieger- vereinler als Muster hmstellen. Da sei es weit genug gekommen. Die Hinterbliebenen-Unterstützung wird hierauf gegen 6 Stimmen an- genonunen. Abend-Sitzung. Die Anträge auf Eiifführung einer Brautaussteuer (Heiratsunterstützung) werden abgelehnt, die betr. der W ö ch- n e r i n n e n vom Verband»vorstand zc. zurückgezogen. Die Resolution zur Juvalidenunterstiitzung(stehe gestrige Nachmittags-Sitzung) wird angenommen, ebenso der Antrag auf Einführung einer Kranken- Unterstützung für werbliche Mitglieder. An Umzugskosten sollen künftig gewährt werden: Nach 3jähriger Mitgliedschaft 20 M.. steigend bei je 52 weiteren Beitragen um 5 M. bis 60 M. Wieder­holte Unterstützung wird in gleicher Höhe gewährt wie das erstemal. Reu angefügt wird: den weiblichen Mitgliedern wird die Hälfte der Unterstützung gewährt. Beschlossen wird, daß Wiederaufhebuugen der event. Extrasteuern nur vom Vorstand mit dem Ausschuß gemeinsam geschehen dürfen. Es folgt die Wahl des Borortes vom Vorstande und Ausschüsse. Schlegel- Hamburg plädiert für Verlegung von Stuttgart . Es sei frisches Blut nötig, aber in Stuttgart nicht zu haben. Die Art, wie der Vorstand bei Lohnbewegungen ge- bremst habe, lege uns die Pflicht auf, uns von Stuttgart loszu­sagen. O. Schröder- Leipzig tritt für Verlegung nach Leipzig ein. Berg mann-Berlin verteidigt in halbstündiger Ausführung die Verlegung nach Berlin . Dort seien allein 5000, mit Ham­ burg , Hannover zc. 9000 Mitglieder ansässig. Bei der Tarifbewe- gung zc. seiStuttgart " die Ursache von mancherlei Mißhelligkeiten gewesen. Zudem werde Berlin immer mehr die Centrale für das ganze Gewerbe. Durch das regere gewerkschaftliche Leben in Berlin werde eine frische Brise in das Verbandsleben kommen. Es sei der dringende Wunsch der Berliner , daß der bisherige Vorstand mit nach Berlin übersiedele, mau werde ihm in jeder Be ziehung, besonders in der Gehaltsfragc, weit entgegenkommen Wäre der Redakteur 1900 in Berlin geblieben, so hätte er sich dort sicher nicht so zu Ungunsten der Neutralitäts- und Maifeier-Frage geändert. Es erfordere das dringende Interesse des Verbandes, daß der Vorstand nach Berlin übersiedele. Böttcher- Stuttgart verteidigt Stuttgart als Sitz des Vor standeS. Mit den Intelligenzen sei es in Berlin sicher nicht besser bestellt. Redner tritt dafür ein, daß noch ein zweiter Beamter au gestellt werde, dann werde der Vorstand entlastet und manches besser werden. Schmidt- Stuttgart verwahrt sich dagegen, daß Stuttgart seine Ansichten geändert habe. I ö h l e r- Stuttgart schließt sich Böttcher an und erklärt, die Buchdrucker würden uns trotz unsrer Verwandschast auch in Berlin nicht näher kommen. Der größte Jndustrieverband Deutsch lands (Metallarbeiter) habe seinen Sitz in Stuttgart und gedeihe sehr gut dabei. Mau solle Kloth als zweiten Vorsitzenden mit nach Stuttgart schicken und alles wäre aufs beste bestellt. Schulze(Ausschuß- Vorsitzender) Berlin betont, daß die Berliner stets die treibende Kraft bei allen Altionen, auch denen in der Provinz, gewesen seien. Schröter- Stuttgart : Er sei stets energisch f ü r Verlegung von Stuttgart eingetreten und deshalb als Delegierter gewählt. Die Stuttgarter Kollegen hätten erst harte Kämpfe mit dem Verbands vorstand führen müsse», ehe er überhaupt Akttonen unternommen. (Hört I hört!) Die