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Nr. 165. 21. Jahrgang.

1. Beilage des ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Sonnabend, 16. Juli 1904.

Saarabische Wissenschaft.

Litterarische Rundfchau.

Erst als die Lebensmittelpreise Mitte der 60er Jahre start aul Der ganze Jammer dieser der väterlichen Fürsorge des steigen begannen und die Arbeiter in dem bißchen Pachtlande die preußischen Bergfiskus überlassenen Grubensklaven kommt unbewußt Im Vorwärts" ist mehrmals ein Buch erwähnt worden, das um einzige Möglichkeit sahen, sich durch Selbsterbauung ihrer Kartoffeln zum Ausdruck in einer Rede des Saarbrückener Unternehmers Abg. feiner selbst willen diese Beachtung nicht verdiente; es hat nichts vor dieser Preissteigerung zu schützen, da ging die Kolonisation opelius im preußischen Abgeordnetenhause am 13. März 1890. Bedeutendes an fich. Aber es beschäftigt sich mit Saarabien und rascher vorwärts. Da hatte auch die Verwaltung ein Vorausgeschickt sei, daß die Bergverwaltung auf die Forderungen Saarabien ist in den jüngsten Tagen ein Gegenstand des öffentlichen Einsehen und besorgte den Leuten mehr Bachtland, was billiger der Arbeiter eine Broklamation erlassen hatte, in der sie hinsichtlich Interesses geworden. Und wie Saarabien weniger eine hervor war, wie entsprechende Lohnerhöhung. Außerdem war die Berg - der Arbeitszeit fagte, daß die Verkürzung der Schicht dem Wunsche ragende Erscheinung als vielmehr nur der Repräsentant eines Systems verwaltung darauf bedacht, ohne Zwang, durch die Macht des Bei eines großen Teiles der Belegschaft nicht entsprechen würde. Darüber ist, so auch das Buch, das unter dem Titel Sur focialen Entwicklung spiels, die Sitte des bergmännischen Grußes zu verallgemeinern und sprach nun Bopelius im Abgeordnetenhause und v. Brandt teilt aus im Saargebiet", von Dr. Alexander b. Brandt, kgl. Ne- die bergmännische Kleidung zu verbreiten." Sie errichtete berg biefer Stebe folgendes mit, das der Vergessenheit entrissen zu werden gierungs- Assessor, in dem bekannten socialpolitischen Verlage von männische Musikcorps und führte das stille Gebet vor der Einfahrt verdient: Dunder ut. Humblot in Leipzig , dem Schmoller Berlage, ein. Sehr billige Socialpolitik! Bis zu Beginn der 70er Jahre existierte in allen fiskalischen erschienen ist. Das Buch ist ein Lobgesang auf das patriarchalische Seitens der Regierung wie der Bergverwaltung wurde der Gruben bei Saarbrücken die achtstündige Schicht. Da kam die System und es ist wie dieses erfüllt von innerlicher Unwahrhaftigkeit. Organisation des Kirchen- und Schulwesens besondere Aufmerksam Gründerzeit, die hat natürlich große Ansprüche an die Kohlengruben Saarabien ist ein Musterbeispiel des patriarchalischen Systems, das feit zugewendet. Während die Sorge für das Schulwesen im wesent- gestellt, es wurde länger gefördert. Der Arbeiter war sehr damit unter dem Vorgeben, dem Wohle des Arbeiters zu dienen, willenlose lichen der Gemeinde oblag, gewährte die Bergbehörde den beiden einverstanden, da er dementsprechend mehr verdiente. Nun hat sich Arbeitstiere züchtet, die nicht einmal gut gefüttert sind. Das Buch Koufeffionen Erleichterungen für die Ausübung ihres Kultus durch nach und nach gezeigt, daß die längere Schicht einer ganzen Reihe des Regierungsassessors aus der Schule Schmollers giebt vor, ob- Zuweisung von Räumen." von Arbeitern persönlich sehr angenehm war, und es stellte sich jektiv zu beschreiben, wie die Dinge sind und es ist ein Muster- Der Verfasser muß also selbst mitteilen, daß die Schule von heraus, daß diejenigen Bergleute, die unmittelbar an der Grube beispiel tendenziöser Darstellung. Es