Stuttgarter hätten fast immer den Vorstand an- gettieben und vorwärts gedrängt. Lediglich die p e r s ö n l i ch e n Interessen Dietrichs hätten eine Stuttgarter Versammlung nach einer Rede Dietrichs veranlaßt, für Belassung in Stuttgart zu stimmen Er, Redner, und Frey, die sich stets für die Verlegung ausgesprochen, seien dann auch als Delegierte gewählt worden und das müsse man berücksichtigen. Richtig sei, daß der Vorstand einen unzeitigen Streik in Stuttgart verhütet habe. Aber das hätte er von Berlin aus auch gekonnt. Es sei Zeit, daß der Vorstand endlich fortkomme. Klar- Berlin bezeichnet diese Ausführungen eines Stttttgarters für hochbedeutsam. Sie bestärkten die Berliner in ihrem Beschluß nur noch mehr. Wünschenswert sei, daß bei den bevorstehenden Aktionen die verantwortlichen Personen schnell zur Hand seien. ! alter- Leipzig giebt die Erklärung ab. daß auch die Leipziger wünschen, daß bei Verlegung der bisherige Vorstand im Amte bleibe. Redner zieht hieranf den Antrag Leipzig zu Gunsten Berlins zurück. Hesche- Leipzig, G ü t h- Bielefeld und Pfütze- Leipzig erklären sich gegen die Verlegung, Bergmann nochmals für dieselbe. lvorauf I. Frey- Stuttgart erklärt, wenn Schröter das, was er heute gesagt, in Stuttgart in der Versammlung gesagt hätte, wäre er nicht gewählt worden.(Widerspruch.) In Stuttgart verblieben nach Abgang des Vorstandes nicht mehr unabhängige Leute genug. die unsre öffentlichen Geschäfte leiten könnten. Haueisen: Der Verbandsvorstand habe alles gethan, was zu thun möglich war. Alles aber hätte man nicht erreichen. allen Anforderungen nicht entsprechen können. Den Vorschlag. einen zweiten Beamten anzustellen, begrüße er mit Freuden. Würde die Anstellung erfolgen, so könnten all' die angeführten Wünsche er- 'üllt werden. Dietrich habe seit 1885, seit er Vorsitzender sei, seine Kraft erschöpft, sei bald 60 Jahre alt und da könne man ihm keine Vorwürfe machen. Hierauf nimmt unter großer Spannung der bei fürchterlicher Hitze(abends>/z11 Uhr) in Hemdsärmeln dasitzenden Delegierte» das Wort Dietrich: Stichhaltige Gründe für die Verlegung seien keine angeführt. Auch der Vorstand habe schon häufig drängen und chreben müssen, sei nicht stets der Geschobene gewesen. Die General kommission und die andren 26 Verbände hätten in Berlin nichts Sonderliches gewonnen. In Stuttgart sei der Verband in 19 Jahren groß und stark geworden. Berlin , namentlich der Ausschuß, hätten bisher nur kritisiert, aber nicht gezeigt, wie es besser gemacht werden könne. Gewiß habe er lange und schwer gearbeitet, und er würde auch mitgehen, wenn eine zwingende Notwendigkeit vorläge. Aber das sei nicht der Fall. Wegen seiner Familie, seiner alten Frau, könne er einfach nicht fortziehen, ohne sie verkümmern zu lassen. Man solle sich den Entschluß noch'mal reiflich überlegen. Schulze- Berlin verwahrt den Ausschuß gegen die Vorwürfe Dietrichs. Schröter erklärt, er habe die volle Wahrheit gesagt und Haueisen sei auch seiner Meinung. Der Antrag auf Verlegung von Stuttgart wird hierauf in namentlicher Abstimmung mit 35 gegen 24 Stimmen angenommen. Mit Nein stimmten: Stukenbrock und Kronacker-Hannover . Geißler- Braunschweig, Pfütze. Haß und Hasche-Leipzig, Jennrich-Dresden , "ünemann-Erfurt , Güth-Bielefeld, Kaiser-Köln, Bruns-Solingen, ietrost-Frankfurt, Rüguer-Mannheim, Jühler, Frey