netet die Thatsachen für den Gemeinden bezahlt wurde, zu deren Laften der Bergfiskus sich oder in der Nähe ihren Wohnsiz hatten, die kurze Schichtzeit haben feinen Zwed, es gleitet über unbequemte Dinge vorsichtig hinweg, beizutragen ausdrücklich geweigert hat, trotzdem aber schreibt er in wollten, während die von auswärts kommenden Arbeiter, die in den es will beweisen, daß es das Lebensglück des Arbeiters ausmacht, demselben Satze, Regierung und Bergverwaltung hätten dem Schul- Schlafhäusern wohnen und mir des Sonnabends nach Hauſe bon einem väterlichen Unternehmer vom Morgen bis wieder zum wesen Aufmerksamkeit zugewandt. Aufmerksamkeit vielleicht! Aber gehen, die längere Schichtzeit haben wollten. Die Gründe Morgen, von der Wiege bis zum Grabe am Gängelbande geführt zu werden Geld? Nee! Die Unterhaltung von Fortbildungsschulen wurde dem hierfür waren zweierlei. Auf der einen Seite haben sie und darum beweist es das. Der Regierungsassessor hat in der Knappschaftsverein überlassen, dessen Mittel zumeist von den Berg - einen größeren Berdienft mit nach Hause genommen, auf der Schule seiner historischen Volkswirtschaft gelernt, daß ein Arbeiter arbeitern aufgebracht wurden. andern Seite haben sie, wie sie sich ausdrücken, einen Jms( Imbik) mit 1000 oder 1500 m. Jahresverdienst ein behagliches Leben führt, Und dann zieht der Verfasser aus diesen Angaben das Facit: gespart; nämlich, wenn sie morgens eingefahren sind, haben sie bei folglich beweist er in seinem Buche, daß die saarabischen Arbeiter in Versucht man nun, sich ein Gesamtbild von den Verhältnissen der langen Schicht mittags ein zweites Frühstück in der Grube ge­Wohlhabenheit schwimmen. Diese flugschwätzenden" National- der Bergarbeiter- Bevölkerung am Ende der 60er Jahre zu machen, nommen, kamen um 5, 6 Uhr abends aus der Grube und aßen fo­ökonomen", Socialpolitiker, Assessoren usw. Wenn doch einer von so findet man neben nicht zu unterschäßenden Schattenseiten zahl- fort zu Abend, während sie bei der kurzen Schicht ein kleines Früh­ihnen vom Studium der Volkswirtschaft mal zur Pragis der Haus- reiche Bilder von Wohlergehen und Befriedigung, die zum Teil ein stick nahmen und um 3 Uhr ein Mittagessen kochen mußten; das wirtschaft überginge und den Versuch machte, mit 1000 oder Produkt des gefunden Bodens find, auf welchem der moderne Groß- hielt aber nicht aus bis zum andern Tage und sie waren gezwungen, 1500 M. im Jahre eine Familie zu ernähren. Die Augen würden betrieb sich aufgebaut hat, zum Teil aber bereits das Ergebnis eine zweite Mahlzeit zu sich zu nehmen. Das war der Grund, wes­ihm gar bald aufgehen über die Narretei seiner nationalökonomischen der staatlichen Fürsorge darstellen." Und am Ende halb ein Konflikt zwischen den Schlafhausleuten und den eingesessenen Schulflaufen! des Kapitels wird nochmals der Bestand von Einrichtungen zum Bergleuten entstand und ist deshalb die Bemerkung in der Prokla Wohle der Arbeiter" gepriesen. mation: Daß diese Wünsche nicht allen Bergleuten entsprechen würden", Und so geht das weiter. gerechtfertigt."

Man verstehe nicht falsch! Es liegt mir fern, die nationalökonomische Wissenschaft verächtlich zu machen. Aber wenn jemand, der niemals am eignen Leibe verspürt hat, wie ein Arbeiterleben thut, unter dem Aushänge­schilde der Wissenschaft zu beweisen versucht, daß es eigentlich nichts Besseres und Befriedigenderes giebt wie so ein Arbeiterleben: solche Wissenschaft ist dummes Geschwäß. Diefer Sorte Wissenschafts­bertreter ist nur anzuraten, gleich dem Regierungsrat Kolb es zus nächst einmal selbst mit der Arbeit zu versuchen. Die Wissenschaft

würde unterdes keinen Schaden erleiden.

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Die objektive Beschreibung ist überall gekennzeichnet durch die Das also find die Früchte einer mehr als zwanzigjährigen vorgefaßte Lehrmeinung, daß der Arbeiter zum Gehorchen und Ar- staatlichen Fürsorge", daß die damit beglückten Arbeiter möglichst beiten da sei, daß hoher Lohn dem Arbeiter nichts nüße, ihn ver- lange( 12, 13 bis 14 Stunden) arbeiten, um nicht ordentlich effen zu gnügungssüchtig und dann unzufrieden mache. So Seite 42: müssen; sie betäuben den Hunger mit Arbeit und die Bergver­Es ist ein alter, nicht genug zu betonender Erfahrungsgrundsatz, waltung, die sonst die Wünsche der Arbeiter unberechtigt findet, fieht dessen Richtigkeit durch die Untersuchung zahlreicher socialer Er- ausgerechnet in diesem unmenschlichen Zustande( vorausgesetzt, daß schütterungen zu erweisen ist, daß Aeußerungen der Unzufriedenheit die Behauptung in diefem Umfange überhaupt der Wahrheit ent Der Herr Regierungsassessor v. Brandt kennzeichnet seine Methode breiter Gesellschaftsschichten mit ihrer Lage nicht in Zeiten der Not, spricht) einen berücksichtigenswerten Faktor. Und die voraussetzungs­und seine Absichten in einer Vorbemerkung also: sondern gerade in Zeiten der Erleichterung, eines größeren Wohl. lofe Wissenschaft, die ihre Urteile mur aus der objektiven Prüfung " Die gerechte Beurteilung bestehender Verhältnisse ist nur auf befindens zu verzeichnen sind. Der Mensch, auf welchem die Not des der Thatsachen abzuleiten vorgiebt, hat dafür kein Wort der Kritik, Grund der Kenntnis des historisch Gewordenen möglich. Auch in den täglichen Lebens nicht mehr gleich schwer lastet, findet Mut und stammelt dafür Seite um Seite ihr Sprüchlein von der staatlichen großen Fragen der modernen Socialpolitit läßt sich nicht ein absolutes Lust zu Klagen und Beschwerden; der Geist der Kritik Fürsorge, Ehrenblatt in der preußischen Staatsverwaltung, be­Gut oder Böse unterscheiden. Die nämliche Formel auf alle Ver- wird wach und höheres Einkommen und gesteigerte Lebensbedürfnisse friedigende sociale Verhältnisse usw. usw. hältnisse anwenden wollen, heißt das frische Leben des Thatsächlichen lassen neue Lebensansprüche entstehen. So war denn schon zu Ende Dafür aber werden die unzufriedenen Arbeiter nach bewährter mit dem Maßstab grauer Theorie messen. Auch die Einzelerscheinung der 60er Jahre von den Arbeitgebern des Bezirks über die unter Scharfmachermethode abgefanzelt, wobei es übrigens auf einige muß erst historisch ergründet werden, bevor die Sonde der Kritik den Arbeitern herrschende Genuß und Vergnügungssucht Selbstwiderlegungen nicht antommt. So Seite 65: angelegt wird, will man nicht in den Fehler der orthodoxen Schule und die hierdurch verursachte unzufriedenheit Es begann nunmehr eine wahre Hochflut von Versammlungen Der Nationalökonomie zurückverfallen, die Welt durch die Brille und Not getlagt und der Besorgnis Ausdrud im Grubenbezirk. Der Vorsigende des Rechtsschutzvereins, Berg­aprioristischer Lehrmeinungen zu betrachten." gegeben worden, daß hierdurch der Boden für mann Nikolaus Warken , begleitet von einer Anzahl abgelegter Berg­Und dann macht er sich an die Beschreibung, bei der er von Die Gewerkvereins Agitation Lassallescher wie Teute, leitete diefelben. Die Redner gingen darauf aus, die Un­der aprioristischen Lehrmeinung ausgeht, daß die Socialpolitik des Sirsch Dunderscher Richtung bereitet werde... zufriedenheit zu erhalten und Anschuldigungen gegen die Behörde soda preußischen Staates bewundernswert ist und daß die bestehenden Wenn diese Besorgnis sich nicht bewahrheitete, so war dies wohl vorzubringen, um die Stimmung für einen neuen Streit zu Berhältnisse nichts zu wünschen übrig lassen. Gleich im Anfange der nicht zum mindesten auf den Umschwung der gewerblichen Konjunktur bereiten." Darstellung ist folgendes zu lesen: zurückzuführen, welcher mit dem Jahre 1878 einfegte."