und Böttcher- Stuttgart , Hammler- Heilbronn, Böhler- Regensburg, Haßlinger Erlangen, Eberhard-Würzburg, Reckling-Fürth, Faust und Baader München und Zippcrer-Leipzig. Kloth-Leipzig, Klinke-Elberfeld und Schröter-Stuttgart enthielten sich der Stimme. Der Antrag, den Sitz des Verbandes nach Berlin zu verlegen, wird ebenfalls angenommen. Ebenso der Anttag, einen zweiten besoldeten Borsitzenden anzustellen. Beschloffen wird noch, die Gehälter der Beamten nach den Be 'chlüssen des letzten Gewerkschafts- Kongresses zu regeln. Das Anfangsgehalt des Vorsitzenden wird auf 2200 Mark, steigend in den ersten drei Jahren um 100 M., von da aber um 50 M., bis 3000 M. festgesetzt. Das Anfangsgehalt des Kassierers und Redakteurs wird auf 2000 M.(rückwirkend für die jetzigen Beamten ffir zwei Jahre), der Höchstbctrag auf 2700 M. normiert. Die be- oldeten Gauleiter erhalten 1800 M. Anfangsgehalt mit denselben Zulagen jährlich bis 2400 M. Sonnabend. Vormittag-Sitzung. Es folgt die Wahl des ersten Vorsitzenden. Dietrich, aller eits vorgeschlagen, lehnt bestimmt ab. Der Vorsitzende Kohl hofft edoch, daß bei einstimmiger Wahl Dietrich trotzdem mitgehe. Dietrich erklärt, erst mit seiner Familie Rücksprache nehmen zu müssen. Trotzdenr wird Dietrich mit 61 von 62 Stimmen gewählt. ugleich wird einstimmig beschlossen, Dietrich vom 'age seines Rücktritts ab einen Ehrensold von 1000 Mark jährlich(sein bisheriges Gehalt) zu gewähren. Bravo!) Dietrich dankt für das große Vertrauen, das ihn ungemein reue. Er kann aber vor Erregung nicht weiter spreche». Der Verbandötag konstatiert hierauf, daß daS Ruhegehalt selbstverständlich mit dem heutigen Tage in Kraft trete, woraus Dietrich tief bewegt. 'ast lautlos erklärt:Gut, dann lassen Sie mich in Stuttgart !"(Starke Bewegung.) Dietrich erklärte es hierauf m selbstverständlich, auch weiterhin für den Verband zu arbeiten. oweit es seine Kräfte erlaubten._ Beschlossen wird hierauf, die Wahl des zweiten Borsitzenden Vorstand und Ausschuß zu überlassen und Kloth und Brückner zum ersten Vorsitzenden vorgeschlagen. Mit 39 g e g e n 18 Stimmen, iZie Brückner erhielt, wurde �alsdann Emil Kloth- Leipzig zum ersten Vorsitzenden des Verbandes e w ä h l t. Haueisen wird einstin, mig als Verbandskassierer wieder­gewählt. Für Redakteur Schmidt werden abgegeben 49 gültige und >ehn weiße Stimmzettel. Er nimmt die Wahl an. Ztpperer- Leipzig wird als Ausschußvorsitzeuder gewählt. Punkt 6: Gewerkschafts- und Heimarbeitcrschutz-Kongrcß wird von der Tagesordnung abgesetzt, dafür der Vorstand in einer Resolution aufgefordert, der Frage der Abschaffung der Heimarbeit im Berufe mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zu Delegierten zum nächsten Gewerkschaftskongreß werden gewählt Dietrich, Zipperer, Kloth, Schmidt und Brückner. Ein Antrag, den Vorstand zu beauftragen, mit dem Portefeuill er verbände zwecks Abschluß eines Vertragsverhältnisses in Ver- bindung zu treten, wird einstimmig angenommen, nachdem Wem- schild erklärte, daß sein Verband bereits ebenso votiert habe. Hierauf werden einige Hamburger Angelegenheiten erledigt. Der Verbandstag erklärte nach den Vorschlägen der Kommission, den Antrag GrimmS und Haß', ihnen Ehrenerklärungen ausstellen zu lassen, abzulehnen, da die Manipulattonen Grimms eineZzersetzende Wirkung gehabt hätten. An der Hamburger Streik- abrechnung sei nichts auszusetzen., Beschlossen wird, das neue Statut am 1. jsOktoberAm Kraft treten zu lassen. Der nächste Verbandstag findet 1907 in Nürn- b e r g statt. Dietrich erklärt, bis zun, Amtsantritt Kloths im Amte bleiben zu wollen,eventuell noch länger".