Aber Seite 67:

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Die rapide Bermehrung der Bevölkerung des Saargebietes In diesem Kapitel werden die Veränderungen in Preisen und Warten wie Schröder warnten vor einem Streit und stellte die Verwaltung vor eine Reihe von neuen Aufgaben. Es Löhnen in den achtziger Jahren dargestellt; daraus geht, wenn man empfahlen Fefthalten an dem Verein. Die Versammlung bezweckte war nicht nur die Größe der Bevölkerungszunahme, sondern vor sich die Mühe nimmt, die auf verschiedenen Stellen verstreuten denn auch offenbar, zunächst die Bewegung in Fluß zu erhalten und allem auch der Charakter der aus den verschiedensten Landes- forrespondierenden Thatsachen zusammenzustellen, deutlich hervor, die Macht der Organisation nach außen zu zeigen." teilen auftrömenden Arbeiterschaft, welche den Behörden die daß wohl die Produktenpreise sehr erheblich, die Löhne aber nur um Seite 60: Es fchien, als ob jede Grube ihren Streit haben Verpflichtung auferlegte, den materiellen wie den ethischen ganz winzige Beträge gestiegen find. Wo die Arbeiter mehr ver- wollte." Intereffen der arbeitenden Bevölkerung erhöhte Aufmerksamkeit bienten, ermöglichten fie das nur durch Ueberarbeit. Das jagt Bei den einzelnen Bergleuten waren im allgemeinen keine zuzuwenden. Die zuwandernde Arbeiterschaft sezte sich aus den natürlich der voraussetzungslose Beschreiber nicht so. Er kleidet das Klagen über bestimmte Punkte zu hören, diese wurden erst von den verschiedensten Elementen zusammen. Es befanden sich darunter anders ein: Wortführern( vorher auswärtige Drahtzieher genannt. D. Rec.) Bayern, Hannoveraner, Sachfen, Nassauer, Franzosen und Böhmen ..Die Einheitsfäße der Accordlöhne änderten formuliert. Was an der Belegschaft der beteiligten Gruben wahr Es war eine Masse ohne Tradition und ohne andres Interfich zwar nur wenig, infolge der gesteigerten zunehmen war, war ein Sang zur Unzufriedenheit, die effe als das der Ausnutung der Verdienst- Produktion stellte sich jedoch der Verdienst höher. unklare Absicht, ihre Lage zu verbessern". gelegenheit Daß die sich hier für die staatliche Verwaltung er Sodann wurden auch die Schichtlöhne von 1887 ab ftellen teife Geite 70: Die Wandlung zeigte sich auch im äußeren Auf­gebenden Aufgaben erfolgreich gelöst wurden zu einer Zeit, wo noch bis zu 20 Prozent erhöht. Auf einzelnen Hütten wurden treten der Lente, über deren anmaßendes und von den modernen socialpolitischen Heilmitteln im allgemeinen wenig wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise Teuerungszulagen ehrerbietiges Verhalten von allen Seiten geklagt wurde. die Rede war, ist ein Ehrenblatt in der Geschichte der preußischen gewährt." Dieser Saz ist der Schluß eines Abschnittes, in dem eine In zahlreichen Versammlungen war der Vereinsvorstand bemüht, Staatsverwaltung. Die damaligen Maßnahmen haben den Grund außerordentlich günstige Periode der Eisenindustrie geschildert vor allem die westlichen Gruben, die im Frühjahr nicht gestreift au den befriedigenden focialen Verhältnissen worden ist. hatten, aufzuwiegeln.... Allmählich stellten sich auch aufreizende gelegt, beren sich die Gegenwart erfreut."*) Darauf folgt die Darstellung der Streifperiode von 1889 bis Nebensarten gegen die wohlhabenden Klassen ein. Die einzelnen Als die erste der socialpolitischen Maßregeln des Bergfistus wird 1893, die eingeleitet wird mit dem Versuch, eine Erklärung für das Forderungen traten verhältnismäßig in den Hintergrund, man schien nun die Ansiedelung der zugeströmten Bergarbeitermassen geschildert. Streiken zu finden. Diese Erklärung sei schwer zu geben. Am vor allem an dem Fordern überhaupt Gefallen zu Es wurden den Gemeinden Bergarbeiter- Kolonien angegliedert. Der nächsten komme man wohl der Wirklichkeit, wenn man vom Streif- finden." Verfaffer