(Heiterkeit.) Dem Kassierer wird einstimmig Decharge erteilt. Die Regelung der Ge« Haltsverhältnisse der Beamten geschieht auf Antrag der Siebener- Kommission nach dem Beispiel des Porteseuiller- Verbandes: jährliche Zulagen von 100 M. zc. Die Beamten werden verpflichtet, der Unterstützungsvereinigung des VereinsArbeiterpresse" anzu- gehören und zahlt der Verband die Hälfte der Beiträge. Der An- trag, den Gaubevollmächttgten die 3 Proz. Entschädigung vom 1. Januar ab rückwirkend zu gewähren, wird angenommen. ebenso das neue.Wahlreglement für die Delegierten zum Verbandstage", das mancherls, Verbesserungen enthält. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Bergmann- Berlin spricht dem Bureau und dem Lokal- komitee den Dank des Verbandstages aus, worauf Brückner die Schlußrede hält, worin er erklärt, daß die Entwicklung des Ver- bandes nicht zum wenigsten dem nun scheidenden Kollegen Dietrich zu verdanken sei und daß wir ihn deshalb höchst ungern scheiden sähen. Dietrich dankt in herzlichen Worten und bittet, den Mitgliedern allerorts einen Gruß zu bestellen. Er sage allen in der Hoffnung Lebewohl, daß unter der neuen Leitung der Verband blühe und gedeihe.(Bravo !) Nach einer kurzen Ansprache Kloths wird hierauf der Verbandstag mit einem dreifachen Hoch auf den Deutschen Buchbiuder-Verband und die deutsche Arbeiterbewegung gegen Mittag geschlossen.__ Berliner partei-Hn�elegenbeiten. Erster Wahlkreis. Am Zahlabend, Mittwoch den 13. Juli, wird die BroschüreDer Zukunftsstaat der Junker" umsonst an die Mit- glieder verteilt werden. Der Vorstand. Wahlverein Groß-Lichterfclde-Lankwitz. Die ordentliche Mitglieder- Versammlung findet am Mittwochabend 8 Uhr bei Reisen, früher Richter, Chausseestr. 104, statt. Zahlreiches Erscheinen erwartet Der Borstand. Britz . Am Dienstag vor dem 15. und nicht vor dem 25., wie eS infolge eines Druckfehlers hieß, finden die Wahlvereins- Versammlungen allmonatlich statt. lokales. Tischlerinnung und LandcSversicherungs-Anstalt. Der Bor - sitzende der Landesversicherungs-Anstalt Berlin ersucht uns um Auf- nähme folgender Erklärung: Das unterm 2. Juni dieses Jahres von Herrn Rahardt im Auftrage der Tischlerinnung zu Berlin an den Borstand der Landes- versicherungs-Anstalt Berlin gerichtete Schreiben, welches den Ausschußmitgliedern am 5. Juli zur Kenntnisnahme übersandt wurde, hat auch Aufnahme in Ihrer geschätzten Zeitung gefunden, und dies veranlaßt mich, um falschen Schlußfolgerungen vorzubeugen, folgende Bemerkungen zu machen: Erstens: Nach§ 104 Abs. 3 des Jnvalidenversicherungs- Gesetzes werden die Beisitzer zu den Schiedsgerichten von dem Aus- schusse der Landesversicherungs-Anstalt, und zwar zu gleichen Teilen in getrennter Wahlhandlung von den Arbeitgebern und den Versicherten nach einfacher Stimmenmehrheit gewählt. Zweitens: Der§ 5 Abs. 2 Satz 2, Gesetz, betreffend die Ab- änderung der Unfallversicherungs-Gesetze, in der Fassung der Be- kanntmachung vom 5. Juli 1900, bestimmt: Den Vorständen der