schildert dabei, wie durch die Ueberschwemmung der Dorf- fieber spreche. Die Streitstimmung raube dem Menschen den Seite 80: Die ganze Agitation lief hiernach auf nichts andres gemeinden mit Bergarbeitern die Laften der Gemeinden wuchsen, bie flaren Blid für das Wirkliche und Erreichbare. hinaus als auf eine Aufreizung der Begehrlichkeit der Massen. Das Gemeinden immer leistungsunfähiger wurden; die Kommunal­ſteuerrefte der Bergarbeiter erreichten eine ganz enorme Höhe. Die fähig waren, wird aus dem Folgenden ebenfalls zu ersehen sein, laffung der Schreier und Hetzer aus der Grubenarbeit zu sein." " Daß in gar manchen Beziehungen die Verhältnisse der Befferung einzige Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe schien daher die Ent­Einzugsgelder, welche zum Schutze der Gemeinde gegen ben und es mag zugegeben sein, daß die Neigung zur Arbeitseinstellung Buzug leistungsunfähiger Elemente bestimmt waren, wurden hierdurch verstärkt wurde. Daß aber auch nach der zahlreichen Anzeigen"( der Verfaffer war Gehilfe des Landrats) die dadurch unwirksam gemacht, daß sie bon ber Bergverwal- Behebung der Mißstände die Streitstimmung bestehen blieb Gewißheit entnommen, daß der Vorstand des Rechtsschutzvereins tung für ihre Arbeiter getragen wurden". Das wurde 10 und zu weiteren Arbeitseinstellungen führte, ist der eigentüm mit dem socialdemokratischen Lager" in Fühlung stand. Das An­arg, daß die Bergverwaltung sich in einzelnen Fällen zu lichen Geistesverfassung der Wassen zuzuschreiben, welche eine sehen des Vorstandes war zwar gesunken, ihm kam aber zu Hilfe", freiwilligen Zuschüssen für Wege, Brunnen, Wafferleitungen, Schulen 2c. Folge der Agitation bei Arbeitseinstellungen ist. daß auf mehreren Gruben folche Gebinge herabgesetzt wurden, verstand. Die Gemeinden hatten aber ein begreifliches Interesse baran, den Bergfistus, der diese Massen herangezogen hatte( zahlte Laufs, ihrer Gründe wimmelt von Widersprüchen und Bertuschungen, wurde auf die gleichzeitige Auszahlung von Remunerationen Die Darstellung der Bewegung, ihrer Forderungen, ihres Ver- bei welchen die verdienten Löhne nicht im richtigen Ver­hältnis zur Arbeitsleistung standen". Seitens der Agitatoren er doch sogar das Einzugsgeld für sie!) und aus ihrer Arbeit hohe so daß es ganz unmöglich ist, fie alle aufzuzählen, Nur einige ganz Gewinne herausschlug, rechtlich zu verpflichten zu Beiträgen zur frasse fönnen aufgedeckt werden. Es wird mitgeteilt, daß die Berg - der Arbeitsordnung an die Bergbeamten hingewiesen." Cine neue Vorschrift Gemeindeverwaltung. Da tamen fie aber schön an. Das lehnte leute im Mai 1889 die achtstündige Schicht forderten( Seite 56). in vernünftiger Weise zu regeln und namentlich zu verhindern, daß bezweckte die Lehrzeit die Lehrzeit der Bergleute der Bergfiskus rundweg ab. Es wurde dann der Verfuch gemacht, Seite 58 und 59 heißt es: durch Einführung von Kommunal- Einkommensteuerregulativen den Die Arbeiter hatten hinsichtlich der Arbeitszeit und der Löhne verhältnis zum Verdienste andrer industrieller fie schon in ganz jungen Jahren in den vollen und im Bergfistus zur Tragung der Kommunallasten mit heranzuziehen. Das nützte jedoch solchen Gemeinden nichts, in deren Gemarkung Forderungen gestellt, die von dem Bestehenden so weit abwichen, Arbeiter sehr hohen Lohn hineinwachsen, wie feine Grubenbaue lagen, obwohl sie von Bergarbeitern über- daß die Verwaltung sich im wesentlichen ablehnens bies bisher oft der Fall gewesen war". Die Neu­füllt waren. Das alles teilt der Verfasser selbst mit. Er berhalten und sich darauf beschränken mußte, fleinere Erregelung der Schlepperlöhne bezweckte zugleich die Ermäßigung der hat aber fein Wort der Kritit dafür, sondern nur leichterungen und wohlwollende Behandlung der Produktionskosten. Lob für die focialen Thaten der preußischen Staatsverwaltung. Die Beschwerdepunkte zuzusichern." Anstatt aus diesen offenkundigen Bedrückungen der Arbeiter Arbeiter dagegen sind ihm Leute, die nur Geld verdienen wollten, Seite 62 wird berichtet, daß die achtstündige Schicht bis zu durch die Verwaltung Behebung der Mißstände" genannt den nichts weiter. Und am Ende, was bedeutete denn seitens des Berg- Beginn der 70er Jahre bestanden hat. Seite 63:" Hinsichtlich der selbstverständlichen Schluß zu ziehen, daß unter solchen Umständen fistus die Förderung der Ansiedelung? Die Bauvorschüsse wurden Schichtdauer wie der Lohnhöhe hatte die Bergverwaltung erhebliche das Ausbrechen neuer Streits ganz natürlich war, sieht er im Gegen­zum größten Teil aus der Knappschaftstasie gegeben, das heißt aus Bugeständnisse gemacht." Und Seite 64:" Troß alledem sollte die teil auch darin nur wieder das Werf der Agitatoren und Heßer. Man Mitteln, die zum größten Teil von den Arbeitern selbst aufgebracht Streitbewegung noch nicht zum Stillstand kommen." war einig darin, daß der Streit unberechtigt sei". Eine waren. Troßdem Schritt die Kolonisation nur langsam voran". Also: die Bergleute fordern eine unerhörte Verkürzung der Betition an den Handelsminister war im anmaßendsten Tone" ge­" Die als das erstrebenswerte Ziel erkannte Räumung der Arbeitszeit, obwohl sie nur fordern, was schon bestanden hat; die halten. Als nach dem Mißglücken des Streits die Frechen , die sich Schlafhäuser schien in weite Ferne gerüdt". Wie es in diesen Bergverwaltung muß sich deshalb ablehnend verhalten, aber: fie die merkwürdige Behebung der Mißstände nach dem 89er Streit nicht Schlafhäusern zugegangen fein mag. in in denen der Mann hat erhebliche Bugeständnisse gemacht und die Bergleute bleiben un fo ruhig wie früher hatten gefallen lassen wollen, furzerhand ent ein Bett und einen halben Schrank hatte, erfahren wir aufrieden. Troß" Behebung der Mißstände". laffen wurden, so wirkte das nach Ansicht unsres Socialhistorikers aus dem Buche nicht, aber daß thre Räumung als Seite 67 wird mitgeteilt, daß die Seilfahrt( die Einfahrt in den vor allem ernüchternd". Die Agitation des Rechts­erstrebenswertes Biel angesehen wurde, läßt tief blicken". Doch Schacht auf einem Fahrstuhl) zur Schonung der Arbeiter eingeführt fch uz Vereins hatte ihren Meister gefunden". etliche Seiten weiter findet sich so nebenbei die Bemerkung: Bon worden sei. Aber Seite 61 heißt es: Die Ueberschichten( Ber - Bei der Reichstagswahl 1898 wurden nur wenige socialdemokratische der ganzen ca. 16 000 Mann starten Belegschaft fonnten/ als längerung der gewöhnlichen Schicht um 4 oder/ Schicht) wurden Stimmen abgegeben. ruhige, zuverlässige Arbeiterschaft betrachtet werden. 8u den wegen des guten Absages eingeschaltet und standen im 8u- Das günstige Ergebnis war aber zugleich der Festigkeit der übrigen gehörten die Schlafhausbewohner." Und fammenhange mit den auf den Tiefbauzechen großindustriellen Arbeitgeber zuzuschreiben, welche Socialdemokraten an einer andern Stelle heißt es, daß die Schlafhäuser einer be- eingeführten Seilfahrten." Das heißt also, man hat in ihren Betrieben nicht duldeten und einen Rechtsschutzverein für sonderen polizeilichen Revision unterstellt werden mußten. die durch die Seilfahrt ermöglichte Beitersparnis bei der Einfahrt die Fabritarbeiter, welcher sich im Jahre 1890 bildete, nicht auf­dazu benutzt, die Arbeiter zu längerer Arbeit in der Grube zu fommen ließ. Es war aber noch mehr als diese Pragis, was fich *) Die Hervorhebungen in diesem und allen andren Citaten rühren zwingen. Gleichwohl soll die Seilfahrt im Intereffe der Arbeiter in diesen kritischen Jahren bewährt hatte: Das ganze focial. bom Recensenten her. eingeführt sein. Ipolitische System, welches durch die Uebung

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