Berufsgenossenschaften und den Ausführungsbehörden ist Gelegen- heit zu geben, geeignete Personen(zu Beisitzern) in Vorschlag zu bringen. Drittens: Kommen bei den Wahlen noch folgende allgemeine Vorschriften in Betracht: Wählbar zu Vertretern der Arbeitgeber sind nur deutsche, männliche, volljährige Arbeitgeber der nach Maß- gäbe des Jnvalidenversicherungs-Gesetzes versicherten Personen und die bevollmächtigten Leiter ihrer Betriebe; soweit die Unfall- Versicherung in Frage kommt, müssen diese Vertreter stimmberechtigte Mitglieder der Berufsgenossenschaft oder deren gesetzliche Vertreter oder bevollmächtigte Leiter ihrer Betriebe sein. Vorstehende Bestimmungen sind für den Ausschuß bei den Wahlen der Beisitzer maßgebend. Auch Herr Tischlermeister Sievert, in Firma Bänisch u. Co., Fruchtstr. 35. ist auf Grund dieser Bestimmungen gewählt worden. Herrn Rahardt und seinen Vorstand kann nur ein Mangel an Gesetzeskenntnis über die Wahl des Herrn Sievert in Erstaunen versetzt haben. Jedenfalls glauben die guten Leute, daß das Vorschlags r e ch t der Berufsgenossenschaft für den Ausschutz eine Wahl Pflicht bedeutet. Dem ist nicht so. Hat der Ausschuß(in diesem Fall die Herren Arbeitgeber des Aus- s ch u s s e s) die Ueberzeugung gehabt, daß der von der Berufs- genossenschaft in Vorschlag gebrachte Kandidat aus irgend welchen Gründen ungeeignet war, so war es und ist es sein gutes Recht, geeignetere Vorschläge zu machen und entsprechend zu wählen. Den Wunsch der Tischlerinnung: einseittg bei der Durchführung der soeialpolitischen Gesetze, zu Gunsten von Sonder- interessen, mitzuarbeiten, weise ich auf das ent- schiedenste zurück und glaube diese Zurückweisung auf den Gesamt- ausschuß ausdehnen zu dürfen. Die Mitgkieder des Ausschuffes sind redlich bemüht, im Rahmen des K 71 des Jnvalidenversicherungs- Gesetzes ihre Rechte zu wahren und gemeinsam zum Wohle der Ver- sicherten, der Angestellten und der Anstalt zu wirken. Das politische Glaubensbekenntnis des einzelnen ist bei unsrer gemeinsamen Arbeit kein Stein des Anstoßes gewesen, und es ist dringend zu wünschen, daß auch derallerentschiedenste Protest der Tischlerinnung und ihres Obermeisters" an der bisherigen Arbeitsfreudigkeit der Herren Mit- glieder des Ausschusses nichts ändern und daß die Anmaßung der Beschwerdeführer in der nächsten Ausschußsitzung die gebührende Antwort erhalten möge. Ed. Warnst, Vorsitzender des Ausschuffes der Landesversicherungs-Anstalt Berlin , Kolbergerstr. 7, II. Bon der Kirchennot. Am Sonntag hatte sich zu dem im Französischen Dom in Berlin angekündigten öffentlichen Gottesdienste nur eine Seele eingefunden, welcher infolge dessen die zlvar wenig erbauliche, imnrerhin doch erklärliche Mitteilung gemacht wurde, daß der Herr Pfarrer heute nicht predigen werde, da er für eine einzige Person doch keine Predigt halten könne. Nicht viel besser stehen, wie derselbe Augenzeuge vorbenannten Erlebnisses auf Grund langjähriger und vielseittger Erfahrung nachweisbar behauptet, die Verhältnisse vielen andern evangelischen Kirchen, woselbst die An- dächtigen im Durchschnitt nur nach einzelnen zählen und der Pfarrer fatalerweise genötigt ist, bei einer nach 30 000 und mehr Seelen zählenden Gemeinde in großer Kirche vor fast lauter leeren Bänken zu predigen. So wurde beispielsweise der